Komödie

Muriels Hochzeit (1994)

Regie: P. J. Hogan
Original-Titel: Muriel’s Wedding
Erscheinungsjahr: 1994
Genre: Komödie, Drama
IMDB-Link: Muriel’s Wedding


„Muriels Hochzeit“ von Paul J. Hogan (nicht zu verwechseln mit seinem Landsmann „Crocodile Dundee“ Paul Hogan), die australische Überraschungstragikomödie aus dem Jahr 1994, ist einfach zu beschreiben: Jede Menge selbstgerechte und selbstsüchtige Arschlöcher tun ihren Mitmenschen kaltblütig Gemeinheiten an, bis die Situation eskaliert. Daran ändern nicht einmal die gut gelaunten ABBA-Songs, die den Soundtrack dominieren. Das Überraschende dabei ist, dass Hauptfigur Muriel zunächst einmal moralisch nicht über ihren Bully-Freundinnen oder dem egozentrischen Vater, ein schmieriger Stadtrat, steht. Sie stiehlt, sie lügt und vor allem: Sie lügt sich selbst etwas vor. Eine Traumhochzeit möchte sie feiern, doch hatte das schüchterne Mauerblümchen bislang noch nicht einmal einen Freund. Aber ein Lügengespinst ist schnell gesponnen, und mit Papas Kröten, die man sich einfach dank Blankoscheck einverleibt, scheint ein Neustart im fernen Sydney zusammen mit der besten Freundin möglich. Und als schließlich per Zeitungsannonce eine Braut für einen südafrikanischen Schwimmstar, der bei den nächsten olympischen Spielen für Australien antreten möchte, gesucht wird, scheint sich der Traum der Hochzeit in Weiß zu erfüllen. Wenn man allerdings hinter die scheinbar leichten, fluffigen Szenen blickt, die stets anzudeuten scheinen: „Lebe deinen Traum!“, dann tun sich die schon besagten Abgründe auf. Der Film macht es seinem Publikum nicht leicht, ihn zu mögen. Und wer eine amüsante Rom-Com erwartet, wird sich gegen Ende im falschen Film wähnen. Diese Ambivalenz muss man anerkennen, genauso wie die schauspielerische Leistung der damals noch blutjungen Toni Colette, eine der begnadetsten ihrer Zunft. Dennoch vermag nicht jede Szene oder jeder Einfall gleichermaßen mitzureißen. Viele Figuren bleiben zu klischeehaft gezeichnet und zeigen wenig bis gar keine Entwicklung. Es scheint manchmal fast, als würde der Film gelegentlich vergessen, dass sie überhaupt da sind. Dennoch ist „Muriels Hochzeit“ auch heute noch als sozialkritische Tragikomödie durchaus sehenswert und Teil der Liste der 1001 Filme, die man gesehen haben muss, ehe das Leben vorbei ist.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Barbie (2023)

Regie: Greta Gerwig
Original-Titel: Barbie
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Komödie, Fantasy, Satire
IMDB-Link: Barbie


Pink ist die Farbe dieses Sommers. Um Greta Gerwigs „Barbie“ ist ein regelrechter Hype entstanden. So bietet das Gartenbaukino beispielsweise auf vielfachen Wunsch seiner Gäste Frühstücksvorstellungen dieses Films an. Gleichzeitig wird auch kein anderer Film des Jahres so kontrovers diskutiert wie die Realverfilmung zu dem beliebten Mattel-Spielzeug mit Margot Robbie, Ryan Gosling und America Ferrara in den Hauptrollen. Auf Google bringt es der Film aktuell auf eine Durchschnittsbewertung von 2,4 Sternen von 5 möglichen. Jeder 5-Stern-Rezension steht mehr als eine 1-Stern-Rezension gegenüber. Interessanterweise kommt ein Großteil der negativen Bewertungen wohl von männlichen Rezensenten, sofern man das aus den Usernamen schließen kann. Und damit wären wir auch schon mitten im Thema des Films. Denn wer eine seicht-amüsante Plastikweltkomödie erwartet, wird sehr schnell überrascht. Schon die Einstiegsszene ist ein großartiges und völlig respektloses Zitat von Kubricks Meisterwerk „2001: Odyssee im Weltraum“. Und in dieser Tonart geht es weiter. Greta Gerwig, die zusammen mit ihrem Lebensgefährten Noah Baumbach auch das Drehbuch geschrieben hat, zersetzt mit „Barbie“ nichts weniger als die komplette Gesellschaftsstruktur und ihre Unterteilung in männliche und weibliche Rollen und verhandelt quasi nebenbei gleich mal den Feminismus komplett neu. Die Herren kommen nicht gut weg in diesem Film, was mit Sicherheit auch die eine oder andere vernichtende Kritik erklärt, doch wer nur sieht bzw. sehen möchte, dass in diesem Film auf das „starke Geschlecht“ hingedroschen wird, übersieht ganz Wesentliches: Dass es Greta Gerwig nämlich gar nicht darum geht, ein Geschlecht als besser als das andere darzustellen, sondern vielmehr, Ungleichheiten und somit auch Ungerechtigkeiten aufzuzeigen und zu hinterfragen. Sie hält der Welt einen Spiegel vor, und wer mit dem Bild, das sich darin zeigt, unzufrieden ist, sollte sich demgemäß selbst hinterfragen. Wie sie das tut, ist hochgradig unterhaltsam und extrem witzig. Margot Robbie als (eine) Barbie und Ryan Gosling als (ein) Ken sind Idealbesetzungen, auch wenn die Stimme aus dem Off in einer Szene die Besetzung ironisch hinterfragt, und haben sichtlich Spaß an der Sache. Die Erschaffer von Barbieland, der bunten Plastikwelt, dürfen jetzt schon den Champagner für die nächsten Oscarnominierungen einkühlen. Das Tempo des Films ist hoch, aber nie gehetzt, und die Verschränkung der Puppenwelt mit der realen Welt bildet das Zentrum der Story, wird aber nicht für die eigentlich erwartbaren Witze, die man aus dem Aufeinanderprallen dieser beiden Welten ziehen könnte, missbraucht. Und genau dieser Aspekt zeigt exemplarisch auf, warum ich „Barbie“ für ein geniales Meisterwerk und vielleicht einen der besten, in sich stimmigsten Filme der Geschichte halte: Greta Gerwig und Noah Baumbach lassen mit ihrem Drehbuch das Offensichtliche beiseite und nutzen vielmehr den fantasievollen Raum, der sich ihnen dadurch bietet, um eine kluge, emotional aufrüttelnde und dennoch im besten Sinne komische Geschichte über Feminismus zu erzählen und unsere Gesellschaft gleichzeitig satirisch auszuleuchten. 9,5 Kürbisse gibt es hier für in meinen Augen perfekte Filme, und „Barbie“ ist ein perfekter Film. So grandios Oppenheimer auch ist und so hoch auch meine Erwartungen an den zweiten Teil von Villeneuves Dune sind, lege ich mich dennoch fest: Für mich ist „Barbie“ der Film des Jahres.


9,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Warner Bros. Picture – © 2023 – Warner Bros, Quelle http://www.imdb.com)

Bill & Ted retten das Universum (2020)

Regie: Dean Parisot
Original-Titel: Bill & Ted Face the Music
Erscheinungsjahr: 2020
Genre: Science Fiction, Komödie
IMDB-Link: Bill & Ted Face the Music


Sie waren in der Vergangenheit, sie waren in der Hölle, sie waren im Himmel, und doch ist das Schicksal von Bill und Ted (Alex Winter und Keanu Reeves) immer noch nicht erfüllt. Von den zukünftigen Anführer:innen werden sie zum Rapport gerufen: In ihrer Zeit heute am Abend sollen sie den Song spielen, der alle Menschen vereint und das Universum rettet. Keine leichte Aufgabe, vor allem, wenn man diesen Song noch gar nicht geschrieben hat. Bill und Ted sind klassische Has-Beens, sie hatten ihren Ruhm, doch heute spielen sie in abgefuckten Bars vor 40 Leuten. Und nun sollen sie binnen weniger Stunden den wohl größten Song aller Zeiten schreiben und performen? Doch als alte Zeitreise-Experten fällt ihnen gleich eine Lösung ein: Sie müssen lediglich ein paar Jahre in die Zukunft reisen, denn dann haben sie den Song ja schon geschrieben und aufgeführt und können ihn ganz einfach von sich selbst klauen. Das klingt erst einmal nach einer guten Idee, doch die Ausführung gestaltet sich überraschend schwierig. Parallel dazu machen sich ihre Töchter Billie und Thea (Brigette Lundy-Paine und Samara Weaving) auf den Weg in die Vergangenheit, um ihren Vätern auf eine etwas andere Weise zu helfen. Und schon ist das Zeitreise-Chaos komplett. Und damit werden leider auch die groben Schwächen des Drehbuchs offensichtlich. Denn so viel Charme der dritte Teil der Saga rund um die verpeilten Musiker hat (und Hut ab vor Keanu Reeves, dass er als aktueller Superstar noch einmal in diese schräge Rolle geschlüpft ist), so wenig Sinn macht das Drehbuch. Ja, Zeitreise-Geschichten sind per se logisch herausfordernd, und doch hat man hier das Gefühl, dass man sich um Paradoxen, Zeitlinien und Konsequenzen so gut wie gar keine Gedanken gemacht hat – Hauptsache, die Heldinnen und Helden stürzen von einer absurden Situation in die nächste. Das ist schade. Denn abgesehen von dieser groben Schwäche hätte der Film durchaus Potential gehabt, die ersten beiden Teile in den Schatten zu stellen. Man merkt jedenfalls, mit wie viel Laune alle Beteiligten an die Sache herangehen. Aber so bleibt auch der dritte Teil der Geschichte wie auch die beiden Filme davor nur ein lauwarmes Vergnügen mit einigen tollen Stellen, aber eben auch vielen Schwächen.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Bill & Teds verrückte Reise in die Zukunft (1991)

Regie: Peter Hewitt
Original-Titel: Bill & Ted’s Bogus Journey
Erscheinungsjahr: 1991
Genre: Science Fiction, Komödie, Fantasy
IMDB-Link: Bill & Ted’s Bogus Journey


„Don’t fear the reaper“, sangen schon 1976 Blue Öyster Cult. Vor allem, wenn der so knuffig ist und mit Akzent spricht wie der von William Sadler gespielte Sensenmann, hat man wenig zu befürchten, selbst wenn man tot ist. Was auf Bill und Ted, die beiden musikalischen Chaoten, die einst historische Persönlichkeiten aus der Geschichte eingesammelt haben und künftig die Zivilisation retten sollen, leider zutrifft. Denn ein Schurke aus der Zukunft hat genug vom Rockgedudel und schickt zwei verpeilte, böse Roboter, die den Teenagern aufs Haar gleichen, in die Vergangenheit, um eben jene zu beseitigen und so den Lauf der Welt zu ändern. Doch Bill und Ted, naiv wie sie sind, lassen sich von so einer Kleinigkeit wie dem eigenen Ableben nicht aufhalten und fordern den Tod persönlich heraus, sie wieder zurückzubringen und den bösen Robotern den Garaus zu machen. Fast nebenbei steht mal wieder die gesamte Menschheit auf dem Spiel, denn wenn es ihnen nicht gelingt, bis zum Abend zurück im Leben zu sein und einen wichtigen Musikcontest zu gewinnen, war’s das mit der schönen Zukunft. Wie schon im ersten Teil besteht die hauptsächliche schauspielerische Leistung von Keanu Reeves und Alex Winter, möglichst debil zu schauen und Luftgitarren anzudeuten. Doch das ist durchaus gewollt – Bill und Ted sind eben nicht die hellsten Kerzen auf der Torte. Dafür haben sie das Herz am rechten Fleck. In der Fangemeinde der mittlerweile drei Bill & Ted-Filme wird sehr oft dieses zweite Abenteuer der beiden musikversessenen Teenies als noch besser und bunter und abenteuerlicher als das erste gelobt. Und ja, „Bill & Teds verrückte Reise in die Zukunft“, wie der deutschsprachige Titel etwas irreführend heißt (denn die meiste Zeit verbringen die beiden in der Nachwelt), ist noch schräger, surrealer und abgefahrener als Teil 1. Leider bin ich allerdings nicht unbedingt ein Fan dieser Richtung, denn noch mehr als der erste Film zerfällt dieses zweite Abenteuer in Stückwerk. Einzig die Figur des Todes erachte ich als eine gelungene Ergänzung dieses filmischen Universums des Wahnsinns und der Gitarrensolos. Der Rest ist mir zu schrill und zu beliebig. Aber das ist natürlich Geschmackssache.


4,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1991 Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. All Rights Reserved. Quelle http://www.imdb.com)

Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit (1989)

Regie: Stephen Herek
Original-Titel: Bill & Ted’s Excellent Adventure
Erscheinungsjahr: 1989
Genre: Science Fiction, Komödie
IMDB-Link: Bill & Ted’s Excellent Adventure


Manchmal braucht man einfach eine gehörige Portion Schwachsinn. Und manchmal wird Schwachsinn Kult, wie „Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit“. So ganz nachvollziehen lässt sich das nicht immer, aber dennoch kann man getrost attestieren, dass dieses überdrehte Zeitreise-Abenteuer mit einem blutjungen Keanu Reeves und Alex Winter in den Hauptrollen jede Menge unschuldigen Charme versprüht. Die beiden verpeilten Teenies, die gelegentlich Pech beim Denken haben und davon träumen, als Musiker berühmt zu werden (ohne jedoch überhaupt ihre Instrumente spielen zu können), werden durch einen mysteriösen Herren aus der Zukunft auf eine Zeitreise in die Vergangenheit geschickt, da der Fortbestand der Zivilisation davon abhängt, dass die beiden Flachwurzler ihren Geschichte-Vortrag an der Schule bestehen. Und was ist besser als learning by doing? Also sammeln sie auf dem Weg durch die Geschichte allerlei historische Persönlichkeiten ein, um hautnah von ihnen zu lernen. Der Witz an der ganzen Sache besteht darin, dass eben diese honorigen Herrschaften und Damen ganz einfach mittels Telefonzelle eingesammelt und im Amerika der späten 80er-Jahre ausgesetzt werden. Es ist schon witzig zu sehen, wenn Napoleon beispielsweise seine Vorliebe für Wasserrutschen entdeckt oder vom Eissalon einen „Orden“ ans Revers gesteckt bekommt für die erfolgreiche Bewältigung eines Rieseneisbechers. Oder wenn Dschingis Khan die Vorzüge moderner Baseballschläger gegenüber seiner Keule entdeckt. Das macht schon Laune. Allerdings ist „Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit“ ehrlicherweise schon ein gutes Stück davon entfernt, ein guter Film zu sein. Was auch an den Hauptcharakteren liegt, die zwar liebenswürdig doof sind, aber doch etwas over the top dargestellt werden. Auch diverse Logikfehler fallen immer wieder auf – man merkt, dass es im Drehbuch weniger darum ging, eine in sich kohärente Zeitreisegeschichte zu verfassen als so viele schräge Einfälle wie möglich zu verarbeiten. Und so bleibt der Film ein Stückwerk mit einigen wirklich netten, denkwürdigen Szenen, aber auch viel Ballast. Die Botschaft am Ende kann ich aber nur unterschreiben: „Be excellent to each other!“.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1989 Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Die Ferien des Monsieur Hulot (1953)

Regie: Jacques Tati
Original-Titel: Les Vacances de Monsieur Hulot
Erscheinungsjahr: 1953
Genre: Komödie
IMDB-Link: Les Vacances des Monsieur Hulot


Unter den 1001 Filmen, die man gesehen haben sollte, ehe das Leben vorbei ist, befindet sich auch Jacques Tatis „Die Ferien des Monsieur Hulot“, sein erster Langfilm rund um den sympathischen, leicht schusseligen Gentleman. Meine erste Begegnung mit Tati, unter Filmkritikern und -historikern anerkanntermaßen eine Koryphäe seines Fachs, fällt ambivalent aus. Zunächst muss man sich von dem Gedanken verabschieden, einen Film mit einer durchgängigen Handlung zu sehen. Vielmehr ist „Die Ferien des Monsieur Hulot“ eine Aneinanderreihung von kurzen Sketches und visuell komischen Einfällen rund um den besagten Monsieur Hulot (Jacques Tati selbst) und weitere Feriengäste eines französischen Strandhotels. Dabei ist Monsieur Hulot, der im ganzen Film nur ein einziges Wort spricht, nämlich seinen Namen, nicht der Einzige, der für Chaos und Verwirrung sorgt, wenngleich er den Löwenanteil daran trägt. Wenn es um körperlichen Slapstick geht, fällt einem sofort Charlie Chaplin ein, und Jacques Tati bedient sich jedenfalls dieser komödiantischen Tradition. Sein Film könnte genauso gut ein Stummfilm sein und würde dennoch funktionieren. Viel Komik geht von der stoischen Figur des Monsieur Hulot aus, der im Grunde nur friedlich sein Ding machen will, aber aufgrund einer Verkettung unglücklicher Ereignisse ungewollt Chaos stiftet. Die Qualität des Films ist offensichtlich, auch wenn ich die sozialkritische Komponente, für die Tati immer wieder gelobt wird, (noch) nicht erkenne. Problematisch erscheint mir vielmehr die fehlende Struktur des Films, die Verweigerung einer Erzählung, und eben das Gefühl, diese körperliche Komik in früheren Filmen, speziell eben von Chaplin, schon besser gesehen zu haben, auch wenn Tati ein tolles Gespür für Timing hatte. Filmhistorisch ist Tati zweifellos relevant, und viele Szenen in „Die Ferien des Monsieur Hulot“ machen auch heute noch Spaß, aber so ganz ist der Funke nicht übergesprungen. Vielleicht dann beim nächsten Tati.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Flash Gordon (1980)

Regie: Mike Hodges
Original-Titel: Flash Gordon
Erscheinungsjahr: 1980
Genre: Science Fiction, Komödie, Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Flash Gordon


„Flash Gordon“ hat einfach alles! Billige Kostüme, Pappmaché-Kulissen, schreckliche Dialoge, Darsteller:innen, die zwischen Overacting und völliger Überforderung agieren, eine Story, die man in einer Pfeife rauchen kann und knallbunte Farben, wie sie kaum ein LSD-Trip erzeugen kann. Und das ist grandios! Denn „Flash Gordon“, mittlerweile ein absoluter Kultfilm, will gar nicht qualitativ überzeugen oder ein hochwertiger Film sein. „Flash Gordon“ ist ein Trash-Fest, das sich selbst auf die Schaufel nimmt, und zelebriert dies in jeder Szene. Sam J. Jones spielt, oder sagen wir so: verkörpert den Titelhelden, einen Quarterback im American Football, der aufgrund einer Verkettung seltsamer Umstände zusammen mit Zufallsbekanntschaft Dale Arden (Melody Anderson) und dem verrückten Wissenschaftler Dr. Hans Zarkov (Chaim Topol) auf dem Planeten Mongo (ja, genau, Mongo!) landet, um dort dem fiesen Imperator Ming (Max von Sydow) Einhalt zu gebieten. Der will nämlich die Erde zerstören, just for fun natürlich. Daneben gibt es noch die undurchschaubare, sexy Tochter des Imperators, Prinzessin Aura (Ornella Muti in Kostümen, die man sonst nur in Pornos sieht), den rachsüchtigen Waldschrat Prinz Barin (Timothy Dalton) und den fliegenden Berserker Prinz Vultan (Brian Blessed) samt ihrer Anhängerschaft. Macht irgendwas davon Sinn? Nein! Will das auch nur zeitweise ernstzunehmende Unterhaltung sein und keine Kinderei? Nein! Aber genau das macht den Film so großartig. Wenn eine Schlägerei mit den Schergen des Imperator wie ein American Football-Spiel inszeniert wird, ehe der Quarterback vom eigenen Team aus dem Spiel genommen wird, ist klar, in welcher Tonalität es weitergeht. Flash ist Trash, aber vom feinsten! Ihren Job noch am ernstesten genommen haben die Mitglieder der Band Queen, die den (legendären) Soundtrack beisteuert. Apropos Soundtrack: Interessant ist, dass manche Themen aus diesem Film an den von Vangelis komponierten, deutlich düstereren Soundtrack zu Blade Runner, der zwei Jahre später in die Kinos kam, erinnern. Da hat sich wohl wer inspirieren lassen.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1980 Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Die Royal Tenenbaums (2001)

Regie: Wes Anderson
Original-Titel: The Royal Tenenbaums
Erscheinungsjahr: 2001
Genre: Drama, Komödie
IMDB-Link: The Royal Tenenbaums


Mit „Bottle Rocket“ und „Rushmore“ hatte Wes Anderson schon zwei vielbeachtete Langfilme in die Kinos gebracht, doch „The Royal Tenenbaums“ aus 2001 war sein endgültiger Durchbruch, der Andersons ganz eigenen, persönlichen Stil in Hollywood einzementierte. Dabei lässt sich sagen, dass „The Royal Tenenbaums“ viel zugänglicher ist als seine jüngeren Werke, in denen er seine visuelle Vision bis zum Exzess durchspielt. In „The Royal Tenenbaums“ liegt der Fokus noch mehr auf der Geschichte selbst. Und diese verpackt schwerste Melancholie in leichte Töne. Eine dysfunktionale Familie mit drei hochbegabten Kindern: ein angenehmes Finanzgenie, ein Tennis-Ass und eine vielversprechende Dramatikerin. Ein schlitzohriger Lebemann als Vater (Gene Hackman). Eine schmerzhafte Scheidung. Und 22 Jahre später steht plötzlich der lange verschollene Vater wieder vor der Haustüre und begehrt Einlass, da er nur noch sechs Wochen zu leben habe. Was zwischenzeitlich in den 22 Jahren passiert ist: Das ehemalige Finanzgenie (Ben Stiller) hat selbst zwei Söhne und ist nach dem Unfalltod seiner Frau zu einem paranoiden Sicherheitsfanatiker geworden. Der Tennis-Champion (Luke Wilson) hatte bei einem der wichtigsten Matches seiner Karriere einen Zusammenbruch und gondelt seither in der Weltgeschichte umher. Und die Dramatikerin (Gwyneth Paltrow) verbringt ihr Leben in der Badewanne und verbirgt vor ihrem besorgten Ehemann (Bill Murray), dass sie Kettenraucherin ist – und ihm mit dem besten Freund der Familie (Owen Wilson) Hörner aufsetzt. Kurz gesagt: Es ist nicht viel geblieben außer schwere Verwundungen und tiefe Gräben. Die Ankunft des Vaters fördert diese allesamt zu Tage. Und nun kommt der unwahrscheinlich schöne, der so lebensnahe und gelungene Aspekt des Films zum Tragen: Wes Anderson und Owen Wilson, die gemeinsam das oscarnominierte Drehbuch geschrieben haben, negieren diese Wunden nicht und tun nicht so, als ob ein paar schöne, gemeinsame Tage alles verheilen lassen könnten. Aber sie geben dem Zuseher dennoch eine Hoffnung mit: Dass selbst kleine Schritte ein großer Erfolg sein können, dass es mehr darauf ankommt, wie sehr man sich wirklich und aufrichtig bemüht, als auf das Ergebnis dieser Bemühungen selbst. „The Royal Tenenbaums“ ist einer der traurigsten Filme, die ich kenne, und gleichzeitig einer der hoffnungsvollsten. Es sind die leisen Zwischentöne, auf die es ankommt. Ein Film, der die gesamte Aufmerksamkeit beansprucht, diese aber reich entlohnt.


9,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Die Studentenvertretung (2023)

Regie: Michaël Youn
Original-Titel: BDE
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Komödie
IMDB-Link: BDE


Auf Amazon Prime läuft seit einigen Monaten eine sehr außergewöhnliche Neuerscheinung des Jahres 2023, ein ungewöhnlicher Film, wie es ihn kaum ein zweites Mal gibt. Man muss schon beeindruckt sein von Michaël Youns Regiearbeit: In dieser Qualität bringen das nur die Wenigsten zustande. Gebannt sitzt man vor dem Bildschirm und verfolgt eine Katastrophe nach der anderen. Allerdings sind es weniger die Katastrophen, die Bob (ebenfalls Michaël Youn) und seiner Gang ehemaliger Studentenvertreter:innen, die in einem Luxuswinterressort die Sau bzw. den Berliner Löwen rauslassen wollen, widerfahren, sondern die filmischen Katastrophen, die sich nahtlos aneinanderreihen. Es gibt Filme, so selten diese auch sind, bei denen stimmt gar nichts. Nichts. Nada. Niente. Filme, die einfach nur strunzdumm sind, die das auch gar nicht beschönigen wollen, sondern glauben, dass sie mit strunzdumm durchkommen. Hauptsache, ein paar Fäkalwitze irgendwo einbauen und einen langen Dingdong zeigen. Der Rest ist Gekreische, Gefuchtel, Geschreie, und natürlich, Drogen müssen auch mit rein, garniert mit ein bisschen Sexismus und allem, was sonst unter die Gürtellinie geht. „Die Studentenvertretung“ versucht erst gar nicht, eine Geschichte zu erzählen: Hauptsache, möglichst viel Chaos! Die Story kann man daher auf einem winzig gefalteten Origami noch erzählen: Vier prätentiöse Säcke (korrigiere: drei Säcke, eine Säckin) finden trotz viel Kohle und guter Jobs (korrigiere: drei haben viel Kohle und gute Jobs) nichts leiwander, als mit den alten Spezis von der Uni damals ein Wochenende zu verbringen, wozu sie sich banalste Lügen ihren Partner:innen, Angestellten und Mitarbeiter:innen einfallen lassen – als ob es ein Verbrechen wäre, mit Freunden auf Urlaub gehen zu wollen. Die Begegnung mit einer völlig durchgeknallten Studentenclique, die außer Drogen, Ficken und Saufen nichts im Kopf hat, lässt ein an sich entspannt geplantes Wochenende eskalieren. Prinzipiell ließe sich ja nichts gegen ein solches Konzept sagen, wäre es charmant-frech umgesetzt wie beispielsweise Ferris macht blau. Von diesem Meisterwerk juveniler Unterhaltung ist „Die Studentenvertretung“ allerdings so weit entfernt wie Vladimir Putin vom Friedensnobelpreis. Jede Szene macht die Geschichte noch anstrengender, unglaubwürdiger und die Charaktere unsympathischer. Einzig die Schlussszene birgt ein wenig Erlösung für den Zuseher, der diese gleich mit dem frommen Wunsch verbindet, dass Michaël Youn eben diese genauso erlebt, wenn er noch einmal einen solchen Film dreht. Dass nicht einmal Amazon diese Eigenproduktion bewirbt, hat schon einen Grund …


1,0 Kürbis

Bottle Shock (2008)

Regie: Randall Miller
Original-Titel: Bottle Shock
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Komödie, Drama, Biopic
IMDB-Link: Bottle Shock


Für Weinfreaks ist die Weinjury von Paris 1976 so etwas wie die erste Herztransplantation durch Dr. Barnard, die Präsidentschaftswahl von Donald Trump oder der Brexit: Etwas nie für möglich Gehaltenes passiert und stellt die Welt auf den Kopf. Bis zu diesem Zeitpunkt galt die Überlegenheit französischer Weine in der Weinwelt als so fest wie das Amen im Gebet. Der in Paris lebende englische Weinkritiker und Händler Steven Spurrier (Alan Rickman), ebenfalls großer Fan französischer Erzeugnisse, findet aber eine kreative Möglichkeit, seinen schlecht laufenden Shop zu promoten, indem er die „Weinjury von Paris“ einberuft: Die renommiertesten Weinkritiker Frankreichs sollen eine Auswahl hochwertiger französischer Weine blind neben kalifornischen Weinen aus Napa Valley verkosten, darunter den Chardonnay von Chateau Montelena, betrieben durch den ehrgeizigen Quereinsteiger Jim Barrett (Bill Pullman) und dessen Hippie-Sohn Bo (Chris Pine). Die Kalifornier, die zwar mit Herzblut bei der Sache sind, aber auf keine lange Weintradition wie Frankreich verweisen können, sind skeptisch: Will man sie vor der Weltöffentlichkeit vorführen? Dass Spurrier durch und durch Brite ist mit allen dazugehörigen Manierismen und Eigenheiten, macht die interkulturelle Annäherung nicht einfacher. Aber man beschließt, der ganzen Sache eine Chance zu geben. Das Ergebnis wird die Fachwelt in ihren Grundfesten erschüttern. „Bottle Shock“ basiert auf wahren Begebenheiten, sowohl Steven Spurrier als auch die Barretts waren bzw. sind real lebende Persönlichkeiten, und die Weinjury von Paris 1976 gab es in dieser Form ebenfalls – mit weitreichenden Folgen für die Weinwelt. Da ich selbst einen guten Tropfen zu schätzen weiß, waren die Voraussetzungen für eine wohlwollende Bewertung des Films schon mal sehr gut. Dazu der legendäre Alan Rickman, der von mir ebenfalls sehr geschätzte Bill Pullman, ein sympathischer Freddy Rodriguez in der Rolle des Weinbaugehilfen Gustavo und Rachael Taylor als Praktikantin, die alle Blicke auf sich zieht. Alle Zutaten für einen guten Film sind da, aber es ist halt auch wie bei der Weinerzeugung selbst: Wenn man es zu formelhaft angeht, springt der magische Funke halt nicht über und das Erzeugnis ist zwar von sauberer Qualität, aber eben austauschbar und nicht mitreißend. So geht es auch „Bottle Shock“ – unterm Strich ein solider Film, aber zu routiniert inszeniert, um zum Publikum eine echte Bindung aufbauen zu können.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2008 Twentieth Century Fox, Quelle http://www.imdb.com)