Fantasy

Die Werwölfe von Düsterwald (2024)

Regie: Francois Uzan
Original-Titel: Loups-Garous
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy, Komödie
IMDB-Link: Loups-Garous


Das Rollenspiel „Die Werwölfe von Düsterwald“ sind ein weltweites Phänomen, und auch der Kürbis eures Vertrauens hat sich in trauter Runde schon die eine oder andere Nacht um die Ohren geschlagen, um im Freundeskreis die mordlustigen Wölfe unter den unschuldigen Dorfbewohnern ausfindig zu machen. Das Spiel ist sehr schnell erklärt für alle, die es nicht kennen: Jeder Spieler erhält zu Spielbeginn eine geheime Rolle. Darunter befinden sich Werwölfe, die in der Nacht im Pack jeweils ein unschuldiges Opfer reißen. Untertags diskutieren dann die Dorfbewohner (darunter auch die unerkannten Wölfe), wer von ihnen etwaige hündische Vibes ausstößt und aus dem Dorf verbannt werden soll. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis diese simple, aber im richtigen Kontext so spannende Geschichte auch mal verfilmt werden würde. Regisseur Francois Uzan und die Drehbuchautoren haben es sich in der französischen Verfilmung zu diesem Spiel allerdings besonders einfach gemacht. Die moderne Familie, die zu einer Partie Werwolf zusammenkommt (darunter Jean Reno – er wird alt und braucht das Geld), wird durch ein magisches Spiel, Jumanji lässt grüßen, in eben dieses hineingesaugt und findet sich im Mittelalter wieder. Das Gute ist: Sie sind mit magischen Kräften ausgestattet. Schlecht hingegen ist, dass sie lange Zeit keinen Plan haben, worum es hier geht, und vor allem keine Idee, wie sie wieder nach Hause in ihre Zeit reisen können. Und dazu schleichen in der Nacht auch noch Wölfe umher. Doch schon bald rauft sich die Sippe zusammen und begegnet dem hungrigen Rudel mit geballter Familienpower. So weit, so vorhersehbar. „Die Werwölfe von Düsterwald“ ist recht lieblose heruntergespulte Netflix-Standardware, die sich zur Gänze darauf verlässt, die Fans des Spiels abzuholen, ohne sich groß dafür anstrengen zu müssen. Nur wenige Gags sitzen, und die Story plätschert vor sich hin, bis sie zum überraschungsfreien Ende kommt. Immerhin die Darsteller:innen sind zum größten Teil bemüht (unrühmliche Ausnahme: Jean Reno, dem man in jeder Szene ansieht, dass er nur da ist, um den Gehaltsscheck einzustreifen), machen das Kraut aber auch nicht fett. Wer etwas Gehaltvolleres zum Thema Werwölfe erfahren möchte, dem sei Christian Morgenstern mit seinem Gedicht „Der Werwolf“ ans Herz gelegt:

Ein Werwolf eines Nachts entwich
von Weib und Kind, und sich begab
an eines Dorfschullehrers Grab
und bat ihn: Bitte, beuge mich!

Der Dorfschulmeister stieg hinauf
auf seines Blechschilds Messingknauf
und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Toten:

»Der Werwolf«, – sprach der gute Mann,
»des Weswolfs« – Genitiv sodann,
»dem Wemwolf« – Dativ, wie man’s nennt,
»den Wenwolf« – damit hat’s ein End‘.

Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
er rollte seine Augenbälle.
Indessen, bat er, füge doch
zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!

Der Dorfschulmeister aber mußte
gestehn, daß er von ihr nichts wußte.
Zwar Wölfe gäb’s in großer Schar,
doch „Wer“ gäb’s nur im Singular.

Der Wolf erhob sich tränenblind –
er hatte ja doch Weib und Kind!
Doch da er kein Gelehrter eben,
so schied er dankend und ergeben.


3,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Deadpool & Wolverine (2024)

Regie: Shawn Levy
Original-Titel: Deadpool & Wolverine
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Action, Fantasy, Komödie
IMDB-Link: Deadpool & Wolverine


Deadpool nimmt im Marvel Universum eine Sonderstellung ein. Anders als seine Idole Captain America, Iron Man & Co. ist er sich nur allzu bewusst, eine fiktive Figur zu sein, was immer wieder zu komischen Durchbrechungen der vierten Wand führt. Und noch etwas hebt ihn von anderen Marvel-Figuren ab: Er kann nicht sterben. So gesehen dürften wir uns auf eine schier unendliche Anzahl an Deadpool-Filmen einstellen, wäre nicht Ryan Reynolds, der den sarkastischen Helden mit dem Hang zum Blutbad kongenial verkörpert, selbst sterblich. Insofern geben wir dem Franchise noch zwanzig gute Jahre, doch der nächste Deadpool wird dann womöglich schon in den Startlöchern stehen. Wolverine, zentrale Figur der X-Men und eine Lebensrolle für Hugh Jackman, hat hingegen im genialen Logan das Zeitliche gesegnet. Diese Erkenntnis trifft auch Deadpool, als er versucht, seine alte Nemesis wieder auszubuddeln. Denn er hat ein Problem: In einem Gewirr schier unendlicher Parallelwelten droht ausgerechnet seiner ein schnelles und unerquickliches Ende, weil mit The Wolverine die Ankerfigur dieser Welt abgenippelt ist. Und wenn eine solche Ankerfigur aus einem Universum scheidet, reißt sie dieses mit sich. Zwar dauert es auf natürlichem Wege noch 8.000 Jahre, bis dieses Ende eintritt, doch der sehr britische Zeitagent Mr. Paradox (Matthew Macfadyen) möchte ebendies in einem Anflug göttlichen Erbarmens drastisch beschleunigen. Also muss Deadpool versuchen, einen neuen Wolverine aus einem Paralleluniversum aufzutreiben, bevor seines in die Binsen geht. Dabei treffen er und der ziemlich unwillige Wolverine, den er auf dem Weg aufgegabelt hat, in einer Welt, die nur die Leere genannt wird und in die vergessene Helden aller Universen abgeladen werden, auf Cassandra Nova (Emma Corrin), die sich als die Zwillingsschwester von Professor Charles Xavier vorstellt, über unheimliche und unbesiegbare Superkräfte verfügt und mächtig einen an der Waffel hat. Das wäre dann in etwa auch schon die ganze Story. „Deadpool & Wolverine“ verzichtet auf eine kohärente und interessante Storyline und bedient stattdessen schamlos den Faktor des Crowdpleasings und Nerdtums. Wer tief drinnen steckt im Marvel-Universum, wird sich über Gastauftritte vieler vergessener Heldinnen und Helden freuen. Dazu gibt es jede Menge blutige Gemetzel, wie man sie von einem Deadpool-Film erwarten darf. Allerdings liegt darin auch eine große Schwäche des Films: Deadpool ist unsterblich. Wolverine ist so gut wie unsterblich (auch wenn wir diesbezüglich schon eines Besseren belehrt wurden). Die Bedrohungen, denen sie sich ausgesetzt sehen, sind also eher theoretischer Natur. Echte Spannung kommt nur selten auf. Und auch die blutigen Auseinandersetzungen werden irgendwann repetitiv. Man weiß ja eh, wer am Ende stehenbleibt. Für Fans ist „Deadpool & Wolverine“ also eine launige Angelegenheit, die den schwarzen und unkorrekten Humor der ersten Deadpool-Filme konsequent fortführt. Neue Fans wird der Film aber nur schwer gewinnen, denn dazu ist er zu sehr more of the same.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von 20th Century Studios/Marvel Stud/Courtesy of 20th Century Studio – © 2024 20th Century Studios / © and ™ 2024 MARVEL. Quelle: http://www.imdb.com)

Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2 (2006)

Regie: Gore Verbinski
Original-Titel: Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest


Der Schurke ist besiegt, der Fluch aufgehoben, der Schönling kriegt das Mädel, der charismatische Piratenkapitän sein Schiff – Ende gut, alles gut im ersten Fluch der Karibik-Film. Aber weil Disney vor allem eine Gelddruckmaschine ist, war nach dem Erfolg des Abenteuerfilms mit Johnny Depp, Keira Knightley und Orlando Bloom in den Hauptrollen rasch klar, dass die erdachte Fantasywelt für ein ganzes Franchise reichen würde. Und so wurden der zweite und dritte Film in einem Aufwasch gedreht und kurz nacheinander in die Kinos gebracht. Man muss festhalten, dass der zweite Teil der Abenteuersaga damit kein vollständiger Film ist, sondern eben die erste Hälfte einer fast 5,5stündigen Geschichte. Man braucht also viel Sitzfleisch, wenn man mit Captain Jack Sparrow in See stechen will. Was Gore Verbinski in seinen Filmen generell gut macht: Er hält das Tempo hoch. Er nimmt dabei zwar die eine oder andere Seitenroute, die nicht wirklich viel zur Geschichte beisteuert, aber solange diese Abwege humorvoll und temporeich inszeniert sind, folgt ihm das Publikum dabei gerne. Hätte es beispielsweise die Episode auf der Kannibaleninsel gebraucht? Sicher nicht. Aber sie bietet dem Cast einige Möglichkeiten, komödiantisch zu glänzen. Und darauf ist der zweite Teil der Fluch der Karibik-Reihe ausgelegt: Klamauk schlägt Suspense. Hatte Teil 1 noch einige tatsächlich recht gruselige Szenen und scheute sich nicht davor, Piraten als üble Zeitgenossen zu zeigen, denen es zuweilen auch mal an die Gurgel ging, nimmt Teil 2 nun volle Fahrt auf ein Happy-Abenteuer-Land, indem nicht einmal ein riesiger, Schiffe verschlingender Kraken den Puls deutlich ansteigen lässt. Die Action ist gut inszeniert, daran liegt es also nicht, aber die Grundtonalität des Films ist im Vergleich zum ersten Teil deutlich aufgehellt und noch einen Tick abgedrehter, während die Geschichte selbst in den Hintergrund rückt. Jack Sparrow ist nicht mehr das Skurrilste am Film. Als Unterhaltungseskapismus funktioniert jedoch auch der zweite Teil, und über die oscarprämierten Special Effects kann man heute noch staunen. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Tentakeln des Bösewichts Davy Jones (Bill Nighy), die fast schon als eigener Charakter des Films bezeichnet werden müssen. Vielleicht wäre ein „Tentacles of the Caribbean: Davy Jones‘ Flute Serenade“ das bessere Ende dieser Geschichte gewesen als der folgende dritte Teil.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Peter Mountain – © Disney Enterprises, Inc., All rights reserved., Quelle: http://www.imdb.com)

Fluch der Karibik (2003)

Regie: Gore Verbinski
Original-Titel: Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl


Der erste Auftritt von Johnny Depp 2003 als Captain Jack Sparrow war eine Sensation. Mit einer entwaffnenden Mischung aus Durchtriebenheit, Exzentrik und Selbstironie erspielte er sich sogar eine Oscar-Nominierung. Irgendwie muss diese Rolle an ihm haften geblieben sein, denn seither greift er in vielen seiner Rollen, ob passend oder nicht, auf die Manierismen von Jack Sparrow zurück. Und dabei ist dieser Jack Sparrow, wenn man es genau betrachtet, gar nicht mal die Hauptfigur des Films. Vielmehr geht es um den Schmied Will Turner (Orlando Bloom, damals gerade am Durchstarten) und sein zähes Bemühen, die heimlich Angebetete, Gouverneurstochter Elizabeth Swan (Keira Knightley, ebenfalls auf dem Weg nach oben) aus den Klauen einer schrecklichen und verfluchten Piratenbande unter Captain Barbossa (Geoffrey Rush mit sichtlicher Freude am Overacting) zu retten. Ein edler Grund, sich in tiefe Gewässer zu wagen und Untoten zu trotzen. Jack Sparrow, nein, ich korrigiere: Captain Jack Sparrow ist für ihn unliebsames Mittel zum Zweck, weiß er doch, wo sich das verwunschene Piratenschiff Black Pearl befindet. Doch Captain Sparrow handelt nach seiner eigenen Agenda, und so wechselt das Schicksal der Helden öfter und schneller als Keira Knightley ihre Kleider. Warum „Fluch der Karibik“ trotz in die Jahre gekommener Special Effects (die aber immer noch ihres dazu beitragen, die Illusion aufrecht zu halten) auch heute noch funktioniert, liegt am rasanten Erzähltempo unter der Regie von Gore Verbinski, dem es gelingt, in 2,5 Stunden Laufzeit keine wirklich langweilige Minute unterzubringen. Jede Szene sitzt und ist entweder von Spannung, von Action oder von Humor – oder von allem gleichzeitig – getragen. Dazu kommt die schon erwähnte Leistung von Johnny Depp, der mit seiner Darstellung eine Ikone des Films geschaffen hat. Erst in den späteren Teilen übertrieb er es mit der Exzentrik, doch sein Piratenkapitän bietet in diesem ersten Abenteuer eine ausgewogene Mischung aus Hinterlist, Tollpatschigkeit und Dadaismus. Kein Wunder, dass der Film dermaßen erfolgreich war, dass es davon nun mehr Fortsetzungen gibt, als ich jemals sehen wollte.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2003 – Buena Vista Pictures, Quelle: http://www.imdb.com)

Godzilla x Kong: The New Empire (2024)

Regie: Adam Wingard
Original-Titel: Godzilla x Kong: The New Empire
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Fantasy, Action
IMDB-Link: Godzilla x Kong: The New Empire


Da glaubt man, eine Benchmark definiert zu haben, mit Godzilla II: King of the Monsters nämlich jene für den schlechtesten Monsterfilm ever, und dann kommt „Godzilla x Kong: The New Empire“ daher und unterbietet dieses Machwerk im Niveaulimbo noch weiter. Dabei war der Vorgänger Godzilla vs. Kong, ebenfalls unter der Regie von Adam Wingard, ja gar nicht mal so übel und eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Rohrkrepierer von 2019. Der wollte nämlich gar nicht mehr sein, als er war: Einfach eine epische Keilerei zwischen zwei Supermonstern. In „Godzilla x Kong: The New Empire“ ist aber nun die sogenannte Hohlerde im MonsterVerse etabliert: Eine Erde unter der Erde, in die sich Kong am Ende von „Godzilla vs. Kong“ zurückgezogen haben, um dort in Frieden zu leben und nach Familienangehörigen zu suchen, während Godzilla seine ozeanischen Nickerchen an der Oberfläche hält. Nervige Verwandtschaft findet er dort unten tatsächlich, nämlich eine schlecht gelaunte Affenbande unter der Führung des sogenannten Skull King. Der will sein Unwesen auf der Erdoberfläche treiben, warum auch immer, und um ihn zu stoppen, bleibt Kong nichts anderes übrig, als sich mit seinem Erzfeind, der verstrahlten Echse, zusammenzutun. Adam Wingard und die Schaffer des Films dachten sich wohl: Wenn schon Buddy-Movie, dann größer und spektakulärer, als es jemals dagewesen ist! Doch der Film hat eine Menge Probleme. Die größten davon: Das menschliche Personal. Nicht nur, dass es komplett wurscht ist, was diese debilen Abenteurer rund um Rebecca Hall (ihre Figur trifft eine debile Entscheidung nach der anderen), Brian Tyree Henry (mit der undankbaren Aufgabe, einen debilen Spruch nach dem anderen loszulassen), Dan Stevens (debil grinsend) und Kaylee Hottle (debil gestikulierend) machen – sie entstammen einem Drehbuch direkt aus der Hölle. Manchmal beschleicht einen das Gefühl, man hätte einfach die Horde Affen aus der Hohlerde an Schreibmaschinen gesetzt und diese wie wild tippen lassen, in der Hoffnung, irgendwann würden sie schon was Shakespeare-eskes schreiben, doch dann lief ihnen die Zeit davon. Nächstes Grundproblem: Die CGI. Jedes Computerspiel kann heutzutage mit imposanteren und glaubwürdigeren Grafiken aufwarten. Wenn man sich vor Augen hält, was die Japaner mit deutlich geringeren Mitteln in Godzilla Minus One auf die Beine gestellt haben, kommen einem die Tränen. Problematisch ist auch der uninspiriert eingesetzte 80er-Jahre-Soundtrack, der so deplatziert wirkt wie Godzilla in einer Porzellanfabrik. Und das vielleicht größte Problem: Aufgrund des (unverständlichen) finanziellen Erfolgs werden die Affen demnächst erneut an die Schreibmaschinen gesetzt und sollen an einer Fortsetzung schreiben. Mag sein, dass ich „Godzilla vs. Kong“ im Nachhinein etwas zu positiv und diesen Film nun etwas zu negativ bewerte, aber der Ärger über zwei vergeudete Stunden ist größer als Kong, der huckepack von Godzilla getragen wird.


2,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Noelle (2019)

Regie: Marc Lawrence
Original-Titel: Noelle
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Weihnachtsfilm, Komödie, Fantasy
IMDB-Link: Noelle


Ja, es ist halt die Saison dafür. Also lasst das Meckern, ich will jetzt hier ein bisschen Weihnachtsstimmung spüren! Und da sich das Amazon Prime, Netflix, Disney+, und wie sie alle heißen, auch denken und weil Weihnachten so ein einträgliches Geschäft ist, werden die Streamingdienste unserer Wahl in dieser Jahreszeit mit Weihnachtsfilmen überflutet – alten Klassikern, neuen Rom-Coms, die kein Mensch braucht, da muss man nichts beschönigen, und allem dazwischen. „Noelle“ aus dem Hause Disney von Marc Lawrence ist so ein „dazwischen“. Denn auch wenn die Geschichte auf ausgetretenen Pfaden verläuft, so bringt sie dennoch jede Menge gute Laune und Anna Kendricks unvergleichlichen Charme mit. Kendrick spielt hier Noelle Kringle, die Schwester des neuen Weihnachtsmanns, nachdem dieser nach langen Jahren das Zeitliche gesegnet und somit den Zuckerstab an seinen Sohn Nick weitergereicht hat. Das Problem dabei: Nick (Bill Hader) ist mit dem neuen Job offensichtlich überfordert, und Weihnachten ist in Gefahr. Den leichtfertig gegebenen Rat des Schwesterherzes, kurz vor dem Fest mal ein Wochenende blau zu machen, nimmt dieser dankend an, nur dass er den zeitlichen Horizont seiner Auszeit ein wenig anders deutet als Noelle und alle im Weihnachtsdorf. Und so muss Noelle zusammen mit ihrer Babysitter-Elfin Polly (Shirley MacLaine) ausrücken, um ihren Bruder rechtzeitig vor Heiligabend wieder einzusammeln und ihn an seine Pflichten zu erinnern. Wie gesagt, „Noelle“ erfindet das Rad nicht neu. Im Gegenteil: Wer sich von der einfach gestrickten Geschichte überraschen lässt, glaubt wohl auch noch an den Weihnachtsmann. Und dennoch hat dieser Film vieles, was andere Weihnachtsfilme vermissen lassen: Nämlich einige wirklich gelungene Gags, ein bunt-fröhliches Treiben und viel Herz, ohne dass die Stimmung allzu sehr ins Rührselige umkippt. Einfach ein warmherziger und witziger Weihnachtsfilm und wohl genau das, was man in dieser Jahreszeit braucht.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.tobis.de)

Pleasantville – Zu schön, um wahr zu sein (1998)

Regie: Gary Ross
Original-Titel: Pleasantville
Erscheinungsjahr: 1998
Genre: Komödie, Fantasy, Drama
IMDB-Link: Pleasantville


Wenn jemand ein buntes Leben führt, ist das nicht unbedingt immer als Kompliment zu verstehen. Das empfindet auch der Teenager David (Tobey Maguire), der am liebsten die alte Schwarz-Weiß-Familienserie „Pleasantville“ schaut, denn dort ist das Leben geregelt und in Ordnung. Seine Schwester Jennifer (Reese Witherspoon) hat jedoch nichts für diese beschauliche Friede-Freude-Eierkuchen-Welt übrig, und als der Kampf um die Herrschaft über die Fernbedienung zwischen den beiden Teenies seinen Höhepunkt erreicht, werden sie plötzlich in die Serie hineingezogen und verkörpern fortan Bud und Mary, das Geschwisterpaar in Pleasantville. Während sich David/Gus gut in seiner Lieblingsscheinwelt zurechtfindet, hat Jennifer/Mary erst einmal Anpassungsprobleme. Doch dann beschließt sie: Wenn schon gefangen in einer TV-Welt, warum nicht einfach das Beste daraus machen und Spaß haben? Sie rüttelt die Prüderie und heile Welt gehörig auf – mit überraschenden Folgen. „Pleasantville“ ist ein oft unterschätztes, mittlerweile fast in Vergessenheit geratenes Kleinod, das damals immerhin für drei Oscars nominiert war und generell gute Kritiken bekam. Heute wirkt der Film zwar ein klein wenig angestaubt – die Serien, in die Teenager von heute hineingezogen würden, wären nicht so beschaulich wie „Pleasantville“ und man kann froh sein, dass solche magischen Fernbedienungen noch nicht erfunden wurden – aber Idee und Ausführung sind charmant und inspiriert. Vor allem das Spiel mit Schwarz-Weiß und Farbe funktioniert nach wie vor sehr gut und sorgt für einen unverwechselbaren Look. Auch die Besetzung funktioniert. Von Tobey Maguire wünscht man sich zwar (einmal mehr) etwas mehr Esprit, doch die junge Reese Witherspoon bringt die Energie rein, die Maguire fehlt. In weiteren Nebenrollen glänzen Joan Allen, William H. Macy, Jeff Daniels und J. T. Walsh, und es tut dem Film sichtlich gut, dass er sich auch die Zeit nimmt für ihre Geschichten und nicht ausschließlich bei David und Jennifer bleibt. Ein klein wenig aus der Zeit gefallen wirkt „Pleasantville“ zwar, ein bisschen altbacken vielleicht, aber er hat seine Qualitäten und darf gerne wieder öfter gesichtet werden.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

30 über Nacht (2004)

Regie: Gary Winick
Original-Titel: 13 Going on 30
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Komödie, Fantasy, Rom-Com
IMDB-Link: 13 Going on 30


Wohl so ziemlich jeder von uns hatte wohl als Kind oder Teenager mal den Wunsch, älter zu sein, endlich erwachsen, endlich das tun zu können, was man möchte ohne elterliche Einschränkungen, oder auch einfach, um aus Situationen rauszukommen, denen man sich nicht gewachsen fühlte. Im Fall der 13jährigen Jenna reicht eine misslungene Party und eine Überreaktion ihrerseits, um sich im Kleiderschrank sitzend zu wünschen, endlich schon 30 Jahre alt zu sein. Feenstaub macht es möglich, und schon erwacht Jenna 17 Jahre später in ihrem nun erwachsenen Körper. Diese erste Erkenntnis und zunehmende Panik erinnert stark an den wohl größten Klassiker dieses Genres, Big. Der Unterschied in der Situation von Josh und Jenna besteht darin, dass sich Tom Hanks in seiner eigenen Zeit wiederfand, aber eben in einem plötzlich erwachsenen Körper, während Jennifer Garner als Jenna einfach die Zeitspanne bis zu ihren 30jährigen Ich überspringt und sich nun in einem komplett neuen Leben, nämlich ihrem Leben als Erwachsene, zurechtfinden muss. Das birgt allerlei Situationskomik, aber auch, wenn man genauer darüber nachdenkt, sehr viel Tragik. Denn wer wird schon gern 17 Jahre seines Lebens beraubt? Aber vielleicht kann der alte Jugendfreund Matt (Mark Ruffalo) helfen? Doch der ist zunächst hochgradig irritiert, als Jenna an seiner Türschwelle auftaucht, ist die Freundschaft damals doch zu Bruch gegangen. Hoppla! Doch keine Sorge, wir befinden uns im Genre der Rom-Com, und da ist der Film erst zu Ende, wenn alles gut ist. Immerhin ist der Weg dahin dank einer gut aufgelegten Jennifer Garner recht unterhaltsam anzusehen. Es gibt sie natürlich, die Fremdschäm-Momente, doch die werden behutsam in die Geschichte eingebettet und tragen tatsächlich zur Komik bei statt zu nerven. Regisseur Gary Winick macht hier einen ordentlichen Job. Dennoch sollte bzw. darf man sich keine Wunderdinge von diesem Film erwarten, der das Genre nicht neu erfindet, sondern nur routiniert bespielt. Für einen kurzweiligen Filmabend reicht das aber jedenfalls aus.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2004 Shutterstock, Quelle http://www.imdb.com)

Big (1988)

Regie: Penny Marshall
Original-Titel: Big
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Komödie, Fantasy
IMDB-Link: Big


Karrieregeile Nymphomanin vögelt 13-jährigen, der seine eigene Entführung vorgetäuscht und sich durch Betrug ein zweifelhaftes Einkommen erwirtschaftet hat. Zugegeben, „Big“ hat seine problematischen Seiten. Und doch gibt es kaum jemanden, der mit Penny Marshalls Fantasykomödie mit Tom Hanks und Elizabeth Perkins in den Hauptrollen aufgewachsen ist und der Erwähnung des Films keine leuchtenden Augen bekommt. Nie wurde die Zuschreibung „das Kind im Manne“ charmanter und humorvoller umgesetzt als mit diesem Film. Josh, noch 12 Jahre alt, wünscht sich nichts sehnsüchtiger, als endlich groß zu sein. Ein dubioser Spielautomat auf einem Jahrmarkt erfüllt ihm diesen Wunsch, und so schlägt sich das Kind fortan im Körper von Tom Hanks durch das Leben. Nach anfänglichen Schwierigkeiten beginnt Josh, bei einer Firma, die Spielzeug vertreibt, zu arbeiten – passender kann ein erster Job gar nicht sein. Dort behauptet er sich mit seinem eigenen, kindlichen Charme und viel Spieltrieb in der Welt der Erwachsenen, sodass sogar die attraktive Kollegin Susan auf ihn aufmerksam wird. Die größte Stärke von „Big“ ist seine kindliche Unschuld, die Tom Hanks, damals am Anfang seiner Weltkarriere, so gut transportiert, dass er dafür sogar seinen ersten von bislang vier Golden Globes nach Hause nehmen durfte. Selbst die bereits angesprochene romantische Beziehung wird von Naivität auf beiden Seiten getragen, was der an und für sich kritisch zu betrachtenden Storyline einiges an Schärfe nimmt. Dadurch wird diese zum Quell für einige sehr komische Szenen. Und dann wäre da noch die berühmte Piano-Szene. Will man erforschen, warum „Big“ so erfolgreich wurde und auch heute noch seine Fans hat, kommt man um diese nicht herum. Denn diese Szene, als der kindliche Josh beim Streifzug durch den Spielzeugladen auf ein Bodenklavier stößt und zusammen mit dem väterlichen CEO der Spielzeugfirma (Robert Loggia) ein vergnügliches Duett anstößt, ist sinnbildlich für den Spaß, für die Freude am Spieltrieb und am Jung-und-Ausgelassen-Sein, den der Film verkörpert und mit jeder Szene lebt.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Arielle, die Meerjungfrau (2023)

Regie: Rob Marshall
Original-Titel: The Little Mermaid
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy, Musical
IMDB-Link: The Little Mermaid


Disneys Neuverfilmung des Trickfilmklassikers „Arielle, die Meerjungfrau“ spaltete die Gemüter, ehe überhaupt noch die ersten Trailer dafür anliefen. Wie kann es sein, dass die blasse Arielle mit den feuerroten Haaren plötzlich eine dunkle Hautfarbe hat? Aber das entspricht doch nicht der Vorlage! Nun, wer emotional nicht stabil genug ist, eine optische Veränderung im Rahmen einer Neuverfilmung eines Märchens zu ertragen, sollte sich vielleicht generell von Film und Fernsehen fernhalten. Auf der anderen Seite gab es nach Veröffentlichung des ersten Trailers entzückendes Videomaterial auf Youtube von begeisterten farbigen Kindern, die beim Anblick der neuen Arielle (Halle Bailey) in Verzückung gerieten und ausriefen: „Die sieht so aus wie ich!“ Und das ist eine schöne Sache, finde ich. Doch ist der Film selbst, der schon im Vorfeld für so viel Diskussionsstoff sorgte, ebenfalls eine schöne Sache? Nun, das muss man ein wenig differenzierter betrachten. Einerseits trachtet Rob Marshall danach, die Geschichte des Zeichentrickfilms von 1989 so originalgetreu wie möglich zu erzählen, was in teils 1:1 nachgedrehten Bildern auch im Großen und Ganzen gelingt. Andererseits dichteten Jane Goldman und David Magee, die das Drehbuch schrieben, auch etliche Szenen neu hinzu – mit mal größerem und mal überschaubarem Mehrwert. Die Hymne des nach seiner ozeanischen Retterin schmachtenden Eric (Jonah Hauer-King), die eher dazu geeignet ist, sämtliche Fledermäuse der weiteren Umgebung zu verjagen als große Emotionen zu wecken, hätte es beispielsweise nicht unbedingt gebraucht. Dafür entpuppt sich ein Ausflug zu einem Fischermarkt als gelungene, bunte Abwechslung. Fans des Originalfilms müssen sich also bezüglich der Story nicht allzu sehr fürchten. Zum Fürchten sind eher die Animationen der tierischen Freunde der abenteuerlustigen Meerjungfrau, die so gerne ein Mensch sein würde: Aus dem sympathisch-pummeligen Fabius ist eine Flunder mit der Mimik einer … nun ja … Flunder geworden, und Krebs Sebastian ist ein Schalentier aus der Hölle. Immerhin sein karibischer Akzent ist putzig. Einzig Scuttle, im Original unüberhörbar gesprochen von Awkwafina, bringt Komik in die Geschichte. Und der Cast? Nun, Halle Bailey ist sympathisch und sichtlich bemüht, außerdem kann sie tatsächlich exzellent singen, doch fehlt es ihr ein wenig an Charisma, um die Geschichte emotional komplett zu tragen. Jonah Hauer-King als Eric wirkt ebenfalls sympathisch, aber austauschbar. Javier Bardem ist als Triton unterfordert und langweilt sich die meiste Zeit über. Bleibt einzig Melissa McCarthy als böse Meereshexe Ursula, die mit Verve und Spaß an der Sache die Ehre des Casts zu retten versucht. Insgesamt ist „Arielle, die Meerjungfrau“ ein ordentlicher Abenteuerfilm, der routiniert gemacht ist, dem aber das besondere Etwas fehlt. Einmal ansehen reicht aus.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Disney/DISNEY – © 2023 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)