Seien wir ehrlich: 2023 hätte besser sein können. Abgesehen von geopolitischem Scheißdreck, der in diesem Jahr (erneut) passiert ist, wurde ich persönlich mal wieder daran erinnert, dass Gesundheit das höchste Gut ist – was auch zu einer unfreiwilligen längeren Kinopause führte. Immerhin gab das Kino auf der Habenseite insgesamt ein kräftiges Lebenszeichen von sich – 2023 stand ganz im Zeichen von „Barbenheimer“. Und auch an mir ging dieser Hype nicht vorüber. Gleich vorweg gesagt: Beide Filme führen auch meine Top30-Liste des Jahres an. Generell stand das Filmjahr 2023 bei mir mehr im Zeichen der Qualität als in jenem der Quantität. 204 Filme habe ich im vergangenen Jahr gesehen, davon 108 Erstsichtungen, viele davon ältere Filme, die nicht ins Filmjahr 2023 gehören. In dieses rechne ich wie üblich alle Neuerscheinungen zu, die ich 2023 im Kino gesehen habe, sowie Neuerscheinungen aus dem Jahr 2023 auf Streaminganbietern. Immerhin 56 Filme bleiben nach dieser Filterung noch übrig, die sich für meine Jahreliste qualifizieren (davon 40 Kinobesuche und 16 Streaming-Sichtungen). Einige hochgelobte Filme des Jahres wie zB Martin Scorseses „Killers of the Flower Moon“ oder Jonathan Glazers „The Zone of Interest“ fehlen mir noch, dafür hat es beispielsweise „Avatar: The Way of Water“ oder „Tár“ aus 2022 noch in die Jahresliste 2023 geschafft, da ich den Film erst Anfang 2023 gesehen habe.
Aber hier nun meine Top30 des Jahres 2023:
Platz 1: Barbie von Greta Gerwig – 9,5 Kürbisse
Man kann ja kontrovers darüber diskutieren, aber für mich ist „Barbie“ von Greta Gerwig schlicht ein perfektes Meisterwerk doppelbödiger Unterhaltung. Wenn Blockbuster-Kino immer so witzig, temporeich, hintersinnig und launig aufgebaut ist wie „Barbie“, muss man sich um das Kino generell keine Sorgen machen.
Platz 2: Oppenheimer von Christopher Nolan – 9,0 Kürbisse
„Oppenheimer“ ist ein sperriger Film, aber einer, dessen Faszination man sich kaum entziehen kann. Großes Handwerk mit überragenden darstellerischen Leistungen, intelligent verschachtelt, dabei aber auch nicht zu kompliziert gehalten. Für mich einer von Nolans besten Filmen.
Platz 3: Riddle of Fire von Weston Razooli – 9,0 Kürbisse
Wahrscheinlich ist diese Indie-Perle so ziemlich das Gegenteil des wuchtigen Epos „Oppenheimer“ auf Platz 2. Weston Razooli spinnt hier mit einfachsten Mitteln, aber einer Überdosis Charme ein abenteuerliches Märchen, das pure Liebe ans Geschichtenerzählen ausdrückt.
Platz 4: The Holdovers von Alexander Payne – 9,0 Kürbisse
Alexander Paynes bester Film und Paul Giamattis beste Rolle – und das heißt was, wenn man sich vor Augen hält, dass beide schon kongenial in „Sideways“ zusammengearbeitet haben. Aber Giamatti als zynischer Geschichtslehrer, der in einer Eliteschule über die Weihnachtsferien mit einigen zurückgelassenen Schülern die Stellung halten muss, bietet die Show des Jahres.
Platz 5: Anatomie eines Falls von Justine Triet – 8,5 Kürbisse
Der Cannes-Gewinner dieses Jahres überzeugt mit einer klug aufgebauten, handwerklich herausragend inszenierten Geschichte, aber noch mehr mit Sandra Hüllers Spiel, das ihr nun wohl sämtliche Türen in Hollywood geöffnet haben. Bei aller Liebe für Margot Robbies Barbie, aber der Oscar muss an Hüller gehen.
Platz 6: Tár von Todd Field – 8,5 Kürbisse
Wenn wir schon von schauspielerischen Meisterleistungen sprechen, sei natürlich auch Cate Blanchett erwähnt, die in „Tár“ eine der besten Darstellungen ihrer Karriere abliefert. Todd Fields Film ist unbequem und weit davon entfernt, ein Crowdpleaser zu sein, aber in Inhalt und Aussage ein ganz starkes Stück Kino, das Diskussionen anregt.
Platz 7: All the Beauty and the Bloodshed von Laura Poitras – 8,0 Kürbisse
Die einzige Dokumentation in meinen Top30. Neujahrsvorsatz für 2024: Mehr Dokumentationen schauen. „All the Beauty and the Bloodshed“ von Laura Poitras ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie interessant und mitreißend dokumentarische Filme sein können. Eine Mischung aus Künstlerporträt und Anklage gegen die Reichen und Mächtigen: Ein Must See!
Platz 8: Spider-Man: Across the Spider-Verse von Joaquim Dos Santos, Kemp Powers und Justin K. Thompson – 8,0 Kürbisse
Die animierte Spider-Man-Trilogie ist mit Abstand der bislang beste Beitrag zur Spider-Man-Saga. Nichts gegen Tobey Maguire, dessen Spider-Man immer noch ein Fan-Liebling ist, aber in Sachen Tempo, Witz und Kreativität schlagen die animierten Filme die Original-Trilogie bei weitem. „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ ist hierbei keine Ausnahme.
Platz 9: Robot Dreams von Pablo Berger – 8,0 Kürbisse
Und gleich noch ein animierter Film, diesmal einer, der sogar komplett ohne Dialog auskommt. In einem New York, das von Tieren bevölkert ist, bestellt sich ein einsamer Hund einen Roboterfreund via Teleshopping. Pablo Berger gelingt es, mit dieser einfachen Geschichte komplexe humane Fragen anzusprechen.
Platz 10: The Old Oak von Ken Loach – 8,0 Kürbisse
Ken Loachs neuester Film über eine ehemalige Industriestadt im Nordosten Englands und deren Umgang mit syrischen Flüchtlingen ist vielleicht handwerklich nicht perfekt, aber so warmherzig und menschlich, dass man sich ihm nicht entziehen kann.
Platz 11: River von Junta Yamaguchi – 7,5 Kürbisse
Platz 12: Past Lives von Celine Song – 7,5 Kürbisse
Platz 13: Ein ganzes Leben von Hans Steinbichler – 7,5 Kürbisse
Platz 14: Guardians of the Galaxy Vol. 3 von James Gunn – 7,5 Kürbisse
Platz 15: Rickerl -Musik is höchstens a Hobby von Adrian Goiginger – 7,5 Kürbisse
Platz 16: Seneca – Oder: Über die Geburt von Erdbeben von Robert Schwentke – 7,5 Kürbisse
Platz 17: An einem schönen Morgen von Mia Hansen-Løve – 7,5 Kürbisse
Platz 18: Asteroid City von Wes Anderson – 7,5 Kürbisse
Platz 19: Club Zero von Jessica Hausner – 7,5 Kürbisse
Platz 20: Die drei Musketiere – D’Artagnan von Martin Bourboulon – 7,0 Kürbisse
Platz 21: Monster von Hirokazu Koreeda – 7,0 Kürbisse
Platz 22: Die Fabelmans von Steven Spielberg – 7,0 Kürbisse
Platz 23: DogMan von Luc Besson – 7,0 Kürbisse
Platz 24: Avatar: The Way of Water von James Cameron – 7,0 Kürbisse
Platz 25: Sterne unter der Stadt von Chris Raiber – 7,0 Kürbisse
Platz 26: Roter Himmel von Christian Petzold – 7,0 Kürbisse
Platz 27: Amsel im Brombeerstrauch von Elene Naveriani – 7,0 Kürbisse
Platz 28: Here von Bas Devos – 7,0 Kürbisse
Platz 29: Ant-Man and the Wasp: Quantumania von Peyton Reed – 7,0 Kürbisse
Platz 30: Air: Der große Wurf von Ben Affleck – 7,0 Kürbisse
Ehrenvolle Erwähnungen (ebenfalls 7,0 Kürbisse) gibt es noch für Kenneth Branaghs A Haunting in Venice sowie Wes Andersons Kurzfilm Ich sehe was, was du nicht siehst, die knapp an den Top30 vorbeigeschrammt sind. So wie auch Indiana Jones und das Rad des Schicksals mit 6,5 Kürbissen. Knapp daneben ist aber halt auch vorbei.