Cary Joji Fukunaga

Jane Eyre (2011)

Regie: Cary Joji Fukunaga
Original-Titel: Jane Eyre
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Drama, Liebesfilm
IMDB-Link: Jane Eyre


Wenn eine Geschichte 1,5 Jahrhunderte nach ihrem Erscheinen immer noch Bedeutung genießt und immer wieder neu verfilmt wird, kann man auf jeden Fall von einem zeitlosen Stoff sprechen. Da ist es dann auch egal, wenn die Protagonisten seltsam gewandet auf Pferden reiten und in düsteren Herrenhäusern wohnen. Es liegt also etwas Universelles in Charlotte Brontës Roman „Jane Eyre“, 2011 von Cary Fukunaga mit Mia Wasikowska und Michael Fassbender in den Hauptrollen verfilmt. Das Universelle: Das Streben nach Selbstbestimmung, denn Jane Eyre, die mittellose Waise, die als Gouvernante im Haus des Adeligen Edward Fairfax Rochester zu arbeiten beginnt, hat trotz ihrer Jugend und der harten Zeiten, die sie erlebt hat, immer den Kopf oben und vertritt ihre eigene Meinung. Ebenfalls universell: Die Geheimnisse, die viele Leben umgeben – in diesem Fall ausgedrückt durch mysteriöse Geräusche in der Nacht und das manchmal erratische Verhalten des Hausherren. Auch wenn Fukunaga diese Geheimnisse als spannende Gruselgeschichte einbaut, so lautet dennoch die dahinterliegende Frage: Wie gut kennen wir uns und unsere Gefährten denn wirklich? Wo liegen die finsteren Ecken, in die niemand hineinschauen kann und in die man nicht einmal selbst hineinschauen möchte? Und das vielleicht Universellste überhaupt an Jane Eyre: Die Liebe zwischen zwei Menschen, die zunächst unterschiedlicher nicht sein könnten und doch zueinander finden. Es ist keine Überraschung, dass die Geschichte auch heute noch ihre Fans hat. Fukunaga setzt diese mit viel Liebe für viktorianische Opulenz um, bringt aber einen modernen Anstrich ein, der sich beispielsweise in der Inszenierung der Gruselmomente zeigt. Das bewahrt den Film davor, zu einem routinierten Kostümfest zu verkommen, in dem sich schöne Menschen in schönen Kleidern anschmachten. Allerdings hätte die Inszenierung durchaus noch einen Tick subversiver und gewagter sein dürfen – die Vorlage hätte das hergegeben.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

James Bond 007: Keine Zeit zu sterben (2021)

Regie: Cary Joji Fukunaga
Original-Titel: No Time to Die
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: No Time to Die


Man versetze sich doch bitte mal in die Lage von Daniel Craig. Da sitzt du in einem Hotelzimmer beim Promo-Interview für deinen neuen Film, doch dessen Kinostart ist drölfzig Mal verschoben worden und du hast keinen Schimmer mehr, worum es eigentlich geht, weil du in der Zwischenzeit schon so viele andere Sachen gemacht hast. Aber gut, das gehört vermutlich zum Berufsrisiko. Jedenfalls ist es nun tatsächlich so weit und das letzte Bond-Abenteuer mit Daniel Craig in der Hauptrolle flimmert über unsere Leinwände. Und weil es ja wirklich der letzte Craig-Bond ist, genießt der erst mal seine wohlverdiente Pension mit seiner neuen Flamme unter tropischen Palmen. Der Film wäre allerdings ein bisserl arg fad geworden, wenn Fukunaga daraus nur eine 2,5 Stunden lange Traumschiff-Folge gemacht hätte, und so muss Bond auch bald wieder zurück nach Good Old England, um Schurken zu jagen und Gebäude in die Luft zu sprengen – eben das, was er eigentlich immer macht. Und weil den Drehbuchautoren nichts Besseres eingefallen ist, wiederholen sie das bewährte Schema: Die Vergangenheit holt die Helden des Films ein. War es in Skyfall noch M’s Vergangenheit und ging die Reise in Spectre in Bonds höchstpersönliche Geschichte, so wird nun ein dunkles Geheimnis der Liebsten ausgebuddelt. Never change a running system. Was aber in „Keine Zeit zu sterben“ wirklich neu ist: Der Mann mit der Lizenz zu töten entdeckt ganz tiefe Gefühle. Das ist vielleicht nicht ganz ideal für einen eiskalten Killer und Geheimagenten, aber es beschert den Zusehern einige nette Was-wäre-wenn-Momente – was wäre, wenn Bond einfach mit seiner Holden auf der tropischen Insel geblieben und dort eine Familie gegründet hätte mit drei Söhnen, die allesamt in Anzug und mit Sonnenbrille auf der Nase herumtollen und statt Sandburgen schussfeste Bunker bauen. Aber nein, so idyllisch wird es zu keinem Zeitpunkt. Stattdessen gibt’s wieder jede Menge Krachbumm. Die von mir hochgeschätzte Ana de Armas darf als Bond-Girl immerhin mal neue Wege bestreiten und in einem kurzen, aber denkwürdigen Auftritt dem steifen Engländer zeigen, wo der Bartl den Most herholt. Der Rest des Films hält dieses Niveau aber leider nicht, und vor allem in der zweiten Hälfte zerfällt er in seine Bestandteile. Und die Schurken? Christoph Waltz: verschenkt. Rami Malek: verschenkt. Daraus hätte man so viel mehr machen können. Vielleicht war es ja tatsächlich an der Zeit, Daniel Craig als Bond Lebwohl zu sagen. Er hat seine Sache gut gemacht, aber die Stories rund um seinen Bond sind immer größer und größer geworden und am Ende als Blase geplatzt. Immerhin war’s eine irre Reise bis dahin.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Nicole Dove – © 2019 DANJAQ, LLC AND MGM, Quelle http://www.imdb.com)