Abenteuerfilm

Die Werwölfe von Düsterwald (2024)

Regie: Francois Uzan
Original-Titel: Loups-Garous
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy, Komödie
IMDB-Link: Loups-Garous


Das Rollenspiel „Die Werwölfe von Düsterwald“ sind ein weltweites Phänomen, und auch der Kürbis eures Vertrauens hat sich in trauter Runde schon die eine oder andere Nacht um die Ohren geschlagen, um im Freundeskreis die mordlustigen Wölfe unter den unschuldigen Dorfbewohnern ausfindig zu machen. Das Spiel ist sehr schnell erklärt für alle, die es nicht kennen: Jeder Spieler erhält zu Spielbeginn eine geheime Rolle. Darunter befinden sich Werwölfe, die in der Nacht im Pack jeweils ein unschuldiges Opfer reißen. Untertags diskutieren dann die Dorfbewohner (darunter auch die unerkannten Wölfe), wer von ihnen etwaige hündische Vibes ausstößt und aus dem Dorf verbannt werden soll. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis diese simple, aber im richtigen Kontext so spannende Geschichte auch mal verfilmt werden würde. Regisseur Francois Uzan und die Drehbuchautoren haben es sich in der französischen Verfilmung zu diesem Spiel allerdings besonders einfach gemacht. Die moderne Familie, die zu einer Partie Werwolf zusammenkommt (darunter Jean Reno – er wird alt und braucht das Geld), wird durch ein magisches Spiel, Jumanji lässt grüßen, in eben dieses hineingesaugt und findet sich im Mittelalter wieder. Das Gute ist: Sie sind mit magischen Kräften ausgestattet. Schlecht hingegen ist, dass sie lange Zeit keinen Plan haben, worum es hier geht, und vor allem keine Idee, wie sie wieder nach Hause in ihre Zeit reisen können. Und dazu schleichen in der Nacht auch noch Wölfe umher. Doch schon bald rauft sich die Sippe zusammen und begegnet dem hungrigen Rudel mit geballter Familienpower. So weit, so vorhersehbar. „Die Werwölfe von Düsterwald“ ist recht lieblose heruntergespulte Netflix-Standardware, die sich zur Gänze darauf verlässt, die Fans des Spiels abzuholen, ohne sich groß dafür anstrengen zu müssen. Nur wenige Gags sitzen, und die Story plätschert vor sich hin, bis sie zum überraschungsfreien Ende kommt. Immerhin die Darsteller:innen sind zum größten Teil bemüht (unrühmliche Ausnahme: Jean Reno, dem man in jeder Szene ansieht, dass er nur da ist, um den Gehaltsscheck einzustreifen), machen das Kraut aber auch nicht fett. Wer etwas Gehaltvolleres zum Thema Werwölfe erfahren möchte, dem sei Christian Morgenstern mit seinem Gedicht „Der Werwolf“ ans Herz gelegt:

Ein Werwolf eines Nachts entwich
von Weib und Kind, und sich begab
an eines Dorfschullehrers Grab
und bat ihn: Bitte, beuge mich!

Der Dorfschulmeister stieg hinauf
auf seines Blechschilds Messingknauf
und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Toten:

»Der Werwolf«, – sprach der gute Mann,
»des Weswolfs« – Genitiv sodann,
»dem Wemwolf« – Dativ, wie man’s nennt,
»den Wenwolf« – damit hat’s ein End‘.

Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
er rollte seine Augenbälle.
Indessen, bat er, füge doch
zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!

Der Dorfschulmeister aber mußte
gestehn, daß er von ihr nichts wußte.
Zwar Wölfe gäb’s in großer Schar,
doch „Wer“ gäb’s nur im Singular.

Der Wolf erhob sich tränenblind –
er hatte ja doch Weib und Kind!
Doch da er kein Gelehrter eben,
so schied er dankend und ergeben.


3,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Planet der Affen: New Kingdom (2024)

Regie: Wes Ball
Original-Titel: Kingdom of the Planet of the Apes
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Kingdom of the Planet of the Apes


Die Welt ist ein Affenzirkus. Während sich die Menschen dank ihres selbst geschaffenen Virus geistig zurückentwickelt haben, haben die Affen, durch eben dieses Virus kognitiv gestärkt, die Erde übernommen. Sie sind fähig zu sprechen, haben die Falknerei für sich entdeckt und leben in friedlichen Kommunen zusammen. Doch wenn man sich die Menschheitsgeschichte ansieht, war diese immer von Krieg und Gewalt geprägt. Warum sollte es auch bei den Affen anders sein? Und so wird das Dorf des Schimpansen Noa von gewalttätigen Gorillas überfallen und seine Freunde und Familie werden verschleppt. Zusammen mit einer anhänglichen Menschenfrau, die etwas zu verbergen scheint, und einem Orang-Utan macht sich Noa auf den Weg, sein Dorf aus den Fängen des selbst ernannten Königs Proximus Caesar zu befreien. Die Geschichte in „Planet der Affen: New Kingdom“, der vierte Teil des Reboots und wohl Auftakt einer neuen Trilogie, ist also recht simpel gestrickt. Die Schauwerte allerdings überzeugen. Die pelzigen Charaktere sind wieder grandios umgesetzt, auch wenn die Filmreihe nun an einem Punkt angekommen ist, wo das Tierische an den Affen allmählich verlorengeht – gerade der Kontrast aus „Menschwerdung“ und tierischem Verhalten hat den ersten drei Teilen eine Würze gegeben, die nun im vierten Teil vermisst wird. Auch ist der neue Hauptcharakter Noa etwas blass im Vergleich zu Caesar aus der ersten Trilogie. Dessen Werdegang, Geschichte und inneren Konflikte haben die ganze Trilogie getragen, doch Noa ist (noch) etwas zu eindimensional, um die gleiche Tiefe zu erreichen. Insgesamt ist dieser neue Planet der Affen-Film aber grundsolide, spannende Unterhaltung, die am Ende die Tür öffnet zu komplett neuen Handlungssträngen, die der Reihe einen interessanten Twist geben könnten, wenn sie denn gut umgesetzt werden.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von 20th Century Studios/20th Century Studios – © 2024 20th Century Studios. All Rights Reserved., Quelle: http://www.imdb.com)

Twisters (2024)

Regie: Lee Isaac Chung
Original-Titel: Twisters
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Twisters


Hier geht’s rund! Bereits 1996 durften sich Bill Paxton und Helen Hunt im Katastrophenfilm-Blockbuster „Twister“ schon ordentlich durchwirbeln lassen, und nun sind Daisy Edgar-Jones, Glen Powell und Anthony Ramos dran. Wieder möchten Meteorolog:innen ein Tänzchen mit dem Schicksal wagen und im Sinne der Wissenschaft mit Tornados auf Tuchfühlung gehen. Dass so etwas ein waghalsiges Unterfangen ist, weiß man zwar, dennoch ist die junge Forscherin Kate Cooper erst einmal ordentlich geschockt, als es nach einer Fehleinschätzung ihren Freund und zwei Kollegen verbläst. Fünf Jahre später hat sie das Trauma verständlicherweise noch nicht ganz überwunden und stellt sich den Tornados nur noch via Computerscreen entgegen. Auftritt Ex-Kollege, der damals das Glück hatte, das Desaster aus der Entfernung betrachtet zu haben. Mittels neuer Technik soll den Wirbelstürmen nun endgültig auf den Zahn gefühlt werden – man muss dafür nur nah genug herankommen an diese. Das ist natürlich nun nicht im Geschmack der Traumatisierten, doch der Forscherdrang setzt sich durch, und so jagt sie bald mit ihrem ehemaligen Kollegen Tornados. Damit ist sie jedoch nicht allein. Auftritt Cowboy und „Tornado-Wrangler“ Tyler Owens, der seine treue Youtube-Fangemeinde ganz nah an die gefährlichen Wirbelstürme heranbringt. Und schon hat man den gewohnten Konkurrenzkampf um die besten Plätze beim Tänzchen mit dem Tornado, wie man es auch schon aus dem Film von 1996 kannte – doch diesmal mit einem hübschen Twist (pun intended). Aber der aufmerksame Leser wird schon zu dem (richtigen) Schluss gekommen sein: Storymäßig ist auch „Twisters“, ähnlich wie sein Vorgänger, eine eher dünne Suppe. Doch darum geht es auch nicht, wenn die Natur auf der Leinwand ihre zerstörerische Kraft entfaltet und ganze Städte dem Erdboden gleichmacht. Die Bedrohung, die von diesen Tornados ausgeht, überträgt sich auf das Publikum. Ohne es mit der Dramatik durch physikalisch unmögliche Kapriolen zu übertreiben (ein Schicksal, das dem alten Film widerfahren ist) baut Lee Isaac Chung in „Twisters“ eine hübsche Suspense auf, die den Film über seine ganze Laufzeit von zwei Stunden trägt. Eine etwas originellere Story und eine konzentriertere Figurenentwicklung hätte dem Film dennoch gutgetan.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von [Melinda Sue Gordon/Universal Pic, Warner Bros. Pictures & Ambli – © Universal Pictures, Warner Bros. Pictures & Amblin Entertainment. Quelle: http://www.imdb.com)

Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2 (2006)

Regie: Gore Verbinski
Original-Titel: Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest


Der Schurke ist besiegt, der Fluch aufgehoben, der Schönling kriegt das Mädel, der charismatische Piratenkapitän sein Schiff – Ende gut, alles gut im ersten Fluch der Karibik-Film. Aber weil Disney vor allem eine Gelddruckmaschine ist, war nach dem Erfolg des Abenteuerfilms mit Johnny Depp, Keira Knightley und Orlando Bloom in den Hauptrollen rasch klar, dass die erdachte Fantasywelt für ein ganzes Franchise reichen würde. Und so wurden der zweite und dritte Film in einem Aufwasch gedreht und kurz nacheinander in die Kinos gebracht. Man muss festhalten, dass der zweite Teil der Abenteuersaga damit kein vollständiger Film ist, sondern eben die erste Hälfte einer fast 5,5stündigen Geschichte. Man braucht also viel Sitzfleisch, wenn man mit Captain Jack Sparrow in See stechen will. Was Gore Verbinski in seinen Filmen generell gut macht: Er hält das Tempo hoch. Er nimmt dabei zwar die eine oder andere Seitenroute, die nicht wirklich viel zur Geschichte beisteuert, aber solange diese Abwege humorvoll und temporeich inszeniert sind, folgt ihm das Publikum dabei gerne. Hätte es beispielsweise die Episode auf der Kannibaleninsel gebraucht? Sicher nicht. Aber sie bietet dem Cast einige Möglichkeiten, komödiantisch zu glänzen. Und darauf ist der zweite Teil der Fluch der Karibik-Reihe ausgelegt: Klamauk schlägt Suspense. Hatte Teil 1 noch einige tatsächlich recht gruselige Szenen und scheute sich nicht davor, Piraten als üble Zeitgenossen zu zeigen, denen es zuweilen auch mal an die Gurgel ging, nimmt Teil 2 nun volle Fahrt auf ein Happy-Abenteuer-Land, indem nicht einmal ein riesiger, Schiffe verschlingender Kraken den Puls deutlich ansteigen lässt. Die Action ist gut inszeniert, daran liegt es also nicht, aber die Grundtonalität des Films ist im Vergleich zum ersten Teil deutlich aufgehellt und noch einen Tick abgedrehter, während die Geschichte selbst in den Hintergrund rückt. Jack Sparrow ist nicht mehr das Skurrilste am Film. Als Unterhaltungseskapismus funktioniert jedoch auch der zweite Teil, und über die oscarprämierten Special Effects kann man heute noch staunen. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Tentakeln des Bösewichts Davy Jones (Bill Nighy), die fast schon als eigener Charakter des Films bezeichnet werden müssen. Vielleicht wäre ein „Tentacles of the Caribbean: Davy Jones‘ Flute Serenade“ das bessere Ende dieser Geschichte gewesen als der folgende dritte Teil.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Peter Mountain – © Disney Enterprises, Inc., All rights reserved., Quelle: http://www.imdb.com)

Fluch der Karibik (2003)

Regie: Gore Verbinski
Original-Titel: Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl


Der erste Auftritt von Johnny Depp 2003 als Captain Jack Sparrow war eine Sensation. Mit einer entwaffnenden Mischung aus Durchtriebenheit, Exzentrik und Selbstironie erspielte er sich sogar eine Oscar-Nominierung. Irgendwie muss diese Rolle an ihm haften geblieben sein, denn seither greift er in vielen seiner Rollen, ob passend oder nicht, auf die Manierismen von Jack Sparrow zurück. Und dabei ist dieser Jack Sparrow, wenn man es genau betrachtet, gar nicht mal die Hauptfigur des Films. Vielmehr geht es um den Schmied Will Turner (Orlando Bloom, damals gerade am Durchstarten) und sein zähes Bemühen, die heimlich Angebetete, Gouverneurstochter Elizabeth Swan (Keira Knightley, ebenfalls auf dem Weg nach oben) aus den Klauen einer schrecklichen und verfluchten Piratenbande unter Captain Barbossa (Geoffrey Rush mit sichtlicher Freude am Overacting) zu retten. Ein edler Grund, sich in tiefe Gewässer zu wagen und Untoten zu trotzen. Jack Sparrow, nein, ich korrigiere: Captain Jack Sparrow ist für ihn unliebsames Mittel zum Zweck, weiß er doch, wo sich das verwunschene Piratenschiff Black Pearl befindet. Doch Captain Sparrow handelt nach seiner eigenen Agenda, und so wechselt das Schicksal der Helden öfter und schneller als Keira Knightley ihre Kleider. Warum „Fluch der Karibik“ trotz in die Jahre gekommener Special Effects (die aber immer noch ihres dazu beitragen, die Illusion aufrecht zu halten) auch heute noch funktioniert, liegt am rasanten Erzähltempo unter der Regie von Gore Verbinski, dem es gelingt, in 2,5 Stunden Laufzeit keine wirklich langweilige Minute unterzubringen. Jede Szene sitzt und ist entweder von Spannung, von Action oder von Humor – oder von allem gleichzeitig – getragen. Dazu kommt die schon erwähnte Leistung von Johnny Depp, der mit seiner Darstellung eine Ikone des Films geschaffen hat. Erst in den späteren Teilen übertrieb er es mit der Exzentrik, doch sein Piratenkapitän bietet in diesem ersten Abenteuer eine ausgewogene Mischung aus Hinterlist, Tollpatschigkeit und Dadaismus. Kein Wunder, dass der Film dermaßen erfolgreich war, dass es davon nun mehr Fortsetzungen gibt, als ich jemals sehen wollte.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2003 – Buena Vista Pictures, Quelle: http://www.imdb.com)

Dune: Part Two (2024)

Regie: Denis Villeneuve
Original-Titel: Dune: Part Two
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Dune: Part Two


Es hat ein bisschen gedauert, bis ich den zweiten Teil von Denis Villeneuves „Dune“-Saga, basierend auf den Romanen von Frank Herbert, im Kino sichten konnte. Und es hat noch ein bisschen Zeit beansprucht, um den Film einzuordnen und zu bewerten. Denn eine Bewertung von 9,5 Kürbissen zückt man nicht so schnell. Diese Bewertung ist ausschließlich Meisterwerken der Filmgeschichte vorbehalten, quasi der (natürlich subjektiv bewerteten) qualitativen Speerspitze des Kinos. Doch in diese illustre Runde reiht sich meiner Meinung nach der zweite Teil der Saga rund um Paul Atreides (Timothée Chalamet) und den Wüstenplaneten ein. Und diese Einschätzung kommt nicht durch die verklärte Brille eines Dune-Fans zustande, da ich ehrlicherweise das Buch gar nicht mochte. Aber was Villeneuve und sein Team hier schaffen, ist immersives Kino, das neue Maßstäbe setzt. Was die „Herr der Ringe“-Saga vor zwanzig Jahren war, nämlich überwältigendes Abenteuerkino, das in Opulenz, Ausstattung und Aufwand die Latte für alle kommenden Filme ein gutes Stück höhergelegt hat, ist nun die „Dune“-Reihe für das heutige Kino. Qualitativ ist alles noch ein Stück besser, als man es bisher je gesehen hat. Doch was nützt die beste Technik, was bringen die eindrucksvollsten Bilder, wenn die Geschichte langweilig oder die Figuren blass bleiben? Doch auch diesbezüglich geht „Dune: Part Two“ keine Kompromisse ein. Trotz einer Länge von fast drei Stunden fühlt sich der Film kurzweilig an, er hat keine einzige fade Minute. Und auch die Darsteller:innen, die zugegebenermaßen in einem Science Fiction-Setting weniger Facetten zeigen müssen als in einem Arthouse-Drama, machen ihre Sache außerordentlich gut und spielen ihre Figuren mit der größtmöglichen Ambivalenz, die die Geschichte hergibt. Besonders hervorheben muss man an dieser Stelle den Neuzugang Austin Butler, der die Rolle des narzisstischen, soziopathischen Feyd-Rautha Harkonnen (eine Rolle, mit der sich Sting im David Lynch-Film von 1984 etwas übernommen hat) mit Verve und Charisma füllt, sodass es aus heutiger Sicht gar nicht mal unwahrscheinlich erscheint, dass „Dune: Part Two“ in der nächsten Award-Season auch in den Schauspielerkategorien berücksichtigt werden könnte. „Dune: Part Two“ ist also in jeglicher Hinsicht gelungen, das ist Überwältigungskino im besten Sinne und ein Film, der die große Leinwand zwar nicht braucht, diese aber brillant zu nutzen weiß. Kino ist nicht tot. Kino wurde nur in die Wüste geschickt, und dort fühlt es sich pudelwohl.


9,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

The Marvels (2023)

Regie: Nia DaCosta
Original-Titel: The Marvels
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: The Marvels


Das MCU, das Marvel Cinematic Universe, hat mittlerweile Ausmaße erreicht, die an Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ erinnern, nur dass Proust wahrscheinlich einfacher zu verstehen ist. Denn ein Problem ist nicht mehr von der Hand zu weisen: Kennt man nicht alle Filme, alle Serien und weiß der Kuckuck noch, was alles zum Universum gehört, hat man so gut wie keine Chance, sich in den selbstreferenziellen Werken zurechtzufinden. Eine Erleichterung immerhin ist, dass diese Filme und Serie trotz dieses offensichtlichen Problems immer noch recht einfach gestrickt sind: Bösewicht will Böses tun, die Guten haben lustige Fähigkeiten, die dabei helfen, die Schurken zu besiegen und am Ende ist die Welt, das Universum und der ganze Rest gerettet. Auf dem Weg dahin gibt es Schlägereien und Laserwaffen. Und im Falle des viel gescholtenen „The Marvels“ von Nia DaCosta jede Menge Cat Content, der zur Unterhaltung beiträgt, und eine Bollywood’sche Gesangseinlage, die das nicht tut. Ist die massive Kritik, die immer wieder über das neueste Abenteuer aus der Marvel-Schmiede zu lesen ist, gerechtfertigt? Nun, die ist wohl in vielen Fällen zu harsch. Zwar scheitert auch „The Marvels“ daran, die hohe Messlatte, die die Russo-Brüder mit den Avengers-Filmen oder James Gunn mit der Guardians of the Galaxy-Reihe gelegt haben, auch nur annähernd zu erreichen, doch sind die interstellaren Keilereien der drei toughen Damen, die sich aufgrund einer schicksalshaften physikalischen Verschränkung zusammentun müssen (Brie Larson als Captain Marvel, die sich allmählich mit dem Schicksal angefreundet hat, eben diese spielen zu müssen, Teyonah Parris als Monica Rambeau und Iman Vellani als Fangirl Ms. Marvel, die allen die Show stiehlt) immerhin kurzweilig in Szene gesetzt. Die ökonomische Laufzeit von 105 Minuten erlaubt auch keine Seitenschlenker, die die Story noch unverständlicher machen würden. Für einen gemütlichen Abend im Patschenkino passt das schon.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Marvel Studios/Courtesy of Marvel Studios – © 2023 MARVEL., Quelle: http://www.imdb.com)

The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2022)

Regie: Aaron und Adam Nee
Original-Titel: The Lost City
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Action, Komödie, Rom-Com
IMDB-Link: The Lost City


„The Lost City“ hat alles: Abenteuer. Eine Schatzsuche. Action. Romantik. Exotik. Sandra Bullock. Channing Tatum. Daniel Radcliffe. Und Brad Pitt! Die Abenteuerkomödie von Aaron und Adam Nee wirkt so, als hätten die beiden Regiebrüder Indiana Jones mit den Quartermain-Filmen, Uncharted und den neuen Jumanji-Filmen in einen Mixer geworfen und kräftig durchgerührt in der Hoffnung, dass das Ergebnis noch mal besser als nur die Summe seine Teile ist. Das Problem dabei ist: Habt ihr schon mal versucht, Avocado mit Ananas, Gurke, Karotte, Apfel, Banane und Blattspinat in einen Mixer zu schmeißen? Alle Ingredienzen sind ja ein Genuss für sich, aber in Summe kommt halt eine undefinierbare, braune Suppe heraus, die einfach nach allem und nichts schmeckt. Gut, so hart muss man mit „The Lost City“ nicht unbedingt zu Gericht gehen, denn der Film hat fraglos seine Momente – das komödiantische Timing stimmt häufig. Aber nach durchaus vielversprechendem Beginn (die Entführung einer Bestseller-Autorin durch einen durchgeknallten Milliardär, der sich durch ihre Mithilfe einen sagenumwobenen Schatz krallen will, doch nicht damit rechnet, dass ihr unterbelichtetes Covermodel zu Hilfe eilt) lässt der Film dann auch recht schnell nach. Die Dschungel-Action wirkt beliebig und mit Versatzstücken älterer und besserer Filme garniert, es läuft auf den üblichen Showdown hinaus, den man schon meilenweit voraus riecht, das alles wirkt leider sehr uninspiriert, auch wenn sich Sandra Bullock und Channing Tatum nach Kräften bemühen, das Vehikel zu tragen. Aber da kommen wir zum zweiten großen Problem des Films: Auch das wieder so ein Gurke-Ananas-Ding. Jede/r für sich ist großartig, aber die beiden haben zusammen einfach keine Chemie. Und so bleibt „The Lost City“ ein schales Abenteuer, das zwar einige gelungene Stellen aufweist, aber insgesamt nicht funktionieren will. Eine einmalige Sichtung ist mehr als ausreichend.


3,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Photo Credit: Kimberley French/Kimberley French – © 2021 Paramount Pictures. All rights reserved, Quelle: http://www.imdb.com)

Crocodile Dundee – Ein Krokodil zum Küssen (1986)

Regie: Peter Faiman
Original-Titel: Crocodile Dundee
Erscheinungsjahr: 1986
Genre: Komödie, Liebesfilm, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Crocodile Dundee


Wieder einmal ein Ausflug in die Kindheit: Crocodile Dundee, gespielt von Paul Hogan (von dem übrigens auch das Oscar-nominierte Drehbuch stammt), war für den kleinen Filmkürbis einfach der Größte. Durch das australische Outback streifen, Leguane braten, sich mit Krokodilen anlegen und Tiere hypnotisieren: Das wollte ich auch können! Heute, gut dreißig+ Jahre später, stelle ich fest, dass allein die Hypnose ein erreichbares Lebensziel war, auch wenn die Hypnoserichtung umgekehrt verläuft: Statt meinen Kater zu hypnotisieren, hypnotisiert dieser mich, wenn er vor der leeren Futterschüssel sitzt. Aber immerhin besser als nichts. Und auch nach New York habe ich es geschafft. In dieser Hinsicht kann ich also dem wackeren Buschmann die Hand reichen. Ich behaupte auch, dass ich mich dabei souveräner geschlagen habe als „Mick“ Dundee, der von Reporterin Sue Charlton (Linda Kozlowski) von der australischen Wildnis in den Großstadtdschungel mitgenommen wird und dort zur kleinen Sensation wird. Ob er nun einem schlecht gelaunten Wasserbüffel gegenübersteht oder einem Straßenräuber: Der Mann weiß sich zu helfen. Und wenn ein Yuppie auf einer Party gerade Probleme mit der Nase hat und sich ein gesundes Pülverchen in eben diese reinziehen möchte, geht nichts über eine Dampfinhalation. „Crocodile Dundee“ ist ein Film, den man heute so wohl nicht mehr drehen würde – Männer sind Machos, Frauen sind neugierig und müssen gerettet werden, der Verlobte ist ein Schleimbatzen allerbester Güte, und Konflikte regelt man am besten mit einem gezielten Faustschlag. Aber: Das alles ist so charmant und witzig umgesetzt und Paul Hogan so charismatisch in seiner Lebensrolle, dass man dem Film all diese Schwächen gerne verzeiht. Wer nicht schon einmal die „Das ist ein Messer!“-Szene zitiert hat, werfe den ersten Bumerang.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Archive Photos/Getty Images – © 2012 Getty Images, Quelle http://www.imdb.com)

Riddle of Fire (2023)

Regie: Weston Razooli
Original-Titel: Riddle of Fire
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Abenteuerfilm, Komödie
IMDB-Link: Riddle of Fire


Warum ich so gerne auf Filmfestivals gehe? Weil man dort die Gelegenheit hat, Perlen zu sichten, die einem sonst mit Sicherheit entgangen wären. „Riddle of Fire“, das Langfilmdebüt von Weston Razooli, ist eine solche Perle. Gedreht auf grobkörnigem 16mm-Film taucht Razooli in die Mythologie der Kindheit ein. Drei Kinder, das Brüderpaar Hazel und Jodie und deren beste Freundin Alice, kommen in einem unglaublich komischen Heist, der gleich zu Beginn die Tonalität des Films festlegt, an die neueste und heißbegehrte Spielkonsole. Doch die Freude währt nur kurz, hat doch Hazels und Jodies Mutter, die krank im Bett liegt, den Fernseher mit einem Passwort versehen. Sie rückt dieser nur gegen Bezahlung heraus: Die drei Kinder sollen ihr einen Blaubeerkuchen aus der Dorfbäckerei holen. Was nach einem 10-minütigen Kurzfilm klingt, entwickelt sich jedoch zu einer witzigen und abenteuerlichen Odyssee, denn der Blaubeerkuchen ist aus, die erkrankte Bäckerin gibt das Rezept für ihren legendären Kuchen nur widerwillig heraus, und am Ende scheint alles an einem gepunkteten Ei zu scheitern. Für dieses Ei gehen die drei Freunde weit über ihre Grenzen hinaus und tauchen tief ein in den Wald und die Welt der Märchen. Was Razoolis Debüt so unfassbar gut macht, ist die Tatsache, dass er diese märchenhafte Welt mit beiden Händen umarmt und die Geschichte trotzdem in der Realität verankert. Aber genauso war die Welt ja, als wir selbst noch Kinder waren. Der Wald steckte voller Abenteuer, Begegnungen mit Hexen nicht ausgeschlossen, doch am Ende kamen wir alle siegreich wieder nach Hause, wo ein dampfender Kuchen auf dem Tisch stand und die Mutter unsere Schrammen versorgte. „Riddle of Fire“ fühlt sich an wie eine Plüschdecke und eine heiße Tasse Tee nach einem anstrengenden Tag. Wenn mal jemand nach einem Referenzwerk für die Kategorie „Feelgood-Movie“ sucht: Hier ist es! Bislang der Überraschungshit des Jahres für mich.


9,0 Kürbisse

(Bildzitat: © ANAXIA, Quelle http://www.imdb.com)