Abenteuerfilm

Arielle, die Meerjungfrau (2023)

Regie: Rob Marshall
Original-Titel: The Little Mermaid
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy, Musical
IMDB-Link: The Little Mermaid


Disneys Neuverfilmung des Trickfilmklassikers „Arielle, die Meerjungfrau“ spaltete die Gemüter, ehe überhaupt noch die ersten Trailer dafür anliefen. Wie kann es sein, dass die blasse Arielle mit den feuerroten Haaren plötzlich eine dunkle Hautfarbe hat? Aber das entspricht doch nicht der Vorlage! Nun, wer emotional nicht stabil genug ist, eine optische Veränderung im Rahmen einer Neuverfilmung eines Märchens zu ertragen, sollte sich vielleicht generell von Film und Fernsehen fernhalten. Auf der anderen Seite gab es nach Veröffentlichung des ersten Trailers entzückendes Videomaterial auf Youtube von begeisterten farbigen Kindern, die beim Anblick der neuen Arielle (Halle Bailey) in Verzückung gerieten und ausriefen: „Die sieht so aus wie ich!“ Und das ist eine schöne Sache, finde ich. Doch ist der Film selbst, der schon im Vorfeld für so viel Diskussionsstoff sorgte, ebenfalls eine schöne Sache? Nun, das muss man ein wenig differenzierter betrachten. Einerseits trachtet Rob Marshall danach, die Geschichte des Zeichentrickfilms von 1989 so originalgetreu wie möglich zu erzählen, was in teils 1:1 nachgedrehten Bildern auch im Großen und Ganzen gelingt. Andererseits dichteten Jane Goldman und David Magee, die das Drehbuch schrieben, auch etliche Szenen neu hinzu – mit mal größerem und mal überschaubarem Mehrwert. Die Hymne des nach seiner ozeanischen Retterin schmachtenden Eric (Jonah Hauer-King), die eher dazu geeignet ist, sämtliche Fledermäuse der weiteren Umgebung zu verjagen als große Emotionen zu wecken, hätte es beispielsweise nicht unbedingt gebraucht. Dafür entpuppt sich ein Ausflug zu einem Fischermarkt als gelungene, bunte Abwechslung. Fans des Originalfilms müssen sich also bezüglich der Story nicht allzu sehr fürchten. Zum Fürchten sind eher die Animationen der tierischen Freunde der abenteuerlustigen Meerjungfrau, die so gerne ein Mensch sein würde: Aus dem sympathisch-pummeligen Fabius ist eine Flunder mit der Mimik einer … nun ja … Flunder geworden, und Krebs Sebastian ist ein Schalentier aus der Hölle. Immerhin sein karibischer Akzent ist putzig. Einzig Scuttle, im Original unüberhörbar gesprochen von Awkwafina, bringt Komik in die Geschichte. Und der Cast? Nun, Halle Bailey ist sympathisch und sichtlich bemüht, außerdem kann sie tatsächlich exzellent singen, doch fehlt es ihr ein wenig an Charisma, um die Geschichte emotional komplett zu tragen. Jonah Hauer-King als Eric wirkt ebenfalls sympathisch, aber austauschbar. Javier Bardem ist als Triton unterfordert und langweilt sich die meiste Zeit über. Bleibt einzig Melissa McCarthy als böse Meereshexe Ursula, die mit Verve und Spaß an der Sache die Ehre des Casts zu retten versucht. Insgesamt ist „Arielle, die Meerjungfrau“ ein ordentlicher Abenteuerfilm, der routiniert gemacht ist, dem aber das besondere Etwas fehlt. Einmal ansehen reicht aus.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Disney/DISNEY – © 2023 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Ghostbusters: Legacy (2021)

Regie: Jason Reitman
Original-Titel: Ghostbusters: Afterlife
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Fantasy, Komödie, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Ghostbusters: Afterlife


Viel kultiger als das Geisterjägerabenteuer Ghostbusters kann es nicht werden – wobei ich diesen Satz fast schon wieder revidieren muss beim Blick auf die lange Liste der Kultfilme der 80er-Jahre. Aber „Ghostbusters“ hat jedenfalls einen Platz im Herzen eines jeden Filmfans, und ich möchte konstatieren: Die Unterhaltungsindustrie Hollywoods befand sich damals auf einem absoluten Höhepunkt. Kein Wunder, dass nun in Zeiten von Remakes, Prequels, Sequels und Hommagen auch die Geisterjäger wieder ausgegraben werden – und das im Fall von Harold Ramis fast wortwörtlich, nachdem der 2014 viel zu früh von uns gegangen ist. Doch der Fokus von Jason Reitmans Film liegt ohnehin auf einer neuen Generation, verkörpert von Finn Wolfhard, der einfach da weitermacht, wo er in „Stranger Things“ aufgehört hat, Mckenna Grace, Celeste O’Connor und Logan Kim. Diese vier Jugendlichen treffen in einer entlegenen Kleinstadt mitten im Nirgendwo aufeinander. Trevor und Phoebe sind nach einer unerfreulichen Delogierung mit ihrer Mutter Callie (Carrie Coon) dort aufgeschlagen und haben die halbverfallene Farm ihres verstorbenen Großvaters als temporäre Unterkunft auserkoren, Lucky und „Podcast“ sind Locals, die sich schon bald mit den Neuankömmlingen anfreunden. Doch statt einer Coming of Age-Geschichte sind die vier Teenager schon bald in eine waschechte Geistergeschichte verwickelt, da die alte Farm so ihre Geheimnisse birgt. Gut, dass mit dem Geologen und Aushilfslehrer Gary Grooberson (Paul Rudd) ein Erwachsener mit von der Partie ist, der zumindest alt genug ist, um sich an die Geisterjagden in den 80er-Jahren in New York zu erinnern. Denn wie so oft: Geschichte neigt dazu, sich zu wiederholen. Bei aller Frische, die der Sohn von Ivan Reitman, Regisseur des kultigen Originalfilms, in die Neuauflage einbringt, das Thema der Wiederholung ist es, was letztlich eine eigentlich verdiente höhere Bewertung verhindert. Man kann im Grunde wirklich nicht groß meckern: Die Besetzung ist sympathisch, das Tempo so hoch wie der Unterhaltungswert, da wird vieles richtig gemacht, aber am Ende ist es dann doch zu viel, weil zu viel offensichtliches Fan-Pleasing. Manchmal ist weniger mehr. Rein für sich gesehen ist „Ghostbusters: Legacy“ ein sehr unterhaltsamer, gelungener Film, bei dem man in Kenntnis des Originalfilms jedoch immer wieder rausgeworfen wird durch den Gedanken: „Ah, das habe ich ja schon im ersten Ghostbusters-Film gesehen!“ So bietet „Ghostbusters: Legacy“ wohl sogar mehr Vergnügen, wenn man das Original noch nie gesehen hat, doch auf wie wenige trifft das wohl zu?


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Guardians of the Galaxy Vol. 3 (2023)

Regie: James Gunn
Original-Titel: Guardians of the Galaxy Vol. 3
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Guardians of the Galaxy Vol. 3


Nicht von mir, aber ein sinngemäßes Zitat eines Youtube-Users, dem ich uneingeschränkt zustimmen möchte: Der erste Guardians of the Galaxy-Film hat die Comedy in das Marvel Cinematic Universe gebracht, als es versucht hat, ernst zu sein, während nun der dritte und letzte Teil die Ernsthaftigkeit ins MCU zurückbringt, während es versucht, Comedy zu sein. Viel besser kann man die Entwicklung der Guardians-Trilogie nicht beschreiben. Und ja, Vol. 3 ist ein würdiger Abschluss der Filmreihe rund um einen zusammengewürfelten Haufen von Outlaws, die gemeinsam größer als die Summe ihrer Teile werden. Jede Figur bekommt ihre nachvollziehbare Entwicklung, doch im Herzen des dritten Teils steht nun der genetisch veränderte Waschbär Rocket, dessen Hintergrundgeschichte aufgerollt wird. War Rocket in den ersten Filmen noch die coole Socke mit den markigen Sprüchen, bekommt der Charakter im dritten Guardians-Film nun eine Tiefe, die in den besten Momenten zu Tränen rührt. Der Film dreht sich komplett um seine Figur, und die Mission der Guardians ist es schlicht, ihn zu retten. Diese Konzentration der Story auf Rocket und dessen Hintergrund sind gleichzeitig die große Stärke des Films wie auch seine Schwäche. Denn zum Einen ermöglicht es eben genau diese Charakterentwicklung (wovon alle Charaktere profitieren), zum Anderen bleiben aber dadurch die Bösewichter, die es zu bekämpfen gilt, austauschbar und fast seltsam motivationslos. Hier wurde Potential verschenkt. Auch übertreibt es der Film manchmal mit seinem Hang zum Absurden, das immer wieder mal eingestreut wird. Und dennoch kann man James Gunn zu seinem Abschluss der Trilogie nur gratulieren, denn es ist ihm gelungen, aus einem CGI-Waschbären mit Hang zu Zynismus und einem Waffenspleen eine der interessantesten Figuren im gesamten Marvel-Universum zu machen.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Marvel Studios/Courtesy of Marvel Studios – © 2023 MARVEL, Quelle http://www.imdb.com)

Flash Gordon (1980)

Regie: Mike Hodges
Original-Titel: Flash Gordon
Erscheinungsjahr: 1980
Genre: Science Fiction, Komödie, Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Flash Gordon


„Flash Gordon“ hat einfach alles! Billige Kostüme, Pappmaché-Kulissen, schreckliche Dialoge, Darsteller:innen, die zwischen Overacting und völliger Überforderung agieren, eine Story, die man in einer Pfeife rauchen kann und knallbunte Farben, wie sie kaum ein LSD-Trip erzeugen kann. Und das ist grandios! Denn „Flash Gordon“, mittlerweile ein absoluter Kultfilm, will gar nicht qualitativ überzeugen oder ein hochwertiger Film sein. „Flash Gordon“ ist ein Trash-Fest, das sich selbst auf die Schaufel nimmt, und zelebriert dies in jeder Szene. Sam J. Jones spielt, oder sagen wir so: verkörpert den Titelhelden, einen Quarterback im American Football, der aufgrund einer Verkettung seltsamer Umstände zusammen mit Zufallsbekanntschaft Dale Arden (Melody Anderson) und dem verrückten Wissenschaftler Dr. Hans Zarkov (Chaim Topol) auf dem Planeten Mongo (ja, genau, Mongo!) landet, um dort dem fiesen Imperator Ming (Max von Sydow) Einhalt zu gebieten. Der will nämlich die Erde zerstören, just for fun natürlich. Daneben gibt es noch die undurchschaubare, sexy Tochter des Imperators, Prinzessin Aura (Ornella Muti in Kostümen, die man sonst nur in Pornos sieht), den rachsüchtigen Waldschrat Prinz Barin (Timothy Dalton) und den fliegenden Berserker Prinz Vultan (Brian Blessed) samt ihrer Anhängerschaft. Macht irgendwas davon Sinn? Nein! Will das auch nur zeitweise ernstzunehmende Unterhaltung sein und keine Kinderei? Nein! Aber genau das macht den Film so großartig. Wenn eine Schlägerei mit den Schergen des Imperator wie ein American Football-Spiel inszeniert wird, ehe der Quarterback vom eigenen Team aus dem Spiel genommen wird, ist klar, in welcher Tonalität es weitergeht. Flash ist Trash, aber vom feinsten! Ihren Job noch am ernstesten genommen haben die Mitglieder der Band Queen, die den (legendären) Soundtrack beisteuert. Apropos Soundtrack: Interessant ist, dass manche Themen aus diesem Film an den von Vangelis komponierten, deutlich düstereren Soundtrack zu Blade Runner, der zwei Jahre später in die Kinos kam, erinnern. Da hat sich wohl wer inspirieren lassen.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1980 Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

65 (2023)

Regie: Scott Beck und Bryan Woods
Original-Titel: 65
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Horror, Thriller, Abenteuerfilm
IMDB-Link: 65


Die Prämisse dieses Films hat meine Aufmerksamkeit geweckt wie kaum ein anderer Film der letzten Jahre: Ein Raumfahrer stürzt ab und landet auf der Erde vor 65 Millionen Jahren zur Zeit der Dinosaurier. Quasi „Planet der Affen“ meets „Jurassic Park“. Und dazu noch der von mir sehr geschätzte Adam Driver in der Hauptrolle: Shut up and take my money! Im Kino habe ich den Film dann aufgrund zeitlicher Beschränkungen verpasst, aber nun im Streaming nachgeholt. Und was soll ich sagen? Ich bin froh, dass ich mir das Geld für die Kinokarte gespart habe. Von einer Ausgangsbasis a la „Planet der Affen“ darf man sich gleich zu Beginn verabschieden – der Besucher des prähistorischen Tierparks ist nämlich ein Außerirdischer aus fernen Galaxien, dessen Heimat aber praktischerweise wie unsere Erde aussieht. Außerdem trägt er fancy T-Shirts, und auch die Technologie funktioniert praktisch genau gleich wie unsere. Eigentlich wollte Astronaut Mills gar nicht weg von seinem Heimatplaneten, doch da seine Tochter schwer krank ist und die zweijährige Expeditionsmission, für die er sich einschreibt, die Arztrechnungen bezahlt, macht er sich wohl oder übel auf den Weg. Unterwegs wird das Schiff von einem Asteroidenhagel zerschossen und legt auf einem unbekannten, nicht gelisteten Planeten (man ahnt es schon) eine Bruchlandung hin. Die einzig verbliebene Rettungskapsel wird 15 km entfernt auf einen Berg geschleudert. Überlebende: Astronaut Mills und ein kleines Mädchen namens Koa, das allerdings eine andere Sprache spricht, was Scott Beck und Bryan Woods, die neben der Regie auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnen, die Arbeit erspart, sinnvolle Dialoge schreiben zu müssen. Bald schon stoßen die beiden Überlebenden auf die ersten Einheimischen. Und da kommt nun mein innerer Nerd durch: Diese Viecher sehen aus, als hätte die Creature Designer von Auslöschung den Job bekommen, und allesamt sind sie Fleischfresser und haben nur eines im Sinn: Jagd auf dieses schmackhafte Dosenfutter from outer space zu machen. Die Dinosaurier in „65“ sind keine Tiere, sind nicht instinktgetrieben, sondern durchtriebene, fiese Monster. Und so gleitet der Film schon bald von einem Science Fiction-Abenteuer in einen klassischen Horrorfilm über. Kann man machen, muss man aber nicht. Aber wenn man es so machen will, wäre es halt eine gute Idee, wenigstens ein bisschen Originalität reinzubringen und nicht alle genretypischen Muster wie anhand einer Checkliste abzuarbeiten. Und so zieht sich der Film dröge von einem vorhersehbaren Jump-Scare zum nächsten, ohne sich auch nur einen Deut um Logik, Spannung oder Figurenentwicklung zu scheren. Man sehnt den schon am Horizont auftauchenden Chicxulub-Asteroiden herbei, der nicht nur den Dinosauriern ein Ende setzen soll, sondern auch diesem uninspirierten Film.


3,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

The Day After Tomorrow (2004)

Regie: Roland Emmerich
Original-Titel: The Day After Tomorrow
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction
IMDB-Link: The Day After Tomorrow


Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der größte Hurra-Patriot Hollywoods ausgerechnet ein Deutscher ist. Die Formel für Filmstudios ist einfach: Willst du pathetische Reden mit wehenden amerikanischen Flaggen vor dem Hintergrund einer totalen Apokalypse (die aber natürlich nur für die USA von Bedeutung ist, der Rest der Welt wird einfach mal nebenher in Schutt und Asche gelegt, weil’s eh wurscht ist), dann heuere Roland Emmerich an. In Independence Day, eigentlich, wenn man’s genau betrachtet, ein saudämlicher Film, funktioniert dieser Hurra-Patriotismus mit Fokus auf die Militärpotenz der US und A, ausnehmend gut, da sich ein sympathischer Cast durch die vertrottelte Prämisse arbeitet und der Film spannend inszeniert ist. Doch genau diese beiden Elemente, nämlich der sympathische Cast und die spannende Inszenierung, fehlen „The Day After Tomorrow“ leider gänzlich – und das trotz großartiger Darsteller wie Dennis Quaid oder Jake Gyllenhaal. Nur gehen einem die Figuren spätestens fünf Minuten, nachdem sie zum ersten Mal eine Dialogzeile aufsagen dürfen, ziemlich auf den Keks. Und wenn eine Gruppe von Leuten vor sich blitzartig bildendem Eis (!) davonläuft, ist das nicht spannend, sondern lächerlich. Ich meine, einmal gelesen oder gehört zu haben, dass „The Day After Tomorrow“ zum unwissenschaftlichsten Film aller Zeiten gekürt wurde. Und das eigentlich Traurige an der ganzen Sache ist, dass das Thema eigentlich ein enorm brisantes und heutzutage noch aktuelleres als damals ist: Der Feind ist hier nämlich der von Menschen beeinflusste Klimawandel. Doch genau das Bemühen Emmerichs, die dramatischen Auswirkungen desselben sichtbar zu machen, ziehen diese aufgrund völlig unpassender Mittel, die die Dramatik überhöhen sollen, ins Lächerliche. Und das ist ärgerlich. Auch wenn die Action sauber inszeniert ist und der Film seine Momente hat, kann ich dafür keine höhere Bewertung geben. Schade um die an sich hehre Botschaft.


3,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2004 Twentieth Century Fox. All rights reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Indiana Jones und das Rad des Schicksals (2023)

Regie: James Mangold
Original-Titel: Indiana Jones and the Dial of Destiny
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Indiana Jones and the Dial of Destiny


Ich bin der Meinung (und damit stehe ich wohl nicht alleine da), dass das Hollywood-Blockbuster-Kino ein kreatives Problem hat. Statt neue, originäre Stoffe auf die große Leinwand zu bringen, setzt man lieber auf Prequels, Sequels und Remakes bestehender Stoffe und spielt auf der Nostalgieflöte. Auch die beliebte Figur des Indiana Jones ist davon betroffen. Teil 4 war schon der Versuch, das Gulasch neu aufzuwärmen, doch anders als ein Gulasch schmeckte dieser Teil eben nicht besser als die Vorgänger (auch wenn er ehrlicherweise unter Wert geschlagen wurde). Das finale Abenteuer des schlagkräftigen Archäologen Dr. Jones (final deshalb, weil Harrison Ford nun auch schon 80 Lenze zählt und man sich einfach niemand anderen als ihn unter dieser legendären Hutkrempe vorstellen kann) versucht nun erst gar nicht, eine neue, spannende Geschichte zu erzählen oder dem Stoff irgendwie sonst einen Hauch von Originalität einzuverleiben. Nein, das ist einfach nur Fan-Pleasing bis zum Exzess. Beliebte Nebenfiguren aus früheren Filmen laufen kurz über die Leinwand, ohne mehr beitragen zu müssen als beim Zuseher eine Erinnerung hochzuholen, und der Rest besteht aus Grabmälern, historischen Artefakten mit magischen Fähigkeiten und Zügen voller Nazis. Alles wie gehabt. Das muss aber gar nicht schlecht sein, und das ist es in diesem Fall auch nicht. Der Film hat abseits des gekonnten Spielens auf der Nostalgieklaviatur einige durchaus positive Aspekte: So ist Phoebe Waller-Bridges Figur der Helena Shaw eine der denkwürdigsten Figuren der gesamten Indiana Jones-Reihe und bringt viel frischen Wind hinein, und auch ihr von Ethann Isidore gespielter Sidekick Teddy ist eine charmante Bereicherung des Indiana Jones-Universums, auch wenn der nicht viel mehr ist als eine Reminiszenz an den legendären „Shorty“ aus Teil 2. Dennoch: Die beiden fügen sich gut ein und stehlen dem alternden Indiana Jones in vielen Szenen auch die Show. Auch das Szenenbild ist positiv zu erwähnen – der Film sieht einfach aus, wie man sich einen Indiana Jones-Film erwartet. Mit Mads Mikkelsen hat man dazu noch einen charismatischen Schurken verpflichtet, auch wenn man dessen schauspielerisches Potential weitestgehend ungenutzt lässt. Was das kontrovers diskutierte Ende betrifft, so wird es für meine Begriffe etwas zu gehetzt abgehandelt und lässt viele interessante Möglichkeiten links liegen, bringt die Reihe aber dennoch zu einem versöhnlichen Abschluss. Alles in allem lässt sich sagen, dass der Zauber der ersten drei Filme auch mit diesem letzten, fünften Film nicht erreicht wird, was wohl auch der Tatsache geschuldet ist, dass man seitens der großen Studios den Filmemachern damals noch kreativen Freiraum zustand, der heute in einer Zeit, in der Blockbuster fast schon wie mathematische Formeln durchberechnet werden, monetären Sicherheitsüberlegungen zum Opfer fallen. Doch die Rechnung geht auch da nicht immer auf, wie das Einspielergebnis des fünften Teils an den Kinokassen zeigt. Was ich aber über Teil 4 denke, gilt ebenfalls für Teil 5: Er wird doch etwas unter Wert geschlagen. Denn wäre dieser letzte Indiana Jones-Film der erste, den wir jemals zu Gesicht bekommen hätte, würde das Urteil mit Sicherheit gnädiger ausfallen. Das Problem ist schlicht, dass wir alle die ersten drei Filme kennen.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Lucasfilm Ltd./Lucasfilm Ltd. – © 2023 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben (2023)

Regie: John Francis Daley und Jonathan Goldstein
Original-Titel: Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves


Gefühlt gibt es bei den Hollywood-Großstudios aktuell zur zwei Stoßrichtungen: Entweder bekannte Geschichten durch Prequels, Sequels oder Remakes auszulutschen, oder alternativ irgendwas mit Drachen machen. „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ fällt definitiv in die zweite Kategorie. Unter der Regie von John Francis Daley und Jonathan Goldstein, denen wir schon das durchaus amüsante Game Night verdanken (sie haben offensichtlich ein Faible für Spiele) versucht Chris Pine zusammen mit Michelle Rodriguez, Justice Smith und Sophia Lillis, wieder eine Bindung zu seiner Tochter aufzubauen, nachdem er die letzten Jahre aus beruflichen Gründen – der Mann ist Dieb und saß nach einem missglückten Coup ein – verhindert war und sich der Spross zusehends entfremdet hat. Onkel Hugh Grant (mit dem nur ihm möglichen breiten Grinsen) hat Papa den Rang abgelaufen, und weil das so nicht geht, muss Papa einen neuen Coup planen, um der Tochter klarzumachen, dass er zwar Scheiße gebaut hat, aber auch in die Pfanne gehaut wurde. Dazu braucht er eben seinen Trupp – eine kriegerische Barbarin mit goldenem Herz, einen talentbefreiten Zauberer und eine mürrische Gestaltwandlerin mit spitzen Ohren. Das klingt trashig, und das ist es auch. Aber Daley und Goldstein wissen das, und sie machen das Beste daraus: Einfach klotzen, Spaß haben und viel Ironie reinbringen. „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ ist nicht der intellektuellste Film des Jahres, aber er fährt ein hohes Tempo, bietet humorvolle Unterhaltung (ohne zu spoilern, aber auf die Idee mit dem Drachen muss man erst einmal kommen!) und ist irgendwie charmant-verpeilt. Allein die Geschichte rund um die Oberbösewichte, die roten Zauberer, hätte es so gar nicht gebraucht. Im Grunde tragen diese stereotypischen Finsterlinge rein gar nichts zur Story bei und sind oft sogar ein ärgerliches Hindernis auf einem sonst erfrischend lockeren Weg. Das versaut dann doch ein wenig eine (durchaus mögliche) höhere Bewertung. Aber für einen netten Popcorn-Abend ist der Film schon in Ordnung.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Paramount Pictures and eOne/Paramount Pictures and eOne – © 2022 Par. Pics. TM Hasbro., Quelle http://www.imdb.com)

Die drei Musketiere – D’Artagnan (2023)

Regie: Martin Bourboulon
Original-Titel: Les Trois Mousquetaires: D’Artagnan
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Abenteuerfilm, Historienfilm
IMDB-Link: Les Trois Mousquetaires: D’Artagnan


Die Tatsache, dass Alexandre Dumas der Ältere nicht zählen konnte, verhinderte nicht, dass die Geschichte der drei Musketiere Athos, Porthos, Aramis und D’Artagnan zu wohl einer der ikonischsten der Menschheitsgeschichte wurde, gleichbedeutend mit der Odyssee, Krieg und Frieden und The Room. Es verwundert nicht, dass der Stoff zu den meistverfilmten überhaupt gehört, beginnend bereits 1921. Die Qualität dieser Verfilmungen kann man als uneinheitlich betrachten. Während nichts über die Comicserie „D’Artagnan und die 3 MuskeTiere“ aus den 80ern geht, Tim Curry in der Verfilmung von 1993 immer noch den besten Kardinal Richelieu ever mimte und ich eine unerklärliche Schwäche für „Der Mann in der eisernen Maske“ mit Leonardo DiCaprio habe, gibt es auch Beiträge, über die man lieber den (Leder-)Mantel des Schweigens breitet. Das ambitionierte zweiteilige französische Projekt unter der Regie von Martin Bourboulon reiht sich jedoch ein in die Reihe der gelungenen Verfilmungen, was zwei klugen Entscheidungen zu verdanken ist: Zum Einen versucht Bourboulon ein akkurates Bild des 17. Jahrhunderts zu zeigen, und da war nun mal nicht alles auf Hochglanz poliert, sondern die Straßen dreckig und matschig, vor allem, wenn es davor geschüttet hat wie aus Eimern. Zum Anderen ist der Cast perfekt besetzt. Ob Schönling François Civil als arroganter Jüngling D’Artagnan, Vincent Cassel als mit inneren Dämonen kämpfender Athos, Romain Duris mit einer Glanzleistung als moralisch flexibler Aramis, Louis Garrel als König Ludwig XIII. oder Eva Green in ihrer Evergreen-Rolle als Femme Fatale Milady de Winter – fast durchgängig kann der Cast überzeugen und facettenreiche, interessante Charaktere erschaffen. Allein Pio Marmaï als Porthos fällt etwas zurück, was aber auch der im Vergleich doch eher eindimensionalen Rolle geschuldet ist, und Vicky Krieps, die schon wieder eine Königin spielen darf, erhält auch nicht viel Gelegenheit, um zu zeigen, was in ihr steckt. Die Geschichte selbst ist soweit sattsam bekannt, die muss nicht erneut durchgekaut werden. Interessant sind immerhin die Abweichungen von der literarischen Vorlage, wenn in dieser neuen Variante nun Athos‘ Kopf auf dem Spiel steht und die verbliebenen Musketiere ihren inneren Sherlock Holmes channeln müssen, um den Lebensmüden davor zu retten, seinen Wunsch erfüllt zu bekommen. Die große Frage bei Neuverfilmungen ist ja immer: Schaffen diese Mehrwert? Und auch wenn wir erst bei der Halbzeit sind (Teil 2 kommt im Dezember 2023 in die Kinos), kann man als Zwischenfazit ziehen: Diese hier durchaus.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

The King’s Man: The Beginning (2021)

Regie: Matthew Vaughn
Original-Titel: The King’s Man
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Action, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The King’s Man


Alles hat einen Anfang, und gerade, wenn es um die Ursprünge geheimnisvoller Agentenbündnisse geht, die im Untergrund operieren und sich von teuren Herrenschneidern einkleiden lassen, zeichnen sich schon bald Fragen ab, die in alter Hollywood-Traditionen mit einem eigenen Film oder gar einer eigenen Filmreihe geklärt werden müssen. Das zahlende Publikum dankt’s. Gleich mal vorweg: Ich bin ein großer Fan des ersten „Kingsman“-Films von 2014, der seinen großen Unterhaltungswert daraus bezogen hat, dass ein Vorstadt-Prolet von Colin Firth zum Top-Agenten geschliffen wird, während Samuel L. Jackson den vielleicht dämlichsten Plot zur Zerstörung der Welt entworfen hat, der jemals über eine Leinwand geflimmert ist. Der Film war von Anfang bis Ende over the top inklusive einer denkwürdigen Szene, in der zu Lynyrd Skynyrds „Free Bird“ fröhlich Kirchgänger gemetzelt werden. Kurz: Der Film hat eine wundervolle Scheißdrauf-Attitüde gezeigt. Das Prequel „The King’s Man“, in dem nun Ralph Fiennes die Anfänge des Kingsman-Geheimbundes begleiten darf, versucht nun einerseits, diese herrlichen Gaga-Momente der Kingsman-Filme zu übernehmen (Rhys Ifans, ich schaue dich an!), schlägt aber andererseits teils auch ernstere Töne an. Hier geht es viel um Verlust und Trauerbewältigung. Gerade dieser Versuch, der Geschichte mehr Substanz zu geben, erweist sich aber als Rohrkrepierer und bringt den Film aus der Balance. Plötzlich zieht sich das alles wie ein Kaugummi. Figuren treten auf, treten wieder ab, die Story wird immer verworrener, man verliert das Interesse. Selbst Ralph Fiennes Leinwandpräsenz rettet den Film nicht über den Durchschnitt hinaus, und gäbe es da nicht die eine Szene mit der Ziege, die wieder fröhlich an den anarchischen Unsinn im ersten Kingsman-Film erinnert, so würde kaum ein Bild aus „King’s Man: The Beginning“ hängenbleiben.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: 20th – © 2020 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)