Weihnachtsfilm

Stirb langsam 2 (1990)

Regie: Renny Harlin
Original-Titel: Die Hard 2: Die Harder
Erscheinungsjahr: 1990
Genre: Action, Weihnachtsfilm
IMDB-Link: Die Hard 2: Die Harder


„Ich habe da so ein Gefühl …“ – „Immer, wenn du so ein Gefühl hast, geht irgendwo ein Versicherungsunternehmen pleite“. Ja, der zweite Teil des besinnlichen Weihnachtsfilms Stirb Langsam hat so seine Momente. Wieder darf Bruce Willis ausrücken, um das Weihnachtsfest zu retten, weil irgend so ein Grinch alles in die Luft sprengen will. In diesem Fall sieht sich der Flughafen Los Angeles den Attacken eines Psychos ausgesetzt, der aus der Ferne die Kontrolle über den Tower übernimmt, das Licht der Landebahnen ausschaltet und damit droht, die oben kreisenden und auf die Landung wartenden Flugzeuge eines nach dem anderen abstürzen zu lassen, wenn man seine Forderung nicht erfüllt. Diese wäre: Ein hübsches Flugzeug für den im Landeanflug befindlichen Ex-Diktator eines südamerikanischen Landes, der gerade in die Staaten überstellt wird, um sich dort vor Gericht verantworten zu müssen. Darauf hat eben dieser verständlicherweise keinen Bock. John McClane, den wir schon aus dem ersten Film als Problemlöser kennen, der sich für nichts zu schade ist, könnte eigentlich ganz in Ruhe im Ankunftsbereich ein paar Zigaretten rauchen und gemütlich was trinken, aber dass seine liebe Frau, mit der er gerade erst wieder glücklich zusammengekommen ist, ebenfalls in einem der oben kreisenden Flugzeuge sitzt, macht ihn, man kann es ihm kaum verübeln, doch recht unrund, und so müssen die Terroristen dran glauben. Tja, das hat man eben davon, wenn man die falschen Flugzeuge entführt oder die falschen Hunde tötet. Kein Mitleid mit den Schurken! Wenn man es genau nimmt, funktioniert die Story von „Stirb langsam 2“ von Renny Harlin, der den Regiestab von John McTiernan weitergereicht bekommen hat, nur deshalb, weil Bruce Willis‘ John McClane allen auf die Nerven geht und sich überall einmischt, dieser Wichtigtuer. So ist das Drehbuch recht hanebüchen konstruiert. Darüber nachdenken sollte man lieber nicht. Das größte Problem des Sequels, das ansonsten mit immerhin recht gefälligen Explosionen und komplett überdrehter Action punktet, sind aber die Bösewichter. Die vergisst man schon, während man ihnen zuschaut. Kein Vergleich zum ersten Teil – und auch zum dritten. Und das führt halt zu folgendem Teufelskreis: Man vergisst die Bösen, weil sie komplett uncharismatisch und nichtssagend sind. Dadurch vergisst man die Story, die ja von den Bösen vorangetrieben werden sollte. Und dadurch vergisst man schließlich den ganzen Film. Immerhin ist es kurzweilig, diese Erinnerungslücken nach vielen Jahren wieder aufzufrischen, doch ist der qualitative Fall von Teil 1 zu Teil 2 eben schon sehr hoch.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Mickys Weihnachtserzählung (1983)

Regie: Burny Mattinson
Original-Titel: Mickey’s Christmas Carol
Erscheinungsjahr: 1983
Genre: Weihnachtsfilm, Animation, Kurzfilm
IMDB-Link: Mickey’s Christmas Carol


Gut möglich, dass „Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens der meistverfilmte Stoff der Literaturgeschichte gehört. Zu den Top10 gehört die Geschichte rund um den Geizhals Ebenezer Scrooge, der in der Weihnachtsnacht von drei Geistern besucht wird, die ihm nahelegen, sein Leben zu überdenken, auf jeden Fall. Es verwundert daher auch nicht, dass es auch eine Disney-Verfilmung dazu gibt. Der Gag daran ist, dass sich Disney hier gleich aus dem gesamten Figurenkosmos der vergangenen Jahrzehnte bedient und in der Geschichte alles auftreten lässt, was Kinderherzen höherschlagen lässt: Dagobert Duck als Scrooge, Micky Maus als dessen ausgebeuteter Angestellter Bob Cratchit, Donald Duck als Neffe Fred, Goofy als Geist des verstorbenen Partners Jacob Marley, dazu jede Menge Figuren aus Erfolgsfilmen wie Robin Hood, „Pinocchio“ und vielen mehr. Man taucht tief ein in das Mäuseuniversum. Natürlich ist die doch recht gruselige Geschichte kindergerecht aufbereitet, und auch die Länge von 25 Minuten dürfte selbst die Kleinsten nicht komplett überfordern. Dennoch ist „Mickys Weihnachtserzählung“ nicht ausschließlich was für die Jüngsten im Haus, denn Charles Dickens‘ Vorlage ist wirklich charmant umgesetzt. So gibt es auch für das ältere Publikum genug zu schmunzeln und zu entdecken. Fazit: Ein netter Zeitvertreib zur Weihnachtszeit mit der bekannten Moral der Originalgeschichte, aber liebevoll umgesetzt, sodass sich niemand fürchten muss, wenn der schreckliche Geist der zukünftigen Weihnacht naht.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.tobis.de)

Noelle (2019)

Regie: Marc Lawrence
Original-Titel: Noelle
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Weihnachtsfilm, Komödie, Fantasy
IMDB-Link: Noelle


Ja, es ist halt die Saison dafür. Also lasst das Meckern, ich will jetzt hier ein bisschen Weihnachtsstimmung spüren! Und da sich das Amazon Prime, Netflix, Disney+, und wie sie alle heißen, auch denken und weil Weihnachten so ein einträgliches Geschäft ist, werden die Streamingdienste unserer Wahl in dieser Jahreszeit mit Weihnachtsfilmen überflutet – alten Klassikern, neuen Rom-Coms, die kein Mensch braucht, da muss man nichts beschönigen, und allem dazwischen. „Noelle“ aus dem Hause Disney von Marc Lawrence ist so ein „dazwischen“. Denn auch wenn die Geschichte auf ausgetretenen Pfaden verläuft, so bringt sie dennoch jede Menge gute Laune und Anna Kendricks unvergleichlichen Charme mit. Kendrick spielt hier Noelle Kringle, die Schwester des neuen Weihnachtsmanns, nachdem dieser nach langen Jahren das Zeitliche gesegnet und somit den Zuckerstab an seinen Sohn Nick weitergereicht hat. Das Problem dabei: Nick (Bill Hader) ist mit dem neuen Job offensichtlich überfordert, und Weihnachten ist in Gefahr. Den leichtfertig gegebenen Rat des Schwesterherzes, kurz vor dem Fest mal ein Wochenende blau zu machen, nimmt dieser dankend an, nur dass er den zeitlichen Horizont seiner Auszeit ein wenig anders deutet als Noelle und alle im Weihnachtsdorf. Und so muss Noelle zusammen mit ihrer Babysitter-Elfin Polly (Shirley MacLaine) ausrücken, um ihren Bruder rechtzeitig vor Heiligabend wieder einzusammeln und ihn an seine Pflichten zu erinnern. Wie gesagt, „Noelle“ erfindet das Rad nicht neu. Im Gegenteil: Wer sich von der einfach gestrickten Geschichte überraschen lässt, glaubt wohl auch noch an den Weihnachtsmann. Und dennoch hat dieser Film vieles, was andere Weihnachtsfilme vermissen lassen: Nämlich einige wirklich gelungene Gags, ein bunt-fröhliches Treiben und viel Herz, ohne dass die Stimmung allzu sehr ins Rührselige umkippt. Einfach ein warmherziger und witziger Weihnachtsfilm und wohl genau das, was man in dieser Jahreszeit braucht.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.tobis.de)

The Holdovers (2023)

Regie: Alexander Payne
Original-Titel: The Holdovers
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Komödie, Drama, Weihnachtsfilm
IMDB-Link: The Holdovers


Eine Elite-High School für die Kinder von Reich & Schön im Jahr 1970. Ein grantiger, zynischer Geschichtsprofessor, der zum Aufsichtsdienst während der Weihnachtsferien verdonnert wird. Vier arme zurückgelassene Seelen plus die Köchin der Schule, die ihren Sohn vor kurzem in Vietnam verloren hat. Das ist die Mixtur für Alexander Paynes vielleicht bestem Film überhaupt. In „The Holdovers“ erzählt er von Menschen, die sich alleingelassen fühlen, deren Vergangenheit als großer Schatten über ihnen hängt, und die aber nach und nach erkennen, dass sie sich davon nicht definieren müssen. Vor allem, als ein Teil der Jugendlichen dann doch zum Skifahren abgeholt wird, und Lehrer Paul Hunham mit der Köchin Mary Lamb und dem Schüler Angus Tully zurückgelassen wird, entwickelt der Film, der sich im Grunde in drei Teile unterteilen lässt und damit trotz seiner Laufzeit von über 2 Stunden ungemein kurzweilig wirkt, eine herzerwärmende Dynamik, und die eigentliche Reise zur Erkenntnis beginnt. Die Besetzung spielt diese verlorenen Figuren überragend: Paul Giamatti wurde geboren, um diesen zynischen Grantler zu spielen, Da’Vine Joy Randolph verleiht ihrer fast gebrochenen Figur Grazie und Würde, und Newcomer Dominic Sessa lässt hinter der aufsässigen Fassade immer wieder die tiefen Verwundungen seiner Figur durchblitzen. Ich prognostiziere, dass man zumindest Giamatti und Randolph in der kommenden Award-Season wieder öfter zu Gesicht bekommen wird. Oscarverdächtig spielen beide jedenfalls. Und dank Giamattis Figur habe ich nun eine ganze Reihe kreativer Beleidigungen im Repertoire, die darauf warten, in der Praxis zur Anwendung zu kommen. „The Holdovers“ ist ein fast perfekter Film: Er ist technisch hervorragend gemacht mit Bild und Ton, die direkt den 70ern entstammen könnten, er ist saukomisch, sodass ich vor Lachen geweint habe, dabei aber auch unglaublich tragisch, wenn sich die Hintergrundgeschichten dieser Misfits nach und nach entfalten, er ist unterhaltsam, bietet am Ende eine versöhnliche Botschaft und eine tiefere Erkenntnis, und als Weihnachtsfilm geht er auch noch durch. Danke, Mr. Payne, für diesen Film!


9,0 Kürbisse

(Foto: Seacia Pavao (c) 2023 Focus Features LLC. All Rights Reserved)

Ist das Leben nicht schön? (1946)

Regie: Frank Capra
Original-Titel: It’s a Wonderful Life
Erscheinungsjahr: 1946
Genre: Drama, Liebesfilm, Weihnachtsfilm
IMDB-Link: It’s a Wonderful Life


Weil sich der Geschäftsmann George Bailey (James Stewart) ausgerechnet an Heiligabend umbringen möchte, stellt ihm der Himmel einen Schutzengel (Henry Travers) zur Seite, um ihn von seinem Vorhaben abzuhalten, doch der noch recht unerfahrene Engel zweiter Klasse muss erst einmal ordentlich gebrieft werden. Also wird zunächst die Lebensgeschichte von George Bailey aufgerollt, der immer groß auf Reisen gehen wollte, doch das Leben hatte andere Pläne für ihn. „Ist das Leben nicht schön?“ von Frank Capra ist einer der Weihnachtsklassiker schlechthin. Fast die gesamte Handlung besteht aus einer langen Rückblende, in der aufgerollt wird, wie George Bailey an den Punkt gelangen konnte, dass er seinen Lebensmut verlor. Diese Lebensgeschichte zieht sich zuweilen etwas hin, hat aber auch ihre legendären und denkwürdigen Momente, wenn beispielsweise ein Tanz mit der angebeteten Mary (Donna Reed) unerwartet in einem Bad im Swimming Pool endet. Aus der Auswahl solcher Momente, guter wie schlechter, schält sich allmählich ein Lebenslauf heraus. Die eigentliche Stärke des Films liegt allerdings in seinem letzten Drittel, als Engel Clarence dem Todessehnsüchtigen zeigt, wie eine Welt aussehen würde, in der er nie geboren wurde. Natürlich ist das kitschig, doch das leidenschaftliche Spiel von James Stewart und der trockene Humor von Henry Travers erden die Geschichte. Das Happy End rührt tatsächlich sehr und führt dem Zuseher vor Augen, was der Geist der Weihnacht bedeutet. So ist „Ist das Leben nicht schön?“ zurecht ein Klassiker, der auch heute noch bewegt und Werte vermittelt, die sich gut in die aktuelle Zeit übertragen lassen. In diesem Sinne wünsche ich euch allen da draußen ein friedvolles Weihnachtsfest im Kreise eurer Liebsten!


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

The Guardians of the Galaxy Holiday Special (2022)

Regie: James Gunn
Original-Titel: The Guardians of the Galaxy Holiday Special
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Kurzfilm, Komödie, Science Fiction, Weihnachtsfilm
IMDB-Link: The Guardians of the Galaxy Holiday Special


Kennt jemand von euch „Das Fest des Huhnes“? In dieser absurden Mockumentary aus dem Jahr 1992 erforscht ein afrikanischer Stamm das ungewöhnliche Verhalten oberösterreichischer Eingeborener. Und so wie sich diese Wissenschaftler aus fernen Ländern keinen Reim auf unser Brauchtum machen können, geht es den Außerirdischen, die sich dem Erdling Star-Lord (Chris Pratt) angeschlossen haben. Vom Weihnachtsfest auf der Erde haben sie schon gehört, doch man kann nicht sagen, dass sie es so richtig durchdringen. Doch im Kern haben sie mitgenommen, dass es darum geht, seinen Liebsten Geschenke zu machen. Und weil Star-Lord down ist, nachdem seine geliebte Gamora das epische Avengers-Finale nicht überlebt hat, beschließen Mantis und Drax (Pom Klementieff und David Bautista), Star-Lord ein Weihnachtsgeschenk zu machen. Der schwärmt ja immer von Kevin Bacon, Held seiner Kindheit. Was liegt also näher, als den verdutzten Schauspieler als Geschenk zu verpacken und in ferne Galaxien zu entführen? Wenn sich die beiden Geistesgrößen Mantis und Drax auf den Weg zur Erde machen, um nach Kevin Bacon zu suchen, hat das schon eine gewisse Komik. Der Blick ähnelt jenem aus dem „Fest des Huhnes“: Mit entzückender Naivität werden seltsame irdische Bräuche kommentiert, und Drax stellt fest, dass er nichts dringlicher braucht als einen aufblasbaren Elfen. Doch auch wenn die Laufzeit mit 45 Minuten recht ökonomisch ist und die Zeit schnell vergeht, so trägt die Idee keinen ganzen Film. „The Guardians of the Galaxy Holiday Special“ fühlt sich an wie ein etwas zu lang geratener Treppenwitz. Und so absurd die Ausgangslage auch ist, so drängt sich doch der Gedanke auf, dass man daraus mehr hätte herausholen können. Das Vergnügen wirkt doch recht schaumgebremst. So ist der Film nichts, was der geneigte Marvel-Fan unbedingt gebraucht hätte, und nichts, was jemals in den Verdacht gerät, in die Liste der Weihnachtsklassiker aufgenommen zu werden, die man sich jedes Jahr in der Adventzeit einmal geben muss.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Office Christmas Party (2016)

Regie: Josh Gordon und Will Speck
Original-Titel: Office Christmas Party
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Komödie, Weihnachtsfilm
IMDB-Link: Office Christmas Party


Mit Firmenweihnachtsfeiern ist es ja so eine Sache. Der Sollzustand, der so gut wie nie erreicht wird, ist, dass man mit den Kolleg:innen eine nette, ungezwungene Zeit auf Firmenkosten außerhalb der Arbeitszeit hat, das eine oder andere gute Glaserl Wein trinkt und mit dem zugeknöpften Kollegen aus dem online-Marketing aufs Du anstößt. Am nächsten Morgen kommen alle mit einem Lächeln ins Büro und tauschen Fotos aus. Wenn dieser Sollzustand den Mittelpunkt einer Waage darstellt, schlägt der Istzustand meistens aber klar auf einen dieser gegensätzlichen Pole und Endpunkte der Waage aus: Variante 1 ist, dass man stundenlang bei einem stinklangweiligen Abendessen, das man sich beim besten Willen nicht interessant saufen kann, der Kollegin in der Strickweste zuhören darf, wie grandios ihre Gschrappen sind, da sie mit 14 schon allein über den Zebrastreifen gehen können. Variante 2 ist hingegen der totale Exzess, wenn beim kollektiven Besäufnis herauskommt, dass die Chefin schon seit Monaten den Praktikanten vögelt, während das minderjährige Lehrmädel sturzbetrunken auf den Christbaum kotzt. In „Office Christmas Party“ (Alternativtitel: „Dirty Office Party“) läuft es auf eine (noch exzessivere) Spielart der zweiten Variante hinaus. Um einen wichtigen Kunden zu beeindrucken, ehe Jennifer Aniston in einer biestigen Rolle den Laden dicht macht, müssen TJ Miller und Jason Bateman eine Weihnachtsfeier organisieren, die schon binnen kürzester Zeit trotz gestrenger Blicke der Personalchefin (Kate McKinnon in einer wirklich witzigen Rolle) komplett aus dem Ruder läuft. Das ist dann auch schon die gesamte Handlung des Films, der nur darauf abzielt, die Exzesse immer wahnwitziger werden zu lassen. Teils ist das auch echt lustig und unterhaltsam, doch der Schmäh nutzt sich schon bald ab, und das Ende ist dann sehr wirr. Doch wer noch nie komplett besoffen und zugedröhnt auf Koks während der Firmenweihnachtsfeier seinen Hintern kopiert hat, während einem die Sekretärin aus dem Nachbarbüro einen geblasen hat, werfe den ersten Bildschirm.


4,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Photo Credit: Glen Wilson – © 2016 PARAMOUNT PICTURES. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Das Wunder von Manhattan (1994)

Regie: Les Mayfield
Original-Titel: Miracle on 34th Street
Erscheinungsjahr: 1994
Genre: Komödie, Drama, Weihnachtsfilm
IMDB-Link: Miracle on 34th Street


Manche Menschen sind dazu geboren, Santa Claus zu spielen. Richard Attenborough mit seinem rundlichen Gesicht und dem eindrucksvollen weißen Bart gehört in diese illustre Runde. Im Remake des Weihnachtsklassiker „Das Wunder von Manhattan“ spielt er Kriss Kringle, der als Weihnachtsmann von einem Kaufhaus angestellt wird, um den Spielzeugabsatz vor Weihnachten zu steigern. Die recht zugeknöpfte Dorey Walker (Elizabeth Perkins), Marketingchefin des Kaufhauses, hält das für eine glanzvolle Idee, und Kriss macht seinen Job so gut, dass sie ihm sogar ihre Tochter Susan (Mara Wilson) anvertraut, damit sie nach einem romantischen Abend ihren Freund Bryan (Dylan McDermott) abblitzen lassen kann, als ihr dieser einen Heiratsantrag macht. Blöd wird es erst, als Kriss Kringle von sich selbst felsenfest behauptet, der Weihnachtsmann höchstpersönlich zu sein. Kurzerhand wird ihm der Prozess vor Gericht gemacht, denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. Ist der nette Herr mit dem Rauschebart tatsächlich Santa Claus oder einfach nur ein verwirrter, älterer Mann, der gerne Kinder auf seinem Schoß sitzen hat? „Das Wunder von Manhattan“ lebt vor allem von Richard Attenborough, der den zuckersüßen Kitsch durch seine charmante Präsenz glaubwürdig(er) macht, als es das Drehbuch eigentlich hergibt. Dazu hat er eine gute Chemie mit Mara Wilson, damals eine der begehrtesten Kinderschauspielerin, die auch Matilda getragen hat. Über den hintergründigen Konsumterror, der hier naiv verherrlicht wird, sei mal mit wohlwollenden Blicken hinweggesehen, das ist generell ein Problem vieler Weihnachtsfilme. Wenn man das ausblenden und sich auf die Geschichte und ihren Eskapismus einlassen kann, wird mit einer der vollkommendsten Santa Claus-Darstellungen ever belohnt, und das ist zu Weihnachten schließlich das, worauf es ankommt.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

O Palmenbaum (2000)

Regie: Xaver Schwarzenberger
Original-Titel: O Palmenbaum
Erscheinungsjahr: 2000
Genre: Weihnachtsfilm, Komödie
IMDB-Link: O Palmenbaum


Haben sich die Pläne eines Weihnachtsfests unter Palmen in Teil 1, „Single Bells“, noch zerschlagen, machen Kati und Jonas (Martina Gedeck und Gregor Bloéb) nun ernst. Über Weihnachten auf Mauritius, und geheiratet wird auch noch. Aber nur zu zweit, still und heimlich, die nervige Familie soll davon bloß nichts erfahren. Es kommt natürlich so, wie es kommen muss: Ein falsches Wort, und schon steht der ganze Clan am Flughafen. Und der Traumurlaub nimmt seine katastrophalen Wendungen. Wie auch in „Single Bells“ wird der Humor nicht mit dem Holzhammer aufs Publikum eingeprügelt, sondern speist sich aus lebensnahen und nachvollziehbaren Situationen. Auch ist der Film insgesamt etwas fröhlicher und optimistischer, was zum Einen am exotischen Setting liegt, zum Anderen an der Figur der Omama (wie immer großartig: Inge Konradi), die das Nörgeln aus „Single Bells“ weitestgehend ablegt und sich stattdessen an dem Paradies erfreut, in das sie unverhofft gelangt ist. Es ist rührend, anzusehen, wie viel Spaß sie an diesem Urlaub hat – und Erinnerungen an eigene Urlaube mit der Oma werden wach. Die hat sich auch nie die Freude nehmen lassen. Wären mal alle so entspannt wie die Omama, aber dann würde in dem Film auch nichts passieren. Wobei – allzu viel passiert wirklich nicht. Vielmehr plätschert „O Palmenbaum“ ruhig (man könnte sagen: frei jeglicher Spannung) vor sich her. Das Drehbuch ist nicht unbedingt der Knüller. Handwerklich gibt’s auch ein paar Unstimmigkeiten, wenn zum Beispiel Fotos von weißen Stränden eingespielt werden anstatt diese in Bewegtbildern zu zeigen. Insgesamt bleibt die Fortsetzung doch recht deutlich hinter dem ersten Film zurück, und dass es nicht zu einem dritten Film gereicht hat, ist schon in Ordnung.


5,0 Kürbisse

Single Bells (1997)

Regie: Xaver Schwarzenberger
Original-Titel: Single Bells
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Weihnachtsfilm, Komödie
IMDB-Link: Single Bells


Weil die überspannte Karriere-Tussi ausgerechnet vor Weihnachten ihren überspannten Tusserich vor die Tür setzt, nachdem sie ihm nach achtjähriger Beziehung das Ultimatum gestellt hat: „Heiraten und Kinder kriegen, sonst ist’s aus!“ (als ob man nach so vielen Jahren der Gemeinsamkeit nicht wissen würde, was der Partner davon hält und darauf reagieren wird), schneit sie unverhofft bei der Familie ihrer Schwester am Land ein. Dort sorgt schon die ständig meckernde, sich überall einmischende Mutter des verwöhnen Göttergatten für vorweihnachtliche Unruhe, und als dann auch noch die komplett überdrehte Gucci-Mutter der beiden Schwestern überraschend vor der Tür steht, ist das Chaos komplett. Mehr braucht es nicht, um allen so richtig das Weihnachtsfest zu verhageln. „Single Bells“ ist zwar satirisch überspitzt, aber wenn man sich den Stress, den sich viele Familien zum Weihnachtsfest machen, vor Augen hält, dann wirkt das alles plötzlich gar nicht mehr so überzeichnet. Und das ist auch die besondere Stärke des Films: Die Katastrophen sind lustig, und es geht alles schief, was schiefgehen kann, und doch wird der Bogen nicht so überspannt, dass man nicht mehr mitgehen kann. Ich denke, in jeder Familie gab es die eine oder andere Situation aus dem Film schon 1:1 im realen Leben – in „Single Bells“ werden diese Missgeschicke halt nur geballt serviert. Die Besetzung kann zwar vielleicht nicht immer mit dem höchsten internationalen Standard mithalten, doch vor allem die großartige Inge Konradi als Omama, Mona Seefried als überforderte Hausfrau und der ewige Erwin Steinhauer spielen so authentisch und lebensnah, dass sie die ganze restliche Besetzung (die durchaus mit Kapazundern des deutschsprachigen Fernsehens gefüllt sind) mitreißen. Kein Wunder, dass der Film mittlerweile zu den ganz großen Weihnachtsklassikern in Österreich zählt. Und insgeheim hofft wohl jeder beim Ansehen, dass man selbst dieses Jahr verschont bleibt von den Reibereien, die hier so wunderbar dargeboten werden.


7,0 Kürbisse