Orion und das Dunkel (2024)

Regie: Sean Charmatz
Original-Titel: Orion and the Dark
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Animation
IMDB-Link: Orion and the Dark


Aus der Feder von Charlie Kaufman stammen einige der aberwitzigsten und originellsten Drehbücher der jüngeren Filmgeschichte. So hat er uns in den Kopf von John Malkovich schauen lassen, Jim Carrey seine Liebe zu Kate Winslet vergessen lassen und sich selbst von Nicolas Cage spielen lassen. Der Mann steht für verrückte Einfälle. Wenn man nun auf die Prämisse des neuesten Netflix-Animationsfilms „Orion und das Dunkel“ schaut, wird der kreative Kopf dahinter nicht sofort sichtbar. Es geht um den 11jährigen Orion, der sich vor allem fürchtet, am meisten vor der Dunkelheit, und eines Nachts von eben genau dieser zur Rede gestellt wird. Dunkelheit hat nämlich die Schnauze voll von dem hysterischen Gekreische und nimmt Orion eine Nacht lang mit, sodass dieser die Angst vor ihm verliert. Das klingt erst einmal nach einem neuen Pixar-Werk – wenn zuletzt schon Elemente, Seelen und Gefühle personifiziert wurden, warum dann nicht auch Licht und Dunkelheit? Doch im vertrackten Aufbau der Geschichte (die Struktur mit mehreren Zeitebenen entfaltet sich erst nach und nach) zeigt sich dann doch eindeutig Charlie Kaufman. Und ich hätte es mir nie gedacht, doch genau das ist das Hauptproblem von „Orion und das Dunkel“. Die Ambition, mehr sein zu wollen als ein altersgerechter und unterhaltsamer Kinderfilm, macht „Orion und das Dunkel“ chaotisch. Die Story selbst ist dünn und gibt nicht viel her, aber der Versuch, diese in unterschiedlichen Zeitebenen zu erzählen und somit eine ganze Familiengeschichte zu verschränken, kann über den simplen Inhalt nicht hinwegtäuschen. Vielmehr reißt einen das Drehbuch immer wieder aus dem Film heraus, zerstört auf diese Weise die Illusion der Erzählung. Ich verstehe die Intention, das Thema des Erzählens, das Tradieren von Geschichten von einer Generation zur nächsten, zum Inhalt des Films zu machen, doch gleichzeitig kann sich der Film nicht entscheiden, woran ihm mehr liegt: Orions Abenteuer oder der Meta-Ebene. Am Ende muss eine lächerliche Deus Ex Machina herhalten, um die Fäden wieder zusammenzuführen. Selbst einem Charlie Kaufman scheinen auch mal die Ideen auszugehen.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von DreamWorks Animation – © DreamWorks Animation © 2023, Quelle: http://www.imdb.com)

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