Animation

Spider-Man: Across the Spider-Verse (2023)

Regie: Joaquim Dos Santos, Kemp Powers und Justin K. Thompson
Original-Titel: Spider-Man: Across the Spider-Verse
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Animation
IMDB-Link: Spider-Man: Across the Spider-Verse


2 Stunden und 20 Minuten. Wer die Fortsetzung des originellen Überraschungserfolg von Spider-Man: Into the Spider-Verse aktuell im Kino sehen möchte, muss eine Menge Sitzfleisch mitbringen. „Spider-Man: Across the Spider-Verse“, wieder aus der Feder und unter der Produktion des kongenialen Duos Christopher Miller und Phil Lord, die diesmal den Neulingen Joaquim Dos Santos, Kemp Powers und Justin K. Thompson die Regie anvertraut haben, ist, so liest man, der längste Animationsfilm, der jemals in Hollywood produziert wurde. Und nicht einmal diese knapp 2,5 Stunden reichen aus, um das Abenteuer von Miles Morales und Gwen Stacy zu erzählen: Teil 2 ist für 2024 angekündigt. Es ist also ein ziemliches Commitment, das man mit dem Kauf eines Kinotickets eingeht. Und da ist stellt sich natürlich die Frage: Lohnt es sich? Um eine einfache und klare Antwort zu geben: Wenn man den chaotischen Stil des ersten Films mochte, der in unbändiger Kreativität die verschiedensten Stile zusammenmixte und daraus eine temporeiche und knallbunte Collage des visuellen Erzählens baute, wird auch den zweiten Teil mögen, ja, vielleicht sogar lieben. Denn erneut sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, ein visuell absurder Einfall jagt den nächsten, und doch hat man nie das Gefühl, dass dies Selbstzweck sei, sondern alles dient der Geschichte und ordnet sich dieser unter. Es braucht durchaus eine Phase der Eingewöhnung – die ersten zehn Minuten wusste ich noch nicht recht, wohin mit all diesen Sinneseindrücken, die da auf mich einprasselten – doch hat man sich einmal auf diesen ganz speziellen Stilmix und das atemberaubende Tempo eingelassen, fließt der Film in Folge wie aus einem Guss dahin. Dem Film gelingt das Kunststück, einerseits einen noch wilderen Ritt als Teil 1 zu bieten und noch mal eins draufzusetzen, andererseits aber auch der in sich stimmigere Film zu sein. Das ist schon großes Kino. Noch nie sind Comic und Film dermaßen symbiotisch zu einer eigenen Kunstform zusammengeflossen. Die Geschichte selbst ist dabei noch nicht mal groß der Rede wert, auch wenn sie einen guten Grund für Miles‘ großes Abenteuer findet, die vor allem Spider-Man-Fans jubilieren lässt. Doch auch wenn die Story nicht mit größter Komplexität aufwartet, so ist sie spannend und in sich stimmig genug, um den Film zu tragen. Man kann als Fazit ziehen: Diese Spider-Man-Reihe macht bislang alles richtig, und, bei aller Liebe zu Tom Holland und seiner sympathischen Darstellung der freundlichen Spinne von nebenan, bietet die Spider-Verse-Reihe bislang die aufregendste Bearbeitung des Stoffs.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Sony Pictures Animation – © 2022 CTMG, Inc. All Rights Reserved , Quelle http://www.imdb.com)

Die Rotkäppchen-Verschwörung (2005)

Regie: Cory Edwards, Todd Edwards und Tony Leech
Original-Titel: Hoodwinked!
Erscheinungsjahr: 2005
Genre: Animation, Krimi, Komödie
IMDB-Link: Hoodwinked!


Das Rotkäppchen-Märchen der Brüder Grimm ist ja leidlich bekannt. Kleines Mädel im Wald, das die Großmutter besucht, die plötzlich so große Augen und Ohren hat und so weiter. Weil ständige Wiederholungen fad sind, beschlossen Cory Edwards, Todd Edwards und Tony Leech, den Stoff zu variieren und daraus einen abgedrehten Whodunit-Krimi zu machen. Man wollte wohl auch im Windschatten der erfolgreichen Shrek-Filme segeln, die ja vorexerzierten, wie man mit Hilfe der neuesten Technik des Animationsfilms Märchenstoffe parodiert und dem omnipräsenten Mäusekonzern in den Hintern tritt. Allerdings lässt sich auch sagen, dass der vier Jahre vorher erschienene erste Shrek-Film die Möglichkeiten der Computeranimation weitaus besser ausgelotet hat als die „Rotkäppchen-Verschwörung“, die wie ein Independent-Film mit kleinem Budget wirkt, obwohl die Weinstein Company dahintersteht. Immerhin muss man dem Film zugute halten, dass er sich nicht um Konventionen schert und so ziemlich jeden absurden Umweg nimmt, die ihm die Geschichte bietet. Hauptsache, es fetzt. Mitunter wird das etwas anstrengend, und die schon erwähnten staksigen Animationen helfen nicht unbedingt dabei, in die Geschichte einzutauchen. Auch merkt man, dass er trotz teils anarchischem Humor immer noch auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten ist – als Erwachsener tut man sich da wohl etwas schwer mit singenden Ziegen und Großmüttern im Adrenalin-Rausch. So kommt „Die Rotkäppchen-Verschwörung“ nicht über einzelne sehenswerte, unterhaltsame Teilpassagen nicht hinaus, bleibt aber nicht lange im Gedächtnis und muss auch nicht regelmäßig angesehen werden, außer, um sich vielleicht gelegentlich vor Augen zu halten, woher der computeranimierte Film kam und wie rasend schnell sich die Technik in den letzten zwei Jahrzehnten entwickelt hat.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: © The Weinstein Company, 2006., Quelle http://www.imdb.com)

Falsches Spiel mit Roger Rabbit (1988)

Regie: Robert Zemeckis
Original-Titel: Who Framed Roger Rabbit
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Animation, Komödie, Krimi
IMDB-Link: Who Framed Roger Rabbit


Sein Name ist Hase, und er weiß von nichts. Das ist ein Problem, denn er, Roger Rabbit, ist Hauptverdächtiger in einem Mordfall. Verzweifelt wendet sich der Cartoon-Hase an den Privatdetektiv Eddie Valiant (Bob Hoskins), doch der will von durchgeknallten Zeichentrickfiguren nichts mehr wissen, seit eine davon seinen Bruder auf dem Gewissen hat. Doch Roger Rabbit kann sehr überzeugend sein und schon bald geht es nicht drunter und drüber in Los Angeles und dem angrenzenden Toon Town. „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ ist ein zeitloser Klassiker, der auf unnachahmliche Weise und für seine Zeit visionär Zeichentrick und Spielfilm miteinander verbunden hat. Die Effekte zünden auch heute noch, hier existieren nicht zwei Kunstformen nebeneinander, sondern in einer unvergleichlichen Symbiose miteinander. So genial aber auch diese technische Machart des von Robert Zemeckis inszenierten und von Steven Spielberg produzierten Films ist, das Herzstück sind die spannende und temporeich erzählte Geschichte und die liebevoll in Szene gesetzten Figuren. „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ ist damit nicht nur einfach ein technisch großartiger Film, sondern schlicht ein großartiger Film – in allen Belangen. Und auch heute, 35 Jahre nach Erscheinen, ein schier endloser Schatz wundervoller Zitate, die längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind. „Ich bin nicht schlecht. Ich bin nur so gezeichnet.“ Ein Jahrhundert-Film, verdient aufgenommen auf die Liste der 1001 Filme, die man gesehen haben muss, ehe das Leben vorbei ist.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © Walt Disney Studios, Quelle http://www.imdb.com)

Zoomania (2016)

Regie: Byron Howard und Rich Moore
Original-Titel: Zootopia
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Animation
IMDB-Link: Zootopia


„Okay, was machen wir mit dem Titel des neuen Disneyfilms bei uns im deutschsprachigen Raum? Der Originaltitel lautet ja Zootopia, da haben sich diese intellektuellen Amerikaner mal wieder ausgetobt mit ihrem Verweis auf das Werk von Thomas Morus. Aber das kapiert bei uns im Land der Dichter und Denker und Erdbeerkäsefans mal wieder keiner. Hängen wir doch einfach ein -mania an, das fetzt und macht Laune. Also Zoomania statt Zootopia.“ Und so ward es geschehen. Aber ob Zoomania oder Zootopia – Fakt ist, dass der Film 2017 den Oscar als bester Animationsfilm gewonnen hat und sich – Vorsicht: Blasphemie in den Ohren und Augen bekennender Disney-Jünger:innen – gegen weitaus stärkere Konkurrenz durchgesetzt hat. Aber der Film um das umtriebige Häschen, das unbedingt Polizistin werden möchte und sich in ihrem ersten Fall gleich mit einem undurchschaubaren Fuchs zusammentun muss, ist halt ein Crowdpleaser. Und ja, der Film hat seine Stärken. Hier wird Inklusion großgeschrieben, die Botschaft ist eine für Toleranz und Respekt, und die Animationen sind auch sehr schön gelungen. Warum der Film für mich dennoch hinter Werken wie Mein Leben als Zucchini oder Die rote Schildkröte zurückbleibt, die ebenfalls für den Oscar nominiert waren, liegt darin begründet, dass er zwar ein rasant inszeniertes, spannendes Kriminalabenteuer erzählt, doch er seine moralischen Botschaft ein wenig zu plakativ anbringt, was für die kleineren Zuseher natürlich völlig in Ordnung ist, aber keinen sonderlichen Mehrwert für das ältere Publikum bringt. Trotzdem ist „Zoomania“ ein unterhaltsames Vergnügen, in das man jederzeit gerne eintaucht.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2015 Disney. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Lilo & Stitch (2002)

Regie: Dean DeBlois und Chris Sanders
Original-Titel: Lilo & Stitch
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Animation
IMDB-Link: Lilo & Stitch


Wenn die Wissenschaft moralische und ethische Überlegungen beiseite wischt, geht das selten gut aus. In diesem Fall büxt die vom außerirdischen Forscher Dr. Jumba geschaffene Kreatur Nr. 626 aus und flüchtet auf den Planeten Erde, um Chaos anzurichten. Denn sie hat einen klar definierten genetischen Code: Sie ist auf Zerstörung programmiert. Verfolgt von Dr. Jumba und Agent Pliiklii, die den Flüchtigen wieder einfangen und zurückbringen sollen, geht das Wesen aus dem All zwangsweise eine Allianz mit dem Waisenmädchen Lilo ein. Die hält 626 für einen etwas seltsamen Hund und tauft ihn auf den Namen Stitch. Das unwahrscheinliche Duo rauft sich zusammen, was Disney eine gute Gelegenheit eröffnet, eines seiner Lieblingsthemen zu verhandeln: Wer gehört zur Familie und was macht eine Familie aus? Der jähzornige Stitch, der erst lernen muss, wie man sich zivilisiert benimmt, sorgt für die Komik im Film, die Hintergrundgeschichte von Lilo für die Tragik. Beides geht gut und organisch zusammen und ergeben einen wirklich süßen, sehenswerten Film, der vielleicht das ältere Publikum ein wenig unterfordert, dieses Manko aber durch viel Herz ausgleicht. Was nicht gut gealtert ist, sind die hawaiianischen Klischees. Davon abgesehen ist „Lilo & Stitch“ aber auch heute noch ein Vergnügen für die ganze Familie.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2002 Walt Disney Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

The LEGO Movie (2014)

Regie: Phil Lord und Chris Miller
Original-Titel: The LEGO Movie
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Animation, Komödie
IMDB-Link: The LEGO Movie


Wer hat als Kind nicht gerne mit Lego-Bausteinen gespielt? Aber einen ganzen Film auf diesen bunten Steinchen aufbauen – kann das tatsächlich gutgehen? Es braucht kreative Köpfe wie Phil Lord und Chris Miller, um eine solche Mission Impossible über die Ziellinie zu bringen. Wie schnell hätte es passieren können, statt einer guten Unterhaltung ein nerviges Werbefilmchen zu drehen? Doch Lord und Miller gehen das Projekt mit viel künstlerischer Freiheit an. Der dänische Spielzeugkonzern gesteht den beiden ein ordentliches Maß an Selbstironie zu, und geschickt bauen die beiden eine Meta-Ebene ein, die man nur als Geniestreich bezeichnen kann. Die Geschichte folgt dem absoluten Durchschnittstypen Emmet, der durch Zufall an das „Stück des Widerstands“ kommt und für den Außerwählten gehalten wird, der die Weltuntergangsbedrohung durch den bösen Lord Business abwenden kann. So denken jedenfalls die hübsche Wyldstyle, die selbst gerne auserwählt gewesen wäre, und ihr Mentor. Gemeinsam mit Batman und einigen anderen Verbündeten machen sie sich auf den Weg, um die Apokalypse abzuwenden, und Emmet muss über sich selbst hinauswachsen, um der Prophezeiung gerecht zu werden. Auf diese (geradlinige) Erzählung reduziert mag man hinter „The LEGO Movie“ erst einmal ein klassisches Heldenepos vermuten, doch es ist die schon angesprochene Meta-Ebene, die den Film zu einem Meisterwerk des Animationsfilms macht. Ganz gleich, wie man zu Spielzeugkonzernen und deren Versuche, über filmische Adaptionen neue Käufer zu finden, steht (und da gibt es ganz üble Beispiele wie etwa die Transformers-Reihe): „The LEGO“ Movie ist über jeden Zweifel erhaben. Everything is awesome!


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Warner Bros. Picture – © 2013 Warner Bros. Entertainment Inc., Quelle http://www.imdb.com)

Asterix der Gallier (1967)

Regie: Ray Goossens
Original-Titel: Astérix le Gaulois
Erscheinungsjahr: 1967
Genre: Animation
IMDB-Link: Astérix le Gaulois


Das erste Abenteuer des legendären gallischen Kriegers Asterix war noch etwas ungelenk. Das trifft sowohl auf das erste Comicheft als auch auf die erste Verfilmung zu, die damals von den Schaffern Uderzo und Goscinny erst im Nachhinein autorisiert wurde. Mit der künstlerischen Umsetzung ihres Comics nicht zufrieden, setzten sie sich fortan selbst an die Verfilmung ihrer Geschichten. Der Output war dabei von unterschiedlicher Qualität. Asterix und Kleopatra war hierbei eine mäßig gelungene, da fast schon zu werksgetreue Adaption, Asterix erobert Rom hingegen wurde zum zeitlosen und allzeit zitierfähigem Klassiker (Passierschein A38!). Aber zurück zum ersten Band bzw. Film. Obelix hat hier noch eine kleine Nebenrolle. Im Mittelpunkt steht der Druide Miraculix, der von den Römern gefangengenommen wird, die ihm das Geheimnis des Zaubertranks, der übermenschliche Kräfte verleiht, entlocken wollen. Asterix eilt zur Rettung herbei, und gemeinsam gelingt es ihnen mit einer List, eine Garnison intellektuell minderbegabter Söldner schachmatt zu setzen. Ein kleiner Spoiler: Es kommt zu einigen sehr haarigen Wendungen, und nur haarscharf entgehen die tapferen Gallier einem schlimmen Schicksal. Man könnte natürlich nun fragen, ob das nicht Haarspalterei ist, denn es hätte ja immer Obelix gegeben, der eingreifen hätte können, aber wollen wir mal nicht das Haar in der Suppe suchen. Was versierte Asterix-Fans jedenfalls feststellen können, ist, dass die Qualität der Zeichnungen deutlich hinter den Comics und auch hinter den späteren Verfilmungen zurückbleibt. Stellenweise wirken die Animationen ein wenig lieblos gemacht. Dennoch habe ich bei der erneuten Sichtung nach vielen, vielen, sehr vielen Jahren festgestellt, dass der Film ein Stück weit besser ist, als ich ihn in Erinnerung hatte. Für das jüngere Publikum bietet er mit Sicherheit auch heute noch viel Spaß. Das Abenteuer ist recht kurzweilig und amüsant erzählt, und als Einstieg in die Welt der unbeugsamen Gallier ist der Film insgesamt schon in Ordnung, auch wenn damit kein großer Wurf gelungen ist.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Ein Königreich für ein Lama (2000)

Regie: Mark Dindal
Original-Titel: The Emperor’s New Groove
Erscheinungsjahr: 2000
Genre: Animation
IMDB-Link: The Emperor’s New Groove


Unter den Disney-Klassikern der letzten Jahrzehnte wird dieser Film gerne mal übersehen bzw. unter Wert geschlagen. „Ein Königreich für ein Lama“ aus dem Jahr 2000 beendet quasi eine Reihe bekannter und erfolgreicher Disney-Filme aus den 90ern mit Klassikern wie „Die Schöne und das Biest“ (1991), Aladdin (1992), „Der König der Löwen“ (1994), „Pocahontas“ (1995), „Hercules“ (1997) oder Mulan (1998) und läutet die Ära der 0er-Jahre ein, in der das Mäusestudio kurzfristig mal (von gelegentlichen Ausnahmen wie „Lilo & Stitch“ aus dem Jahr 2002 abgesehen) sein Mojo verloren hat. Man mag geneigt sein, „Ein Königreich für ein Lama“ diesen eher erfolglosen und auch qualitativ nicht berauschenden 0er-Jahren zuzuschlagen, doch damit täte man dem Film Unrecht an. Denn die Geschichte um einen narzisstischen und größenwahnsinnigen südamerikanischen Herrscher, der in Folge einer Intrige als Lama Läuterung erfährt, ist herrlich überdreht, saukomisch und bietet den Kleinen auch noch eine gute Botschaft. In nur 75 kurzweiligen Minuten wird eine komplette Geschichte einer unwahrscheinlichen Freundschaft erzählt, die trotz hoher Gag-Dichte noch genügend Raum für eine nachvollziehbare Weiterentwicklung der Charaktere lässt. Da soll mal einer sagen, gute Filme müssten mindestens zwei Stunden lang sein, um alles Relevante unterbringen zu können. In der Kürze liegt die Würze! Mein Fazit: Lieber mal den x-ten Rewatch von „Die Schöne und das Biest“ (teils doch arg kitschig und langatmig) hinten anstellen und stattdessen dem Lama die erneute Chance geben, die es verdient hat.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2000 – Walt Disney Productions, Quelle http://www.imdb.com)

Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (2013)

Regie: Chris Buck und Jennifer Lee
Original-Titel: Frozen
Erscheinungsjahr: 2013
Genre: Animation
IMDB-Link: Frozen


Fassen wir mal zusammen: Schwester 1 weiß ihre Emotionen nicht zu kontrollieren und läuft daher bei der ersten Gelegenheit weg, um in ewiger Einsamkeit davon zu singen, loslassen zu können. Schwester 2 schmeißt sich nicht nur dem ersten Typen an den Hals, der nicht aus ihrem Dorf stammt, sondern verlobt sich auch noch gleich am ersten Tag mit ihm, nur um ihn dann bei nächster Gelegenheit für den Typen zu verlassen, den sie drei Tage lang kennt. Nein, besonders zurechnungsfähig sind die beiden Schwestern Elsa und Anna in Disneys „Frozen“ wirklich nicht. Aber vielleicht macht ja genau das den Charme des Films aus. Wir sehen hier verhaltensauffälligen Juvenilen (und imbezillen Schneemännern, die vom Sommer fantasieren) zu, die trotz aller fragwürdiger Entscheidungen dann doch wieder zueinander finden und die Werte der Familie hochhalten. So etwas gefällt der allmächtigen Maus, die mit ihren Werten für den Film geradestehen muss. Und dem Kürbis gefällt, dass es gar nicht mal den Superschurken braucht, sondern der Film davon zeugt, dass die schrecklichsten Konflikte immer noch jene sind, die in uns selbst toben. Wer beim ersten Anzeichen von Nervosität eine neue Eiszeit ausbrechen lässt, benötigt echt keinen weiteren Feind mehr. Ach ja: Reindeers are better than people.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Disney/Disney – © 2013 Disney Enterprises, Inc. All rights reserved. Quelle http://www.imdb.com)

Strange World (2022)

Regie: Don Hall
Original-Titel: Strange World
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Animation
IMDB-Link: Strange World

„Strange World“ aus der Mäuseschmiede gilt als veritabler Flop. Schon kurz nach dem mauen Kinodurchlauf kann man das neueste Werk des Disney-Konzerns auf dessen Streaming-Plattform Disney+ sehen. Doch ist der Film wirklich so misslungen, wie es eine aktuelle IMDB-Durchschnittsbewertung von 5,4 und eben das miserable Einspielergebnis erwarten lassen? Nun, an die größten Disney-Meisterwerke kommt der Film von Don Hall über drei sehr unterschiedliche Generationen, die sich für ein gemeinsames Werk zusammenraufen müssen, bei weitem nicht heran. Dazu bleiben die Figuren zu blass. Und doch ist „Strange World“ kein schlechter Film. Denn mit sehr viel Fantasie wird hier eine völlig fremdartige Welt entwickelt, deren Fremdheit am Ende mit einem befriedigenden Aha-Erlebnis aufgelöst wird. Der Film sieht wirklich toll aus und lässt vergessen, dass die Story selbst schon recht dünn ist. Es geht um einen Farmer, der vor 25 Jahren von seinem Vater, ein berühmter Forscher, Entdecker und Abenteurer, verlassen worden ist und nun selbst zu einer Mission aufbrechen muss, um seine Farm und damit auch seine Welt zu retten. Es versteht sich von selbst, dass sein Sohn, der so gar nicht nach ihm kommt, verbotenerweise als blinder Passagier auf diese abenteuerliche Fahrt mitkommt, und als dann noch Muttern zur Rettungsmission ausreitet, ist die Familie vereint und kann neben dem eigentlichen Ziel der Weltrettung auch noch Generationenkonflikte bearbeiten. So weit, so gewöhnlich. Und ja, der Film hätte etwas vielschichtiger und psychologisch komplexer erzählt werden können. Manche Konflikte werden zu beiläufig abgearbeitet. Und doch merkt man, dass viel Liebe in „Strange World“ geflossen ist, auch wenn sich das eben mehr im Creature Design und dem Weltenbau zeigt. Der Shit, den der Film vom Publikum abbekommt, hat einen anderen Hintergrund. „Das kann ich meinen Kindern doch nicht zumuten!“ – „Warum muss heute alles so politisch korrekt sein?“ – „Ich möchte in einem Disney-Film eine ganz normale Familie sehen, so wie es meine Großeltern noch vorgelebt haben!“ Und so weiter. Wenn sich ein Großteil der negativen Bewertungen des Films darauf begründet, dass eine Hauptfigur schwul ist, dann hat Disney doch einiges richtig gemacht mit diesem Film, und dann braucht es vielleicht auch noch mehr davon.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)