Sam Raimi

Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2022)

Regie: Sam Raimi
Original-Titel: Doctor Strange in the Multiverse of Madness
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction, Fantasy, Horror, Action
IMDB-Link: Doctor Strange in the Multiverse of Madness


Als hätte es Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) nicht gereicht, mit der Zeit herumzuspielen, nein, der arrogante Zauberer, der die Drecksarbeit in der Regel seinem fliegenden Cape überlässt, muss auch noch durch verschiedene Paralleluniversen fliegen. Wie blöd so etwas ausgehen kann, hat er ja schon in Spider-Man: No Way Home gesehen. Fairerweise muss man dazusagen, dass das fröhliche Hüpfen durch unterschiedliche Welten diesmal nicht auf seinem Mist gewachsen ist, sondern er der jungen Dame America Chavez (Xochitl Gomez) diese Spontanurlaube verdankt. Denn die kann nämlich, wenn sie unter Stress ist, die Tore zu anderen Welten öffnen. Wenig überraschend weckt diese Fähigkeit Begehrlichkeiten, und schon bald hat sie jemanden auf ihren Fersen, der sich dieses Talent für eigene Zwecke aneignen möchte. Doctor Strange, sein treues Cape und Sorcerer Supreme-Buddy Wong (Benedict Wong) haben alle Hände voll zu tun, diese finsteren Pläne zu vereiteln und werden dabei blöderweise auch noch über diverse Parallelwelten verteilt, was die Sache nicht einfacher macht. „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ steht ganz im Zeichen des üblichen Marvel’schen Rezepts, das aus Action, Humor und bunten Fantasiewelten besteht. Mit Sam Raimi auf dem Regiestuhl kommt allerdings eine weitere Komponente hinzu, nämlich eine ordentliche Portion Horror, und das tut dem Film sichtlich gut. Überhaupt fühlt sich das zweite Doctor Strange-Soloabenteuer mehr wie ein Sam Raimi-Film als ein weiterer MCU-Film an. Gekonnt verbindet er die bunte Welt seiner Spider-Man-Trilogie (jene mit Tobey Maguire, und ja, es ist kompliziert mit den Spider-Man-Filmen) mit dem absurden Horror seiner Tanz der Teufel-Filme. Und das passt auch ganz gut zusammen, ohne dass der neueste Doctor Strange zu einem klassischen Horrorfilm werden würde. Aber die gelegentlichen Einsprengsel von Grusel und Schauer passen gut ins Konzept und geben den Humoreinlagen ein stabiles Gegengewicht. Das eigentliche Highlight des Films ist aber der Bösewicht, über den an der Stelle nichts verraten sei – das wäre ein massiver Spoiler. Es sei aber gesagt, dass die schurkischen Ambitionen ausnahmsweise einmal gut nachvollziehbar sind und der Figur Tiefe verleihen. Unterm Strich befindet sich „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ vielleicht nicht unter den allerbesten MCU-Filmen, aber er unterhält auf hohem Niveau und ist durchaus etwas Eigenständiges innerhalb des Comicfilmuniversums.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Marvel Studios/Courtesy of Marvel Studios – © Marvel Studios 2022, Quelle http://www.imdb.com)

Armee der Finsternis (1992)

Regie: Sam Raimi
Original-Titel: Army of Darkness
Erscheinungsjahr: 1992
Genre: Fantasy, Komödie
IMDB-Link: The Evil Dead II


Ist Tanz der Teufel noch ein Horrorfilm mit humorvollen Elementen und Tanz der Teufel II eine Komödie mit Horrorelementen, so ist der dritte Teil von Sam Raimis Tanz der Teufel-Trilogie, „Armee der Finsternis“, ein … ähm … also … vielleicht eher so was in Richtung … hm … kann ich gerade schwer sagen, aber … ziemlich viele What the Fuck-Momente jedenfalls … und völlig abgedreht … also so wie …. ääääh. Und damit ist alles über den Film gesagt, was es zu sagen gibt. Für die, die es genau wissen wollen, vielleicht doch noch ein paar Worte mehr. Allen anderen sei an dieser Stelle empfohlen, auf Netflix zu gehen und sich unvoreingenommen dieses Meisterwerk der Absurdität hineinzuziehen, und zwar pronto! Jedenfalls geht es erneut um Ash (Bruce Campbell), der diesmal nach seinem Kampf gegen die Mächte der Finsternis im zweiten Teil durch eine Art Zeit-Wurmloch in die Vergangenheit, konkret ins Mittelalter gesaugt wurde, und dort mit seinem „Boomstick“ und der Kettensäge für allerlei Aufregung sorgt. Und zwar nicht nur unter den Lebenden, sondern auch unter den Toten, die er versehentlich aufgrund seines schlechten Gedächtnisses wieder zum Leben erweckt. Was folgt, ist einfach nur pures Trash-Vergnügen, das keine Grenzen kennt und für heftige Zwerchfellerschütterungen sorgt, wenn man für diese Form von Gaga-Humor empfänglich ist. Dieser Film ist eine Perle. Für mich der abgedrehteste und damit auch beste Film der Reihe. Kein Wunder, dass es keinen vierten Film mehr gab, denn wie hätte man das noch toppen können?


8,0
von 10 Kürbissen

Tanz der Teufel II – Jetzt wird noch mehr getanzt (1987)

Regie: Sam Raimi
Original-Titel: The Evil Dead II
Erscheinungsjahr: 1987
Genre: Horror, Komödie
IMDB-Link: The Evil Dead II


„Tanz der Teufel II“ ist mehr eine Adaption bzw. eine Art Remake von Tanz der Teufel als eine Fortsetzung. Um die Geschichte von dem Bösen, das versehentlich auf die Besucher einer entlegenen Waldhütte heraufbeschworen wird, für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen, wird zu Beginn die Handlung des ersten Films stark vereinfacht und gekürzt und mit weniger Figuren zusammengefasst, ehe der Tanz so richtig los geht. Da ist dann schon der erste Kopf ab, aber wie Fans der Reihe wissen: Auch kopflos lässt es sich gut spuken. Im Mittelpunkt steht der von Bruce Campbell verkörperte Ash. Nachdem er dem Kopf seiner Freundin den Laufpass gegeben hat, muss er sich mit Hexen herumplagen, die im Keller hausen, sowie mit der Tochter eines Wissenschaftlers, der diesen ganzen Spuk versehentlich ausgelöst hat, die samt Entourage in die Hütte einzieht. Dass Ash selbst auch gelegentlich besessen ist, macht die Aufgabe nicht einfacher. Da hilft nur noch die Motorsäge. „Tanz der Teufel II“ ist im Gegensatz zum ersten Film eine mit Horrorelementen angereicherte Trash-Komödie. Teil 1 war ja eher das Gegenteil – ein Horrorfilm mit komödiantischen Anteilen. Was nun besser funktioniert, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für einen spaßigen Filmabend im Freundeskreis ist der zweite Teil wohl sogar noch ein bisschen besser geeignet. Da die Idee an sich aber in Teil 1 schon so gut ausgeführt wurde und der zweite Film nur noch mal eine irrwitzige Variation des Themas bietet, tendiere ich persönlich eher zum ersten Teil. Das alles wird dann aber noch getoppt vom dritten Teil, „Armee der Finsternis“, der mit Sicherheit durchgeknallteste Film der Horrortrilogie. Davon später einmal mehr.


7,0
von 10 Kürbissen

Tanz der Teufel (1981)

Regie: Sam Raimi
Original-Titel: The Evil Dead
Erscheinungsjahr: 1981
Genre: Horror, Komödie
IMDB-Link: The Evil Dead


Es braucht nicht viel für einen Kultfilm. Man sperre eine Gruppe von Jugendlichen in eine einsame Waldhütte, lasse durch Abspielen einer Tonaufnahme das Böse auferstehen in Form von Dämonen,  die von den Körpern der Jugendlichen Besitz ergreifen, und dann braucht es eigentlich nicht viel mehr als gute Drogen am Set für Maskenbildner, Kameramann und Regisseur Sam Raimi – und schon tanzen die Teufel in einem irren, trashigen Reigen, der irgendwo zwischen schaurigem Grusel, Splatter, Gore und einem LSD-Trip angesiedelt ist. Mehr Horror als Komödie, auch wenn der Film seine Gruselszenen ambitioniert in Szene setzt, bietet der Film auch heute noch, wenngleich schon deutlich angestaubt, beste Unterhaltung für einen Filmabend im Freundeskreis. Für Sam Raimi bedeutete „Der Tanz der Teufel“ der Durchbruch als Filmemacher, und für Hauptdarsteller Bruce Campbell als kognitiv minderbegabter Teenager Ash reichten weit aufgerissene Augen, um ihn als Kultdarsteller in seinem Genre zu etablieren. Man merkt in jeder Szene, wie viel Spaß die Beteiligten beim Dreh haben mussten. Die offiziellen Behörden waren von diesem Spaß jedoch weniger angetan. In Deutschland beispielsweise war der Film bis 2016 beschlagnahmt und stand als jugendgefährend auf dem Index. Wohl um zu verhindern, dass sich Legionen von Pfadfindern im Wald von Dämonen besessen lassen und sich gegenseitig metzeln – dem Bruttosozialprodukt täte ein solcher Einschnitt unter den zukünftig Erwerbstätigen gar nicht gut. Aber diese Zensur gehört zum Glück der Geschichte an, und so kann man sich heutzutage an dieser kleinen filmischen Perle erfreuen, für die man allerdings aufgrund des Blut-und-Beuschel-Festivals einen festen Magen benötigt.


7,5
von 10 Kürbissen