Regie: P. J. Hogan
Original-Titel: Muriel’s Wedding
Erscheinungsjahr: 1994
Genre: Komödie, Drama
IMDB-Link: Muriel’s Wedding
„Muriels Hochzeit“ von Paul J. Hogan (nicht zu verwechseln mit seinem Landsmann „Crocodile Dundee“ Paul Hogan), die australische Überraschungstragikomödie aus dem Jahr 1994, ist einfach zu beschreiben: Jede Menge selbstgerechte und selbstsüchtige Arschlöcher tun ihren Mitmenschen kaltblütig Gemeinheiten an, bis die Situation eskaliert. Daran ändern nicht einmal die gut gelaunten ABBA-Songs, die den Soundtrack dominieren. Das Überraschende dabei ist, dass Hauptfigur Muriel zunächst einmal moralisch nicht über ihren Bully-Freundinnen oder dem egozentrischen Vater, ein schmieriger Stadtrat, steht. Sie stiehlt, sie lügt und vor allem: Sie lügt sich selbst etwas vor. Eine Traumhochzeit möchte sie feiern, doch hatte das schüchterne Mauerblümchen bislang noch nicht einmal einen Freund. Aber ein Lügengespinst ist schnell gesponnen, und mit Papas Kröten, die man sich einfach dank Blankoscheck einverleibt, scheint ein Neustart im fernen Sydney zusammen mit der besten Freundin möglich. Und als schließlich per Zeitungsannonce eine Braut für einen südafrikanischen Schwimmstar, der bei den nächsten olympischen Spielen für Australien antreten möchte, gesucht wird, scheint sich der Traum der Hochzeit in Weiß zu erfüllen. Wenn man allerdings hinter die scheinbar leichten, fluffigen Szenen blickt, die stets anzudeuten scheinen: „Lebe deinen Traum!“, dann tun sich die schon besagten Abgründe auf. Der Film macht es seinem Publikum nicht leicht, ihn zu mögen. Und wer eine amüsante Rom-Com erwartet, wird sich gegen Ende im falschen Film wähnen. Diese Ambivalenz muss man anerkennen, genauso wie die schauspielerische Leistung der damals noch blutjungen Toni Colette, eine der begnadetsten ihrer Zunft. Dennoch vermag nicht jede Szene oder jeder Einfall gleichermaßen mitzureißen. Viele Figuren bleiben zu klischeehaft gezeichnet und zeigen wenig bis gar keine Entwicklung. Es scheint manchmal fast, als würde der Film gelegentlich vergessen, dass sie überhaupt da sind. Dennoch ist „Muriels Hochzeit“ auch heute noch als sozialkritische Tragikomödie durchaus sehenswert und Teil der Liste der 1001 Filme, die man gesehen haben muss, ehe das Leben vorbei ist.

6,0 Kürbisse
(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)






