Regie: James Mangold
Original-Titel: Ford v Ferrari
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Sportfilm, Biopic, Action, Drama
IMDB-Link: Ford v Ferrari
Im Kino damals verpasst, nun im Patschenkino nachgeholt und tatsächlich ein wenig bedauert, den damals nicht auf der großen Leinwand gesehen zu haben: „Le Mans 66 – Gegen jede Regel“ (im Original: „Ford v Ferrari“) von James Mangold darf sich wohl als einer der besten Rennsportfilme aller Zeiten bezeichnen. Nie zuvor habe ich in einem Film dermaßen nachempfinden können, was es heißt, solche schnellen Autos bis ans ihr Limit und darüber zu pushen, nicht einmal im von mir hochgeschätzten „Rush“. Der Oscar für den besten Schnitt ist hochverdient! Wenn man den Film allerdings auf diese technischen Aspekte und auf die Adrenalin getränkte Darstellung des Motorsports reduziert, tut man ihm Unrecht. Den zunächst ist „Ford v Ferrari“ eine Außenseitergeschichte. Der Titel impliziert dies bereits, doch es wäre falsch, sich hier auf den ersten Eindruck zu verlassen und darauf zurückzuziehen. Die Ford Motor Company war und ist beileibe kein Außenseiter, auch wenn ihr bis Anfang der 60er Jahre nicht eingefallen ist, in der höchsten Motorsportklasse gegen renommierte Rennsportautoerzeuger wie Ferrari oder Porsche anzutreten. Aber was tut man nicht alles, wenn die Verkaufszahlen sinken? Auftritt Carroll Shelby (Matt Damon), ehemaliger Rennfahrer und Sieger des 24-Stunden-Rennens von Le Mans, der nun Autos verkauft und seine eigenen Rennwägen bastelt. Der soll Ford ein Auto hinstellen, das den als unbesiegbar geltenden Ferraris in Le Mans davonfährt. Doch dazu braucht es nicht nur ein schnelles Auto, sondern auch einen schnellen Fahrer, und der impulsive, nonkonforme Kriegsveteran Ken Miles (Christian Bale) ist ein solcher. Gemeinsam bilden die beiden das ungewöhnliche Dreamteam, das den Giganten der Familienschaukelerzeugung zu Lorbeer führen soll. Und das ist nun die eigentliche Außenseitergeschichte, denn weder Shelby noch Miles passen zu dem strikt hierarchisch geführten Konzern. Der größte Gegner ist nicht Ferrari auf der Strecke. Wie in vielen Biopics nimmt sich das Drehbuch künstlerische Freiheiten, um die Dramatik zu erhöhen, doch verwässern diese Freiheiten im Fall von „Ford v Ferrari“ nicht die Geschichte. Der Fokus bleibt immer auf diesen beiden Motorsportfanatikern und ihrem Kampf um Erfolg – nicht um des Erfolgs willen, sondern weil sie ganz einfach nicht anders können, als ständig aufs Gaspedal zu drücken, mit allen entsprechenden (auch negativen) Folgen. So gesehen ist „Ford v Ferrari“ ein Film über unbeugsamen Willen und die Opfer, die damit einhergehen, und somit überraschend tiefgängig.
8,0 Kürbisse
(Bildzitat: Foto von Merrick Morton – © 20th Century Fox, Quelle http://www.imdb.com)