Action

Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel (1986)

Regie: Tony Scott
Original-Titel: Top Gun
Erscheinungsjahr: 1986
Genre: Action
IMDB-Link: Top Gun


Von den beiden Scott-Brüdern war Ridley immer für das Filigranere zuständig und Tony für die Haudrauf-Filme. Beides hat seine Berechtigung. Und so findet sich „Top Gun“ von Tony Scott unter den 1001 Filmen, die man gesehen haben muss, bevor das Leben vorbei ist. Auf Deutsch hat der Film im Übrigen den netten Zusatz „Sie fürchten weder Tod noch Teufel“ erhalten. Wenn man sich nun an den Titel des legendären EAV-Albums „Liebe, Tod und Teufel“ erinnert, könnte man zu dem Schluss kommen, dass die kernigen Kampfpiloten zwar von Tod und Teufel nichts zu befürchten haben, aber die Liebe meiden sie wie Satan das Weihwasser. Die 109 Minuten Laufzeit von „Top Gun“ teilen sich auf in 79 Minuten Machogehabe, 25 Minuten Hurra-Patriotismus und 5 Minuten Daddy Issues, die Tom Cruise als Ltd. Pete „Maverick“ Mitchell mit sich herumträgt. Die kann auch Kelly McGillis nicht heilen, so sehr sie den jungen, bubenhaften Cruise auch anschmachtet. Also lieber in den Flieger steigen und alles vergessen, was man auf Erden so mit sich herumträgt. „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein …“ So lange halt, bis ein paar feindliche MiG diese Freiheit einschränken wollen. Dann gibt’s Saures! Subtilität ist nicht die Stärke des Films. Dafür können sich die Luftkämpfe auch heute noch sehen lassen, die Action ist stimmig und spannend inszeniert, und alles an dem Film schreit nach den 80er-Jahren, was ja nicht per se schlecht sein muss. Gut, „Danger Zone“ von Kenny Loggins hat man mittlerweile ein paar Mal zu oft im Radio gehört, aber als Hintergrundmusik für die testosterongetränkte Action passt das schon. Unterm Strich gebe ich Ridley Scott fast immer den Vorzug, aber „Top Gun“ hat zurecht seinen Platz in der Filmgeschichte.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat:© 1986 – Paramount Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Inglourious Basterds (2009)

Regie: Quentin Tarantino
Original-Titel: Inglourious Basterds
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Kriegsfilm, Action
IMDB-Link: Inglourious Basterds


Auftritt Christoph Waltz. Kaum bekannt aus deutschen und österreichischen Produktionen selbst im Heimatland (obwohl schon preiswürdig als Roy Black in Du bist nicht allein – Die Roy Black-Story), wird er von Tarantino in einer bedeutenden Rolle als SS-Offizier in „Inglourious Basterds“ gecastet, und der Rest ist Filmgeschichte. Mittlerweile braucht der gute Mann wohl schon ein eigenes Haus nur für seine Filmpreise. Es wäre aber vermessen, „Inglourious Basterds“ ausschließlich auf Christoph Waltz zu beschränken, auch wenn er jede Szene stiehlt, in der er zu sehen ist. Die Qualität des Films liegt in einer unglaublich dichten Inszenierung, die Tarantino seinen episodenhaft angelegten Szenen zukommen hat lassen. Klar, es gibt auch schwächere Passagen, und insgesamt wirkt der Film eben aufgrund seiner episodenhaften Erzählweise nicht ganz in sich geschlossen, doch die Meisterschaft Tarantinos liegt im Detail. Die vielleicht beste Szene des ganzen Films ist der Versuch einer Abordnung der Basterds und einem britischen Offizier, mit einer deutschen Filmikone, die für Großbritannien arbeitet, in einer kleinen französischen Kneipe Kontakt aufzunehmen und sich unerwartet in einer Feier von deutschen Soldaten wiederfindet. Die Atmosphäre in dieser Szene ist so dicht, dass man sie mit dem Messer schneiden kann. Und dann noch das Ende des Films. Darüber ist schon viel gesprochen und geschrieben worden. Wie auch zehn Jahre später in Once Upon a Time … in Hollywood negiert Tarantino die historischen Ereignisse einfach und bastelt sich seine eigene Welt, in der die Kraft des Kinos jeden Schrecken bezwingen kann. So gesehen ist „Inglourious Basterds“ (auch) ein sehr blutrünstiges, rabenschwarzes Märchen. Vor einigen wirklich blutigen Szenen sei gewarnt, wobei: Muss man das bei einem Tarantino-Film extra erwähnen? Fazit: Ein moderner Klassiker, nicht zuletzt dank der herausragenden Darstellung von Christoph Waltz, aber nicht nur ausschließlich deshalb.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Shin Ultraman (2022)

Regie: Shinji Higuchi
Original-Titel: Shin Ultraman
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Action, Science Fiction
IMDB-Link: Shin Ultraman


Ich muss zugeben, japanische Populärkultur ist für mich unbekanntes Terrain. Klar, Godzilla kenne ich, die Bücher von Haruki Murakami mag ich, und dass Anime ein großes Ding sind, weiß ich auch, aber damit erschöpft sich mein Wissen um diesen Aspekt des japanischen Lebens auch. So musste mir Olaf Möller, der eine kurze Einführung in „Shin Ultraman“ im nachmittäglich gut besuchten Filmcasino gab, unter anderem erklären, dass „shin“ auf Japanisch „neu“ bedeutet. Einen neuen Ultraman gab’s also zu sehen, und, damit solch kulturell verkommenen Taugenichtse wie ich auch der Geschichte folgen können, das quasi als neue Origin-Story. Ultraman ist ein japanisches Phänomen, ein Gigant aus dem All mit allerlei Superkräften, der auf die Erde kommt, um diese vor böswilligen Kaijū, riesigen Monstern, zu beschützen. Shinji Higuchi nimmt sich dieses Helden, den es schon seit den 60er Jahren in Japan gibt, an und stellt ihn nun einem internationalen Publikum vor. Die Geschichte ist sehr kurzweilig umgesetzt und auch die Special Effects können sich wirklich sehen lassen. Man muss sich, vor allem als jemand, der abseits diverser Festivalfilme noch wenig Kontakt mit der japanischen Filmlandschaft hatte, erst einmal hineinarbeiten in die doch sehr spezielle Art und Weise, wie der Film gemacht ist – in das Spiel der Darsteller:innen, das zwischen leeren Blicken und blitzartigen Gefühlsausbrüchen schwankt, in den teils recht abrupten Schnitt, in die Lichtgestaltung. Das geht doch ein wenig entgegen europäischer Sehgewohnheiten. Doch hat man sich erst einmal daran gewöhnt, ist „Shin Ultraman“ ein vielleicht etwas zu lang geratenes, aber durchaus spannendes Vergnügen. Für Japanophile wohl ein Muss, aber auch für ein breiteres Publikum geeignet.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Das Vermächtnis der Tempelritter (2004)

Regie: Jon Turteltaub
Original-Titel: National Treasure
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: National Treasure


Nicolas Cage ist selbst ein „National Treasure“. Ganz ehrlich: Es gibt sonst keinen Schauspieler, der einen derartigen Enthusiasmus gepaart mit brutalstem Overacting selbst in den miesesten Filmen und kleinsten Rollen ins Feld wirft. Wenn man sich seine Glanzleistungen wie zB in Prisoners of the Ghostland ansieht, dann ist sein Spiel in „Das Vermächtnis der Tempelritter“ (original eben „National Treasure“) fast schon als subtil, ja beinahe lethargisch zu bezeichnen. Natürlich fehlt es nicht an weit aufgerissenen Augen und bedeutungsvollen Blicken, auch Diane Kruger wird hinreichend angeschmachtet, aber man hat das alles schon expressiver gesehen. Vielleicht hat sich der gute Cage ein Vorbild an Harrison Fords Indiana Jones genommen, der ja eher den Typus „sarkastischer Stoiker“ verkörpert. Insgesamt ist „Das Vermächtnis der Tempelritter“ ganz klar der Versuch, die erfolgreichen Indiana Jones-Filme zu imitieren und dabei eine Prise „Da Vinci Code“ reinzubringen, und phasenweise geht das auch ganz gut auf. Es macht Spaß, Cage, Kruger und Justin Bartha als humorvollem Sidekick beim Lösen alter Rätsel zuzuschauen. Es gibt Särge, Skelette, Kirchen, alte Schriften mit geheimen Karten darauf, es gibt Codes zu knacken und etwas zu stehlen, was man eigentlich gar nicht stehlen kann (hier kommt ein bisschen „Ocean’s Eleven“ dazu), das Tempo ist gut, Sean Bean darf mal wieder den Bösen spielen (eine Routineübung für den Herrn), Jon Voight wie immer finster schauen, auch Christopher Plummer sagt zu Beginn zwei Sätze, die Action ist solide inszeniert, das Setting geheimnisvoll und voller morscher Holzbretter, beleuchtet wird durch Fackeln und man spürt förmlich den Hauch der Geschichte, der eben diese Fackeln zum Zucken bringt. Nichts davon ist irgendwie auch nur ansatzweise originell oder neuartig, aber dank Jon Turteltaubs routinierter Regie ist der Film kurzweilig und in seinem offensichtlichen Versuch, den ausgetretenen Pfaden abenteuerlicher Filmklassiker zu folgen, durchaus sympathisch.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: © Disney Enterprises, Inc./Jerry Bruckheimer, Inc, Quelle http://www.imdb.com)

Thor: Love and Thunder (2022)

Regie: Taika Waititi
Original-Titel: Thor: Love and Thunder
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction, Fantasy, Action
IMDB-Link: Thor: Love and Thunder


Ich bin ja ein großer Fan von Taika Waititis bisherigem Schaffen. What We Do in the Shadows und JoJo Rabbit sind absurd-komische (und in zweiterem Falle auch teils tragische) Meisterwerke. Und auch sein Einstand im Marvel Cinematic Universe mit „Thor: Tag der Entscheidung“, das immerhin schon dritte Abenteuer rund um den Gott des Donners, hat mir sehr gut gefallen. Ich mag diese schnoddrige, respektlose Art, sich Stoffen zu nähern und diese ad absurdum zu führen. Im nun vierten Thor-Film geht der Schuss aber nun erstmals so richtig nach hinten los. Denn plötzlich geht es nur mehr darum, fetzige Bilder zu zeigen, die dann von ironischen oder selbstironischen Sprüchen unterlaufen werden, während aus den Boxen Guns’n’Roses donnern. Immer und immer wieder. Die Story? Egal. Die Figuren? Werden auf dem Altar der Selbstironie geopfert. Und wenn es dann plötzlich dazu kommt, dass sie Tiefe zeigen müssen, können wir nicht mit ihnen mitleiden, da wir den ganzen Film lang über sie gelacht haben. Autsch! Visuell ist auch der vierte Thor-Film schön anzusehen und gelegentlich sogar spektakulär. Und mit Gorr, dem Götterschlächter, hat man auch einen Schurken an der Hand, der einem das Gruseln lehren kann, was nicht zuletzt daran liegt, dass er von niemand Geringerem als Christian Bale verkörpert wird. Aber Waititi nutzt dieses gewaltige Potential nicht aus, er findet einfach keine Balance zwischen der Komik und der Tragik in den Figuren. Und so ist „Thor: Love and Thunder“ eine uneinheitliche Collage mal mehr, mal weniger gelungener Szenen und muss sich komplett auf seinen Schauwert verlassen, denn etwas anderes hat der Film nicht zu bieten. Schade drum. Man sieht leider überdeutlich, dass sich Waititis Schmäh langsam abnutzt. Die Frische, die er mit dem dritten Thor-Film ins Franchise gebracht hat, ist nun aufgebraucht. Immerhin Guns’n’Roses-Fans werden ihre Freude mit dem Film haben.


4,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Jasin Boland/Jasin Boland – © Marvel Studios 2022, Quelle http://www.imdb.com)

Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2022)

Regie: Sam Raimi
Original-Titel: Doctor Strange in the Multiverse of Madness
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction, Fantasy, Horror, Action
IMDB-Link: Doctor Strange in the Multiverse of Madness


Als hätte es Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) nicht gereicht, mit der Zeit herumzuspielen, nein, der arrogante Zauberer, der die Drecksarbeit in der Regel seinem fliegenden Cape überlässt, muss auch noch durch verschiedene Paralleluniversen fliegen. Wie blöd so etwas ausgehen kann, hat er ja schon in Spider-Man: No Way Home gesehen. Fairerweise muss man dazusagen, dass das fröhliche Hüpfen durch unterschiedliche Welten diesmal nicht auf seinem Mist gewachsen ist, sondern er der jungen Dame America Chavez (Xochitl Gomez) diese Spontanurlaube verdankt. Denn die kann nämlich, wenn sie unter Stress ist, die Tore zu anderen Welten öffnen. Wenig überraschend weckt diese Fähigkeit Begehrlichkeiten, und schon bald hat sie jemanden auf ihren Fersen, der sich dieses Talent für eigene Zwecke aneignen möchte. Doctor Strange, sein treues Cape und Sorcerer Supreme-Buddy Wong (Benedict Wong) haben alle Hände voll zu tun, diese finsteren Pläne zu vereiteln und werden dabei blöderweise auch noch über diverse Parallelwelten verteilt, was die Sache nicht einfacher macht. „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ steht ganz im Zeichen des üblichen Marvel’schen Rezepts, das aus Action, Humor und bunten Fantasiewelten besteht. Mit Sam Raimi auf dem Regiestuhl kommt allerdings eine weitere Komponente hinzu, nämlich eine ordentliche Portion Horror, und das tut dem Film sichtlich gut. Überhaupt fühlt sich das zweite Doctor Strange-Soloabenteuer mehr wie ein Sam Raimi-Film als ein weiterer MCU-Film an. Gekonnt verbindet er die bunte Welt seiner Spider-Man-Trilogie (jene mit Tobey Maguire, und ja, es ist kompliziert mit den Spider-Man-Filmen) mit dem absurden Horror seiner Tanz der Teufel-Filme. Und das passt auch ganz gut zusammen, ohne dass der neueste Doctor Strange zu einem klassischen Horrorfilm werden würde. Aber die gelegentlichen Einsprengsel von Grusel und Schauer passen gut ins Konzept und geben den Humoreinlagen ein stabiles Gegengewicht. Das eigentliche Highlight des Films ist aber der Bösewicht, über den an der Stelle nichts verraten sei – das wäre ein massiver Spoiler. Es sei aber gesagt, dass die schurkischen Ambitionen ausnahmsweise einmal gut nachvollziehbar sind und der Figur Tiefe verleihen. Unterm Strich befindet sich „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ vielleicht nicht unter den allerbesten MCU-Filmen, aber er unterhält auf hohem Niveau und ist durchaus etwas Eigenständiges innerhalb des Comicfilmuniversums.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Marvel Studios/Courtesy of Marvel Studios – © Marvel Studios 2022, Quelle http://www.imdb.com)

Killer’s Bodyguard 2 (2021)

Regie: Patrick Hughes
Original-Titel: The Hitman’s Wife’s Bodyguard
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Action, Komödie
IMDB-Link: The Hitman’s Wife’s Bodyguard


In Killer’s Bodyguard mussten sich Ryan Reynolds als Bodyguard und Samuel L. Jackson als Auftragskiller zusammenraufen, um den Killer rechtzeitig von England nach Den Haag zu bekommen, wo er gegen einen mörderischen Diktator als Kronzeuge aussagen sollte. Der Film lebte stark von einer richtig guten Chemie der beiden Hauptdarsteller und einem ziemlich durchgeknallten Auftritt von Salma Hayek in einer Nebenrolle. Durch den Erfolg von „Killer’s Bodyguard“ war rasch klar, dass ein zweiter Aufguss folgen würde. Und – die Überraschung hält sich in Grenzen – logischerweise musste mehr von dem, was Teil 1 so erfolgreich machte, in Teil 2 hinein. Also mehr Humor, mehr Action und mehr Salma Hayek. Mehr „Motherfucker!“-Flüche von Samuel L. Jackson gingen nicht, denn dieser im ersten Film aufgestellte Rekord wird zu meinen Lebzeiten kaum mehr überboten werden können. Die Story ist für den Unterhaltungswert komplett irrelevant. In Stichworten: Finsterer Antonio Banderas als Grieche mit göttlichem Zorn, irgendwas mit Superviren, die Blackouts verursachen und eben viel Herumgerenne von Reynolds, Jackson und Hayek, was in der Regel mit Explosionen endet. Der Film braucht ein wenig, um Fahrt aufzunehmen. Zudem ist der schurkische Plan des Gegenspielers dermaßen absurd und dämlich, dass man erst seinen IQ auf einen zweistelligen Wert herunterfahren muss, um sich nicht ständig Grün und Blau ärgern zu müssen. Dazu kommt ein mieser Auftritt von Frank Grillo (es tut mir leid, aber der Mann kann überhaupt nicht spielen), und irgendwie macht alles keinen Sinn. Aber egal, denn spätestens mit der Mitte des Films beginnt das, was man von diesem erwartet: Schießereien, Prügeleien, Explosionen, Verfolgungsjagden, alles komplett over the top und immer garniert mit launigen Sprüchen. Gut ist das nicht, aber zumindest stellenweise sehr unterhaltsam. Aber schade, dass man bei diesem Film nicht einmal den Anschein wahren wollte, eine schlüssige Geschichte zu erzählen.


5,0 Kürbisse
von 10 Kürbissen

(Foto: 20th Century Fox)

Uncharted (2022)

Regie: Ruben Fleischer
Original-Titel: Uncharted
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Uncharted


Zugegeben, ich habe die Spiele zu „Uncharted“ nie gespielt. Ob Ruben Fleischers Verfilmung der Vorlage gerecht wird, kann ich somit nicht beurteilen. Worüber ich mir aber meine Meinung bilden kann, ist die Frage, ob das actionreiche Abenteuer mit Tom Holland, Mark Wahlberg, Antonio Banderas, Sophia Ali und Tati Gabrielle in den Hauptrollen als Film mitreißt. Die Voraussetzungen wären ja nicht so schlecht – mit Tom Holland ein hochmotivierter Jungspund in der Hauptrolle, der sich anschickt, mit verpeiltem Charme das Erbe von Harrison Ford anzutreten. Dazu kommt, dass ich generell gerne Leuten zusehe, wie sie vergrabene Schätze ausbuddeln und dabei tödlichen Fallen ausweichen müssen. Und Sophia Alis Lächeln ist ein Hingucker. So weit, so gut. Doch leider zündet „Uncharted“ bei mir überhaupt nicht. Entweder die Szenen sind dermaßen absurd und over the top, dass man sich – bei aller Liebe zu fantastischen Settings und kindlichen Abenteuereien – nur noch an den Schädel greifen kann. Oder man hat das Gefühl, alles schon einmal woanders und vor allem besser gesehen zu haben, nämlich vor allen Dingen in der Indiana Jones-Reihe und in den James Bond-Filmen. Selbst Mark Wahlberg hat schon einmal inspirierter gespielt, was echt etwas heißt! Und Antonio Banderas als Schurke? Sagen wir so: Er war halt gerade verfügbar und hat die Kohle gerne mitgenommen. Einzig Tom Holland stemmt sich mit seinem spitzbübischen Charme gegen die Katastrophe, doch die lässt sich nicht abwenden. Unaufhaltsam läuft der Film seinem Schicksal, dem baldigen Vergessenwerden, entgegen. So etwas kommt halt raus, wenn man sich nicht entscheiden kann, ob man lieber einen James Bond-Film oder einen Indiana Jones-Film drehen möchte und dann einfach das Schlechteste von beidem miteinander vermengt, während man die guten Aspekte der jeweiligen Filmreihen gekonnt umschifft.


4,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Clay Enos – © 2020 CTMG, Inc., Quelle http://www.imdb.com)

Jurassic World: Ein neues Zeitalter (2022)

Regie: Colin Trevorrow
Original-Titel: Jurassic World Dominion
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction, Action, Horror, Thriller
IMDB-Link: Jurassic World Dominion


Das Problem der Jurassic World-Trilogie wurde bereits im großen Finale des ersten Films der neuen Trilogie unverhohlen angesprochen: „We need more teeth!“ Mehr Zähne also. Mehr Furcht einflößende Saurier, die größer, fieser, intelligenter, tödlicher und hungriger sind. Darauf baut die ganze Jurassic World-Trilogie auf. Was man gerne vergisst: Im ikonischen ersten Jurassic Park-Film waren die Dinosaurier insgesamt nur 14 Minuten lang zu sehen, und sie waren keine Killerbestien, sondern einfach große Viecher, die nach ihren Instinkten gehandelt haben (mit Ausnahme der Raptoren, die waren von Anfang an als Intelligenzbestien angelegt). Die Spannung baut sich vielmehr auf dem auf, was man nicht sieht, als auf dem, was man sieht. Diese Tugend wurde im Verlauf der weiteren Filme über Board geworfen, und die Story wurde immer mehr aufgeblasen, immer epischer, und damit immer konfuser. Waren die ersten beiden Filme der neuen Trilogie schon storytechnisch ein Griff in einen großen Haufen Dino-Dung, fährt der dritte Teil den Karren nun endgültig an die Wand. Die Ausgangsbasis wäre großartig gewesen. Umso ärgerlicher ist es, dass Colin Trevorrow dermaßen wenig daraus gemacht hat. Wir erinnern uns: Am Ende von Jurassic World: Das gefallene Königreich geht eine Auktion fürchterlich schief, und die Dinos marschieren los, um es sich neben den Menschen gemütlich zu machen. Vier Jahre später sind Dinosaurier in der freien Wildbahn zuhause und Teil unseres Planeten. Aus dieser Idee hätte man so viel rausholen können! Es hätte gereicht, die reaktivierte alte Garde rund um Sam Neill, Laura Dern und Jeff Goldblum dabei zuzusehen, wie sie versuchen, Dinos einzufangen, sodass diese in einem geschützten Habitat ausgesetzt werden können (und nein, damit meine ich nicht die Tropen in den Dolomiten). Die nicht unspannende Nebengeschichte rund um einen Agrarkonzern, der den Hals nicht vollbekommt und damit die ganze Nahrungskette auf Erden gefährdet (Monsanto, schaut ihr eh gut hin?), hätte man da gut reinmischen können. Stattdessen gibt es aber eben „more teeth“ und den Verdacht, dass Colin Trevorrow heimlich ein Mash-Up aus einem James Bond-Film und dem neuesten Indiana Jones-Film drehen wollte, nur eben mit Dinosauriern. Dieses verhunzte Irgendwas ist im besten Fall dümmlich, im schlimmsten Fall ärgerlich, v.a. wenn man an das vergebene Story-Potential denkt. So bleibt unterm Strich das Fazit: Trotz hoher Erwartungen und offenem Fan-Pleasing durch den Einbau des ursprünglichen Jurassic Park-Casts in tragenden Hauptrollen ist der dritte Teil der neuen Trilogie der schlechteste Film der ganzen Reihe. Einen halben Kürbis extra gibt es immerhin noch für Jeff Goldblum being Jeff Goldblum. Klappe zu. Saurier tot.


4,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Universal Pictures and Amblin En – © 2021 Universal Studios and Storyteller Distribution LCC., Quelle http://www.imdb.com)

Bullet Train (2022)

Regie: David Leitch
Original-Titel: Bullet Train
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Komödie, Action
IMDB-Link: Bullet Train


Brad Pitt fährt Zug. Und weil er einen nicht ganz legalen Auftrag hat, nämlich in diesem Zug von Tokyo nach Kyoto (einer von diesen extrem schnellen japanischen Shinkansen-Zügen) ein Köfferchen zu entwenden, darf man sich als Zuseher schon darauf einstellen, dass diese Zugreise nicht viel gemein hat mit den üblichen Railjet-Fahrten von Wien nach Salzburg hierzulande. Nicht einmal Verspätung haben diese japanischen Geschosse. Gut, „Ladybug“, so der Codename des von Pitt gespielten Glücksritters, muss also ein Gepäckstück klauen und beim nächsten Bahnhof mit diesem abdampfen. Klingt eigentlich nicht so stressig. Allerdings muss er schon bald feststellen, dass er nicht der Einzige im Zug ist, der einen sinisteren Plan verfolgt. Da wären beispielsweise die dubiosen „Zwillinge“ (Brian Tyree Henry und Aaron Taylor-Johnson), die eine vormalig gekidnappte Mafia-Brut sicher nach Hause geleiten soll. Dann ist da ein liebes Mädel (Joey King), das ganz unladylike ordentlich austeilen kann. Ein verzweifelter Vater mit einer Waffe (Andrew Koji) treibt sich auch noch herum. Und das sind nicht mal alle seltsamen Gestalten, die diesen Zug noch betreten sollen. Schon bald findet sich Ladybug in einer recht verzweifelten Lage wieder, die, auch wenn er der Gewalt abschwören und nach friedlichen Auswegen suchen wollte, die Mortalitätsrate in seiner unmittelbaren Umgebung sprunghaft ansteigen lässt. „Bullet Train“ von David Leitch, der auch schon Deadpool in sein zweites Abenteuer gestürzt hat, ist ein vergnügliches und irrwitziges Action-Spektakel, in das sich Brad Pitt mit sichtlichem Genuss stürzt. Der Film lebt von seiner Performance, auch wenn der Rest des Casts ebenfalls für Brüller sorgt, doch die verwirrten Blicke von Brad Pitt angesichts der immer absurder werdenden Lage und seine verzweifelten Versuche, das Gespräch mit jenen zu suchen, die ihm an den Kragen wollen, sind einfach saukomisch. Die Action sitzt auch und ist immer einen kleinen Tick over the top, sodass man sich schon händereibend auf die nächste Keilerei freut. Ist das anspruchsvolles Kino? Nein. Aber extrem unterhaltsames.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Scott Garfield – © 2022 CTMG, Quelle http://www.imdb.com)