Abenteuerfilm

Spider-Man: Far From Home (2019)

Regie: Jon Watts
Original-Titel: Spider-Man: Far From Home
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Action, Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Spider-Man: Far From Home


Für ein High School-Kid hat Peter Parker (herrlich verpeilt: Tom Holland) schon einiges erlebt. Mit Superkräften ausgestattet kämpfte er bereits an der Seite der Avengers und wurde ins Weltall geschossen. Tony Stark persönlich war sein Mentor, und verliebt in seine Schulkollegin MJ (Zendaya) ist der Knabe auch noch. Aber da das alles ein bisschen viel ist für die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft, freut sich Spider-Man vulgo Peter Parker schon sehr auf die Europareise mit seiner Klasse. Auf der Spitze des Eiffelturms möchte er MJ seine Gefühle gestehen. Und für nichts Anderes hat er jetzt noch Nerven, auch nicht für die permanenten Anrufe von Nick Fury (Samuel L. Jackson), denn wie jeder, der schon mal einen Film aus dem Marvel-Universum gesehen hat, weiß: Wenn Fury jemanden kontaktiert, dann nicht zum Eis essen. Aber gut, wenn Spider-Man nicht zum Chaos kommen möchte, dann kommt das Chaos eben zu ihm. Auftritt Mysterio (Jake Gyllenhaal), an dessen Seite Spider-Man schon bald Wasser und Feuer bekämpft, da die Elemente ein bisschen aus dem Ruder gelaufen sind. Und für ein romantisches Techtelmechtel in Paris sieht es zunehmend schlecht aus. Auch der Bildungsauftrag der Europarundfahrt leidet zunehmends, da nämlich die besichtigten Bauwerke schon kurz danach in Schutt und Asche liegen. Was ich bei Spider-Man: Homecoming so mochte, nämlich die Tatsache, dass es sich eigentlich um einen Coming of Age-Film mit Superheldenkräften handelte, wird bei „Spider-Man: Far From Home“ nahtlos fortgesetzt. Spider-Man ist noch immer überfordert mit seinen Kräften und der daraus resultierenden Verantwortung, und eine viel größere Herausforderung als das drohende Ende der Welt ist es, der Angebeteten seine Gefühle mitzuteilen. Das kann man gut nachvollziehen, das erdet. Und darauf legt der Film auch seinen Fokus. Die Action kommt in der zweiten Hälfte nicht zu kurz, das passt also auch, aber der Film lebt davon, Tom Holland überfordert durch Europas schönste Städte und sein eigenes Gefühlschaos stolpern zu sehen. Und so ist „Spider-Man: Far From Home“ wie auch der erste Teil erfrischend und nett und jedenfalls eine Empfehlung, aber weit weg von der Epik der Avengers-Filme.


7,0
von 10 Kürbissen

Der letzte Mohikaner (1992)

Regie: Michael Mann
Original-Titel: The Last of the Mohicans
Erscheinungsjahr: 1992
Genre: Drama, Western, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Last of the Mohicans


„Der letzte Mohikaner“ von Michael Mann ist mein großes Guilty Pleasure. Aber ich liebe wirklich alles an diesem Film. Ich liebe Daniel Day-Lewis‘ epische Darstellung des von Mohikanern aufgezogenen Falkenauges. Ich liebe Russell Means als Chingachgook, edelster Indianer ever. Ich liebe Wes Studi als Magua, für mich einer der großartigsten Schurken der Filmgeschichte. (Dafür hätte es eigentlich einen Oscar geben müssen. Nichts gegen Gene Hackman, der war großartig in „Erbarmungslos“, aber an die Intensität von Wes Studi kam er trotzdem nicht heran.) Ich liebe Madeleine Stowe als Cora Munro, und ich hatte nach der ersten Sichtung jahrelang einen Crush auf Stowe. Ich liebe die Leistungen aller Darstellerinnen und Darsteller und ihre furchtbar traurigen Blicke, wenn man wieder eine Geliebte oder ein Geliebter vor ihren Augen gemetzelt wurden. Ich liebe die satten Bilder von Kameramann Dante Spinotti, der die grünen Wälder Neuenglands so eingefangen hat, dass man das Moos förmlich riechen kann. Ich liebe die Filmmusik – und wie oft habe ich dilettantisch versucht, sie am Akkordeon nachzuspielen. Und ich liebe vor allem die letzte Viertelstunde, die für mich das atmosphärisch dichteste Stück Kino ist, das ich jemals gesehen habe. Dieser Showdown, dieser Endkampf, der wie ein Understatement daherkommt, aber dennoch spannend und stimmig ist! Auch nach der x.ten Wiederholung zieht es mir da eine Gänsehaut auf. Und wenn dann Chingachgook am Ende am Rand der Schlucht steht und zu Falkenauge sagt, dass er nun der letzte Mohikaner sei, müssen auch Kürbisse weinen. Objektiv betrachtet mag es eine Menge besserer Filme geben. Objektiv betrachtet mag es sogar bessere Filme von Michael Mann geben. Aber trotzdem hat „Der letzte Mohikaner“ seinen Platz in meinem Herzen und auf dem Olymp der Lieblingsfilme sicher.


10
von 10 Kürbissen

Aladdin (2019)

Regie: Guy Ritchie
Original-Titel: Aladdin
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Fantasy, Abenteuerfilm, Musical
IMDB-Link: Aladdin


Eigentlich ist Guy Ritchie ja für den Coolness-Faktor seiner Filme bekannt. In „Aladdin“, der Realverfilmung des Disney-Trickfilmklassikers von 1992, erleben wir mal eine andere Seite von ihm: Jene des Buben, der sich mit leuchtenden Augen an quietschbunter Magie erfreut. Zur Seite steht ihm dabei ein bestens aufgelegter Cast: Mena Massoud ist ein durch und durch sympathischer Aladdin, Naomi Scott eine starke und bezaubernde Prinzessin Jasmin und Will Smith, gegen dessen Besetzung im Vorfeld wohl die lautesten Bedenken zu hören waren, hat in der Rolle des Flaschengeists so viel Spaß wie wohl selten zuvor. Jedenfalls ist seine Performance großartig, und man merkt ihm zu jeder Sekunde die Freude am kindischen Toben an. Allerdings vertraut Guy Ritchie mit seinem Film nicht allein darauf, dass der Cast die Sache im Griff hat – er selbst legt sich auch ordentlich ins Zeug und schafft mit Production Design, den Kostümen und der Kamera eine märchenhafte Welt, wie man sie selten zuvor gesehen hat. Selbst die CGI-Tiere, allen voran Aladdins treuer äffischer Begleiter Abu, sind perfekt ausgearbeitet und ergeben so vollwertige Charaktere, die einem ans Herz wachsen. Natürlich ist „Aladdin“ ein Stück Eskapismus in Reinform, und in keinem Moment muss man sich Sorgen um die Hauptfiguren machen – dazu ist der von Marwan Kenzari gespielte Schurke Jafar auch zu blass und uninteressant. Auch die Musical-Nummern waren nicht so der Brüller und bleiben kaum hängen, zu schematisch sind sie eingesetzt. Aber ein buntes, vergnügliches Spektakel, das zwei Stunden lang gut unterhält, bietet der Film allemal. Durchaus eine positive Überraschung für mich.


7,0
von 10 Kürbissen

Arctic (2018)

Regie: Joe Penna
Original-Titel: Arctic
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Drama, Thriller, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Arctic


Hollywood on Ice. Mit diesen drei Worten ist Joe Pennas Survival-Drama „Arctic“ ausreichend beschrieben. Mads Mikkelsen spielt darin einen Mann namens Overgard, der ein klitzekleines Problem hat: Er ist mit seinem Flugzeug gecrasht. In der Arktis. Ohne Hoffnung, gesucht und gefunden zu werden. Alles in allem eine doch etwas missliche Lage. Aber weil man ja so etwas wie eine Routine braucht, hat er es sich im Flugzeugwrack häuslich eingerichtet, angelt Fische aus dem Eis, die er dann als Sushi verspeist, und sucht die Umgebung nach Radiofrequenzen ab in der Hoffnung, auf sich aufmerksam machen zu können. Und dann geschieht das Wunder: Ein Hubschrauber kommt vorbei. Leider inmitten eines üblen Eissturms. Das Resultat: Ein zweites gecrashtes Luftfahrzeug. Mit einer schwerverletzten Co-Pilotin. Plötzlich hat Overgard eine Verantwortung, die über jene für sein eigenes Leben hinausgeht. Also packt er seine Siebensachen und die verletzte Pilotin ein und macht sich auf dem Weg zu einem mehrere Tage entfernten Camp, das er auf einer Karte im abgestürzten Hubschrauber ausfindig gemacht hat. Was nun folgt, ist ein Survival-Drama, das alle Klischees Punkt für Punkt abhakt. Immer dann, wenn man sich denkt: „An dieser Stelle müsste nun das und das passieren, um im Klischee-Bingo weiterzukommen“, passiert mit Sicherheit genau das Erwartete. Und da kann sich Mads Mikkelsen, den ich sehr schätze und der auch wieder gekonnt aufspielt, noch so sehr abmühen, aber den Film über den Durchschnitt hinausheben kann auch er nicht. Immerhin gibt es dank Islands Naturgewalt, wo der Film gedreht wurde, schöne Landschaftsaufnahmen zu sehen.


5,0
von 10 Kürbissen

(Foto: CROSSING EUROPE Filmfestival)

Shazam! (2019)

Regie: David F. Sandberg
Original-Titel: Shazam!
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Action, Abenteuerfilm, Fantasy, Komödie
IMDB-Link: Shazam!


Wenn man David Sandberg heißt, dreht man offenkundig gerne amüsante Actionfilme. Um Verwechslungen mit dem schwedischen Kollegen, der für den viralen Kickstarter-Hit Kung Fury verantwortlich zeichnete, zu vermeiden, packte sich der Regisseur der DC-Comicverfilmung „Shazam!“ noch die Initiale F. in seinen Namen. Trotzdem ein wenig verwirrend, diese ganze Sandbergerei. Allerdings hat DC gut getan, den bislang hauptsächlich durch Kurzfilme aufgefallenen David F. Sandberg in den Regiestuhl zu hieven. Im ewigen Beef DC gegen Marvel hat ja in den letzten Jahren DC deutlich den Kürzeren gezogen. Vor allem die martialistisch durchstilisierten Filme von Zack Snyder konnten sich gegen das verspielt Lockere von Marvel nicht durchsetzen. Comics leben eben auch vom Humor. (Außer man heißt Christopher Nolan, dann kann man auch die humorlosesten Filme aller Zeiten drehen – und trotzdem Großartiges und Stilbildendes leisten.) Jedenfalls wirft DC nun mit „Shazam!“ einen Kollegen ins Rennen, der ausschließlich mit Humor punktet. Der 14jährige Billy Batson wird zum Superhelden Shazam, wenn er diesen magischen Namen ausspricht. Er ist damit kugelsicher, kann Energieblitze abfeuern, und das mit dem Fliegen kriegt er auch noch hin. Und damit ist alles über den Film gesagt. „Shazam!“ ist quasi „Big“ (man beachte die kleine Verneigung vor dem Tom Hanks-Klassiker in der Szene mit dem Fußpiano) mit Superheldenkräften. Ein Junge im Körper eines Erwachsenen, nur mit ein paar Extra-Features ausgestattet. Und das führt zu saukomischen und herrlich überdrehten Szenen. Auch sind die Sidekicks (in diesem Fall: einige sehr nerdige Kinder, die von Pflegeeltern aufgenommen wurden) wunderbar sympathisch. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt. Einzig Mark Strong als Superbösewicht wirkt im Vergleich zu den anderen Comic-Schurken der letzten Jahre eher blass. Aber das ist fast egal, denn „Shazam!“ braucht keine breit angelegte Story-Line oder das Gefühl einer allumfassenden Weltenbedrohung. „Shazam!“ ist ein einfach konstruierter, aber effektiver Crowdpleaser. Vielleicht bleibt der Film nicht ewig im Gedächtnis haften, und vielleicht ist er auch ein wenig zu sympathisch-jugendlich angelegt (auch bei den Gags), aber für zwei kurzweilige Kinostunden taugt er allemal.


6,5
von 10 Kürbissen

Robin Hood (2018)

Regie: Otto Bathurst
Original-Titel: Robin Hood
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Action, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Robin Hood


Otto Bathurst: Das ist ein Name, den man sich merken muss. Um ihm nämlich künftig weiträumig aus dem Weg zu gehen. Wenn eine weitere Verfilmung des Robin Hood-Themas schon etwas ist, was die Welt nicht braucht, so ist der Film dieses bis dato unbekannten Regisseurs als Verbrechen an den arglosen Kinobesuchern zu betrachten, die in Erwartung eines modern inszenierten Actionkrachers Geld ausgegeben haben. Bei diesem Totalschaden von Film „findet nicht zusammen, was nicht zusammen gehört“, um den grandiosen Restaurantkritiker Severin Corti zu zitieren, der einmal im Auftrag des investigativen Extremjournalismus vom Standard in die „Gräfin vom Naschmarkt“ geschickt wurde und wohl nur knapp mit dem Leben davonkam, wie man der Rezension, die von diesem Abenteuer berichtet, entnehmen kann. Jedenfalls weiß ich nun wirklich nicht, was ich weniger empfehlen kann: Ein Abendessen in der „Gräfin“ oder den Kinobesuch von Robin Hood. Für beides braucht man einen ausgesprochenen Saumagen. Beginnen wir bei der Besetzung: Taron Egerton ist zwar ganz sympathisch, aber von einem Robin Hood so weit weg wie ein McDonald’s-Laden von der Gourmetküche. Eve Hewson hat immerhin unwahrscheinlich blaue Augen (und so unwahrscheinlich, wie sie wirken, dürften sie auch sein dank guter Kontaktlinsen), ist aber sonst von Maid Marian so weit weg wie Taron Egerton von Robin Hood – und das kann man im vorigen Satz nachlesen (als Tipp für alle Goldfische mit ultrakurzem Kurzzeitgedächtnis, die meinem Blog folgen). Ben Mendelssohn ist mal wieder der arme Hund, der nur finster schauen und sich in etwas, was an eine SS-Uniform erinnert, schmeißen darf. Und Jamie Foxx wird bitte gebeten, seinen Oscar zurückzugeben. Die Story ist völlig konfus und voller Logiklöcher, die Action lahm inszeniert, die Effekte sehen so aus, als wäre der Produktion mittendrin das Geld ausgegangen, und das Schlimmste habe ich dabei noch gar nicht erwähnt: Der Versuch, dem Stoff einen modernen Anstrich zu verpassen, ist so etwas von kläglich gescheitert, dass man fast Mitleid mit den Machern haben muss. Alte Helden in neue Kleider zu stecken und die Kulissen in einem pseudo-modernen Historizismus zu verkleiden, kann sich vielleicht ein Guy Ritchie erlauben (und selbst der wird dafür abgestraft), aber kein Otto Bathurst. Ein Film zum Vergessen. Und zwar möglichst schnell, ehe dauerhafte Schäden zurückbleiben.


2,0
von 10 Kürbissen

Aquaman (2018)

Regie: James Wan
Original-Titel: Aquaman
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Fantasy, Action, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Aquaman


Aquaman – das ist doch der Typ, der im Aquarium gehalten wird, von einer Putzfrau mit Eiern gefüttert wird, sich in sie verknallt und dann die Katze frisst, oder? Diese Frage stellte ich mir gerade, als plötzlich Jason Momoa auf dem Bildschirm auftauchte und in einem U-Boot böse Jungs verprügelte. Und ganz ehrlich: Von so einem Typen wie Jason Momoa möchte man nicht verprügelt werden, denn die Gefahr ist groß, dass man danach nicht mehr aufsteht. Gegen ihn wirkt unser Arnie wie ein Spargeltarzan. Dadurch, dass bei all der Muskelmasse auch noch genug Platz ist für augenzwinkernde Selbstironie, kann man dem Typen sein Aussehen aber nicht einmal übel nehmen. Man muss einfach zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, dass der menschliche Körper in unterschiedlichen Größen und Formen kommt – eben auch in dieser. Aber Ladies, es sei euch eines gesagt: Wenn ihr neben Jason Momoa schlaft und der träumend versehentlich mal den Arm zur Seite schmeißt, dann seid ihr Matsch. Wenn ihr neben mir liegt, kriegt ihr dadurch höchstens einen zärtlichen Nasenstüber. Also, überlegt es euch! Aber zurück zum Lachs im Zweifel. Wenn er gerade nicht mal Selfies mit Fan-Boys schießen muss (die eine wirklich zum Schreien komische Szene des Films), versucht er widerwillig, eine goldene Gabel zu finden, mit der er dem größenwahnsinnigen Halbbruder und Atlantis-König Orm (Patrick Wilson als echter Ormleuchter) mal Tischmanieren beibringen und nebenbei den Thron von Atlantis für sich beanspruchen kann. Orm will genau dieses verhindern, da er schon eifrig am Krieg bastelt gegen die Oberwelt, die Menschen, die ihm sein schönes Meer mit Plastik versauen. Und eigentlich will Aquaman gar kein König sein, sieht sich selbst nicht als königlich an. Damit wiederum macht er Mera (Amber Heard) schöne Augen, die ihm fortan hilfreich zur Seite steht. Und irgendwie macht das alles keinen Sinn und dient nur dazu als Vehikel, Jason Momoa von einer Prügelei in die nächste zu schicken. Der Fisch fängt am Kopf zu stinken an, sagt man, und hier beginnt es beim Drehbuch. Die Dialoge sind strunzdumm, und die Figuren handeln völlig planlos. Darüber hinaus ist zwar die Action gut inszeniert, aber fantasielos, und irgendwie sieht das alles so aus, als hätte jemand, der sich davor entschieden zu viel LSD hineingepfiffen hat, aus Avatar, Star Wars Episode II, Jurassic Park und den schlechteren der Marvel-Verfilmungen einen fröhlichen Zusammenschnitt gebastelt. Immerhin weiß ich nun, dass Amber Heard mit feuerroten Haaren ein echter Eyecatcher und Jason Momoa ein cooler Hund ist. Aber aufgrund des wirren Drehbuchs geht dieser Film baden.


4,0
von 10 Kürbissen

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen (2018)

Regie: David Yates
Original-Titel: Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Action, Fantasy, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald


Kaum ein anderer Film wurde dieses Jahr so sehnsüchtig erwartet wie der zweite Teil der Fantastic Beasts-Filmreihe. Auch von mir, da ich den ersten Teil wirklich sehr mochte, was man hier nachlesen kann. Die Erwartungshaltung an den neuen Film war dementsprechend hoch. Auch war ich gespannt darauf, wie sich Jude Law als junger Albus Dumbledore schlagen würde, eine ikonische Figur, die untrennbar mit weißem Rauschebart und gütiger Gelassenheit verbunden wird. Gleich mal vorweg: Jude Law funktioniert als Albus Dumbledore. Er ist charismatisch genug und legt ihn auch mit vielen Facetten an, die der Figur des Oberzauberers eine neue Tiefe verleiht. Da macht „Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald“ alles richtig. Und auch der Gegenspieler, der von Johnny Depp verkörperte Grindelwald, weiß zu überzeugen. Vorbei ist es mit der Hampelei, für die Depp die letzten Jahre bekannt war. Sein Grindelwald ist eine finstere und hochseriöse Angelegenheit, und man weiß nach diesem zweiten Film, dass sich der Bursche nicht so schnell in die Knie zwingen lässt. Wer Rowlings konsequenten Zugang zum Geschichtenerzählen kennt, weiß, dass dafür in späteren Filmen Opfer nötig sein werden. All das macht aus dem zweiten Teil der Saga schon mal einen gelungenen, spannenden und unterhaltsamen Film. Dazu kommen die bewährten Kräfte aus Teil eins, die auch hier wieder durch die Geschichte führen. Eddie Redmaynes Newt Scamander ist nach wie vor herrlich verpeilt, Katherine Waterstons Tina Goldstein wundervoll neurotisch – die beiden geben das wohl komplizierteste Paar der jüngeren Leinwandgeschichte ab. Auch Dan Fogler darf wieder aufspielen, wenngleich er im Vergleich zu Teil 1 eher zurückbleibt. Etwas mehr Screentime bekommt Alison Sudol als Queenie, für die der Film die eine oder andere Überraschung bereithält. Dennoch bleibt der zweite Teil als Ganzes für mich recht klar hinter dem grandiosen ersten Teil zurück. Denn was ich am ersten Teil so mochte, dass eine wundervolle, kleine Geschichte mit großen Implikationen erzählt wurde, und das mit Herz und Liebe zum Detail, wuchert im zweiten Teil nun zur großen epischen Geschichte mit heftigem (und leider übermäßigem) CGI-Gewitter aus. Das war zwar im Grunde zu erwarten, aber irgendwie passen die vier Haupthelden nicht so recht in dieses Larger-Than-Life-Setting CGI-Gewitter. So also heißt es für den dritten Teil: Albus Dumbledore, das ist etwas für Sie!


7,0
von 10 Kürbissen

Leave No Trace (2018)

Regie: Debra Granik
Original-Titel: Leave No Trace
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Drama, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Leave No Trace


Als „Fifty Shades of Green“ bezeichnete Regisseurin Debra Granik im Publikumsgespräch augenzwinkernd ihre Kulisse für das stille Drama „Leave No Trace“. Und ja, erst einmal findet sich der Zuseher in einem dichten, unzugänglichen Wald wieder, wo der traumatisierte Kriegsveteran Will (Ben Foster mit einer großartigen Leistung) und seine Tochter Tom (Newcomerin Thomasin McKenzie, von der man nach dieser grandiosen Darstellung wohl noch viel erwarten darf in Zukunft) in einem selbst errichteten Camp mit einfachsten Mitteln überleben. Sie sind Aussteiger, die dieses Einsiedlerleben bewusst gewählt haben. Doch dann werden sie entdeckt und in die Zivilisation zurückgebracht, eine Zivilisation, die es prinzipiell gut mit ihnen meint, mit der aber vor allem Will nicht wirklich zurechtkommt, so sehr er auch versucht, den Anschein zu wahren. Ohne romantisierendem Blick, aber auch ohne erhobenem Zeigefinger in Richtung der bösen Zivilisation, erzählt Debra Granik herrlich unaufgeregt und mitfühlend die Geschichte dieses Vater-Tochter-Gespanns, das aus der isolierten Idylle herausgerissen wird. Die Menschen, auf die sie in weiterer Folge treffen, wollen ihnen nichts Böses – im Gegenteil. Es gibt in diesem Film keinen Antagonisten außer dem inneren Dämon, der einen fortdrängt von den Mitmenschen und vom einfachen, Sicherheit versprechenden Weg – und hinein in die Wälder. Dass Granik diese innere Zerrissenheit nur im Kleinen sichtbar macht, ohne sich allzu sehr mit den Fragen nach dem Woher und dem Warum aufzuhalten, macht den Film umso sympathischer. Man muss nicht immer alles durchanalysieren. Es ist schlimm genug, dass diese Dämonen da sind und man mit ihnen leben muss, und dass sie einen irgendwann vor unliebsame  Entscheidungen und deren Konsequenzen stellen. So verändert sich auch merklich die Dynamik zwischen dem eingespielten Team. Tom emanzipiert sich, beginnt zu hinterfragen, zu träumen, zu sehnen, ohne aber etwas von der Verbundenheit zu ihrem Vater und der Liebe, die sie für ihn empfindet, zu verlieren. „Leave No Trace“ ist unspektakulär, aber psychologisch sehr feinfühlig erzählt. Ein Highlight des Filmjahres, ein Aussteiger-Film, der die Schattenseiten eines solchen Lebens nicht verschweigt, aber auch nicht dramatisiert, und durch seinen Realismus noch lange im Gedächtnis bleibt.


8,5
von 10 Kürbissen

(Foto: Viennale)

The Man Who Killed Don Quixote (2018)

Regie: Terry Gilliam
Original-Titel: The Man Who Killed Don Quixote
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Drama, Komödie, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Man Who Killed Don Quixote


„After 25 years in the making … and non making“, so heißt es selbstironisch zu Beginn, bevor der Titel des Films, auf den Gilliam-Fans ein Vierteljahrhundert lang warten mussten, eingeblendet wird. Aber gut, wenn es die Guns’n’Roses tatsächlich geschafft haben, „Chinese Democracy“ auf den Markt zu bringen, dann schafft Gilliam das auch mit seinem fast schon Lebensprojekt. Und ähnlich wie bei „Chinese Democracy“ waren die ersten Reaktionen nach Erscheinen eher verhalten. Dabei hat „The Man Who Killed Don Quixote“ alle Ingredienzen für ein großartiges Werk: Einen sensationell aufspielenden Jonathan Pryce als Ritter der traurigen Gestalt, einen Adam Driver mit sichtlich Lust an seiner Rolle als zynischer Werbefilmer, der mit den Konsequenzen seiner vergangenen Taten konfrontiert wird, die bezaubernde Portugiesin Joana Ribeiro, die sich wohl für die Hauptrolle empfiehlt, falls jemals das Leben von Penelope Cruz verfilmt werden sollte, eine ironische, zeitgemäße Adaption des Don Quixote-Stoffes mit postmodern anmutenden Einfällen zwischendurch, und den üblichen Gilliam-Wahnsinn des lustvollen Fantasierens auf den Ebenen zwischen Realität und Traum. Im Grunde ist „The Man Who Killed Don Quixote“ die Summe aller Gilliam-Filme, denn wie in kaum einer anderen Geschichte geht es hierbei um die Macht der Fantasie. Warum der Film dennoch von der Kritik mit Skepsis aufgenommen wurde, liegt zum einen an der überhöhten Erwartungshaltung, die man bei diesem Film hatte. Immerhin liegen 25 Jahre Produktionsgeschichte zwischen der ersten Idee und der finalen Realisierung. Zum anderen ist die Geschichte, das muss man ganz offen zugeben, konfus erzählt. Allerdings (und das ist wohl ein Punkt, den manch ein Kritiker übersieht): Hier reflektiert Gilliam die literarische Vorlage, die ebenfalls ein wenig konfus in Episoden erzählt ist und den einen großen Spannungsbogen vermissen lässt. Insofern ist Gilliam nur konsequent. Sein Meisterwerk ist der Film dennoch nicht – da stehen Werke wie „12 Monkeys“, „Brazil“ oder „König der Fischer“ drüber. Dennoch bietet „The Man Who Killed Don Quixote“ über zwei Stunden lang sehr gute Unterhaltung, die zwischen Drama und Komödie angesiedelt ist, mit einem fantastisch-konsequenten Ende, das noch länger nachhallt.


7,5
von 10 Kürbissen

(Foto: Filmladen)