Action

Men in Black (1997)

Regie: Barry Sonnenfeld
Original-Titel: Men in Black
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Action, Science Fiction, Komödie
IMDB-Link: Men in Black


Bevor es Will Smith auf Oscar-Moderatoren abgesehen hat, waren es hauptsächlich Aliens, die von ihm eins aufs Maul bekommen habe. Siehe sein Hollywood-Durchbruch Independence Day und siehe auch „Men in Black“ von Barry Sonnenfeld. In dieser mittlerweile schon ikonischen Science Fiction-Komödie spielt er einen New Yorker Polizisten, der von einer geheimen Organisation rekrutiert wird, um fortan größere Fische als Ladendiebe zu jagen. Die Men in Black überwachen nämlich sämtliches extraterrestrisches Leben auf der Erde, das sich in der Schutzzone Manhattan aufhält – was vielleicht so manche Eigenheiten der New Yorker Bürgerinnen und Bürger erklären mag. Und gleich zu Beginn seiner noch jungen Karriere muss sich Agent J an der Seite seines erfahrenen Partners Agent K (Tommy Lee Jones) mit einem sehr ungustiösen Problem herumschlagen: Eine Schabe mit Größenwahn möchte eine Galaxie besitzen, und diejenigen, denen die Galaxie eigentlich gehört, drohen der Erde mit völliger Zerstörung. Das ist nichts, was man oft in Jobbeschreibungen liest. Und so haben J und K gleich richtig Stress, aber Learning by Doing ist ohnehin die effizienteste Methode, um in einen neuen Job hineinzuwachsen. „Men in Black“ ist wunderbar abgedreht und verfolgt vor allem ein Ziel: Amüsante Unterhaltung. Will Smith als Newbie mit großer Klappe und Tommy Lee Jones als knochentrockener Veteran, der schon alles gesehen hat und das mindestens dreifach, sind Idealbesetzungen. Man muss auch Vincent D’Onofrio hervorheben, der als außerirdische Schabe im Menschenkostüm einen der denkwürdigsten und aberwitzigsten Schurken der Filmgeschichte gibt. Mindestens genauso ikonisch ist der Soundtrack von Danny Elfman. Das Tempo ist hoch, die Gags sitzen, und mit Will Smiths Figur staunen auch wir über die Absonderlichkeiten, die das Universum im Verborgenen bereithält. So kann, nein: so soll leichtfüßige Unterhaltung aussehen.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1997 – Columbia Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2022)

Regie: Aaron und Adam Nee
Original-Titel: The Lost City
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Action, Komödie, Rom-Com
IMDB-Link: The Lost City


„The Lost City“ hat alles: Abenteuer. Eine Schatzsuche. Action. Romantik. Exotik. Sandra Bullock. Channing Tatum. Daniel Radcliffe. Und Brad Pitt! Die Abenteuerkomödie von Aaron und Adam Nee wirkt so, als hätten die beiden Regiebrüder Indiana Jones mit den Quartermain-Filmen, Uncharted und den neuen Jumanji-Filmen in einen Mixer geworfen und kräftig durchgerührt in der Hoffnung, dass das Ergebnis noch mal besser als nur die Summe seine Teile ist. Das Problem dabei ist: Habt ihr schon mal versucht, Avocado mit Ananas, Gurke, Karotte, Apfel, Banane und Blattspinat in einen Mixer zu schmeißen? Alle Ingredienzen sind ja ein Genuss für sich, aber in Summe kommt halt eine undefinierbare, braune Suppe heraus, die einfach nach allem und nichts schmeckt. Gut, so hart muss man mit „The Lost City“ nicht unbedingt zu Gericht gehen, denn der Film hat fraglos seine Momente – das komödiantische Timing stimmt häufig. Aber nach durchaus vielversprechendem Beginn (die Entführung einer Bestseller-Autorin durch einen durchgeknallten Milliardär, der sich durch ihre Mithilfe einen sagenumwobenen Schatz krallen will, doch nicht damit rechnet, dass ihr unterbelichtetes Covermodel zu Hilfe eilt) lässt der Film dann auch recht schnell nach. Die Dschungel-Action wirkt beliebig und mit Versatzstücken älterer und besserer Filme garniert, es läuft auf den üblichen Showdown hinaus, den man schon meilenweit voraus riecht, das alles wirkt leider sehr uninspiriert, auch wenn sich Sandra Bullock und Channing Tatum nach Kräften bemühen, das Vehikel zu tragen. Aber da kommen wir zum zweiten großen Problem des Films: Auch das wieder so ein Gurke-Ananas-Ding. Jede/r für sich ist großartig, aber die beiden haben zusammen einfach keine Chemie. Und so bleibt „The Lost City“ ein schales Abenteuer, das zwar einige gelungene Stellen aufweist, aber insgesamt nicht funktionieren will. Eine einmalige Sichtung ist mehr als ausreichend.


3,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Photo Credit: Kimberley French/Kimberley French – © 2021 Paramount Pictures. All rights reserved, Quelle: http://www.imdb.com)

Stirb langsam: Jetzt erst recht (1995)

Regie: John McTiernan
Original-Titel: Die Hard with a Vengeance
Erscheinungsjahr: 1995
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Die Hard with a Vengeance


Nachdem Renny Harlin seine Sache in Stirb langsam 2 nicht unbedingt herausragend gemacht hatte, musste Original-Regisseur John McTiernan für den dritten „Stirb langsam“-Film wieder in den Regiestuhl. Samuel L. Jackson ersetzte Reginald VelJohnson als John McClanes bester schwarzer Freund, und dementsprechend findet das Wort „Motherfucker“ noch mehr Verwendung als in den Filmen davor. Und darum geht’s: Irgend so ein Motherfucker, der sich selbst Simon nennt und das Spiel „Simon sagt“ mit McClane und der New Yorker Polizei spielt, hat ein paar ungute Bömbchen über die Stadt verteilt und jagt einen höllisch verkaterten McClane durch eben diese. Wenn McClane nicht nach Simons Pfeife tanzt, geht am Ende des Tages eine Schule in die Luft. Samuel L. Jackson als Ladenbesitzer Zeus wird eher zufällig in die Sache hineingezogen, doch mitgefangen heißt eben mitgehangen. Bruce Willis hat in seiner Paraderolle alle Hände voll zu tun, durch die Stadt zu hetzen und gleichzeitig herauszufinden, wer hinter diesem perfiden Plan steckt. Der aufmerksame Zuseher wird bald Jeremy Irons herumlaufen sehen und kombinieren, dass dieser hochdotierte Schauspieler wohl nicht für eine Komparsenrolle gecastet wurde, was sich auch sofort bestätigt: Hier haben wir den Schurken! Diesen treiben Rachegelüste an, hat McClane doch seinen Bruder vor Jahren vom Nakatomi Tower geworfen. Doch ist Rache das einzige Motiv? Und genau hier nimmt „Stirb langsam: Jetzt erst recht“ eine Abzweigung, die dem zweiten Teil noch gefehlt hat: Die Geschichte hinter der Geschichte macht Spaß und treibt den Film voran, zwar nicht mehr in der Perfektion des ersten Stirb langsam-Films, aber immerhin unterhaltsam und launig. Allerdings wird in etlichen Szenen doch deutlich, wie sehr sich die Macher rund um John McTiernan vom Kassenschlager Speed aus dem Vorjahr inspirieren ließen. Ist es Hommage, ist es Kopie? Das lässt sich an manchen Stellen nur schwer einschätzen, und das führt schließlich auch dazu, dass „Stirb langsam: Jetzt erst recht“ trotz aller verdienter Meriten nicht ganz die Qualität des ersten Films der Reihe und auch nicht ganz die Qualität von „Speed“ erreicht.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Archive Photos/Getty Images – © 2012 Getty Images, Quelle http://www.imdb.com)

Stirb langsam 2 (1990)

Regie: Renny Harlin
Original-Titel: Die Hard 2: Die Harder
Erscheinungsjahr: 1990
Genre: Action, Weihnachtsfilm
IMDB-Link: Die Hard 2: Die Harder


„Ich habe da so ein Gefühl …“ – „Immer, wenn du so ein Gefühl hast, geht irgendwo ein Versicherungsunternehmen pleite“. Ja, der zweite Teil des besinnlichen Weihnachtsfilms Stirb Langsam hat so seine Momente. Wieder darf Bruce Willis ausrücken, um das Weihnachtsfest zu retten, weil irgend so ein Grinch alles in die Luft sprengen will. In diesem Fall sieht sich der Flughafen Los Angeles den Attacken eines Psychos ausgesetzt, der aus der Ferne die Kontrolle über den Tower übernimmt, das Licht der Landebahnen ausschaltet und damit droht, die oben kreisenden und auf die Landung wartenden Flugzeuge eines nach dem anderen abstürzen zu lassen, wenn man seine Forderung nicht erfüllt. Diese wäre: Ein hübsches Flugzeug für den im Landeanflug befindlichen Ex-Diktator eines südamerikanischen Landes, der gerade in die Staaten überstellt wird, um sich dort vor Gericht verantworten zu müssen. Darauf hat eben dieser verständlicherweise keinen Bock. John McClane, den wir schon aus dem ersten Film als Problemlöser kennen, der sich für nichts zu schade ist, könnte eigentlich ganz in Ruhe im Ankunftsbereich ein paar Zigaretten rauchen und gemütlich was trinken, aber dass seine liebe Frau, mit der er gerade erst wieder glücklich zusammengekommen ist, ebenfalls in einem der oben kreisenden Flugzeuge sitzt, macht ihn, man kann es ihm kaum verübeln, doch recht unrund, und so müssen die Terroristen dran glauben. Tja, das hat man eben davon, wenn man die falschen Flugzeuge entführt oder die falschen Hunde tötet. Kein Mitleid mit den Schurken! Wenn man es genau nimmt, funktioniert die Story von „Stirb langsam 2“ von Renny Harlin, der den Regiestab von John McTiernan weitergereicht bekommen hat, nur deshalb, weil Bruce Willis‘ John McClane allen auf die Nerven geht und sich überall einmischt, dieser Wichtigtuer. So ist das Drehbuch recht hanebüchen konstruiert. Darüber nachdenken sollte man lieber nicht. Das größte Problem des Sequels, das ansonsten mit immerhin recht gefälligen Explosionen und komplett überdrehter Action punktet, sind aber die Bösewichter. Die vergisst man schon, während man ihnen zuschaut. Kein Vergleich zum ersten Teil – und auch zum dritten. Und das führt halt zu folgendem Teufelskreis: Man vergisst die Bösen, weil sie komplett uncharismatisch und nichtssagend sind. Dadurch vergisst man die Story, die ja von den Bösen vorangetrieben werden sollte. Und dadurch vergisst man schließlich den ganzen Film. Immerhin ist es kurzweilig, diese Erinnerungslücken nach vielen Jahren wieder aufzufrischen, doch ist der qualitative Fall von Teil 1 zu Teil 2 eben schon sehr hoch.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Guardians of the Galaxy Vol. 3 (2023)

Regie: James Gunn
Original-Titel: Guardians of the Galaxy Vol. 3
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Guardians of the Galaxy Vol. 3


Nicht von mir, aber ein sinngemäßes Zitat eines Youtube-Users, dem ich uneingeschränkt zustimmen möchte: Der erste Guardians of the Galaxy-Film hat die Comedy in das Marvel Cinematic Universe gebracht, als es versucht hat, ernst zu sein, während nun der dritte und letzte Teil die Ernsthaftigkeit ins MCU zurückbringt, während es versucht, Comedy zu sein. Viel besser kann man die Entwicklung der Guardians-Trilogie nicht beschreiben. Und ja, Vol. 3 ist ein würdiger Abschluss der Filmreihe rund um einen zusammengewürfelten Haufen von Outlaws, die gemeinsam größer als die Summe ihrer Teile werden. Jede Figur bekommt ihre nachvollziehbare Entwicklung, doch im Herzen des dritten Teils steht nun der genetisch veränderte Waschbär Rocket, dessen Hintergrundgeschichte aufgerollt wird. War Rocket in den ersten Filmen noch die coole Socke mit den markigen Sprüchen, bekommt der Charakter im dritten Guardians-Film nun eine Tiefe, die in den besten Momenten zu Tränen rührt. Der Film dreht sich komplett um seine Figur, und die Mission der Guardians ist es schlicht, ihn zu retten. Diese Konzentration der Story auf Rocket und dessen Hintergrund sind gleichzeitig die große Stärke des Films wie auch seine Schwäche. Denn zum Einen ermöglicht es eben genau diese Charakterentwicklung (wovon alle Charaktere profitieren), zum Anderen bleiben aber dadurch die Bösewichter, die es zu bekämpfen gilt, austauschbar und fast seltsam motivationslos. Hier wurde Potential verschenkt. Auch übertreibt es der Film manchmal mit seinem Hang zum Absurden, das immer wieder mal eingestreut wird. Und dennoch kann man James Gunn zu seinem Abschluss der Trilogie nur gratulieren, denn es ist ihm gelungen, aus einem CGI-Waschbären mit Hang zu Zynismus und einem Waffenspleen eine der interessantesten Figuren im gesamten Marvel-Universum zu machen.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Marvel Studios/Courtesy of Marvel Studios – © 2023 MARVEL, Quelle http://www.imdb.com)

Flash Gordon (1980)

Regie: Mike Hodges
Original-Titel: Flash Gordon
Erscheinungsjahr: 1980
Genre: Science Fiction, Komödie, Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Flash Gordon


„Flash Gordon“ hat einfach alles! Billige Kostüme, Pappmaché-Kulissen, schreckliche Dialoge, Darsteller:innen, die zwischen Overacting und völliger Überforderung agieren, eine Story, die man in einer Pfeife rauchen kann und knallbunte Farben, wie sie kaum ein LSD-Trip erzeugen kann. Und das ist grandios! Denn „Flash Gordon“, mittlerweile ein absoluter Kultfilm, will gar nicht qualitativ überzeugen oder ein hochwertiger Film sein. „Flash Gordon“ ist ein Trash-Fest, das sich selbst auf die Schaufel nimmt, und zelebriert dies in jeder Szene. Sam J. Jones spielt, oder sagen wir so: verkörpert den Titelhelden, einen Quarterback im American Football, der aufgrund einer Verkettung seltsamer Umstände zusammen mit Zufallsbekanntschaft Dale Arden (Melody Anderson) und dem verrückten Wissenschaftler Dr. Hans Zarkov (Chaim Topol) auf dem Planeten Mongo (ja, genau, Mongo!) landet, um dort dem fiesen Imperator Ming (Max von Sydow) Einhalt zu gebieten. Der will nämlich die Erde zerstören, just for fun natürlich. Daneben gibt es noch die undurchschaubare, sexy Tochter des Imperators, Prinzessin Aura (Ornella Muti in Kostümen, die man sonst nur in Pornos sieht), den rachsüchtigen Waldschrat Prinz Barin (Timothy Dalton) und den fliegenden Berserker Prinz Vultan (Brian Blessed) samt ihrer Anhängerschaft. Macht irgendwas davon Sinn? Nein! Will das auch nur zeitweise ernstzunehmende Unterhaltung sein und keine Kinderei? Nein! Aber genau das macht den Film so großartig. Wenn eine Schlägerei mit den Schergen des Imperator wie ein American Football-Spiel inszeniert wird, ehe der Quarterback vom eigenen Team aus dem Spiel genommen wird, ist klar, in welcher Tonalität es weitergeht. Flash ist Trash, aber vom feinsten! Ihren Job noch am ernstesten genommen haben die Mitglieder der Band Queen, die den (legendären) Soundtrack beisteuert. Apropos Soundtrack: Interessant ist, dass manche Themen aus diesem Film an den von Vangelis komponierten, deutlich düstereren Soundtrack zu Blade Runner, der zwei Jahre später in die Kinos kam, erinnern. Da hat sich wohl wer inspirieren lassen.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1980 Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Sayen (2023)

Regie: Alexander Witt
Original-Titel: Sayen
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Sayen


Hach, diese Streaming-Eigenproduktionen … Für jede Perle, die man hervorholt, greift man mindestens zehnmal in den Lokus. Der chilenische Actionthriller „Sayen“ von Alexander Witt ist da leider keine Ausnahme. Es mangelt ihm nämlich an zweierlei Dingen: Action. Und Thrill. Dabei wäre die Grundprämisse eine durchaus sympathische: Die junge Studentin Sayen, dem indigenen Stamm der Mapuche angehörig, kommt zurück in ihr Heimatdorf. Dort muss sie mit ansehen, wie ein schmieriger Geschäftsmann ihrer Großmutter, der Landbesitzerin des Stammes, ein unmoralisches Angebot zum Kauf des Waldes macht, diese erwartungsgemäß das Angebot ablehnt und er die Wichtigkeit dessen für ihn noch einmal mit einer Ladung Blei unterstreicht. Sayen, die als Kollateralschaden mitsamt der toten Großmutter in deren Haus verbrannt werden soll, kann flüchten und macht fortan nun ihrerseits Jagd auf den Schnösel und seine Legionäre. Dabei stellt sie fest, dass es dem Geschäftsmann nicht um die schöne Aussicht, sondern um gewaltige Kobaltvorkommen im Gebiet ging – und die Story bekommt dadurch einen ökosozialen Anstrich, aus dem man viel machen könnte. Leider bleibt es beim Konjunktiv. Zwar gibt sich Rallen Montenegro in der Hauptrolle der wehrhaften Mapuche-Indigenen redlich Mühe, doch ist der Rest des Casts (und zuweilen auch sie selbst) heillos überfordert, wie auch der Regisseur selbst. Die Actionszenen bekommt jede Traumschiff-Episode besser hin, das Drehbuch mit dessen ständigen Begegnungen der Konfliktparteien im riesigen chilenischen Wald macht keinen Sinn, die Dialoge laden zum Klischeebingo ein, und was dem Film schließlich den Rest gibt, ist ein offenes Ende, das auf einen zweiten Teil hindeutet, der hoffentlich, so die Produzent:innen ein Einsehen mit uns armen Seelen haben, niemals gedreht werden wird. Aber nachdem selbst Amazon Prime „vergessen“ hat, diese Eigenproduktion zu bewerben, können wir diesbezüglich wohl durchatmen.


2,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Le Mans 66 – Gegen jede Chance (2019)

Regie: James Mangold
Original-Titel: Ford v Ferrari
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Sportfilm, Biopic, Action, Drama
IMDB-Link: Ford v Ferrari


Im Kino damals verpasst, nun im Patschenkino nachgeholt und tatsächlich ein wenig bedauert, den damals nicht auf der großen Leinwand gesehen zu haben: „Le Mans 66 – Gegen jede Regel“ (im Original: „Ford v Ferrari“) von James Mangold darf sich wohl als einer der besten Rennsportfilme aller Zeiten bezeichnen. Nie zuvor habe ich in einem Film dermaßen nachempfinden können, was es heißt, solche schnellen Autos bis ans ihr Limit und darüber zu pushen, nicht einmal im von mir hochgeschätzten „Rush“. Der Oscar für den besten Schnitt ist hochverdient! Wenn man den Film allerdings auf diese technischen Aspekte und auf die Adrenalin getränkte Darstellung des Motorsports reduziert, tut man ihm Unrecht. Den zunächst ist „Ford v Ferrari“ eine Außenseitergeschichte. Der Titel impliziert dies bereits, doch es wäre falsch, sich hier auf den ersten Eindruck zu verlassen und darauf zurückzuziehen. Die Ford Motor Company war und ist beileibe kein Außenseiter, auch wenn ihr bis Anfang der 60er Jahre nicht eingefallen ist, in der höchsten Motorsportklasse gegen renommierte Rennsportautoerzeuger wie Ferrari oder Porsche anzutreten. Aber was tut man nicht alles, wenn die Verkaufszahlen sinken? Auftritt Carroll Shelby (Matt Damon), ehemaliger Rennfahrer und Sieger des 24-Stunden-Rennens von Le Mans, der nun Autos verkauft und seine eigenen Rennwägen bastelt. Der soll Ford ein Auto hinstellen, das den als unbesiegbar geltenden Ferraris in Le Mans davonfährt. Doch dazu braucht es nicht nur ein schnelles Auto, sondern auch einen schnellen Fahrer, und der impulsive, nonkonforme Kriegsveteran Ken Miles (Christian Bale) ist ein solcher. Gemeinsam bilden die beiden das ungewöhnliche Dreamteam, das den Giganten der Familienschaukelerzeugung zu Lorbeer führen soll. Und das ist nun die eigentliche Außenseitergeschichte, denn weder Shelby noch Miles passen zu dem strikt hierarchisch geführten Konzern. Der größte Gegner ist nicht Ferrari auf der Strecke. Wie in vielen Biopics nimmt sich das Drehbuch künstlerische Freiheiten, um die Dramatik zu erhöhen, doch verwässern diese Freiheiten im Fall von „Ford v Ferrari“ nicht die Geschichte. Der Fokus bleibt immer auf diesen beiden Motorsportfanatikern und ihrem Kampf um Erfolg – nicht um des Erfolgs willen, sondern weil sie ganz einfach nicht anders können, als ständig aufs Gaspedal zu drücken, mit allen entsprechenden (auch negativen) Folgen. So gesehen ist „Ford v Ferrari“ ein Film über unbeugsamen Willen und die Opfer, die damit einhergehen, und somit überraschend tiefgängig.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Merrick Morton – © 20th Century Fox, Quelle http://www.imdb.com)

Indiana Jones und das Rad des Schicksals (2023)

Regie: James Mangold
Original-Titel: Indiana Jones and the Dial of Destiny
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Indiana Jones and the Dial of Destiny


Ich bin der Meinung (und damit stehe ich wohl nicht alleine da), dass das Hollywood-Blockbuster-Kino ein kreatives Problem hat. Statt neue, originäre Stoffe auf die große Leinwand zu bringen, setzt man lieber auf Prequels, Sequels und Remakes bestehender Stoffe und spielt auf der Nostalgieflöte. Auch die beliebte Figur des Indiana Jones ist davon betroffen. Teil 4 war schon der Versuch, das Gulasch neu aufzuwärmen, doch anders als ein Gulasch schmeckte dieser Teil eben nicht besser als die Vorgänger (auch wenn er ehrlicherweise unter Wert geschlagen wurde). Das finale Abenteuer des schlagkräftigen Archäologen Dr. Jones (final deshalb, weil Harrison Ford nun auch schon 80 Lenze zählt und man sich einfach niemand anderen als ihn unter dieser legendären Hutkrempe vorstellen kann) versucht nun erst gar nicht, eine neue, spannende Geschichte zu erzählen oder dem Stoff irgendwie sonst einen Hauch von Originalität einzuverleiben. Nein, das ist einfach nur Fan-Pleasing bis zum Exzess. Beliebte Nebenfiguren aus früheren Filmen laufen kurz über die Leinwand, ohne mehr beitragen zu müssen als beim Zuseher eine Erinnerung hochzuholen, und der Rest besteht aus Grabmälern, historischen Artefakten mit magischen Fähigkeiten und Zügen voller Nazis. Alles wie gehabt. Das muss aber gar nicht schlecht sein, und das ist es in diesem Fall auch nicht. Der Film hat abseits des gekonnten Spielens auf der Nostalgieklaviatur einige durchaus positive Aspekte: So ist Phoebe Waller-Bridges Figur der Helena Shaw eine der denkwürdigsten Figuren der gesamten Indiana Jones-Reihe und bringt viel frischen Wind hinein, und auch ihr von Ethann Isidore gespielter Sidekick Teddy ist eine charmante Bereicherung des Indiana Jones-Universums, auch wenn der nicht viel mehr ist als eine Reminiszenz an den legendären „Shorty“ aus Teil 2. Dennoch: Die beiden fügen sich gut ein und stehlen dem alternden Indiana Jones in vielen Szenen auch die Show. Auch das Szenenbild ist positiv zu erwähnen – der Film sieht einfach aus, wie man sich einen Indiana Jones-Film erwartet. Mit Mads Mikkelsen hat man dazu noch einen charismatischen Schurken verpflichtet, auch wenn man dessen schauspielerisches Potential weitestgehend ungenutzt lässt. Was das kontrovers diskutierte Ende betrifft, so wird es für meine Begriffe etwas zu gehetzt abgehandelt und lässt viele interessante Möglichkeiten links liegen, bringt die Reihe aber dennoch zu einem versöhnlichen Abschluss. Alles in allem lässt sich sagen, dass der Zauber der ersten drei Filme auch mit diesem letzten, fünften Film nicht erreicht wird, was wohl auch der Tatsache geschuldet ist, dass man seitens der großen Studios den Filmemachern damals noch kreativen Freiraum zustand, der heute in einer Zeit, in der Blockbuster fast schon wie mathematische Formeln durchberechnet werden, monetären Sicherheitsüberlegungen zum Opfer fallen. Doch die Rechnung geht auch da nicht immer auf, wie das Einspielergebnis des fünften Teils an den Kinokassen zeigt. Was ich aber über Teil 4 denke, gilt ebenfalls für Teil 5: Er wird doch etwas unter Wert geschlagen. Denn wäre dieser letzte Indiana Jones-Film der erste, den wir jemals zu Gesicht bekommen hätte, würde das Urteil mit Sicherheit gnädiger ausfallen. Das Problem ist schlicht, dass wir alle die ersten drei Filme kennen.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Lucasfilm Ltd./Lucasfilm Ltd. – © 2023 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Speed (1994)

Regie: Jan de Bont
Original-Titel: Speed
Erscheinungsjahr: 1994
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Speed


Jan de Bont weiß, wie es geht. Er kennt sich aus im Action-Genre. Einen durch Luftschächte robbenden Bruce Willis in Stirb langsam hat er mit seiner Kamera eingefangen. Auch die klaustrophobische Enge eines U-Boots in „Jagd auf Roter Oktober“ hat er als Kameramann begleitet. „Speed“ aus 1994, der große Durchbruch von Sandra Bullock in Hollywood, war schließlich seine erste Regie-Arbeit, und man kann sagen: Er hat auf den Filmsets, die er zuvor durch die Linse der Kamera beäugt hat, gut hingesehen. Vor allem hat er verstanden, dass es in einem guten Action-Film nicht auf die Anzahl der Explosionen ankommt (I’m looking at you, Michael Bay!) und auch nicht auf den Bodycount, sondern auf den Thrill, auf das Nerven zerfetzende Gefühl der ständigen Bedrohung, die über den Heldinnen und Helden hängt. In diesem Fall ist die Prämisse so einfach wie wirkungsvoll: Ein verrückter Bombenleger hat noch ein Hühnchen zu rupfen mit einem Spezialisten der Polizei (ein sehr junger Keanu Reeves – nicht, dass das einen großen Unterschied machen würde zu einem gealterten Keanu Reeves), und so nimmt er kurzerhand einen Linienbus in Geiselhaft. Der perfide Mechanismus: Fährt der Bus weniger als 50 Meilen die Stunde, also umgerechnet etwa 80 km/h, fliegt er samt Fahrgästen in die Luft. Und da aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände schon bald der eigentliche Busfahrer blutend auf dem Boden liegt, muss die extrovertierte und leicht verpeilte Annie (Sandra Bullock) hinters Lenkrad. Der Rest ist Filmgeschichte und ein Paradebeispiel für gelungene Suspense. „Speed“ ist auch gut gealtert, ähnlich wie Keanu Reeves. Klar, heute würden die Polizisten ganz einfach übers Handy miteinander telefonieren, was vielleicht manche Abläufe des Films beschleunigt hätte, aber die Grundprämisse des Films funktioniert immer noch. Dass die Motivation des Bösewichts, mit Verve gespielt von Dennis Hopper, relativ blass bleibt: Geschenkt. Das nimmt dem Film seinen würdigen Platz im Olymp der Actionfilme nicht weg. Schade, dass Jan de Bont sein Niveau als Regisseur nicht halten konnte und mit „Speed 2“ das Fundament seines Denkmals, das man ihm schon setzen wollte, selbst wieder abgetragen hat.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)