Kung Fu Panda 4 (2024)

Regie: Mike Mitchell
Original-Titel: Kung Fu Panda 4
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Animation
IMDB-Link: Kung Fu Panda 4


Nach seiner Bestimmung, innerem Frieden und seiner Familie muss Panda Po in seinem vierten Abenteuer nun etwas finden, was ihm gar nicht behagt: Einen Nachfolger. Meister Shifu eröffnet ihm, dass er künftig nicht mehr der Drachenkrieger sein darf, sondern als spiritueller Führer über das Dorf und das Tal des Friedens wachen soll. Wir erleben also quasi das angewandte Peter-Prinzip: Po wird bis zur Position seiner größten Inkompetenz befördert. Das schmeckt ihm natürlich nicht so gut, denn das, was er am Kung Fu am meisten liebt, ist es, in Hintern zu treten. Also nützt er gleich die Gelegenheit, mit einer dubiosen Füchsin, die er in den Bau gesteckt hat, abzuhauen, um noch mal ein großes Abenteuer zu erleben anstatt im Tal des Friedens zu bleiben und andere die Drecksarbeit erledigen zu lassen. Dass er sich dabei mal wieder etwas übernimmt, überrascht nur wenig. Seine Gegnerin ist aber auch fies: Das Chamäleon, das konsequenterweise jede Gestalt annehmen kann, das es will, und das auf Meister Ugwes Wanderstab scharf ist, den Po weitervererbt bekommen hat. Dieser kann nämlich das Tor zum Geisterreich öffnen, und dass es keine gute Idee ist, wenn sich ein größenwahnsinniges Chamäleon mit Beziehungen zur Unterwelt dieser bedient, versteht sich von selbst. Also macht Po mal wieder neue Lernerfahrungen zu den Themen Vertrauen, Schicksal und Akzeptanz des eigenen Platzes im Leben. So weit, so gewohnt. „Kung Fu Panda 4“ unter der Regie von Mike Mitchell erfindet weder das Rad noch Kung Fu neu – der Gag des in Martal Arts bewanderten Flauschpandas hat sich mittlerweile etwas abgenutzt. Allerdings versprüht der Film viel Energie, flotte Sprüche und die eine oder andere wirklich sehr witzige Kampfszene, sodass diese weitere Fortsetzung auf jeden Fall über dem dritten Teil, dem bislang schwächsten, anzusiedeln ist. Allerdings hat man auch das Gefühl, dass die Geschichte des Pandas nun wirklich auserzählt ist.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von DreamWorks Animation – © 2023 DreamWorks Animation. All Rights Reserved., Quelle: http://www.imdb.com)

Red Eye (2005)

Regie: Wes Craven
Original-Titel: Red Eye
Erscheinungsjahr: 2005
Genre: Thriller
IMDB-Link: Red Eye


Nun hat also Cillian Murphy seinen Oscar. Wohlverdient, wie viele meinen, auch wenn ich persönlich in dieser Award-Season Paul Giamatti für seine wunderbar vielschichte Darstellung in The Holdovers vorne gesehen hätte. Dass Murphy aber ebenfalls ein Könner seines Fachs ist, steht außer Frage. Das blitzt auch in Wes Cravens Thriller „Red Eye“ aus dem Jahr 2005 mit Rachel McAdams als Hauptdarstellerin durch, wenngleich Cravens Zugang zum Kino mit Sicherheit ein anderer ist als jener von Christopher Nolan. Der Plot ist schnell erzählt: Auf einem Nachtflug erfährt die Hotelmanagerin Lisa, dass ihr sympathischer und hilfsbereiter Sitznachbar auf diesem Flug nicht ganz zufällig auf eben diesem Sitz Platz genommen hat. Schichtet sie den prominentesten Hotelgast, ein Minister des Kabinetts der Vereinigten Staaten nämlich, nicht in eine andere Suite um, muss ihr Vater, der ahnungslos zuhause vor dem Fernseher sitzt, dran glauben. Bis zur Landung muss Lisa dieses Ziel erreichen (was dank Board-Telefone eigentlich nicht allzu schwierig sein sollte), ansonsten ruft der freundliche Herr mit dem sprechenden Namen Jackson Rippner seinen Spezi an, der vor dem väterlichen Haus wartet, und das will ja keiner. Kooperiert Lisa, kommen alle wunderbar aus der Sache raus – mit Ausnahme des Ministers natürlich. Doch Lisa ist zäher, als der Auftragskiller erwartet, und so entspinnt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, das nach der Landung seine Fortsetzung findet. Zugegeben, die Geschiche ist recht dünn. Eine Oscarnominierung für das beste Drehbuch durfte man dafür nicht erwarten, und die ist schließlich auch nicht eingetreten. Aber McAdams und Murphy machen ihre Sache gut, und oft liegt ja in der Kürze die Würze. Es muss nicht immer ein wahnsinnig komplexer Plot sein, den man nur mit Hochschulabschluss versteht, sondern oft reicht es aus, zwei Menschen mit sehr gegensätzlichen Interessen in einem engen Raum einzusperren und aufeinander wirken zu lassen. Voilà – fertig ist der Thriller. „Red Eye“ ist mit Sicherheit kein Film, der einem noch lange im Gedächtnis bleibt und zu dem man immer wieder zurückkehrt, doch für die Dauer der Sichtung unterhält er auf gutem Niveau, was vor allem an McAdams liegt, die ihre Lisa glaubwürdig und sympathisch anlegt und somit eine Figur schafft, mit der man sich identifizieren kann. Insgesamt ist „Red Eye“ wohl als überdurchschnittliches B-Movie einzuordnen, aber es muss ja nicht immer das Haubenmenü sein. Manchmal schmeckt es am Würstlstand eben auch gut.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Dune: Part Two (2024)

Regie: Denis Villeneuve
Original-Titel: Dune: Part Two
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Dune: Part Two


Es hat ein bisschen gedauert, bis ich den zweiten Teil von Denis Villeneuves „Dune“-Saga, basierend auf den Romanen von Frank Herbert, im Kino sichten konnte. Und es hat noch ein bisschen Zeit beansprucht, um den Film einzuordnen und zu bewerten. Denn eine Bewertung von 9,5 Kürbissen zückt man nicht so schnell. Diese Bewertung ist ausschließlich Meisterwerken der Filmgeschichte vorbehalten, quasi der (natürlich subjektiv bewerteten) qualitativen Speerspitze des Kinos. Doch in diese illustre Runde reiht sich meiner Meinung nach der zweite Teil der Saga rund um Paul Atreides (Timothée Chalamet) und den Wüstenplaneten ein. Und diese Einschätzung kommt nicht durch die verklärte Brille eines Dune-Fans zustande, da ich ehrlicherweise das Buch gar nicht mochte. Aber was Villeneuve und sein Team hier schaffen, ist immersives Kino, das neue Maßstäbe setzt. Was die „Herr der Ringe“-Saga vor zwanzig Jahren war, nämlich überwältigendes Abenteuerkino, das in Opulenz, Ausstattung und Aufwand die Latte für alle kommenden Filme ein gutes Stück höhergelegt hat, ist nun die „Dune“-Reihe für das heutige Kino. Qualitativ ist alles noch ein Stück besser, als man es bisher je gesehen hat. Doch was nützt die beste Technik, was bringen die eindrucksvollsten Bilder, wenn die Geschichte langweilig oder die Figuren blass bleiben? Doch auch diesbezüglich geht „Dune: Part Two“ keine Kompromisse ein. Trotz einer Länge von fast drei Stunden fühlt sich der Film kurzweilig an, er hat keine einzige fade Minute. Und auch die Darsteller:innen, die zugegebenermaßen in einem Science Fiction-Setting weniger Facetten zeigen müssen als in einem Arthouse-Drama, machen ihre Sache außerordentlich gut und spielen ihre Figuren mit der größtmöglichen Ambivalenz, die die Geschichte hergibt. Besonders hervorheben muss man an dieser Stelle den Neuzugang Austin Butler, der die Rolle des narzisstischen, soziopathischen Feyd-Rautha Harkonnen (eine Rolle, mit der sich Sting im David Lynch-Film von 1984 etwas übernommen hat) mit Verve und Charisma füllt, sodass es aus heutiger Sicht gar nicht mal unwahrscheinlich erscheint, dass „Dune: Part Two“ in der nächsten Award-Season auch in den Schauspielerkategorien berücksichtigt werden könnte. „Dune: Part Two“ ist also in jeglicher Hinsicht gelungen, das ist Überwältigungskino im besten Sinne und ein Film, der die große Leinwand zwar nicht braucht, diese aber brillant zu nutzen weiß. Kino ist nicht tot. Kino wurde nur in die Wüste geschickt, und dort fühlt es sich pudelwohl.


9,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Poor Things (2023)

Regie: Giorgos Lanthimos
Original-Titel: Poor Things
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama, Komödie
IMDB-Link: Poor Things


Der griechische Regisseur Giorgos Lanthimos sieht die Dinge ein wenig anders als die meisten anderen Menschen, wie sich schon in vielen seiner Filme wie etwa The Lobster oder The Killing of a Sacred Deer gezeigt hat. The Favourite – Intrigen und Irrsinn mit einer Oscar-prämierten Olivia Colman und den ebenfalls nominierten Rachel Weisz und Emma Stone war da schon seine zugänglichste Arbeit der letzten Jahre. Mit Emma Stone hat er sich (zusammen mit Willem Dafoe, Mark Ruffalo und Ramy Youssef und Kathryn Hunter in tragenden Nebenrollen) erneut zusammengetan, um ihr in einer Art feministischer Frankenstein-Adaption, basierend auf dem gleichnamigem Roman von Alasdair Gray, die Möglichkeit zu geben, ihren zweiten Oscar zu gewinnen, den sie für „The Favourite“ noch verpasst hat. Emma Stone und Giorgos Lanthimos – das passt einfach. Und seltener war ein Oscargewinn für die beste Schauspielleistung verdienter als für Stone in „Poor Things“. Sie spielt sich nicht nur die Seele aus dem Leib, sondern eben jene in den Leib der von einem genialen Chirurgen zusammengeflickte Bella Baxter hinein. Die hat nämlich eine irre Vorgeschichte: Nach einem geglückten Suizid-Versuch wird sie von Dr. Godwin Baxter (ein monströs entstellter Willem Dafoe) gefunden, das das Gehirn ihres ungeborenen Kindes in den Leib der Verstorbenen verpflanzt. Zu Beginn lernen wir das Kind im Körper der Frau kennen, doch die Fortschritte, die sie macht, sind gewaltig, und bald beginnt sie, sich von ihrem Schöpfer zu emanzipieren. Sie brennt mit dem windigen Lebemann und Anwalt Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo, der auch längst überfällig für den Goldjungen ist) durch und entdeckt auf ihrer Reise nicht nur die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen, sondern auch die Freuden des Lebens, ihre Sexualität und auch das Leid, das durch die Ungerechtigkeit der Welt verursacht wird. Bella begegnet diesem allerdings nicht mit dem Zynismus ihrer Mitmenschen, sondern mit dem reinen Herzen der Unschuld. Eine denkwürdige Figur! Und als wäre die Geschichte nicht schon interessant genug, verpackt sie Lanthimos noch dazu in einer fantastischen, märchenhaften Kulisse, die einen staunen lässt. „Poor Things“ ist ein Gesamtkunstwerk, das allerdings gerade durch die Verfremdung greifbar wird. Denn vor diesem Hintergrund der Verfremdung tritt das Universelle der Geschichte und ihrer Figuren hervor. So ist Lanthimos‘ bislang experimentellster Film gleichzeitig sein vielleicht auch zugänglichster.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

The Marvels (2023)

Regie: Nia DaCosta
Original-Titel: The Marvels
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: The Marvels


Das MCU, das Marvel Cinematic Universe, hat mittlerweile Ausmaße erreicht, die an Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ erinnern, nur dass Proust wahrscheinlich einfacher zu verstehen ist. Denn ein Problem ist nicht mehr von der Hand zu weisen: Kennt man nicht alle Filme, alle Serien und weiß der Kuckuck noch, was alles zum Universum gehört, hat man so gut wie keine Chance, sich in den selbstreferenziellen Werken zurechtzufinden. Eine Erleichterung immerhin ist, dass diese Filme und Serie trotz dieses offensichtlichen Problems immer noch recht einfach gestrickt sind: Bösewicht will Böses tun, die Guten haben lustige Fähigkeiten, die dabei helfen, die Schurken zu besiegen und am Ende ist die Welt, das Universum und der ganze Rest gerettet. Auf dem Weg dahin gibt es Schlägereien und Laserwaffen. Und im Falle des viel gescholtenen „The Marvels“ von Nia DaCosta jede Menge Cat Content, der zur Unterhaltung beiträgt, und eine Bollywood’sche Gesangseinlage, die das nicht tut. Ist die massive Kritik, die immer wieder über das neueste Abenteuer aus der Marvel-Schmiede zu lesen ist, gerechtfertigt? Nun, die ist wohl in vielen Fällen zu harsch. Zwar scheitert auch „The Marvels“ daran, die hohe Messlatte, die die Russo-Brüder mit den Avengers-Filmen oder James Gunn mit der Guardians of the Galaxy-Reihe gelegt haben, auch nur annähernd zu erreichen, doch sind die interstellaren Keilereien der drei toughen Damen, die sich aufgrund einer schicksalshaften physikalischen Verschränkung zusammentun müssen (Brie Larson als Captain Marvel, die sich allmählich mit dem Schicksal angefreundet hat, eben diese spielen zu müssen, Teyonah Parris als Monica Rambeau und Iman Vellani als Fangirl Ms. Marvel, die allen die Show stiehlt) immerhin kurzweilig in Szene gesetzt. Die ökonomische Laufzeit von 105 Minuten erlaubt auch keine Seitenschlenker, die die Story noch unverständlicher machen würden. Für einen gemütlichen Abend im Patschenkino passt das schon.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Marvel Studios/Courtesy of Marvel Studios – © 2023 MARVEL., Quelle: http://www.imdb.com)

Jane Eyre (2011)

Regie: Cary Joji Fukunaga
Original-Titel: Jane Eyre
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Drama, Liebesfilm
IMDB-Link: Jane Eyre


Wenn eine Geschichte 1,5 Jahrhunderte nach ihrem Erscheinen immer noch Bedeutung genießt und immer wieder neu verfilmt wird, kann man auf jeden Fall von einem zeitlosen Stoff sprechen. Da ist es dann auch egal, wenn die Protagonisten seltsam gewandet auf Pferden reiten und in düsteren Herrenhäusern wohnen. Es liegt also etwas Universelles in Charlotte Brontës Roman „Jane Eyre“, 2011 von Cary Fukunaga mit Mia Wasikowska und Michael Fassbender in den Hauptrollen verfilmt. Das Universelle: Das Streben nach Selbstbestimmung, denn Jane Eyre, die mittellose Waise, die als Gouvernante im Haus des Adeligen Edward Fairfax Rochester zu arbeiten beginnt, hat trotz ihrer Jugend und der harten Zeiten, die sie erlebt hat, immer den Kopf oben und vertritt ihre eigene Meinung. Ebenfalls universell: Die Geheimnisse, die viele Leben umgeben – in diesem Fall ausgedrückt durch mysteriöse Geräusche in der Nacht und das manchmal erratische Verhalten des Hausherren. Auch wenn Fukunaga diese Geheimnisse als spannende Gruselgeschichte einbaut, so lautet dennoch die dahinterliegende Frage: Wie gut kennen wir uns und unsere Gefährten denn wirklich? Wo liegen die finsteren Ecken, in die niemand hineinschauen kann und in die man nicht einmal selbst hineinschauen möchte? Und das vielleicht Universellste überhaupt an Jane Eyre: Die Liebe zwischen zwei Menschen, die zunächst unterschiedlicher nicht sein könnten und doch zueinander finden. Es ist keine Überraschung, dass die Geschichte auch heute noch ihre Fans hat. Fukunaga setzt diese mit viel Liebe für viktorianische Opulenz um, bringt aber einen modernen Anstrich ein, der sich beispielsweise in der Inszenierung der Gruselmomente zeigt. Das bewahrt den Film davor, zu einem routinierten Kostümfest zu verkommen, in dem sich schöne Menschen in schönen Kleidern anschmachten. Allerdings hätte die Inszenierung durchaus noch einen Tick subversiver und gewagter sein dürfen – die Vorlage hätte das hergegeben.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Killers of the Flower Moon (2023)

Regie: Martin Scorsese
Original-Titel: Killers of the Flower Moon
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama, Krimi, Western, Historienfilm
IMDB-Link: Killers of the Flower Moon


Die 96. Oscarverleihung ist nun schon wieder Geschichte, und der wohl größte Verlierer des Abends war Martin Scorseses „Killers of the Flower Moon“. Zehnmal nominiert ging er am Ende des Tages ohne einzigem Goldglatzkopf nach Hause. Der Film scheint die Meinungen zu spalten. Sehen die einen ein bildgewaltiges Meisterwerk, können sich die anderen kaum die 3,5 Stunden lang wach halten. Als waschechter Österreicher berufe ich mich mal wieder auf die Neutralität und versuche ganz opportunistisch eine Position in der Mitte zu finden. Auf der Plusseite dieses ambitionierten Werks stehen eine durchaus interessante Geschichte rund um die vielfachen Morde an Stammesmitgliedern der Osage, die durch Ölfunde auf ihrem Land zu Reichtum gelangten (wie so oft gelingt es Scorsese, die dunklen, eher verschwiegenen Kapiteln der amerikanischen Geschichte zu Tage zu bringen und aus ihnen eine Art Zustandsbeschreibung der heutigen Welt abzuleiten) sowie eine sehr eigene und einzigartige, fiebrige Atmosphäre, die durch formvollendete Bilder, aber auch einem genial reduzierten Soundtrack von Robbie Robertson getragen wird. Auch der Cast weiß zu überzeugen, wenngleich Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle des gierigen und etwas naiven Handlangers Ernest Burkhart die Mundwinkel etwas zu weit nach unten hängen und er so fast schon eine Karikatur seines Charakters schafft, und ich Lily Gladstones konzentrierte Darstellung zwar mag, aber nicht als so überragend empfinde wie manch andere Kritiker. Dafür zeigt Robert DeNiro, dass er es immer noch kann, wenn er will, und ausnahmslos alle Nebenrollen sind perfekt gecastet. Aber man muss schon auch über das Thema Ambition reden. Diese ist in jeder Einstellung des Films merkbar – Scorsese wollte hier einmal mehr das große amerikanische Epos schaffen. Und so packt er so gut wie alles in den Film hinein, ohne sich darum zu scheren, ob ihm da Publikum dabei folgen kann oder will. So schleppt sich die erste Stunde des Films recht ereignislos dahin, nur getragen von der interessanten Atmosphäre, und man muss schon Geduld beweisen, bis es mal ein wenig zur Sache geht und der Film Fahrt aufnimmt. Wenn dieser Punkt erreicht ist, zieht das Tempo aber an und Scorsese spielt all seine Stärken aus. Ein Meisterwerk ist der Film daher aufgrund dieses uneinheitlichen Tempos nicht, aber dennoch gehört er mit Sicherheit zu den stärkeren Beiträgen des vergangenen Kinojahrs, der aber vielleicht im Heimkino sogar noch ein Stück besser aufgehoben ist, da bei 3,5 Stunden die Blase dann doch mal ein wenig zu drücken beginnt.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Prestige – Die Meister der Magie (2006)

Regie: Christopher Nolan
Original-Titel: The Prestige
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Thriller, Drama
IMDB-Link: The Prestige


Christopher Nolan gilt als einer der neuen Säulenheiligen Hollywoods – verbindet er doch Blockbuster-Kino mit Anspruch. Es scheint fast, als hätte es eine Ära „Vor Nolan“ gegeben, in der entweder hirnlose Straßenfeger gedreht werden konnten (die meisten Action-Filme davon von Michael Bay, dem ungekrönten König der bombastischen Explosionen, während sein Bruder im Geiste Roland Emmerich das Genre der Science Fiction-Katastrophenfilme besetzte), oder anspruchsvolles Arthouse-Kino, das dann in Programmkinos vor einer einstelligen Zahl an Zuschauern gezeigt wurde. Christopher Nolan verbindet diese beiden Welten und beweist, dass man für breitenwirksame Unterhaltung nicht den Anspruch komplett über Bord werfen muss. „The Prestige“ aus dem Jahr 2006 mit Hugh Jackman und Christian Bale in der Hauptrolle zweier rivalisierender Magier (mit einem exquisiten Support Cast um sie herum: Michael Caine, Scarlett Johansson, Rebecca Hall, Piper Perabo, Andy Serkis, David Bowie) ist eines von mittlerweile vielen Beispielen des Nolan’schen Schaffens intelligenter Blockbuster. Während viele ähnlich gelagerte Thriller den Fehler machen, sich zu sehr auf den Plot-Twist zu verlassen, ohne diesen ausreichend vorzubereiten, führt jede Filmsekunde in „The Prestige“ auf den entscheidenden Moment am Ende zu, der selbst einen M. Night Shyamalan neidisch werden lässt. Und das ist große Kunst, denn so wird aus „The Prestige“ ein Werk wie aus einem Guss, in dem sich alles der (spannend inszenierten) Geschichte unterordnet. Dazu kommt Nolans grandioses Gespür für Ausstattung und Atmosphäre, die den Zuseher gänzlich eintauchen lassen in diese seltsame Welt, in der nichts ist, was es zu sein scheint. Und dabei handelt die Geschichte im Grunde von nichts mehr als zwei Egomanen, deren angekratztes Ego zu immer extremeren Maßnahmen verleitet bis hin zur vollständigen Selbstaufgabe nur um des Ruhmes willen. Kann man davon eine Aussage zur heutigen Lage der Gesellschaft ableiten? Vermutlich. Und das macht „The Prestige“ nicht nur spannend, sondern auch zeitlos.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Die nackte Kanone 33 1/3 (1994)

Regie: Peter Segal
Original-Titel: The Naked Gun 33 1/3: The Final Insult
Erscheinungsjahr: 1994
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Naked Gun 33 1/3: The Final Insult


Einmal geht’s noch. Zwar ist Frank Drebin (Leslie Nielsen) schon im wohlverdienten Ruhestand und kümmert sich um den Haushalt, doch das Verbrechen geht nicht in Pension. Und so liegt es einmal mehr an Drebin, die Welt zu retten, nachdem ihn sein ehemaliger Vorgesetzter zurück in den Dienst beordert. Das wiederum missfällt Drebins Frau Jane so sehr, dass sie sich einfach aus dem Staub macht. Doch was hilft gegen Liebeskummer? Genau – ein Ausflug in die Natur, und so verspricht eine Wanderung über Anna Nicole Smiths Hügellandschaft die Ablenkung, die ein hart gesottener Kerl mit einer Mission benötigt, um sich nicht vom Trennungsschmerz erdrücken zu lassen. Zunächst muss sich aber Drebin erst einmal undercover in ein Gefängnis einschleusen, um den sinisteren Plänen des Verbrechers Rocco Dillon (Fred Ward) auf die Schliche zu kommen. Dieser plant Übles: einen Anschlag auf die Oscar-Verleihung. Und schon steuern wir auf das vielleicht aberwitzigste Finale der gesamten Filmparodie-Trilogie zu, live und in Farbe. Danach muss man aber auch sagen: Das reicht dann auch. Zwar zünden die Gags immer noch, und Leslie Nielsens staubtrockenes Spiel führt zu tränennassen Augen, aber es ist schon gut, dass es keinen vierten Teil mehr gab, denn man hätte nicht mehr viel neuen Irrsinn einbauen können. Anders als Gulasch werden Witze, die aufgewärmt werden, nicht besser. Trotzdem ist „Die nackte Kanone 33 1/3“ ein gelungener Abschluss der Filmreihe, die Leslie Nielsen unsterblich gemacht hat und – das ist jetzt eure heilige Pflicht, ihr Leserinnen und Leser dieses Blogs – von Generation zu Generation weitergetragen werden muss.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Die nackte Kanone 2 1/2 (1991)

Regie: David Zucker
Original-Titel: The Naked Gun 2 1/2: The Smell of Fear
Erscheinungsjahr: 1991
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Naked Gun 2 1/2: The Smell of Fear


Ein reicher Industrieller möchte verhindern, dass alternative Energieformen gefördert werden, also schmiedet er ein Komplott, das sicherstellen soll, dass die Menschheit auch weiter mit Kohle, Öl und Atomenergie heizt. Was nach dem Parteiprogramm der FPÖ klingt, ist in Wahrheit der Plot des zweiten Nackte Kanone-Films. Und wieder hängt das Schicksal der Menschheit an einem Mann: Lieutenant Frank Drebin, Spezialeinheit. Doch der hat zunächst andere Sorgen, leidet er doch unter Liebeskummer. Seine Beziehung zu Jane (Priscilla Presley) war von nicht allzu langer Dauer und nun wirft sich die dem schmierigen Quentin Hapsburg (Robert Goulet) an den Hals. Dieser Fall ist also eine persönliche Angelegenheit für Frank Drebin. Kann er die Welt und seine Liebe retten? „Die nackte Kanone 2 1/2“ ist eine gelungene Fortsetzung des ersten Films, auch wenn er dessen anarchische Brillanz nicht ganz erreicht. Dafür bietet der zweite Teil die vielleicht lustigste Musikeinlage der Geschichte, wenn Pianist Sam das alte Lied noch einmal, nur noch ein einziges Mal spielen soll. Allein dafür gibt es schon ein Kürbis-Upgrade von soliden 6 auf 6,5 Kürbisse. (Außerdem: Eine Fortsetzung mit der Nummerierung 2 1/2 kann gar nicht mit ganzen Kürbissen bewertet werden, das wäre ein Sakrileg!) Leslie Nielsen trägt erneut den Film, doch diesmal haben auch seine Mitstreiter George Kennedy als Captain Ed Hocken und O. J. Simpson (ja, ganz genau der!) als Nordberg mehr zu tun als im ersten Film, was sie mit gutem Gespür für Timing und Komik meistern. Aber natürlich lässt sich sagen, dass die Nackte Kanone-Filme nie ohne das Genie von Leslie Nielsen funktioniert hätten, dessen seriöses Geschau das perfekte Gegengewicht zum infantilen Humor des Films darstellt und diesen dadurch erst so richtig lustig werden lässt.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)