Kriegsfilm / Anti-Kriegsfilm

Der Hauptmann (2017)

Regie: Robert Schwentke
Original-Titel: Der Hauptmann
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Drama, Kriegsfilm, Biopic
IMDB-Link: Der Hauptmann


Deutschland, knapp hinter der Frontlinie in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs. Der Gefreite Willi Herold hat die Nase voll und flüchtet. Blöd für ihn, dass Deserteure mit dem Tod bestraft werden. Glück für ihn, dass er auf der Flucht zufälligerweise über die verwaiste Uniform eines Hauptmanns stolpert. Denn wie es so schön heißt: Kleider machen Leute. Und so eine blitzende Uniform mit vielen Knöpfchen dran macht Eindruck, vor allem, wenn der Träger derjenigen auch noch zackige Befehle gibt. Sofort wird der ehemalige Gefreite Herold als nunmehriger Hauptmann Herold, der in Sondermission im Auftrag des Führers persönlich unterwegs ist, vom mutmaßlichen Deserteur Freytag (Milan Peschel) akzeptiert. Die Anspielung auf den gestrandeten Robinson Crusoe und seinen ergebenen Diener kommt wohl nicht von ungefähr. Bald schon scharen sich eine Menge anderer suspekter Gestalten, alle vom Krieg gezeichnet, um den vermeintlichen Hauptmann. Als er schließlich in ein Lager geführt wird, in dem Kriegsverbrecher, hauptsächlich Deserteure und Diebe, in Baracken auf ihr Schicksal warten, wie es von einem trägen Justizministerium bestimmt werden soll, entdeckt Herold die Freude an der Macht über Leben und Tod. Die Figur des Hauptmann Herold beruht auf einer tatsächlichen historischen Person: Willi Herold sicherte sich seinen unrühmlichen Eintrag in die Geschichtsbücher als Henker von Emsland. Die Geschichte, so bizarr sie auch klingt, ereignete sich tatsächlich. Nun reicht es Robert Schwentke in seiner Verfilmung allerdings nicht aus, die grausigen historischen Tatsachen einfach nachzuerzählen. Vielmehr bastelt er mit eindrucksvollen Bildern, einem nervösen Soundtrack und teils in surreal kippenden Feierszenen eine grimmige Allegorie auf das Böse, die durch Max Hubacher perfide stoisch personifiziert wird. Aber es ist nicht die Figur des Herold allein, die einen schaudern lässt – es ist die Darstellung der Entmenschlichung bei allen Figuren, als würden alle im Angesicht der drohenden totalen Niederlage alles Menschsein abstreifen und sich nihilistischen Trieben hingeben. Sind wir Menschen so? Vielleicht. Der Film deutet dies jedenfalls auf eine vielleicht leicht überzeichnete, aber dennoch plausible Weise an. „Der Hauptmann“ ist ganz bitteres Kino, das uns in die tiefsten Abgründe wirft. Der kontrovers diskutierte Abspann kann gleichermaßen als Mahnmal gelten: Geschichte kann sich wiederholen, wenn man sie vergisst.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Alamo – Der Traum, das Schicksal, die Legende (2004)

Regie: John Lee Hancock
Original-Titel: The Alamo
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Western, Kriegsfilm, Drama
IMDB-Link: The Alamo


The Alamo – Der Traum, das Schicksal, die Legende. Und natürlich: Der Offizier, der Westernheld, die Kanone, die Mexikaner, das Messer, die Geige, die Befestigung, die Belagerung, der Ansturm, das Gefecht, der Tod und die Schlacht danach. Habe ich irgendwas vergessen an Substantiven, die unbedingt noch in den deutschen Titelzusatz eingebaut werden müssten? Ich glaube nicht. „The Alamo“, wie der Film im Original schlicht heißt, ist jedenfalls ein hierzulande eher unbekanntes Remake eines John Wayne-Westernklassikers. Schändlicherweise kenne ich das Original nicht, und so war John Lee Hancocks Neuverfilmung mein erster Zugang zu dem historischen Stoff. Die Story spielt zu Zeiten des texanischen Unabhängigkeitskrieges zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Befestigung The Alamo in der Nähe von San Antonio genießt besondere strategische Bedeutung sowohl für die Mexikaner als auch die Texaner, die auf diesem Boden ihren eigenen Staat nach Manier der damaligen Zeit gründen möchten: Wir kommen einfach in ein besiedeltes Land und sagen nun, dass das ab sofort uns gehört. Man kann schon verstehen, dass die Mexikaner das nicht so leiwand finden, auch wenn sie streng genommen auch wieder nicht die ersten waren, die einen Fuß auf dieses Land gesetzt haben. Aber die indigene Bevölkerung kommt in diesem Konflikt nicht vor – die haben sich wohl schon aus dem Staub gemacht und lassen Mexikaner und Texaner sich vernünftigerweise einfach gegenseitig die Köpfe einschlagen. Der junge, unerfahrene Offizier William Travis (Patrick Wilson) hat jedenfalls die undankbare Aufgabe, mit etwa zweihundert Mann The Alamo gegen heranstürmende Mexikaner, mehr als Tausend an der Zahl, zu verteidigen. Diese werden von Santa Anna (Emilio Echevarría) angeführt, der sichtlich nicht alle Murmeln beisammen hat. Und das dürfte historisch sogar korrekt sein. Das Kommando der belagerten Texaner teilt sich Travis mit James Bowie (Jason Patric), dem Anführer der Miliz, und auch Western- und Volksheld Davy Crockett (Billy Bob Thornton) hat sich zur Verteidigung der Festung eingefunden. Doch eines ist klar: Wenn der texanische Präsidentschaftsaspirant Sam Houston (Dennis Quaid) nicht bald ordentliche Verstärkung schickt, kommt keiner lebend aus dem Fort. Doch der sitzt lieber untätig herum und faselt was von offizieller Anerkennung des Staates Texas, bevor er den Arsch hochbekommt. Die Geschichte nimmt also ihren erwartbaren Lauf. „The Alamo“ ist ein historisch durchaus akkurates Stück Kino, mehr Kriegsfilm als Western, mehr Verzweiflung als Pathos. Was ich an dem Film durchaus schätze, ist, dass er sich um leise Töne bemüht und auch das Kampfgeschehen nicht in einer Gewaltorgie verheizt, sondern lieber punktuell die Tragik zeigt, wenn Männer, die eigentlich allesamt lieber woanders sein wollen, mit Gewehren und Bajonetten aufeinander losgehen. Die wohl schönste Szene des ganzen Films und damit auch ein inhärentes Statement ist, als die Mexikaner wie vor jedem Beschuss des Forts einen Kriegsmarsch spielen, um den belagerten Texanern Angst einzujagen, und Davy Crockett schließlich zu seiner Geige greift, um den Marsch zu begleiten. Für einen kurzen Moment sind Belagerer und Belagerte in Harmonie vereint, und ausnahmsweise verzichten die Mexikaner anschließend auf den obligatorischen Kanonendonner. Allerdings sind gelungene Momente wie diese etwas zu selten, und viele Szenen zu träge inszeniert, um echte Spannung aufkommen zu lassen. Auch die meisten Charaktere bleiben seltsam blass trotz schauspielerischer Grandezza, die diese ausfüllen. Historische Genauigkeit stand hierbei über allem anderen und führte in der Umsetzung zu einem zwiegespaltenen Ergebnis.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2003 Buena Vista Pictures Distribution. All Rights Reserved., Quelle http://www.imdb.com)

Edge of Tomorrow (2014)

Regie: Doug Liman
Original-Titel: Edge of Tomorrow
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Action, Science Fiction, Kriegsfilm
IMDB-Link: Edge of Tomorrow


Die Kombination von Kriegsfilm und Science Fiction hat uns einige der trashigsten Filme ever, aber auch Meisterwerke beschert – und Paul Verhoevens „Starship Troopers“, das beides gleichzeitig ist. „Edge of Tomorrow“ erinnert in seinem Aufbau zunächst sehr an Verhoevens subversives Trash-Fest. Auch hier haben insektenähnliche Aliens die Erde überrannt, die nun, militärisch hoch aufgerüstet, in einem schier aussichtslosen Kampf um jeden Zentimeter kämpft. Tom Cruise möchte sich als PR-Offizier eigentlich gemütlich auf sein Hinterteil zurückziehen, was ihm aber als Ungehorsam ausgelegt wird. Kurzerhand erwacht er, als Deserteur gebrandmarkt und seines Rangs beraubt, am Vorabend einer großen Schlacht inmitten einer Einheit von Infanterie-Soldaten, die an die vorderste Front geschickt werden. Da er über keine nennenswerte militärische Ausbildung verfügt, schwant ihm schon, dass dieses Frontabenteuer wohl ein kurzes Vergnügen für ihn werden wird. Und tatsächlich: Am nächsten Tag hält er keine fünf Minuten durch. Soldat tot, Film aus. Oder etwa doch nicht? Denn kurz vor dem Abnippeln ist er noch in Kontakt mit dem Blut eines Alpha-Aliens geraten, das ihm eine nicht unnütze Fähigkeit mitgegeben hat: Jedes Mal, wenn er nun das Zeitliche segnet, wird die Uhr um einen Tag zurückgedreht. Also wie in Und täglich grüßt das Murmeltier, nur mit tödlichen Aliens statt Andie MacDowell. Während Bill Murry in der Kultkomödie die Endlosschleife damit verbracht hat, fließend Fremdsprachen und die Fähigkeit, Pokerkarten in einen Hut zu schnipsen, zu erlernen, lernt Tom Cruise, Aliens zu killen, was nicht weiter schwierig ist, wenn man in jeder Sekunde genau weiß, was passiert. Man braucht nur ein gutes Gedächtnis. Und die Unterstützung der von Emily Blunt gespielten Kriegsveteranin Rita Vrataski, die angesichts der Zeitschleife ein Déjà-vu hat. „Edge of Tomorrow“ ist spannend inszeniertes und intelligentes Science Fiction-Kino. Endlich mal ein Science Fiction-Drehbuch, das jemand mit Köpfchen geschrieben hat. Dazu kommt die Star-Power von Tom Cruise und Emily Blunt, die sich beide nicht zu schade sind, sich auf der Leinwand erschießen, erstechen, in die Luft sprengen, ertränken, ersticken und auf jede andere erdenkliche Weise zu Tode kommen zu lassen. Die Meisterleistung von Liman besteht darin, dass der Film trotz vielfacher Wiederholung von Szenen nie langweilig wird – im Gegenteil: Jeder Schritt weiter treibt die Spannung in die Höhe. Erst gegen Ende hin geht dem Film ein wenig die Luft aus, doch der Weg dahin kann sich sehen lassen.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von David James – © 2013 Warner Bros. Entertainment Inc.- U.S., Canada, Bahamas & Bermuda (c) 2013 Village Roadshow Films (BVI) Limited, Quelle http://www.imdb.com)

Master & Commander – Bis ans Ende der Welt (2003)

Regie: Peter Weir
Original-Titel: Master and Commander: The Far Side of the World
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Historienfilm, Kriegsfilm, Drama, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Master and Commander: The Far Side of the World


Ein in meinen Augen unterschätztes Kleinod ist Peter Weirs Abenteuerfilm „Master & Commander – Bis ans Ende der Welt“. Vielleicht liegt es daran, dass eine Verfolgungsjagd via Schiff halt weniger spektakulär und rasant ausfällt als mit aufgemotzten Sportwagen. Auf „Verfolgen Sie dieses Schiff!“ folgt halt erst einmal „Holt den Anker ein!“ – „Setzt die Segel!“ – „Zwölf Grad Backbord!“ Und so weiter. Bis man den verfolgten Kahn eingeholt hat, ist eine Galapagos-Schildkröte locker mal um die ganze Insel gelaufen. Apropos Galapagos: Die spielen hier eine nicht minder wichtige Rolle als Russell Crowe und Paul Bettany. Denn sie kommen den gegensätzlichen Plänen des Kapitäns des Kriegsschiffs HMS Surprise und dessen Freund und Schiffsarzt in die Quere. Der Schiffsarzt möchte verständlicherweise Inselurlaub machen, um unerforschte Arten zu entdecken. Der grimmige Kapitän aber hat den Auftrag, das französische Kriegsschiff Acheron zu kapern. Und weil es immer so ist, dass der Ober den Unter sticht, kann sich Bettany seine neuen Arten wortwörtlich aufzeichnen. Aber er ist ohnehin bald damit beschäftigt, von Kanonenkugeln zerfetzte Leiber wieder zusammenzuflicken. „Master & Commander“ ist ein ruhiger, handlungsarmer, aber dafür umso intensiverer Kriegsfilm. Gezeigt wird ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem britischen und dem französischen Schiff, wobei nicht immer klar ist, wer gerade die Katze und wer die Maus ist. Russell Crowe und Paul Bettany als befreundete Offiziere haben eine gute Chemie. Dazu kommt, dass das raue Leben an See so dreckig und ungeschönt gezeigt wird, wie es nun mal war. Es ist schade, dass Peter Weirs Film aus dem Jahr 2003 das einzige Abenteuer von Kapitän Aubrey und Schiffsarzt Dr. Maturin blieb. Die literarischen Vorlagen dazu hätten wohl noch so viel mehr hergegeben.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2003 Twentieth Century Fox Film Corporation and Universal Studios and Miramax Film Corp. All rights reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Im Westen nichts Neues (2022)

Regie: Edward Berger
Original-Titel: Im Westen nichts Neues
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Anti-Kriegsfilm
IMDB-Link: Im Westen nichts Neues


Bis heute ist der 1928 erschienene Antikriegs-Roman „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque einer der erfolgreichsten deutschen Romane aller Zeiten. Bereits 1930 wurde das Buch von Lewis Milestone für Hollywood verfilmt. Es verwundert ein wenig, dass es fast 100 Jahre brauchte, bis die erste deutsche Verfilmung des Stoffs erschien. Man kann aber sagen: Das Warten hat sich gelohnt. Regisseur Edward Berger bringt die ganze grausame Wucht der Vorlage in eindrucksvollen Bildern , die aber nie zum Selbstzweck geraten, auf die Leinwand. Die Geschichte folgt dem jungen Rekruten Paul Bäumer (Felix Kammerer), dessen ursprüngliche Begeisterung für den Vaterlandsdienst schon bald im Schlamm der Schützengräben der Westfront begraben liegt. In einer gnadenlosen Abnützungsschlacht wird um Meter gekämpft, über die Jahre hinweg verschiebt sich der Frontverlauf so gut wie gar nicht, auch wenn Millionen von Soldaten dafür ihr Leben lassen. Edward Berger macht die Schrecken des Krieges greifbar, die sich in den zunehmend desillusionierten Blicken des exzellenten Felix Kammerer spiegeln. Für diese Bildgewalt verzeihe ich Berger auch die künstlerische Freiheit, das Ende zu verändern und zusätzlich dramatisch aufzublasen. Ein mutiger Schritt, denn gerade in der Beiläufigkeit des letzten Satzes von Remarques Roman liegt eine Wucht, die durch Bergers Überdramatisierung verlorengeht. Die allerletzte Szene bringt das Schiff aber wieder auf Kurs und hallt, vielleicht auf eine etwas andere Weise als der Schlusssatz des Romans, dann doch lange nach. Soweit macht also Edward Berger mit seinem Film fast alles richtig. Einzig und allein ein Versäumnis ist zu beklagen: Er hätte Albrecht Schuch vor den Dreharbeiten in einen Logopädie-Kurs stecken sollen. Ohne Untertitel ist der gute Mann kaum zu verstehen, so wie er nuschelt. Aber vielleicht passt das ja auch ganz gut zur Sprachlosigkeit des Krieges.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Top Gun: Maverick (2022)

Regie: Joseph Kosinski
Original-Titel: Top Gun: Maverick
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Action, Kriegsfilm
IMDB-Link: Top Gun: Maverick


Der Vorspann läuft, meine Frau dreht sich verwundert zu mir: „Schauen wir noch mal den alten?“ Ich bin selbst verunsichert, doch nein: Da taucht der Name Joseph Kosinski als Regisseur auf, und wir atmen erleichtert auf. Würde man also sagen, dass „Top Gun: Maverick“ eine Verneigung vor dem ersten Film aus 1986 ist, dann wäre das noch eine Untertreibung. Die Musik, die Bilder aus dem Vorspann, selbst Tom Cruises beinahe faltenloses Gesicht – das alles haben wir im ersten Film genauso schon mal gesehen und gehört. Statt seinem Kumpel „Goose“ klimpert nun dessen Sohn „Rooster“ (Miles Teller) auf dem Klavier und singt die gleichen Lieder, statt mit Kelly McGillis hüpft Cruise mit Jennifer Connelly ins Bett, statt F-14 Tomcats fliegen nun F-18 Hornets durch die Gegend, und ein Autoritätsproblem hat Pete „Maverick“ Mitchell immer noch. Alles wie gehabt, und ein bisschen ist das ja auch wie ein Nachhausekommen nach einem sehr langen Urlaub. Alles ist noch am richtigen Platz, vielleicht ein bisschen angestaubt, aber so, wie man es haben möchte. Was bei vielen anderen zweiten Teilen, die im Grunde nur Kopien des jeweiligen ersten Films sind, oft ein großer Nachteil ist, funktioniert bei „Top Gun: Maverick“ jedoch. Die Story ist nämlich wurscht, das war sie im ersten Teil und ist sie auch im zweiten Teil, der im Grunde nur eine Spiegelung des ersten Films ist. Was hier zählt, sind die Schauwerte, die dynamischen Kampfsequenzen in der Luft, das Donnern, wenn die Flugzeuge in Überschallgeschwindigkeit beschleunigt werden. Als Actionfilm funktioniert „Top Gun: Maverick“ extrem gut, die Actionszenen sind sogar noch besser als im ersten Film. Ach, Scheiß drauf, sogar insgesamt ist das Teil besser als der erste Film. Tom Cruise ist entspannter, Connelly noch hübscher als McGillis, und ich behaupte sogar, dass Miles Teller einen besseren Schnurrbart trägt als Anthony Edwards.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Scott Garfield/Scott Garfield – © 2021 Paramount Pictures Corporation. All rights reserved. Quelle http://www.imdb.com)

Inglourious Basterds (2009)

Regie: Quentin Tarantino
Original-Titel: Inglourious Basterds
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Kriegsfilm, Action
IMDB-Link: Inglourious Basterds


Auftritt Christoph Waltz. Kaum bekannt aus deutschen und österreichischen Produktionen selbst im Heimatland (obwohl schon preiswürdig als Roy Black in Du bist nicht allein – Die Roy Black-Story), wird er von Tarantino in einer bedeutenden Rolle als SS-Offizier in „Inglourious Basterds“ gecastet, und der Rest ist Filmgeschichte. Mittlerweile braucht der gute Mann wohl schon ein eigenes Haus nur für seine Filmpreise. Es wäre aber vermessen, „Inglourious Basterds“ ausschließlich auf Christoph Waltz zu beschränken, auch wenn er jede Szene stiehlt, in der er zu sehen ist. Die Qualität des Films liegt in einer unglaublich dichten Inszenierung, die Tarantino seinen episodenhaft angelegten Szenen zukommen hat lassen. Klar, es gibt auch schwächere Passagen, und insgesamt wirkt der Film eben aufgrund seiner episodenhaften Erzählweise nicht ganz in sich geschlossen, doch die Meisterschaft Tarantinos liegt im Detail. Die vielleicht beste Szene des ganzen Films ist der Versuch einer Abordnung der Basterds und einem britischen Offizier, mit einer deutschen Filmikone, die für Großbritannien arbeitet, in einer kleinen französischen Kneipe Kontakt aufzunehmen und sich unerwartet in einer Feier von deutschen Soldaten wiederfindet. Die Atmosphäre in dieser Szene ist so dicht, dass man sie mit dem Messer schneiden kann. Und dann noch das Ende des Films. Darüber ist schon viel gesprochen und geschrieben worden. Wie auch zehn Jahre später in Once Upon a Time … in Hollywood negiert Tarantino die historischen Ereignisse einfach und bastelt sich seine eigene Welt, in der die Kraft des Kinos jeden Schrecken bezwingen kann. So gesehen ist „Inglourious Basterds“ (auch) ein sehr blutrünstiges, rabenschwarzes Märchen. Vor einigen wirklich blutigen Szenen sei gewarnt, wobei: Muss man das bei einem Tarantino-Film extra erwähnen? Fazit: Ein moderner Klassiker, nicht zuletzt dank der herausragenden Darstellung von Christoph Waltz, aber nicht nur ausschließlich deshalb.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Unicorn Wars (2022)

Regie: Alberto Vázquez
Original-Titel: Unicorn Wars
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Animation, Anti-Kriegsfilm
IMDB-Link: Unicorn Wars


Jeder findet Teddybären süß. Und Einhörner. Und bunte, quietschfidele Animationsfilme. All das bringt Alberto Vázquez in seinem Film „Unicorn Wars“ zusammen, doch dominiert schon bald eine ganz bestimmte Farbe auf der Leinwand: Blutrot. Denn er lässt seine putzigen Teddybären mit Pfeil und Bogen und Schwertern in den Krieg gegen die Einhörner ziehen, die die Teddys vor langer Zeit aus dem magischen Wald vertrieben haben. Seitdem verspüren die Bären Rachegelüste, und in ihrem heiligen Buch steht auch geschrieben, dass derjenige unsterblichen Ruhm erringen soll, der das letzte Einhorn getötet hat. Der Film folgt den beiden Teddybärenbrüdern Bluey und Tubby und deren Einheit auf ihrem Feldzug. Aus dem Pfadfinderausflug in den Wald wird schon bald blutiger Ernst, und es wird gemetzelt, dass selbst Quentin Tarantino überrascht die Augenbraue hebt. „Unicorn Wars“ ist auf den ersten Blick ein stilistisch sehr eigener, derber Spaß, der eine süß-klebrige Kinderwelt in einen Albtraum verwandelt. Doch den Film allein darauf zu beschränken, wäre zu kurz gegriffen. (Als ob die Behandlung von Genozid nicht schon genügend Tiefgang bieten würde.) Die kraftvolle Schlussszene macht nämlich noch einmal deutlich, worauf Vázquez eigentlich hinaus wollte mit seinem doch sehr speziellen Zugang. Und auch wenn das Ende etwas plakativ erscheint, so bietet es genügend Inhalt, um einerseits länger nachzuhallen und andererseits auch Diskussionen zu entfachen. Vielleicht einer der schrägsten Filme des Jahres, und sicherlich nicht für jeden Geschmack gedacht. Vor allem Einhornfans sollten sich gut überlegen, ob sie sich auf diesen Film einlassen möchten. Lohnen würde es sich jedoch schon.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle Slash Festival)

Seegefecht in Griechenland (1897)

Regie: Georges Méliès
Original-Titel: Combat naval en Grèce
Erscheinungsjahr: 1897
Genre: Kurzfilm, Kriegsfilm
IMDB-Link: Combat naval en Grèce


Meine Damen und Herren, Mesdames et Messieurs, ich präsentiere euch hiermit den ersten Kriegsfilm der Filmgeschichte. Und wer könnte für diese historische Pionierarbeit verantwortlich sein? Natürlich Georges Méliès, der regelmäßigen Lesern dieses Blogs mittlerweile ein Begriff sein dürfte. In diesem etwa einminütigem Film stellt Méliès mit einfachsten Mitteln ein Seegefecht dar. Man sieht das Kriegsschiff, auf ihr einige Besatzungsmitglieder sowie den Kommandanten (gespielt von Méliès persönlich), die eine Kanone laden und abfeuern, doch dann getroffen werden, woraufhin ein Matrose zusammenbricht und verwundet liegenbleibt. Interessant an diesem Film ist vor allem die bewegliche Bühne, auf der das Schiff schwankt, als herrsche reger Seegang. Dieses kleine Detail, das man fast übersehen könnte, beweist einmal mehr den Erfindungsreichtum von Méliès und sein Verständnis für das Medium Film. Denn erst das Schwanken des Schiffs macht diesen Film glaubwürdig und lässt die Bedrohung spürbar werden. Aus heutiger Sicht mag dieser kleine Spezialeffekt unscheinbar wirken, doch unter dem Publikum der damaligen Zeit muss das ein Raunen und Staunen hervorgebracht haben.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

300 (2006)

Regie: Zack Snyder
Original-Titel: 300
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Action, Fantasy, Kriegsfilm
IMDB-Link: 300


Zack Snyder ist ein Regisseur, den man sehr leicht schon anhand weniger Bilder erkennen kann. Optik ist alles, der Inhalt hingegen überschätzt. Im Grunde scheint sein ganzes Schaffen darauf ausgerichtet zu sein, epische Kampfszenen zu zeigen, in denen sich toxische Männerbilder mit ordentlich Muckis oder übersexualisierte Frauen gegenseitig den Schädel einschlagen. An der Spitze dieses Schaffens steht der Kurzfilm „300“, eine nach Frank Miller sehr freie Interpretation der Schlacht an den Thermopylen. In der Geschichte und im Film schlugen sich dort Spartaner und Perser gegenseitig den Schädel ein. Der ganze Inhalt des Films ist rasch erzählt und passt auf eine Serviette: Perser wollen alle beherrschen, Spartaner wollen nicht beherrscht werden, also macht deren Anführer Leonidas (Gerald Butler) mit gut eingeölten 299 Getreuen (darunter Michael Fassbender in einer Rolle a la „Er war jung und brauchte das Geld“) einen Strandspaziergang, um in einer Engstelle Perser abzuschlachten. Die werfen allerhand fantastische Kreaturen in die Schlacht, aber alle rutschen auf der Ölspur aus, die die Spartaner hinterlassen, und tun sich fürchterlich weh dabei. Da aber ein solcher Kurzfilm allein nicht kinotauglich ist, greift Snyder zu einem gefinkelten Trick: Er lässt den Film einfach in Slow Motion ablaufen, um so die Dauer auf kinotaugliche zwei Stunden zu strecken. Hier wird in Zeitlupe Liebe gemacht (Lena Headey darf dabei mal Nippel zeigen), in Zeitlupe marschiert, in Zeitlupe abgeschlachtet und natürlich auch in Zeitlupe gestorben. Die Optik ist natürlich eine Wucht – seien es die satten Brauntöne, in die der Film gefärbt ist, seien es die atemberaubend choreografierten Kampfszenen – es ist schon klar, warum der Film von vielen als Meisterwerk gefeiert wird. Aber diese toxischen, eingeölten Männerbrüste und diese dümmlichen Dialoge mit ihrem „Ehre über alles“-Geschwafel, weshalb sich Snyder nicht zu Unrecht den Vorwurf gefallen lassen musste, einen faschistoiden Film gedreht zu haben, trüben das Vergnügen über die optische Meisterschaft aber immer wieder. So ist „300“ eine ambivalente Geschichte, auch in der Bewertung. Die ikonische Stilistik und Optik des Films ist gut für mindestens 8 Kürbisse, die rückwärtsgewandte Story für maximal 2. Macht also salomonische 5 Kürbisse.


5,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)