Rom-Com

Fast verheiratet (2012)

Regie: Nicholas Stoller
Original-Titel: The Five-Year Engagement
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Komödie, Liebesfilm, Rom-Com, Drama
IMDB-Link: The Five-Year Engagement


John Lennon in all seiner Weisheit hat die Quintessenz unserer Existenz so zusammengefasst, dass man dazu nichts mehr ergänzen kann: „Life is what happens to you while you’re busy making other plans“. Und genau das passiert auch Tom und Violet (Jason Segel und Emily Blunt). Eigentlich wäre man ja frisch verlobt und schon dabei, Hochzeitspläne zu schmieden, doch dann bekommt Violet ein berufliches Angebot aus Michigan, das so attraktiv ist, dass die Hochzeit erst mal warten muss. Kein Problem für Tom, den modernen Mann, der für seine Beziehung die Aussicht auf eine Chefkoch-Stelle ausschlägt, um seine Liebste zu unterstützen. Doch irgendwie läuft dann doch alles anders, als sich das junge Paar das im Vorfeld vorgestellt hat. „Fast verheiratet“ (im Original: „The Five-Year Engagement“) von Nicholas Stoller ist vordergründig klassisches Rom-Com-Kino, nur dass die übliche Prämisse, nämlich „Paar findet zueinander“ hier übersprungen wird und der Fokus auf den alltäglichen Schwierigkeiten liegt. Die Herausforderung hier ist nicht, in Liebe zueinander zu finden, sondern die Liebe durch alle Schwierigkeiten hindurch aufrecht zu halten. Und das macht der Film, der nicht auf die komödiantische Komponente seines Genres vergisst, auf eine wirklich herzerfrischende, ehrliche und unprätentiöse Weise. Jason Segel und Emily Blunt sind ein absolut glaubwürdiges Paar und harmonieren perfekt. Doch auch die prominent besetzten Nebenrollen (Chris Pratt, Rhys Ifans, Jacki Weaver, Alison Brie, Dakota Johnson) machen ihre Sache außerordentlich gut. Das Besondere an diesem Film ist, dass er seine Figuren ernst nimmt und nie der Lächerlichkeit preis gibt, so lustig und absurd manche Szenen auch sind. Das ist ein Qualitätsmerkmal herausragender Komödien: Diese beziehen ihren Humor aus der Geschichte und nicht aus billig eingestreuten Gags. Und so ist „Fast verheiratet“ für mich ein überraschender Beitrag zu seinem Genre, der damit gleich mal einen ernsthaften Angriff auf die Spitze fährt. Ein echter Geheimtipp.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2012 – Universal Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Alles eine Frage der Zeit (2013)

Regie: Richard Curtis
Original-Titel: About Time
Erscheinungsjahr: 2013
Genre: Fantasy, Komödie, Drama, Rom-Com
IMDB-Link: About Time


Zeitreisegeschichten. Immer ein gutes Thema. Und von Hollywood schon auf solch vielfältige Weise verarbeitet – als Sci-Fi-Epen, als finsteren Dystopien, als Horrorgeschichten, als absurde Komödien – aber es brauchte jemanden mit Eiern wie Richard Curtis, um eine Zeitreise in einen romantischen Liebesfilm zu packen und daraus eine alltägliche Geschichte über die Liebe, das Familienleben, das Älterwerden und die kleinen Entscheidungen im Leben zu machen. Die Prämisse ist wunderbar einfach und wird auch herrlich unprätentiös ohne großes Brimborium vorgestellt: In Tims Familie können alle Männer in die Vergangenheit reisen. Sie müssen sich dafür nur an einen dunklen Ort begeben, die Hände zu Fäusten ballen und an den Moment denken, zu dem sie zurückkehren möchten. Tim, eher der Typ „einsamer Nerd“, nutzt diese Fähigkeit, um nach der Liebe zu suchen. Und nach anfänglichen Schwierigkeiten findet er sie in der Gestalt von Mary. Es braucht etliche Versuche, um ihr Herz zu gewinnen, aber wenn man theoretisch unendlich viele Möglichkeiten dafür hat, gelingt das auch schüchternen und unsicheren Kerlen wie eben Tim. Der Weg zu seinem Glück ist schon mal entzückend anzusehen – und Domhnall Gleeson und Rachel McAdams haben eine gute Chemie miteinander. Aber damit gibt sich Richard Curtis nicht zufrieden, was den Film in weiterer Folge weit über durchschnittliche Rom-Com-Kost hinaushebt. Denn der Film endet nicht damit, wie die beiden zueinanderfinden. Vielmehr ist das nur eine Zwischenstation auf Tims Weg. In seinem klugen, tiefgründigen Skript, das vielleicht die eine oder andere Länge hat, aber dann doch auch wieder in sich stimmig ist, arbeitet sich Curtis weiter ab an den vielen kleinen Lebensentscheidungen, um der Frage nachzugehen, was am Ende wirklich zählt und was unser Leben kostbar und lebenswert macht. Das Ende ist eines der schönsten, bittersten und wahrhaftigsten Filmenden, die ich seit langem gesehen habe, und – bei allem Respekt vor den vielen weiteren großartigen Momenten, die Richard Curtis in seiner Filmographie geschaffen hat – in meinen Augen sein persönlicher Höhepunkt. Um noch einmal die Zeit ins Spiel zu bringen: Ein Film für die Ewigkeit.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Murray Close – © 2013 – Universal Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Nie wieder Sex mit der Ex (2008)

Regie: Nicholas Stoller
Original-Titel: Forgetting Sarah Marshall
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Rom-Com
IMDB-Link: Forgetting Sarah Marshall


Ja, ich weiß, ich wiederhole mich, diesen Kritikpunkt habe ich schon öfter geäußert, aber was raus muss, muss raus: Deutsche Titel für englischsprachige Filme sind manchmal so unglaublich daneben, dass einem glatt ein guter Film entgehen könnte, wenn man ihn nur nach der verhatschten Übersetzung einordnen würde. „Nie wieder Sex mit der Ex“, im englischsprachigen Original einfach „Forgetting Sarah Marshall“, ist so ein Fall. Ein grundsympathischer, witziger Film mit einer charmanten Besetzung (Jason Segel und Mila Kunis und in Nebenrollen u.a. Kristen Bell, Russell Brand, Bill Hader, Jonah Hill und Paul Rudd), einer Story, die zwar ein exotisches Setting (Hawaii) ermöglicht, das das mitteleuropäische Publikum im Lockdown träumen lässt, aber dennoch so geerdet ist, dass jedermann und jederfrau mitfühlen kann – und am Ende noch eine der besten Musical-Einlagen aller Zeiten. Und warum habe ich den Film erst jetzt gesehen im biblischen Alter von 38 Jahren? Eben wegen des verhatschten Titels, der mich eher an halbgare Schmuddelklamotten a la „Eis am Stil“ denken hat lassen. Aber wenn man sich darauf einlässt und vom Titel nicht abschrecken lässt, erhält man einen wirklich unterhaltsamen Film über das Verarbeiten einer gescheiterten Beziehung, was umso schwerer fällt, wenn die Angebetete a) eine erfolgreiche Schauspielerin und dementsprechend häufig im Fernsehen ist und man b) seinen Schmerz ausgerechnet in jenem Urlaubsressort zu verarbeiten gedenkt, in dem sich die Ex mit ihrem neuen Lover vergnügt. Da braucht es dann schon ein Kaliber a la Mila Kunis, um wieder auf andere Gedanken zu kommen. Ja, der Film ist recht formelhaft gehalten, er erfindet das Genre keineswegs neu, aber das muss er auch nicht. Er passt schon so, wie er ist. Und jetzt will ich nach Hawaii.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 2008 – Universal Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Fack ju Göhte (2013)

Regie: Bora Dagtekin
Original-Titel: Fack ju Göhte
Erscheinungsjahr: 2013
Genre: Komödie, Rom-Com
IMDB-Link: Fack ju Göhte


Heute handele ich mir mal wieder Schelte ein. Ich bin auf Krawall gebürstet und im Begriff, einen viel geliebten Film in der Luft zu zerreißen. Ich bin ja froh, dass meine Zukünftige schon Ja gesagt hat, denn sie mag den Film wirklich sehr, aber als Kürbis muss man unbestechlich sein, auch wenn dann der Haussegen ein wenig schief hängt. (An dieser Stelle: Schatz, hüstel, ich liebe dich, ich mach’s wieder gut – was hältst du von einer Bestellung von asiatischem Essen heute Abend?) „Fack ju Göhte“ vereint jedenfalls alles, was ich an modernen deutschen Komödien nicht mag: Anzügliche und schlüpfrige Witzchen, die dann doch wiederum nur unterstreichen, wie erzkonservativ man in der Bundesrepublik zuweilen ist, wenn man es als lustig und erfrischend empfindet, wenn die brave Lehrerin in ihrem Cocktail eine Banane in Penisform vorfindet, dazu kommen noch schlechtes Schauspiel durch die Bank, unglaubwürdig und übertrieben agierende Charaktere, ein Frauenbild, das ich lieber komplett unkommentiert lasse (Wer hat das Drehbuch geschrieben? Friedrich Merz?) und Gags, die man in den 60er Jahren in den Filmen von Peter Alexander schon lustiger gesehen hat, und der konnte auch noch singen. Die Story: Ein Ex-Knacki (Elyas M’Barek) versucht, an eine unter der neuen Turnhalle seiner alten Schule vergrabene Beute heranzukommen und gibt sich zu diesem Zweck als Lehrer aus, woraufhin er prompt die am schlimmsten verrufene Klasse der ganzen Schule zugeteilt bekommt. Damit erregt er das Interesse einer verklemmten Lehrerin (Karoline Herfurth), die jedoch von seinen pädagogischen Methoden wenig überzeugt ist und ihn zu einem besseren Lehrer machen möchte. Das Ganze wird dann überraschungsfrei und mit den schon erwähnten anzüglichen Gags abgespult. M’Barek und Herfurth wirken immerhin noch sympathisch, aber definitiv fehlbesetzt in ihren Rollen. Aber fangen wir lieber erst gar nicht an von Fehlbesetzungen, denn sonst müsste ich jetzt die ganze Besetzungsliste runterrattern. Ich bleibe bei meinem Fazit: Ich und die moderne deutsche Komödie? Das geht einfach nicht zusammen. „Fack ju Göhte“ ändert daran leider nichts. Dann lieber die xte Wiederholung von „Hurra, die Schule brennt“.

Bleibt nur noch: Was darf ich dir denn bestellen, mein Schatz? Wieder die guten Shrimps? Und ja, die Couch ist wirklich sehr gemütlich, ich habe kein Problem damit, heute darauf zu schlafen …


3,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 2013 – Constantin Film, Quelle http://www.imdb.com)

Sabrina (1954)

Regie: Billy Wilder
Original-Titel: Sabrina
Erscheinungsjahr: 1954
Genre: Liebesfilm, Drama, Rom-Com
IMDB-Link: Sabrina


Bert Brecht hat es im Moritat von Mackie Messer in seiner Dreigroschenoper auf den Punkt gebracht: „Denn die einen sind im Dunkeln / Und die andern sind im Licht. / Und man sieht die im Lichte / Die im Dunkeln sieht man nicht.“ Während Terrasse und Haus der Industriellenfamilie Larrabee hell beleuchtet ist für Cocktailpartys und Empfänge, bleibt die Garage, über der die Chauffeurstochter Sabrina (Audrey Hepburn) wohnt, dunkel, und sie selbst versteckt sich im Baum, um einen Blick auf den geliebten Erben, Lebemann und Nichtsnutz David Larrabee (William Holden) zu erhaschen. Überflüssig zu sagen, dass David ihre Gefühle nicht erwidert, sie nicht einmal richtig wahrnimmt. So geht Sabrina nach Paris, um kochen zu lernen, und als sie zwei Jahre später zurück in die Heimat kommt, bringt sie ein bisschen französisches Flair und Pariser Eleganz in die Bude, sodass auch David nur noch mit den Ohren wackeln kann und sich sofort in die junge Schöne verguckt. Blöd nur, dass schon die Hochzeit mit der Magnatentochter Elizabeth (Marthy Hyer) arrangiert ist. Es wäre die vierte des David Larrabee. Sein Bruder Linus (Humphrey Bogart) beobachtet die sich entwickelnde Romanze kritisch, denn mit Elizabeth kommen zwanzig Millionen Dollar Aussteuer und der wichtigste Zulieferer zum neuen Geschäftszweig der Plastik-Produktion. Also beschließt Linus, in die Beziehung von Sabrina und David einzugreifen – mit allerlei verschlagenen Mitteln, denn als trockener Geschäftsmann steht er auf dem Standpunkt, dass der Zweck die Mittel heiligt. „Sabrina“ von Billy Wilder ist eine temporeich inszenierte Liebesgeschichte, die durchaus gegen Konventionen und Erwartungen läuft und gerade darin die größten Stärken wie Schwächen gleichermaßen hat. Denn während der Film auf eine Verbindung von Sabrina und David und die Läuterung des Lebemanns hinarbeitet, entwickelt sich die eigentliche Liebesgeschichte fast beiläufig und im Hintergrund, sodass das Ende irgendwie nicht ganz stimmig wirkt. Aber sei’s drum. Denn niemand kann so charmant schauen wie Audrey Hepburn, und niemand trägt einen Hut so lächerlich und stilvoll gleichermaßen wie Humphrey Bogart, und niemand kann sich amüsanter zum Deppen machen, wenn er sich auf ein Sektglas setzt, als William Holden, und niemand hatte ein besseres Gespür für komödiantisches Timing als Billy Wilder, und damit macht der Film auch heute noch Spaß.


7,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by MPTV – © 1954 Paramount, Quelle http://www.imdb.com)

Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga (2020)

Regie: David Dobkin
Original-Titel: Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga
Erscheinungsjahr: 2020
Genre: Komödie, Musikfilm, Satire, Rom-Com
IMDB-Link: Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga


Will Ferrell kann ganz schön anstrengend sein. Die stoischen Kindsköpfe, die er stets zu spielen pflegt, haben sich halt mittlerweile abgenutzt, und man könnte meinen, dass er ein One-Trick-Pony ist. Für das wunderbare „Stranger Than Fiction“ war er perfekt, aber der Film liegt halt auch schon wieder 14 Jahre zurück. Und nun spielt er in „Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga“ einen isländischen Popmusiker, der mit seiner Partnerin Sigrid (Rachel McAdams) beim Eurovision Song Contest groß rauskommen möchte. Sein einziger Lebenstraum: Dort zu triumphieren. Was nach einem sicheren Weg ins filmische Desaster klingt, nämlich die Parodie auf eine Parodieveranstaltung mit dem stoischen Kindskopf Will Ferrell in der Hauptrolle, entpuppt sich überraschend als recht charmante Hommage an einen Wettbewerb, den keiner ernst nehmen kann und der gerade deshalb so großartig und wichtig ist. Die musikalischen Beiträge und deren Interpreten sind auf dem Punkt. Jeder einzelne von ihnen könnte im echten Eurovision Song Contest auftreten. Und so lächerlich die Veranstaltung per se auch ist, sie wird von David Dobkins Film nicht lächerlich gemacht. Da merkt man, dass die Macher mit sehr viel Liebe ans Werk gegangen sind. Und plötzlich ist auch Will Ferrell wieder erträglich, und die Musik plötzlich bei aller Absurdität gar nicht so schlecht und das Leben irgendwie schön und bunt. Soll nichts Schlimmeres passieren als der neue Will Ferrell-Film.


6,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by John Wilson/NETFLIX/John Wilson/NETFLIX – © 2020 Netflix, Inc., Quelle imdb.com)

Morning Glory (2010)

Regie: Roger Michell
Original-Titel: Morning Glory
Erscheinungsjahr: 2010
Genre: Komödie, Rom-Com
IMDB-Link: Morning Glory


Zugegeben, manchmal braucht es nicht viel für einen unterhaltsamen Filmabend. Da reichen bereits ein mürrischer Harrison Ford als unterforderter News-Journalist, der aufgrund einer Lücke in seinem Vertrag plötzlich Co-Moderator einer Morning Show werden muss, eine gut aufgelegte Diane Keaton und eine mit Verve spielende Rachel McAdams, die sichtlich Spaß daran hat, die beiden Kapazunder der cineastischen Unterhaltung herumzukommandieren. Denn McAdams spielt die junge, talentierte Producerin Becky Fuller, die die schwierige Aufgabe übernimmt, die vor sich her dümpelnde Morning Show „Daybreak“ vor dem Ende zu bewahren. Auftritt Harrison Ford als grantelnder Journalist Mike Pomeroy, der auch schon bessere Zeiten erlebt hat. Und natürlich kommt es, wie es kommen muss – man kennt ja diese Art von Komödie: Nach anfänglichen Schwierigkeiten findet das unwahrscheinliche Gespann dann doch irgendwann mal auf den richtigen Pfad. Originell ist das nicht. Aber mit so viel Tempo, Witz und guter Laune erzählt, dass die Zeit definitiv nie vergeudet scheint. Und wenn dann der biedere Wetterfrosch im Neukonzept der Jung-Producerin plötzlich dazu missbraucht wird, wilde Achterbahnfahrten und Kunstflüge mitzumachen, gelingen Roger Michell mitunter die lustigsten Szenen, die ich seit langem gesehen habe. Zwischendurch schlapft auch noch Jeff Goldblum als Chef des Fernsehsenders sehr jeffgoldblumig durch die Szenerie, und Patrick Wilson darf den (vergessenswerten) Love Interest mimen, aber das gerät dann fast schon zur Nebensächlichkeit. Der Film lebt davon, wie Rachel McAdams auf sehr entzückende Weise ihren Co-Cast aufmischt und Leben in die angestaubte Bude bringt. Und das ist wirklich sehr unterhaltsam.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)

Hannah und ihre Schwestern (1986)

Regie: Woody Allen
Original-Titel: Hannah and Her Sisters
Erscheinungsjahr: 1986
Genre: Komödie, Rom-Com
IMDB-Link: Hannah and Her Sisters


Irgendwie fühlen sich alle Woody Allen ja ziemlich gleich an. Das Grundrezept besteht aus Jazz, Spaziergängen und neurotischen Menschen. „Hannah und ihre Schwestern“ aus dem Jahr 1986, dreifach Oscar-geadelt (Dianne Wiest, Michael Caine und Woody Allen für das beste Script) ist hierbei keine Ausnahme. In der Tonalität ist der Film allerdings ein wenig gesetzter, nicht direkt melancholisch, aber mit leiseren Zwischentönen, die der Geschichte rund um der farblosen Hannah (Mia Farrow), die es allen Recht machen möchte und dabei übersieht, dass ihr Umfeld aus den Fugen gerät, und ihrer beiden Schwestern Holly (Dianne Wiest) und Lee (Barbara Hershey), gut tun. Hannah scheint zunächst jene Schwester zu sein, die ihr Leben noch am besten in den Griff bekommen hat. Allerdings fängt ihr Mann (Michael Caine) eine Affäre mit ihrer eigenen Schwester Lee an. Und auch der Ex-Mann (Woody Allen) ist keine Stütze – der nervöse Hypochonder sieht sich schon mit einem Gehirntumor konfrontiert, der ihn in eine tiefe Sinnkrise stürzt. Und Hannahs Schwester Holly hat mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen – mit Zurückweisungen, die sie als angehende Schauspielerin erfährt, und der Tatsache, dass ihre beste Freundin April (Carrie Fisher), mit der sie zudem einen Catering-Service betreibt, bei den interessanten Männern besser ankommt. Eigentlich fällt es schwer, in Woody Allens Film einen roten Faden zu finden, denn jede Figur hat so ihre Probleme und jede bekommt genügend Screentime, um diese auch vor den Zusehern auszubreiten. Das alles ist allerdings charmant von tollen Schauspielern und einem Script, das dennoch eine gewisse Grundordnung bewahrt, zusammengehalten und ist kurzweilig anzusehen. Am Ende sind – wie bei vielen Woody Allen-Filmen – die Figuren nur unmerklich von ihrer Ausgangsposition zu Beginn des Films entfernt, aber das kleine Stück Weg, das sie dank ihrer Erkenntnisse zurückgelegt haben, kann eine ganz neue Welt bedeuten.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc., Quelle: imdb.com)

Liebe braucht keine Ferien (2006)

Regie: Nancy Meyers
Original-Titel: The Holiday
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Rom-Com, Weihnachtsfilm
IMDB-Link: The Holiday


Wir müssen über Jack Black reden. Ich mag ihn. Er ist witzig, selbstironisch, ein großartiger Musiker, war toll in „School of Rock“, passte überraschend gut in Peter Jacksons „King Kong“, und das Re-Boot von „Jumanji“ wäre ohne ihn auch nur halb so lustig. Aber was zum Geier dachten sich die Casting-Agenten von „Liebe braucht keine Ferien“, als sie ihn als Love Interest von Kate Winslet besetzten? Mir tut der Mann ehrlich leid. Er bemüht sich nach Kräften, aber er ist eben der lustige Kumpel-Typ, und nicht jener, der von den heißesten Frauen des Universums angeschmachtet werden. Dazu wird er von der unfassbar talentierten Kate Winslet gnadenlos an die Wand gespielt. Und genau deshalb funktioniert „Liebe braucht keine Ferien“ von Nancy Meyers nur bedingt. Rundum gut sind sie Szenen mit Cameron Diaz und Jude Law, die wirklich eine gute Chemie miteinander haben. Die amerikanische Schnepfe, die im britischen Landhaus den charismatischen Dandy verfällt, der sich in weiterer Folge als überraschend facettenreich herausstellt, wird von Diaz gut verkörpert, das ist stimmig. Über Kate Winslet, die Britin, die mit der Amerikanerin über die Weihnachtsferien Häuser getauscht hat und nun in L.A. zwischen Musikproduzenten und gefeierten Drehbuchautoren ein bisschen quirky britishness einbringt, muss man ohnehin nicht viele Worte verlieren. Ich halte sie für eine der talentiertesten Schauspielerinnen überhaupt – sie kann einfach nicht schlecht spielen. Bleibt also Jack Black. Und da donnert’s die Bewertung für den an sich sympathischen, witzigen und größtenteils gelungenen Film um mindestens einen ganzen Kürbis, wenn nicht mehr, nach unten. Jack Blacks Auftritt hat seiner Karriere zum Glück nicht groß geschadet. Dem Film aber schon.


6,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle imdb.com)

Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich (2019)

Regie: Jonathan Levine
Original-Titel: Long Shot
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Rom-Com, Satire, Komödie
IMDB-Link: Long Shot


Seth Rogen und Charlize Theron sind per se schon mal ein sehr unwahrscheinliches Leinwandpaar. Er: der verpeilte Brachialkomiker; sie: die elegante Dame mit Stil. „Long Shot“ von Jonathan Levine bringt nun diese beiden sehr unterschiedlichen Charaktere zusammen und würzt die ohnehin schon schräge Prämisse mit entgegengesetzten Berufen und Idealen: Fred Flarsky ist ein wütender (und arbeitsloser) Investigativjournalist mit Tendenz zum Slacker, Charlotte Field die Secretary of State und künftige Präsidentschaftskandidatin. Wer aus dieser Konstellation nun derben Slapstick erwartet, hat die Rechnung ohne dem Drehbuchduo Liz Hannah und Dan Sterling, ohne Regisseur Levine und vor allem ohne Seth Rogen gemacht. Dem haftet ja noch immer der Ruf an, hauptsächlich Kindereien zu fabrizieren. Dabei geht es ihm wie den meisten der Riege rund um Judd Apatow. Man vergisst, dass beispielsweise Steve Carell und Jonah Hill (dieser sogar zweifach) oscarnominiert waren für ihre darstellerischen Leistungen. Und dass Seth Rogen schon großartige ernste Rollen wie in Take This Waltz oder „Steve Jobs“ gespielt hat. Der Mann kann spielen, und zwar richtig, richtig gut. Nur haben es Komödianten wie die gerade Genannten oft schwer, dieses Können unter Beweis zu stellen. In „Long Shot“ glänzt Rogen nun neben Charlize Theron, und über die Begabung der schönen Südafrikanerinnen muss man, denke ich, nicht groß diskutieren. Um es auf den Punkt zu bringen: Wer von Charlize Therons magischer Präsenz nicht an die Wand gespielt wird, hat höchsten Respekt verdient. Womit „Long Shot“ neben der tollen Chemie seiner beiden Hauptdarsteller noch aufwarten kann, ist ein satirisch überhöhtes, aber zeitgemäßes Drehbuch, das den Politbetrieb mit einigen gezielten Wirkungstreffern bearbeitet. In einer Zeit, in der eine Orange mit dem IQ einer ausgepressten Orange Bundespräsident sein kann, ist ein turbulentes Szenario, wie es in „Long Shot“ beschrieben wird, nicht undenkbar. Das sympathische Paar kämpft allein auf weiter Flur gegen Vollidioten um seine Ideale. Und so zynisch das zunächst auch anmuten mag, so weit weg von der Wahrheit ist der Film am Ende wohl gar nicht. Dass die eigentliche Rom-Com-Handlung arg vorhersehbar ist und gängigen Mustern vielleicht ein bisschen zu genau folgt, kann man dem Film angesichts seiner subtilen Stärken auch leicht verzeihen. Die 7 Kürbisse bilden derzeit das untere Limit ab, vielleicht steigt die Bewertung nach erneuter Sichtung auch noch weiter an.


7,0
von 10 Kürbissen