Tine Rogoll

Sachertorte (2022)

Regie: Tine Rogoll
Original-Titel: Sachertorte
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Rom-Com
IMDB-Link: Sachertorte


Wenn eine deutsch-österreichische Rom-Com nach einem picksüßen Schokokuchen benannt ist, weckt das gewisse Erwartungen von wegen „schwer verdaulich“. Und wenn dieser Film dann auch noch hemmungslos Richard Linklaters Romantikträumer-Klassiker „Before Sunrise“ zitiert, fragt man sich schon zu Beginn: Bin ich hier im richtigen Film? Dann erklingt aber Wandas „Bussi Baby“, und schon ist die Stimmung gleich viel beschwingter und man selbst geneigt, das nun Kommende vorurteilsfrei aufzunehmen. Und das ist gut. Denn „Sachertorte“, das Regiedebüt von Tine Rogoll, ist wider des süßen Titels eine leichtfüßige, charmante Komödie mit wahnsinnig viel Lokalkolorit, die nicht nur beim Soundtrack fast immer den richtigen Ton trifft. Es geht um eine Zufallsbekanntschaft in Berlin: Der Quizshowfragenersteller Karl (Max Hubacher) trifft auf die Wienerin Nini (Michaela Saba), die nur noch einen letzten Vormittag in der Stadt hat. Es kommt, wie es kommen muss: Die beiden verbringen schöne gemeinsame Stunden, der Funke springt über. Doch leider verliert Karl Ninis Nummer, und da er von ihr nichts weiß, außer dass sie jedes Jahr zu ihrem Geburtstag um Punkt 15 Uhr im weltberühmten Café Sacher eine Sachertorte isst, reist er, der verpeilte Romantiker, ihr kurzerhand nach, um fortan jeden Tag im Sacher auf sie zu warten. Während er wartet, macht er einige Bekanntschaften, zum Beispiel mit dem Kaffeehauspersonal (Ruth Brauer-Kvam und der für komödiantische Momente sorgende Karl Fischer als Oberkellner Schwartz), seinen etwas seltsamen, aber liebenswerten WG-Kollegen, der Dirigentenwitwe und Grand Dame Fanny Sawallisch (charismatisch: Krista Stadler) und der Kaffeehausbesitzerin und Konditorin Miriam (Maeve Metelka, die Tochter von Nicholas Ofczarek, also mit hervorragenden Schauspielgenen ausgestattet). Und je länger Karl auf Nini wartet, desto größer werden die Zweifel, ob er sich hier nicht einfach verrannt hat. Klar, die Geschichte ist angelegt wie eine typische Rom-Com, und der versierte Zuseher riecht den Braten bzw. in diesem Fall die Macarons schon kilometerweit gegen den Wind. Allerdings punktet der Film durch eine gut gelaunt aufspielenden Besetzung mit toller Chemie, sympathischen Figuren und jede Menge Wiener Charme. Ich kenne sonst keinen Film, in dem die Hauptdarstellerin ein ehrlich gemeintes „Schleicht’s eich, es Beidln!“ granteln darf, der nicht von Ulrich Seidl ist. Das unrealistischste am ganzen Film ist, dass einer über 100 Tage lang jeden Tag ein Stück Sachertorte mit Schlag essen kann und dann nicht so aussieht wie ich. Darüber hinaus ist „Sachertorte“ ein zwar zuckersüßer, aber auch leichtfüßiger, liebenswerter Film und eine positive Überraschung.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von FELIX VRATNY – © FELIX VRATNY, Quelle http://www.imdb.com)