Animation

Der König der Löwen (1994)

Regie: Roger Allers und Rob Minkoff
Original-Titel: The Lion King
Erscheinungsjahr: 1994
Genre: Animation
IMDB-Link: The Lion King


Was gibt es Ikonischeres als die ersten gesungenen Zeilen des Disney-Klassikers „König der Löwen“? Schon kurz nach Erscheinen des Films konnte ich inbrünstig mitsingen: „Ah, Jalapeño! Bla bla bla bla bla kumba ya und so weiter.“ Und so muss ich auch nicht weiter den Inhalt des Films zusammenfassen, denn den kennt auch jeder. Das kleine Löwenbaby Limbo stürzt in einen reißenden Fluss, nachdem sein Vater von Hyänen gefressen wurde, und wird von dem Eichhörnchen Timber und dem Rhinozeros Puma gerettet, die am liebsten „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ singen. Oder bringe ich da doch etwas durcheinander? Also Zeit für einen Re-Watch, die letzte Sichtung ist vielleicht doch schon etwas länger her. Und da kommen die Erinnerungen allmählich zurück: Der kleine Simba und der böse Onkel Scar, der dem Vater und Löwenkönig eine Falle stellt, sodass er von einer Stampede zertrampelt wird, woraufhin Simba, von Schuldgefühlen geplagt, wegläuft und vom Erdmännchen Timon und seinem Warzenschweinfreund Pumbaa „Hakuna Matata“-singend aufgenommen wird, ehe er sich seiner Vergangenheit und seinem Schicksal stellt – ach ja, so war’s! Doch auch wenn man sich nicht mehr an jedes Detail erinnern konnte, so sind Stimmung und Atmosphäre des Films auch nach Jahrzehnten noch präsent und weisen darauf hin, dass der Film den Test der Zeit bestanden hat. Die Musik (getragen von Superstar Elton John, der sichtlich Freude daran hatte, sich am exotischen Setting akustisch auszutoben), die prächtigen Farben, die dramatische Geschichte – all das macht den König der Löwen zu einem zeitlosen Klassiker. Disney war schon mal lustiger, schon mal verrückter und abgedrehter, schon mal fantasievoller, aber die große Stärke dieses Films ist seine emotionale Tiefe. Zudem ist „Der König der Löwen“ pädagogisch wertvoll. Die Botschaft an die Kleinen ist ganz klar: „Horcht’s auf eure Eltern, es Gfraster!“


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: © Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved., Quelle: http://www.imdb.com)

Ghost Cat Anzu (2024)

Regie: Yoko Kuno und Nobuhiro Yamashita
Original-Titel: Babeneko anzu-chan
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Animation
IMDB-Link: Babeneko anzu-chan


Alles ist möglich in japanischen Animationsfilmen. Auch menschengroße Katzen, die auf Mopeds fahren, Handys benutzen und nebenberuflich als Masseure arbeiten. Das ist Anzu, der als normale Katze auf die Welt gekommen ist, dann aber das Wachsen und das Altern nicht eingestellt hat und nun als 37jährige Geisterkatze im Tempel des Großvaters der 11jährigen Karin lebt. Diese verschlägt es mit ihrem Vater dorthin. Der steckt gerade mal wieder in Geldnöten. Seit dem Tod von Karins Mutter vor zwei Jahren ist sein Leben auf die schiefe Bahn geraten, und die kluge und aufgeweckte Karin hat darunter besonders zu leiden. Als sich der Vater auf den Weg macht, um seine Schulden zu begleichen, beauftragt der Großvater Anzu, auf Karin aufzupassen. Die hat vor allem einen Wunsch: Sie möchte den Todestag ihrer Mutter an deren Grab in Tokyo begehen. Doch der Ausflug nach Tokyo nimmt eine unerwartete Wendung, als sich der Gott der Armut einschaltet und es dem Mädchen und seinem felinen Weggefährten ermöglicht, ins Reich der Toten zu reisen, um die Mutter zu besuchen. Die Themen in „Ghost Cat Anzu“ liegen offen dar: Verlust, Trauer, die Notwendigkeit, mit traumatischen Ereignissen umzugehen und dennoch seinen Weg zu finden. Die sprechende Geisterkatze Anzu sorgt dabei für gelegentliche komödiantische Auflockerung, auch wenn der Film trotz seines fantasievollen Settings und der kindergerechten Aufbereitung nur schwer für eine Komödie zu halten ist. Das Problem ist, dass der Film selbst nicht so richtig weiß, was er eigentlich ist und was er erzählen möchte. Die Story mäandert ein wenig herum, begibt sich dann auf Actionpfade, wenn der Besuch von Karin im Reich der Toten nicht unentdeckt bleibt, und kommt dann am Ende zu einer überhasteten Conclusio, bei der nicht alle Zuseher:innen mitgehen werden. Ich wüsste halt gerne, wer die Zielgruppe von diesem Film gewesen wäre. Das kleine Kind, das im Kinosaal die turbulenten Ereignisse auf der Leinwand zur Unterhaltung aller kommentiert hat (auch aufgrund der Tatsache, dass es weder Japanisch noch die englischen Untertitel verstehen konnte), war es wohl genauso wenig wie der Kürbis eures Vertrauens, der zwei Reihen weiter vorne gesessen ist. Und das, obwohl wir beide den ausgeprägten Cat Content zu schätzen wussten.


5,5 Kürbisse

Foto: (c) Viennale

Alles steht Kopf 2 (2024)

Regie: Kelsey Mann
Original-Titel: Inside Out 2
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Animation
IMDB-Link: Inside Out 2


Alles steht Kopf aus dem Jahr 2015 gehört zu den unbestrittenen Pixar-Meisterwerken. Mit viel Herz und Hirn wurden abstrakte Gefühle personifiziert und damit die emotionale Entwicklung eines jungen Mädchens fassbar gemacht. Freude, Traurigkeit, Ekel, Wut und Angst waren die Hauptprotagonisten in Riley Andersons Kopf, und am Ende stand die Erkenntnis, dass es alle Gefühle braucht, um als emotional stabiler Mensch durchs Leben zu kommen. Es überrascht nicht, dass dieser Kassenschlager nun fast ein Jahrzehnt später eine Fortsetzung bekommt, hat sich diese doch schon in der letzten Szene des ersten Films angekündigt. Und so treten nun neue Gefühle zusätzlich zu den bereits bekannten auf: Zweifel, Neid, Langeweile, Scham – Riley wird nun ein Teenager. Und man weiß: Während der Pubertät spielt es sich hormonell und gefühlsmäßig ab. Da wird nun wirklich alles auf den Kopf gestellt, und kein Stein der Persönlichkeit bleibt auf dem anderen. Diesen Aspekt fängt die Fortsetzung von „Alles steht Kopf“ mit viel Feingefühl und Hintersinn ein. Die Geschichte der jungen Riley wird stimmig weitererzählt, ihre Gefühlswelt wird vielfältiger und komplexer, und die personifizierten Gefühle in ihrem Kopf, vor allem wieder die Freude, die eigentlich immer am Ruder sein möchte und immer noch nicht gelernt hat, dass sie nicht alles bestimmen kann, haben alle Hände voll zu tun, sich da einigermaßen zu sortieren und Riley nicht völlig abstumpfen zu lassen. In dieser Hinsicht ist „Alles steht Kopf 2“ ein würdiger Nachfolger des ersten Films. Was ihn aber dennoch etwas abfallen lässt, ist zum Einen die Tatsache, dass nichts Neues erzählt wird, sondern die aus Teil 1 bekannte Geschichte einfach nur weitererzählt (und teilweise auch wiederholt) wird, und zum Anderen der deutlich zurückhaltende Humor. Es fehlen – anders als im ersten Film – die herzhaften Lacher. So fühlt sich „Alles steht Kopf 2“ zwar einen Tick erwachsener an (was ja auch zum Thema des Films passt), die leichtfüßigere und damit auch breitflächigere Unterhaltung bot aber Teil 1. Ein guter Film ist der zweite Teil dennoch, auch wenn er nicht ganz die Brillanz der besten Pixar-Meisterwerke und damit auch nicht jene des ersten Films erreicht.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Pixar/PIXAR – © 2024 Disney/Pixar. All Rights Reserved, Quelle: http://www.imdb.com)

Kung Fu Panda 4 (2024)

Regie: Mike Mitchell
Original-Titel: Kung Fu Panda 4
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Animation
IMDB-Link: Kung Fu Panda 4


Nach seiner Bestimmung, innerem Frieden und seiner Familie muss Panda Po in seinem vierten Abenteuer nun etwas finden, was ihm gar nicht behagt: Einen Nachfolger. Meister Shifu eröffnet ihm, dass er künftig nicht mehr der Drachenkrieger sein darf, sondern als spiritueller Führer über das Dorf und das Tal des Friedens wachen soll. Wir erleben also quasi das angewandte Peter-Prinzip: Po wird bis zur Position seiner größten Inkompetenz befördert. Das schmeckt ihm natürlich nicht so gut, denn das, was er am Kung Fu am meisten liebt, ist es, in Hintern zu treten. Also nützt er gleich die Gelegenheit, mit einer dubiosen Füchsin, die er in den Bau gesteckt hat, abzuhauen, um noch mal ein großes Abenteuer zu erleben anstatt im Tal des Friedens zu bleiben und andere die Drecksarbeit erledigen zu lassen. Dass er sich dabei mal wieder etwas übernimmt, überrascht nur wenig. Seine Gegnerin ist aber auch fies: Das Chamäleon, das konsequenterweise jede Gestalt annehmen kann, das es will, und das auf Meister Ugwes Wanderstab scharf ist, den Po weitervererbt bekommen hat. Dieser kann nämlich das Tor zum Geisterreich öffnen, und dass es keine gute Idee ist, wenn sich ein größenwahnsinniges Chamäleon mit Beziehungen zur Unterwelt dieser bedient, versteht sich von selbst. Also macht Po mal wieder neue Lernerfahrungen zu den Themen Vertrauen, Schicksal und Akzeptanz des eigenen Platzes im Leben. So weit, so gewohnt. „Kung Fu Panda 4“ unter der Regie von Mike Mitchell erfindet weder das Rad noch Kung Fu neu – der Gag des in Martal Arts bewanderten Flauschpandas hat sich mittlerweile etwas abgenutzt. Allerdings versprüht der Film viel Energie, flotte Sprüche und die eine oder andere wirklich sehr witzige Kampfszene, sodass diese weitere Fortsetzung auf jeden Fall über dem dritten Teil, dem bislang schwächsten, anzusiedeln ist. Allerdings hat man auch das Gefühl, dass die Geschichte des Pandas nun wirklich auserzählt ist.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von DreamWorks Animation – © 2023 DreamWorks Animation. All Rights Reserved., Quelle: http://www.imdb.com)

Asterix im Land der Götter (2014)

Regie: Alexandre Astier und Louis Clichy
Original-Titel: Astérix: Le domaine des dieux
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Animation, Komödie
IMDB-Link: Astérix: Le domaine des dieux


Ich bin ja ein großer Fan der Asterix-Comics. Diese liebevoll gezeichneten Abenteuer sind turbulent, machen Spaß, glänzen aber durch einen hintergründigen Humor, der sich oft erst beim zweiten oder dritten Lesen voll entfaltet. Es war immer schon schwierig, diese subtile Ebene auf das Medium des Films zu übertragen. Eine Ausnahme hierbei ist Asterix erobert Rom, das nicht auf einem Comic von Goscinny und Uderzo beruht und gerade dadurch eigene, neue Wege gehen kann, die im Film sehr gut funktionieren. Das Animationsabenteuer „Asterix im Land der Götter“ von 2014 bezieht einen Großteil seiner Geschichte nun wieder von einem Originalcomic, nämlich „Asterix und die Trabantenstadt“. In diesem versucht nun Julius Cäsar auf besonders heimtückische Weise, das unbeugsame Dorf, das dem Römischen Imperium immer noch Widerstand leistet, zu besiegen: Nämlich durch Kapitalismus und Gentrifizierung. Vor den Toren des Dorfs soll im Wald eine neue Stadt erbaut werden, sodass das gallische Dorf in deren Schatten in Irrelevanz verschwindet. Das missfällt nicht nur den im Wald lebenden Wildschweinen, sondern auch Asterix. Doch die Bauarbeiten schreiten voran und schon bald ziehen die ersten römischen Familien in die neue Stadt mit dem klingenden Namen „Das Land der Götter“. Sehr zum Entsetzen des gallischen Kriegers zeigt dies schon bald Auswirkungen auf das Dorfleben, denn vor allem die Händler wie Automatix und Verleihnix scheinen sich sehr gut mit den neuen Nachbarn zu arrangieren. Geht Cäsars perfider Plan tatsächlich auf? Was mir an diesem computeranimierten Abenteuer sehr gut gefällt, sind Tempo und Wortwitz, die auch in den Comics essentiell sind und zum ersten Mal so richtig auf den Film übertragen werden konnten. Auch ist es schön, dass endlich das gesamte Dorf mit all seinen wunderbar schrulligen Figuren seinen Auftritt hat und sich die filmische Umsetzung nicht ausschließlich auf Asterix, Obelix und den Druiden Miraculix konzentriert. Es sind vor allem die vielen liebevoll gezeichneten Nebenfiguren wie die pragmatische Gutemine, Ehefrau des einfältigen Häuptlings Majestix, oder der betagte, aber immer noch rüstige Methusalix, die den Geschichten zusätzliches Leben einhauchen. Und die sind in der Vergangenheit auf der großen Leinwand immer zu kurz gekommen. Es scheint, als hätten Alexandre Astier und Louis Clichy ihre Asterix-Bände brav gelesen und deren Essenz verstanden. Das macht „Asterix im Land der Götter“ zum gelungensten Asterix-Film seit „Asterix erobert Rom“ aus dem Jahr 1976.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Orion und das Dunkel (2024)

Regie: Sean Charmatz
Original-Titel: Orion and the Dark
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Animation
IMDB-Link: Orion and the Dark


Aus der Feder von Charlie Kaufman stammen einige der aberwitzigsten und originellsten Drehbücher der jüngeren Filmgeschichte. So hat er uns in den Kopf von John Malkovich schauen lassen, Jim Carrey seine Liebe zu Kate Winslet vergessen lassen und sich selbst von Nicolas Cage spielen lassen. Der Mann steht für verrückte Einfälle. Wenn man nun auf die Prämisse des neuesten Netflix-Animationsfilms „Orion und das Dunkel“ schaut, wird der kreative Kopf dahinter nicht sofort sichtbar. Es geht um den 11jährigen Orion, der sich vor allem fürchtet, am meisten vor der Dunkelheit, und eines Nachts von eben genau dieser zur Rede gestellt wird. Dunkelheit hat nämlich die Schnauze voll von dem hysterischen Gekreische und nimmt Orion eine Nacht lang mit, sodass dieser die Angst vor ihm verliert. Das klingt erst einmal nach einem neuen Pixar-Werk – wenn zuletzt schon Elemente, Seelen und Gefühle personifiziert wurden, warum dann nicht auch Licht und Dunkelheit? Doch im vertrackten Aufbau der Geschichte (die Struktur mit mehreren Zeitebenen entfaltet sich erst nach und nach) zeigt sich dann doch eindeutig Charlie Kaufman. Und ich hätte es mir nie gedacht, doch genau das ist das Hauptproblem von „Orion und das Dunkel“. Die Ambition, mehr sein zu wollen als ein altersgerechter und unterhaltsamer Kinderfilm, macht „Orion und das Dunkel“ chaotisch. Die Story selbst ist dünn und gibt nicht viel her, aber der Versuch, diese in unterschiedlichen Zeitebenen zu erzählen und somit eine ganze Familiengeschichte zu verschränken, kann über den simplen Inhalt nicht hinwegtäuschen. Vielmehr reißt einen das Drehbuch immer wieder aus dem Film heraus, zerstört auf diese Weise die Illusion der Erzählung. Ich verstehe die Intention, das Thema des Erzählens, das Tradieren von Geschichten von einer Generation zur nächsten, zum Inhalt des Films zu machen, doch gleichzeitig kann sich der Film nicht entscheiden, woran ihm mehr liegt: Orions Abenteuer oder der Meta-Ebene. Am Ende muss eine lächerliche Deus Ex Machina herhalten, um die Fäden wieder zusammenzuführen. Selbst einem Charlie Kaufman scheinen auch mal die Ideen auszugehen.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von DreamWorks Animation – © DreamWorks Animation © 2023, Quelle: http://www.imdb.com)

Mickys Weihnachtserzählung (1983)

Regie: Burny Mattinson
Original-Titel: Mickey’s Christmas Carol
Erscheinungsjahr: 1983
Genre: Weihnachtsfilm, Animation, Kurzfilm
IMDB-Link: Mickey’s Christmas Carol


Gut möglich, dass „Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens der meistverfilmte Stoff der Literaturgeschichte gehört. Zu den Top10 gehört die Geschichte rund um den Geizhals Ebenezer Scrooge, der in der Weihnachtsnacht von drei Geistern besucht wird, die ihm nahelegen, sein Leben zu überdenken, auf jeden Fall. Es verwundert daher auch nicht, dass es auch eine Disney-Verfilmung dazu gibt. Der Gag daran ist, dass sich Disney hier gleich aus dem gesamten Figurenkosmos der vergangenen Jahrzehnte bedient und in der Geschichte alles auftreten lässt, was Kinderherzen höherschlagen lässt: Dagobert Duck als Scrooge, Micky Maus als dessen ausgebeuteter Angestellter Bob Cratchit, Donald Duck als Neffe Fred, Goofy als Geist des verstorbenen Partners Jacob Marley, dazu jede Menge Figuren aus Erfolgsfilmen wie Robin Hood, „Pinocchio“ und vielen mehr. Man taucht tief ein in das Mäuseuniversum. Natürlich ist die doch recht gruselige Geschichte kindergerecht aufbereitet, und auch die Länge von 25 Minuten dürfte selbst die Kleinsten nicht komplett überfordern. Dennoch ist „Mickys Weihnachtserzählung“ nicht ausschließlich was für die Jüngsten im Haus, denn Charles Dickens‘ Vorlage ist wirklich charmant umgesetzt. So gibt es auch für das ältere Publikum genug zu schmunzeln und zu entdecken. Fazit: Ein netter Zeitvertreib zur Weihnachtszeit mit der bekannten Moral der Originalgeschichte, aber liebevoll umgesetzt, sodass sich niemand fürchten muss, wenn der schreckliche Geist der zukünftigen Weihnacht naht.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.tobis.de)

Robot Dreams (2023)

Regie: Pablo Berger
Original-Titel: Robot Dreams
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Animation
IMDB-Link: Robot Dreams


Wer einen möglichst authentisches New York im Film sehen möchte, greift in der Regel zu Filmen von Woody Allen. Dieser ist mit seinem neuesten Werk natürlich auch wieder bei der Viennale, dem alljährlichen Filmfestival von Wien, vertreten. Doch gibt es mit Pablo Bergers „Robot Dreams“ plötzlich einen Film, der „new yorkischer“ ist als alles, was Woody Allen bislang so gemacht hat. Und das Erstaunliche daran: Es handelt sich hierbei um einen charmanten Animationsfilm im Cartoon-Stil über anthropomorph-tierische Stadtbewohner, der fluffig-leicht daherkommt, aber in diesem leichten, auch kinderfreundlichen Stil eine grundlegende Aussage über das Menschsein trifft. Wir sind nicht dazu geschaffen, allein vor uns hinzuvegetieren. Aus diesem Grund bestellt sich der Protagonist Dog einen Roboter, der sofort zu seinem besten Freund wird. Ein unbeschwerter Nachmittag am Strand führt allerdings zur Katastrophe, als der Roboter feststellt, dass ihn Meer und Sonne bewegungsunfähig gemacht haben. Der verzweifelte Dog muss ihn zurücklassen, es war der letzte Tag der Saison, und ab da nimmt der zunächst so federleichte Film eine tragische Wendung und sinniert über Verlust, Verlustängste, Loslassen und Trauerarbeit. Es ist ein kleines Wunder, dass Pablo Berger all diese emotional komplexen Inhalte übermitteln, ohne dafür auch nur eine einzige Dialogzeile zu benötigen. „Robot Dreams“ ist charmant, witzig (mit vielen unglaublich amüsanten Details im Hintergrund), süß, traurig und melancholisch – ein Ritt durch alle Gefühlslagen. Die einzige kleine Schwäche, die der Film aufweist, ist ein geringfügiger Durchhänger im Mittelteil, doch das mindert meine Begeisterung für dieses Kleinod der Animationskunst nicht. Ein hervorragender Auftakt in meine Viennale 2023.


8,0 Kürbisse

(Foto: (c) Viennale)

Elemental (2023)

Regie: Peter Sohn
Original-Titel: Elemental
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Animation
IMDB-Link: Elemental


Achtung Kalauer: Ist Pete Docter der Vater vieler grandioser Pixar-Filme, hat nun Peter Sohn den Staffelstab nicht unbedingt gut aufgenommen. Denn „Elemental“ aus der berühmten Animationsfilmschmiede fühlt sich wie ein Aufguss bekannter Themen an, ohne allerdings seine eigene Geschichte zu finden. Die junge Außenseiterin Ember fühlt sich hin- und hergerissen zwischen der Pflicht, den Wünschen der Familie zu entsprechen, und der Suche nach der eigenen Identität, trifft auf einen anderen Außenseiter, Wade von den Wassergeschöpfen, der so gar nicht zu ihr passt, doch die beiden finden dennoch zueinander, und die Außenseiterin lernt, ihren eigenen Weg zu finden. Damit ordnet sich „Elemental“ thematisch zwischen Rot, Wall-E: Der Letzte räumt die Erde und dem Disney-Film Zoomania ein, und die Stadt Zootopia aus letztgenanntem Film scheint auch gleich die Vorlage für die Stadt der Elemente in „Elemental“ gewesen zu sein: Hier lebt in friedlicher Koexistenz, was es für gewöhnlich schwer hat, miteinander auszukommen. In diesem Fall Geschöpfe der vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft. Das bietet den Designern des Animationsstudios natürlich jede Menge Möglichkeiten, ihre Expertise unter Beweis zu stellen, und so ist es schon hübsch anzusehen, wie die unterschiedlichen Elemente lebhaft und bunt animiert sind, wie das Feuer flackert, das Wasser fließt – mit Sicherheit keine einfache Aufgabe für das Studio. Und doch zündet die Story nicht (pun intended). Die Geschichte ist einfach zu harmlos, die familiären Konflikte werden überdramatisiert, die Moral zu sehr mit dem Holzhammer in die Köpfe gehämmert. Und was genau die Anziehungskraft zwischen den beiden Hauptfiguren verursacht, ist selbst beim Abspann noch nicht klar. Hier wurde wohl eher nach dem Motto „style over substance“ gehandelt. Und so ist „Elemental“ aufgrund seiner Schauwerte zwar kein wirklich schlechter Film, aber einer der schlechtesten von Pixar bislang.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Pixar/PIXAR – © 2022 Disney/Pixar. All Rights Reserved., Quelle http://www.imdb.com)

Kung Fu Panda 3 (2016)

Regie: Alessandro Carloni und Jennifer Yuh Nelson
Original-Titel: Kung Fu Panda 3
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Animation
IMDB-Link: Kung Fu Panda 3


Ja, ich habe eine Schwäche für den flauschigen Kung Fu-Krieger Po, der im ersten Teil zum legendären Drachenkrieger wurde, und im zweiten Teil inneren Frieden fand. Da ich nicht der einzige Fan der Filmreihe war, schob Dreamworks unter der Regie von Alessandro Carloni und erneut Jennifer Yuh Nelson 2016 noch einen dritten Film nach – der Bambus muss gegessen werden, solange er noch roh ist oder so ähnlich. Und was sich am Ende des zweiten Films schon angedeutet hat, ist nun die Ausgangslage für das dritte Abenteuer des tapferen Pandas Po, dessen große Klappe nur durch seinen noch größeren Hunger übertroffen wird. Denn eines Tages steht ein weiterer Panda in seinem Dorf und sucht nach dem verlorengegangenen Sohn. Nach anfänglicher Verwirrung glückt die Familienvereinigung, und das Leben aller im Dorf könnte friedlich seinen Lauf nehmen, wäre da nicht eine Bedrohung aus der Geisterwelt durch einen wahnsinnigen Kung Fu-Meister, der eine Rechnung mit dem verblichenen Meister Oogway und dem ganzen Kung Fu an sich eine Rechnung offen hat. Wieder strebt ein Bösewicht nach allumfassender Macht, wieder muss sich der dicke, fette Panda dem entgegenstellen, doch diesmal sieht die Lage noch schlimmer aus als sonst, da allein die Meisterschaft des Kung Fu die Welt nicht retten wird. Stattdessen braucht es die Kenntnis des Ch’i, das angeblich alle Pandas beherrschen – nur halt blöderweise nicht diejenigen, die aktuell am Leben sind. Zwischen Trainings- und Gefechtspausen wird dann noch der Konflikt zwischen leiblichem Vater und Ziehvater ausgetragen, und Po muss versuchen, seinen inneren Panda zu channeln, was gar nicht so einfach ist. Im Grunde ist „Kung Fu Panda 3“ more of the same. Wieder muss Po einen Schritt in seiner Entwicklung nehmen, um den Schurken auszuschalten, wieder gibt es viel über die Bedeutung von Freundschaft und Familie zu lernen, und wieder hat der Schurke keine andere Motivation als Rache für eine angebliche Fehlbehandlung in der Vergangenheit. Gäbe es in dieser Kung Fu Panda-Welt einen guten Therapeuten, wären aus den drei abendfüllenden Filmen lediglich zehnminütige Mini-Episoden geworden. Im Vergleich zu den beiden Gegenspielern aus den ersten zwei Filmen, wirkt Kai, der Wüterich, aber tatsächlich motivationslos und völlig austauschbar. Auch trifft die Prämisse „mehr Pandas = besser“ nicht unbedingt zu, denn so amüsant das schwarz-weiße Panda-Treiben gelegentlich auch ist, so wird es doch fast beiläufig abgehandelt. Daraus hätte man mehr machen können. So ist der dritte Film der Reihe am Ende ein Aufguss, den es nicht unbedingt gebraucht hätte, auch wenn er für sich selbst gesehen nicht schlecht ist – halt eben im Kontext der anderen Filme ohne besonderem Mehrwert.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von DreamWorks Animation – © KUNF FU PANDA 3 ©2015 DreamWorks Animation LLC. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)