Komödie

Deadpool & Wolverine (2024)

Regie: Shawn Levy
Original-Titel: Deadpool & Wolverine
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Action, Fantasy, Komödie
IMDB-Link: Deadpool & Wolverine


Deadpool nimmt im Marvel Universum eine Sonderstellung ein. Anders als seine Idole Captain America, Iron Man & Co. ist er sich nur allzu bewusst, eine fiktive Figur zu sein, was immer wieder zu komischen Durchbrechungen der vierten Wand führt. Und noch etwas hebt ihn von anderen Marvel-Figuren ab: Er kann nicht sterben. So gesehen dürften wir uns auf eine schier unendliche Anzahl an Deadpool-Filmen einstellen, wäre nicht Ryan Reynolds, der den sarkastischen Helden mit dem Hang zum Blutbad kongenial verkörpert, selbst sterblich. Insofern geben wir dem Franchise noch zwanzig gute Jahre, doch der nächste Deadpool wird dann womöglich schon in den Startlöchern stehen. Wolverine, zentrale Figur der X-Men und eine Lebensrolle für Hugh Jackman, hat hingegen im genialen Logan das Zeitliche gesegnet. Diese Erkenntnis trifft auch Deadpool, als er versucht, seine alte Nemesis wieder auszubuddeln. Denn er hat ein Problem: In einem Gewirr schier unendlicher Parallelwelten droht ausgerechnet seiner ein schnelles und unerquickliches Ende, weil mit The Wolverine die Ankerfigur dieser Welt abgenippelt ist. Und wenn eine solche Ankerfigur aus einem Universum scheidet, reißt sie dieses mit sich. Zwar dauert es auf natürlichem Wege noch 8.000 Jahre, bis dieses Ende eintritt, doch der sehr britische Zeitagent Mr. Paradox (Matthew Macfadyen) möchte ebendies in einem Anflug göttlichen Erbarmens drastisch beschleunigen. Also muss Deadpool versuchen, einen neuen Wolverine aus einem Paralleluniversum aufzutreiben, bevor seines in die Binsen geht. Dabei treffen er und der ziemlich unwillige Wolverine, den er auf dem Weg aufgegabelt hat, in einer Welt, die nur die Leere genannt wird und in die vergessene Helden aller Universen abgeladen werden, auf Cassandra Nova (Emma Corrin), die sich als die Zwillingsschwester von Professor Charles Xavier vorstellt, über unheimliche und unbesiegbare Superkräfte verfügt und mächtig einen an der Waffel hat. Das wäre dann in etwa auch schon die ganze Story. „Deadpool & Wolverine“ verzichtet auf eine kohärente und interessante Storyline und bedient stattdessen schamlos den Faktor des Crowdpleasings und Nerdtums. Wer tief drinnen steckt im Marvel-Universum, wird sich über Gastauftritte vieler vergessener Heldinnen und Helden freuen. Dazu gibt es jede Menge blutige Gemetzel, wie man sie von einem Deadpool-Film erwarten darf. Allerdings liegt darin auch eine große Schwäche des Films: Deadpool ist unsterblich. Wolverine ist so gut wie unsterblich (auch wenn wir diesbezüglich schon eines Besseren belehrt wurden). Die Bedrohungen, denen sie sich ausgesetzt sehen, sind also eher theoretischer Natur. Echte Spannung kommt nur selten auf. Und auch die blutigen Auseinandersetzungen werden irgendwann repetitiv. Man weiß ja eh, wer am Ende stehenbleibt. Für Fans ist „Deadpool & Wolverine“ also eine launige Angelegenheit, die den schwarzen und unkorrekten Humor der ersten Deadpool-Filme konsequent fortführt. Neue Fans wird der Film aber nur schwer gewinnen, denn dazu ist er zu sehr more of the same.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von 20th Century Studios/Marvel Stud/Courtesy of 20th Century Studio – © 2024 20th Century Studios / © and ™ 2024 MARVEL. Quelle: http://www.imdb.com)

To the Moon (2024)

Regie: Greg Berlanti
Original-Titel: Fly Me to the Moon
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Rom-Com, Komödie
IMDB-Link: Fly Me to the Moon


Filme zur Eroberung des Weltraums, das „Space Race“ und die Mondlandung gibt es mittlerweile einige. Das Weltall übt eine ungebrochen Anziehungskraft auf uns Menschen aus. Selbst einer der allerersten fiktionalen Langfilme der Geschichte, Georges Méliès‘ Reise zum Mond, befasste sich mit diesem Thema. In Greg Berlantis „To the Moon“ trifft nun Scarlett Johansson als gewiefte und recht gewissenlose Marketingexpertin auf Channing Tatum, der als NASA-Führungskraft, der für den Startvorgang der Apollo-Missionen verantwortlich ist, gegen den Strich besetzt ist – nicht unbedingt zum Vorteil der ansonsten sehr charmanten, in bester Screwball-Tradition umgesetzten Rom-Com. So richtig glaubwürdig wirkt eine mit allen Wassern gewaschene Marketing- und PR-Expertin Mitte/Ende der 60er-Jahre, die von der Regierung damit beauftragt wird, dem amerikanischen Volk die Mondlandung schmackhaft zu machen, zwar auch nicht, aber Tatum bringt als Veteran und technischer Leiter zu wenige Dimensionen ins Spiel mit, um diese Figur richtig zu verankern. Aber sei’s drum. Man kann auch bewundern, wie kompromisslos „To the Moon“ in seiner Figurengestaltung jegliche Authentizität beiseite wischt. Dafür bekommt man ein gut gelauntes Darstellerduo mit guter Chemie und allerlei witzige bis aberwitzige Szenen mit viel Tempo und Leichtfüßigkeit. Und auch der Cat Content kommt nicht zu kurz. Was wie ein lahmer Running Gag aufgezogen wird, entfaltet auf dem Höhepunkt des Films eine geniale humoristische Note. Die Bewertung des Films fällt einfach: Er macht einfach richtig Spaß und bietet ein Stück weit Eskapismus in Reinform. Dazu bietet er Scarlett Johansson einmal mehr die Möglichkeit, zu brillieren. (Kleiner Tipp: es lohnt sich, den Film auf Englisch zu sehen, wenn man sich dessen mächtig genug fühlt, denn einige der witzigsten Szenen resultieren aus Johanssons Talent für unterschiedliche Akzente.) „To the Moon“ erzählt eine altbekannte Geschichte nicht unbedingt neu, schickt sie aber durch ein Spiegelkabinett mit Zerrspiegeln, die einen immer wieder mal kichern lassen.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Dan McFadden – © 2024 CTMG, Inc. All Rights Reserved. Quelle: http://www.imdb.com)

Kleine schmutzige Briefe (2023)

Regie: Thea Sharrock
Original-Titel: Wicked Little Letters
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Komödie, Krimi
IMDB-Link: Wicked Little Letters


Es ist empörend: Die in der Gemeinschaft der Kleinstadt Littlehampton so geschätzte Edith (Olivia Colman) erhält reihenweise anonym verfasste Briefe mit den unflätigsten Beschimpfungen. Der Vater (Timothy Spall), unter dessen streng patriarchalischer Obhut die fromme Jungfer lebt, ist sich sicher: Da kann nur die niveau- und geistlose Nachbarin Rose (Jessie Buckley) dahinterstecken! Es ist doch stadtbekannt, dass die verwitwete junge Mutter abends in den Kneipen herumhurt und säuft, das Kind ist auch ganz verzogen, und einen Schwarzen hat sie auch noch als Freund! Da es so nicht weitergehen kann, schreitet nun die Polizei ein und ohne handfeste Beweise, sondern nur auf Basis einer Aussage von Edith wird Rose festgenommen. Doch die junge Polizistin Gladys Moss (Anjana Vasan) traut dem Ganzen nicht. Was, wenn Rose unschuldig ist? Und so beginnt sie, auf eigene Faust zu ermitteln – sehr zum Unbill des Polizeichefs. Was Thea Sharrock mit „Kleine schmutzige Briefe“ auf die Leinwand zaubert, ist höchst amüsantes Wohlfühlkino, das es sich allerdings nicht zu sehr in seiner Komfortzone einrichtet, sondern mit den bissigen Mitteln der Satire ein moralisches Bild zeichnet, das nur vordergründig den Zeitgeist der 20er Jahre einzufangen scheint. Wenn man hinter dieses Bild blickt, nimmt man durchaus aktuelle Bezüge war. Vorverurteilungen aufgrund von Hörensagen kennt man schließlich nur zu gut aus der Welt der (a)sozialen Netzwerke. Und was in Sharrocks Film die kleinen schmutzigen Briefe sind, lässt sich übertragen auf anonyme Hasspostings. So finster diese Parallele auch ist, die man unweigerlich ziehen muss, lässt sich der Film dennoch nicht auf den Boden des großen Dramas hinunterziehen. Er bleibt leichtfüßig und amüsant. Es ist zum Schreien komisch, wenn ein pikierter Anwalt in einem Kleinstadtgerichtssaal der 20er Jahre mit sichtlichem Unbehagen aus den Briefen zitieren muss, die keine Ungehobeltheit und Perversität auslassen, verfickt noch mal. Einzig ein wenig mehr Tiefe hätte man den Nebenfiguren gewünscht. So verbleiben viele entweder auf dem Status der Karikatur (die Männer) oder der Typen (die Frauen). Dieses Manko wird aber immerhin durch Olivia Colmans Darstellung einer vielschichtigen und emotional beinahe unergründlichen Frau, die aufgrund patriarchalischer Fesseln auf kenne nennenswerte Zukunft blicken kann, aber plötzlich dank der Briefe im Mittelpunkt des Interesses steht, ausgemerzt.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

The Fall Guy (2024)

Regie: David Leitch
Original-Titel: The Fall Guy
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Action, Komödie
IMDB-Link: The Fall Guy


David Leitch kennt sich aus, hat er doch als Stuntman in Hollywood Fuß gefasst, ehe er dazu übergegangen ist, seine eigenen Filme zu drehen (zuletzt der unglaublich unterhaltsame Bullet Train). Ryan Gosling kennt sich, hat er doch in Drive schon den Archetypen des stoischen Stuntmans gespielt, den nichts aus der Ruhe bringt. Bei solchen Auskennern ist die Erwartungshaltung natürlich besonders hoch, dass die Actionkomödie rund um einen verliebten Stuntman, der sich, quasi aus Reuegefühlen und um seine Angebetete (Emily Blunt) zurückzugewinnen, in einen bizarren Kriminalfall hineinziehen lässt, bei dem es schon bald um Kopf und Kragen geht. Schon Brad Pitt in „Bullet Train“ war ziemlich ahnungslos und hübsch irritiert davon, was um ihn herum passiert ist, aber die stoische Mimik von Ryan Gosling kann nicht einmal im Ansatz verbergen, dass sein Colt Seavers wirklich keinen blassen Schimmer hat, was vor sich geht. Alles, was er will, ist den verschwundenen Actionschauspieler Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson), dessen Stuntdouble er bis zu einem tragischen Unfall am Set war, wieder zurück zum Drehort zu bringen, ehe das Studio Wind davon bekommt, dass der Star plötzlich von der Bildfläche verschwunden ist und folglich der angebeteten Regisseurin Jody Moreno das Licht, sprich: die Finanzierung abdreht. Was folgt, sind genreübliche Verfolgungsjagden, Prügeleien, Schießereien, Explosionen und trockene Sprüche, alles rasant und mit jenem augenzwinkernden Humor inszeniert, der schon „Bullet Train“ ausgezeichnet hat. „The Fall Guy“ ist eine mit Verve abgedrehte Actionkomödie, die versucht, beide Genres, die Action wie die Komödie, so ausbalanciert wie möglich zu bedienen. Und das klappt die meiste Zeit über auch recht gut. Warum der neueste Film von Leitch dennoch deutlich hinter „Bullet Train“ zurückbleibt, liegt an einigen sehr schablonenhaft skizzierten Figuren, die bis zur Karikatur verzerrt werden, und einem manchmal fehlenden Gespür für Timing wie auch für die richtige Songauswahl. Musik: So wichtig! Doch so bemüht der Film auch ist, sämtliche denkbare wie undenkbare Variationen des KISS-Klassikers „I Was Made For Lovin‘ You“ in die Gehörgänge zu bringen: Manchmal ist Wiederholung ein gutes Stilmittel und manchmal eben nicht. Das zu differenzieren ist zugegebenermaßen nicht leicht. Wie heißt es so schön: Der Ton macht die Musik.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Universal Pictures – © Universal Studios. All Rights Reserved. Quelle: http://www.imdb.com)

Jungfrau (40), männlich, sucht … (2005)

Regie: Judd Apatow
Original-Titel: The 40 Year-Old Virgin
Erscheinungsjahr: 2005
Genre: Komödie, Rom-Com
IMDB-Link: The 40 Year-Old Virgin


Manche sind eben Spätzünder. Doch im Fall von Andy Stitzer (Steve Carell) stellt sich die Frage, ob überhaupt nur ein Tropfen Treibstoff im Tank ist. Mit 40 ist der freundliche Nerd, der mit seiner Actionfigurensammlung und den eher kreativen Hobbies in der Kindheit steckengeblieben zu sein scheint, nämlich immer noch Jungfrau, und das nicht im Sternzeichen. Als die Kollegen (Paul Rudd, Seth Rogan und Romany Malco) davon erfahren, lassen sie nichts unversucht, um Andy endlich „zum Mann zu machen“, auch wenn der eigentlich so gar keine Lust auf die Lust hat. Dies führt zu einigen epischen Fails und Cringe-Momenten, wenn Andy beispielsweise auf Geheiß der Kollegen die sturzbetrunkene Barbekanntschaft abschleppt und damit in eine Nahtoderfahrung schlittert, oder wenn er die Anweisungen beim Flirten etwas zu genau nimmt, und doch überraschenderweise genau damit durchkommt. Als er die resolute Trish (Catherine Keener) kennenlernt, die in etwa in seinem Alter ist und aus einer früheren Beziehung schon Anhang mitbringt, sprühen jedoch die Funken, doch wie kann man der Flamme beibringen, dass es leibesmittig bislang eher kühl zuging? „Jungfrau (40), männlich, sucht …“ ist vordergründig ein recht derber Spaß mit derbem Humor, doch dahinter verbirgt sich eine leichtfüßige, unterhaltsame romantische Komödie mit viel Herz. Für Judd Apatow im Regiestuhl bedeutete dies den Durchbruch, und er ist seither darauf spezialisiert, das seltsame Paarungsverhalten überspannter Erwachsener, die eigentlich nie in diesen Zustand des Erwachsenseins kommen wollten, in mal mehr, mal weniger amüsanten Filmen zu sezieren. „Jungfrau (40), männlich, sucht …“ gehört jedenfalls zu den gelungenen Werken und hat auch knapp zwei Jahrzehnte nach Erscheinen noch nichts von seinem Charme eingebüßt. Und die Szene, in der Steve Carell aufs Grausamste der Folter eines Waxings unterzogen wird, gehört noch immer zu den schmerzvollsten und gleichzeitig lustigsten Szenen der Rom-Com-Geschichte.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Poor Things (2023)

Regie: Giorgos Lanthimos
Original-Titel: Poor Things
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama, Komödie
IMDB-Link: Poor Things


Der griechische Regisseur Giorgos Lanthimos sieht die Dinge ein wenig anders als die meisten anderen Menschen, wie sich schon in vielen seiner Filme wie etwa The Lobster oder The Killing of a Sacred Deer gezeigt hat. The Favourite – Intrigen und Irrsinn mit einer Oscar-prämierten Olivia Colman und den ebenfalls nominierten Rachel Weisz und Emma Stone war da schon seine zugänglichste Arbeit der letzten Jahre. Mit Emma Stone hat er sich (zusammen mit Willem Dafoe, Mark Ruffalo und Ramy Youssef und Kathryn Hunter in tragenden Nebenrollen) erneut zusammengetan, um ihr in einer Art feministischer Frankenstein-Adaption, basierend auf dem gleichnamigem Roman von Alasdair Gray, die Möglichkeit zu geben, ihren zweiten Oscar zu gewinnen, den sie für „The Favourite“ noch verpasst hat. Emma Stone und Giorgos Lanthimos – das passt einfach. Und seltener war ein Oscargewinn für die beste Schauspielleistung verdienter als für Stone in „Poor Things“. Sie spielt sich nicht nur die Seele aus dem Leib, sondern eben jene in den Leib der von einem genialen Chirurgen zusammengeflickte Bella Baxter hinein. Die hat nämlich eine irre Vorgeschichte: Nach einem geglückten Suizid-Versuch wird sie von Dr. Godwin Baxter (ein monströs entstellter Willem Dafoe) gefunden, das das Gehirn ihres ungeborenen Kindes in den Leib der Verstorbenen verpflanzt. Zu Beginn lernen wir das Kind im Körper der Frau kennen, doch die Fortschritte, die sie macht, sind gewaltig, und bald beginnt sie, sich von ihrem Schöpfer zu emanzipieren. Sie brennt mit dem windigen Lebemann und Anwalt Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo, der auch längst überfällig für den Goldjungen ist) durch und entdeckt auf ihrer Reise nicht nur die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen, sondern auch die Freuden des Lebens, ihre Sexualität und auch das Leid, das durch die Ungerechtigkeit der Welt verursacht wird. Bella begegnet diesem allerdings nicht mit dem Zynismus ihrer Mitmenschen, sondern mit dem reinen Herzen der Unschuld. Eine denkwürdige Figur! Und als wäre die Geschichte nicht schon interessant genug, verpackt sie Lanthimos noch dazu in einer fantastischen, märchenhaften Kulisse, die einen staunen lässt. „Poor Things“ ist ein Gesamtkunstwerk, das allerdings gerade durch die Verfremdung greifbar wird. Denn vor diesem Hintergrund der Verfremdung tritt das Universelle der Geschichte und ihrer Figuren hervor. So ist Lanthimos‘ bislang experimentellster Film gleichzeitig sein vielleicht auch zugänglichster.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Die nackte Kanone 33 1/3 (1994)

Regie: Peter Segal
Original-Titel: The Naked Gun 33 1/3: The Final Insult
Erscheinungsjahr: 1994
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Naked Gun 33 1/3: The Final Insult


Einmal geht’s noch. Zwar ist Frank Drebin (Leslie Nielsen) schon im wohlverdienten Ruhestand und kümmert sich um den Haushalt, doch das Verbrechen geht nicht in Pension. Und so liegt es einmal mehr an Drebin, die Welt zu retten, nachdem ihn sein ehemaliger Vorgesetzter zurück in den Dienst beordert. Das wiederum missfällt Drebins Frau Jane so sehr, dass sie sich einfach aus dem Staub macht. Doch was hilft gegen Liebeskummer? Genau – ein Ausflug in die Natur, und so verspricht eine Wanderung über Anna Nicole Smiths Hügellandschaft die Ablenkung, die ein hart gesottener Kerl mit einer Mission benötigt, um sich nicht vom Trennungsschmerz erdrücken zu lassen. Zunächst muss sich aber Drebin erst einmal undercover in ein Gefängnis einschleusen, um den sinisteren Plänen des Verbrechers Rocco Dillon (Fred Ward) auf die Schliche zu kommen. Dieser plant Übles: einen Anschlag auf die Oscar-Verleihung. Und schon steuern wir auf das vielleicht aberwitzigste Finale der gesamten Filmparodie-Trilogie zu, live und in Farbe. Danach muss man aber auch sagen: Das reicht dann auch. Zwar zünden die Gags immer noch, und Leslie Nielsens staubtrockenes Spiel führt zu tränennassen Augen, aber es ist schon gut, dass es keinen vierten Teil mehr gab, denn man hätte nicht mehr viel neuen Irrsinn einbauen können. Anders als Gulasch werden Witze, die aufgewärmt werden, nicht besser. Trotzdem ist „Die nackte Kanone 33 1/3“ ein gelungener Abschluss der Filmreihe, die Leslie Nielsen unsterblich gemacht hat und – das ist jetzt eure heilige Pflicht, ihr Leserinnen und Leser dieses Blogs – von Generation zu Generation weitergetragen werden muss.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Die nackte Kanone 2 1/2 (1991)

Regie: David Zucker
Original-Titel: The Naked Gun 2 1/2: The Smell of Fear
Erscheinungsjahr: 1991
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Naked Gun 2 1/2: The Smell of Fear


Ein reicher Industrieller möchte verhindern, dass alternative Energieformen gefördert werden, also schmiedet er ein Komplott, das sicherstellen soll, dass die Menschheit auch weiter mit Kohle, Öl und Atomenergie heizt. Was nach dem Parteiprogramm der FPÖ klingt, ist in Wahrheit der Plot des zweiten Nackte Kanone-Films. Und wieder hängt das Schicksal der Menschheit an einem Mann: Lieutenant Frank Drebin, Spezialeinheit. Doch der hat zunächst andere Sorgen, leidet er doch unter Liebeskummer. Seine Beziehung zu Jane (Priscilla Presley) war von nicht allzu langer Dauer und nun wirft sich die dem schmierigen Quentin Hapsburg (Robert Goulet) an den Hals. Dieser Fall ist also eine persönliche Angelegenheit für Frank Drebin. Kann er die Welt und seine Liebe retten? „Die nackte Kanone 2 1/2“ ist eine gelungene Fortsetzung des ersten Films, auch wenn er dessen anarchische Brillanz nicht ganz erreicht. Dafür bietet der zweite Teil die vielleicht lustigste Musikeinlage der Geschichte, wenn Pianist Sam das alte Lied noch einmal, nur noch ein einziges Mal spielen soll. Allein dafür gibt es schon ein Kürbis-Upgrade von soliden 6 auf 6,5 Kürbisse. (Außerdem: Eine Fortsetzung mit der Nummerierung 2 1/2 kann gar nicht mit ganzen Kürbissen bewertet werden, das wäre ein Sakrileg!) Leslie Nielsen trägt erneut den Film, doch diesmal haben auch seine Mitstreiter George Kennedy als Captain Ed Hocken und O. J. Simpson (ja, ganz genau der!) als Nordberg mehr zu tun als im ersten Film, was sie mit gutem Gespür für Timing und Komik meistern. Aber natürlich lässt sich sagen, dass die Nackte Kanone-Filme nie ohne das Genie von Leslie Nielsen funktioniert hätten, dessen seriöses Geschau das perfekte Gegengewicht zum infantilen Humor des Films darstellt und diesen dadurch erst so richtig lustig werden lässt.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Die nackte Kanone (1988)

Regie: David Zucker
Original-Titel: The Naked Gun: From the Files of Police Squad!
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Naked Gun: From the Files of Police Squad!


Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen! Oder vielleicht doch? Denn man kann zu dieser Art von Humor, mit Jerry und David Zucker und Jim Abrahams (auch unter ihrem gemeinsamen Kürzel ZAZ bekannt) in den 80er Jahren ihre Attacken auf das Zwerchfell losließen, stehen, wie man will, doch eines ist klar: Den Filmfan, der noch nie ein Zitat aus „Die nackte Kanone“ verwendet hat, muss man mir erst einmal zeigen. Und doch steht und fällt alles mit der ikonischen Performance von Leslie Nielsen als Lieutenant Frank Drebin, Spezialeinheit. Es gibt Darsteller:innen, die für immer mit einer Figur verbunden sind: Arnold Schwarzenegger als Terminator, Pamela Anderson als C.J. Parker, Donald Trump in seiner legendären Parodie eines debilen US-Präsidenten, und doch ist wohl nichts und niemand so verwachsen wie Leslie Nielsen mit der Figur des schusseligen Polizisten. Da passt kein Biberpelz dazwischen. Man könnte Arien wie von Enrico Palazzo auf diese geniale Darstellung singen, aber wozu, wenn ohnehin so ziemlich jede/r diesen Film kennt? Inhalt: Eh wurscht. Die Königin von England kommt nach Amerika, um einem Baseball-Spiel beizuwohnen, bei der ein gemeiner Schurke ihr Ableben plant, und Frank Drebin muss dies verhindern. Es ist wirklich egal, wohin die Handlung führt, Hauptsache, sie ermöglicht es Leslie Nielsen, in die unmöglichsten Fettnäpfen zu treten und diese mit der ihm eigenen stoischen Ruhe zu meistern. Am Ende kriegt er natürlich das Mädchen (Priscilla Presley) und die Bösewichter sind ihrem gerechten Schicksal zugeführt worden. Und das ist ein großes Gaudium. Natürlich, nicht jeder Witz zündet, und man muss schon eine gewissen Empfängnisbereitschaft für diese grobschlächtige Art von Humor haben, in der die Parodie so überdreht wird, bis sie selbst parodiert werden kann, aber es ist eigentlich unmöglich, den ganzen Film so durchzustehen wie Leslie Nielsen selbst: Ohne auch nur einen einzigen Ansatz eines Schmunzelns.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Asterix im Land der Götter (2014)

Regie: Alexandre Astier und Louis Clichy
Original-Titel: Astérix: Le domaine des dieux
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Animation, Komödie
IMDB-Link: Astérix: Le domaine des dieux


Ich bin ja ein großer Fan der Asterix-Comics. Diese liebevoll gezeichneten Abenteuer sind turbulent, machen Spaß, glänzen aber durch einen hintergründigen Humor, der sich oft erst beim zweiten oder dritten Lesen voll entfaltet. Es war immer schon schwierig, diese subtile Ebene auf das Medium des Films zu übertragen. Eine Ausnahme hierbei ist Asterix erobert Rom, das nicht auf einem Comic von Goscinny und Uderzo beruht und gerade dadurch eigene, neue Wege gehen kann, die im Film sehr gut funktionieren. Das Animationsabenteuer „Asterix im Land der Götter“ von 2014 bezieht einen Großteil seiner Geschichte nun wieder von einem Originalcomic, nämlich „Asterix und die Trabantenstadt“. In diesem versucht nun Julius Cäsar auf besonders heimtückische Weise, das unbeugsame Dorf, das dem Römischen Imperium immer noch Widerstand leistet, zu besiegen: Nämlich durch Kapitalismus und Gentrifizierung. Vor den Toren des Dorfs soll im Wald eine neue Stadt erbaut werden, sodass das gallische Dorf in deren Schatten in Irrelevanz verschwindet. Das missfällt nicht nur den im Wald lebenden Wildschweinen, sondern auch Asterix. Doch die Bauarbeiten schreiten voran und schon bald ziehen die ersten römischen Familien in die neue Stadt mit dem klingenden Namen „Das Land der Götter“. Sehr zum Entsetzen des gallischen Kriegers zeigt dies schon bald Auswirkungen auf das Dorfleben, denn vor allem die Händler wie Automatix und Verleihnix scheinen sich sehr gut mit den neuen Nachbarn zu arrangieren. Geht Cäsars perfider Plan tatsächlich auf? Was mir an diesem computeranimierten Abenteuer sehr gut gefällt, sind Tempo und Wortwitz, die auch in den Comics essentiell sind und zum ersten Mal so richtig auf den Film übertragen werden konnten. Auch ist es schön, dass endlich das gesamte Dorf mit all seinen wunderbar schrulligen Figuren seinen Auftritt hat und sich die filmische Umsetzung nicht ausschließlich auf Asterix, Obelix und den Druiden Miraculix konzentriert. Es sind vor allem die vielen liebevoll gezeichneten Nebenfiguren wie die pragmatische Gutemine, Ehefrau des einfältigen Häuptlings Majestix, oder der betagte, aber immer noch rüstige Methusalix, die den Geschichten zusätzliches Leben einhauchen. Und die sind in der Vergangenheit auf der großen Leinwand immer zu kurz gekommen. Es scheint, als hätten Alexandre Astier und Louis Clichy ihre Asterix-Bände brav gelesen und deren Essenz verstanden. Das macht „Asterix im Land der Götter“ zum gelungensten Asterix-Film seit „Asterix erobert Rom“ aus dem Jahr 1976.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)