Rom-Com

A Family Affair (2024)

Regie: Richard LaGravanese
Original-Titel: A Family Affair
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Rom-Com
IMDB-Link: A Family Affair


Willkommen in der Welt von Reich & Schön: Die früh verwitwete Mutter Brooke Harwood (Nicole Kidman) ist eine gefeierte Bestsellerautorin, die sich von ihren Einkünften eine pompöse Villa am Meer leisten kann (kurz: sie muss ungefähr so erfolgreich wie J.K. Rowling sein, damit diese Rechnung aufgeht), die überspannte Tochter Zara (Joey King) arbeitet als Personal Assistant für den noch überspannteren Hollywoodstar Chris Cole (Zac Efron) und die dramatischsten Probleme sind das Fehlen eines bestimmten Protein-Shakes im Supermarktregal in Kombination mit fürchterlichen Neurosen und einem nur knapp an der Zweistelligkeit kratzenden Intelligenzquotient des Arbeitgebers. Der Film hätte schon in der ersten Szene zu Ende sein können, wenn nämlich Zara ihrem Boss herzlich den gerechtfertigten Mittelfinger gezeigt hätte, aber wer weiß? Vielleicht wäre er dann dennoch im Haus ihrer Mutter, in dem auch Zara noch lebt, auf der Matte gestanden und hätte die vereinsamte Schriftstellerin auch so beglückt. Es hat halt so kommen müssen, denken sich die Drehbuchautoren, begründen aber leider nicht, worin genau die Anziehung zwischen dem dümmlichen Action-Movie-Star und der adretten Endfünfzigerin besteht. Zwar bemüht sich Richard LaGravanese nach Kräften, dieses Szenario als plausibel hinzustellen (die Macht der Liebe halt), und auch Nicole Kidman kann man nur wenig Vorwurf machen, aber ganz ehrlich: Man sieht den Leuten dabei zu, wie sie versuchen, ein Kamel durch ein Nadelöhr zu ziehen. Es passt einfach nicht. Und das liegt nicht am Altersunterschied, der immer wieder thematisiert wird, sondern an den komplett gegensätzlichen Lebensrealitäten und Interessen der Beteiligten. Wie so etwas dennoch funktionieren kann, nämlich mit einem Augenzwinkern und viel Sarkasmus, hat Woody Allen in Whatever Works zwar vorgezeigt, doch dieses Augenzwinkern fehlt in „A Family Affair“ leider. Und noch ein Problem hat der Film: Im Begriff des Genres Rom-Com steckt sowohl „romantic“ als auch „comedy“. Zweiteres kommt aber in „A Family Affair“ viel zu kurz mit einer denkwürdigen Ausnahme: Als Zara das Liebespaar in flagranti erwischt. Da zeigt Regisseur Richard LaGravanese perfektes komödiantisches Timing und setzt einen Maßstab, der leider später den ganzen Film über kein einziges Mal mehr auch nur annähernd erreicht werden kann. Insgesamt also ein Film, den man getrost an sich vorüberziehen lassen kann.


3,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2024 Netflix, Inc., Quelle: http://www.imdb.com)

To the Moon (2024)

Regie: Greg Berlanti
Original-Titel: Fly Me to the Moon
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Rom-Com, Komödie
IMDB-Link: Fly Me to the Moon


Filme zur Eroberung des Weltraums, das „Space Race“ und die Mondlandung gibt es mittlerweile einige. Das Weltall übt eine ungebrochen Anziehungskraft auf uns Menschen aus. Selbst einer der allerersten fiktionalen Langfilme der Geschichte, Georges Méliès‘ Reise zum Mond, befasste sich mit diesem Thema. In Greg Berlantis „To the Moon“ trifft nun Scarlett Johansson als gewiefte und recht gewissenlose Marketingexpertin auf Channing Tatum, der als NASA-Führungskraft, der für den Startvorgang der Apollo-Missionen verantwortlich ist, gegen den Strich besetzt ist – nicht unbedingt zum Vorteil der ansonsten sehr charmanten, in bester Screwball-Tradition umgesetzten Rom-Com. So richtig glaubwürdig wirkt eine mit allen Wassern gewaschene Marketing- und PR-Expertin Mitte/Ende der 60er-Jahre, die von der Regierung damit beauftragt wird, dem amerikanischen Volk die Mondlandung schmackhaft zu machen, zwar auch nicht, aber Tatum bringt als Veteran und technischer Leiter zu wenige Dimensionen ins Spiel mit, um diese Figur richtig zu verankern. Aber sei’s drum. Man kann auch bewundern, wie kompromisslos „To the Moon“ in seiner Figurengestaltung jegliche Authentizität beiseite wischt. Dafür bekommt man ein gut gelauntes Darstellerduo mit guter Chemie und allerlei witzige bis aberwitzige Szenen mit viel Tempo und Leichtfüßigkeit. Und auch der Cat Content kommt nicht zu kurz. Was wie ein lahmer Running Gag aufgezogen wird, entfaltet auf dem Höhepunkt des Films eine geniale humoristische Note. Die Bewertung des Films fällt einfach: Er macht einfach richtig Spaß und bietet ein Stück weit Eskapismus in Reinform. Dazu bietet er Scarlett Johansson einmal mehr die Möglichkeit, zu brillieren. (Kleiner Tipp: es lohnt sich, den Film auf Englisch zu sehen, wenn man sich dessen mächtig genug fühlt, denn einige der witzigsten Szenen resultieren aus Johanssons Talent für unterschiedliche Akzente.) „To the Moon“ erzählt eine altbekannte Geschichte nicht unbedingt neu, schickt sie aber durch ein Spiegelkabinett mit Zerrspiegeln, die einen immer wieder mal kichern lassen.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Dan McFadden – © 2024 CTMG, Inc. All Rights Reserved. Quelle: http://www.imdb.com)

Jungfrau (40), männlich, sucht … (2005)

Regie: Judd Apatow
Original-Titel: The 40 Year-Old Virgin
Erscheinungsjahr: 2005
Genre: Komödie, Rom-Com
IMDB-Link: The 40 Year-Old Virgin


Manche sind eben Spätzünder. Doch im Fall von Andy Stitzer (Steve Carell) stellt sich die Frage, ob überhaupt nur ein Tropfen Treibstoff im Tank ist. Mit 40 ist der freundliche Nerd, der mit seiner Actionfigurensammlung und den eher kreativen Hobbies in der Kindheit steckengeblieben zu sein scheint, nämlich immer noch Jungfrau, und das nicht im Sternzeichen. Als die Kollegen (Paul Rudd, Seth Rogan und Romany Malco) davon erfahren, lassen sie nichts unversucht, um Andy endlich „zum Mann zu machen“, auch wenn der eigentlich so gar keine Lust auf die Lust hat. Dies führt zu einigen epischen Fails und Cringe-Momenten, wenn Andy beispielsweise auf Geheiß der Kollegen die sturzbetrunkene Barbekanntschaft abschleppt und damit in eine Nahtoderfahrung schlittert, oder wenn er die Anweisungen beim Flirten etwas zu genau nimmt, und doch überraschenderweise genau damit durchkommt. Als er die resolute Trish (Catherine Keener) kennenlernt, die in etwa in seinem Alter ist und aus einer früheren Beziehung schon Anhang mitbringt, sprühen jedoch die Funken, doch wie kann man der Flamme beibringen, dass es leibesmittig bislang eher kühl zuging? „Jungfrau (40), männlich, sucht …“ ist vordergründig ein recht derber Spaß mit derbem Humor, doch dahinter verbirgt sich eine leichtfüßige, unterhaltsame romantische Komödie mit viel Herz. Für Judd Apatow im Regiestuhl bedeutete dies den Durchbruch, und er ist seither darauf spezialisiert, das seltsame Paarungsverhalten überspannter Erwachsener, die eigentlich nie in diesen Zustand des Erwachsenseins kommen wollten, in mal mehr, mal weniger amüsanten Filmen zu sezieren. „Jungfrau (40), männlich, sucht …“ gehört jedenfalls zu den gelungenen Werken und hat auch knapp zwei Jahrzehnte nach Erscheinen noch nichts von seinem Charme eingebüßt. Und die Szene, in der Steve Carell aufs Grausamste der Folter eines Waxings unterzogen wird, gehört noch immer zu den schmerzvollsten und gleichzeitig lustigsten Szenen der Rom-Com-Geschichte.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2022)

Regie: Aaron und Adam Nee
Original-Titel: The Lost City
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Action, Komödie, Rom-Com
IMDB-Link: The Lost City


„The Lost City“ hat alles: Abenteuer. Eine Schatzsuche. Action. Romantik. Exotik. Sandra Bullock. Channing Tatum. Daniel Radcliffe. Und Brad Pitt! Die Abenteuerkomödie von Aaron und Adam Nee wirkt so, als hätten die beiden Regiebrüder Indiana Jones mit den Quartermain-Filmen, Uncharted und den neuen Jumanji-Filmen in einen Mixer geworfen und kräftig durchgerührt in der Hoffnung, dass das Ergebnis noch mal besser als nur die Summe seine Teile ist. Das Problem dabei ist: Habt ihr schon mal versucht, Avocado mit Ananas, Gurke, Karotte, Apfel, Banane und Blattspinat in einen Mixer zu schmeißen? Alle Ingredienzen sind ja ein Genuss für sich, aber in Summe kommt halt eine undefinierbare, braune Suppe heraus, die einfach nach allem und nichts schmeckt. Gut, so hart muss man mit „The Lost City“ nicht unbedingt zu Gericht gehen, denn der Film hat fraglos seine Momente – das komödiantische Timing stimmt häufig. Aber nach durchaus vielversprechendem Beginn (die Entführung einer Bestseller-Autorin durch einen durchgeknallten Milliardär, der sich durch ihre Mithilfe einen sagenumwobenen Schatz krallen will, doch nicht damit rechnet, dass ihr unterbelichtetes Covermodel zu Hilfe eilt) lässt der Film dann auch recht schnell nach. Die Dschungel-Action wirkt beliebig und mit Versatzstücken älterer und besserer Filme garniert, es läuft auf den üblichen Showdown hinaus, den man schon meilenweit voraus riecht, das alles wirkt leider sehr uninspiriert, auch wenn sich Sandra Bullock und Channing Tatum nach Kräften bemühen, das Vehikel zu tragen. Aber da kommen wir zum zweiten großen Problem des Films: Auch das wieder so ein Gurke-Ananas-Ding. Jede/r für sich ist großartig, aber die beiden haben zusammen einfach keine Chemie. Und so bleibt „The Lost City“ ein schales Abenteuer, das zwar einige gelungene Stellen aufweist, aber insgesamt nicht funktionieren will. Eine einmalige Sichtung ist mehr als ausreichend.


3,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Photo Credit: Kimberley French/Kimberley French – © 2021 Paramount Pictures. All rights reserved, Quelle: http://www.imdb.com)

30 über Nacht (2004)

Regie: Gary Winick
Original-Titel: 13 Going on 30
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Komödie, Fantasy, Rom-Com
IMDB-Link: 13 Going on 30


Wohl so ziemlich jeder von uns hatte wohl als Kind oder Teenager mal den Wunsch, älter zu sein, endlich erwachsen, endlich das tun zu können, was man möchte ohne elterliche Einschränkungen, oder auch einfach, um aus Situationen rauszukommen, denen man sich nicht gewachsen fühlte. Im Fall der 13jährigen Jenna reicht eine misslungene Party und eine Überreaktion ihrerseits, um sich im Kleiderschrank sitzend zu wünschen, endlich schon 30 Jahre alt zu sein. Feenstaub macht es möglich, und schon erwacht Jenna 17 Jahre später in ihrem nun erwachsenen Körper. Diese erste Erkenntnis und zunehmende Panik erinnert stark an den wohl größten Klassiker dieses Genres, Big. Der Unterschied in der Situation von Josh und Jenna besteht darin, dass sich Tom Hanks in seiner eigenen Zeit wiederfand, aber eben in einem plötzlich erwachsenen Körper, während Jennifer Garner als Jenna einfach die Zeitspanne bis zu ihren 30jährigen Ich überspringt und sich nun in einem komplett neuen Leben, nämlich ihrem Leben als Erwachsene, zurechtfinden muss. Das birgt allerlei Situationskomik, aber auch, wenn man genauer darüber nachdenkt, sehr viel Tragik. Denn wer wird schon gern 17 Jahre seines Lebens beraubt? Aber vielleicht kann der alte Jugendfreund Matt (Mark Ruffalo) helfen? Doch der ist zunächst hochgradig irritiert, als Jenna an seiner Türschwelle auftaucht, ist die Freundschaft damals doch zu Bruch gegangen. Hoppla! Doch keine Sorge, wir befinden uns im Genre der Rom-Com, und da ist der Film erst zu Ende, wenn alles gut ist. Immerhin ist der Weg dahin dank einer gut aufgelegten Jennifer Garner recht unterhaltsam anzusehen. Es gibt sie natürlich, die Fremdschäm-Momente, doch die werden behutsam in die Geschichte eingebettet und tragen tatsächlich zur Komik bei statt zu nerven. Regisseur Gary Winick macht hier einen ordentlichen Job. Dennoch sollte bzw. darf man sich keine Wunderdinge von diesem Film erwarten, der das Genre nicht neu erfindet, sondern nur routiniert bespielt. Für einen kurzweiligen Filmabend reicht das aber jedenfalls aus.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2004 Shutterstock, Quelle http://www.imdb.com)

She Came to Me (2023)

Regie: Rebecca Miller
Original-Titel: She Came to Me
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Rom-Com, Liebesfilm
IMDB-Link: She Came to Me


Die eigene Psychotherapeutin zu heiraten, klingt erst einmal nach einer soliden Idee. Doch nutzt das auch nur wenig, wenn man erstens, wie es dem Opernkomponisten Steven (Peter Dinklage) ergeht, eine veritable Schaffenskrise hat, die sich in Panikattacken manifestiert, und zweitens die Angetraute (Anne Hathaway) selbst ordentlich einen an der Waffel hat, wie sich in einem ausgewachsenen Putzfimmel zeigt. So richtig kompliziert wird alles, wenn man dann einen zufälligen One-Night-Stand hat mit einer Stalkerin, die an Romantiksucht leidet, der Stiefsohn die minderjährige Tochter der Putzfrau datet und der Vater eben jener Tochter meint, das Recht auch zu Lasten seiner eigenen Familie durchsetzen zu müssen, nur weil er nicht verputzt, dass der Lover seiner Tochter dunkelhäutig ist. Und schon haben wir ein schönes Durcheinander, in dem Peter Dinklage so traurig schauen kann, wie er will – er wird dennoch hemmungslos vom Schicksal durchgebeutelt. Immerhin führt das zu einigen sehr komischen und absurden Situationen, in denen Rebecca Miller das Genre der Rom-Com genüsslich zelebriert und gleichzeitig zeigt, dass sie ihre eigene Geschichte nicht bierernst nimmt. Das tut dem Film gut, der auf diese Weise recht unterhaltsam ist. Allerdings leidet die Glaubwürdigkeit darunter. Marisa Tomei als Schlepperkahn-Kapitänin und liebesbesessener Love Interest ist ein gutes Beispiel dafür, dass Glaubwürdigkeit eben nicht das Hauptanliegen von Miller war. Zwar spielt sie ihre Figur einmal mehr mit Verve, aber man kauft ihr diese dennoch nicht ab. Auch Dinklage funktioniert als Star der Komponistenszene nur bedingt. Die Panikattacken und das traurige G’schau passen gut zu ihm, aber die Exzentrik des musikalischen Genies wirkt aufgesetzt. Da hat Cate Blanchett in Tár ganz andere Maßstäbe gesetzt. Und Hathaway, die auch als Produzentin agiert, hat mit ihrer Figur zwar sichtlich Freude, aber deren Charakterbogen ist schon sehr weit hergeholt. Auch scheint Miller nicht ganz im Klaren darüber zu sein, welche Geschichte sie nun eigentlich erzählen möchte: Jene des Komponisten in der Krise, jene des Künstlers und seiner Muse, die Geschichte des jungen Pärchens und der Widrigkeiten, die sie erfahren (und die viel zu beiläufig abgetan werden, wenn man bedenkt, was für sie auf dem Spiel steht), jene der Psychiaterin mit Zwangsneurosen? Alles verschwimmt ein wenig ineinander, und ich wiederhole mich: Es ist gut, dass sich der Film nicht selbst zu ernst nimmt, denn dann würde er unweigerlich komplett den Faden verlieren. So bleiben aber zumindest 1,5 unterhaltsame Stunden, über deren Inhalt man vielleicht nicht allzu groß nachdenken sollte oder auch kann, dessen einzelne Szenen aber für sich recht gut funktionieren. Hier ist eben nur das Ganze nicht größer als seine Teile.


5,5 Kürbisse

(Foto: (c) Viennale)

Sachertorte (2022)

Regie: Tine Rogoll
Original-Titel: Sachertorte
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Rom-Com
IMDB-Link: Sachertorte


Wenn eine deutsch-österreichische Rom-Com nach einem picksüßen Schokokuchen benannt ist, weckt das gewisse Erwartungen von wegen „schwer verdaulich“. Und wenn dieser Film dann auch noch hemmungslos Richard Linklaters Romantikträumer-Klassiker „Before Sunrise“ zitiert, fragt man sich schon zu Beginn: Bin ich hier im richtigen Film? Dann erklingt aber Wandas „Bussi Baby“, und schon ist die Stimmung gleich viel beschwingter und man selbst geneigt, das nun Kommende vorurteilsfrei aufzunehmen. Und das ist gut. Denn „Sachertorte“, das Regiedebüt von Tine Rogoll, ist wider des süßen Titels eine leichtfüßige, charmante Komödie mit wahnsinnig viel Lokalkolorit, die nicht nur beim Soundtrack fast immer den richtigen Ton trifft. Es geht um eine Zufallsbekanntschaft in Berlin: Der Quizshowfragenersteller Karl (Max Hubacher) trifft auf die Wienerin Nini (Michaela Saba), die nur noch einen letzten Vormittag in der Stadt hat. Es kommt, wie es kommen muss: Die beiden verbringen schöne gemeinsame Stunden, der Funke springt über. Doch leider verliert Karl Ninis Nummer, und da er von ihr nichts weiß, außer dass sie jedes Jahr zu ihrem Geburtstag um Punkt 15 Uhr im weltberühmten Café Sacher eine Sachertorte isst, reist er, der verpeilte Romantiker, ihr kurzerhand nach, um fortan jeden Tag im Sacher auf sie zu warten. Während er wartet, macht er einige Bekanntschaften, zum Beispiel mit dem Kaffeehauspersonal (Ruth Brauer-Kvam und der für komödiantische Momente sorgende Karl Fischer als Oberkellner Schwartz), seinen etwas seltsamen, aber liebenswerten WG-Kollegen, der Dirigentenwitwe und Grand Dame Fanny Sawallisch (charismatisch: Krista Stadler) und der Kaffeehausbesitzerin und Konditorin Miriam (Maeve Metelka, die Tochter von Nicholas Ofczarek, also mit hervorragenden Schauspielgenen ausgestattet). Und je länger Karl auf Nini wartet, desto größer werden die Zweifel, ob er sich hier nicht einfach verrannt hat. Klar, die Geschichte ist angelegt wie eine typische Rom-Com, und der versierte Zuseher riecht den Braten bzw. in diesem Fall die Macarons schon kilometerweit gegen den Wind. Allerdings punktet der Film durch eine gut gelaunt aufspielenden Besetzung mit toller Chemie, sympathischen Figuren und jede Menge Wiener Charme. Ich kenne sonst keinen Film, in dem die Hauptdarstellerin ein ehrlich gemeintes „Schleicht’s eich, es Beidln!“ granteln darf, der nicht von Ulrich Seidl ist. Das unrealistischste am ganzen Film ist, dass einer über 100 Tage lang jeden Tag ein Stück Sachertorte mit Schlag essen kann und dann nicht so aussieht wie ich. Darüber hinaus ist „Sachertorte“ ein zwar zuckersüßer, aber auch leichtfüßiger, liebenswerter Film und eine positive Überraschung.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von FELIX VRATNY – © FELIX VRATNY, Quelle http://www.imdb.com)

Der perfekte Ex (2011)

Regie: Mark Mylod
Original-Titel: What’s Your Number?
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Rom-Com
IMDB-Link: What’s Your Number?


Es ist doch fast immer so: Wenn Hollywood Komödien mit „schlüpfrigen“, also sexuell konnotierten Themen drehen will, kommt am Ende ein Film dabei heraus, der mehr über die Prüderie der Traumfabrik aussagt als über tatsächliches zwischenmenschliches Begehren. „Der perfekte Ex“ von Mark Mylod (der vergangenes Jahr mit The Menu gezeigt hat, dass er es besser kann) ist ein wunderbares Beispiel für dieses Problem. Hier macht sich eine überspannte Tussi (Anna Faris, deren Filmographie sich zum größten Teil mit einer Auflistung der am schlechtesten bewerteten Filme auf IMDB deckt) komplett fertig, weil sie nach der Lektüre von Frauenmagazinen, diesem ewigen Quell der Wahrheit, wie auch immer zum Schluss kommt, dass sie den zwanzigsten Mann, mit dem sie Sex hat, auch heiraten muss. Ihr Problem: Da sie es, wie halt viele junge Menschen, die letzten Jahre schon hat krachen lassen, kommt sie bereits auf diese ominöse Zahl von zwanzig Männern. Die Lösung des Dilemmas: Einer ihrer Ex-Freunde muss zum künftigen Gemahl werden. Ihr dabei zur Seite steht der attraktive Nachbar Colin (Chris Evans), der selbst körperlich recht aktiv zugange ist, was die Legion an Super-Models, die aus seinem Apartment kommt, bezeugt. Und auch wenn er eine Miss World nach der anderen datet: Er möchte sich nicht binden. Als Gegenleistung dafür, dass er sich vor diesem Schrecken bindungswilliger, attraktiver junger Damen in Allys (so der Name der überspannten Tussi mit den zwanzig Ex-Sex-Partnern) Wohnung verstecken kann, hilft er ihr dabei, eben jene vergangenen Gspusis ausfindig zu machen, denn Allys Meinung nach verbirgt sich hinter einem dieser Frösche doch noch ein Traumprinz, den sie damals einfach übersehen hat. Der Rest der Story läuft routiniert und komplett überraschungsfrei auf der erwartbaren Schiene dahin, und das Einzige, was einem heutzutage gelegentlich die Augenbraue heben lässt, ist die Besetzung und damit verbunden die Erkenntnis, dass hier Captain America nach einigen seiner Co-Avengers und Captain Spock sucht (Anthony Mackie, Martin Freeman, Chris Pratt und Zachary Quinto). Thanos hätte sich gewundert. Unterhaltsamer wird der Film dadurch aber auch nicht, zumal – und da sind wir wieder bei den einleitenden Worten – über Sex zwar gerne geredet wird, man ihn dann aber doch verschämt versteckt und durch die absurde Prämisse zu etwas ruchbar Unmoralischem macht. Ein Film für Katholiken und alle, die es noch werden wollen.


3,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Claire Folger – © 2011 Twentieth Century Fox Film Corporation. All rights reserved , Quelle http://www.imdb.com)

Selbst ist die Braut (2009)

Regie: Anne Fletcher
Original-Titel: The Proposal
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Rom-Com
IMDB-Link: The Proposal


Kaum ein Komödiensujet ist älter als das Thema „Paar wider Willen“. So ziemlich jede Screwball-Komödie bezieht ihren Stoff aus diesem Topos. In diesem Fall erwischt es Sandra Bullock und Ryan Reynolds, die in „Selbst ist die Braut“ von Anne Fletcher weniger durch das Schicksal, sondern eher durch einen sehr egoistischen Boss-Move zusammenfinden müssen. Die Verlagsleiterin Margaret hat nämlich ein Problem: Das Visum der gebürtigen Kanadierin läuft in Kürze aus, sodass sie New York verlassen und ihren tollen Job (toll für sie, weniger für ihre Angestellten) aufgeben muss. Doch die Lösung für das Problem klopft schon an der Tür, denn sie hat ihren Assistenten Andrew fest in der Hand. Es wird geheiratet, oder er kann sich seine Zukunft in der Verlagsbranche abschreiben. (Hier bekommt das Thema „sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz“ eine komplett neue Dimension.) Andrew ist wenig begeistert, aber noch weniger begeistert ihn die Aussicht, einen anderen Job suchen zu müssen, also macht er gute Miene zum guten Spiel. Ein Wochenendtrip zur Familie in Alaska soll das junge Glück besiegeln bzw. zumindest für ein ausreichendes Kennenlernen sorgen, sodass man sich den investigativen Fragen der Einwanderungsbehörde stellen kann, ohne gleich a) nach Kanada und b) ins Gefängnis zu müssen. Anne Fletchers Komödie ist ein ziemliches Leichtgewicht, auch wenn man mal wohlwollend der Komödie willen über die schon erwähnte sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz hinwegsieht. Sandra Bullock und Ryan Reynolds machen ihre Sache ordentlich und haben auch eine überraschend gute Chemie miteinander. Allerdings ist man beim Klischee-Bingo leider sehr schnell bei einem „Bingo!“ – es wird einfach abgearbeitet, was man in diesem Genre erwarten kann. Manches davon ist dynamischer und charmanter in Szene gesetzt als anderswo, manches auch ein wenig uninspiriert und müde, das Grundproblem ist aber immer das Gleiche: All das hat man in anderen Settings und mit anderer Besetzung schon x-fach gesehen.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Eve und der letzte Gentleman (1999)

Regie: Hugh Wilson
Original-Titel: Blast from the Past
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Rom-Com, Liebesfilm
IMDB-Link: Blast from the Past


Ich bin halt ein alter Romantiker. Wenn ein junger Herr mit guten Manieren auftaucht, sagen wir mal, von Brendan Fraser gespielt, und er öffnet einer junger Dame wie Alicia Silverstone galant die Türen, dann freue ich mich einfach darüber, dass Werte wie Respekt und Anstand hochgehalten werden. Auch beim Porno warte ich immer darauf, dass am Ende geheiratet wird, aber ich sage euch: Dieses Genre ist sowas von enttäuschend! Also lieber bei der Rom-Com bleiben, und in diesem Genre ist „Eve und der letzte Gentleman“ ein durchaus gelungener Beitrag, der vielleicht ein wenig Patina angesetzt hat in den letzten 23 Jahren, aber hey, wer nicht? Allein die Story ist schon entzückend: Als ein Jet nach einem Unfall auf sein Haus knallt, geht der leicht neurotische Wissenschaftler Calvin Webber (Christopher Walken) mit seiner Ehefrau (Sissy Spacek) in den Luftschutzkeller, und weil er vom Jet nichts weiß, sondern glaubt, dass die Sowjets eine Atombombe über L.A. gezündet hätten, bleibt das Ehepaar 35 Jahre lang abgeschottet von der Außenwelt da unten. Als ihr Sohn Adam (eben Brendan Fraser) sozusagen das Licht der Welt erblickt, da er losgeschickt wird, um neue Vorräte zu kaufen, und auf die kesse Eve (Alicia Silverstone) stößt, wirkt er nicht nur wie aus der Zeit gefallen, sondern ist dies wortwörtlich. Wie gesagt, fast ein Vierteljahrhundert nach Erscheinen des Films wirken manche Gags schon etwas angestaubt, und doch hat der Film seine Momente und kann auch heute noch gut unterhalten, was auch an der gut aufgelegten Besetzung liegt. Gute Screwball-Komödien sterben eben nie aus.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1999 New Line Cinema, Quelle http://www.imdb.com)