Komödie

Poor Things (2023)

Regie: Giorgos Lanthimos
Original-Titel: Poor Things
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama, Komödie
IMDB-Link: Poor Things


Der griechische Regisseur Giorgos Lanthimos sieht die Dinge ein wenig anders als die meisten anderen Menschen, wie sich schon in vielen seiner Filme wie etwa The Lobster oder The Killing of a Sacred Deer gezeigt hat. The Favourite – Intrigen und Irrsinn mit einer Oscar-prämierten Olivia Colman und den ebenfalls nominierten Rachel Weisz und Emma Stone war da schon seine zugänglichste Arbeit der letzten Jahre. Mit Emma Stone hat er sich (zusammen mit Willem Dafoe, Mark Ruffalo und Ramy Youssef und Kathryn Hunter in tragenden Nebenrollen) erneut zusammengetan, um ihr in einer Art feministischer Frankenstein-Adaption, basierend auf dem gleichnamigem Roman von Alasdair Gray, die Möglichkeit zu geben, ihren zweiten Oscar zu gewinnen, den sie für „The Favourite“ noch verpasst hat. Emma Stone und Giorgos Lanthimos – das passt einfach. Und seltener war ein Oscargewinn für die beste Schauspielleistung verdienter als für Stone in „Poor Things“. Sie spielt sich nicht nur die Seele aus dem Leib, sondern eben jene in den Leib der von einem genialen Chirurgen zusammengeflickte Bella Baxter hinein. Die hat nämlich eine irre Vorgeschichte: Nach einem geglückten Suizid-Versuch wird sie von Dr. Godwin Baxter (ein monströs entstellter Willem Dafoe) gefunden, das das Gehirn ihres ungeborenen Kindes in den Leib der Verstorbenen verpflanzt. Zu Beginn lernen wir das Kind im Körper der Frau kennen, doch die Fortschritte, die sie macht, sind gewaltig, und bald beginnt sie, sich von ihrem Schöpfer zu emanzipieren. Sie brennt mit dem windigen Lebemann und Anwalt Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo, der auch längst überfällig für den Goldjungen ist) durch und entdeckt auf ihrer Reise nicht nur die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen, sondern auch die Freuden des Lebens, ihre Sexualität und auch das Leid, das durch die Ungerechtigkeit der Welt verursacht wird. Bella begegnet diesem allerdings nicht mit dem Zynismus ihrer Mitmenschen, sondern mit dem reinen Herzen der Unschuld. Eine denkwürdige Figur! Und als wäre die Geschichte nicht schon interessant genug, verpackt sie Lanthimos noch dazu in einer fantastischen, märchenhaften Kulisse, die einen staunen lässt. „Poor Things“ ist ein Gesamtkunstwerk, das allerdings gerade durch die Verfremdung greifbar wird. Denn vor diesem Hintergrund der Verfremdung tritt das Universelle der Geschichte und ihrer Figuren hervor. So ist Lanthimos‘ bislang experimentellster Film gleichzeitig sein vielleicht auch zugänglichster.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Die nackte Kanone 33 1/3 (1994)

Regie: Peter Segal
Original-Titel: The Naked Gun 33 1/3: The Final Insult
Erscheinungsjahr: 1994
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Naked Gun 33 1/3: The Final Insult


Einmal geht’s noch. Zwar ist Frank Drebin (Leslie Nielsen) schon im wohlverdienten Ruhestand und kümmert sich um den Haushalt, doch das Verbrechen geht nicht in Pension. Und so liegt es einmal mehr an Drebin, die Welt zu retten, nachdem ihn sein ehemaliger Vorgesetzter zurück in den Dienst beordert. Das wiederum missfällt Drebins Frau Jane so sehr, dass sie sich einfach aus dem Staub macht. Doch was hilft gegen Liebeskummer? Genau – ein Ausflug in die Natur, und so verspricht eine Wanderung über Anna Nicole Smiths Hügellandschaft die Ablenkung, die ein hart gesottener Kerl mit einer Mission benötigt, um sich nicht vom Trennungsschmerz erdrücken zu lassen. Zunächst muss sich aber Drebin erst einmal undercover in ein Gefängnis einschleusen, um den sinisteren Plänen des Verbrechers Rocco Dillon (Fred Ward) auf die Schliche zu kommen. Dieser plant Übles: einen Anschlag auf die Oscar-Verleihung. Und schon steuern wir auf das vielleicht aberwitzigste Finale der gesamten Filmparodie-Trilogie zu, live und in Farbe. Danach muss man aber auch sagen: Das reicht dann auch. Zwar zünden die Gags immer noch, und Leslie Nielsens staubtrockenes Spiel führt zu tränennassen Augen, aber es ist schon gut, dass es keinen vierten Teil mehr gab, denn man hätte nicht mehr viel neuen Irrsinn einbauen können. Anders als Gulasch werden Witze, die aufgewärmt werden, nicht besser. Trotzdem ist „Die nackte Kanone 33 1/3“ ein gelungener Abschluss der Filmreihe, die Leslie Nielsen unsterblich gemacht hat und – das ist jetzt eure heilige Pflicht, ihr Leserinnen und Leser dieses Blogs – von Generation zu Generation weitergetragen werden muss.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Die nackte Kanone 2 1/2 (1991)

Regie: David Zucker
Original-Titel: The Naked Gun 2 1/2: The Smell of Fear
Erscheinungsjahr: 1991
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Naked Gun 2 1/2: The Smell of Fear


Ein reicher Industrieller möchte verhindern, dass alternative Energieformen gefördert werden, also schmiedet er ein Komplott, das sicherstellen soll, dass die Menschheit auch weiter mit Kohle, Öl und Atomenergie heizt. Was nach dem Parteiprogramm der FPÖ klingt, ist in Wahrheit der Plot des zweiten Nackte Kanone-Films. Und wieder hängt das Schicksal der Menschheit an einem Mann: Lieutenant Frank Drebin, Spezialeinheit. Doch der hat zunächst andere Sorgen, leidet er doch unter Liebeskummer. Seine Beziehung zu Jane (Priscilla Presley) war von nicht allzu langer Dauer und nun wirft sich die dem schmierigen Quentin Hapsburg (Robert Goulet) an den Hals. Dieser Fall ist also eine persönliche Angelegenheit für Frank Drebin. Kann er die Welt und seine Liebe retten? „Die nackte Kanone 2 1/2“ ist eine gelungene Fortsetzung des ersten Films, auch wenn er dessen anarchische Brillanz nicht ganz erreicht. Dafür bietet der zweite Teil die vielleicht lustigste Musikeinlage der Geschichte, wenn Pianist Sam das alte Lied noch einmal, nur noch ein einziges Mal spielen soll. Allein dafür gibt es schon ein Kürbis-Upgrade von soliden 6 auf 6,5 Kürbisse. (Außerdem: Eine Fortsetzung mit der Nummerierung 2 1/2 kann gar nicht mit ganzen Kürbissen bewertet werden, das wäre ein Sakrileg!) Leslie Nielsen trägt erneut den Film, doch diesmal haben auch seine Mitstreiter George Kennedy als Captain Ed Hocken und O. J. Simpson (ja, ganz genau der!) als Nordberg mehr zu tun als im ersten Film, was sie mit gutem Gespür für Timing und Komik meistern. Aber natürlich lässt sich sagen, dass die Nackte Kanone-Filme nie ohne das Genie von Leslie Nielsen funktioniert hätten, dessen seriöses Geschau das perfekte Gegengewicht zum infantilen Humor des Films darstellt und diesen dadurch erst so richtig lustig werden lässt.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Die nackte Kanone (1988)

Regie: David Zucker
Original-Titel: The Naked Gun: From the Files of Police Squad!
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Naked Gun: From the Files of Police Squad!


Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen! Oder vielleicht doch? Denn man kann zu dieser Art von Humor, mit Jerry und David Zucker und Jim Abrahams (auch unter ihrem gemeinsamen Kürzel ZAZ bekannt) in den 80er Jahren ihre Attacken auf das Zwerchfell losließen, stehen, wie man will, doch eines ist klar: Den Filmfan, der noch nie ein Zitat aus „Die nackte Kanone“ verwendet hat, muss man mir erst einmal zeigen. Und doch steht und fällt alles mit der ikonischen Performance von Leslie Nielsen als Lieutenant Frank Drebin, Spezialeinheit. Es gibt Darsteller:innen, die für immer mit einer Figur verbunden sind: Arnold Schwarzenegger als Terminator, Pamela Anderson als C.J. Parker, Donald Trump in seiner legendären Parodie eines debilen US-Präsidenten, und doch ist wohl nichts und niemand so verwachsen wie Leslie Nielsen mit der Figur des schusseligen Polizisten. Da passt kein Biberpelz dazwischen. Man könnte Arien wie von Enrico Palazzo auf diese geniale Darstellung singen, aber wozu, wenn ohnehin so ziemlich jede/r diesen Film kennt? Inhalt: Eh wurscht. Die Königin von England kommt nach Amerika, um einem Baseball-Spiel beizuwohnen, bei der ein gemeiner Schurke ihr Ableben plant, und Frank Drebin muss dies verhindern. Es ist wirklich egal, wohin die Handlung führt, Hauptsache, sie ermöglicht es Leslie Nielsen, in die unmöglichsten Fettnäpfen zu treten und diese mit der ihm eigenen stoischen Ruhe zu meistern. Am Ende kriegt er natürlich das Mädchen (Priscilla Presley) und die Bösewichter sind ihrem gerechten Schicksal zugeführt worden. Und das ist ein großes Gaudium. Natürlich, nicht jeder Witz zündet, und man muss schon eine gewissen Empfängnisbereitschaft für diese grobschlächtige Art von Humor haben, in der die Parodie so überdreht wird, bis sie selbst parodiert werden kann, aber es ist eigentlich unmöglich, den ganzen Film so durchzustehen wie Leslie Nielsen selbst: Ohne auch nur einen einzigen Ansatz eines Schmunzelns.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Asterix im Land der Götter (2014)

Regie: Alexandre Astier und Louis Clichy
Original-Titel: Astérix: Le domaine des dieux
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Animation, Komödie
IMDB-Link: Astérix: Le domaine des dieux


Ich bin ja ein großer Fan der Asterix-Comics. Diese liebevoll gezeichneten Abenteuer sind turbulent, machen Spaß, glänzen aber durch einen hintergründigen Humor, der sich oft erst beim zweiten oder dritten Lesen voll entfaltet. Es war immer schon schwierig, diese subtile Ebene auf das Medium des Films zu übertragen. Eine Ausnahme hierbei ist Asterix erobert Rom, das nicht auf einem Comic von Goscinny und Uderzo beruht und gerade dadurch eigene, neue Wege gehen kann, die im Film sehr gut funktionieren. Das Animationsabenteuer „Asterix im Land der Götter“ von 2014 bezieht einen Großteil seiner Geschichte nun wieder von einem Originalcomic, nämlich „Asterix und die Trabantenstadt“. In diesem versucht nun Julius Cäsar auf besonders heimtückische Weise, das unbeugsame Dorf, das dem Römischen Imperium immer noch Widerstand leistet, zu besiegen: Nämlich durch Kapitalismus und Gentrifizierung. Vor den Toren des Dorfs soll im Wald eine neue Stadt erbaut werden, sodass das gallische Dorf in deren Schatten in Irrelevanz verschwindet. Das missfällt nicht nur den im Wald lebenden Wildschweinen, sondern auch Asterix. Doch die Bauarbeiten schreiten voran und schon bald ziehen die ersten römischen Familien in die neue Stadt mit dem klingenden Namen „Das Land der Götter“. Sehr zum Entsetzen des gallischen Kriegers zeigt dies schon bald Auswirkungen auf das Dorfleben, denn vor allem die Händler wie Automatix und Verleihnix scheinen sich sehr gut mit den neuen Nachbarn zu arrangieren. Geht Cäsars perfider Plan tatsächlich auf? Was mir an diesem computeranimierten Abenteuer sehr gut gefällt, sind Tempo und Wortwitz, die auch in den Comics essentiell sind und zum ersten Mal so richtig auf den Film übertragen werden konnten. Auch ist es schön, dass endlich das gesamte Dorf mit all seinen wunderbar schrulligen Figuren seinen Auftritt hat und sich die filmische Umsetzung nicht ausschließlich auf Asterix, Obelix und den Druiden Miraculix konzentriert. Es sind vor allem die vielen liebevoll gezeichneten Nebenfiguren wie die pragmatische Gutemine, Ehefrau des einfältigen Häuptlings Majestix, oder der betagte, aber immer noch rüstige Methusalix, die den Geschichten zusätzliches Leben einhauchen. Und die sind in der Vergangenheit auf der großen Leinwand immer zu kurz gekommen. Es scheint, als hätten Alexandre Astier und Louis Clichy ihre Asterix-Bände brav gelesen und deren Essenz verstanden. Das macht „Asterix im Land der Götter“ zum gelungensten Asterix-Film seit „Asterix erobert Rom“ aus dem Jahr 1976.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Der Appartement-Schreck (2003)

Regie: Danny DeVito
Original-Titel: Duplex
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Komödie
IMDB-Link: Duplex


Wie ich nun aus eigener Erfahrung heraus weiß, ist der Kauf eines Hauses immer mit einem gewissen Risiko verbunden und bringt so manche Überraschung mit sich. Mal ist es ein feuchter Keller, mal eine liebenswerte alte Untermieterin, die Wohnrecht auf Lebenszeit hat, wie im Fall von Alex und Nancy (Ben Stiller und Drew Barrymore). Es soll ja nichts Schlimmeres passieren – einen Keller kann man abdichten und die Dame im Obergeschoss wird es, so betagt wie sie mittlerweile ist, auch nicht ewig machen. Und entzückend ist sie ja, eine lebenslustige Irin, die auf Riverdance steht und einen Papagei besitzt. Also unterschreibt das junge Paar voller Begeisterung den Kaufvertrag für das schmucke Häuschen in Brooklyn, für das die gesamten Ersparnisse draufgehen. Doch Alex ist als Autor eh gut im Geschäft. Er muss lediglich die Deadline für seinen zweiten Roman halten, und schon ist alles in Butter. Doch – wenig überraschend für das Genre, in dem wir uns mit „Der Appartement-Schreck“ unter der Regie von Danny DeVito befinden – läuft das neue Leben im trauten Heim so gar nicht nach Plan an, und die alte Dame erweist sich als hochgradig schwerhörig und hat Schlafstörungen, sodass Alex und Nancy das nächtliche Fernsehprogramm in voller Lautstärke mithören können, und außerdem scheint für sie alles wichtiger zu sein als Alex‘ Abgabetermin: Der Müll muss rausgetragen werden, sie braucht Unterstützung beim Einkaufen und ein leckendes Rohr muss geflickt werden. Schon bald ahnen Alex und Nancy, dass sie sich da etwas eingetreten haben, was sich nicht so leicht herausziehen lässt. Und schon spitzt sich die Handlung zu, wird immer abstruser und abenteuerlicher. Von einem gepflegten Rechtsbeistand, der in Sachen Nachbarschaftsstreitigkeiten für Abhilfe sorgen kann, scheint das junge Paar noch nicht gehört zu haben. Wohl aber gibt es Verbindungen zu Auftragskillern. Und so läuft die Geschichte auf ihren erwartbaren Showdown hinaus. Ben Stiller, Drew Barrymore und Eileen Essell in der Rolle der widerspenstigen Nachbarin kann man nur wenig vorwerfen, dem hanebüchenen Drehbuch hingegen umso mehr. Die Pointe am Schluss wittert man quasi mit der ersten Szene des Films, und alle Katastrophen, die für Klamauk und Unterhaltung sorgen sollen, hat man in den Kevin-Filmen schon inspirierter gesehen. Das ist kein Glanzpunkt in den Karrieren aller Beteiligten.


3,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Chris Harris/Chris Harris, Quelle: http://www.imdb.com)

Saltburn (2023)

Regie: Emerald Fennell
Original-Titel: Saltburn
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama, Komödie, Thriller
IMDB-Link: Saltburn


Schaut man die Oscarnominierungen 2024 durch, fehlt ein Film, der im Vorfeld hoch gehandelt wurde: „Saltburn“ von Emerald Fennell, die mit Promising Young Woman 2020 für Furore sorgte. Und da kommt man dann doch ins Grübeln. War der Academy die bitterschwarze, zynische Thrillerkomödie zu derb, zu eklig vielleicht (es gibt zwei, drei Stellen, die berechtigterweise für Kontroversen sorgen)? Andererseits hat Emerald Fennell ja auch in ihrem Vorgängerfilm bewiesen, dass sie auf Konventionen pfeift und einfach ihr Ding durchzieht. Und so ist auch „Saltburn“ ganz eindeutig ein Fennell-Film: Pulsierend, auf eine eher ungute Weise erotisch, mit tollem Soundtrack ausgestattet, mit Bildern, die wie Gemälde wirken (Kamera: der Oscar-dekorierte Linus Sandgren) und einem erneut groß aufspielendem Cast. In diesem Fall glänzt Barry Keoghan in der Hauptrolle des Oxford-Stipendiaten Oliver Quick (wer nun an Charles Dickens denkt, denkt nicht falsch), der aus einfachen Verhältnissen stammt und sich mit dem reichen Erben Felix Catton (Jacob Elordi) anfreundet. Dieser lädt Oliver ein, den Sommer über bei seiner Familie in Saltburn zu verbringen. Um das Anwesen in der Tonalität von Wolf Haas und seiner berühmten Brenner-Romane zu beschreiben: Schloss: Hilfsausdruck. Die Eltern (Rosamund Pike und Richard E. Grant) sind der neuen Bekanntschaft ihres Filius wohlgesonnen, und der lebt sich auch bald recht gut ein. So gut, dass er eigentlich gar nicht mehr weg möchte. Und schon bald zeigt sich, dass mehr in dem schüchternen Kerl steckt, als man auf den ersten Blick wahrnimmt. „Saltburn“ spielt geschickt mit den Erwartungshaltungen des Publikums, die immer wieder unterlaufen werden. Mal absurd komisch, mal sinnlich, mal bedrückend, mal zutiefst zynisch lässt sich der Film keinem Genre klar zuordnen und geht ganz eigene Wege. Auf den beißenden Humor sollte man sich einlassen können, ebenso wie auf die derben Szenen, die aber allesamt (wenig subtil) ein Sittenbild von Reich & Schön und jenen, die gerne dazugehören wollen, zeichnen. Zwar war „Promising Young Woman“ der konzentriertere und inhaltlich überraschendere Film, aber auch „Saltburn“ liefert gekonnte Unterhaltung und zeigt auf, dass Emerald Fennell ein Name ist, den man sich unbedingt merken muss.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Chiabella James/Chiabella James/Prime Video – © 2022 Amazon Content Services LLC, Quelle: http://www.imdb.com)

Men in Black 3 (2012)

Regie: Barry Sonnenfeld
Original-Titel: Men in Black 3
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Action, Science Fiction, Komödie
IMDB-Link: Men in Black 3


10 Jahre sind seit dem letzten Abenteuer der Men in Black vergangen, und J (Will Smith) und K (Tommy Lee Jones) sind immer noch Partner. Allerdings kriselt es etwas in ihrer Beziehung, da K recht verschlossen wirkt. Und dann verschwindet er plötzlich auch noch. Als J nach ihm sucht, scheinen alle zu glauben, dass K seit vierzig Jahren tot ist. Und rasch wird klar. Da hat jemand, nämlich der frisch aus dem Mondgefängnis entlaufene Boris die Bestie, mit der Zeit herumgespielt. Es gibt also nur einen Weg für J, seinen Partner zu retten: Zurück! Ganz wichtig ist allerdings bei einer solchen Zeitreise, ja nicht dem jüngeren K zu begegnen. Und natürlich kann man sich darauf verlassen, dass das so ziemlich die erste Sache ist, die J in der Vergangenheit anstellt. Aber weil es ohnehin keinen anderen Weg zu geben scheint, haut er sich mit dem jüngeren K (Josh Brolin) auf ein Packl, und die beiden Agenten gehen gemeinsam auf Bestien-Jagd. Dabei haben sie auch noch das außerirdische Wesen Griffin (Michael Stuhlbarg) an der Backe, der sämtliche Dimensionen und mögliche Zukünfte gleichzeitig sehen kann – was unglaublich anstrengend klingt. „Men in Black 3“ hat einige offenkundige Schwächen, aber auch Stärken. Auf der positiven Seite steht das amüsante Spiel mit der Zeit. Wer solche Zeitreise-Geschichten mag (so wie ich), wird bei „Men in Black 3“ auf seine Kosten kommen. Auch ist Josh Brolin als jüngere Version von Tommy Lee Jones gut gecastet. Zu guter Letzt ist die Figur des Griffin ein wunderbarer Sidekick, der wirklich Spaß macht. Allerdings weist der Film auch ein paar gröbere Mängel auf: Boris ist der uninteressanteste Bösewicht der gesamten Filmreihe und eher nervig als Furcht einflößend. Auch weist der Film, anders als seine beiden Vorgänger, gelegentliche Längen auf, das Tempo ist nicht ganz so rasant wie in den vorigen Filmen. Und Smith hat mit Brolin bei weitem keine so gute Chemie wie mit Tommy Lee Jones. Das alles führt dazu, dass der dritte Film der Men in Black-Reihe zwar immer noch gut unterhält, aber nicht mehr so wie aus einem Guss wirkt, sondern eher Stückwerk ist, dessen einzelne Teile vielleicht höheren Genuss bringen als der zweite Film, man dafür als Kompensation aber auch durch einige Stellen durch muss, die den Unterhaltungswert der ersten beiden Filme nicht aufweisen. Insgesamt also eine ambivalente Sache. Zum Glück überwiegen aber die positiven Aspekte.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Wilson Webb – © 2011 Columbia Pictures Industries, Inc. All rights reserved., Quelle http://www.imdb.com)

Men in Black 2 (2002)

Regie: Barry Sonnenfeld
Original-Titel: Men in Black II
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Action, Science Fiction, Komödie
IMDB-Link: Men in Black II


Nach dem großen Erfolg des ersten „Men in Black“-Films war klar, dass es eine Fortsetzung geben musste. Doch wie, wenn doch eine der Hauptfiguren am Ende des ersten Films geblitzdingst wurde? Nun, nichts ins unmöglich in good old Hollywood, und so liegt natürlich irgendwo eine Maschine herum, die das Blitzdingsen rückgängig machen kann. Und so greift der eigentlich schon als Agent pensionierte und nun ein gemütliches Postlerleben führende K (Tommy Lee Jones) wieder ins Geschehen ein, und das ist auch gut so. Denn so erfahren Agent J (Will Smith) in der Alienjagd mittlerweile auch ist, aber hier geht es um etwas Persönliches aus Ks Vergangenheit, als das Alien Serleena (Lara Flynn Boyle) in Gestalt eines Victoria’s Secret-Model auf die Erde herabsteigt. Die MiB-Zentrale ist auch rasch in ihrer Hand, und so liegt es einmal mehr an dem ungleichen Partner-Duo J und K, die Welt und nebenher die hübsche Pizzeria-Angestellte Laura Vasquez (Rosario Dawson) zu retten. Zugegeben, Originalitätspunkte für den Plot erhält der zweite Teil des Franchises nicht. Und die Fallhöhe nach der überbordenden Kreativität von Teil 1 war auch zugegebenermaßen recht hoch. Und doch schlägt sich der zweite Film recht tapfer, auch wenn er bei weitem nicht die übergroßen Fußstapfen des ersten Films auszufüllen vermag. Aber die Chemie zwischen Will Smith und Tommy Lee Jones stimmt, die Drehbuchautoren haben genug flotte Sprüche eingebaut, um den komödiantischen Aspekt der Reihe weiterhin zu betonen, und alle Beteiligten scheinen Spaß an der Sache gehabt zu haben. Fazit: Kein Meisterwerk, aber passt schon.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Men in Black (1997)

Regie: Barry Sonnenfeld
Original-Titel: Men in Black
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Action, Science Fiction, Komödie
IMDB-Link: Men in Black


Bevor es Will Smith auf Oscar-Moderatoren abgesehen hat, waren es hauptsächlich Aliens, die von ihm eins aufs Maul bekommen habe. Siehe sein Hollywood-Durchbruch Independence Day und siehe auch „Men in Black“ von Barry Sonnenfeld. In dieser mittlerweile schon ikonischen Science Fiction-Komödie spielt er einen New Yorker Polizisten, der von einer geheimen Organisation rekrutiert wird, um fortan größere Fische als Ladendiebe zu jagen. Die Men in Black überwachen nämlich sämtliches extraterrestrisches Leben auf der Erde, das sich in der Schutzzone Manhattan aufhält – was vielleicht so manche Eigenheiten der New Yorker Bürgerinnen und Bürger erklären mag. Und gleich zu Beginn seiner noch jungen Karriere muss sich Agent J an der Seite seines erfahrenen Partners Agent K (Tommy Lee Jones) mit einem sehr ungustiösen Problem herumschlagen: Eine Schabe mit Größenwahn möchte eine Galaxie besitzen, und diejenigen, denen die Galaxie eigentlich gehört, drohen der Erde mit völliger Zerstörung. Das ist nichts, was man oft in Jobbeschreibungen liest. Und so haben J und K gleich richtig Stress, aber Learning by Doing ist ohnehin die effizienteste Methode, um in einen neuen Job hineinzuwachsen. „Men in Black“ ist wunderbar abgedreht und verfolgt vor allem ein Ziel: Amüsante Unterhaltung. Will Smith als Newbie mit großer Klappe und Tommy Lee Jones als knochentrockener Veteran, der schon alles gesehen hat und das mindestens dreifach, sind Idealbesetzungen. Man muss auch Vincent D’Onofrio hervorheben, der als außerirdische Schabe im Menschenkostüm einen der denkwürdigsten und aberwitzigsten Schurken der Filmgeschichte gibt. Mindestens genauso ikonisch ist der Soundtrack von Danny Elfman. Das Tempo ist hoch, die Gags sitzen, und mit Will Smiths Figur staunen auch wir über die Absonderlichkeiten, die das Universum im Verborgenen bereithält. So kann, nein: so soll leichtfüßige Unterhaltung aussehen.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1997 – Columbia Pictures, Quelle http://www.imdb.com)