Regie: Julien Hervé
Original-Titel: Cocorico
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Komödie
IMDB-Link: Cocorico
Wer hier regelmäßig mitliest, kennt vielleicht schon meine Meinung zu französischen Komödien, die nicht unbedingt zu Gunsten dieses Filmgenres ausfällt. (Ausnahmen wie Liebesbriefe aus Nizza oder Ziemlich beste Freunde bestätigen die Regel.) Um es diplomatisch auszudrücken: Sie sprechen nur in den seltensten Fällen meinen Sinn für Humor an. Und doch gibt es viele da draußen, die diese Filme lieben – und das sei ihnen auch unbenommen. Dennoch kann ich nicht umhin, eine allgemeine Warnung vor dem Film „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ von Julien Hervé auszusprechen, ganz unabhängig davon, ob man für den Humor in französischen Komödien empfänglich ist oder nicht. Denn dieser Film ist – wirklich, ganz ehrlich, ohne Übertreibung, mit vollem Bedacht der gewählten Worte – eine lahme Ente. Das junge Paar Alice und Francois schenkt seinen Eltern beim ersten Aufeinandertreffen das Ergebnis eines Gen-Tests, der die genetische Herkunft bestimmt (einer dieser Heritage-DNA-Tests, die gerade so in Mode sind.) Das Ergebnis passt selbstverständlich niemandem, und die Spannungen, die sich vor allem zwischen den beiden Vätern Gérard (Didier Bourdon), einem aufrechten französischen Autohändler, und Frédéric (Christian Clavier), einem versnobten Weingutsbesitzer mit Adelsstamm, von Beginn an ergeben, werden dadurch auf die Spitze getrieben. Fast kammerspielartig (der Großteil des Films spielt im Salon des fürstlichen Chateaus von Alices Eltern) prallen unterschiedliche Herkünfte, Lebenseinstellungen und Vorurteile aufeinander. Eine Situation wie in Roman Polanskis Der Gott des Gemetzels, nur leider ohne Kraft, ohne Witz und ohne demaskierender Bösartigkeit. Vielmehr suhlt sich der Film in Ressentiments und rassistischen Entgleisungen. Und zeigt gleichzeitig eine der größten Sünden französischer Komödien auf, die diese für mich zum Teil eben so schwer verdaulich zu machen: Man will augenzwinkernd politisch inkorrekt sein, tut dies aber in einer verstörend verharmlosenden Weise, die eben jene politische Inkorrektheit de facto festzementiert. Unter progressivem Gehabe liegt eine tief verwurzelte konservativ-bürgerliche Einstellung, die an einer ehrlichen Debatte nicht interessiert ist, sondern das Progressive lieber für einen billigen (und oft nicht funktionierenden) Witz nutzt. Um es mit einem direkten Filmzitat zu sagen: „Fuck you very much.“ Es ist zu befürchten, dass es eine Fortsetzung geben wird.

2,0 Kürbisse
(Bildzitat: © Weltkino, Quelle: http://www.imdb.com)







