Autor: Filmkürbis

Alien 3 (1992)

Regie: David Fincher
Original-Titel: Alien³
Erscheinungsjahr: 1992
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Alien³


Blasphemie! Sakrileg! Häresie! Da stellt sich der Filmkürbis, der Ahnungslose, hin und behauptet, dass „Alien³“ besser wäre als „Aliens – Die Rückkehr“! Wie? Was? Knüpft ihn auf, den Ketzer! Oder werft ihn dem Hunde-Xenomorph zum Fraß vor, der dafür sorgt, dass die Schwerverbrecher, die in der Strafkolonie ihre lebenslange Haft verbüßen, diese vorzeitig beenden dürfen. Aber jetzt mal ehrlich: Warum kommt der dritte Alien-Film unter der Regie von David Fincher, später ein gefeierter Meister seines Fachs, nur auf eine IMDB-Durchschnittsbewertung von 6,4? Liegt es an Sigourney Weavers rasiertem Kopf? (Ich persönlich finde ja, dass ihr der sehr gut steht. Ripley war ohnehin immer Bad-Ass.) Oder an der Tatsache, dass Charles Dance mal ausnahmsweise einen von den Guten (bzw. um korrekt zu sein: einen von den Besseren oder Nicht-ganz-so-Schlechten) spielen darf? Oder eben am Alien selbst, das sich nun vorzugsweise auf vier Beinen fortbewegt, allerdings den gleichen Appetit zeigt wie seine zweibeinigen Kollegen aus den ersten Filmen? Denn wenn man sich auf den Film einlässt, bietet der noch mehr Nervenkitzel als der ebenfalls exzellente Vorgänger, eine noch düsterere Atmosphäre, kluge soziale Betrachtungen über diese Gesellschaft von Ausgestoßenen, die sich wie ein Kult, wie eine Religion organisieren, und einen bitteren Fatalismus, den sich nicht einmal die ersten beiden Filme getraut haben. Jeder Alien-Film hat eine andere Tonalität, einen anderen Fokus, und David Finchers Zugang, den Stoff als dystopischen Thriller in Endzeit-Atmosphäre anzugehen, kann ich ohne zu zögern folgen. Die Reihe hätte mit diesem Film auch gut beendet sein können. Es wäre ein würdiger Schlusspunkt gewesen.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1992 Twentieth Century Fox. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Aliens – Die Rückkehr (1986)

Regie: James Cameron
Original-Titel: Aliens
Erscheinungsjahr: 1986
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Aliens


Es ist ja schon mal recht ungut, wenn man als einzige Überlebende nach einem ungünstig verlaufendem Zusammenstoß mit einer fremden Lebensform auf die Erde zurückkehrt. Noch blöder ist es, wenn einem niemand Glauben schenken möchte. Und so richtig eklig wird es, wenn man erfährt, dass auf dem Mond, von dem man gerade mit knapper Not zurückgekommen ist, nun eine ganze Kolonie existiert – ein wortwörtlich gelungenes Fressen für außerirdische Xenomorphe, die auf dem Mond zurückgeblieben sind. Also muss sich Lt. Ripley (Sigourney Weaver) erneut dem Kampf stellen, diesmal aber in Begleitung schwerbewaffneter Marines, die ihr ganzes Hirn aber im Abzugsfinger geparkt zu haben scheinen. Es kommt, wie es kommen muss. Zunächst will niemand auf die Verrückte hören, die vor tödlichen Aliens warnt, dann kommt das große Gemetzel, und plötzlich hört man der Dame dann doch genau zu. Man hätte sich das Spritzen der Gedärme ja sparen können, hätte man von Anfang an auf die Frau gehört – ein Motiv, das sich durch die ersten Alien-Filme zieht. Den Xenomorphen, die im zweiten Teil im Rudel auftreten, ist das aber nur recht, also wird gemeuchelt, was das Zeug hält. James Cameron meinte zu „Aliens“, dass dieser Film seine Version des Vietnam-Kriegs sei. Wenn er seine testosterongesteuerten Soldaten wie wild um sich ballern lässt, diese aber dennoch der Reihe nach dezimiert werden, liegt die Analogie klar auf der Hand. Um es in Camerons eigenen Worten zu sagen: „Die Parallelen zur Kampfsituation in Vietnam sind klar: Volles Rohr und nichts im Kopf!“ In „Aliens“ zeigt sich, welch Horror der Krieg ist. Und dass die Gräuel auch nicht vor Unschuldigen Halt machen – in diesem Fall vor der kleinen Rebecca, genannt „Newt“, derer sich Lt. Ripley annimmt und die sie zu beschützen versucht. Doch wer einmal dem Grauen ins Auge geblickt hat, trägt dieses den Rest seines Lebens mit sich. Aufgrund der überzeichneten Dummheit der Marines ist für mich der zweite Teil der Alien-Saga nicht ganz auf dem (überirdischen) Niveau des ersten Films, dennoch mit Recht einer der 1001 Filme, die man gesehen haben sollte, ehe das Leben vorbei ist und ein eigenständiger Klassiker seines Genres.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979)

Regie: Ridley Scott
Original-Titel: Alien
Erscheinungsjahr: 1979
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Alien


Man muss Jennifer Lawrence ja unendlich dankbar sein, dass sie den Weg für Frauen als Actionheldinnen geebnet hat. Ursprünglich sollte die Hauptrolle in Ridley Scotts Science Fiction-Schocker „Alien“ ja an Paul Newman gehen, aber nachdem Scott die couragierte Leistung von Lawrence in „Die Tribute von Panem“ gesehen hatte, konnte er nicht anders, als der damals noch unbekannten Darstellerin Sigourney Weaver die Rolle anzubieten. Gerüchten zufolge wollte Scott eigentlich Jennifer Lawrence selbst als Ripley besetzen, doch die hatte aufgrund des Drehs zu „Silver Linings Playbook“ keine Zeit. Immerhin gelang Scott der Besetzungscoup, den höchsttalentierten Xenomorph aus fernen Welten zu seiner ersten Filmrolle zu bewegen, und auch wenn die Figur erst einmal nur als Nebenrolle angelegt war, so hinterließ der Nachwuchsdarsteller einen ordentlichen Eindruck. (Auch wenn die Gerüchteküche besagt, dass er am Set nicht allzu beliebt war, da er ständig das Essen seiner restlichen Cast-Mitglieder, darunter John Hurt, Ian Holms, Tom Skerritt und Harry Dean Stanton, ansabberte.) Man muss froh darüber sein, dass die ursprüngliche erste Besetzungswahl für den Außerirdischen mit den schlechten Manieren keine Zeit hatte, aber Elon Musk war gerade mit der Übernahme von Twitter beschäftigt. Der Schaden der Filmfans sollte es nicht gewesen sein. „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ ist der Monsterhorrorfilm schlechthin und einer der besten und atmosphärisch dichtesten Filme aller Zeiten. Dieser Film warf das unschuldige Science Fiction-Genre aus der Kinderstube direkt in den Dreck und Schlamm der dunklen Seitengässchen im gefährlichsten Viertel der Stadt. Phaser auf Betäubung? Nein, hier kommen die Flammenwerfer!


9,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Die drei Musketiere – D’Artagnan (2023)

Regie: Martin Bourboulon
Original-Titel: Les Trois Mousquetaires: D’Artagnan
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Abenteuerfilm, Historienfilm
IMDB-Link: Les Trois Mousquetaires: D’Artagnan


Die Tatsache, dass Alexandre Dumas der Ältere nicht zählen konnte, verhinderte nicht, dass die Geschichte der drei Musketiere Athos, Porthos, Aramis und D’Artagnan zu wohl einer der ikonischsten der Menschheitsgeschichte wurde, gleichbedeutend mit der Odyssee, Krieg und Frieden und The Room. Es verwundert nicht, dass der Stoff zu den meistverfilmten überhaupt gehört, beginnend bereits 1921. Die Qualität dieser Verfilmungen kann man als uneinheitlich betrachten. Während nichts über die Comicserie „D’Artagnan und die 3 MuskeTiere“ aus den 80ern geht, Tim Curry in der Verfilmung von 1993 immer noch den besten Kardinal Richelieu ever mimte und ich eine unerklärliche Schwäche für „Der Mann in der eisernen Maske“ mit Leonardo DiCaprio habe, gibt es auch Beiträge, über die man lieber den (Leder-)Mantel des Schweigens breitet. Das ambitionierte zweiteilige französische Projekt unter der Regie von Martin Bourboulon reiht sich jedoch ein in die Reihe der gelungenen Verfilmungen, was zwei klugen Entscheidungen zu verdanken ist: Zum Einen versucht Bourboulon ein akkurates Bild des 17. Jahrhunderts zu zeigen, und da war nun mal nicht alles auf Hochglanz poliert, sondern die Straßen dreckig und matschig, vor allem, wenn es davor geschüttet hat wie aus Eimern. Zum Anderen ist der Cast perfekt besetzt. Ob Schönling François Civil als arroganter Jüngling D’Artagnan, Vincent Cassel als mit inneren Dämonen kämpfender Athos, Romain Duris mit einer Glanzleistung als moralisch flexibler Aramis, Louis Garrel als König Ludwig XIII. oder Eva Green in ihrer Evergreen-Rolle als Femme Fatale Milady de Winter – fast durchgängig kann der Cast überzeugen und facettenreiche, interessante Charaktere erschaffen. Allein Pio Marmaï als Porthos fällt etwas zurück, was aber auch der im Vergleich doch eher eindimensionalen Rolle geschuldet ist, und Vicky Krieps, die schon wieder eine Königin spielen darf, erhält auch nicht viel Gelegenheit, um zu zeigen, was in ihr steckt. Die Geschichte selbst ist soweit sattsam bekannt, die muss nicht erneut durchgekaut werden. Interessant sind immerhin die Abweichungen von der literarischen Vorlage, wenn in dieser neuen Variante nun Athos‘ Kopf auf dem Spiel steht und die verbliebenen Musketiere ihren inneren Sherlock Holmes channeln müssen, um den Lebensmüden davor zu retten, seinen Wunsch erfüllt zu bekommen. Die große Frage bei Neuverfilmungen ist ja immer: Schaffen diese Mehrwert? Und auch wenn wir erst bei der Halbzeit sind (Teil 2 kommt im Dezember 2023 in die Kinos), kann man als Zwischenfazit ziehen: Diese hier durchaus.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Edge of Tomorrow (2014)

Regie: Doug Liman
Original-Titel: Edge of Tomorrow
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Action, Science Fiction, Kriegsfilm
IMDB-Link: Edge of Tomorrow


Die Kombination von Kriegsfilm und Science Fiction hat uns einige der trashigsten Filme ever, aber auch Meisterwerke beschert – und Paul Verhoevens „Starship Troopers“, das beides gleichzeitig ist. „Edge of Tomorrow“ erinnert in seinem Aufbau zunächst sehr an Verhoevens subversives Trash-Fest. Auch hier haben insektenähnliche Aliens die Erde überrannt, die nun, militärisch hoch aufgerüstet, in einem schier aussichtslosen Kampf um jeden Zentimeter kämpft. Tom Cruise möchte sich als PR-Offizier eigentlich gemütlich auf sein Hinterteil zurückziehen, was ihm aber als Ungehorsam ausgelegt wird. Kurzerhand erwacht er, als Deserteur gebrandmarkt und seines Rangs beraubt, am Vorabend einer großen Schlacht inmitten einer Einheit von Infanterie-Soldaten, die an die vorderste Front geschickt werden. Da er über keine nennenswerte militärische Ausbildung verfügt, schwant ihm schon, dass dieses Frontabenteuer wohl ein kurzes Vergnügen für ihn werden wird. Und tatsächlich: Am nächsten Tag hält er keine fünf Minuten durch. Soldat tot, Film aus. Oder etwa doch nicht? Denn kurz vor dem Abnippeln ist er noch in Kontakt mit dem Blut eines Alpha-Aliens geraten, das ihm eine nicht unnütze Fähigkeit mitgegeben hat: Jedes Mal, wenn er nun das Zeitliche segnet, wird die Uhr um einen Tag zurückgedreht. Also wie in Und täglich grüßt das Murmeltier, nur mit tödlichen Aliens statt Andie MacDowell. Während Bill Murry in der Kultkomödie die Endlosschleife damit verbracht hat, fließend Fremdsprachen und die Fähigkeit, Pokerkarten in einen Hut zu schnipsen, zu erlernen, lernt Tom Cruise, Aliens zu killen, was nicht weiter schwierig ist, wenn man in jeder Sekunde genau weiß, was passiert. Man braucht nur ein gutes Gedächtnis. Und die Unterstützung der von Emily Blunt gespielten Kriegsveteranin Rita Vrataski, die angesichts der Zeitschleife ein Déjà-vu hat. „Edge of Tomorrow“ ist spannend inszeniertes und intelligentes Science Fiction-Kino. Endlich mal ein Science Fiction-Drehbuch, das jemand mit Köpfchen geschrieben hat. Dazu kommt die Star-Power von Tom Cruise und Emily Blunt, die sich beide nicht zu schade sind, sich auf der Leinwand erschießen, erstechen, in die Luft sprengen, ertränken, ersticken und auf jede andere erdenkliche Weise zu Tode kommen zu lassen. Die Meisterleistung von Liman besteht darin, dass der Film trotz vielfacher Wiederholung von Szenen nie langweilig wird – im Gegenteil: Jeder Schritt weiter treibt die Spannung in die Höhe. Erst gegen Ende hin geht dem Film ein wenig die Luft aus, doch der Weg dahin kann sich sehen lassen.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von David James – © 2013 Warner Bros. Entertainment Inc.- U.S., Canada, Bahamas & Bermuda (c) 2013 Village Roadshow Films (BVI) Limited, Quelle http://www.imdb.com)

Zombieland (2009)

Regie: Ruben Fleischer
Original-Titel: Zombieland
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Komödie, Horror, Roadmovie
IMDB-Link: Zombieland


Wie uns Lehrfilme zu diesem Thema zeigen, gibt es für zwei Personenkreise gute Überlebenschancen im Fall einer Zombieapokalypse: Nämlich für die Verpeilten, die Zombies ohnehin nicht von normalen Menschen unterscheiden können (siehe „Shaun of the Dead“), und für die schüchternen Nerds, die sich wochenlang in ihrer Wohnung einbunkern und an denen das Leben da draußen vorbeigeht wie eben in „Zombieland“ von Ruben Fleischer. Der namenlose Teenager, gespielt von Jesse Eisenberg, der sich später nach seinem Zielort „Columbus“ nennt, ist so ein schüchterner Nerd. Und blöd für ihn: Die heiße Nachbarin, die ihn immer ignoriert hat, aber nun Hilfe suchend an seiner Tür klopft, möchte sich fleischlichen Genüssen auf eine ganz andere Art hingeben, als Columbus sich das vorgestellt hätte. Da also begreift der junge Mann, dass Zombies die Erde überrannt haben. Sein Überleben verdankt er einer Reihe von selbstgewählten Regeln sowie der Begegnung mit dem Bad-Ass „Tallahassee“ (Woody Harrelson), ein harter Hund, der im Zuge der Pandemie ein neues Hobby gefunden hat: Auf möglichst kreative Weise Zombies killen. Unterwegs gabeln die beiden die Schwestern Little Rock und Wichita (Abigail Breslin und Emma Stone) auf, die ungeachtet der Widrigkeiten ein Ziel vor Augen haben: Im Vergnügungspark Pacific Playland mal für eine Weile vergessen, dass die Weltlage gerade echt beschissen ist. Nach anfänglichen Schwierigkeiten raufen sich die vier Überlebenden zusammen und machen sich gemeinsam auf den Weg durch eine dystopische Welt. „Zombieland“ ist ganz klar eine (stellweise saukomische) Komödie, spart aber nicht mit gut eingesetzten Horrorelementen. Wer einen schwachen Magen hat, sollte vor der Sichtung lieber mal die Packungsbeilage lesen oder einen Arzt oder Filmkritiker fragen. Hier gibt es nämlich Blut und Beuschel in Hülle und Fülle zu bewundern. Doch auf jeden Schrecken folgt der nächste, gut eingesetzte Witz, sodass das Schaudern nahtlos in Lachen übergeht. Gleichzeitig gehen die Witze aber nicht zulasten der Story oder gar der Charaktere. „Zombieland“ hält das Tempo jederzeit hoch, ist aber dennoch gut ausbalanciert zwischen anarchischem Humor, leichtem Grusel und kreativen Regie-Einfällen. In diesem Sinne also ein perfekter Blockbuster, der mittlerweile zurecht Kultstatus genießt und eine Fortsetzung zur Folge hatte, die den Regler sogar noch mal eine Stufe weiter dreht.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2009 – Columbia/TriStar, Quelle http://www.imdb.com)

Panzerkreuzer Potemkin (1925)

Regie: Sergei Eisenstein
Original-Titel: Bronenossez Potjomkin
Erscheinungsjahr: 1925
Genre: Historienfilm, Propagandafilm, Drama
IMDB-Link: Bronenossez Potjomkin


Sucht man nach dem besten Film aller Zeiten, gibt es viele Kandidaten: „Citizen Kane“. Satanstango. „The Shawshank Redemption“. Casablanca. „Der Pate“. „Der Pate 2“. The Room. In den 50er Jahren befand jedenfalls ein Gremium, „Panzerkreuzer Potemkin“ von Sergei Eisenstein wäre der bis dato beste Film aller Zeiten. Und diese Entscheidung ist durchaus nachvollziehbar. Denn der Propagandafilm, der das Hohelied auf die Russische Revolution und den Kommunismus singen sollte, entpuppt sich als bildgewaltiges, technisch bahnbrechendes und subversives Kino, das bis heute nichts von seiner Relevanz eingebüßt hat. Vordergründig zeichnet Eisenstein die (gescheiterte) Revolution von 1905 nach, im Konkreten die Meuterei der Matrosen auf dem Kriegsschiff Potemkin, die sich dagegen wehren, verfaultes Fleisch essen zu müssen. Nachdem sie das Schiff übernommen und Zuspruch durch die Bevölkerung erfahren haben, kommt es in Odessa zur blutigen Katastrophe. Für die Treppenszene ist der Film berühmt, doch wäre es falsch, ihn allein auf dieses beklemmend inszenierte Massaker zu reduzieren. Jedes Bild ist eine Komposition für sich. Mit ungewöhnlichen Kameraperspektiven und innovativen Schnitten reizte Eisenstein die Möglichkeiten des immer noch jungen Mediums Film aus und setzte neue Maßstäbe. Die Geschichte selbst ist dicht und in 70 Minuten kompakt erzählt. Es ist purer Perfektionismus in allen Details, der „Panzerkreuzer Potemkin“ auszeichnet. Perfektionismus allein reicht aber nicht für einen relevanten Film – frage nach bei Leni Riefenstahl. Ja, „Panzerkreuzer Potemkin“ wurde als Propagandafilm in Auftrag gegeben und man kann zur darin vertretenen Ideologie stehen, wie man will, doch bringt Eisenstein (da sind wir bei der oben angesprochenen Subversion) größere Fragen nach Menschlichkeit in diesem Film unter. Hier kämpfen Menschen gegen ein sie unterdrückendes System, und Eisensteins feinfühlige Regie führt zu einer Erzählung, die außerhalb politischer Wertungen steht und daher Allgemeingültigkeit für sich beanspruchen kann.


9,0 Kürbisse

(Bildzitat: © Walt Disney Studios, Quelle http://www.imdb.com)

Bean – Der ultimative Katastrophenfilm (1997)

Regie: Mel Smith
Original-Titel: Bean
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Komödie
IMDB-Link: Bean


Niemand kam in den 90ern an Rowan Atkinsons genialer Kunstfigur Mr. Bean vorbei. Der chaotisch-anarchische Pedant mit dem Gemüt eines Kleinkinds, der selbst die harmlosesten Situationen allein durch seine Präsenz in Katastrophen zu stürzen vermag, entwickelte sich zu einem weltweiten popkulturellen Phänomen, das schließlich nicht einmal die Amerikaner übersehen konnten. Kein Wunder also, dass ein Film vor amerikanischer Kulisse herhalten musste. Und auch kein Wunder, dass der verschrobene britische Humor, für den es fast keine Worte brauchte, mehr in amerikanischen Slapstick verdreht wurde. Im Mittelpunkt steht eine Verwechslungsgeschichte: Während das britische Museum seinen schlechtesten Wärter, das es jemals hatte, einfach nur loswerden möchte und ihn daher gemeinsam mit einem sündteuren Gemälde auf die Reise in die USA schickt, glaubt man dort, mit ihm einen vielleicht etwas schrulligen, aber renommierten Experten für eben dieses Meisterwerk mitgeliefert bekommen zu haben. Ein fataler Irrtum, der dafür sorgt, dass die Kunstszene in Los Angeles bald im kompletten Chaos versinkt. Wie gesagt, der Film kommt nicht an den staubtrockenen britischen Humor der Originalserie heran, doch spätestens dann, wenn Mr. Bean nach einem kleinen Missgeschick damit beginnt, das millionenschwere Gemälde auf seine Weise zu restaurieren, hilft auch die kritischste Einstellung nichts: Wenn Rowan Atkinson in seiner Paraderolle so richtig aufdreht, bleibt wohl kein Auge trocken. Kein Meisterwerk wie die TV-Serie, aber witzig genug, um auch bei erneuten Sichtungen zumindest stellenweise gut zu unterhalten.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2015 Disney. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

The King’s Man: The Beginning (2021)

Regie: Matthew Vaughn
Original-Titel: The King’s Man
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Action, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The King’s Man


Alles hat einen Anfang, und gerade, wenn es um die Ursprünge geheimnisvoller Agentenbündnisse geht, die im Untergrund operieren und sich von teuren Herrenschneidern einkleiden lassen, zeichnen sich schon bald Fragen ab, die in alter Hollywood-Traditionen mit einem eigenen Film oder gar einer eigenen Filmreihe geklärt werden müssen. Das zahlende Publikum dankt’s. Gleich mal vorweg: Ich bin ein großer Fan des ersten „Kingsman“-Films von 2014, der seinen großen Unterhaltungswert daraus bezogen hat, dass ein Vorstadt-Prolet von Colin Firth zum Top-Agenten geschliffen wird, während Samuel L. Jackson den vielleicht dämlichsten Plot zur Zerstörung der Welt entworfen hat, der jemals über eine Leinwand geflimmert ist. Der Film war von Anfang bis Ende over the top inklusive einer denkwürdigen Szene, in der zu Lynyrd Skynyrds „Free Bird“ fröhlich Kirchgänger gemetzelt werden. Kurz: Der Film hat eine wundervolle Scheißdrauf-Attitüde gezeigt. Das Prequel „The King’s Man“, in dem nun Ralph Fiennes die Anfänge des Kingsman-Geheimbundes begleiten darf, versucht nun einerseits, diese herrlichen Gaga-Momente der Kingsman-Filme zu übernehmen (Rhys Ifans, ich schaue dich an!), schlägt aber andererseits teils auch ernstere Töne an. Hier geht es viel um Verlust und Trauerbewältigung. Gerade dieser Versuch, der Geschichte mehr Substanz zu geben, erweist sich aber als Rohrkrepierer und bringt den Film aus der Balance. Plötzlich zieht sich das alles wie ein Kaugummi. Figuren treten auf, treten wieder ab, die Story wird immer verworrener, man verliert das Interesse. Selbst Ralph Fiennes Leinwandpräsenz rettet den Film nicht über den Durchschnitt hinaus, und gäbe es da nicht die eine Szene mit der Ziege, die wieder fröhlich an den anarchischen Unsinn im ersten Kingsman-Film erinnert, so würde kaum ein Bild aus „King’s Man: The Beginning“ hängenbleiben.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: 20th – © 2020 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Falsches Spiel mit Roger Rabbit (1988)

Regie: Robert Zemeckis
Original-Titel: Who Framed Roger Rabbit
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Animation, Komödie, Krimi
IMDB-Link: Who Framed Roger Rabbit


Sein Name ist Hase, und er weiß von nichts. Das ist ein Problem, denn er, Roger Rabbit, ist Hauptverdächtiger in einem Mordfall. Verzweifelt wendet sich der Cartoon-Hase an den Privatdetektiv Eddie Valiant (Bob Hoskins), doch der will von durchgeknallten Zeichentrickfiguren nichts mehr wissen, seit eine davon seinen Bruder auf dem Gewissen hat. Doch Roger Rabbit kann sehr überzeugend sein und schon bald geht es nicht drunter und drüber in Los Angeles und dem angrenzenden Toon Town. „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ ist ein zeitloser Klassiker, der auf unnachahmliche Weise und für seine Zeit visionär Zeichentrick und Spielfilm miteinander verbunden hat. Die Effekte zünden auch heute noch, hier existieren nicht zwei Kunstformen nebeneinander, sondern in einer unvergleichlichen Symbiose miteinander. So genial aber auch diese technische Machart des von Robert Zemeckis inszenierten und von Steven Spielberg produzierten Films ist, das Herzstück sind die spannende und temporeich erzählte Geschichte und die liebevoll in Szene gesetzten Figuren. „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ ist damit nicht nur einfach ein technisch großartiger Film, sondern schlicht ein großartiger Film – in allen Belangen. Und auch heute, 35 Jahre nach Erscheinen, ein schier endloser Schatz wundervoller Zitate, die längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind. „Ich bin nicht schlecht. Ich bin nur so gezeichnet.“ Ein Jahrhundert-Film, verdient aufgenommen auf die Liste der 1001 Filme, die man gesehen haben muss, ehe das Leben vorbei ist.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © Walt Disney Studios, Quelle http://www.imdb.com)