Thriller

The Da Vinci Code – Sakrileg (2006)

Regie: Ron Howard
Original-Titel: The Da Vinci Code
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Thriller
IMDB-Link: The Da Vinci Code


Was Historiker und Symbologe Robert Langdon von den in letzten Jahren so beliebten Escape the Room-Spielen halten würde, kann man nur mutmaßen, doch kann man getrost annehmen, dass sie ihm gefallen würden, löst er selbst doch gerne Rätsel. Das weiß auch die Pariser Polizei, die ihn zu Rate zieht, als ein Kollege von Langdon tot im Louvre aufgefunden wird. Vor dem endgültigen Abnippeln hat dieser noch lustige Rätselspiele an die Wand gemalt – und schon geht die Hetzerei los, denn mit dem Entschlüsseln der Codes allein ist es nicht getan. Eine geheime Bruderschaft schmiedet finstere Pläne und ist schon bald hinter Langdon und der Kryptologin Sophie Neveu, die dem etwas patscherten Codeknacker aus der Patsche hilft, her. Ein Indiana Jones ist Langdon nicht, dessen Fähigkeiten er aber im Laufe des Abenteuers gelegentlich doch recht gut hätte gebrauchen können. Aber immerhin funktioniert sein Verstand auch in Stresssituationen mehr als passabel und so geht’s fröhlich von Rätsel zu Rätsel, von Code zu Code. Nicht alles macht Sinn in diesem Film, und über das schon oft diskutierte Ende breiten wir mal lieber den Mantel des Schweigens, doch tragen hübsche, historische Kulissen und die Starbesetzung (Tom Hanks, Audrey Tautou, Ian McKellen, Paul Bettany, Jean Reno, Alfred Molina und Jürgen Prochnow) über viele Schwächen hinweg, sodass der Film dann doch durchgängig unterhaltsam bleibt. Das größte Ärgernis an „The Da Vinci Code“ ist, dass er intelligenter tut, als er ist, aber dafür kann Regisseur Ron Howard weniger als Vorlagengeber Dan Brown. Immerhin erfolgreich war das Ganze, sodass das Einspielergebnis zwei Fortsetzungen gebar, die allerdings die schon recht dürftige Qualität des ersten Teils bei weitem nicht erreichen können.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Simon Mein – © 2006 Columbia Pictures Industries, Inc. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Der Killer (2023)

Regie: David Fincher
Original-Titel: The Killer
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Thriller
IMDB-Link: The Killer


Wie schön, wenn der Beruf gleichzeitig eine Berufung ist! Der von Michael Fassbender gespielte namenlose Profi, der ein ganz spezielles Handwerk ausübt, weiß ein Lied davon zu singen. Während er in verlassenen Büroräumen gegenüber eines Luxushotels darauf wartet, dass seine Arbeit beginnt, lässt er uns, das Publikum, ganz tief in seinen Kopf eintauchen. Allzu Profundes lässt sich daraus allerdings nicht lesen. Man hat stattdessen das Gefühl: Der Mann überschätzt sich und seine Fähigkeiten ein wenig. Und schon passiert es auch: Der Auftrag geht schief, und weil der Profi in einem Metier arbeitet, in dem Fehler eher selten verziehen werden, findet er sich schon selbst bald auf der Abschussliste wieder. Wem dieser Plot etwas unoriginell vorkommt, dem kann ich versichern, dass er tatsächlich auch unoriginell ist. Da braucht man nichts beschönigen, auch wenn David Fincher als Regisseur gelistet ist. Was man allerdings erwarten kann, wenn sich dieser Regisseur eines Stoffes annimmt, dann sind das düstere Bilder und Reisen in die menschlichen Abgründe. Zumindest Ersteres liefert Fincher. „Der Killer“ sieht gut aus, und auch der pulsierende Soundtrack von Atticus Ross und Trent Reznor fügt sich gut ein. Doch leidet der Film an einem fundamentalen Problem: Dem Zuseher ist die stoische Hauptfigur schlicht egal. Es ist völlig belanglos, ob er am Ende durchkommt oder das Zeitliche segnet, da Fincher wirklich alles tut, um eine Bindung zwischen Hauptfigur und Publikum unmöglich zu machen. Michael Fassbender kann man da kaum einen Vorwurf machen. Er hat die Regieanweisung bekommen: „Spiel einen Stein!“, also spielt er einen Stein, und das auch sehr gut. Es ist eben die Regieanweisung, die nicht funktioniert. Und das hätte einem David Fincher eigentlich nicht passieren dürfen. So zieht sich der Film über seine zwei Stunden träge dahin, und trotz gelungener Bilder, trotz gelegentlicher Gewaltausbrüche kommt einfach keine Spannung auf. Für einen Thriller ist diese Abwesenheit von Spannung natürlich suboptimal. „Der Killer“ ist kein weiterer Meilenstein in Finchers Filmographie, auch weil er gerne mehr sein möchte, als er letzten Endes ist. Wenn man also die Wahl hat, welcher Abendunterhaltung man sich lieber widmet: Lieber Tequila als The Killer.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Netflix – © 2023 NETFLIX, Quelle http://www.imdb.com)

Comedy of Innocence (2000)

Regie: Raúl Ruiz
Original-Titel: Comédie de l’innocence
Erscheinungsjahr: 2000
Genre: Drama, Thriller
IMDB-Link: Comédie de l’innocence


Eine Familie feiert den 9. Geburtstag ihres Sohnes Camille. Es gibt Kuchen, der Kleine filmt mit seiner Filmkamera, der Onkel kommt dazu, man scherzt miteinander, anschließend geht Bursche mit der Haushälterin in den Park, die Mutter kommt nach, wenngleich auch arg verspätet, da sie sich mit ihrem Bruder verplaudert hat. Alles gut soweit. Doch plötzlich spricht Camille seine Mutter mit Vornamen an und besteht darauf, dass sie nicht seine Mutter ist. Er heiße Paul und wohne in einer weit entfernten Straße, wohin er nun gerne zurückkehren möchte. Ariane, die Mutter (Rollkragenkönigin Isabelle Huppert), ist verständlicherweise irritiert, doch lässt sie sich auf das Spiel ein und bringt Camille zur Adresse, die ihr der Junge nennt. Und siehe da: Dort wohnt Isabelle (Jeanne Balibar), deren Sohn Paul, der am gleichen Tag wie Camille geboren ist, vor zwei Jahren bei einem Bootsunglück ertrunken ist. Spätestens jetzt hat der geneigte Zuseher Gänsehaut und wähnt sich in einem Horrorfilm. So einfach macht es einem Raúl Ruiz aber nicht, wenngleich er den Thrill der Situation genüsslich auskostet. Seine Filme gehen nicht den geraden Weg, sondern schleichen sich auf Umwegen und über Hintertüren in den Kopf. Und so kommt Isabelle in das Haus von Ariane. Dass ein Gemälde über das Urteil des Salomo im Speisezimmer hängt, bringt – wenig subtil, doch zielführend – dem Geschehen Kontext. Zugegeben, ich habe mir nicht leicht getan mit den ersten beiden Filmen von Raúl Ruiz, die ich gesehen habe. Faszinierend, aber sperrig und schwer zu verstehen. „Comédie de l’innocence“, mein dritter Film des chilenischen Regisseurs, ist nun eindeutig zugänglicher als „Tres tristes tigres“ und „Fado majeur et minor“ und lässt den Funken endlich überspringen. Das Rätselhafte, Surreale bleibt, doch kann man der Geschichte gut folgen, die dann auch zu einer stimmigen Auflösung findet. Von den drei gesichteten Filmen von Raúl Ruiz ist „Comédie de l’innocence“ wohl der am besten geeignete, um einen ersten Blick auf das Schaffen des Regisseurs zu werfen.


7,0 Kürbisse

(Foto: (c) Viennale)

DogMan (2023)

Regie: Luc Besson
Original-Titel: DogMan
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Thriller, Drama
IMDB-Link: DogMan


Homo homini lupus. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Diesen Satz würde der Außenseiter Doug Munrow (Caleb Landry Jones) wohl unterschreiben. Wobei: Vielleicht hätte er auch Einwände. Denn mit den Nachkommen der Wölfe, den Hunden, kommt er bestens klar, sie sind seine Familie, nachdem sein soziopathischer und sadistischer Vater ihn in einen Hundezwinger geworfen und die Lähmung seiner Beine verschuldet hat. Mit Menschen jedenfalls kann Doug verständlicherweise später nicht mehr viel anfangen. Er lebt mit seinen Hunden in einem verwahrlosten Fabrikgebäude und verdient sein Geld als Mitglied einer Drag-Show. Viel mehr Außenseiter geht nicht. Eines Tages wird er mit seinen Hunden in einem Kleinlaster von der Polizei aufgegriffen. Er erzählt der Psychiaterin Evelyn (Marisa Berenson) seine tragische Geschichte. Mit „DogMan“ setzt sich Luc Besson in ein sehr unbequemes Feld und beackert dieses mit drastischen Mitteln. Subtilität kann man dem Film nicht vorwerfen, aber das passt schon so. Dougs Geschichte und die Entwicklung, die sie nimmt, verträgt den Holzhammer, sie bietet Caleb Landry Jones zudem die Möglichkeit, eine absolute Glanzleistung hinzulegen. Sein Doug ist eine ambivalente Figur, die Mitleid hervorruft und dabei gleichzeitig eine kühle Härte zeigt, wie ein verletzter Hund, der die Nackenhaare aufstellt und seine Zähne fletscht. Mehr Drama als Thriller ist Besson stets nah an seiner Figur dran und lotet dessen Sehnsüchte und Ängste aus. In dieser Hinsicht ist „DogMan“ vergleichbar mit Joker, ohne aber dessen Brillanz ganz zu erreichen. Dennoch zeigt Besson nach einigen schwächeren Filmen mit seinem neuesten Werk, dass er sich nicht vor Risiken scheut und immer noch imstande ist, eine Geschichte zu erzählen, die im Gedächtnis bleibt.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © EuroCopa, Quelle http://www.imdb.com)

Good Boy (2022)

Regie: Viljar Bøe
Original-Titel: Good Boy
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Thriller, Horror, Komödie
IMDB-Link: Good Boy


Er, Christian, ist gutaussehend, charmant, reich und hat Manieren. Sie, Sigrid, ist aufgeweckt, ein wenig verpeilt, herzlich, und bereit, sich in Christian, ihr Tinder-Date, zu verlieben. Wäre da nicht eine kleine Komplikation, nämlich Christians Haustier. Christian tut sich recht schwer, die Rasse seines Hundes Frank zu bestimmen, steckt da doch ein Mensch im Hundekostüm drinnen. Doch Liebe überwindet alle Hürden, und wer ist Sigrid schon, sich über die Fetische anderer Leute zu mokieren? „Good Boy“ von Viljar Bøe ist ein schwarzhumoriger, hundsgemeiner Film – eine groteske Lovestory wie auch ein abgründiger Thriller gleichermaßen. Solche originellen Absurditäten findet man eben beim Slash Filmfestival in Wien, das Perlen des Genrekinos zwischen Horror, Fantasy und Science Fiction zeigt. Das Slash Festival geht dorthin, wo einem das Lachen im Hals steckenbleibt, wenn sich Falltüren öffnen, wo man sie nicht erwartet hat. Dass dieses wunderbare kleine Festival von sehr entspannten Leuten organisiert und ebenso entspanntem Publikum besucht wird, ist noch mal ein Grund mehr, sich den einen oder anderen Film des Festivals zu gönnen. Aber zurück zu „Good Boy“, meinem Auftakt zu insgesamt fünf Filmen, die ich im Rahmen des Slash Festivals sehen möchte. Hätte Viljar Bøe ein stimmigeres Ende für seinen kleinen, fiesen Film gefunden, das nicht komplett im Chaos von Logiklöchern (in diesem Fall: völlig irrationalem Verhalten der Figuren) versinkt, so hätte das ein Überraschungs-Hit des Jahres für mich werden können, so unterhaltsam, wie der Film in seiner ersten Stunde exekutiert ist. Doch am Ende geht Bøe den einfachen Weg, den man von einem schwarzhumorigen Horrorthriller mit Figuren, die im Anblick der Gefahr sämtliche graue Zellen abschalten, eben erwartet. Und das ist dann angesichts der großartigen ersten Stunde schon ein wenig schade.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © Saban Films, Quelle http://www.imdb.com)

Sayen (2023)

Regie: Alexander Witt
Original-Titel: Sayen
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Sayen


Hach, diese Streaming-Eigenproduktionen … Für jede Perle, die man hervorholt, greift man mindestens zehnmal in den Lokus. Der chilenische Actionthriller „Sayen“ von Alexander Witt ist da leider keine Ausnahme. Es mangelt ihm nämlich an zweierlei Dingen: Action. Und Thrill. Dabei wäre die Grundprämisse eine durchaus sympathische: Die junge Studentin Sayen, dem indigenen Stamm der Mapuche angehörig, kommt zurück in ihr Heimatdorf. Dort muss sie mit ansehen, wie ein schmieriger Geschäftsmann ihrer Großmutter, der Landbesitzerin des Stammes, ein unmoralisches Angebot zum Kauf des Waldes macht, diese erwartungsgemäß das Angebot ablehnt und er die Wichtigkeit dessen für ihn noch einmal mit einer Ladung Blei unterstreicht. Sayen, die als Kollateralschaden mitsamt der toten Großmutter in deren Haus verbrannt werden soll, kann flüchten und macht fortan nun ihrerseits Jagd auf den Schnösel und seine Legionäre. Dabei stellt sie fest, dass es dem Geschäftsmann nicht um die schöne Aussicht, sondern um gewaltige Kobaltvorkommen im Gebiet ging – und die Story bekommt dadurch einen ökosozialen Anstrich, aus dem man viel machen könnte. Leider bleibt es beim Konjunktiv. Zwar gibt sich Rallen Montenegro in der Hauptrolle der wehrhaften Mapuche-Indigenen redlich Mühe, doch ist der Rest des Casts (und zuweilen auch sie selbst) heillos überfordert, wie auch der Regisseur selbst. Die Actionszenen bekommt jede Traumschiff-Episode besser hin, das Drehbuch mit dessen ständigen Begegnungen der Konfliktparteien im riesigen chilenischen Wald macht keinen Sinn, die Dialoge laden zum Klischeebingo ein, und was dem Film schließlich den Rest gibt, ist ein offenes Ende, das auf einen zweiten Teil hindeutet, der hoffentlich, so die Produzent:innen ein Einsehen mit uns armen Seelen haben, niemals gedreht werden wird. Aber nachdem selbst Amazon Prime „vergessen“ hat, diese Eigenproduktion zu bewerben, können wir diesbezüglich wohl durchatmen.


2,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

65 (2023)

Regie: Scott Beck und Bryan Woods
Original-Titel: 65
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Horror, Thriller, Abenteuerfilm
IMDB-Link: 65


Die Prämisse dieses Films hat meine Aufmerksamkeit geweckt wie kaum ein anderer Film der letzten Jahre: Ein Raumfahrer stürzt ab und landet auf der Erde vor 65 Millionen Jahren zur Zeit der Dinosaurier. Quasi „Planet der Affen“ meets „Jurassic Park“. Und dazu noch der von mir sehr geschätzte Adam Driver in der Hauptrolle: Shut up and take my money! Im Kino habe ich den Film dann aufgrund zeitlicher Beschränkungen verpasst, aber nun im Streaming nachgeholt. Und was soll ich sagen? Ich bin froh, dass ich mir das Geld für die Kinokarte gespart habe. Von einer Ausgangsbasis a la „Planet der Affen“ darf man sich gleich zu Beginn verabschieden – der Besucher des prähistorischen Tierparks ist nämlich ein Außerirdischer aus fernen Galaxien, dessen Heimat aber praktischerweise wie unsere Erde aussieht. Außerdem trägt er fancy T-Shirts, und auch die Technologie funktioniert praktisch genau gleich wie unsere. Eigentlich wollte Astronaut Mills gar nicht weg von seinem Heimatplaneten, doch da seine Tochter schwer krank ist und die zweijährige Expeditionsmission, für die er sich einschreibt, die Arztrechnungen bezahlt, macht er sich wohl oder übel auf den Weg. Unterwegs wird das Schiff von einem Asteroidenhagel zerschossen und legt auf einem unbekannten, nicht gelisteten Planeten (man ahnt es schon) eine Bruchlandung hin. Die einzig verbliebene Rettungskapsel wird 15 km entfernt auf einen Berg geschleudert. Überlebende: Astronaut Mills und ein kleines Mädchen namens Koa, das allerdings eine andere Sprache spricht, was Scott Beck und Bryan Woods, die neben der Regie auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnen, die Arbeit erspart, sinnvolle Dialoge schreiben zu müssen. Bald schon stoßen die beiden Überlebenden auf die ersten Einheimischen. Und da kommt nun mein innerer Nerd durch: Diese Viecher sehen aus, als hätte die Creature Designer von Auslöschung den Job bekommen, und allesamt sind sie Fleischfresser und haben nur eines im Sinn: Jagd auf dieses schmackhafte Dosenfutter from outer space zu machen. Die Dinosaurier in „65“ sind keine Tiere, sind nicht instinktgetrieben, sondern durchtriebene, fiese Monster. Und so gleitet der Film schon bald von einem Science Fiction-Abenteuer in einen klassischen Horrorfilm über. Kann man machen, muss man aber nicht. Aber wenn man es so machen will, wäre es halt eine gute Idee, wenigstens ein bisschen Originalität reinzubringen und nicht alle genretypischen Muster wie anhand einer Checkliste abzuarbeiten. Und so zieht sich der Film dröge von einem vorhersehbaren Jump-Scare zum nächsten, ohne sich auch nur einen Deut um Logik, Spannung oder Figurenentwicklung zu scheren. Man sehnt den schon am Horizont auftauchenden Chicxulub-Asteroiden herbei, der nicht nur den Dinosauriern ein Ende setzen soll, sondern auch diesem uninspirierten Film.


3,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Speed (1994)

Regie: Jan de Bont
Original-Titel: Speed
Erscheinungsjahr: 1994
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Speed


Jan de Bont weiß, wie es geht. Er kennt sich aus im Action-Genre. Einen durch Luftschächte robbenden Bruce Willis in Stirb langsam hat er mit seiner Kamera eingefangen. Auch die klaustrophobische Enge eines U-Boots in „Jagd auf Roter Oktober“ hat er als Kameramann begleitet. „Speed“ aus 1994, der große Durchbruch von Sandra Bullock in Hollywood, war schließlich seine erste Regie-Arbeit, und man kann sagen: Er hat auf den Filmsets, die er zuvor durch die Linse der Kamera beäugt hat, gut hingesehen. Vor allem hat er verstanden, dass es in einem guten Action-Film nicht auf die Anzahl der Explosionen ankommt (I’m looking at you, Michael Bay!) und auch nicht auf den Bodycount, sondern auf den Thrill, auf das Nerven zerfetzende Gefühl der ständigen Bedrohung, die über den Heldinnen und Helden hängt. In diesem Fall ist die Prämisse so einfach wie wirkungsvoll: Ein verrückter Bombenleger hat noch ein Hühnchen zu rupfen mit einem Spezialisten der Polizei (ein sehr junger Keanu Reeves – nicht, dass das einen großen Unterschied machen würde zu einem gealterten Keanu Reeves), und so nimmt er kurzerhand einen Linienbus in Geiselhaft. Der perfide Mechanismus: Fährt der Bus weniger als 50 Meilen die Stunde, also umgerechnet etwa 80 km/h, fliegt er samt Fahrgästen in die Luft. Und da aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände schon bald der eigentliche Busfahrer blutend auf dem Boden liegt, muss die extrovertierte und leicht verpeilte Annie (Sandra Bullock) hinters Lenkrad. Der Rest ist Filmgeschichte und ein Paradebeispiel für gelungene Suspense. „Speed“ ist auch gut gealtert, ähnlich wie Keanu Reeves. Klar, heute würden die Polizisten ganz einfach übers Handy miteinander telefonieren, was vielleicht manche Abläufe des Films beschleunigt hätte, aber die Grundprämisse des Films funktioniert immer noch. Dass die Motivation des Bösewichts, mit Verve gespielt von Dennis Hopper, relativ blass bleibt: Geschenkt. Das nimmt dem Film seinen würdigen Platz im Olymp der Actionfilme nicht weg. Schade, dass Jan de Bont sein Niveau als Regisseur nicht halten konnte und mit „Speed 2“ das Fundament seines Denkmals, das man ihm schon setzen wollte, selbst wieder abgetragen hat.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Der Unsichtbare (2020)

Regie: Leigh Whannell
Original-Titel: The Invisible Man
Erscheinungsjahr: 2020
Genre: Drama, Horror, Thriller
IMDB-Link: The Invisible Man


Unsichtbar zu sein hat viele Vorteile. So muss man sich beispielsweise keine Gedanken über einen möglichen Bad Hair-Day machen und kann im Pyjama herumlaufen. Im Büro kann man endlich mal in Ruhe seine Sachen abarbeiten. Oder man kann seine psychotischen Neigungen ausleben und seine Exfreundin stalken und bedrohen. Jeder nach seinem Gusto. Nur blöd, wenn man die besagte Exfreundin ist, denn dann wird’s ungemütlich – zunächst für Elisabeth Moss in der Rolle der an ihrem Verstand Zweifelnden, dann aber für den Tunichtgut, der einfach ungeniert in ihrem Schlafzimmer herumlümmelt, ohne gesehen werden zu können. „Der Unsichtbare“ von Leigh Whannell geht auf einen ziemlich alten Stoff zurück. H. G. Wells schuf die literarische Vorlage, James Whale mit einer ersten Verfilmung 1933 einen Klassiker des Horrorgenres. Ziemlich große Fußstapfen also, in der Whannell mit seiner Verfilmung des Stoffs treten wollte. Man muss ihm hoch anrechnen, dass der Film wirklich gut geworden ist und jedenfalls für sich stehen kann. Mit einer feministischen Ermächtigungsgeschichte bringt Whannell eine zeitgemäße und intelligente eigene Note hinein, die von Elisabeth Moss, einer grandiosen Könnerin ihres Fachs, kongenial getragen wird. So ist diese Neuverfilmung nicht nur ein spannend inszenierter Nägelbeißer, sondern wartet auch noch mit einer klaren Botschaft an die Machos da draußen auf, die meinen, eine Freundin würde in die Kategorie des persönlichen Besitzes fallen.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Universal Pictures – © 2020 Universal Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Minority Report (2002)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: Minority Report
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Drama, Science Fiction, Thriller, Krimi
IMDB-Link: Minority Report


Wenn der Jäger zum Gejagten wird: Kein neues Sujet in der Filmgeschichte, doch immer wieder spannend. Wenn dieses Thema noch gewürzt wird mit einer dystopischen Vorlage aus der Feder von Philip K. Dick, einem der größten Science Fiction-Autoren des letzten Jahrhunderts, niemand Geringerer als Steven Spielberg auf dem Regiestuhl Platz nimmt und der ewige Actionheld Tom Cruise durchs Bild rennen darf, stehen die Vorzeichen für einen bombastischen Film schon mal sehr gut. „Minority Report“ aus dem Jahr 2002 arbeitet mit einer cleveren Ausgangsidee: In einer nicht allzu fernen Zukunft werden dank übersinnlich begabter Medien Verbrecher aus dem Verkehr gezogen, noch ehe sie ihr Verbrechen begehen. John Anderton ist Leiter dieses Spezialtrupps der Polizei, die künftige Morde verhindern soll, ehe sie geschehen. Doch eines Tages spuckt das System einen Namen, mit dem er selbst am wenigsten gerechnet hätte, als künftigen Mörder aus: seinen eigenen. Und schon beginnt die wilde Jagd, denn natürlich lässt sich das nicht geheim halten. Ihm auf den Fersen: Detective Witwer (Colin Farrell), der die ganze Verbrechensprävention auf Basis von drei seltsamen Schwimmern, die schlechte Träume haben, eh am liebsten einstampfen würde. Der gejagte Anderton ist im Zwiespalt – einerseits wäre es für ihn nicht übel, könnte er seine (zukünftige) Unschuld beweisen, denn niemand atmet gerne gesiebte Luft. Andererseits würde er damit seinen Job abschaffen. Dieses moralische Dilemma kommt vielleicht im Zuge des groß angelegten Actiongedöns etwas zu kurz, doch dafür ist der Film trotz stattlicher Laufzeit von fast 2,5 Stunden sehr kurzweilig und unterhaltsam. Doch aufgrund seiner moralischen und ethischen Grundsatzfragen bleibt der Film auch weiterhin interessant, und so ist „Minority Report“ mittlerweile zu einem gut gealterten Science Fiction-Klassiker geworden.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)