Autor: Filmkürbis

Furiosa: A Mad Max Saga (2024)

Regie: George Miller
Original-Titel: Furiosa: A Mad Max Saga
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Action, Science Fiction
IMDB-Link: Furiosa: A Mad Max Saga


Von Tempo 100 und E-Autos hält George Miller in seiner Mad Max-Saga nicht viel. Da gurgeln die aufgemotzten Benziner mit 200 Sachen und mehr über Sandpisten, weil’s eh schon wurscht ist. Die Menschheit hat’s verkackt, die Zivilisation ist im Anus, die Natur auch – man weiß: Der Planet Erde wird das Desaster schon irgendwann abschütteln und auf Reset drücken, wenn sich die letzten vor Testosteron triefenden Exemplare endlich gegenseitig abgemurkst haben. Da wären so Figuren wie der schon aus Mad Max: Fury Road bekannte Immortan Joe, ein ziemlich degenerierter Möchtegern-Imperator, der trotz Wüstensetting eindeutig zu wenig Sonne abbekommen hat, oder als neuer Fiesling der von Chris Hemsworth mit viel Freude gespielte Dementus. Dieser hat als Anführer seines Biker-Clans ebenfalls Machtgelüste, die sich zunächst spießen mit den Absichten von Immortan Joe. Mittendrin in diesem pseudo-politischem Chaos, das nicht an Verhandlungstischen, sondern mit Flammenwerfern und kamikaze-artigen War Boys bereinigt werden will, befindet sich Furiosa, die als Kind von Dementus entführt wurde, ansehen musste, wie ihre Mutter beim Versuch ihrer Rettung einen grausamen Tod fand und dann von Dementus an Immortan Joe verhökert wurde. Das nenne ich mal Trauma! Das scheint Furiosa aber mit viel Wut im Bauch zu überwinden und in zwei Lebensziele zu kanalisieren: 1. Dementus den Garaus zu machen und 2. wieder nach Hause ins grüne Land zu finden. Thema 2 hat George Miller in „Mad Max: Fury Road“ abgehakt, also kümmert er sich nun in der Vorgeschichte zu seinem Kassenschlager von 2015 nun um Thema 1. Für die titelgebende Furiosa, deren Geschichte nun erzählt wird, ist Charlize Theron nun etwas zu alt geworden, aber Anya Taylor-Joy (und Alyla Brown als jüngste Version von Furiosa) machen einen guten Job und verleihen dieser stillen, wütenden Figur eine Glaubwürdigkeit, die die Geschichte zugänglicher macht als „Mad Max: Fury Road“. Was „Mad Max“ gefehlt hat, nämlich eine emotionale Bindung zu den Hauptfiguren, macht „Furiosa“ also besser. Ein shakespeare’sches Drama sollte man sich dennoch nicht erwarten. Auch in „Furiosa“ geht es vor allem um eines: Gut gemachte Action, Hausmarke Miller. Also Flammen, Explosionen, High-Speed-Verfolgungsjagden und ganz viel Blechschrott. Das ist beeindruckend in Szene gesetzt, und mit seinen beiden letzten Filmen aus dem Mad Max-Universum zementiert George Miller wohl seinen Status als Meister der analogen Effekte ein. Aber ein wenig repetitiv werden diese endlosen Materialschlachten dann halt doch irgendwann.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Warner Bros. Picture – © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved, Quelle: http://www.imdb.com)

May December (2024)

Regie: Todd Haynes
Original-Titel: May December
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Drama
IMDB-Link: May December


Wenn die Oscarpreisträgerinnen Julianne Moore und Natalie Portman unter der Regie von Todd Haynes zusammenkommen, kann das durchaus als Pflichtfilm für den Filmkürbis betrachtet werden, war Natalie Portman doch so etwas wie ein Young Adult-Crush und Julianne Moore seit The Big Lebowski und „Boogie Nights“ auch irgendwie. Dass beide Damen zu den großartigsten ihrer Zunft gehören, versteht sich von selbst. Also: Bring ‚em on! Natalie Portman spielt in „May December“ die unnahbare Schauspielerin Elizabeth Berry, die es sich zwecks Recherche im Leben von Gracie gemütlich macht. Deren Leben soll demnächst verfilmt werden mit Berry in der Hauptrolle. Gracie brachte es vor 24 Jahren auf alle Titelseiten, als ihre Affäre mit dem 13jährigen Jo aufflog. Schlimmer noch: Sie wurde von Jo schwanger. Und eben jener Jo von damals ist heute ihr deutlich jüngerer Ehemann, mit dem sie insgesamt drei Kinder hat. Sie scheinen ein glückliches Leben zu führen, doch Berrys Besuch und ihre Fragen bohren alte Wunden auf. Langsam entfaltet sich ein Familiendrama, das durch die berechnend wirkende Schauspielerin noch weiter befeuert wird. Es passiert nicht viel in Todd Haynes‘ Film, doch wenn etwas passiert, entfaltet das Geschehen eine stille emotionale Wucht. Es braucht schon solche Kaliber wie Portman und Moore, um diese unergründlichen Figuren, deren Emotionen und Motive der Zuseher auf eigene Faust enträtseln muss, glaubwürdig auf die Leinwand zu bringen. Doch das eigentliche Zentrum des Films bildet Charles Melton als Jo. Seine Darstellung wirkt zunächst hölzern, fast teilnahmslos, doch begreift man nach und nach, wie viel Kind noch in diesem Jo steckt, wieviel Naivität, die er niemals ablegen konnte. Eine schauspielerische Leistung, die vielleicht vielfach unbeobachtet bleiben wird, deren Studium sich aber lohnt. Eine gute Wahl sind auch die grobkörnigen Bilder, über die Haynes die Schwüle der Südstaaten erlebbar macht. Die Musik übertreibt es manchmal ein wenig mit der Dramatik, aber darüber hinaus gibt es handwerklich am Film nichts auszusetzen. Allerdings muss man sich auf diese Art des Erzählens, die scheinbar nirgendwohin führt, einlassen können. Die eigentliche Geschichte passiert zwischen den Zeilen. Das ist zwar prinzipiell interessant, erfordert aber Geduld und die Bereitschaft, am Ende vielleicht etwas unbefriedigt aus dem Kino zu gehen, wenn lose Enden offen bleiben. In der nächsten Award-Season wird man aber mit Sicherheit öfter auf diesen Film stoßen.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Francois Duhamel / courtesy of Netflix, Quelle: http://www.imdb.com)

Andrea lässt sich scheiden (2024)

Regie: Josef Hader
Original-Titel: Andrea lässt sich scheiden
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Drama
IMDB-Link: Andrea lässt sich scheiden


„Der Josef Hader ist ein lustiger Mensch. Der macht Kabarett, erzählt Witze, ein richtiger Komiker eben. Doch Hoppla – warum stellt sich da bei seinen Bühnenprogrammen gelegentlich ein solches Unbehagen ein, als würde der Witz gerade auf unsere Kosten gehen, indem wir einen Spiegel vorgehalten bekommen? Darf der das?“ Nun, Josef Hader darf, und er kann. Wer also ins Kino geht, um seinen neuesten Film „Andrea lässt sich scheiden“ zu sehen, und eine lockere, vielleicht leicht schwarzhumorige Komödie erwartet, täuscht sich gewaltig und muss die Erwartungshaltung bald adjustieren. Statt einer Komödie über das lustige Landleben taucht Hader in einer grimmigen Studie menschlicher Emotionen ganz tief ein in die Welt der Ängste und durch Schuld/Scham verursachten Handlungsunfähigkeit. Im Zentrum steht dabei die Landpolizistin Andrea (eine wie immer großartige Birgit Minichmayr), die kurz vor einer Beförderung in die Landeshauptstadt St. Pölten steht, doch nach einem schicksalshaften Abend versehentlich ihren besoffenen Exmann überfährt. Doch statt das Richtige zu tun, flüchtet sie unbeobachtet vom Tatort. Wenig später wird sie zu eben diesem gerufen: Das Auto des Lehrers und abstinenten Alkoholikers Leitner (Josef Hader) liegt im Graben – er ist über den zu diesem Zeitpunkt schon toten Andi gefahren und glaubt nun, wie auch die Polizei, er hätte den Andi auf dem Gewissen. Kommt Andrea also mit ihrer Fahrerflucht durch? Das Interessante an „Andrea lässt sich scheiden“ ist, dass die menschliche Tragödie nicht überhöht wird. Das Leben geht irgendwie weiter, und doch tragen nun zwei Menschen einen großen Rucksack an Schuld mit sich – der sichtlich mitgenommene Leitner durchaus deutlich und für jedermann nachvollziehbar, Andrea hingegen unbemerkt. Es ist nicht schwer, Richtig und Falsch auseinanderzuhalten, doch es kann verdammt schwierig werden, danach zu handeln, wenn das eigene Leben davon betroffen ist. So die Botschaft von Hader, die er in lakonischen Bildern und Dialogen auf die Leinwand bringt. Und wenn der Film auch einige Längen hat, so führt Hader sein hochkarätiges Ensemble (Thomas Schubert, Maria Hofstätter, Thomas Stipsits, Branko Samorovski, Margarethe Tiesel und Robert Stadlober, die alle ihre Momente bekommen, um Eindruck zu hinterlassen) zu einem stimmigen Ende.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Jungfrau (40), männlich, sucht … (2005)

Regie: Judd Apatow
Original-Titel: The 40 Year-Old Virgin
Erscheinungsjahr: 2005
Genre: Komödie, Rom-Com
IMDB-Link: The 40 Year-Old Virgin


Manche sind eben Spätzünder. Doch im Fall von Andy Stitzer (Steve Carell) stellt sich die Frage, ob überhaupt nur ein Tropfen Treibstoff im Tank ist. Mit 40 ist der freundliche Nerd, der mit seiner Actionfigurensammlung und den eher kreativen Hobbies in der Kindheit steckengeblieben zu sein scheint, nämlich immer noch Jungfrau, und das nicht im Sternzeichen. Als die Kollegen (Paul Rudd, Seth Rogan und Romany Malco) davon erfahren, lassen sie nichts unversucht, um Andy endlich „zum Mann zu machen“, auch wenn der eigentlich so gar keine Lust auf die Lust hat. Dies führt zu einigen epischen Fails und Cringe-Momenten, wenn Andy beispielsweise auf Geheiß der Kollegen die sturzbetrunkene Barbekanntschaft abschleppt und damit in eine Nahtoderfahrung schlittert, oder wenn er die Anweisungen beim Flirten etwas zu genau nimmt, und doch überraschenderweise genau damit durchkommt. Als er die resolute Trish (Catherine Keener) kennenlernt, die in etwa in seinem Alter ist und aus einer früheren Beziehung schon Anhang mitbringt, sprühen jedoch die Funken, doch wie kann man der Flamme beibringen, dass es leibesmittig bislang eher kühl zuging? „Jungfrau (40), männlich, sucht …“ ist vordergründig ein recht derber Spaß mit derbem Humor, doch dahinter verbirgt sich eine leichtfüßige, unterhaltsame romantische Komödie mit viel Herz. Für Judd Apatow im Regiestuhl bedeutete dies den Durchbruch, und er ist seither darauf spezialisiert, das seltsame Paarungsverhalten überspannter Erwachsener, die eigentlich nie in diesen Zustand des Erwachsenseins kommen wollten, in mal mehr, mal weniger amüsanten Filmen zu sezieren. „Jungfrau (40), männlich, sucht …“ gehört jedenfalls zu den gelungenen Werken und hat auch knapp zwei Jahrzehnte nach Erscheinen noch nichts von seinem Charme eingebüßt. Und die Szene, in der Steve Carell aufs Grausamste der Folter eines Waxings unterzogen wird, gehört noch immer zu den schmerzvollsten und gleichzeitig lustigsten Szenen der Rom-Com-Geschichte.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Die neun Pforten (1999)

Regie: Roman Polanski
Original-Titel: The Ninth Gate
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Thriller, Horror
IMDB-Link: The Ninth Gate


Es gibt im Englischen einen Spruch, den ich sehr mag: „Play stupid games. Win stupid prizes“. Die deutsche Entsprechung dafür wäre in etwa die Abkürzung SSKM: „Selbst schuld. Kein Mitleid.“ Hätte sich das der Antiquar und Buchhändler Dean Corso (Johnny Depp) mal lieber hinter die Löffel geschrieben, denn dann wäre er wohl kaum auf die Idee gekommen, im Auftrag des betuchten Sammlers Boris Balkan (Frank Langella) ausgerechnet nach einem Buch zu suchen, das der Teufel persönlich angeblich geschrieben haben soll – bzw. nach zwei weiteren Kopien, die davon existieren, denn eine besitzt Balkan bereits. Aber da ist er auch schon mittendrin in einer Hetzjagd, in der Leib und Seele gleichermaßen auf dem Spiel stehen. Und immer wieder muss eine mysteriöse Unbekannte (Emmanuelle Seigner) eingreifen, um … nun ja … die Kohlen aus dem Feuer zu holen. „Die neun Pforten“ von Roman Polanski spielt genüsslich auf der Klaviatur des Gruselfilms und baut immer wieder auch augenzwinkernd humoristische Töne ein. Hardcore-Horrorfans könnte dieser Film etwas zu weichgespült sein, doch wer es gerne gruselig mag, ohne deshalb nächtelang um den Schlaf gebracht zu werden, ist hier an der richtigen Adresse. Außerdem gibt es hier noch einen 90er-Jahre-Johnny Depp zu sehen, frei von Manierismen, die er sich im Zuge der „Fluch der Karibik“-Reihe zugelegt hat. Das Vierteljahrhundert, das der Film mittlerweile am Buckel hat, sieht man ihm zwar an (vor allem die Spezialeffekte sind schlecht gealtert), doch bietet „Die neun Pforten“ auch heute noch solide und spannende Unterhaltung.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Leave the World Behind (2023)

Regie: Sam Esmail
Original-Titel: Leave the World Behind
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Thriller
IMDB-Link: Leave the World Behind


Eine g’stopfte New Yorker Familie (Julia Roberts, Ethan Hawke, Farrah Mackenzie und Charlie Evans) gönnt sich eine Auszeit in einer Villa auf Long Islands, die sie über Airbnb gebucht haben. Als Höhepunkte der ersten Tage kommt es zu einer Wild-Beobachtung im Garten und einer Besichtigung eines Öltankers aus nächster Nähe – das offensichtlich manövrierunfähige Schiff läuft einfach auf dem Strand, an dem die Familie chillt, auf. Als jedoch Internet und Fernsehen ausfallen und mitten in der Nacht ein Unbekannter, der wenig glaubhaft behauptet, das Haus gehöre ihm, samt Tochter (Mahershala Ali und Myha’la Herrold) vor der Tür stehen, wird die Lage doch etwas ungemütlich. In einer Art Schicksalsgemeinschaft unter einem Dach vereint versuchen die beiden von der Zivilisation abgeschnittenen Familien herauszufinden, was da draußen passiert ist bzw. immer noch passiert, während sie sich gegenseitig misstrauisch beäugen. „Leave the World Behind“ funktioniert als Endzeit-Thriller viel mehr über das, was er auslässt, als darüber, was er erzählt. Genauso wie die Hauptfiguren haben auch wir Zuseher ständig Fragezeichen vor der Stirn und versuchen, dem Gesehenen einen Sinn zu verleihen, ohne aber so richtig erfolgreich dabei zu sein. Mag sein, dass diese Herangehensweise bei einigen Teilen des Publikums auf Unverständnis stößt und diese abstößt. Sam Esmail kümmert sich in seiner Verfilmung des Romans von Rumaan Alam nicht um Antworten – es sind die Fragen, die ihn interessieren. Das kann anstrengend sein, und irgendwann muss man dem Publikum auch Hinweise geben und ihm eine Geschichte anbieten. Darauf vergisst Esmail allerdings nicht, sodass „Leave the World Behind“ bei allen Rätseln, die den Film umgeben, am Ende eine runde Sache wird. Fazit: Erfreulich entschleunigtes, atmosphärisch dichtes Endzeitkino, das zwar etwas Geduld erfordert, aber länger nachhallt.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Kung Fu Panda 4 (2024)

Regie: Mike Mitchell
Original-Titel: Kung Fu Panda 4
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Animation
IMDB-Link: Kung Fu Panda 4


Nach seiner Bestimmung, innerem Frieden und seiner Familie muss Panda Po in seinem vierten Abenteuer nun etwas finden, was ihm gar nicht behagt: Einen Nachfolger. Meister Shifu eröffnet ihm, dass er künftig nicht mehr der Drachenkrieger sein darf, sondern als spiritueller Führer über das Dorf und das Tal des Friedens wachen soll. Wir erleben also quasi das angewandte Peter-Prinzip: Po wird bis zur Position seiner größten Inkompetenz befördert. Das schmeckt ihm natürlich nicht so gut, denn das, was er am Kung Fu am meisten liebt, ist es, in Hintern zu treten. Also nützt er gleich die Gelegenheit, mit einer dubiosen Füchsin, die er in den Bau gesteckt hat, abzuhauen, um noch mal ein großes Abenteuer zu erleben anstatt im Tal des Friedens zu bleiben und andere die Drecksarbeit erledigen zu lassen. Dass er sich dabei mal wieder etwas übernimmt, überrascht nur wenig. Seine Gegnerin ist aber auch fies: Das Chamäleon, das konsequenterweise jede Gestalt annehmen kann, das es will, und das auf Meister Ugwes Wanderstab scharf ist, den Po weitervererbt bekommen hat. Dieser kann nämlich das Tor zum Geisterreich öffnen, und dass es keine gute Idee ist, wenn sich ein größenwahnsinniges Chamäleon mit Beziehungen zur Unterwelt dieser bedient, versteht sich von selbst. Also macht Po mal wieder neue Lernerfahrungen zu den Themen Vertrauen, Schicksal und Akzeptanz des eigenen Platzes im Leben. So weit, so gewohnt. „Kung Fu Panda 4“ unter der Regie von Mike Mitchell erfindet weder das Rad noch Kung Fu neu – der Gag des in Martal Arts bewanderten Flauschpandas hat sich mittlerweile etwas abgenutzt. Allerdings versprüht der Film viel Energie, flotte Sprüche und die eine oder andere wirklich sehr witzige Kampfszene, sodass diese weitere Fortsetzung auf jeden Fall über dem dritten Teil, dem bislang schwächsten, anzusiedeln ist. Allerdings hat man auch das Gefühl, dass die Geschichte des Pandas nun wirklich auserzählt ist.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von DreamWorks Animation – © 2023 DreamWorks Animation. All Rights Reserved., Quelle: http://www.imdb.com)

Red Eye (2005)

Regie: Wes Craven
Original-Titel: Red Eye
Erscheinungsjahr: 2005
Genre: Thriller
IMDB-Link: Red Eye


Nun hat also Cillian Murphy seinen Oscar. Wohlverdient, wie viele meinen, auch wenn ich persönlich in dieser Award-Season Paul Giamatti für seine wunderbar vielschichte Darstellung in The Holdovers vorne gesehen hätte. Dass Murphy aber ebenfalls ein Könner seines Fachs ist, steht außer Frage. Das blitzt auch in Wes Cravens Thriller „Red Eye“ aus dem Jahr 2005 mit Rachel McAdams als Hauptdarstellerin durch, wenngleich Cravens Zugang zum Kino mit Sicherheit ein anderer ist als jener von Christopher Nolan. Der Plot ist schnell erzählt: Auf einem Nachtflug erfährt die Hotelmanagerin Lisa, dass ihr sympathischer und hilfsbereiter Sitznachbar auf diesem Flug nicht ganz zufällig auf eben diesem Sitz Platz genommen hat. Schichtet sie den prominentesten Hotelgast, ein Minister des Kabinetts der Vereinigten Staaten nämlich, nicht in eine andere Suite um, muss ihr Vater, der ahnungslos zuhause vor dem Fernseher sitzt, dran glauben. Bis zur Landung muss Lisa dieses Ziel erreichen (was dank Board-Telefone eigentlich nicht allzu schwierig sein sollte), ansonsten ruft der freundliche Herr mit dem sprechenden Namen Jackson Rippner seinen Spezi an, der vor dem väterlichen Haus wartet, und das will ja keiner. Kooperiert Lisa, kommen alle wunderbar aus der Sache raus – mit Ausnahme des Ministers natürlich. Doch Lisa ist zäher, als der Auftragskiller erwartet, und so entspinnt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, das nach der Landung seine Fortsetzung findet. Zugegeben, die Geschiche ist recht dünn. Eine Oscarnominierung für das beste Drehbuch durfte man dafür nicht erwarten, und die ist schließlich auch nicht eingetreten. Aber McAdams und Murphy machen ihre Sache gut, und oft liegt ja in der Kürze die Würze. Es muss nicht immer ein wahnsinnig komplexer Plot sein, den man nur mit Hochschulabschluss versteht, sondern oft reicht es aus, zwei Menschen mit sehr gegensätzlichen Interessen in einem engen Raum einzusperren und aufeinander wirken zu lassen. Voilà – fertig ist der Thriller. „Red Eye“ ist mit Sicherheit kein Film, der einem noch lange im Gedächtnis bleibt und zu dem man immer wieder zurückkehrt, doch für die Dauer der Sichtung unterhält er auf gutem Niveau, was vor allem an McAdams liegt, die ihre Lisa glaubwürdig und sympathisch anlegt und somit eine Figur schafft, mit der man sich identifizieren kann. Insgesamt ist „Red Eye“ wohl als überdurchschnittliches B-Movie einzuordnen, aber es muss ja nicht immer das Haubenmenü sein. Manchmal schmeckt es am Würstlstand eben auch gut.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Dune: Part Two (2024)

Regie: Denis Villeneuve
Original-Titel: Dune: Part Two
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Dune: Part Two


Es hat ein bisschen gedauert, bis ich den zweiten Teil von Denis Villeneuves „Dune“-Saga, basierend auf den Romanen von Frank Herbert, im Kino sichten konnte. Und es hat noch ein bisschen Zeit beansprucht, um den Film einzuordnen und zu bewerten. Denn eine Bewertung von 9,5 Kürbissen zückt man nicht so schnell. Diese Bewertung ist ausschließlich Meisterwerken der Filmgeschichte vorbehalten, quasi der (natürlich subjektiv bewerteten) qualitativen Speerspitze des Kinos. Doch in diese illustre Runde reiht sich meiner Meinung nach der zweite Teil der Saga rund um Paul Atreides (Timothée Chalamet) und den Wüstenplaneten ein. Und diese Einschätzung kommt nicht durch die verklärte Brille eines Dune-Fans zustande, da ich ehrlicherweise das Buch gar nicht mochte. Aber was Villeneuve und sein Team hier schaffen, ist immersives Kino, das neue Maßstäbe setzt. Was die „Herr der Ringe“-Saga vor zwanzig Jahren war, nämlich überwältigendes Abenteuerkino, das in Opulenz, Ausstattung und Aufwand die Latte für alle kommenden Filme ein gutes Stück höhergelegt hat, ist nun die „Dune“-Reihe für das heutige Kino. Qualitativ ist alles noch ein Stück besser, als man es bisher je gesehen hat. Doch was nützt die beste Technik, was bringen die eindrucksvollsten Bilder, wenn die Geschichte langweilig oder die Figuren blass bleiben? Doch auch diesbezüglich geht „Dune: Part Two“ keine Kompromisse ein. Trotz einer Länge von fast drei Stunden fühlt sich der Film kurzweilig an, er hat keine einzige fade Minute. Und auch die Darsteller:innen, die zugegebenermaßen in einem Science Fiction-Setting weniger Facetten zeigen müssen als in einem Arthouse-Drama, machen ihre Sache außerordentlich gut und spielen ihre Figuren mit der größtmöglichen Ambivalenz, die die Geschichte hergibt. Besonders hervorheben muss man an dieser Stelle den Neuzugang Austin Butler, der die Rolle des narzisstischen, soziopathischen Feyd-Rautha Harkonnen (eine Rolle, mit der sich Sting im David Lynch-Film von 1984 etwas übernommen hat) mit Verve und Charisma füllt, sodass es aus heutiger Sicht gar nicht mal unwahrscheinlich erscheint, dass „Dune: Part Two“ in der nächsten Award-Season auch in den Schauspielerkategorien berücksichtigt werden könnte. „Dune: Part Two“ ist also in jeglicher Hinsicht gelungen, das ist Überwältigungskino im besten Sinne und ein Film, der die große Leinwand zwar nicht braucht, diese aber brillant zu nutzen weiß. Kino ist nicht tot. Kino wurde nur in die Wüste geschickt, und dort fühlt es sich pudelwohl.


9,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Poor Things (2023)

Regie: Giorgos Lanthimos
Original-Titel: Poor Things
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama, Komödie
IMDB-Link: Poor Things


Der griechische Regisseur Giorgos Lanthimos sieht die Dinge ein wenig anders als die meisten anderen Menschen, wie sich schon in vielen seiner Filme wie etwa The Lobster oder The Killing of a Sacred Deer gezeigt hat. The Favourite – Intrigen und Irrsinn mit einer Oscar-prämierten Olivia Colman und den ebenfalls nominierten Rachel Weisz und Emma Stone war da schon seine zugänglichste Arbeit der letzten Jahre. Mit Emma Stone hat er sich (zusammen mit Willem Dafoe, Mark Ruffalo und Ramy Youssef und Kathryn Hunter in tragenden Nebenrollen) erneut zusammengetan, um ihr in einer Art feministischer Frankenstein-Adaption, basierend auf dem gleichnamigem Roman von Alasdair Gray, die Möglichkeit zu geben, ihren zweiten Oscar zu gewinnen, den sie für „The Favourite“ noch verpasst hat. Emma Stone und Giorgos Lanthimos – das passt einfach. Und seltener war ein Oscargewinn für die beste Schauspielleistung verdienter als für Stone in „Poor Things“. Sie spielt sich nicht nur die Seele aus dem Leib, sondern eben jene in den Leib der von einem genialen Chirurgen zusammengeflickte Bella Baxter hinein. Die hat nämlich eine irre Vorgeschichte: Nach einem geglückten Suizid-Versuch wird sie von Dr. Godwin Baxter (ein monströs entstellter Willem Dafoe) gefunden, das das Gehirn ihres ungeborenen Kindes in den Leib der Verstorbenen verpflanzt. Zu Beginn lernen wir das Kind im Körper der Frau kennen, doch die Fortschritte, die sie macht, sind gewaltig, und bald beginnt sie, sich von ihrem Schöpfer zu emanzipieren. Sie brennt mit dem windigen Lebemann und Anwalt Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo, der auch längst überfällig für den Goldjungen ist) durch und entdeckt auf ihrer Reise nicht nur die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen, sondern auch die Freuden des Lebens, ihre Sexualität und auch das Leid, das durch die Ungerechtigkeit der Welt verursacht wird. Bella begegnet diesem allerdings nicht mit dem Zynismus ihrer Mitmenschen, sondern mit dem reinen Herzen der Unschuld. Eine denkwürdige Figur! Und als wäre die Geschichte nicht schon interessant genug, verpackt sie Lanthimos noch dazu in einer fantastischen, märchenhaften Kulisse, die einen staunen lässt. „Poor Things“ ist ein Gesamtkunstwerk, das allerdings gerade durch die Verfremdung greifbar wird. Denn vor diesem Hintergrund der Verfremdung tritt das Universelle der Geschichte und ihrer Figuren hervor. So ist Lanthimos‘ bislang experimentellster Film gleichzeitig sein vielleicht auch zugänglichster.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)