Thriller

Konklave (2024)

Regie: Edward Berger
Original-Titel: Conclave
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Drama, Thriller, Politfilm
IMDB-Link: Conclave


Die katholische Kirche macht im Grundsatz schon viel richtig zur Unterhaltung des Pöbels: Mit viel Brimborium werden seltsame, unverständliche Rituale exerziert, Männer stecken in lustigen und farbenprächtigen Gewändern, mit denen sie sich am Kölner Karneval unters Volk mischen könnten, und die Wahl des Chefs erfolgt in einem streng geheimen Verfahren, von dem man nichts mitbekommt außer: „Weißer Rauch: Habemus Papam!“ und „Schwarzer Rauch: Die Kardinäle sind sich nicht einig und holen sich jetzt erst einmal eine Leberkässemmel.“ Nichts geht über gut dosierten Mystizismus, um die Massen zu begeistern. Dieses Geheimnis der Konklave, also der Papst-Wahl, setzt Edward Berger, mit einem Oscar geadelt für Im Westen nichts Neues, mit hochkarätiger Besetzung filmisch um. Herzstück des Films ist Dekan Lawrence (Ralph Fiennes einmal mehr mit einer preiswürdigen Leistung), ein tugendhafter Zweifler, dem nach dem Ableben des von ihm sehr geschätzten Papstes mit der Aufgabe der Durchführung der Konklave beauftragt ist. Ihm zur Seite steht der bescheidene und progressive Kardinal Bellini (Stanley Tucci, ebenfalls grandios), der auf gar keinen Fall Papst werden will und genau deshalb aber seine Anhänger hat. Ihm diametral gegenüber steht der erzkonservative Kardinal Tedesco (Sergio Castellitto), der die katholische Kirche wieder ins Mittelalter zurückschießen möchte. Und auch sonst mischen ehrgeizige Kandidaten in der Wahl mit, die alle ihre eigenen Ziele verfolgen. Bald geht es weniger darum, einen geeigneten Kandidaten zu ermitteln, sondern zu verhindern, dass eines der vielen schwarzen Schafe, die da im Ornament herumturnen, den Thron von Rom erklimmt. Die Konklave wird zum Jahrmarkt der Eitelkeiten, und ja, das Muster lässt sich übertragen: Alte, gut situierte Männer sind vor allem an der Macht interessiert, und der Weg dahin darf durchaus durchs moralische Dickicht führen, durch das sich sonst keiner traut, wenn das Ziel damit erreicht werden kann. Dass der Film so gut funktioniert, verdankt er neben geschliffenen Dialogen und einem wunderbaren Cast (auch zu erwähnen: Isabella Rossellini mit einer kleinen, aber prägnanten Rolle, Lucian Msamati, John Lithgow und Carlos Diehz, die allesamt ihre Momente haben) vor allem aber seiner Verweigerung eines moralisch erhobenen Zeigefingers, der angesichts so mancher Fehltritte der katholischen Kirche durchaus angebracht erschiene. Edward Berger beobachtet und erzählt, er urteilt nicht. Vielmehr vertraut er darauf, dass die Kraft der Bilder und der Erzählung für sich sprechen und einen möglichen Weg aufzeigen. Gerade in dieser Hinsicht ist „Konklave“ durchaus ein moralischer Film, nur eben ohne Maßregelungen und Überheblichkeit. Das gepaart mit einer eindrucksvollen Kamerarbeit, die virtuos mit dem Raum und dessen Begrenzungen arbeitet, sowie einem eingängigen Soundtrack, der die Spannung des Geschehens untermalt, macht „Konklave“ zu einem exzellenten Film und würdigen Anwärter auf den Oscar für den besten Film des Jahres.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Focus Features. © 2/Courtesy of Focus Features. © 2 – ©  2024 Focus Features, LLC. All Rights Reserved., Quelle: http://www.imdb.com)

Jagd auf Roter Oktober (1990)

Regie: John McTiernan
Original-Titel: The Hunt for Red October
Erscheinungsjahr: 1990
Genre: Thriller, Politfilm, Kriegsfilm
IMDB-Link: The Hunt for Red October


Der Kalte Krieg nähert sich allmählich seinem Ende, doch die Spannungen zwischen Ost und West sind nach wie vor hoch. Als ein technologisch neuartiges und den Amerikanern überlegenes russisches U-Boot unter dem erfahrenen und hoch dekorierten Kapitän Ramius (Sean Connery) Kurs auf die Ostküste der Vereinigten Staaten nimmt, schrillen alle Alarmglocken. Noch pikanter wird die Sache, als die Amerikaner durch ihren CIA-Analysten Jack Ryan (Alec Baldwin) herausfinden, dass das mit atomaren Raketen ausgestattete U-Boot, dass dieses über einen kompletten neuen Antrieb verfügt, der es dem U-Boot erlaubt, völlig geräuschlos und unbemerkt durch feindliche Linien fahren zu können. Da wird einem schon ein wenig schummrig bei dem Gedanken, was ein solches Boot alles anrichten könnte. Allein Jack Ryan glaubt noch an eine zweite Theorie: Ramius könnte zu den Amerikanern überlaufen. Um Beweise für diese Theorie zu sammeln, begibt sich der trockene Theoretiker näher an die Praxis, als ihm eigentlich lieb ist – inmitten eines Katz- und Maus-Spiels, wo (es folgt ein Zitat aus diesem großartigen Film) die Schwierigkeit darin besteht, herauszufinden, wer die Katze und wer die Maus ist. „Jagd auf Roter Oktober“ lebt von einer spannenden Grundprämisse, die bis zuletzt offen lässt, in welche Richtung das Pendel schwingt, einer fesselnden Inszenierung, motivierten Darstellerleistungen und geschliffenen Dialogen, die sich ins filmhistorische kollektive Gedächtnis eingebrannt haben. John McTiernan, der schon einen der spannendsten Filme des 20. Jahrhunderts inszeniert hat, in dem er Bruce Willis in einen Aufzugsschacht gesteckt hat, weiß, wie man Suspense kreiert und mit Action garniert. So ist „Jagd auf Roter Oktober“ 35 Jahre nach seinem Erscheinen ein zeitloser Klassiker, der immer noch bestens unterhält. Und er bietet eines der treffendsten Zitate der Filmgeschichte, das ich angesichts der aktuellen politischen Entwicklung der letzten Tage in Österreich anstatt eines Trailers einbauen möchte. Dieser Klassiker sollte eigentlich zur besseren Erklärung der Geschehnisse unter alle innenpolitischen Berichterstattungen dieser Tage angehängt werden.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Paramount Pictures/Getty Images – © 2012 Getty Images, Quelle: http://www.imdb.com)

Speak No Evil (2024)

Regie: James Watkins
Original-Titel: Speak No Evil
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Horror, Thriller
IMDB-Link: Speak No Evil


James McAvoy mag privat ein ausgesprochen netter Mensch sein, doch nur wenigen Charakteren seiner Filmographie, die er in den letzten Jahren verkörpert hat, würde ich gerne im Dunkeln begegnen. Der Arzt Paddy, der mit seiner Frau Ciara das beim Italienurlaub kennengelernte Paar Louise und Ben zusammen mit ihrer Tochter Agnes auf sein Landhaus in der Einöde Südenglands einlädt, ist keine Ausnahme. Denn von Anfang an umgeben ein paar Fragezeichen den charmanten, aber sehr vereinnahmenden Paddy. Der gemeinsame Sohn Ant ist auch ein ziemlicher Sonderling, auch dadurch begründet, dass durch einen Geburtsfehler seine Zunge nicht normal ausgeprägt ist und er deshalb nicht sprechen kann. Aber Louise und Ben, die selbst gerade mit gröberen Beziehungsproblemen zu kämpfen haben, nehmen die Einladung zu einem Wochenende abseits des Großstadtstresses an, nichts ahnend, dass sie eine andere Art von Stress erwartet. Denn schon bald verschwimmen die Grenzen zwischen Schrulligkeit und nicht tolerierbarer Kontrollsucht. Da hilft es auch nicht, wenn Ciara immer wieder vermittelnd eingreift und sich für ihren Mann entschuldigt. Als geübter Thriller-Konsument ahnt man schon bald, wohin die Reise führt. Dennoch kann „Speak No Evil“ unter der Regie von James Watkins positiv überraschen durch eine konsequente Beachtung von Logik, Medizin und physikalischen Grundgesetzen, was in diesem Genre tatsächlich keine Selbstverständlichkeit darstellt. Wäre die Story, die sich da entfaltet, vermeidbar gewesen, hätten sich die Charaktere etwas weniger dümmlich verhalten? Ja, sicher. Aber Watkins bleibt darauf bedacht, dass alles im Rahmen des Möglichen und Denkbaren bleibt. Und das tut dem Film unheimlich gut – wie auch die extrem starke Besetzung mit dem schon erwähnten James McAvoy, der den Film zwar zu seiner Show macht, seinen Co-Stars Mackenzie Davies, Scoot McNairy, Aisling Franciosi und den beiden Kinderdarstellern Alix West Lefler und Dan Hough genügend Raum gibt, um ebenfalls Facetten ihres Könnens zu zeigen. „Speak No Evil“ ist ein Remake des gleichnamigen dänischen Films von 2022, der, so ist es zu lesen, in seiner Konsequenz noch grimmiger und böser ist. Und doch fühlt sich das Remake so stimmig an, dass man nicht das Bedürfnis nach der alternativen Erzählung dieser Geschichte verspürt, wenn man aus dem Kinosaal kommt. Und das ist schon ein Ritterschlag.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Die neun Pforten (1999)

Regie: Roman Polanski
Original-Titel: The Ninth Gate
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Thriller, Horror
IMDB-Link: The Ninth Gate


Es gibt im Englischen einen Spruch, den ich sehr mag: „Play stupid games. Win stupid prizes“. Die deutsche Entsprechung dafür wäre in etwa die Abkürzung SSKM: „Selbst schuld. Kein Mitleid.“ Hätte sich das der Antiquar und Buchhändler Dean Corso (Johnny Depp) mal lieber hinter die Löffel geschrieben, denn dann wäre er wohl kaum auf die Idee gekommen, im Auftrag des betuchten Sammlers Boris Balkan (Frank Langella) ausgerechnet nach einem Buch zu suchen, das der Teufel persönlich angeblich geschrieben haben soll – bzw. nach zwei weiteren Kopien, die davon existieren, denn eine besitzt Balkan bereits. Aber da ist er auch schon mittendrin in einer Hetzjagd, in der Leib und Seele gleichermaßen auf dem Spiel stehen. Und immer wieder muss eine mysteriöse Unbekannte (Emmanuelle Seigner) eingreifen, um … nun ja … die Kohlen aus dem Feuer zu holen. „Die neun Pforten“ von Roman Polanski spielt genüsslich auf der Klaviatur des Gruselfilms und baut immer wieder auch augenzwinkernd humoristische Töne ein. Hardcore-Horrorfans könnte dieser Film etwas zu weichgespült sein, doch wer es gerne gruselig mag, ohne deshalb nächtelang um den Schlaf gebracht zu werden, ist hier an der richtigen Adresse. Außerdem gibt es hier noch einen 90er-Jahre-Johnny Depp zu sehen, frei von Manierismen, die er sich im Zuge der „Fluch der Karibik“-Reihe zugelegt hat. Das Vierteljahrhundert, das der Film mittlerweile am Buckel hat, sieht man ihm zwar an (vor allem die Spezialeffekte sind schlecht gealtert), doch bietet „Die neun Pforten“ auch heute noch solide und spannende Unterhaltung.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Leave the World Behind (2023)

Regie: Sam Esmail
Original-Titel: Leave the World Behind
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Thriller
IMDB-Link: Leave the World Behind


Eine g’stopfte New Yorker Familie (Julia Roberts, Ethan Hawke, Farrah Mackenzie und Charlie Evans) gönnt sich eine Auszeit in einer Villa auf Long Islands, die sie über Airbnb gebucht haben. Als Höhepunkte der ersten Tage kommt es zu einer Wild-Beobachtung im Garten und einer Besichtigung eines Öltankers aus nächster Nähe – das offensichtlich manövrierunfähige Schiff läuft einfach auf dem Strand, an dem die Familie chillt, auf. Als jedoch Internet und Fernsehen ausfallen und mitten in der Nacht ein Unbekannter, der wenig glaubhaft behauptet, das Haus gehöre ihm, samt Tochter (Mahershala Ali und Myha’la Herrold) vor der Tür stehen, wird die Lage doch etwas ungemütlich. In einer Art Schicksalsgemeinschaft unter einem Dach vereint versuchen die beiden von der Zivilisation abgeschnittenen Familien herauszufinden, was da draußen passiert ist bzw. immer noch passiert, während sie sich gegenseitig misstrauisch beäugen. „Leave the World Behind“ funktioniert als Endzeit-Thriller viel mehr über das, was er auslässt, als darüber, was er erzählt. Genauso wie die Hauptfiguren haben auch wir Zuseher ständig Fragezeichen vor der Stirn und versuchen, dem Gesehenen einen Sinn zu verleihen, ohne aber so richtig erfolgreich dabei zu sein. Mag sein, dass diese Herangehensweise bei einigen Teilen des Publikums auf Unverständnis stößt und diese abstößt. Sam Esmail kümmert sich in seiner Verfilmung des Romans von Rumaan Alam nicht um Antworten – es sind die Fragen, die ihn interessieren. Das kann anstrengend sein, und irgendwann muss man dem Publikum auch Hinweise geben und ihm eine Geschichte anbieten. Darauf vergisst Esmail allerdings nicht, sodass „Leave the World Behind“ bei allen Rätseln, die den Film umgeben, am Ende eine runde Sache wird. Fazit: Erfreulich entschleunigtes, atmosphärisch dichtes Endzeitkino, das zwar etwas Geduld erfordert, aber länger nachhallt.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Red Eye (2005)

Regie: Wes Craven
Original-Titel: Red Eye
Erscheinungsjahr: 2005
Genre: Thriller
IMDB-Link: Red Eye


Nun hat also Cillian Murphy seinen Oscar. Wohlverdient, wie viele meinen, auch wenn ich persönlich in dieser Award-Season Paul Giamatti für seine wunderbar vielschichte Darstellung in The Holdovers vorne gesehen hätte. Dass Murphy aber ebenfalls ein Könner seines Fachs ist, steht außer Frage. Das blitzt auch in Wes Cravens Thriller „Red Eye“ aus dem Jahr 2005 mit Rachel McAdams als Hauptdarstellerin durch, wenngleich Cravens Zugang zum Kino mit Sicherheit ein anderer ist als jener von Christopher Nolan. Der Plot ist schnell erzählt: Auf einem Nachtflug erfährt die Hotelmanagerin Lisa, dass ihr sympathischer und hilfsbereiter Sitznachbar auf diesem Flug nicht ganz zufällig auf eben diesem Sitz Platz genommen hat. Schichtet sie den prominentesten Hotelgast, ein Minister des Kabinetts der Vereinigten Staaten nämlich, nicht in eine andere Suite um, muss ihr Vater, der ahnungslos zuhause vor dem Fernseher sitzt, dran glauben. Bis zur Landung muss Lisa dieses Ziel erreichen (was dank Board-Telefone eigentlich nicht allzu schwierig sein sollte), ansonsten ruft der freundliche Herr mit dem sprechenden Namen Jackson Rippner seinen Spezi an, der vor dem väterlichen Haus wartet, und das will ja keiner. Kooperiert Lisa, kommen alle wunderbar aus der Sache raus – mit Ausnahme des Ministers natürlich. Doch Lisa ist zäher, als der Auftragskiller erwartet, und so entspinnt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, das nach der Landung seine Fortsetzung findet. Zugegeben, die Geschiche ist recht dünn. Eine Oscarnominierung für das beste Drehbuch durfte man dafür nicht erwarten, und die ist schließlich auch nicht eingetreten. Aber McAdams und Murphy machen ihre Sache gut, und oft liegt ja in der Kürze die Würze. Es muss nicht immer ein wahnsinnig komplexer Plot sein, den man nur mit Hochschulabschluss versteht, sondern oft reicht es aus, zwei Menschen mit sehr gegensätzlichen Interessen in einem engen Raum einzusperren und aufeinander wirken zu lassen. Voilà – fertig ist der Thriller. „Red Eye“ ist mit Sicherheit kein Film, der einem noch lange im Gedächtnis bleibt und zu dem man immer wieder zurückkehrt, doch für die Dauer der Sichtung unterhält er auf gutem Niveau, was vor allem an McAdams liegt, die ihre Lisa glaubwürdig und sympathisch anlegt und somit eine Figur schafft, mit der man sich identifizieren kann. Insgesamt ist „Red Eye“ wohl als überdurchschnittliches B-Movie einzuordnen, aber es muss ja nicht immer das Haubenmenü sein. Manchmal schmeckt es am Würstlstand eben auch gut.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Prestige – Die Meister der Magie (2006)

Regie: Christopher Nolan
Original-Titel: The Prestige
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Thriller, Drama
IMDB-Link: The Prestige


Christopher Nolan gilt als einer der neuen Säulenheiligen Hollywoods – verbindet er doch Blockbuster-Kino mit Anspruch. Es scheint fast, als hätte es eine Ära „Vor Nolan“ gegeben, in der entweder hirnlose Straßenfeger gedreht werden konnten (die meisten Action-Filme davon von Michael Bay, dem ungekrönten König der bombastischen Explosionen, während sein Bruder im Geiste Roland Emmerich das Genre der Science Fiction-Katastrophenfilme besetzte), oder anspruchsvolles Arthouse-Kino, das dann in Programmkinos vor einer einstelligen Zahl an Zuschauern gezeigt wurde. Christopher Nolan verbindet diese beiden Welten und beweist, dass man für breitenwirksame Unterhaltung nicht den Anspruch komplett über Bord werfen muss. „The Prestige“ aus dem Jahr 2006 mit Hugh Jackman und Christian Bale in der Hauptrolle zweier rivalisierender Magier (mit einem exquisiten Support Cast um sie herum: Michael Caine, Scarlett Johansson, Rebecca Hall, Piper Perabo, Andy Serkis, David Bowie) ist eines von mittlerweile vielen Beispielen des Nolan’schen Schaffens intelligenter Blockbuster. Während viele ähnlich gelagerte Thriller den Fehler machen, sich zu sehr auf den Plot-Twist zu verlassen, ohne diesen ausreichend vorzubereiten, führt jede Filmsekunde in „The Prestige“ auf den entscheidenden Moment am Ende zu, der selbst einen M. Night Shyamalan neidisch werden lässt. Und das ist große Kunst, denn so wird aus „The Prestige“ ein Werk wie aus einem Guss, in dem sich alles der (spannend inszenierten) Geschichte unterordnet. Dazu kommt Nolans grandioses Gespür für Ausstattung und Atmosphäre, die den Zuseher gänzlich eintauchen lassen in diese seltsame Welt, in der nichts ist, was es zu sein scheint. Und dabei handelt die Geschichte im Grunde von nichts mehr als zwei Egomanen, deren angekratztes Ego zu immer extremeren Maßnahmen verleitet bis hin zur vollständigen Selbstaufgabe nur um des Ruhmes willen. Kann man davon eine Aussage zur heutigen Lage der Gesellschaft ableiten? Vermutlich. Und das macht „The Prestige“ nicht nur spannend, sondern auch zeitlos.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Surrogates – Mein zweites Ich (2009)

Regie: Jonathan Mostow
Original-Titel: Surrogates
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Science Fiction, Action, Thriller
IMDB-Link: Surrogates


Gäbe es einen Oscar für die schrecklichste Perücke in einem Film, hätte wohl kein Weg an „Surrogates – Mein zweites Ich“ vorbeigeführt. Zugegeben, zu Beginn ist es schwierig, der Handlung zu folgen, weil man wie gebannt auf Bruce Willis‘ Pepi starrt. Hat man dieses Trauma aber erst einmal überwunden, entfaltet sich ein in seiner Grundprämisse durchaus interessanter Science Fiction-Thriller. In nicht allzu ferner Zukunft gibt es nämlich sogenannte „Surrogates“, persönliche Roboter, die über eine gedankliche Verbindung zu ihrem Besitzer gesteuert werden. Dadurch ist es möglich, völlig gefahrlos sein Leben von der Couch zuhause aus zu leben, da über diese mentale Verbindung diese Surrogates wie eine zweite Haut wirken. All das, was sie sehen, fühlen, riechen, schmecken, hören, erlebt der Benutzer über diese mentale Verbindung. Eigentlich recht leiwand, gäbe es da nicht diesen Vorfall, bei dem Benutzer von Surrogates über diese mentale Verbindung getötet werden, wenn ihre Surrogates ins Gras beißen. Das sollte eigentlich unmöglich sein und wirft natürlich ungute Fragen auf, denen sich Polizist Tom Greer (Bruce Willis) stellen muss. Er selbst hat sein Haus schon seit Ewigkeiten nicht mehr verlassen, sondern ausschließlich sein Surrogate mit der kessen Schmalzlocke benutzt, doch das ist nun gefährlich geworden. Und schon entfaltet sich ein klassischer Ermittlungsthriller, bei dem bald das Leben des Ermittlers selbst auf dem Spiel steht. Jonathan Mostow gelingt eine temporeiche Inszenierung – hier merkt man seine Wurzeln im Actionkino. Allerdings biegt das Drehbuch nach gelungenem Start dann leider falsch ab, und so erleidet „Surrogates – Mein zweites Ich“ ein Schicksal vieler dystopischer Thriller: Anstatt sich auf die spannenden moralischen und ethischen Fragen zu konzentrieren und daraus Spannung zu beziehen, wird „Surrogates“ mit der Zeit zu einer Art Jump & Run, dessen Plot ins Lächerliche abdriftet. Für einen kurzweiligen Filmabend reicht es dennoch, doch bedauert man am Ende die vergebenen Möglichkeiten mehr, als man Unterhaltungswert aus dem Gesehenen ziehen konnte.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Saltburn (2023)

Regie: Emerald Fennell
Original-Titel: Saltburn
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama, Komödie, Thriller
IMDB-Link: Saltburn


Schaut man die Oscarnominierungen 2024 durch, fehlt ein Film, der im Vorfeld hoch gehandelt wurde: „Saltburn“ von Emerald Fennell, die mit Promising Young Woman 2020 für Furore sorgte. Und da kommt man dann doch ins Grübeln. War der Academy die bitterschwarze, zynische Thrillerkomödie zu derb, zu eklig vielleicht (es gibt zwei, drei Stellen, die berechtigterweise für Kontroversen sorgen)? Andererseits hat Emerald Fennell ja auch in ihrem Vorgängerfilm bewiesen, dass sie auf Konventionen pfeift und einfach ihr Ding durchzieht. Und so ist auch „Saltburn“ ganz eindeutig ein Fennell-Film: Pulsierend, auf eine eher ungute Weise erotisch, mit tollem Soundtrack ausgestattet, mit Bildern, die wie Gemälde wirken (Kamera: der Oscar-dekorierte Linus Sandgren) und einem erneut groß aufspielendem Cast. In diesem Fall glänzt Barry Keoghan in der Hauptrolle des Oxford-Stipendiaten Oliver Quick (wer nun an Charles Dickens denkt, denkt nicht falsch), der aus einfachen Verhältnissen stammt und sich mit dem reichen Erben Felix Catton (Jacob Elordi) anfreundet. Dieser lädt Oliver ein, den Sommer über bei seiner Familie in Saltburn zu verbringen. Um das Anwesen in der Tonalität von Wolf Haas und seiner berühmten Brenner-Romane zu beschreiben: Schloss: Hilfsausdruck. Die Eltern (Rosamund Pike und Richard E. Grant) sind der neuen Bekanntschaft ihres Filius wohlgesonnen, und der lebt sich auch bald recht gut ein. So gut, dass er eigentlich gar nicht mehr weg möchte. Und schon bald zeigt sich, dass mehr in dem schüchternen Kerl steckt, als man auf den ersten Blick wahrnimmt. „Saltburn“ spielt geschickt mit den Erwartungshaltungen des Publikums, die immer wieder unterlaufen werden. Mal absurd komisch, mal sinnlich, mal bedrückend, mal zutiefst zynisch lässt sich der Film keinem Genre klar zuordnen und geht ganz eigene Wege. Auf den beißenden Humor sollte man sich einlassen können, ebenso wie auf die derben Szenen, die aber allesamt (wenig subtil) ein Sittenbild von Reich & Schön und jenen, die gerne dazugehören wollen, zeichnen. Zwar war „Promising Young Woman“ der konzentriertere und inhaltlich überraschendere Film, aber auch „Saltburn“ liefert gekonnte Unterhaltung und zeigt auf, dass Emerald Fennell ein Name ist, den man sich unbedingt merken muss.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Chiabella James/Chiabella James/Prime Video – © 2022 Amazon Content Services LLC, Quelle: http://www.imdb.com)

Stirb langsam: Jetzt erst recht (1995)

Regie: John McTiernan
Original-Titel: Die Hard with a Vengeance
Erscheinungsjahr: 1995
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Die Hard with a Vengeance


Nachdem Renny Harlin seine Sache in Stirb langsam 2 nicht unbedingt herausragend gemacht hatte, musste Original-Regisseur John McTiernan für den dritten „Stirb langsam“-Film wieder in den Regiestuhl. Samuel L. Jackson ersetzte Reginald VelJohnson als John McClanes bester schwarzer Freund, und dementsprechend findet das Wort „Motherfucker“ noch mehr Verwendung als in den Filmen davor. Und darum geht’s: Irgend so ein Motherfucker, der sich selbst Simon nennt und das Spiel „Simon sagt“ mit McClane und der New Yorker Polizei spielt, hat ein paar ungute Bömbchen über die Stadt verteilt und jagt einen höllisch verkaterten McClane durch eben diese. Wenn McClane nicht nach Simons Pfeife tanzt, geht am Ende des Tages eine Schule in die Luft. Samuel L. Jackson als Ladenbesitzer Zeus wird eher zufällig in die Sache hineingezogen, doch mitgefangen heißt eben mitgehangen. Bruce Willis hat in seiner Paraderolle alle Hände voll zu tun, durch die Stadt zu hetzen und gleichzeitig herauszufinden, wer hinter diesem perfiden Plan steckt. Der aufmerksame Zuseher wird bald Jeremy Irons herumlaufen sehen und kombinieren, dass dieser hochdotierte Schauspieler wohl nicht für eine Komparsenrolle gecastet wurde, was sich auch sofort bestätigt: Hier haben wir den Schurken! Diesen treiben Rachegelüste an, hat McClane doch seinen Bruder vor Jahren vom Nakatomi Tower geworfen. Doch ist Rache das einzige Motiv? Und genau hier nimmt „Stirb langsam: Jetzt erst recht“ eine Abzweigung, die dem zweiten Teil noch gefehlt hat: Die Geschichte hinter der Geschichte macht Spaß und treibt den Film voran, zwar nicht mehr in der Perfektion des ersten Stirb langsam-Films, aber immerhin unterhaltsam und launig. Allerdings wird in etlichen Szenen doch deutlich, wie sehr sich die Macher rund um John McTiernan vom Kassenschlager Speed aus dem Vorjahr inspirieren ließen. Ist es Hommage, ist es Kopie? Das lässt sich an manchen Stellen nur schwer einschätzen, und das führt schließlich auch dazu, dass „Stirb langsam: Jetzt erst recht“ trotz aller verdienter Meriten nicht ganz die Qualität des ersten Films der Reihe und auch nicht ganz die Qualität von „Speed“ erreicht.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Archive Photos/Getty Images – © 2012 Getty Images, Quelle http://www.imdb.com)