Autor: Filmkürbis

The Marvels (2023)

Regie: Nia DaCosta
Original-Titel: The Marvels
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: The Marvels


Das MCU, das Marvel Cinematic Universe, hat mittlerweile Ausmaße erreicht, die an Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ erinnern, nur dass Proust wahrscheinlich einfacher zu verstehen ist. Denn ein Problem ist nicht mehr von der Hand zu weisen: Kennt man nicht alle Filme, alle Serien und weiß der Kuckuck noch, was alles zum Universum gehört, hat man so gut wie keine Chance, sich in den selbstreferenziellen Werken zurechtzufinden. Eine Erleichterung immerhin ist, dass diese Filme und Serie trotz dieses offensichtlichen Problems immer noch recht einfach gestrickt sind: Bösewicht will Böses tun, die Guten haben lustige Fähigkeiten, die dabei helfen, die Schurken zu besiegen und am Ende ist die Welt, das Universum und der ganze Rest gerettet. Auf dem Weg dahin gibt es Schlägereien und Laserwaffen. Und im Falle des viel gescholtenen „The Marvels“ von Nia DaCosta jede Menge Cat Content, der zur Unterhaltung beiträgt, und eine Bollywood’sche Gesangseinlage, die das nicht tut. Ist die massive Kritik, die immer wieder über das neueste Abenteuer aus der Marvel-Schmiede zu lesen ist, gerechtfertigt? Nun, die ist wohl in vielen Fällen zu harsch. Zwar scheitert auch „The Marvels“ daran, die hohe Messlatte, die die Russo-Brüder mit den Avengers-Filmen oder James Gunn mit der Guardians of the Galaxy-Reihe gelegt haben, auch nur annähernd zu erreichen, doch sind die interstellaren Keilereien der drei toughen Damen, die sich aufgrund einer schicksalshaften physikalischen Verschränkung zusammentun müssen (Brie Larson als Captain Marvel, die sich allmählich mit dem Schicksal angefreundet hat, eben diese spielen zu müssen, Teyonah Parris als Monica Rambeau und Iman Vellani als Fangirl Ms. Marvel, die allen die Show stiehlt) immerhin kurzweilig in Szene gesetzt. Die ökonomische Laufzeit von 105 Minuten erlaubt auch keine Seitenschlenker, die die Story noch unverständlicher machen würden. Für einen gemütlichen Abend im Patschenkino passt das schon.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Marvel Studios/Courtesy of Marvel Studios – © 2023 MARVEL., Quelle: http://www.imdb.com)

Jane Eyre (2011)

Regie: Cary Joji Fukunaga
Original-Titel: Jane Eyre
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Drama, Liebesfilm
IMDB-Link: Jane Eyre


Wenn eine Geschichte 1,5 Jahrhunderte nach ihrem Erscheinen immer noch Bedeutung genießt und immer wieder neu verfilmt wird, kann man auf jeden Fall von einem zeitlosen Stoff sprechen. Da ist es dann auch egal, wenn die Protagonisten seltsam gewandet auf Pferden reiten und in düsteren Herrenhäusern wohnen. Es liegt also etwas Universelles in Charlotte Brontës Roman „Jane Eyre“, 2011 von Cary Fukunaga mit Mia Wasikowska und Michael Fassbender in den Hauptrollen verfilmt. Das Universelle: Das Streben nach Selbstbestimmung, denn Jane Eyre, die mittellose Waise, die als Gouvernante im Haus des Adeligen Edward Fairfax Rochester zu arbeiten beginnt, hat trotz ihrer Jugend und der harten Zeiten, die sie erlebt hat, immer den Kopf oben und vertritt ihre eigene Meinung. Ebenfalls universell: Die Geheimnisse, die viele Leben umgeben – in diesem Fall ausgedrückt durch mysteriöse Geräusche in der Nacht und das manchmal erratische Verhalten des Hausherren. Auch wenn Fukunaga diese Geheimnisse als spannende Gruselgeschichte einbaut, so lautet dennoch die dahinterliegende Frage: Wie gut kennen wir uns und unsere Gefährten denn wirklich? Wo liegen die finsteren Ecken, in die niemand hineinschauen kann und in die man nicht einmal selbst hineinschauen möchte? Und das vielleicht Universellste überhaupt an Jane Eyre: Die Liebe zwischen zwei Menschen, die zunächst unterschiedlicher nicht sein könnten und doch zueinander finden. Es ist keine Überraschung, dass die Geschichte auch heute noch ihre Fans hat. Fukunaga setzt diese mit viel Liebe für viktorianische Opulenz um, bringt aber einen modernen Anstrich ein, der sich beispielsweise in der Inszenierung der Gruselmomente zeigt. Das bewahrt den Film davor, zu einem routinierten Kostümfest zu verkommen, in dem sich schöne Menschen in schönen Kleidern anschmachten. Allerdings hätte die Inszenierung durchaus noch einen Tick subversiver und gewagter sein dürfen – die Vorlage hätte das hergegeben.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Killers of the Flower Moon (2023)

Regie: Martin Scorsese
Original-Titel: Killers of the Flower Moon
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama, Krimi, Western, Historienfilm
IMDB-Link: Killers of the Flower Moon


Die 96. Oscarverleihung ist nun schon wieder Geschichte, und der wohl größte Verlierer des Abends war Martin Scorseses „Killers of the Flower Moon“. Zehnmal nominiert ging er am Ende des Tages ohne einzigem Goldglatzkopf nach Hause. Der Film scheint die Meinungen zu spalten. Sehen die einen ein bildgewaltiges Meisterwerk, können sich die anderen kaum die 3,5 Stunden lang wach halten. Als waschechter Österreicher berufe ich mich mal wieder auf die Neutralität und versuche ganz opportunistisch eine Position in der Mitte zu finden. Auf der Plusseite dieses ambitionierten Werks stehen eine durchaus interessante Geschichte rund um die vielfachen Morde an Stammesmitgliedern der Osage, die durch Ölfunde auf ihrem Land zu Reichtum gelangten (wie so oft gelingt es Scorsese, die dunklen, eher verschwiegenen Kapiteln der amerikanischen Geschichte zu Tage zu bringen und aus ihnen eine Art Zustandsbeschreibung der heutigen Welt abzuleiten) sowie eine sehr eigene und einzigartige, fiebrige Atmosphäre, die durch formvollendete Bilder, aber auch einem genial reduzierten Soundtrack von Robbie Robertson getragen wird. Auch der Cast weiß zu überzeugen, wenngleich Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle des gierigen und etwas naiven Handlangers Ernest Burkhart die Mundwinkel etwas zu weit nach unten hängen und er so fast schon eine Karikatur seines Charakters schafft, und ich Lily Gladstones konzentrierte Darstellung zwar mag, aber nicht als so überragend empfinde wie manch andere Kritiker. Dafür zeigt Robert DeNiro, dass er es immer noch kann, wenn er will, und ausnahmslos alle Nebenrollen sind perfekt gecastet. Aber man muss schon auch über das Thema Ambition reden. Diese ist in jeder Einstellung des Films merkbar – Scorsese wollte hier einmal mehr das große amerikanische Epos schaffen. Und so packt er so gut wie alles in den Film hinein, ohne sich darum zu scheren, ob ihm da Publikum dabei folgen kann oder will. So schleppt sich die erste Stunde des Films recht ereignislos dahin, nur getragen von der interessanten Atmosphäre, und man muss schon Geduld beweisen, bis es mal ein wenig zur Sache geht und der Film Fahrt aufnimmt. Wenn dieser Punkt erreicht ist, zieht das Tempo aber an und Scorsese spielt all seine Stärken aus. Ein Meisterwerk ist der Film daher aufgrund dieses uneinheitlichen Tempos nicht, aber dennoch gehört er mit Sicherheit zu den stärkeren Beiträgen des vergangenen Kinojahrs, der aber vielleicht im Heimkino sogar noch ein Stück besser aufgehoben ist, da bei 3,5 Stunden die Blase dann doch mal ein wenig zu drücken beginnt.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Prestige – Die Meister der Magie (2006)

Regie: Christopher Nolan
Original-Titel: The Prestige
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Thriller, Drama
IMDB-Link: The Prestige


Christopher Nolan gilt als einer der neuen Säulenheiligen Hollywoods – verbindet er doch Blockbuster-Kino mit Anspruch. Es scheint fast, als hätte es eine Ära „Vor Nolan“ gegeben, in der entweder hirnlose Straßenfeger gedreht werden konnten (die meisten Action-Filme davon von Michael Bay, dem ungekrönten König der bombastischen Explosionen, während sein Bruder im Geiste Roland Emmerich das Genre der Science Fiction-Katastrophenfilme besetzte), oder anspruchsvolles Arthouse-Kino, das dann in Programmkinos vor einer einstelligen Zahl an Zuschauern gezeigt wurde. Christopher Nolan verbindet diese beiden Welten und beweist, dass man für breitenwirksame Unterhaltung nicht den Anspruch komplett über Bord werfen muss. „The Prestige“ aus dem Jahr 2006 mit Hugh Jackman und Christian Bale in der Hauptrolle zweier rivalisierender Magier (mit einem exquisiten Support Cast um sie herum: Michael Caine, Scarlett Johansson, Rebecca Hall, Piper Perabo, Andy Serkis, David Bowie) ist eines von mittlerweile vielen Beispielen des Nolan’schen Schaffens intelligenter Blockbuster. Während viele ähnlich gelagerte Thriller den Fehler machen, sich zu sehr auf den Plot-Twist zu verlassen, ohne diesen ausreichend vorzubereiten, führt jede Filmsekunde in „The Prestige“ auf den entscheidenden Moment am Ende zu, der selbst einen M. Night Shyamalan neidisch werden lässt. Und das ist große Kunst, denn so wird aus „The Prestige“ ein Werk wie aus einem Guss, in dem sich alles der (spannend inszenierten) Geschichte unterordnet. Dazu kommt Nolans grandioses Gespür für Ausstattung und Atmosphäre, die den Zuseher gänzlich eintauchen lassen in diese seltsame Welt, in der nichts ist, was es zu sein scheint. Und dabei handelt die Geschichte im Grunde von nichts mehr als zwei Egomanen, deren angekratztes Ego zu immer extremeren Maßnahmen verleitet bis hin zur vollständigen Selbstaufgabe nur um des Ruhmes willen. Kann man davon eine Aussage zur heutigen Lage der Gesellschaft ableiten? Vermutlich. Und das macht „The Prestige“ nicht nur spannend, sondern auch zeitlos.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Die nackte Kanone 33 1/3 (1994)

Regie: Peter Segal
Original-Titel: The Naked Gun 33 1/3: The Final Insult
Erscheinungsjahr: 1994
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Naked Gun 33 1/3: The Final Insult


Einmal geht’s noch. Zwar ist Frank Drebin (Leslie Nielsen) schon im wohlverdienten Ruhestand und kümmert sich um den Haushalt, doch das Verbrechen geht nicht in Pension. Und so liegt es einmal mehr an Drebin, die Welt zu retten, nachdem ihn sein ehemaliger Vorgesetzter zurück in den Dienst beordert. Das wiederum missfällt Drebins Frau Jane so sehr, dass sie sich einfach aus dem Staub macht. Doch was hilft gegen Liebeskummer? Genau – ein Ausflug in die Natur, und so verspricht eine Wanderung über Anna Nicole Smiths Hügellandschaft die Ablenkung, die ein hart gesottener Kerl mit einer Mission benötigt, um sich nicht vom Trennungsschmerz erdrücken zu lassen. Zunächst muss sich aber Drebin erst einmal undercover in ein Gefängnis einschleusen, um den sinisteren Plänen des Verbrechers Rocco Dillon (Fred Ward) auf die Schliche zu kommen. Dieser plant Übles: einen Anschlag auf die Oscar-Verleihung. Und schon steuern wir auf das vielleicht aberwitzigste Finale der gesamten Filmparodie-Trilogie zu, live und in Farbe. Danach muss man aber auch sagen: Das reicht dann auch. Zwar zünden die Gags immer noch, und Leslie Nielsens staubtrockenes Spiel führt zu tränennassen Augen, aber es ist schon gut, dass es keinen vierten Teil mehr gab, denn man hätte nicht mehr viel neuen Irrsinn einbauen können. Anders als Gulasch werden Witze, die aufgewärmt werden, nicht besser. Trotzdem ist „Die nackte Kanone 33 1/3“ ein gelungener Abschluss der Filmreihe, die Leslie Nielsen unsterblich gemacht hat und – das ist jetzt eure heilige Pflicht, ihr Leserinnen und Leser dieses Blogs – von Generation zu Generation weitergetragen werden muss.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Die nackte Kanone 2 1/2 (1991)

Regie: David Zucker
Original-Titel: The Naked Gun 2 1/2: The Smell of Fear
Erscheinungsjahr: 1991
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Naked Gun 2 1/2: The Smell of Fear


Ein reicher Industrieller möchte verhindern, dass alternative Energieformen gefördert werden, also schmiedet er ein Komplott, das sicherstellen soll, dass die Menschheit auch weiter mit Kohle, Öl und Atomenergie heizt. Was nach dem Parteiprogramm der FPÖ klingt, ist in Wahrheit der Plot des zweiten Nackte Kanone-Films. Und wieder hängt das Schicksal der Menschheit an einem Mann: Lieutenant Frank Drebin, Spezialeinheit. Doch der hat zunächst andere Sorgen, leidet er doch unter Liebeskummer. Seine Beziehung zu Jane (Priscilla Presley) war von nicht allzu langer Dauer und nun wirft sich die dem schmierigen Quentin Hapsburg (Robert Goulet) an den Hals. Dieser Fall ist also eine persönliche Angelegenheit für Frank Drebin. Kann er die Welt und seine Liebe retten? „Die nackte Kanone 2 1/2“ ist eine gelungene Fortsetzung des ersten Films, auch wenn er dessen anarchische Brillanz nicht ganz erreicht. Dafür bietet der zweite Teil die vielleicht lustigste Musikeinlage der Geschichte, wenn Pianist Sam das alte Lied noch einmal, nur noch ein einziges Mal spielen soll. Allein dafür gibt es schon ein Kürbis-Upgrade von soliden 6 auf 6,5 Kürbisse. (Außerdem: Eine Fortsetzung mit der Nummerierung 2 1/2 kann gar nicht mit ganzen Kürbissen bewertet werden, das wäre ein Sakrileg!) Leslie Nielsen trägt erneut den Film, doch diesmal haben auch seine Mitstreiter George Kennedy als Captain Ed Hocken und O. J. Simpson (ja, ganz genau der!) als Nordberg mehr zu tun als im ersten Film, was sie mit gutem Gespür für Timing und Komik meistern. Aber natürlich lässt sich sagen, dass die Nackte Kanone-Filme nie ohne das Genie von Leslie Nielsen funktioniert hätten, dessen seriöses Geschau das perfekte Gegengewicht zum infantilen Humor des Films darstellt und diesen dadurch erst so richtig lustig werden lässt.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Die nackte Kanone (1988)

Regie: David Zucker
Original-Titel: The Naked Gun: From the Files of Police Squad!
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Naked Gun: From the Files of Police Squad!


Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen! Oder vielleicht doch? Denn man kann zu dieser Art von Humor, mit Jerry und David Zucker und Jim Abrahams (auch unter ihrem gemeinsamen Kürzel ZAZ bekannt) in den 80er Jahren ihre Attacken auf das Zwerchfell losließen, stehen, wie man will, doch eines ist klar: Den Filmfan, der noch nie ein Zitat aus „Die nackte Kanone“ verwendet hat, muss man mir erst einmal zeigen. Und doch steht und fällt alles mit der ikonischen Performance von Leslie Nielsen als Lieutenant Frank Drebin, Spezialeinheit. Es gibt Darsteller:innen, die für immer mit einer Figur verbunden sind: Arnold Schwarzenegger als Terminator, Pamela Anderson als C.J. Parker, Donald Trump in seiner legendären Parodie eines debilen US-Präsidenten, und doch ist wohl nichts und niemand so verwachsen wie Leslie Nielsen mit der Figur des schusseligen Polizisten. Da passt kein Biberpelz dazwischen. Man könnte Arien wie von Enrico Palazzo auf diese geniale Darstellung singen, aber wozu, wenn ohnehin so ziemlich jede/r diesen Film kennt? Inhalt: Eh wurscht. Die Königin von England kommt nach Amerika, um einem Baseball-Spiel beizuwohnen, bei der ein gemeiner Schurke ihr Ableben plant, und Frank Drebin muss dies verhindern. Es ist wirklich egal, wohin die Handlung führt, Hauptsache, sie ermöglicht es Leslie Nielsen, in die unmöglichsten Fettnäpfen zu treten und diese mit der ihm eigenen stoischen Ruhe zu meistern. Am Ende kriegt er natürlich das Mädchen (Priscilla Presley) und die Bösewichter sind ihrem gerechten Schicksal zugeführt worden. Und das ist ein großes Gaudium. Natürlich, nicht jeder Witz zündet, und man muss schon eine gewissen Empfängnisbereitschaft für diese grobschlächtige Art von Humor haben, in der die Parodie so überdreht wird, bis sie selbst parodiert werden kann, aber es ist eigentlich unmöglich, den ganzen Film so durchzustehen wie Leslie Nielsen selbst: Ohne auch nur einen einzigen Ansatz eines Schmunzelns.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Surrogates – Mein zweites Ich (2009)

Regie: Jonathan Mostow
Original-Titel: Surrogates
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Science Fiction, Action, Thriller
IMDB-Link: Surrogates


Gäbe es einen Oscar für die schrecklichste Perücke in einem Film, hätte wohl kein Weg an „Surrogates – Mein zweites Ich“ vorbeigeführt. Zugegeben, zu Beginn ist es schwierig, der Handlung zu folgen, weil man wie gebannt auf Bruce Willis‘ Pepi starrt. Hat man dieses Trauma aber erst einmal überwunden, entfaltet sich ein in seiner Grundprämisse durchaus interessanter Science Fiction-Thriller. In nicht allzu ferner Zukunft gibt es nämlich sogenannte „Surrogates“, persönliche Roboter, die über eine gedankliche Verbindung zu ihrem Besitzer gesteuert werden. Dadurch ist es möglich, völlig gefahrlos sein Leben von der Couch zuhause aus zu leben, da über diese mentale Verbindung diese Surrogates wie eine zweite Haut wirken. All das, was sie sehen, fühlen, riechen, schmecken, hören, erlebt der Benutzer über diese mentale Verbindung. Eigentlich recht leiwand, gäbe es da nicht diesen Vorfall, bei dem Benutzer von Surrogates über diese mentale Verbindung getötet werden, wenn ihre Surrogates ins Gras beißen. Das sollte eigentlich unmöglich sein und wirft natürlich ungute Fragen auf, denen sich Polizist Tom Greer (Bruce Willis) stellen muss. Er selbst hat sein Haus schon seit Ewigkeiten nicht mehr verlassen, sondern ausschließlich sein Surrogate mit der kessen Schmalzlocke benutzt, doch das ist nun gefährlich geworden. Und schon entfaltet sich ein klassischer Ermittlungsthriller, bei dem bald das Leben des Ermittlers selbst auf dem Spiel steht. Jonathan Mostow gelingt eine temporeiche Inszenierung – hier merkt man seine Wurzeln im Actionkino. Allerdings biegt das Drehbuch nach gelungenem Start dann leider falsch ab, und so erleidet „Surrogates – Mein zweites Ich“ ein Schicksal vieler dystopischer Thriller: Anstatt sich auf die spannenden moralischen und ethischen Fragen zu konzentrieren und daraus Spannung zu beziehen, wird „Surrogates“ mit der Zeit zu einer Art Jump & Run, dessen Plot ins Lächerliche abdriftet. Für einen kurzweiligen Filmabend reicht es dennoch, doch bedauert man am Ende die vergebenen Möglichkeiten mehr, als man Unterhaltungswert aus dem Gesehenen ziehen konnte.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Asterix im Land der Götter (2014)

Regie: Alexandre Astier und Louis Clichy
Original-Titel: Astérix: Le domaine des dieux
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Animation, Komödie
IMDB-Link: Astérix: Le domaine des dieux


Ich bin ja ein großer Fan der Asterix-Comics. Diese liebevoll gezeichneten Abenteuer sind turbulent, machen Spaß, glänzen aber durch einen hintergründigen Humor, der sich oft erst beim zweiten oder dritten Lesen voll entfaltet. Es war immer schon schwierig, diese subtile Ebene auf das Medium des Films zu übertragen. Eine Ausnahme hierbei ist Asterix erobert Rom, das nicht auf einem Comic von Goscinny und Uderzo beruht und gerade dadurch eigene, neue Wege gehen kann, die im Film sehr gut funktionieren. Das Animationsabenteuer „Asterix im Land der Götter“ von 2014 bezieht einen Großteil seiner Geschichte nun wieder von einem Originalcomic, nämlich „Asterix und die Trabantenstadt“. In diesem versucht nun Julius Cäsar auf besonders heimtückische Weise, das unbeugsame Dorf, das dem Römischen Imperium immer noch Widerstand leistet, zu besiegen: Nämlich durch Kapitalismus und Gentrifizierung. Vor den Toren des Dorfs soll im Wald eine neue Stadt erbaut werden, sodass das gallische Dorf in deren Schatten in Irrelevanz verschwindet. Das missfällt nicht nur den im Wald lebenden Wildschweinen, sondern auch Asterix. Doch die Bauarbeiten schreiten voran und schon bald ziehen die ersten römischen Familien in die neue Stadt mit dem klingenden Namen „Das Land der Götter“. Sehr zum Entsetzen des gallischen Kriegers zeigt dies schon bald Auswirkungen auf das Dorfleben, denn vor allem die Händler wie Automatix und Verleihnix scheinen sich sehr gut mit den neuen Nachbarn zu arrangieren. Geht Cäsars perfider Plan tatsächlich auf? Was mir an diesem computeranimierten Abenteuer sehr gut gefällt, sind Tempo und Wortwitz, die auch in den Comics essentiell sind und zum ersten Mal so richtig auf den Film übertragen werden konnten. Auch ist es schön, dass endlich das gesamte Dorf mit all seinen wunderbar schrulligen Figuren seinen Auftritt hat und sich die filmische Umsetzung nicht ausschließlich auf Asterix, Obelix und den Druiden Miraculix konzentriert. Es sind vor allem die vielen liebevoll gezeichneten Nebenfiguren wie die pragmatische Gutemine, Ehefrau des einfältigen Häuptlings Majestix, oder der betagte, aber immer noch rüstige Methusalix, die den Geschichten zusätzliches Leben einhauchen. Und die sind in der Vergangenheit auf der großen Leinwand immer zu kurz gekommen. Es scheint, als hätten Alexandre Astier und Louis Clichy ihre Asterix-Bände brav gelesen und deren Essenz verstanden. Das macht „Asterix im Land der Götter“ zum gelungensten Asterix-Film seit „Asterix erobert Rom“ aus dem Jahr 1976.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Der Appartement-Schreck (2003)

Regie: Danny DeVito
Original-Titel: Duplex
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Komödie
IMDB-Link: Duplex


Wie ich nun aus eigener Erfahrung heraus weiß, ist der Kauf eines Hauses immer mit einem gewissen Risiko verbunden und bringt so manche Überraschung mit sich. Mal ist es ein feuchter Keller, mal eine liebenswerte alte Untermieterin, die Wohnrecht auf Lebenszeit hat, wie im Fall von Alex und Nancy (Ben Stiller und Drew Barrymore). Es soll ja nichts Schlimmeres passieren – einen Keller kann man abdichten und die Dame im Obergeschoss wird es, so betagt wie sie mittlerweile ist, auch nicht ewig machen. Und entzückend ist sie ja, eine lebenslustige Irin, die auf Riverdance steht und einen Papagei besitzt. Also unterschreibt das junge Paar voller Begeisterung den Kaufvertrag für das schmucke Häuschen in Brooklyn, für das die gesamten Ersparnisse draufgehen. Doch Alex ist als Autor eh gut im Geschäft. Er muss lediglich die Deadline für seinen zweiten Roman halten, und schon ist alles in Butter. Doch – wenig überraschend für das Genre, in dem wir uns mit „Der Appartement-Schreck“ unter der Regie von Danny DeVito befinden – läuft das neue Leben im trauten Heim so gar nicht nach Plan an, und die alte Dame erweist sich als hochgradig schwerhörig und hat Schlafstörungen, sodass Alex und Nancy das nächtliche Fernsehprogramm in voller Lautstärke mithören können, und außerdem scheint für sie alles wichtiger zu sein als Alex‘ Abgabetermin: Der Müll muss rausgetragen werden, sie braucht Unterstützung beim Einkaufen und ein leckendes Rohr muss geflickt werden. Schon bald ahnen Alex und Nancy, dass sie sich da etwas eingetreten haben, was sich nicht so leicht herausziehen lässt. Und schon spitzt sich die Handlung zu, wird immer abstruser und abenteuerlicher. Von einem gepflegten Rechtsbeistand, der in Sachen Nachbarschaftsstreitigkeiten für Abhilfe sorgen kann, scheint das junge Paar noch nicht gehört zu haben. Wohl aber gibt es Verbindungen zu Auftragskillern. Und so läuft die Geschichte auf ihren erwartbaren Showdown hinaus. Ben Stiller, Drew Barrymore und Eileen Essell in der Rolle der widerspenstigen Nachbarin kann man nur wenig vorwerfen, dem hanebüchenen Drehbuch hingegen umso mehr. Die Pointe am Schluss wittert man quasi mit der ersten Szene des Films, und alle Katastrophen, die für Klamauk und Unterhaltung sorgen sollen, hat man in den Kevin-Filmen schon inspirierter gesehen. Das ist kein Glanzpunkt in den Karrieren aller Beteiligten.


3,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Chris Harris/Chris Harris, Quelle: http://www.imdb.com)