2006

Prestige – Die Meister der Magie (2006)

Regie: Christopher Nolan
Original-Titel: The Prestige
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Thriller, Drama
IMDB-Link: The Prestige


Christopher Nolan gilt als einer der neuen Säulenheiligen Hollywoods – verbindet er doch Blockbuster-Kino mit Anspruch. Es scheint fast, als hätte es eine Ära „Vor Nolan“ gegeben, in der entweder hirnlose Straßenfeger gedreht werden konnten (die meisten Action-Filme davon von Michael Bay, dem ungekrönten König der bombastischen Explosionen, während sein Bruder im Geiste Roland Emmerich das Genre der Science Fiction-Katastrophenfilme besetzte), oder anspruchsvolles Arthouse-Kino, das dann in Programmkinos vor einer einstelligen Zahl an Zuschauern gezeigt wurde. Christopher Nolan verbindet diese beiden Welten und beweist, dass man für breitenwirksame Unterhaltung nicht den Anspruch komplett über Bord werfen muss. „The Prestige“ aus dem Jahr 2006 mit Hugh Jackman und Christian Bale in der Hauptrolle zweier rivalisierender Magier (mit einem exquisiten Support Cast um sie herum: Michael Caine, Scarlett Johansson, Rebecca Hall, Piper Perabo, Andy Serkis, David Bowie) ist eines von mittlerweile vielen Beispielen des Nolan’schen Schaffens intelligenter Blockbuster. Während viele ähnlich gelagerte Thriller den Fehler machen, sich zu sehr auf den Plot-Twist zu verlassen, ohne diesen ausreichend vorzubereiten, führt jede Filmsekunde in „The Prestige“ auf den entscheidenden Moment am Ende zu, der selbst einen M. Night Shyamalan neidisch werden lässt. Und das ist große Kunst, denn so wird aus „The Prestige“ ein Werk wie aus einem Guss, in dem sich alles der (spannend inszenierten) Geschichte unterordnet. Dazu kommt Nolans grandioses Gespür für Ausstattung und Atmosphäre, die den Zuseher gänzlich eintauchen lassen in diese seltsame Welt, in der nichts ist, was es zu sein scheint. Und dabei handelt die Geschichte im Grunde von nichts mehr als zwei Egomanen, deren angekratztes Ego zu immer extremeren Maßnahmen verleitet bis hin zur vollständigen Selbstaufgabe nur um des Ruhmes willen. Kann man davon eine Aussage zur heutigen Lage der Gesellschaft ableiten? Vermutlich. Und das macht „The Prestige“ nicht nur spannend, sondern auch zeitlos.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

The Da Vinci Code – Sakrileg (2006)

Regie: Ron Howard
Original-Titel: The Da Vinci Code
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Thriller
IMDB-Link: The Da Vinci Code


Was Historiker und Symbologe Robert Langdon von den in letzten Jahren so beliebten Escape the Room-Spielen halten würde, kann man nur mutmaßen, doch kann man getrost annehmen, dass sie ihm gefallen würden, löst er selbst doch gerne Rätsel. Das weiß auch die Pariser Polizei, die ihn zu Rate zieht, als ein Kollege von Langdon tot im Louvre aufgefunden wird. Vor dem endgültigen Abnippeln hat dieser noch lustige Rätselspiele an die Wand gemalt – und schon geht die Hetzerei los, denn mit dem Entschlüsseln der Codes allein ist es nicht getan. Eine geheime Bruderschaft schmiedet finstere Pläne und ist schon bald hinter Langdon und der Kryptologin Sophie Neveu, die dem etwas patscherten Codeknacker aus der Patsche hilft, her. Ein Indiana Jones ist Langdon nicht, dessen Fähigkeiten er aber im Laufe des Abenteuers gelegentlich doch recht gut hätte gebrauchen können. Aber immerhin funktioniert sein Verstand auch in Stresssituationen mehr als passabel und so geht’s fröhlich von Rätsel zu Rätsel, von Code zu Code. Nicht alles macht Sinn in diesem Film, und über das schon oft diskutierte Ende breiten wir mal lieber den Mantel des Schweigens, doch tragen hübsche, historische Kulissen und die Starbesetzung (Tom Hanks, Audrey Tautou, Ian McKellen, Paul Bettany, Jean Reno, Alfred Molina und Jürgen Prochnow) über viele Schwächen hinweg, sodass der Film dann doch durchgängig unterhaltsam bleibt. Das größte Ärgernis an „The Da Vinci Code“ ist, dass er intelligenter tut, als er ist, aber dafür kann Regisseur Ron Howard weniger als Vorlagengeber Dan Brown. Immerhin erfolgreich war das Ganze, sodass das Einspielergebnis zwei Fortsetzungen gebar, die allerdings die schon recht dürftige Qualität des ersten Teils bei weitem nicht erreichen können.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Simon Mein – © 2006 Columbia Pictures Industries, Inc. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Schräger als Fiktion (2006)

Regie: Marc Forster
Original-Titel: Stranger Than Fiction
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Fantasy, Komödie, Liebesfilm, Drama
IMDB-Link: Stranger Than Fiction


Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Will Ferrell einmal eine der herzzerreißendsten Figuren der Filmgeschichte spielen würde? Und das ausgerechnet als lakonischer (und arschlangweiliger) Steuerprüfer. Der Clou liegt darin, dass sein Harold Crick eine fiktive Romanfigur ist, dessen Leben von der Feder der exzentrischen Schriftstellerin Karen Eiffel (Emma Thompson) bestimmt wird und deren Stimme er eines Tages zu hören beginnt. Und die hat gerade beschlossen, ihn sterben zu lassen. Sie weiß noch nicht wie, nur, dass mit dem Ende ihres Buches auch das Ende von Harold Crick gekommen ist. Und das ausgerechnet, als er beginnt, sich die Bäckerin Ana Pascal (Maggie Gyllenhaal) zu verlieben, die jedoch nur wenig für seine Gefühle übrig hat – kein Wunder, denn sie hält nichts von sauberer Buchführung und korrekter Abgabe von Steuern an den Staat, der diese dann für Rüstung und Militär verwendet. Doch vorerst macht ihm das drohende Ableben ohnehin mehr zu schaffen als Miss Pascals sarkastische Bemerkungen. Nach anfänglichen Zweifeln an der eigenen geistigen Gesundheit sucht Crick schließlich den Rat des Literaturprofessors Jules Hilbert (Dustin Hoffman) auf. Kann ihm dieser helfen, seinem Schicksal zu entrinnen? „Schräger als Fiktion“ ist ein absoluter Glücksfall von einem Film. Wie schon erwähnt spielt Will Ferrell hier wohl die beste Rolle seines Lebens. Er ist perfekt gecastet für diesen trockenen Buchhalter-Typen, dessen Leben komplett aus den Fugen gerät und der verwirrt, aber stoisch versucht, die losen Enden wieder einzufangen. An seiner Seite spielt Maggie Gyllenhaal den sinnlichen Gegenpart, das Yin zu Cricks Yang. Das Thema der Balance zieht sich durch den ganzen Film – Karen Eiffel in all ihrem Exzentrismus erhält ein Gegengewicht durch Queen Latifahs No-Nonsense-Sekretärin Penny, auch sind Tragik und Komik perfekt ausbalanciert wie auch Zuneigung und Abneigung von Crick und Ana Pascal. „Stranger Than Fiction“ ist ein Film, der durch seine liebevoll-skurrile Grundidee aus der Feder von Charlie Kaufman hätte stammen können, und doch ist er keine Kopie des Stils des gefeierten New Yorker Drehbuchautors, sondern etwas ganz und gar Eigenständiges.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Ralph Nelson – © 2006 Columbia Pictures Industries, Inc. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Ab durch die Hecke (2006)

Regie: Tim Johnson und Karey Kirkpatrick
Original-Titel: Over the Hedge
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Animation
IMDB-Link: Over the Hedge


Hätte ich nach optischen Ähnlichkeiten zwischen Bruce Willis und einem Tier gesucht, mir wäre der Waschbär nicht eingefallen. Wohl eher eine Schildkröte, aber die war in der Dreamworks-Produktion „Ab durch die Hecke“ schon durch Garry Shandling besetzt. Also musste Bruce eben den Waschbären sprechen. Dieser heißt Richie und hat eine kleinkriminelle Ader, die ihn in einen Konflikt mit dem Bären Vince (unverkennbar die Stimme von Nick Nolte) geführt hat. Er schuldet dem Bären dessen Vorräte an Süßigkeiten, Spielzeug und anderem Kram, was Bären eben so brauchen. Auf seinem Weg, die Gegenstände zu beschaffen, stößt er auf eine Gruppe von Wildtieren, die es sich im Wald gemütlich gemacht hat. Dieser Wald ist durch eine Hecke von einer Siedlung abgetrennt. Und der gerissene Waschbär Richie weiß: In einer Siedlung gibt es jede Menge Zeug und Vorräte. Warum also nicht die Führung des verschlafenen Trupps übernehmen und mit ihnen auf Raubzug gehen? Natürlich läuft nichts so, wie geplant, und Richie stürzt die tierische Diebesbande in Chaos, bevor am Ende der Story die Epiphanie wartet. „Ab durch die Hecke“ ist kein großer Wurf, doch sympathisch und temporeich erzählt. Mit der recht unverhohlenen Kapitalismuskritik erhält der Film eine zweite Ebene, sodass „Ab durch die Hecke“ auch für ein älteres Publikum interessant ist, doch geht es vorrangig um die Unterhaltungswerte, die vor allem durch rasantem Slapstick erzeugt werden. Damit mag der Film weniger gut altern als andere Animationsfilme seiner Zeit, die sich dann auf eben diese tiefere Ebene stützen können, aber das ist okay. Er ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein einfach gestricktes tierisches Vergnügen.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

James Bond 007: Casino Royale (2006)

Regie: Martin Campbell
Original-Titel: Casino Royale
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Casino Royale


Ehe es in den neuen Bond-Film geht, den letzten mit Daniel Craig, ist es an der Zeit, die bisherigen Filme noch mal Revue passieren zu lassen. An Daniel Craig als Bond-Darsteller scheiden sich ja ein bisschen die Geister. Die Einen meinen, er wäre aufgrund der Härte und darunter durchschimmernden Verletzlichkeit der perfekte Bond, Andere meinen, er wäre aufgrund der Härte und der darunter durchschimmernden Verletzlichkeit der mieseste Bond. Gut, der selige Sir Sean Connery ist sakrosankt, aber wenn ich mir Craigs Leistung im Vergleich mit seinen Vorgängern mal genauer ansehe, tendiere ich jedenfalls mit gutem Gewissen zur ersten Fraktion. Dazu hatte er mit „Casino Royale“ einen sehr starken Auftakt, der mit Mads Mikkelsen wohl einen der besten Gegenspieler des Bond-Universums aufbietet und dank des damaligen Poker-Hypes auch noch einen Nerv traf. Dazu kam Eva Green in einer Paraderolle – jene der unterkühlten und mysteriösen Schönen. Ganz ehrlich: Für solche Rollen schuf der liebe Gott sie. Ansonsten ist „Casino Royale“ unter der Regie von Martin Campbell ein klassischer Bond-Film: Die Handlung ist verwirrend, aber wurscht, die Ladies ziehen sich für Bond immer noch schneller aus als ich nach der Arbeit von den Jeans in die Jogginghose schlüpfe, alle paar Minuten explodiert irgendwas, Verfolgungsjagden ziehen sich über Minuten, aber der Anzug sitzt immer perfekt. Im Unterschied zu seinen Vorgängern darf Daniel Craig als Bond diesmal aber nicht nur schwitzen, sondern auch bluten, und das tut der Reihe generell sehr gut. Und ob er seinen Martini geschüttelt oder gerührt trinkt, interessiert ihn einen Scheißdreck. Wie gesagt, ich mag diesen kernigen Bond. Von allen Bond-Filmen gehört „Casino Royale“ definitiv zu den gelungensten. Er erklärt die Figur James Bond endlich einmal und überführt sie in unsere Zeit. Dieses Niveau konnte die Reihe in den folgenden Filmen leider nicht halten, auch wenn es mit „Skyfall“ noch einen zweiten Höhepunkt gab.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2006 Danjaq, LLC, United Artists Corporation and Columbia Pictures Industries, Inc., Quelle http://www.imdb.com)

Lucky Number Slevin (2006)

Regie: Paul McGuigan
Original-Titel: Lucky Number Slevin
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Komödie, Action, Krimi, Thriller
IMDB-Link: Lucky Number Slevin


Es ist auch schon wieder eine Weile her, dass Josh Hartnett angesagt war. Aber Anfang der 2000er hatte er einen richtig guten Lauf. Und auch in Paul McGuigans amüsanten Thriller „Lucky Number Slevin“ passt er mit seinem unschuldigen G’schau richtig gut. Der etwas verpeilte Slevin, eben Hartnett, ist einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Er ist gerade in die Stadt gekommen und will einfach ein paar Tage bei seinem Kumpel Nick übernachten, aber Nick ist nicht da. Dafür zunächst die süße und extrem quirlige Nachbarin Lindsey (Lucy Liu), dann ein paar finstere Schlägertypen – blöderweise von zwei verfeindeten Gangsterbossen (Morgan Freeman und Ben Kinglsey), in dessen Kleinkrieg der sichtlich ratlose Slevin hineingezogen wird. So will der eine die Schulden von Nick beglichen haben und der andere, dass Slevin den Sohn des Rivalen meuchelt. Nichts eben, was man so alltäglich mal macht. Gemeinsam mit Lindsey versucht Slevin, irgendwie den Kopf über Wasser zu halten, um aus der Nummer wieder rauszukommen. Aber da ist dann auch noch Mr. Goodkat (Bruce Willis), der ein undurchschaubares Spiel spielt. „Lucky Number Slevin“ erinnert stark an ähnliche Kracher wie „Kiss Kiss Bang Bang“ oder Gangsterfilme von Guy Ritchie. Man nehme stoische, zwielichtige Hauptfiguren, absurde Plot-Twists, gewitzte Dialoge, Sonnenbrillen, einen Haufen Kanonen und viel Kunstblut, und das Ding läuft. Das Schöne bei diesen Filmen ist, dass sie im besten Fall trotz aller Formelhaftigkeit bis zum Schluss überraschen können, ohne dabei ihren Plot ad absurdum zu führen. Den Twist am Ende habe ich jedenfalls lange nicht kommen gesehen. Die Darstellerriege – und da versammelt sich schon die Crème de la Crème Hollywoods – hat sichtlich Spaß an der Sache und spielt gekonnt auf. Und so kommt am Ende eben ein einfach guter Film heraus, der bei der ersten Sichtung aufgrund der Kapriolen, die die Handlung schlägt, sicherlich noch besser unterhalten kann als beim wiederholten Male, jedenfalls aber große Qualität aufweist.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Penelope (2006)

Regie: Mark Palansky
Original-Titel: Penelope
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Fantasy, Komödie, Liebesfilm
IMDB-Link: Penelope


Schwein muss man haben. Mit einer Schweinsnase hingegen sieht die Sache schon wieder anders aus. Diese Erfahrung macht die junge Adelige Penelope (Christina Ricci), auf der ein alter Familienfluch lastet. Erst, wenn sie von jemandem „eigenen Blutes“ trotz Rüssels so geliebt wird, wie sie ist, ist der Fluch aufgehoben. Die hysterische und überprotektive Mutter (Catherine O’Hara) veranstaltet somit Castings unter den Adeligen. Irgendein junger Single wird sich ja schon finden lassen, der den Bann bricht. Doch leider reagieren die oberen Zehntausend beim Anblick Penelopes nicht so wie gewünscht und nehmen in der Regel den direkten Ausgang durchs Fenster. Auftritt Max Campion (James McAvoy), der sich aufgrund von Spielschulden in eine böse Scharade hineintheatern lässt, aber schon bald sein Herz an die blitzkluge wie hübsche Penelope verliert. Kann er den Fluch brechen? In der Zwischenzeit veranstaltet einer der abgeblitzten Fensterstürzer eine Hetzjagd mit Hilfe der Presse, um ganz London das „Monster“ zu zeigen. „Penelope“ von Mark Palansky ist ein modernes Märchen, das sich nicht davor scheut, genau das zu sein – eben ein Märchen. Inklusive Hexen, Flüchen und Prinzen, wobei letztere eher keine gute Figur abgeben. Das alles hätte ganz schön cheesy bis trashig werden können, wäre da nicht Christina Ricci als Herz und Seele des Films. Sie spielt die junge Penelope auf der Suche nach Liebe und vor allem, auf der Suche nach sich selbst, dermaßen charmant, dass das deformierte Riechorgan bald gar nicht mehr auffällt – im Gegenteil: zu ihrer Attraktivität beiträgt. James McAvoy ist als schusseliger, sympathischer, aber ziemlich windiger Love Interest eine sichere Bank, dem liegen diese Typen einfach. Und insofern kann man sich entspannt zurücklehnen und diese fantasievolle, entzückende Geschichte einfach genießen bis zum Schluss, der dann noch ein überraschend starkes Statement in petto hält.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

300 (2006)

Regie: Zack Snyder
Original-Titel: 300
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Action, Fantasy, Kriegsfilm
IMDB-Link: 300


Zack Snyder ist ein Regisseur, den man sehr leicht schon anhand weniger Bilder erkennen kann. Optik ist alles, der Inhalt hingegen überschätzt. Im Grunde scheint sein ganzes Schaffen darauf ausgerichtet zu sein, epische Kampfszenen zu zeigen, in denen sich toxische Männerbilder mit ordentlich Muckis oder übersexualisierte Frauen gegenseitig den Schädel einschlagen. An der Spitze dieses Schaffens steht der Kurzfilm „300“, eine nach Frank Miller sehr freie Interpretation der Schlacht an den Thermopylen. In der Geschichte und im Film schlugen sich dort Spartaner und Perser gegenseitig den Schädel ein. Der ganze Inhalt des Films ist rasch erzählt und passt auf eine Serviette: Perser wollen alle beherrschen, Spartaner wollen nicht beherrscht werden, also macht deren Anführer Leonidas (Gerald Butler) mit gut eingeölten 299 Getreuen (darunter Michael Fassbender in einer Rolle a la „Er war jung und brauchte das Geld“) einen Strandspaziergang, um in einer Engstelle Perser abzuschlachten. Die werfen allerhand fantastische Kreaturen in die Schlacht, aber alle rutschen auf der Ölspur aus, die die Spartaner hinterlassen, und tun sich fürchterlich weh dabei. Da aber ein solcher Kurzfilm allein nicht kinotauglich ist, greift Snyder zu einem gefinkelten Trick: Er lässt den Film einfach in Slow Motion ablaufen, um so die Dauer auf kinotaugliche zwei Stunden zu strecken. Hier wird in Zeitlupe Liebe gemacht (Lena Headey darf dabei mal Nippel zeigen), in Zeitlupe marschiert, in Zeitlupe abgeschlachtet und natürlich auch in Zeitlupe gestorben. Die Optik ist natürlich eine Wucht – seien es die satten Brauntöne, in die der Film gefärbt ist, seien es die atemberaubend choreografierten Kampfszenen – es ist schon klar, warum der Film von vielen als Meisterwerk gefeiert wird. Aber diese toxischen, eingeölten Männerbrüste und diese dümmlichen Dialoge mit ihrem „Ehre über alles“-Geschwafel, weshalb sich Snyder nicht zu Unrecht den Vorwurf gefallen lassen musste, einen faschistoiden Film gedreht zu haben, trüben das Vergnügen über die optische Meisterschaft aber immer wieder. So ist „300“ eine ambivalente Geschichte, auch in der Bewertung. Die ikonische Stilistik und Optik des Films ist gut für mindestens 8 Kürbisse, die rückwärtsgewandte Story für maximal 2. Macht also salomonische 5 Kürbisse.


5,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Der Teufel trägt Prada (2006)

Regie: David Frankel
Original-Titel: The Devil Wears Prada
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Komödie, Drama
IMDB-Link: The Devil Wears Prada


Mit dem Traumjob ist es ja oft so eine Sache. Man arbeitet ewig darauf hin, nur um dann festzustellen, dass es wie in jedem Job erst mal primär von den Leuten abhängt, mit denen man zusammenarbeitet, ob man jeden Abend mit einem breiten Grinser ins Bett fällt oder sich in den Schlaf weint. Hast du eine Chefin wie Miranda Priestly (Meryl Streep), dann greifst du vielleicht gar nicht erst zu den Tranquilizern, sondern gleich zur Luger aus Opas Keller, um dein Hirn an die Wand zu malen. Glücklicherweise ist Andy (Anne Hathaway) hart im Nehmen – oder einfach nur unglaublich deppert. Jedenfalls hält sie die Schikanen ihrer Chefin, der Modemagazin-Herausgeberin, deren Gespür für extravaganten Geschmack nur von ihrem Talent, alle Menschen im Umkreis von fünfhundert Metern mit Depressionen auszustatten, übertroffen wird, ohne handgreiflich zu werden aus. Auch das ist ein Talent. Besonders vergnüglich wird es für den Zuseher, wenn dieser weiß, dass die biestige Magazin-Chefin auf der realen Figur der Anna Wintour beruht, und die Autorin Lauren Weisberger ihre Erfahrungen als Assistentin eben jener Anna Wintour in ihrem Erfolgsroman, dem der Film zugrunde liegt, verarbeitet hat. Auch wenn man mit der Welt der Mode nicht so viel am Hut hat – und mich lässt diese Welt sogar komplett kalt – so bekommt man einen energiegeladenen Film mit grandiosen Darstellern serviert, die sichtlich Freude an ihrer Arbeit haben. Allen voran die überragende Meryl Streep, die für diese Rolle völlig zurecht eine ihrer geschätzt 143 Oscar-Nominierungen eingefahren hat, aber auch Anne Hathaway, Emily Blunt und Stanley Tucci müssen sich nicht im geringsten verstecken. So bleibt man gerne bei der Stange. Und spätestens beim Abspann, wenn man ein wenig Zeit hat, das Gesehene zu reflektieren, denkt man sich: Die eigene Hackn ist eigentlich gar nicht so übel.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: 2006 Twentieth Century Fox, Quelle http://www.imdb.com)

Liebe braucht keine Ferien (2006)

Regie: Nancy Meyers
Original-Titel: The Holiday
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Rom-Com, Weihnachtsfilm
IMDB-Link: The Holiday


Wir müssen über Jack Black reden. Ich mag ihn. Er ist witzig, selbstironisch, ein großartiger Musiker, war toll in „School of Rock“, passte überraschend gut in Peter Jacksons „King Kong“, und das Re-Boot von „Jumanji“ wäre ohne ihn auch nur halb so lustig. Aber was zum Geier dachten sich die Casting-Agenten von „Liebe braucht keine Ferien“, als sie ihn als Love Interest von Kate Winslet besetzten? Mir tut der Mann ehrlich leid. Er bemüht sich nach Kräften, aber er ist eben der lustige Kumpel-Typ, und nicht jener, der von den heißesten Frauen des Universums angeschmachtet werden. Dazu wird er von der unfassbar talentierten Kate Winslet gnadenlos an die Wand gespielt. Und genau deshalb funktioniert „Liebe braucht keine Ferien“ von Nancy Meyers nur bedingt. Rundum gut sind sie Szenen mit Cameron Diaz und Jude Law, die wirklich eine gute Chemie miteinander haben. Die amerikanische Schnepfe, die im britischen Landhaus den charismatischen Dandy verfällt, der sich in weiterer Folge als überraschend facettenreich herausstellt, wird von Diaz gut verkörpert, das ist stimmig. Über Kate Winslet, die Britin, die mit der Amerikanerin über die Weihnachtsferien Häuser getauscht hat und nun in L.A. zwischen Musikproduzenten und gefeierten Drehbuchautoren ein bisschen quirky britishness einbringt, muss man ohnehin nicht viele Worte verlieren. Ich halte sie für eine der talentiertesten Schauspielerinnen überhaupt – sie kann einfach nicht schlecht spielen. Bleibt also Jack Black. Und da donnert’s die Bewertung für den an sich sympathischen, witzigen und größtenteils gelungenen Film um mindestens einen ganzen Kürbis, wenn nicht mehr, nach unten. Jack Blacks Auftritt hat seiner Karriere zum Glück nicht groß geschadet. Dem Film aber schon.


6,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle imdb.com)