Terry Gilliam

The Man Who Killed Don Quixote (2018)

Regie: Terry Gilliam
Original-Titel: The Man Who Killed Don Quixote
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Drama, Komödie, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Man Who Killed Don Quixote


„After 25 years in the making … and non making“, so heißt es selbstironisch zu Beginn, bevor der Titel des Films, auf den Gilliam-Fans ein Vierteljahrhundert lang warten mussten, eingeblendet wird. Aber gut, wenn es die Guns’n’Roses tatsächlich geschafft haben, „Chinese Democracy“ auf den Markt zu bringen, dann schafft Gilliam das auch mit seinem fast schon Lebensprojekt. Und ähnlich wie bei „Chinese Democracy“ waren die ersten Reaktionen nach Erscheinen eher verhalten. Dabei hat „The Man Who Killed Don Quixote“ alle Ingredienzen für ein großartiges Werk: Einen sensationell aufspielenden Jonathan Pryce als Ritter der traurigen Gestalt, einen Adam Driver mit sichtlich Lust an seiner Rolle als zynischer Werbefilmer, der mit den Konsequenzen seiner vergangenen Taten konfrontiert wird, die bezaubernde Portugiesin Joana Ribeiro, die sich wohl für die Hauptrolle empfiehlt, falls jemals das Leben von Penelope Cruz verfilmt werden sollte, eine ironische, zeitgemäße Adaption des Don Quixote-Stoffes mit postmodern anmutenden Einfällen zwischendurch, und den üblichen Gilliam-Wahnsinn des lustvollen Fantasierens auf den Ebenen zwischen Realität und Traum. Im Grunde ist „The Man Who Killed Don Quixote“ die Summe aller Gilliam-Filme, denn wie in kaum einer anderen Geschichte geht es hierbei um die Macht der Fantasie. Warum der Film dennoch von der Kritik mit Skepsis aufgenommen wurde, liegt zum einen an der überhöhten Erwartungshaltung, die man bei diesem Film hatte. Immerhin liegen 25 Jahre Produktionsgeschichte zwischen der ersten Idee und der finalen Realisierung. Zum anderen ist die Geschichte, das muss man ganz offen zugeben, konfus erzählt. Allerdings (und das ist wohl ein Punkt, den manch ein Kritiker übersieht): Hier reflektiert Gilliam die literarische Vorlage, die ebenfalls ein wenig konfus in Episoden erzählt ist und den einen großen Spannungsbogen vermissen lässt. Insofern ist Gilliam nur konsequent. Sein Meisterwerk ist der Film dennoch nicht – da stehen Werke wie „12 Monkeys“, „Brazil“ oder „König der Fischer“ drüber. Dennoch bietet „The Man Who Killed Don Quixote“ über zwei Stunden lang sehr gute Unterhaltung, die zwischen Drama und Komödie angesiedelt ist, mit einem fantastisch-konsequenten Ende, das noch länger nachhallt.


7,5
von 10 Kürbissen

(Foto: Filmladen)

12 Monkeys (1995)

Regie: Terry Gilliam
Original-Titel: Twelve Monkeys
Erscheinungsjahr: 1995
Genre: Science Fiction
IMDB-Link: Twelve Monkeys


And now for something completely different. 1995 legte der Monty Python-Mitbegründer mit „12 Monkeys“ ein Werk vor, das dem anarchischem Humor von Monty Python kaum weiter entfernt sein könnte – und sich trotzdem, bei näherer Betrachtung, in diese Richtung hin verbeugt. Denn der beißende Sarkasmus, der schon zu Meisterwerken wie „Das Leben des Brian“ geführt hat, ist auch bei „12 Monkeys“ ein wenig im Hintergrund zu spüren, wenn James Cole (herausragend stoisch gespielt von Bruce Willis), der nach einer die Weltbevölkerung fast völlig auslöschenden Seuche in die Vergangenheit geschickt wurde, versehentlich im Irrenhaus landet und dort den antikapitalistischen Tiraden des charismatischen, aber komplett übergeschnappten Jeffrey Goines (Brad Pitt mit der besten Leistung seiner gesamten Karriere) lauschen muss. Manchmal hat man einfach Pech – und dann glauben, wenn’s blöd läuft, auch mal ein paar Milliarden Menschen drauf. Und wenn man selbst zu den Verrückten gezählt wird und die Realität völlig irre klingt, ist man dann nicht vielleicht tatsächlich verrückt? Das Geniale an „12 Monkeys“ ist das Spiel mit den verschiedenen Betrachtungsweisen und den falschen Fährten, die immer und überall gelegt werden. Bis zum Ende des Films hat man eigentlich keine Ahnung, was nun Wirklichkeit ist, was Einbildung, was geschehen ist und was geschehen wird – und auch das Ende selbst legt in einem finalen Twist noch mal eine weitere Fährte, über die man sich auch lange nach dem Filmende den Kopf zerbrechen kann. „12 Monkeys“ ist ein filmischer Tour de Force-Ritt durch die Abgründe der menschlichen Wahrnehmung, ein Spiel mit Zerrspiegeln an allen Ecken des Hinterstübchens – grandios gespielt (gesondert zu erwähnen ist auch noch die wunderbare Madeleine Stowe, die dem Zuseher zunächst als Anker dient, bevor auch ihre Figur nach und nach vor den Augen des Publikums zerbröselt), noch besser geschrieben und mit Bildern, die einem lange nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ein Lieblingsfilm.


10
von 10 Kürbissen