Komödie

The Belgian Wave (2023)

Regie: Jérôme Vandewattyne
Original-Titel: The Belgian Wave
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Komödie, Horror, Roadmovie
IMDB-Link: The Belgian Wave


Meine Damen und Herren, jetzt heißt es aufgepasst! Ich präsentiere die chemische Formel für die stärkste Droge der Welt: H2O. Auf die Frage an Regisseur Jérôme Vandewattyne im Q&A nach Sichtung seiner Science Fiction-Komödie „The Belgian Wave“ nämlich, wie viele Drogen er während der Realisierung dieses irren Trips konsumiert hätte, antwortete dieser mit: „Keine. Nur jede Menge Wasser“. Aber vielleicht finden sich im belgischen Wasser ja bewusstseinserweiterte Substanzen. Denn auf solche irren Bilder muss man erst einmal kommen. Es beginnt mit einem grandiosen Kameradrohnenflug mitten durch einen Rave, und Bilder wie Musik dieser ersten Szene geben schon mal den Ton an für die kommenden 1,5 Stunden. Die Journalistin Karen und der Künstler Elzo, der sich gerne mal LSD-„Microshots“ fit hält, gehen gemeinsam auf einen abgefahrenen Roadtrip, um nach dem Anfang der 90er Jahre verschwundenen Reporter Marc Vaerenbergh zu suchen. Dieser forschte einer Reiher unerklärlicher UFO-Sichtungen über Belgien nach, die als „Belgian Wave“ in die Geschichtsbücher eingehen sollten. Karen und Elzo interviewen zunächst Weggefährten des verschwundenen Reporters, zu dem sie beiden einen sehr persönlichen Bezug haben, doch je tiefer sie in die Geschichte eintauchen, desto abstruser wird diese – bis sie schließlich im ecuadorianischen Dschungel landen und dort lustige Substanzen einwerfen. Alles an „The Belgian Wave“ ist laut und schrill. Zugegeben, ich tat mir schwer, einen Zugang zu dem Film zu finden, der in allen Belangen einfach over the top zu sein scheint, in den psychedelischen Bildern, in der mit wenigen Ausnahmen permanent pulsierenden Musik, in der komplett von der Realität losgelösten schauspielerischen Leistung, doch erkenne ich an, dass das alles handwerklich ausgezeichnet und mit viel Liebe gemacht ist. Allein schon die Tatsache, das alles in 21 Tagen abgefilmt zu haben, nötigt höchsten Respekt ab, aber aus diesem minimalen Zeit- und Geldbudget dann auch noch einen solchen stilistisch eigenen und abenteuerlich geschnittenen Film herauszuholen, ist aller Ehren wert. Wie gesagt, findet man Zugang zu diesem schrillen Trip in Neonfarben, hat man großen Spaß daran. Für alle, die es etwas ruhiger bevorzugen, wird das Erlebnis aber auch schnell mal anstrengend.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Einstein-Rosen (2016)

Regie: Olga Osorio
Original-Titel: Einstein-Rosen
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Kurzfilm, Science Fiction, Komödie
IMDB-Link: Einstein-Rosen


Die Einstein-Rosen-Brücke ist fester Bestandteil der Popkultur, handelt es sich doch dabei um ein Wurmloch, das, so die Science Fiction, Reisen durch Raum und Zeit ermöglichen soll. Wer ein anständiges Raumschiff durch die Galaxis lenken möchte, muss mindestens einmal in seinem Leben durch ein Wurmloch geflogen sein – frag nach bei Captain Kirk & Co. Die spanische Filmemacherin Olga Osorio findet jedoch einen anderen, ganz eigenen und äußerst charmanten Zugang zu diesem Thema. Sie braucht keine Raumschiffe, sondern nur zwei neugierige und wissbegierige Jungs, die sich altklug über Wurmlöcher und ihre Funktion unterhalten. Und es braucht einen Fußball, und fertig ist ein warmherziger und saukomischer Kurzfilm über eben diese Krümmung der Raumzeit. Klar, die Geschichte trägt nicht weiter als die neun Minuten, die der Film dauert. Man wird sich nicht ewig daran erinnern. Und doch machen diese neun Minuten Spaß. Mit einfachen Mitteln gelingt Osorio große Unterhaltung – der Applaus im Kinosaal war nachvollziehbar und verdient. Wer sich davon überzeugen möchte, muss einfach nur auf den Youtube-Link unten klicken.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

River (2023)

Regie: Junta Yamaguchi
Original-Titel: River
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Komödie
IMDB-Link: River


Was ein kreativer Kopf wie Junta Yamaguchi anfangen kann, hat er bereits in Beyond the Infinite Two Minutes bewiesen, eine schräge Zeitschleifengeschichte voll absurder Komik. Nun kommt mit „River“ sein neuestes Werk – und es handelt sich um eine schräge Zeitschleifengeschichte voll absurder Komik. Doch keine Sorge, ein Déjà-vu haben nur die wunderbar verschrobenen Charaktere der Geschichte, nicht aber die Zuseher. Denn auch wenn Yamaguchi sein Personal wieder durch unendliche zwei Minuten schickt, hat er in „River“ einen anderen Fokus als bei seinem Erstling. Während in „Beyond the Infinite Two Minutes“ die Geschichte mit jeder Zeitschleife schräger wird und die Ebenen genial miteinander verbunden werden, nimmt sich Yamaguchi in „River“ nun die … äh … Zeit, um seine Figuren zu entwickeln. Und er tut das mit viel Liebe und Zuneigung. Schauplatz ist ein friedlicher Gastbetrieb in einem verschlafenen Dorf. Alles geht seinen gewohnten Gang, man kümmert sich um die Gäste, die in separaten Räumen essen, ein heißes Bad nehmen oder arbeiten, es riecht nach Schnee. Kellnerin Mikoto geht mal kurz an die frische Luft, um am Fluss, der durch das Dorf fließt, ein wenig zu meditieren, dann geht sie wieder hinein zu ihren Kolleginnen und Kollegen, räumt Geschirr ab … und findet sich wieder beim Meditieren am Fluss. Doch nicht nur ihr geht es so – auch alle weiteren Kolleg:innen und Gäste scheinen plötzlich in einer Zeitschleife gefangen. Was nicht sonderlich spannend klingt, entfaltet sich aber rasch dank Yamaguchis energiegeladener Regie als Meisterstück der komödiantischen Unterhaltung. Vielleicht erreicht „River“ nicht ganz die Finesse des Erstlingswerks, doch ist man näher an den Figuren dran und entwickelt mit der Zeit eine große Sympathie für sie und ihre Sisyphos-Arbeit. Und so vergeht die Zeit, als würde sie nur zwei Minuten dauern.


7,5 Kürbisse

(Foto: /slash Filmfestival Presse, (c) Busch Media)

Good Boy (2022)

Regie: Viljar Bøe
Original-Titel: Good Boy
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Thriller, Horror, Komödie
IMDB-Link: Good Boy


Er, Christian, ist gutaussehend, charmant, reich und hat Manieren. Sie, Sigrid, ist aufgeweckt, ein wenig verpeilt, herzlich, und bereit, sich in Christian, ihr Tinder-Date, zu verlieben. Wäre da nicht eine kleine Komplikation, nämlich Christians Haustier. Christian tut sich recht schwer, die Rasse seines Hundes Frank zu bestimmen, steckt da doch ein Mensch im Hundekostüm drinnen. Doch Liebe überwindet alle Hürden, und wer ist Sigrid schon, sich über die Fetische anderer Leute zu mokieren? „Good Boy“ von Viljar Bøe ist ein schwarzhumoriger, hundsgemeiner Film – eine groteske Lovestory wie auch ein abgründiger Thriller gleichermaßen. Solche originellen Absurditäten findet man eben beim Slash Filmfestival in Wien, das Perlen des Genrekinos zwischen Horror, Fantasy und Science Fiction zeigt. Das Slash Festival geht dorthin, wo einem das Lachen im Hals steckenbleibt, wenn sich Falltüren öffnen, wo man sie nicht erwartet hat. Dass dieses wunderbare kleine Festival von sehr entspannten Leuten organisiert und ebenso entspanntem Publikum besucht wird, ist noch mal ein Grund mehr, sich den einen oder anderen Film des Festivals zu gönnen. Aber zurück zu „Good Boy“, meinem Auftakt zu insgesamt fünf Filmen, die ich im Rahmen des Slash Festivals sehen möchte. Hätte Viljar Bøe ein stimmigeres Ende für seinen kleinen, fiesen Film gefunden, das nicht komplett im Chaos von Logiklöchern (in diesem Fall: völlig irrationalem Verhalten der Figuren) versinkt, so hätte das ein Überraschungs-Hit des Jahres für mich werden können, so unterhaltsam, wie der Film in seiner ersten Stunde exekutiert ist. Doch am Ende geht Bøe den einfachen Weg, den man von einem schwarzhumorigen Horrorthriller mit Figuren, die im Anblick der Gefahr sämtliche graue Zellen abschalten, eben erwartet. Und das ist dann angesichts der großartigen ersten Stunde schon ein wenig schade.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © Saban Films, Quelle http://www.imdb.com)

They Cloned Tyrone (2023)

Regie: Juel Taylor
Original-Titel: They Cloned Tyrone
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Komödie, Science Fiction
IMDB-Link: They Cloned Tyrone


Stilistisch an Blaxploitation-Filme der 70er-Jahre angelehnt schickt Regisseur Juel Taylor in „They Cloned Tyrone“ John Boyega als Drogendealer, Jamie Foxx als Zuhälter und Teyonah Parris als Prostituierte durch eine aberwitzige Story. Fontaine (Boyega) hat nämlich eine Nahtoderfahrung der anderen Art. Von einem konkurrierenden Gangmitglied bekommt er sechs Kugeln in die Brust, nur um am nächsten Morgen wieder putzmunter in seinem Bett aufzuwachen. Was zunächst nach Und täglich grüßt das Murmeltier klingt, entwickelt sich rasch in eine andere Richtung, denn Slick Charles (Foxx) und Yo-Yo (Parris) können eindeutig bestätigen, dass Fontaine am Vorabend das Zeitliche gesegnet hat. Was ist hier also los? Schon bald ist das zusammengewürfelte Trio Infernale einer absurden Verschwörungstheorie auf der Spur und hat mächtige Feinde am Hals, die sich von einer großen Klappe nicht einschüchtern lassen. „They Cloned Tyrone“ hat also eine spannende Prämisse am Puls der Zeit, sprießen doch Verschwörungstheorien in den letzten Jahren wie Pilze im Regen, doch gelingt es Juel Taylor nicht, die Geschichte auch spannend zu inszenieren. Zu beiläufig entfaltet sich der Plot, als wäre Taylor mehr daran interessiert gewesen, seinem gut aufgelegten Cast möglichst viele Dialogzeilen zuzuschanzen. Der Film hat seine Momente, und die Story selbst ist hintersinnig böse, doch hat man das Gefühl, als wäre der Stoff in anderen Händen, vielleicht Spike Lees, besser aufgehoben gewesen, um seine volle Schärfe zu entfalten.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Parrish Lewis/Netflix © 2023. – © 2023 Netflix, Inc., Quelle http://www.imdb.com)

Big (1988)

Regie: Penny Marshall
Original-Titel: Big
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Komödie, Fantasy
IMDB-Link: Big


Karrieregeile Nymphomanin vögelt 13-jährigen, der seine eigene Entführung vorgetäuscht und sich durch Betrug ein zweifelhaftes Einkommen erwirtschaftet hat. Zugegeben, „Big“ hat seine problematischen Seiten. Und doch gibt es kaum jemanden, der mit Penny Marshalls Fantasykomödie mit Tom Hanks und Elizabeth Perkins in den Hauptrollen aufgewachsen ist und der Erwähnung des Films keine leuchtenden Augen bekommt. Nie wurde die Zuschreibung „das Kind im Manne“ charmanter und humorvoller umgesetzt als mit diesem Film. Josh, noch 12 Jahre alt, wünscht sich nichts sehnsüchtiger, als endlich groß zu sein. Ein dubioser Spielautomat auf einem Jahrmarkt erfüllt ihm diesen Wunsch, und so schlägt sich das Kind fortan im Körper von Tom Hanks durch das Leben. Nach anfänglichen Schwierigkeiten beginnt Josh, bei einer Firma, die Spielzeug vertreibt, zu arbeiten – passender kann ein erster Job gar nicht sein. Dort behauptet er sich mit seinem eigenen, kindlichen Charme und viel Spieltrieb in der Welt der Erwachsenen, sodass sogar die attraktive Kollegin Susan auf ihn aufmerksam wird. Die größte Stärke von „Big“ ist seine kindliche Unschuld, die Tom Hanks, damals am Anfang seiner Weltkarriere, so gut transportiert, dass er dafür sogar seinen ersten von bislang vier Golden Globes nach Hause nehmen durfte. Selbst die bereits angesprochene romantische Beziehung wird von Naivität auf beiden Seiten getragen, was der an und für sich kritisch zu betrachtenden Storyline einiges an Schärfe nimmt. Dadurch wird diese zum Quell für einige sehr komische Szenen. Und dann wäre da noch die berühmte Piano-Szene. Will man erforschen, warum „Big“ so erfolgreich wurde und auch heute noch seine Fans hat, kommt man um diese nicht herum. Denn diese Szene, als der kindliche Josh beim Streifzug durch den Spielzeugladen auf ein Bodenklavier stößt und zusammen mit dem väterlichen CEO der Spielzeugfirma (Robert Loggia) ein vergnügliches Duett anstößt, ist sinnbildlich für den Spaß, für die Freude am Spieltrieb und am Jung-und-Ausgelassen-Sein, den der Film verkörpert und mit jeder Szene lebt.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Meine Stunden mit Leo (2022)

Regie: Sophie Hyde
Original-Titel: Good Luck to You, Leo Grande
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Komödie, Drama
IMDB-Link: Good Luck to You, Leo Grande


Eine ältere Frau. Ein junger, knackiger Mann. Ein Hotelzimmer. Wenn das nicht „Porno!“ schreit? Aber keine Sorge, unter der Regie von Sophie Hyde entfaltet sich in „Meine Stunden mit Leo“ ein herzliches, emotional intelligentes Kammerstück über die Liebe, Begehren und vor allem Akzeptanz. Denn die pensionierte Religionslehrerin Nancy ist nur vordergründig an Sex interessiert. Sie hatte in ihrem Leben, das sie ausschließlich mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann geteilt hat, noch nie einen Orgasmus, und sie ist fest entschlossen, diesen „Makel“ zu beheben. Der attraktive Callboy Leo soll ihr dabei helfen. Doch Leo durchschaut schon sehr bald, dass sich hinter dieser offensichtlichen Begierde etwas anderes, Tieferes verbirgt: Nancy kennt sich selbst nicht, fühlt sich verloren zwischen den Rollen, die sie ihr ganzes Leben über gespielt hat. Kann ihr der charmante, aber gleichzeitig unverbindliche und als Person kaum zu fassende Leo dabei helfen, sich selbst kennenzulernen? Es braucht schon eine Meisterin des Fachs wie Emma Thompson, um eine solch komplexe und gleichzeitig verletzliche Figur glaubhaft spielen zu können. Und zusätzlich braucht es jede Menge Mut, um sich körperlich wie seelisch dermaßen zu entblößen wie Thompson in diesem Film. Doch selbst das reicht noch nicht aus, um aus der schwierigen Prämisse und dem starren Rahmen (die Handlung spielt sich fast ausschließlich innerhalb der vier Wände des Hotelzimmers ab) einen gelungenen Film zu machen. Es braucht auch noch einen ebenbürtigen Gegenpart zu Nancy. Daryl McCormack als Leo meistert diese große Hürde mit Bravour. Das gelungene Zusammenspiel von Thompson und McCormack schafft erst den Raum für die Geschichte und die Verbundenheit der Zuseher mit den Figuren. Was ein schwieriger, weil schlüpfriger Sexfilm hätte werden können, wird so zu einem Striptease der anderen Art: Nämlich jenem der Seelen. Und das finde ich deutlich aufregender und interessanter als jegliche Fleischbeschau.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Mein fabelhaftes Verbrechen (2023)

Regie: François Ozon
Original-Titel: Mon Crime
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Krimi, Satire, Komödie
IMDB-Link: Mon Crime


Es heißt immer: „Verbrechen lohnt sich nicht!“ Nun, das können die beiden mittellosen Freundinnen Madeleine (Nadia Tereszkiewicz) und Pauline (Rebecca Marder) so erst einmal nicht bestätigen. Madeleine ist eine angehende Anwältin, Pauline eine angehende Schauspielerin, doch Aufträge haben die beiden nicht wirklich, und so kuschelt man sich in einer kleinen Mietwohnung zusammen und schuldet dem Vermieter nicht weniger als fünf Monatsmieten. Was die prekäre Lage zunächst erschwert: Nach einem schiefgelaufenen Vorsprechen für eine Theaterrolle, das Pauline emotional aufgewühlt verlässt, findet sich wird schon bald jener Theaterproduzent tot aufgegriffen. Für die unfähigen Herren von Polizei und Staatsanwaltschaft steht sofort fest: Die junge Schauspielerin hat den Produzenten auf dem Gewissen, und Madeleine hat plötzlich eine unerwartete Klientin. Doch, wenn es nun kein kaltblütiger Mord, sondern Notwehr gewesen wäre? Pauline und Madeleine entwickeln rasch eine Verteidigungsstrategie: Mit großen, runden Augen gesteht Pauline vor der Jury die Tötung, doch hätte sie lediglich ihre Unschuld gegen den angreifenden Wüstling verteidigen wollen. Und plötzlich erhält die Jungdarstellerin einen ungeahnten Popularitätsschub, ihr Fall spaltet die Nation und sie wird zur Fahnenträgerin unterdrückter und ausgebeuteter Frauen. Das Leben von Pauline und Madeleine scheint eine unverhoffte Wendung zu nehmen, wäre da nicht der alternde Schauspielstar aus Stummfilmzeiten Odette Chaumette (eine fast unkenntlich aufgebrezelten Isabelle Huppert, die sämtliche Manierismen ihrer 50 Jahre währenden Schauspielkarriere in diese eine Rolle legt). Und alles verkompliziert sich wieder enorm. Lohnt sich also das Verbrechen am Ende dann doch nicht? François Ozon, ein stilistischer Pendler zwischen Extremen, scheint im Vorfeld zu „Mein fabelhaftes Verbrechen“ jede Menge Woody Allen-Filme gesehen und sich gedacht zu haben: Das kann ich auch! Die mit Tempo vorgetragenen Dialoge, das bürgerlich-intellektuelle Setting, selbst die Ausstattung erinnern auch an Woody Allen, doch fehlt „Mein fabelhaftes Verbrechen“, wenn man es harsch formulieren möchte, ein wenig die geistige Flughöhe für eine knackige Satire. Die Dialoge werden zwar mit Verve vorgetragen, doch ohne bemerkenswerten Sprachwitz, ja, an manchen Stellen wirken sie sogar sehr platt und lächerlich. Als hätte Ozon in diesen Momenten eigentlich eine Parodie auf Seifenopern drehen wollen. Es ist gut möglich, dass ich den Film falsch verstehe und genau das eigentlich seine Intention war, doch werde ich mit dieser lauwarmen Ausführung nicht warm. Es gibt einiges, was man positiv hervorheben kann bei diesem Film: Die Ausstattung, die Kostüme, das hohe Erzähltempo (auch wenn dieses nicht komplett durchgehalten wird), und vor allem Nadia Tereszkiewicz macht ihre Sache gut. So ist „Mein fabelhaftes Verbrechen“ durchaus unterhaltsam und einen Blick wert, doch weckt er in mir die Lust, ihn noch einmal sehen zu wollen? Leider nein.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Ghostbusters: Legacy (2021)

Regie: Jason Reitman
Original-Titel: Ghostbusters: Afterlife
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Fantasy, Komödie, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Ghostbusters: Afterlife


Viel kultiger als das Geisterjägerabenteuer Ghostbusters kann es nicht werden – wobei ich diesen Satz fast schon wieder revidieren muss beim Blick auf die lange Liste der Kultfilme der 80er-Jahre. Aber „Ghostbusters“ hat jedenfalls einen Platz im Herzen eines jeden Filmfans, und ich möchte konstatieren: Die Unterhaltungsindustrie Hollywoods befand sich damals auf einem absoluten Höhepunkt. Kein Wunder, dass nun in Zeiten von Remakes, Prequels, Sequels und Hommagen auch die Geisterjäger wieder ausgegraben werden – und das im Fall von Harold Ramis fast wortwörtlich, nachdem der 2014 viel zu früh von uns gegangen ist. Doch der Fokus von Jason Reitmans Film liegt ohnehin auf einer neuen Generation, verkörpert von Finn Wolfhard, der einfach da weitermacht, wo er in „Stranger Things“ aufgehört hat, Mckenna Grace, Celeste O’Connor und Logan Kim. Diese vier Jugendlichen treffen in einer entlegenen Kleinstadt mitten im Nirgendwo aufeinander. Trevor und Phoebe sind nach einer unerfreulichen Delogierung mit ihrer Mutter Callie (Carrie Coon) dort aufgeschlagen und haben die halbverfallene Farm ihres verstorbenen Großvaters als temporäre Unterkunft auserkoren, Lucky und „Podcast“ sind Locals, die sich schon bald mit den Neuankömmlingen anfreunden. Doch statt einer Coming of Age-Geschichte sind die vier Teenager schon bald in eine waschechte Geistergeschichte verwickelt, da die alte Farm so ihre Geheimnisse birgt. Gut, dass mit dem Geologen und Aushilfslehrer Gary Grooberson (Paul Rudd) ein Erwachsener mit von der Partie ist, der zumindest alt genug ist, um sich an die Geisterjagden in den 80er-Jahren in New York zu erinnern. Denn wie so oft: Geschichte neigt dazu, sich zu wiederholen. Bei aller Frische, die der Sohn von Ivan Reitman, Regisseur des kultigen Originalfilms, in die Neuauflage einbringt, das Thema der Wiederholung ist es, was letztlich eine eigentlich verdiente höhere Bewertung verhindert. Man kann im Grunde wirklich nicht groß meckern: Die Besetzung ist sympathisch, das Tempo so hoch wie der Unterhaltungswert, da wird vieles richtig gemacht, aber am Ende ist es dann doch zu viel, weil zu viel offensichtliches Fan-Pleasing. Manchmal ist weniger mehr. Rein für sich gesehen ist „Ghostbusters: Legacy“ ein sehr unterhaltsamer, gelungener Film, bei dem man in Kenntnis des Originalfilms jedoch immer wieder rausgeworfen wird durch den Gedanken: „Ah, das habe ich ja schon im ersten Ghostbusters-Film gesehen!“ So bietet „Ghostbusters: Legacy“ wohl sogar mehr Vergnügen, wenn man das Original noch nie gesehen hat, doch auf wie wenige trifft das wohl zu?


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Du bist sowas von nicht zu meiner Bat-Mizwa eingeladen (2023)

Regie: Sammi Cohen
Original-Titel: You Are So Not Invited to My Bat Mitzvah
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Komödie
IMDB-Link: You Are So Not Invited to My Bat Mitzvah


Man kennt in Hollywood den Coppola-Clan. Man kennt die Skarsgaard-Schauspielfamilie. Und man kennt nun auch dank Netflix die Sandlers. Denn Adam Sandler, eines der Aushängeschilde des Streaming-Riesen, hat für seinen neuesten Film gleich seine ganze Familie untergebracht. Seine Tochter Sunny spielt die Hauptrolle, deren Schwester Sadie darf auch im Film gleich die Rolle der Schwester übernehmen, seine Frau Jackie ist immerhin in einer kleineren Nebenrolle zu sehen – da bleibt kaum noch Screentime für den eigentlichen Star, der sich in der Rolle des Vaters der beiden Mädchen wohltuend zurücknimmt. Und so ist „Du bist sowas von nicht zu meiner Bat-Mizwa eingeladen“ ein Adam Sandler-Film, der im Grunde ohne Adam Sandler auskommt. Denn im Mittelpunkt steht die zwölfjährige Stacy Friedman, die von einer epischen Bat-Mizwa, die große jüdische Feier der Mündigkeit, träumt. Da darf dann gerne mal Popstar Oliva Rodrigo auf einem Jet-Ski an der eigens für das Fest angeheuerten Yacht vorbeisausen, so jedenfalls die Vorstellung des Teenies. Doch erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt. Denn auch wenn alle Teenies der jüdischen Schule in protzigen Villen wohnen, aber das übersteigt dann doch ein wenig die Kapazitäten der Familie Friedman. Schwerwiegender ist jedoch, dass sich Stacy kurz vor dem für sie wichtigsten Fest ihres Lebens mit ihrer besten Freundin Lydia (Samantha Lorraine) verkracht. Schuld ist, natürlich, der fesche Fußballer der Schule, der zwar die Aufmerksamkeitsspanne einer Stubenfliege hat, aber auch einen gekonnt eingesetzten Schlafzimmerblick und sympathische Wuschellocken. Also Drama, Drama, Drama. Die Regisseurin Sammi Cohen inszeniert dieses nach Vorlage des gleichnamigen Jugendromans routiniert und mit Verve, hat aber dennoch mit einem fundamentalen Problem zu kämpfen: Die Geschichte rund um die Teenager-Freundschaft mit ihren Auf und Abs ist zwar recht nett erzählt, bietet aber wenig Substanz und schon gar nichts Neues. Immerhin machen die jungen Darstellerinnen ihre Sache gut, wobei erfreulicherweise vor allem Sunny Sandler positiv hervorsticht und zeigt, dass sich Nepotismus und Qualität nicht immer zwangsläufig ausschließen müssen.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Netflix – © 2023 Netflix, Inc., Quelle http://www.imdb.com)