2024 war ein Jahr der Veränderungen. Es war ein Jahr, das gezeichnet war von einem langen Leidensweg meiner Mutter, die am 12.12. nach schwerer Krankheit von uns gegangen ist. Die Diagnose haben wir im April erfahren – ab diesem Zeitpunkt war alles ein bisschen anders als vorher. Es war aber auch ein Jahr der Glücksmomente, als ich erfahren habe, dass ich zum ersten Mal Vater werde – und das gleich doppelt. Es ist vermutlich nachvollziehbar, dass Kinobesuche und Filme in der zweiten Jahreshälfte 2024 etwas in den Hintergrund traten. Die heute ausgewertete Statistik warf insgesamt 111 Filmsichtungen aus – ziemlich gleichmäßig verteilt auf neue Sichtungen und Wiederholungen (54 zu 57). Der Anteil an Filmen, die von Frauen gedreht wurden, reduzierte sich auf erschreckende 9% – unter den neuen Sichtungen lag der Anteil mit 14% nur geringfügig höher. Daraus ergibt sich also schon einmal ein Vorsatz für 2025. Von den 54 neuen Sichtungen qualifizierten sich schließlich 38 Filme für meine Top-Liste des Jahres. Meine Kriterien dafür sind wie immer: In die Wertung kommen Filme aus 2024 sowie Filme aus dem Vorjahr, sofern ich sie regulär in einem Kino sichtete. Für eine Top30-Liste wie üblich ist die Ausbeute somit zu gering – man stößt dann schon in Niederungen vor, die ich beim besten Gewissen nicht empfehlen kann. Also gehe ich heuer einen anderen Weg. Ich stelle hiermit meine Top24-Liste des Jahres 2024 vor. Damit brauchte es zumindest 6 Kürbisse, um es auf die Liste zu schaffen.
Und hier nun die Top24 von ’24:
Platz 1: Dune: Part Two von Denis Villeneuve – 9,5 Kürbisse
Auch dieses Jahr hat es Denis Villeneuve, wie schon mit seinem ersten Teil, geschafft, meinen persönlichen Top-Film des Jahres abzuliefern. „Dune: Part Two“ schließt qualitativ nahtlos an den ersten Film an, Stimmung und Atmosphäre suchen ihresgleichen und mit Austin Butler bietet der Film einen denkwürdigen Schurken.
Platz 2: Who by Fire von Philippe Lesage – 8,5 Kürbisse
Meine positive Überraschung der diesjährigen Viennale. Ohne große Erwartungen in diesen frankokanadischen Film reingesetzt und von der Atmosphäre 2,5 Stunden lang mitgerissen worden. Ein Film, der einen Nerv bei mir getroffen hat – ähnlich wie „Riddle of Fire“ letztes Jahr.
Platz 3: Civil War von Alex Garland – 8,0 Kürbisse
Ein Film, der weh tut und den man so schnell nicht noch einmal sehen möchte. Gleichzeitig aber auch die unbedingte Empfehlung, sich das mal anzutun, denn Alex Garland taucht tief in die Abgründe der Menschheit ein, und es ist durchaus lehrreich, diesem blanken Horror ins Auge zu blicken.
Platz 4: All of Us Strangers von Andrew Haigh – 8,0 Kürbisse
Knapp am Stockerl vorbeigeschrammt ist „All of Us Strangers“ – ein Beinahe-Kammerspiel mit zwei grandiosen Darstellern, die in ihrem Spiel eine große emotionale Wucht entfalten. Auch kein Film, den man sich an einem Sonntagnachmittag mal gemütlich nebenbei reinzieht, aber großes, weil vor allem sensibles Kino.
Platz 5: The End von Joshua Oppenheimer – 8,0 Kürbisse
Ein Endzeit-Musical in einem Bunker, das die emotionalen und familiären Probleme der letzten überlebenden Familie der Welt in den Fokus rückt. Das, was Joshua Oppenheimer und sein großartiger Cast hier abliefern, muss man sich erst einmal trauen. Ein Film, der wohl entweder perfekt funktioniert oder überhaupt nicht – je nach Rezipient.
Platz 6: Between the Temples von Nathan Silver – 7,5 Kürbisse
Wieder ein Viennale-Film, doch diesmal nach all der Tristesse der vorigen Filme nun mein Feelgood-Film des Jahres, der in seinem Thema an den großartigen Liebesfilm „Harold und Maude“ erinnert, ohne qualitativ aber ganz an ihn heranzukommen. Dennoch ein schöner, sehenswerter Film.
Platz 7: Liebesbriefe aus Nizza von Ivan Calbérac – 7,0 Kürbisse
In einem anderen Jahr wäre diese leichtfüßige französische Komödie wohl im soliden Mittelfeld meiner Top30-Liste gelandet, heuer reicht es sogar für die Top10. Auch eine positive Überraschung, denn mit französischen Komödien habe ich es eigentlich nicht so. „Liebesbriefe aus Nizza“ ist aber überraschend komisch, ohne die Absurditäten zu sehr auf die Spitze zu treiben.
Platz 8: Speak No Evil von James Watkins – 7,0 Kürbisse
Die James McAvoy-Show. In „Speak No Evil“ zieht er alle Register seines Könnens. Der Film selbst ist solide Thriller-Kost mit einer wohltuenden Erdung in der Realität. Verletzungen tun hier auch mal richtig weh, und wenn wer den Schädel eingeschlagen bekommt, steht er nicht fünf Minuten später wieder auf und stürzt sich brüllend auf die unversehrten Helden.
Platz 9: On Becoming a Guinea Fowl von Rungano Nyongi – 7,0 Kürbisse
Endlich die erste Dame auf der Liste. Rungano Nyongi inszeniert die familiären Verwerfungen nach einem Todesfall mit grimmigem Humor und gleichzeitig einer ordentlichen Portion Mitgefühl. Wahrscheinlich wird es schwierig, den Film hierzulande zu finden und zu sehen, aber wenn er euch irgendwo mal unterkommt, ist hiermit eine warme Empfehlung ausgesprochen.
Platz 10: Kleine schmutzige Briefe von Thea Sharrock – 7,0 Kürbisse
Die Sichtung dieser wundervollen britischen Komödie rund um skandalöse Briefe, die eine ehrbare Bürgerin anonym erhält, fällt durchaus einfacher, ist der Film doch schon auf gängigen Streaming-Anbietern erhältlich. Olivia Colman und Jessie Buckley liefern sich einen höchst amüsanten verbalen Schlagabtausch, der mit Tempo inszeniert wurde.
Platz 11: Alien: Romulus von Fede Alvárez – 7,0 Kürbisse
Platz 12: Alles steht Kopf 2 von Kelsey Mann – 7,0 Kürbisse
Platz 13: Furiosa: A Mad Max Saga von George Miller – 7,0 Kürbisse
Platz 14: To the Moon von Greg Berlanti – 7,0 Kürbisse
Platz 15: A Quiet Place: Tag Eins von Michael Sarnoski – 6,5 Kürbisse
Platz 16: May December von Todd Haynes – 6,5 Kürbisse
Platz 17: Andrea lässt sich scheiden von Josef Hader – 6,5 Kürbisse
Platz 18: Queer von Luca Guadagnino – 6,5 Kürbisse
Platz 19: Matt und Mara von Kazik Radwanski – 6,5 Kürbisse
Platz 20: Dreaming Dogs von Elsa Kremser und Levin Peter – 6,5 Kürbisse
Platz 21: Deadpool & Wolverine von Shawn Levy – 6,5 Kürbisse
Platz 22: The Fall Guy von David Leitch – 6,5 Kürbisse
Platz 23: Challengers – Rivalen von Luca Guadagnino – 6,0 Kürbisse
Platz 24: Planet der Affen: New Kingdom von Wes Ball – 6,0 Kürbisse
Viele Blockbuster und Highlights, die wohl in einigen Bestenlisten des Jahres auftauchen, muss ich erst noch nachholen. Filme wie „Konklave“ zum Beispiel wären sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf meiner Top-Liste aufgetaucht. Aber 2025 ist auch noch ein Jahr.
Und was sind eure Filme des Jahres?