Autor: Filmkürbis

Stirb langsam: Jetzt erst recht (1995)

Regie: John McTiernan
Original-Titel: Die Hard with a Vengeance
Erscheinungsjahr: 1995
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Die Hard with a Vengeance


Nachdem Renny Harlin seine Sache in Stirb langsam 2 nicht unbedingt herausragend gemacht hatte, musste Original-Regisseur John McTiernan für den dritten „Stirb langsam“-Film wieder in den Regiestuhl. Samuel L. Jackson ersetzte Reginald VelJohnson als John McClanes bester schwarzer Freund, und dementsprechend findet das Wort „Motherfucker“ noch mehr Verwendung als in den Filmen davor. Und darum geht’s: Irgend so ein Motherfucker, der sich selbst Simon nennt und das Spiel „Simon sagt“ mit McClane und der New Yorker Polizei spielt, hat ein paar ungute Bömbchen über die Stadt verteilt und jagt einen höllisch verkaterten McClane durch eben diese. Wenn McClane nicht nach Simons Pfeife tanzt, geht am Ende des Tages eine Schule in die Luft. Samuel L. Jackson als Ladenbesitzer Zeus wird eher zufällig in die Sache hineingezogen, doch mitgefangen heißt eben mitgehangen. Bruce Willis hat in seiner Paraderolle alle Hände voll zu tun, durch die Stadt zu hetzen und gleichzeitig herauszufinden, wer hinter diesem perfiden Plan steckt. Der aufmerksame Zuseher wird bald Jeremy Irons herumlaufen sehen und kombinieren, dass dieser hochdotierte Schauspieler wohl nicht für eine Komparsenrolle gecastet wurde, was sich auch sofort bestätigt: Hier haben wir den Schurken! Diesen treiben Rachegelüste an, hat McClane doch seinen Bruder vor Jahren vom Nakatomi Tower geworfen. Doch ist Rache das einzige Motiv? Und genau hier nimmt „Stirb langsam: Jetzt erst recht“ eine Abzweigung, die dem zweiten Teil noch gefehlt hat: Die Geschichte hinter der Geschichte macht Spaß und treibt den Film voran, zwar nicht mehr in der Perfektion des ersten Stirb langsam-Films, aber immerhin unterhaltsam und launig. Allerdings wird in etlichen Szenen doch deutlich, wie sehr sich die Macher rund um John McTiernan vom Kassenschlager Speed aus dem Vorjahr inspirieren ließen. Ist es Hommage, ist es Kopie? Das lässt sich an manchen Stellen nur schwer einschätzen, und das führt schließlich auch dazu, dass „Stirb langsam: Jetzt erst recht“ trotz aller verdienter Meriten nicht ganz die Qualität des ersten Films der Reihe und auch nicht ganz die Qualität von „Speed“ erreicht.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Archive Photos/Getty Images – © 2012 Getty Images, Quelle http://www.imdb.com)

No Hard Feelings (2023)

Regie: Gene Stupnitsky
Original-Titel: No Hard Feelings
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Komödie
IMDB-Link: No Hard Feelings


Jennifer Lawrence ist vielleicht eine der lustigsten Personen in Hollywood, was unzählige Blooper und Interviews beweisen. Umso erstaunlicher ist es, dass sich in ihrer Vita kaum Komödien befinden. Mit „No Hard Feelings“ landete sie 2023 jedoch einen veritablen Komödien-Hit. Die von ihr gespielte Uber-Fahrerin Maddie Barker hat darin ein kleines Problem: Nämlich kein Auto mehr. Das wurde kurzerhand gepfändet, da sie die Steuern auf ihr Haus nicht zahlen konnte. Für eine Uber-Fahrerin ist das Fehlen eines fahrbaren Untersatzes natürlich suboptimal, und so ergreift sie eine unorthodoxe Maßnahme, um diesen Umstand zu ändern und sich ihr Einkommen zu sichern: Sie reagiert auf die Kleinanzeige der Helikoptereltern Laird und Allison (Matthew Broderick und Laura Benanti), die eine Freundin für ihren introvertierten Mustersohn Percy suchen, ehe dieser aufs College geht. Ohne Erfahrungen mit Sex und Alkohol kann sich dieser dort ja nicht blicken lassen. Maddie ist zwar in einem Alter, in dem sie selbst fast die Mutter des 19jährigen sein könnte, siehe „Teenager werden Mütter“, doch verzweifelte Zeiten erfordern verzweifelte Maßnahmen, und so schmeißt sie sich dem schüchternen Kerl an den Hals. Dieser ist von ihren Avancen sichtlich überfordert, und die Mission gestaltet sich schwieriger, als sich dies Maddie ausgemalt hat. Prinzipiell ist „No Hard Feelings“ eine gelungene Komödie: leichtfüßig, leicht schlüpfrig (aber dabei immer noch hollywood-typisch gesittet – von einer höchst amüsanten Ausnahme am Strand abgesehen) und mit einer Jennifer Lawrence in sichtlicher Spiellaune. Allerdings hat der Film ein fundamentales Problem, nämlich Andrew Barth Feldman als Percy bzw. dessen Chemie mit Jennifer Lawrence. Denn diese ist quasi nichtexistent. Und so zündet der Film auch nicht so richtig, wie er eigentlich könnte und sollte. Für eine weitere Golden Globe-Nominierung für Jennifer Lawrence hat’s dennoch gereicht.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: http://www.imdb.com)

Jahresrückblick 2023 – Meine Top30-Filme des Jahres

Seien wir ehrlich: 2023 hätte besser sein können. Abgesehen von geopolitischem Scheißdreck, der in diesem Jahr (erneut) passiert ist, wurde ich persönlich mal wieder daran erinnert, dass Gesundheit das höchste Gut ist – was auch zu einer unfreiwilligen längeren Kinopause führte. Immerhin gab das Kino auf der Habenseite insgesamt ein kräftiges Lebenszeichen von sich – 2023 stand ganz im Zeichen von „Barbenheimer“. Und auch an mir ging dieser Hype nicht vorüber. Gleich vorweg gesagt: Beide Filme führen auch meine Top30-Liste des Jahres an. Generell stand das Filmjahr 2023 bei mir mehr im Zeichen der Qualität als in jenem der Quantität. 204 Filme habe ich im vergangenen Jahr gesehen, davon 108 Erstsichtungen, viele davon ältere Filme, die nicht ins Filmjahr 2023 gehören. In dieses rechne ich wie üblich alle Neuerscheinungen zu, die ich 2023 im Kino gesehen habe, sowie Neuerscheinungen aus dem Jahr 2023 auf Streaminganbietern. Immerhin 56 Filme bleiben nach dieser Filterung noch übrig, die sich für meine Jahreliste qualifizieren (davon 40 Kinobesuche und 16 Streaming-Sichtungen). Einige hochgelobte Filme des Jahres wie zB Martin Scorseses „Killers of the Flower Moon“ oder Jonathan Glazers „The Zone of Interest“ fehlen mir noch, dafür hat es beispielsweise „Avatar: The Way of Water“ oder „Tár“ aus 2022 noch in die Jahresliste 2023 geschafft, da ich den Film erst Anfang 2023 gesehen habe.

Aber hier nun meine Top30 des Jahres 2023:

Platz 1: Barbie von Greta Gerwig – 9,5 Kürbisse
Man kann ja kontrovers darüber diskutieren, aber für mich ist „Barbie“ von Greta Gerwig schlicht ein perfektes Meisterwerk doppelbödiger Unterhaltung. Wenn Blockbuster-Kino immer so witzig, temporeich, hintersinnig und launig aufgebaut ist wie „Barbie“, muss man sich um das Kino generell keine Sorgen machen.

Platz 2: Oppenheimer von Christopher Nolan – 9,0 Kürbisse
„Oppenheimer“ ist ein sperriger Film, aber einer, dessen Faszination man sich kaum entziehen kann. Großes Handwerk mit überragenden darstellerischen Leistungen, intelligent verschachtelt, dabei aber auch nicht zu kompliziert gehalten. Für mich einer von Nolans besten Filmen.

Platz 3: Riddle of Fire von Weston Razooli – 9,0 Kürbisse
Wahrscheinlich ist diese Indie-Perle so ziemlich das Gegenteil des wuchtigen Epos „Oppenheimer“ auf Platz 2. Weston Razooli spinnt hier mit einfachsten Mitteln, aber einer Überdosis Charme ein abenteuerliches Märchen, das pure Liebe ans Geschichtenerzählen ausdrückt.

Platz 4: The Holdovers von Alexander Payne – 9,0 Kürbisse
Alexander Paynes bester Film und Paul Giamattis beste Rolle – und das heißt was, wenn man sich vor Augen hält, dass beide schon kongenial in „Sideways“ zusammengearbeitet haben. Aber Giamatti als zynischer Geschichtslehrer, der in einer Eliteschule über die Weihnachtsferien mit einigen zurückgelassenen Schülern die Stellung halten muss, bietet die Show des Jahres.

Platz 5: Anatomie eines Falls von Justine Triet – 8,5 Kürbisse
Der Cannes-Gewinner dieses Jahres überzeugt mit einer klug aufgebauten, handwerklich herausragend inszenierten Geschichte, aber noch mehr mit Sandra Hüllers Spiel, das ihr nun wohl sämtliche Türen in Hollywood geöffnet haben. Bei aller Liebe für Margot Robbies Barbie, aber der Oscar muss an Hüller gehen.

Platz 6: Tár von Todd Field – 8,5 Kürbisse
Wenn wir schon von schauspielerischen Meisterleistungen sprechen, sei natürlich auch Cate Blanchett erwähnt, die in „Tár“ eine der besten Darstellungen ihrer Karriere abliefert. Todd Fields Film ist unbequem und weit davon entfernt, ein Crowdpleaser zu sein, aber in Inhalt und Aussage ein ganz starkes Stück Kino, das Diskussionen anregt.

Platz 7: All the Beauty and the Bloodshed von Laura Poitras – 8,0 Kürbisse
Die einzige Dokumentation in meinen Top30. Neujahrsvorsatz für 2024: Mehr Dokumentationen schauen. „All the Beauty and the Bloodshed“ von Laura Poitras ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie interessant und mitreißend dokumentarische Filme sein können. Eine Mischung aus Künstlerporträt und Anklage gegen die Reichen und Mächtigen: Ein Must See!

Platz 8: Spider-Man: Across the Spider-Verse von Joaquim Dos Santos, Kemp Powers und Justin K. Thompson – 8,0 Kürbisse
Die animierte Spider-Man-Trilogie ist mit Abstand der bislang beste Beitrag zur Spider-Man-Saga. Nichts gegen Tobey Maguire, dessen Spider-Man immer noch ein Fan-Liebling ist, aber in Sachen Tempo, Witz und Kreativität schlagen die animierten Filme die Original-Trilogie bei weitem. „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ ist hierbei keine Ausnahme.

Platz 9: Robot Dreams von Pablo Berger – 8,0 Kürbisse
Und gleich noch ein animierter Film, diesmal einer, der sogar komplett ohne Dialog auskommt. In einem New York, das von Tieren bevölkert ist, bestellt sich ein einsamer Hund einen Roboterfreund via Teleshopping. Pablo Berger gelingt es, mit dieser einfachen Geschichte komplexe humane Fragen anzusprechen.

Platz 10: The Old Oak von Ken Loach – 8,0 Kürbisse
Ken Loachs neuester Film über eine ehemalige Industriestadt im Nordosten Englands und deren Umgang mit syrischen Flüchtlingen ist vielleicht handwerklich nicht perfekt, aber so warmherzig und menschlich, dass man sich ihm nicht entziehen kann.

Platz 11: River von Junta Yamaguchi – 7,5 Kürbisse

Platz 12: Past Lives von Celine Song – 7,5 Kürbisse

Platz 13: Ein ganzes Leben von Hans Steinbichler – 7,5 Kürbisse

Platz 14: Guardians of the Galaxy Vol. 3 von James Gunn – 7,5 Kürbisse

Platz 15: Rickerl -Musik is höchstens a Hobby von Adrian Goiginger – 7,5 Kürbisse

Platz 16: Seneca – Oder: Über die Geburt von Erdbeben von Robert Schwentke – 7,5 Kürbisse

Platz 17: An einem schönen Morgen von Mia Hansen-Løve – 7,5 Kürbisse

Platz 18: Asteroid City von Wes Anderson – 7,5 Kürbisse

Platz 19: Club Zero von Jessica Hausner – 7,5 Kürbisse

Platz 20: Die drei Musketiere – D’Artagnan von Martin Bourboulon – 7,0 Kürbisse

Platz 21: Monster von Hirokazu Koreeda – 7,0 Kürbisse

Platz 22: Die Fabelmans von Steven Spielberg – 7,0 Kürbisse

Platz 23: DogMan von Luc Besson – 7,0 Kürbisse

Platz 24: Avatar: The Way of Water von James Cameron – 7,0 Kürbisse

Platz 25: Sterne unter der Stadt von Chris Raiber – 7,0 Kürbisse

Platz 26: Roter Himmel von Christian Petzold – 7,0 Kürbisse

Platz 27: Amsel im Brombeerstrauch von Elene Naveriani – 7,0 Kürbisse

Platz 28: Here von Bas Devos – 7,0 Kürbisse

Platz 29: Ant-Man and the Wasp: Quantumania von Peyton Reed – 7,0 Kürbisse

Platz 30: Air: Der große Wurf von Ben Affleck – 7,0 Kürbisse

Ehrenvolle Erwähnungen (ebenfalls 7,0 Kürbisse) gibt es noch für Kenneth Branaghs A Haunting in Venice sowie Wes Andersons Kurzfilm Ich sehe was, was du nicht siehst, die knapp an den Top30 vorbeigeschrammt sind. So wie auch Indiana Jones und das Rad des Schicksals mit 6,5 Kürbissen. Knapp daneben ist aber halt auch vorbei.

Stirb langsam 2 (1990)

Regie: Renny Harlin
Original-Titel: Die Hard 2: Die Harder
Erscheinungsjahr: 1990
Genre: Action, Weihnachtsfilm
IMDB-Link: Die Hard 2: Die Harder


„Ich habe da so ein Gefühl …“ – „Immer, wenn du so ein Gefühl hast, geht irgendwo ein Versicherungsunternehmen pleite“. Ja, der zweite Teil des besinnlichen Weihnachtsfilms Stirb Langsam hat so seine Momente. Wieder darf Bruce Willis ausrücken, um das Weihnachtsfest zu retten, weil irgend so ein Grinch alles in die Luft sprengen will. In diesem Fall sieht sich der Flughafen Los Angeles den Attacken eines Psychos ausgesetzt, der aus der Ferne die Kontrolle über den Tower übernimmt, das Licht der Landebahnen ausschaltet und damit droht, die oben kreisenden und auf die Landung wartenden Flugzeuge eines nach dem anderen abstürzen zu lassen, wenn man seine Forderung nicht erfüllt. Diese wäre: Ein hübsches Flugzeug für den im Landeanflug befindlichen Ex-Diktator eines südamerikanischen Landes, der gerade in die Staaten überstellt wird, um sich dort vor Gericht verantworten zu müssen. Darauf hat eben dieser verständlicherweise keinen Bock. John McClane, den wir schon aus dem ersten Film als Problemlöser kennen, der sich für nichts zu schade ist, könnte eigentlich ganz in Ruhe im Ankunftsbereich ein paar Zigaretten rauchen und gemütlich was trinken, aber dass seine liebe Frau, mit der er gerade erst wieder glücklich zusammengekommen ist, ebenfalls in einem der oben kreisenden Flugzeuge sitzt, macht ihn, man kann es ihm kaum verübeln, doch recht unrund, und so müssen die Terroristen dran glauben. Tja, das hat man eben davon, wenn man die falschen Flugzeuge entführt oder die falschen Hunde tötet. Kein Mitleid mit den Schurken! Wenn man es genau nimmt, funktioniert die Story von „Stirb langsam 2“ von Renny Harlin, der den Regiestab von John McTiernan weitergereicht bekommen hat, nur deshalb, weil Bruce Willis‘ John McClane allen auf die Nerven geht und sich überall einmischt, dieser Wichtigtuer. So ist das Drehbuch recht hanebüchen konstruiert. Darüber nachdenken sollte man lieber nicht. Das größte Problem des Sequels, das ansonsten mit immerhin recht gefälligen Explosionen und komplett überdrehter Action punktet, sind aber die Bösewichter. Die vergisst man schon, während man ihnen zuschaut. Kein Vergleich zum ersten Teil – und auch zum dritten. Und das führt halt zu folgendem Teufelskreis: Man vergisst die Bösen, weil sie komplett uncharismatisch und nichtssagend sind. Dadurch vergisst man die Story, die ja von den Bösen vorangetrieben werden sollte. Und dadurch vergisst man schließlich den ganzen Film. Immerhin ist es kurzweilig, diese Erinnerungslücken nach vielen Jahren wieder aufzufrischen, doch ist der qualitative Fall von Teil 1 zu Teil 2 eben schon sehr hoch.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

The Da Vinci Code – Sakrileg (2006)

Regie: Ron Howard
Original-Titel: The Da Vinci Code
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Thriller
IMDB-Link: The Da Vinci Code


Was Historiker und Symbologe Robert Langdon von den in letzten Jahren so beliebten Escape the Room-Spielen halten würde, kann man nur mutmaßen, doch kann man getrost annehmen, dass sie ihm gefallen würden, löst er selbst doch gerne Rätsel. Das weiß auch die Pariser Polizei, die ihn zu Rate zieht, als ein Kollege von Langdon tot im Louvre aufgefunden wird. Vor dem endgültigen Abnippeln hat dieser noch lustige Rätselspiele an die Wand gemalt – und schon geht die Hetzerei los, denn mit dem Entschlüsseln der Codes allein ist es nicht getan. Eine geheime Bruderschaft schmiedet finstere Pläne und ist schon bald hinter Langdon und der Kryptologin Sophie Neveu, die dem etwas patscherten Codeknacker aus der Patsche hilft, her. Ein Indiana Jones ist Langdon nicht, dessen Fähigkeiten er aber im Laufe des Abenteuers gelegentlich doch recht gut hätte gebrauchen können. Aber immerhin funktioniert sein Verstand auch in Stresssituationen mehr als passabel und so geht’s fröhlich von Rätsel zu Rätsel, von Code zu Code. Nicht alles macht Sinn in diesem Film, und über das schon oft diskutierte Ende breiten wir mal lieber den Mantel des Schweigens, doch tragen hübsche, historische Kulissen und die Starbesetzung (Tom Hanks, Audrey Tautou, Ian McKellen, Paul Bettany, Jean Reno, Alfred Molina und Jürgen Prochnow) über viele Schwächen hinweg, sodass der Film dann doch durchgängig unterhaltsam bleibt. Das größte Ärgernis an „The Da Vinci Code“ ist, dass er intelligenter tut, als er ist, aber dafür kann Regisseur Ron Howard weniger als Vorlagengeber Dan Brown. Immerhin erfolgreich war das Ganze, sodass das Einspielergebnis zwei Fortsetzungen gebar, die allerdings die schon recht dürftige Qualität des ersten Teils bei weitem nicht erreichen können.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Simon Mein – © 2006 Columbia Pictures Industries, Inc. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Mickys Weihnachtserzählung (1983)

Regie: Burny Mattinson
Original-Titel: Mickey’s Christmas Carol
Erscheinungsjahr: 1983
Genre: Weihnachtsfilm, Animation, Kurzfilm
IMDB-Link: Mickey’s Christmas Carol


Gut möglich, dass „Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens der meistverfilmte Stoff der Literaturgeschichte gehört. Zu den Top10 gehört die Geschichte rund um den Geizhals Ebenezer Scrooge, der in der Weihnachtsnacht von drei Geistern besucht wird, die ihm nahelegen, sein Leben zu überdenken, auf jeden Fall. Es verwundert daher auch nicht, dass es auch eine Disney-Verfilmung dazu gibt. Der Gag daran ist, dass sich Disney hier gleich aus dem gesamten Figurenkosmos der vergangenen Jahrzehnte bedient und in der Geschichte alles auftreten lässt, was Kinderherzen höherschlagen lässt: Dagobert Duck als Scrooge, Micky Maus als dessen ausgebeuteter Angestellter Bob Cratchit, Donald Duck als Neffe Fred, Goofy als Geist des verstorbenen Partners Jacob Marley, dazu jede Menge Figuren aus Erfolgsfilmen wie Robin Hood, „Pinocchio“ und vielen mehr. Man taucht tief ein in das Mäuseuniversum. Natürlich ist die doch recht gruselige Geschichte kindergerecht aufbereitet, und auch die Länge von 25 Minuten dürfte selbst die Kleinsten nicht komplett überfordern. Dennoch ist „Mickys Weihnachtserzählung“ nicht ausschließlich was für die Jüngsten im Haus, denn Charles Dickens‘ Vorlage ist wirklich charmant umgesetzt. So gibt es auch für das ältere Publikum genug zu schmunzeln und zu entdecken. Fazit: Ein netter Zeitvertreib zur Weihnachtszeit mit der bekannten Moral der Originalgeschichte, aber liebevoll umgesetzt, sodass sich niemand fürchten muss, wenn der schreckliche Geist der zukünftigen Weihnacht naht.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.tobis.de)

The Birth, the Life, and the Death of Christ (1906)

Regie: Alice Guy
Original-Titel: La vie du Christ
Erscheinungsjahr: 1906
Genre: Biopic, Historienfilm, Kurzfilm
IMDB-Link: La vie du Christ


Will man die Geburt des Sandalenfilms miterleben, muss man bis ins Jahr 1906 zurückgehen, als Filmpionierin Alice Guy-Blaché mit großem Aufwand den Monumentalfilm „La vie du Christ“ inszenierte. 300 Statisten wurden engagiert, aufwendige Kulissen gebaut, und mit einer Laufzeit von über einer halben Stunde setzte Guy-Blaché auch diesbezüglich neue Maßstäbe. Sie war damit quasi der Lav Diaz ihrer Zeit. Die Geschichte selbst sollte hierzulande hinlänglich bekannt sein, auch wenn das Christentum ja in heutiger Zeit nicht mehr ganz so sexy ist wie im tiefen Mittelalter, als man noch was bekam für seinen Ablasshandel. Dennoch: Die Story von dem Typen mit dem übertriebenen Selbstbewusstsein, der ans Kreuz genagelt endete, kennt man in unserem Breitengrad ganz gut. Hierzu kann uns Guy-Blaché auch nichts Neues erzählen. Will sie auch gar nicht. Stattdessen werden in kurzen Episoden einige High- und Lowlights aus dem Leben des Sandalenträgers abgearbeitet, wobei die Passionsgeschichte einen höheren Stellenwert genießt als die wilden Flegeljahre. Was allerdings wirklich beeindruckt, ist die Akribie, mit der die Geschichte umgesetzt ist. Kostüme, Ausstattung, personeller Aufwand – das alles sucht seinesgleichen im Kontext seiner Zeit. Dazu kommt eine der ersten beweglichen Kameraufnahmen der Geschichte, als die Kamera Jesus folgt, wie er gerade das Kreuz auf den Berg Golgota schleppt. Man muss bei solch alten Filmen auch immer die technischen Möglichkeiten und den Erfahrungsstand seiner Zeit berücksichtigen, möchte man eine faire Bewertung durchführen. Und ja, der Stoff ist wenig aufregend, die Erzählweise aus heutiger Sicht langatmig erzählt, manche Szenen wirken unfreiwillig komisch, und doch gelingt es „La vie du Christ“, auch heute noch über die gesamte Länge einer halben Stunde zu unterhalten, und das ist aller Ehren wert.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.tobis.de)

Meine Nacht bei Maud (1969)

Regie: Éric Rohmer
Original-Titel: Ma nuit chez Maud
Erscheinungsjahr: 1969
Genre: Drama, Liebesfilm
IMDB-Link: Ma nuit chez Maud


Ein braver Kirchgänger, 34 Jahre alt, der gerade von einigen Auslandsjahren in die französische Provinz nach Clermont-Ferrand zurückgekommen ist, trifft auf seinen Jugendfreund, der ihn mit einer Freundin bekannt macht: der geschiedenen Ärztin Maud. Da sich draußen schon bald ein Schneetreiben entwickelt und Maud darauf besteht, dass Jean-Louis, der Katholik, bei ihr bleibt, wird dieser schon bald mit einem Zwiespalt konfrontiert, der ihn ihm tobt. Als gläubiger Christ schätzt er nichts höher als das Sakrament der Ehe, und sein Plan ist es auch, sich bald zu verheiraten – am besten in die hübsche Françoise, die er in der Kirche gesehen, die er sich aber noch nicht anzusprechen getraut hat – doch Maud, verführerisch, belesen und auch ein wenig vom Leben desillusioniert, fordert ihn heraus, sich diesem Konflikt zu stellen. „Meine Nacht bei Maud“ war der größte Kinoerfolg von Éric Rohmer, und man kann auch nachvollziehen, was diesen Erfolg gebracht hat. Denn zum einen ist der Film unglaublich gut gespielt, mit Jean-Louis Trintignant und Françoise Fabian, die sich wie in einem intensiven Tennismatch die Bälle zuschießen und zwischen denen es spürbar knistert. Auch Antoine Videz und Marie-Christine Barrault in Nebenrollen spielen sehr überzeugend. Schöne Menschen sind sie zudem alle. Zum anderen verarbeitet der Film, wenn auch in kühl vorgetragenen, sehr abstrakten Diskussionen, den gut nachvollziehbaren Konflikt zwischen Rollen, die uns zugetragen wurden (in diesem Fall jene des gläubigen Kirchgängers), und dem tief liegenden Begehren. Die Moral ist das, was dazwischen liegt. Dass Jean-Louis ausgerechnet Mathematiker ist und sich so die Welt fast formelhaft zurechtlegen möchte, letztlich aber daran scheitert, ist ein hübsches Detail. Kein einfacher Film, sondern einer, bei dem man konzentriert dabeibleiben muss, doch lohnt es sich, diesem intellektuellem Pingpong zuzuhören, regt es doch weitere Gedanken an, ohne allerdings intellektuell komplett zu überfordern. Zurecht einer der 1001 Filme, die man gesehen haben sollte, ehe das Leben vorbei ist.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.tobis.de)

Noelle (2019)

Regie: Marc Lawrence
Original-Titel: Noelle
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Weihnachtsfilm, Komödie, Fantasy
IMDB-Link: Noelle


Ja, es ist halt die Saison dafür. Also lasst das Meckern, ich will jetzt hier ein bisschen Weihnachtsstimmung spüren! Und da sich das Amazon Prime, Netflix, Disney+, und wie sie alle heißen, auch denken und weil Weihnachten so ein einträgliches Geschäft ist, werden die Streamingdienste unserer Wahl in dieser Jahreszeit mit Weihnachtsfilmen überflutet – alten Klassikern, neuen Rom-Coms, die kein Mensch braucht, da muss man nichts beschönigen, und allem dazwischen. „Noelle“ aus dem Hause Disney von Marc Lawrence ist so ein „dazwischen“. Denn auch wenn die Geschichte auf ausgetretenen Pfaden verläuft, so bringt sie dennoch jede Menge gute Laune und Anna Kendricks unvergleichlichen Charme mit. Kendrick spielt hier Noelle Kringle, die Schwester des neuen Weihnachtsmanns, nachdem dieser nach langen Jahren das Zeitliche gesegnet und somit den Zuckerstab an seinen Sohn Nick weitergereicht hat. Das Problem dabei: Nick (Bill Hader) ist mit dem neuen Job offensichtlich überfordert, und Weihnachten ist in Gefahr. Den leichtfertig gegebenen Rat des Schwesterherzes, kurz vor dem Fest mal ein Wochenende blau zu machen, nimmt dieser dankend an, nur dass er den zeitlichen Horizont seiner Auszeit ein wenig anders deutet als Noelle und alle im Weihnachtsdorf. Und so muss Noelle zusammen mit ihrer Babysitter-Elfin Polly (Shirley MacLaine) ausrücken, um ihren Bruder rechtzeitig vor Heiligabend wieder einzusammeln und ihn an seine Pflichten zu erinnern. Wie gesagt, „Noelle“ erfindet das Rad nicht neu. Im Gegenteil: Wer sich von der einfach gestrickten Geschichte überraschen lässt, glaubt wohl auch noch an den Weihnachtsmann. Und dennoch hat dieser Film vieles, was andere Weihnachtsfilme vermissen lassen: Nämlich einige wirklich gelungene Gags, ein bunt-fröhliches Treiben und viel Herz, ohne dass die Stimmung allzu sehr ins Rührselige umkippt. Einfach ein warmherziger und witziger Weihnachtsfilm und wohl genau das, was man in dieser Jahreszeit braucht.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.tobis.de)

A Haunting in Venice (2023)

Regie: Kenneth Branagh
Original-Titel: A Haunting in Venice
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Krimi, Horror
IMDB-Link: A Haunting in Venice


Auch Meisterdetektive sind nicht vor dem Pensionsschock gefeit. Und so fadisiert sich Hercule Poirot (zum dritten Mal verkörpert von Kenneth Branagh, der auch wieder die Regie übernommen hat) im Nachkriegs-Venedig, ehe er von einer alten Freundin, der Krimi-Autorin Ariadne Oliver (Tina Fey) aus seiner Lethargie gerissen wird. Diese versucht bislang erfolglos, ein Medium (Michelle Yeoh) zu enttarnen, das angeblich mit den Toten sprechen kann. Eine Halloween-Party in einem alten Palazzo, in dem es seit langem spuken soll, bietet den richtigen Anlass, um der Dame auf den Zahn zu fühlen. Zu Beginn ist Poirot wie gewohnt selbstsicher, doch je länger der Abend dauert, je tiefer die Nacht mit ihren Schatten in den Palazzo kriecht, desto mehr wird Poirot mit Mysterien konfrontiert, die sich jeder Logik zu entziehen scheinen. Und es dauert auch nicht lange bis zum ersten Todesfall. Nach dem grundsoliden Mord im Orient-Express von 2017 und dem enttäuschenden Tod auf dem Nil aus dem letzten Jahr ist die dritte Verfilmung eines Agatha Christie-Krimis unter der Regie von Kenneth Branagh die bislang gelungenste. Denn statt eines klassischen Whodunit-Krimis serviert uns Branagh diesmal mit einem Mystery-Gruselfilm ein in diesem Kontext der Poirot-Verfilmungen völlig neues Genre. Der Film ist düster, spannend, von einer schaurigen Atmosphäre getragen und hervorragend ausgestattet wie gefilmt. Auch der Verzicht auf die vorderste Reihe der A-Lister, die noch im ersten Film zu sehen war, tut dem Film gut, denn die Darsteller:innen (darunter Kelly Reilly, Jamie Dornan, Camille Cottin und Kyle Allen) machen ihre Sache ausgezeichnet, die darin besteht, Poirot als zentrale Figur Raum zu geben und ihm zuzuarbeiten. Allerdings fehlt es an einer zentralen Zutat, um aus „A Haunting in Venice“ einen wirklich großartigen Film zu machen, und das ist die Möglichkeit, mitzurätseln. Das Drehbuch macht es sich in dieser Hinsicht zu einfach und begnügt sich damit, dem Zuseher die Geschichte im Nachhinein zu enträtseln, anstatt ihn selbst daran partizipieren zu lassen. So ist „A Haunting in Venice“ zwar ein äußerst stimmungsvoller Gruselfilm, der auf dieser Ebene hervorragend funktioniert, aber ein nicht gänzlich überzeugender Krimi.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von 20th Century Studios/20th Century Studios – © 2023 20th Century Studios. All Rights Reserved, Quelle http://www.tobis.de)