Jason Reitman

Ghostbusters: Legacy (2021)

Regie: Jason Reitman
Original-Titel: Ghostbusters: Afterlife
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Fantasy, Komödie, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Ghostbusters: Afterlife


Viel kultiger als das Geisterjägerabenteuer Ghostbusters kann es nicht werden – wobei ich diesen Satz fast schon wieder revidieren muss beim Blick auf die lange Liste der Kultfilme der 80er-Jahre. Aber „Ghostbusters“ hat jedenfalls einen Platz im Herzen eines jeden Filmfans, und ich möchte konstatieren: Die Unterhaltungsindustrie Hollywoods befand sich damals auf einem absoluten Höhepunkt. Kein Wunder, dass nun in Zeiten von Remakes, Prequels, Sequels und Hommagen auch die Geisterjäger wieder ausgegraben werden – und das im Fall von Harold Ramis fast wortwörtlich, nachdem der 2014 viel zu früh von uns gegangen ist. Doch der Fokus von Jason Reitmans Film liegt ohnehin auf einer neuen Generation, verkörpert von Finn Wolfhard, der einfach da weitermacht, wo er in „Stranger Things“ aufgehört hat, Mckenna Grace, Celeste O’Connor und Logan Kim. Diese vier Jugendlichen treffen in einer entlegenen Kleinstadt mitten im Nirgendwo aufeinander. Trevor und Phoebe sind nach einer unerfreulichen Delogierung mit ihrer Mutter Callie (Carrie Coon) dort aufgeschlagen und haben die halbverfallene Farm ihres verstorbenen Großvaters als temporäre Unterkunft auserkoren, Lucky und „Podcast“ sind Locals, die sich schon bald mit den Neuankömmlingen anfreunden. Doch statt einer Coming of Age-Geschichte sind die vier Teenager schon bald in eine waschechte Geistergeschichte verwickelt, da die alte Farm so ihre Geheimnisse birgt. Gut, dass mit dem Geologen und Aushilfslehrer Gary Grooberson (Paul Rudd) ein Erwachsener mit von der Partie ist, der zumindest alt genug ist, um sich an die Geisterjagden in den 80er-Jahren in New York zu erinnern. Denn wie so oft: Geschichte neigt dazu, sich zu wiederholen. Bei aller Frische, die der Sohn von Ivan Reitman, Regisseur des kultigen Originalfilms, in die Neuauflage einbringt, das Thema der Wiederholung ist es, was letztlich eine eigentlich verdiente höhere Bewertung verhindert. Man kann im Grunde wirklich nicht groß meckern: Die Besetzung ist sympathisch, das Tempo so hoch wie der Unterhaltungswert, da wird vieles richtig gemacht, aber am Ende ist es dann doch zu viel, weil zu viel offensichtliches Fan-Pleasing. Manchmal ist weniger mehr. Rein für sich gesehen ist „Ghostbusters: Legacy“ ein sehr unterhaltsamer, gelungener Film, bei dem man in Kenntnis des Originalfilms jedoch immer wieder rausgeworfen wird durch den Gedanken: „Ah, das habe ich ja schon im ersten Ghostbusters-Film gesehen!“ So bietet „Ghostbusters: Legacy“ wohl sogar mehr Vergnügen, wenn man das Original noch nie gesehen hat, doch auf wie wenige trifft das wohl zu?


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Tully (2018)

Regie: Jason Reitman
Original-Titel: Tully
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Drama, Komödie
IMDB-Link: Tully


Das mit der Familie ist so eine Sache. Das Mutterglück ist das größte Glück auf Erden, sagen viele. Kinder zu kriegen, eine große Familie zu gründen, hach, da zieht es einem doch das selige Lächeln auf. Nun ja, wie so oft gibt es auch hier zwei Seiten, und ein Baby zu haben ist eben nicht nur pures Glück, sondern auch mit Anstrengung verbunden, mit schlaflosen Nächten, Augenringen, dem Aufgehen in Chaos, da darunter naturgemäß auch andere Dinge wie zum Beispiel der Haushalt leiden müssen oder die anderen Kinder oder die Beziehung oder alles zusammen. So geht es Margo (Charlize Theron mit einer brillanten Darstellung), die sich mit zwei Kindern (eines davon ziemlich neurotisch), einem liebevollen, aber nicht besonders hilfreichen Ehemann und nun eben auch einem Neugeborenen abplagen muss. Klar schlägt das irgendwann auch aufs Gemüt. Gut, dass es Tully (Mackenzie Davies) gibt, die als „Night Nanny“ dafür sorgt, dass die Mutter mal wieder ausschlafen kann, während sich die Nanny um ihr Baby kümmert. Und Tully kann noch viel mehr als das: Morgens ist die Wohnung blitzblank, es stehen frisch gebackene Cupcakes auf dem Tisch und überhaut wird die junge, lebenslustige Frau zur Freundin und Therapeutin der Mutter, die allmählich zu sich selbst und ihrem Leben zurückfindet. Eine Verbindung entsteht, die enger und vertrauter ist als zwischen Nanny und Dienstgeberin für gewöhnlich so ist – und das hat natürlich auch Folgen. „Tully“ ist eine gute Mischung aus Komödie und Drama, denn das Mutterglück und -leid sorgt zwar erst einmal für den einen oder anderen verständisvollen Lacher, aber niemals auf Kosten der Figuren oder der Geschichte. „Tully“ ist eine ernsthafte Angelegenheit. Das Drehbuch von Diablo Cody (schon oscar-prämiert für „Juno“) ist ausgewogen und seriös und sorgt dafür, dass man gedankenverloren aus dem Kino geht mit dem Gefühl, zwar unterhalten worden zu sein, aber auch etwas verstanden zu haben. Nämlich wie viel Arbeit es auch bedeutet, eine Familie zu haben, dass nichts selbstverständlich ist und man sich stets bemühen muss. Und auch wenn mir das Thema persönlich jetzt nicht allzu nah ist, so kann ich dennoch viel anfangen mit diesem Film und seiner Herangehensweise an sein Thema.


7,5
von 10 Kürbissen

(Foto: Thimfilm)