Science Fiction

River (2023)

Regie: Junta Yamaguchi
Original-Titel: River
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Komödie
IMDB-Link: River


Was ein kreativer Kopf wie Junta Yamaguchi anfangen kann, hat er bereits in Beyond the Infinite Two Minutes bewiesen, eine schräge Zeitschleifengeschichte voll absurder Komik. Nun kommt mit „River“ sein neuestes Werk – und es handelt sich um eine schräge Zeitschleifengeschichte voll absurder Komik. Doch keine Sorge, ein Déjà-vu haben nur die wunderbar verschrobenen Charaktere der Geschichte, nicht aber die Zuseher. Denn auch wenn Yamaguchi sein Personal wieder durch unendliche zwei Minuten schickt, hat er in „River“ einen anderen Fokus als bei seinem Erstling. Während in „Beyond the Infinite Two Minutes“ die Geschichte mit jeder Zeitschleife schräger wird und die Ebenen genial miteinander verbunden werden, nimmt sich Yamaguchi in „River“ nun die … äh … Zeit, um seine Figuren zu entwickeln. Und er tut das mit viel Liebe und Zuneigung. Schauplatz ist ein friedlicher Gastbetrieb in einem verschlafenen Dorf. Alles geht seinen gewohnten Gang, man kümmert sich um die Gäste, die in separaten Räumen essen, ein heißes Bad nehmen oder arbeiten, es riecht nach Schnee. Kellnerin Mikoto geht mal kurz an die frische Luft, um am Fluss, der durch das Dorf fließt, ein wenig zu meditieren, dann geht sie wieder hinein zu ihren Kolleginnen und Kollegen, räumt Geschirr ab … und findet sich wieder beim Meditieren am Fluss. Doch nicht nur ihr geht es so – auch alle weiteren Kolleg:innen und Gäste scheinen plötzlich in einer Zeitschleife gefangen. Was nicht sonderlich spannend klingt, entfaltet sich aber rasch dank Yamaguchis energiegeladener Regie als Meisterstück der komödiantischen Unterhaltung. Vielleicht erreicht „River“ nicht ganz die Finesse des Erstlingswerks, doch ist man näher an den Figuren dran und entwickelt mit der Zeit eine große Sympathie für sie und ihre Sisyphos-Arbeit. Und so vergeht die Zeit, als würde sie nur zwei Minuten dauern.


7,5 Kürbisse

(Foto: /slash Filmfestival Presse, (c) Busch Media)

They Cloned Tyrone (2023)

Regie: Juel Taylor
Original-Titel: They Cloned Tyrone
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Komödie, Science Fiction
IMDB-Link: They Cloned Tyrone


Stilistisch an Blaxploitation-Filme der 70er-Jahre angelehnt schickt Regisseur Juel Taylor in „They Cloned Tyrone“ John Boyega als Drogendealer, Jamie Foxx als Zuhälter und Teyonah Parris als Prostituierte durch eine aberwitzige Story. Fontaine (Boyega) hat nämlich eine Nahtoderfahrung der anderen Art. Von einem konkurrierenden Gangmitglied bekommt er sechs Kugeln in die Brust, nur um am nächsten Morgen wieder putzmunter in seinem Bett aufzuwachen. Was zunächst nach Und täglich grüßt das Murmeltier klingt, entwickelt sich rasch in eine andere Richtung, denn Slick Charles (Foxx) und Yo-Yo (Parris) können eindeutig bestätigen, dass Fontaine am Vorabend das Zeitliche gesegnet hat. Was ist hier also los? Schon bald ist das zusammengewürfelte Trio Infernale einer absurden Verschwörungstheorie auf der Spur und hat mächtige Feinde am Hals, die sich von einer großen Klappe nicht einschüchtern lassen. „They Cloned Tyrone“ hat also eine spannende Prämisse am Puls der Zeit, sprießen doch Verschwörungstheorien in den letzten Jahren wie Pilze im Regen, doch gelingt es Juel Taylor nicht, die Geschichte auch spannend zu inszenieren. Zu beiläufig entfaltet sich der Plot, als wäre Taylor mehr daran interessiert gewesen, seinem gut aufgelegten Cast möglichst viele Dialogzeilen zuzuschanzen. Der Film hat seine Momente, und die Story selbst ist hintersinnig böse, doch hat man das Gefühl, als wäre der Stoff in anderen Händen, vielleicht Spike Lees, besser aufgehoben gewesen, um seine volle Schärfe zu entfalten.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Parrish Lewis/Netflix © 2023. – © 2023 Netflix, Inc., Quelle http://www.imdb.com)

Guardians of the Galaxy Vol. 3 (2023)

Regie: James Gunn
Original-Titel: Guardians of the Galaxy Vol. 3
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Guardians of the Galaxy Vol. 3


Nicht von mir, aber ein sinngemäßes Zitat eines Youtube-Users, dem ich uneingeschränkt zustimmen möchte: Der erste Guardians of the Galaxy-Film hat die Comedy in das Marvel Cinematic Universe gebracht, als es versucht hat, ernst zu sein, während nun der dritte und letzte Teil die Ernsthaftigkeit ins MCU zurückbringt, während es versucht, Comedy zu sein. Viel besser kann man die Entwicklung der Guardians-Trilogie nicht beschreiben. Und ja, Vol. 3 ist ein würdiger Abschluss der Filmreihe rund um einen zusammengewürfelten Haufen von Outlaws, die gemeinsam größer als die Summe ihrer Teile werden. Jede Figur bekommt ihre nachvollziehbare Entwicklung, doch im Herzen des dritten Teils steht nun der genetisch veränderte Waschbär Rocket, dessen Hintergrundgeschichte aufgerollt wird. War Rocket in den ersten Filmen noch die coole Socke mit den markigen Sprüchen, bekommt der Charakter im dritten Guardians-Film nun eine Tiefe, die in den besten Momenten zu Tränen rührt. Der Film dreht sich komplett um seine Figur, und die Mission der Guardians ist es schlicht, ihn zu retten. Diese Konzentration der Story auf Rocket und dessen Hintergrund sind gleichzeitig die große Stärke des Films wie auch seine Schwäche. Denn zum Einen ermöglicht es eben genau diese Charakterentwicklung (wovon alle Charaktere profitieren), zum Anderen bleiben aber dadurch die Bösewichter, die es zu bekämpfen gilt, austauschbar und fast seltsam motivationslos. Hier wurde Potential verschenkt. Auch übertreibt es der Film manchmal mit seinem Hang zum Absurden, das immer wieder mal eingestreut wird. Und dennoch kann man James Gunn zu seinem Abschluss der Trilogie nur gratulieren, denn es ist ihm gelungen, aus einem CGI-Waschbären mit Hang zu Zynismus und einem Waffenspleen eine der interessantesten Figuren im gesamten Marvel-Universum zu machen.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Marvel Studios/Courtesy of Marvel Studios – © 2023 MARVEL, Quelle http://www.imdb.com)

Bill & Ted retten das Universum (2020)

Regie: Dean Parisot
Original-Titel: Bill & Ted Face the Music
Erscheinungsjahr: 2020
Genre: Science Fiction, Komödie
IMDB-Link: Bill & Ted Face the Music


Sie waren in der Vergangenheit, sie waren in der Hölle, sie waren im Himmel, und doch ist das Schicksal von Bill und Ted (Alex Winter und Keanu Reeves) immer noch nicht erfüllt. Von den zukünftigen Anführer:innen werden sie zum Rapport gerufen: In ihrer Zeit heute am Abend sollen sie den Song spielen, der alle Menschen vereint und das Universum rettet. Keine leichte Aufgabe, vor allem, wenn man diesen Song noch gar nicht geschrieben hat. Bill und Ted sind klassische Has-Beens, sie hatten ihren Ruhm, doch heute spielen sie in abgefuckten Bars vor 40 Leuten. Und nun sollen sie binnen weniger Stunden den wohl größten Song aller Zeiten schreiben und performen? Doch als alte Zeitreise-Experten fällt ihnen gleich eine Lösung ein: Sie müssen lediglich ein paar Jahre in die Zukunft reisen, denn dann haben sie den Song ja schon geschrieben und aufgeführt und können ihn ganz einfach von sich selbst klauen. Das klingt erst einmal nach einer guten Idee, doch die Ausführung gestaltet sich überraschend schwierig. Parallel dazu machen sich ihre Töchter Billie und Thea (Brigette Lundy-Paine und Samara Weaving) auf den Weg in die Vergangenheit, um ihren Vätern auf eine etwas andere Weise zu helfen. Und schon ist das Zeitreise-Chaos komplett. Und damit werden leider auch die groben Schwächen des Drehbuchs offensichtlich. Denn so viel Charme der dritte Teil der Saga rund um die verpeilten Musiker hat (und Hut ab vor Keanu Reeves, dass er als aktueller Superstar noch einmal in diese schräge Rolle geschlüpft ist), so wenig Sinn macht das Drehbuch. Ja, Zeitreise-Geschichten sind per se logisch herausfordernd, und doch hat man hier das Gefühl, dass man sich um Paradoxen, Zeitlinien und Konsequenzen so gut wie gar keine Gedanken gemacht hat – Hauptsache, die Heldinnen und Helden stürzen von einer absurden Situation in die nächste. Das ist schade. Denn abgesehen von dieser groben Schwäche hätte der Film durchaus Potential gehabt, die ersten beiden Teile in den Schatten zu stellen. Man merkt jedenfalls, mit wie viel Laune alle Beteiligten an die Sache herangehen. Aber so bleibt auch der dritte Teil der Geschichte wie auch die beiden Filme davor nur ein lauwarmes Vergnügen mit einigen tollen Stellen, aber eben auch vielen Schwächen.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Bill & Teds verrückte Reise in die Zukunft (1991)

Regie: Peter Hewitt
Original-Titel: Bill & Ted’s Bogus Journey
Erscheinungsjahr: 1991
Genre: Science Fiction, Komödie, Fantasy
IMDB-Link: Bill & Ted’s Bogus Journey


„Don’t fear the reaper“, sangen schon 1976 Blue Öyster Cult. Vor allem, wenn der so knuffig ist und mit Akzent spricht wie der von William Sadler gespielte Sensenmann, hat man wenig zu befürchten, selbst wenn man tot ist. Was auf Bill und Ted, die beiden musikalischen Chaoten, die einst historische Persönlichkeiten aus der Geschichte eingesammelt haben und künftig die Zivilisation retten sollen, leider zutrifft. Denn ein Schurke aus der Zukunft hat genug vom Rockgedudel und schickt zwei verpeilte, böse Roboter, die den Teenagern aufs Haar gleichen, in die Vergangenheit, um eben jene zu beseitigen und so den Lauf der Welt zu ändern. Doch Bill und Ted, naiv wie sie sind, lassen sich von so einer Kleinigkeit wie dem eigenen Ableben nicht aufhalten und fordern den Tod persönlich heraus, sie wieder zurückzubringen und den bösen Robotern den Garaus zu machen. Fast nebenbei steht mal wieder die gesamte Menschheit auf dem Spiel, denn wenn es ihnen nicht gelingt, bis zum Abend zurück im Leben zu sein und einen wichtigen Musikcontest zu gewinnen, war’s das mit der schönen Zukunft. Wie schon im ersten Teil besteht die hauptsächliche schauspielerische Leistung von Keanu Reeves und Alex Winter, möglichst debil zu schauen und Luftgitarren anzudeuten. Doch das ist durchaus gewollt – Bill und Ted sind eben nicht die hellsten Kerzen auf der Torte. Dafür haben sie das Herz am rechten Fleck. In der Fangemeinde der mittlerweile drei Bill & Ted-Filme wird sehr oft dieses zweite Abenteuer der beiden musikversessenen Teenies als noch besser und bunter und abenteuerlicher als das erste gelobt. Und ja, „Bill & Teds verrückte Reise in die Zukunft“, wie der deutschsprachige Titel etwas irreführend heißt (denn die meiste Zeit verbringen die beiden in der Nachwelt), ist noch schräger, surrealer und abgefahrener als Teil 1. Leider bin ich allerdings nicht unbedingt ein Fan dieser Richtung, denn noch mehr als der erste Film zerfällt dieses zweite Abenteuer in Stückwerk. Einzig die Figur des Todes erachte ich als eine gelungene Ergänzung dieses filmischen Universums des Wahnsinns und der Gitarrensolos. Der Rest ist mir zu schrill und zu beliebig. Aber das ist natürlich Geschmackssache.


4,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1991 Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. All Rights Reserved. Quelle http://www.imdb.com)

Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit (1989)

Regie: Stephen Herek
Original-Titel: Bill & Ted’s Excellent Adventure
Erscheinungsjahr: 1989
Genre: Science Fiction, Komödie
IMDB-Link: Bill & Ted’s Excellent Adventure


Manchmal braucht man einfach eine gehörige Portion Schwachsinn. Und manchmal wird Schwachsinn Kult, wie „Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit“. So ganz nachvollziehen lässt sich das nicht immer, aber dennoch kann man getrost attestieren, dass dieses überdrehte Zeitreise-Abenteuer mit einem blutjungen Keanu Reeves und Alex Winter in den Hauptrollen jede Menge unschuldigen Charme versprüht. Die beiden verpeilten Teenies, die gelegentlich Pech beim Denken haben und davon träumen, als Musiker berühmt zu werden (ohne jedoch überhaupt ihre Instrumente spielen zu können), werden durch einen mysteriösen Herren aus der Zukunft auf eine Zeitreise in die Vergangenheit geschickt, da der Fortbestand der Zivilisation davon abhängt, dass die beiden Flachwurzler ihren Geschichte-Vortrag an der Schule bestehen. Und was ist besser als learning by doing? Also sammeln sie auf dem Weg durch die Geschichte allerlei historische Persönlichkeiten ein, um hautnah von ihnen zu lernen. Der Witz an der ganzen Sache besteht darin, dass eben diese honorigen Herrschaften und Damen ganz einfach mittels Telefonzelle eingesammelt und im Amerika der späten 80er-Jahre ausgesetzt werden. Es ist schon witzig zu sehen, wenn Napoleon beispielsweise seine Vorliebe für Wasserrutschen entdeckt oder vom Eissalon einen „Orden“ ans Revers gesteckt bekommt für die erfolgreiche Bewältigung eines Rieseneisbechers. Oder wenn Dschingis Khan die Vorzüge moderner Baseballschläger gegenüber seiner Keule entdeckt. Das macht schon Laune. Allerdings ist „Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit“ ehrlicherweise schon ein gutes Stück davon entfernt, ein guter Film zu sein. Was auch an den Hauptcharakteren liegt, die zwar liebenswürdig doof sind, aber doch etwas over the top dargestellt werden. Auch diverse Logikfehler fallen immer wieder auf – man merkt, dass es im Drehbuch weniger darum ging, eine in sich kohärente Zeitreisegeschichte zu verfassen als so viele schräge Einfälle wie möglich zu verarbeiten. Und so bleibt der Film ein Stückwerk mit einigen wirklich netten, denkwürdigen Szenen, aber auch viel Ballast. Die Botschaft am Ende kann ich aber nur unterschreiben: „Be excellent to each other!“.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1989 Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Flash Gordon (1980)

Regie: Mike Hodges
Original-Titel: Flash Gordon
Erscheinungsjahr: 1980
Genre: Science Fiction, Komödie, Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Flash Gordon


„Flash Gordon“ hat einfach alles! Billige Kostüme, Pappmaché-Kulissen, schreckliche Dialoge, Darsteller:innen, die zwischen Overacting und völliger Überforderung agieren, eine Story, die man in einer Pfeife rauchen kann und knallbunte Farben, wie sie kaum ein LSD-Trip erzeugen kann. Und das ist grandios! Denn „Flash Gordon“, mittlerweile ein absoluter Kultfilm, will gar nicht qualitativ überzeugen oder ein hochwertiger Film sein. „Flash Gordon“ ist ein Trash-Fest, das sich selbst auf die Schaufel nimmt, und zelebriert dies in jeder Szene. Sam J. Jones spielt, oder sagen wir so: verkörpert den Titelhelden, einen Quarterback im American Football, der aufgrund einer Verkettung seltsamer Umstände zusammen mit Zufallsbekanntschaft Dale Arden (Melody Anderson) und dem verrückten Wissenschaftler Dr. Hans Zarkov (Chaim Topol) auf dem Planeten Mongo (ja, genau, Mongo!) landet, um dort dem fiesen Imperator Ming (Max von Sydow) Einhalt zu gebieten. Der will nämlich die Erde zerstören, just for fun natürlich. Daneben gibt es noch die undurchschaubare, sexy Tochter des Imperators, Prinzessin Aura (Ornella Muti in Kostümen, die man sonst nur in Pornos sieht), den rachsüchtigen Waldschrat Prinz Barin (Timothy Dalton) und den fliegenden Berserker Prinz Vultan (Brian Blessed) samt ihrer Anhängerschaft. Macht irgendwas davon Sinn? Nein! Will das auch nur zeitweise ernstzunehmende Unterhaltung sein und keine Kinderei? Nein! Aber genau das macht den Film so großartig. Wenn eine Schlägerei mit den Schergen des Imperator wie ein American Football-Spiel inszeniert wird, ehe der Quarterback vom eigenen Team aus dem Spiel genommen wird, ist klar, in welcher Tonalität es weitergeht. Flash ist Trash, aber vom feinsten! Ihren Job noch am ernstesten genommen haben die Mitglieder der Band Queen, die den (legendären) Soundtrack beisteuert. Apropos Soundtrack: Interessant ist, dass manche Themen aus diesem Film an den von Vangelis komponierten, deutlich düstereren Soundtrack zu Blade Runner, der zwei Jahre später in die Kinos kam, erinnern. Da hat sich wohl wer inspirieren lassen.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1980 Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

65 (2023)

Regie: Scott Beck und Bryan Woods
Original-Titel: 65
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Horror, Thriller, Abenteuerfilm
IMDB-Link: 65


Die Prämisse dieses Films hat meine Aufmerksamkeit geweckt wie kaum ein anderer Film der letzten Jahre: Ein Raumfahrer stürzt ab und landet auf der Erde vor 65 Millionen Jahren zur Zeit der Dinosaurier. Quasi „Planet der Affen“ meets „Jurassic Park“. Und dazu noch der von mir sehr geschätzte Adam Driver in der Hauptrolle: Shut up and take my money! Im Kino habe ich den Film dann aufgrund zeitlicher Beschränkungen verpasst, aber nun im Streaming nachgeholt. Und was soll ich sagen? Ich bin froh, dass ich mir das Geld für die Kinokarte gespart habe. Von einer Ausgangsbasis a la „Planet der Affen“ darf man sich gleich zu Beginn verabschieden – der Besucher des prähistorischen Tierparks ist nämlich ein Außerirdischer aus fernen Galaxien, dessen Heimat aber praktischerweise wie unsere Erde aussieht. Außerdem trägt er fancy T-Shirts, und auch die Technologie funktioniert praktisch genau gleich wie unsere. Eigentlich wollte Astronaut Mills gar nicht weg von seinem Heimatplaneten, doch da seine Tochter schwer krank ist und die zweijährige Expeditionsmission, für die er sich einschreibt, die Arztrechnungen bezahlt, macht er sich wohl oder übel auf den Weg. Unterwegs wird das Schiff von einem Asteroidenhagel zerschossen und legt auf einem unbekannten, nicht gelisteten Planeten (man ahnt es schon) eine Bruchlandung hin. Die einzig verbliebene Rettungskapsel wird 15 km entfernt auf einen Berg geschleudert. Überlebende: Astronaut Mills und ein kleines Mädchen namens Koa, das allerdings eine andere Sprache spricht, was Scott Beck und Bryan Woods, die neben der Regie auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnen, die Arbeit erspart, sinnvolle Dialoge schreiben zu müssen. Bald schon stoßen die beiden Überlebenden auf die ersten Einheimischen. Und da kommt nun mein innerer Nerd durch: Diese Viecher sehen aus, als hätte die Creature Designer von Auslöschung den Job bekommen, und allesamt sind sie Fleischfresser und haben nur eines im Sinn: Jagd auf dieses schmackhafte Dosenfutter from outer space zu machen. Die Dinosaurier in „65“ sind keine Tiere, sind nicht instinktgetrieben, sondern durchtriebene, fiese Monster. Und so gleitet der Film schon bald von einem Science Fiction-Abenteuer in einen klassischen Horrorfilm über. Kann man machen, muss man aber nicht. Aber wenn man es so machen will, wäre es halt eine gute Idee, wenigstens ein bisschen Originalität reinzubringen und nicht alle genretypischen Muster wie anhand einer Checkliste abzuarbeiten. Und so zieht sich der Film dröge von einem vorhersehbaren Jump-Scare zum nächsten, ohne sich auch nur einen Deut um Logik, Spannung oder Figurenentwicklung zu scheren. Man sehnt den schon am Horizont auftauchenden Chicxulub-Asteroiden herbei, der nicht nur den Dinosauriern ein Ende setzen soll, sondern auch diesem uninspirierten Film.


3,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

The Day After Tomorrow (2004)

Regie: Roland Emmerich
Original-Titel: The Day After Tomorrow
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction
IMDB-Link: The Day After Tomorrow


Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der größte Hurra-Patriot Hollywoods ausgerechnet ein Deutscher ist. Die Formel für Filmstudios ist einfach: Willst du pathetische Reden mit wehenden amerikanischen Flaggen vor dem Hintergrund einer totalen Apokalypse (die aber natürlich nur für die USA von Bedeutung ist, der Rest der Welt wird einfach mal nebenher in Schutt und Asche gelegt, weil’s eh wurscht ist), dann heuere Roland Emmerich an. In Independence Day, eigentlich, wenn man’s genau betrachtet, ein saudämlicher Film, funktioniert dieser Hurra-Patriotismus mit Fokus auf die Militärpotenz der US und A, ausnehmend gut, da sich ein sympathischer Cast durch die vertrottelte Prämisse arbeitet und der Film spannend inszeniert ist. Doch genau diese beiden Elemente, nämlich der sympathische Cast und die spannende Inszenierung, fehlen „The Day After Tomorrow“ leider gänzlich – und das trotz großartiger Darsteller wie Dennis Quaid oder Jake Gyllenhaal. Nur gehen einem die Figuren spätestens fünf Minuten, nachdem sie zum ersten Mal eine Dialogzeile aufsagen dürfen, ziemlich auf den Keks. Und wenn eine Gruppe von Leuten vor sich blitzartig bildendem Eis (!) davonläuft, ist das nicht spannend, sondern lächerlich. Ich meine, einmal gelesen oder gehört zu haben, dass „The Day After Tomorrow“ zum unwissenschaftlichsten Film aller Zeiten gekürt wurde. Und das eigentlich Traurige an der ganzen Sache ist, dass das Thema eigentlich ein enorm brisantes und heutzutage noch aktuelleres als damals ist: Der Feind ist hier nämlich der von Menschen beeinflusste Klimawandel. Doch genau das Bemühen Emmerichs, die dramatischen Auswirkungen desselben sichtbar zu machen, ziehen diese aufgrund völlig unpassender Mittel, die die Dramatik überhöhen sollen, ins Lächerliche. Und das ist ärgerlich. Auch wenn die Action sauber inszeniert ist und der Film seine Momente hat, kann ich dafür keine höhere Bewertung geben. Schade um die an sich hehre Botschaft.


3,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2004 Twentieth Century Fox. All rights reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Her (2013)

Regie: Spike Jonze
Original-Titel: Her
Erscheinungsjahr: 2013
Genre: Drama, Liebesfilm, Science Fiction
IMDB-Link: Her


2013: Spike Jonze bringt einen visionären Science Fiction-Liebesfilm auf die Leinwand, in dem sich ein einsamer Schreiber von persönlich gestalteten Grußkarten und Briefen in ein Betriebssystem verliebt. Gut, es hat die Stimme von Scarlett Johansson, aber trotzdem kann ich mich an meine Verblüffung erinnern, als ich den Film zum ersten Mal im Kino sah. 2023: Statte ChatGPT mit Johanssons Stimme aus, und der Film ist Realität. Spooky. Was wohl Jonze selbst heutzutage über seinen Film denkt? Ich möchte ihm nicht einmal unterstellen, dass es seine Grundintention war, einen möglichst prophetischen Blick in die Zukunft zu werfen, denn ihm geht es in „Her“ sichtlich um andere Dinge: um das Gefühl der Verlorenheit, das uns alle manchmal überfällt, und um den Wunsch, mit jemanden eine emotionale Verbindung einzugehen, und sei es auch nur eine künstliche Intelligenz. Gleichzeitig aber verhandelt der Film auf weiteren Ebenen genau die Problematik, vor der wir heute stehen: Was, wenn sich diese von uns geschaffene Intelligenz weiterentwickelt? Welche Folgen hat das für uns? Hier ist Spike Jonze weniger pessimistisch, als ich es im Moment bin (man spürt vielleicht ein klein wenig, dass diesmal Charlie Kaufman, mit dem Jonze eine lange und denkwürdige kreative Zusammenarbeit verbindet, nicht involviert war), aber dennoch lässt er diese Frage nicht außer Acht. Dass „Her“ auch abseits seiner klugen Erzählung ein kleines Wunderwerk ist, liegt primär am sensationellen Cast. Joaquin Phoenix gehört zu den Meistern seiner Generation – er kann schlicht alles spielen, ob ein vom Leben gebrochener Psychopath wie in Joker, ein von Inzest- und Machtfantasien gebrochener Psychopath wie in Gladiator, oder eben jenen Theodore Twomley, von seiner früheren Beziehung gebrochen, aber alles andere als ein Psychopath, vielmehr eine unglaublich gutherzige, wenn auch verletzte Seele. Der Mann ist ein schauspielerisches Chamäleon. Daneben Scarlett Johansson, die nur deshalb um eine Golden Globe-Nominierung gebracht wurde, weil sie keine einzige Sekunde im Film zu sehen ist. Aber was sie mit ihrer Stimme anstellt, ist aller Ehren wert. Die hervorragende Amy Adams in einer kleinen, aber wichtigen Nebenrolle bringt schließlich so etwas wie eine Erdung in die Geschichte ein. „Her“ ist ein herausragender Film, der in allen Teilen meisterhaft und gleichzeitig auch mehr als die Summe seiner Teile ist.


9,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Warner Bros. Picture – © 2013 – Untitled Rick Howard Company LLC, Quelle http://www.imdb.com)