2004

30 über Nacht (2004)

Regie: Gary Winick
Original-Titel: 13 Going on 30
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Komödie, Fantasy, Rom-Com
IMDB-Link: 13 Going on 30


Wohl so ziemlich jeder von uns hatte wohl als Kind oder Teenager mal den Wunsch, älter zu sein, endlich erwachsen, endlich das tun zu können, was man möchte ohne elterliche Einschränkungen, oder auch einfach, um aus Situationen rauszukommen, denen man sich nicht gewachsen fühlte. Im Fall der 13jährigen Jenna reicht eine misslungene Party und eine Überreaktion ihrerseits, um sich im Kleiderschrank sitzend zu wünschen, endlich schon 30 Jahre alt zu sein. Feenstaub macht es möglich, und schon erwacht Jenna 17 Jahre später in ihrem nun erwachsenen Körper. Diese erste Erkenntnis und zunehmende Panik erinnert stark an den wohl größten Klassiker dieses Genres, Big. Der Unterschied in der Situation von Josh und Jenna besteht darin, dass sich Tom Hanks in seiner eigenen Zeit wiederfand, aber eben in einem plötzlich erwachsenen Körper, während Jennifer Garner als Jenna einfach die Zeitspanne bis zu ihren 30jährigen Ich überspringt und sich nun in einem komplett neuen Leben, nämlich ihrem Leben als Erwachsene, zurechtfinden muss. Das birgt allerlei Situationskomik, aber auch, wenn man genauer darüber nachdenkt, sehr viel Tragik. Denn wer wird schon gern 17 Jahre seines Lebens beraubt? Aber vielleicht kann der alte Jugendfreund Matt (Mark Ruffalo) helfen? Doch der ist zunächst hochgradig irritiert, als Jenna an seiner Türschwelle auftaucht, ist die Freundschaft damals doch zu Bruch gegangen. Hoppla! Doch keine Sorge, wir befinden uns im Genre der Rom-Com, und da ist der Film erst zu Ende, wenn alles gut ist. Immerhin ist der Weg dahin dank einer gut aufgelegten Jennifer Garner recht unterhaltsam anzusehen. Es gibt sie natürlich, die Fremdschäm-Momente, doch die werden behutsam in die Geschichte eingebettet und tragen tatsächlich zur Komik bei statt zu nerven. Regisseur Gary Winick macht hier einen ordentlichen Job. Dennoch sollte bzw. darf man sich keine Wunderdinge von diesem Film erwarten, der das Genre nicht neu erfindet, sondern nur routiniert bespielt. Für einen kurzweiligen Filmabend reicht das aber jedenfalls aus.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2004 Shutterstock, Quelle http://www.imdb.com)

Alamo – Der Traum, das Schicksal, die Legende (2004)

Regie: John Lee Hancock
Original-Titel: The Alamo
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Western, Kriegsfilm, Drama
IMDB-Link: The Alamo


The Alamo – Der Traum, das Schicksal, die Legende. Und natürlich: Der Offizier, der Westernheld, die Kanone, die Mexikaner, das Messer, die Geige, die Befestigung, die Belagerung, der Ansturm, das Gefecht, der Tod und die Schlacht danach. Habe ich irgendwas vergessen an Substantiven, die unbedingt noch in den deutschen Titelzusatz eingebaut werden müssten? Ich glaube nicht. „The Alamo“, wie der Film im Original schlicht heißt, ist jedenfalls ein hierzulande eher unbekanntes Remake eines John Wayne-Westernklassikers. Schändlicherweise kenne ich das Original nicht, und so war John Lee Hancocks Neuverfilmung mein erster Zugang zu dem historischen Stoff. Die Story spielt zu Zeiten des texanischen Unabhängigkeitskrieges zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Befestigung The Alamo in der Nähe von San Antonio genießt besondere strategische Bedeutung sowohl für die Mexikaner als auch die Texaner, die auf diesem Boden ihren eigenen Staat nach Manier der damaligen Zeit gründen möchten: Wir kommen einfach in ein besiedeltes Land und sagen nun, dass das ab sofort uns gehört. Man kann schon verstehen, dass die Mexikaner das nicht so leiwand finden, auch wenn sie streng genommen auch wieder nicht die ersten waren, die einen Fuß auf dieses Land gesetzt haben. Aber die indigene Bevölkerung kommt in diesem Konflikt nicht vor – die haben sich wohl schon aus dem Staub gemacht und lassen Mexikaner und Texaner sich vernünftigerweise einfach gegenseitig die Köpfe einschlagen. Der junge, unerfahrene Offizier William Travis (Patrick Wilson) hat jedenfalls die undankbare Aufgabe, mit etwa zweihundert Mann The Alamo gegen heranstürmende Mexikaner, mehr als Tausend an der Zahl, zu verteidigen. Diese werden von Santa Anna (Emilio Echevarría) angeführt, der sichtlich nicht alle Murmeln beisammen hat. Und das dürfte historisch sogar korrekt sein. Das Kommando der belagerten Texaner teilt sich Travis mit James Bowie (Jason Patric), dem Anführer der Miliz, und auch Western- und Volksheld Davy Crockett (Billy Bob Thornton) hat sich zur Verteidigung der Festung eingefunden. Doch eines ist klar: Wenn der texanische Präsidentschaftsaspirant Sam Houston (Dennis Quaid) nicht bald ordentliche Verstärkung schickt, kommt keiner lebend aus dem Fort. Doch der sitzt lieber untätig herum und faselt was von offizieller Anerkennung des Staates Texas, bevor er den Arsch hochbekommt. Die Geschichte nimmt also ihren erwartbaren Lauf. „The Alamo“ ist ein historisch durchaus akkurates Stück Kino, mehr Kriegsfilm als Western, mehr Verzweiflung als Pathos. Was ich an dem Film durchaus schätze, ist, dass er sich um leise Töne bemüht und auch das Kampfgeschehen nicht in einer Gewaltorgie verheizt, sondern lieber punktuell die Tragik zeigt, wenn Männer, die eigentlich allesamt lieber woanders sein wollen, mit Gewehren und Bajonetten aufeinander losgehen. Die wohl schönste Szene des ganzen Films und damit auch ein inhärentes Statement ist, als die Mexikaner wie vor jedem Beschuss des Forts einen Kriegsmarsch spielen, um den belagerten Texanern Angst einzujagen, und Davy Crockett schließlich zu seiner Geige greift, um den Marsch zu begleiten. Für einen kurzen Moment sind Belagerer und Belagerte in Harmonie vereint, und ausnahmsweise verzichten die Mexikaner anschließend auf den obligatorischen Kanonendonner. Allerdings sind gelungene Momente wie diese etwas zu selten, und viele Szenen zu träge inszeniert, um echte Spannung aufkommen zu lassen. Auch die meisten Charaktere bleiben seltsam blass trotz schauspielerischer Grandezza, die diese ausfüllen. Historische Genauigkeit stand hierbei über allem anderen und führte in der Umsetzung zu einem zwiegespaltenen Ergebnis.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2003 Buena Vista Pictures Distribution. All Rights Reserved., Quelle http://www.imdb.com)

The Day After Tomorrow (2004)

Regie: Roland Emmerich
Original-Titel: The Day After Tomorrow
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction
IMDB-Link: The Day After Tomorrow


Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der größte Hurra-Patriot Hollywoods ausgerechnet ein Deutscher ist. Die Formel für Filmstudios ist einfach: Willst du pathetische Reden mit wehenden amerikanischen Flaggen vor dem Hintergrund einer totalen Apokalypse (die aber natürlich nur für die USA von Bedeutung ist, der Rest der Welt wird einfach mal nebenher in Schutt und Asche gelegt, weil’s eh wurscht ist), dann heuere Roland Emmerich an. In Independence Day, eigentlich, wenn man’s genau betrachtet, ein saudämlicher Film, funktioniert dieser Hurra-Patriotismus mit Fokus auf die Militärpotenz der US und A, ausnehmend gut, da sich ein sympathischer Cast durch die vertrottelte Prämisse arbeitet und der Film spannend inszeniert ist. Doch genau diese beiden Elemente, nämlich der sympathische Cast und die spannende Inszenierung, fehlen „The Day After Tomorrow“ leider gänzlich – und das trotz großartiger Darsteller wie Dennis Quaid oder Jake Gyllenhaal. Nur gehen einem die Figuren spätestens fünf Minuten, nachdem sie zum ersten Mal eine Dialogzeile aufsagen dürfen, ziemlich auf den Keks. Und wenn eine Gruppe von Leuten vor sich blitzartig bildendem Eis (!) davonläuft, ist das nicht spannend, sondern lächerlich. Ich meine, einmal gelesen oder gehört zu haben, dass „The Day After Tomorrow“ zum unwissenschaftlichsten Film aller Zeiten gekürt wurde. Und das eigentlich Traurige an der ganzen Sache ist, dass das Thema eigentlich ein enorm brisantes und heutzutage noch aktuelleres als damals ist: Der Feind ist hier nämlich der von Menschen beeinflusste Klimawandel. Doch genau das Bemühen Emmerichs, die dramatischen Auswirkungen desselben sichtbar zu machen, ziehen diese aufgrund völlig unpassender Mittel, die die Dramatik überhöhen sollen, ins Lächerliche. Und das ist ärgerlich. Auch wenn die Action sauber inszeniert ist und der Film seine Momente hat, kann ich dafür keine höhere Bewertung geben. Schade um die an sich hehre Botschaft.


3,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2004 Twentieth Century Fox. All rights reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Das geheime Fenster (2004)

Regie: David Koepp
Original-Titel: Secret Window
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Thriller
IMDB-Link: Secret Window


Nach einer Geschichte von Stephen King spielt Johnny Depp in „Das geheime Fenster“ einen Schriftsteller in Scheidung, der sich eines Tages durch einen mysteriösen Fremden (John Turturro) bedroht sieht, der ihn des Plagiats verdächtigt. Alle Versuche, vernünftig mit dem Herrn zu reden, scheitern, und bald wir klar: Der Fremde scheut auch nicht vor Gewalt zurück, um sein Recht durchzusetzen. Stephen King hat hier wohl eine seiner Urängste verarbeitet – bei der Menge an Büchern, die er schreibt, scheint es kaum möglich zu sein, dass wirklich jede einzelne Geschichte so originell und originär ist, dass sie komplett frei von Plagiatsverdachtsmomenten ist. Der größte Horror entsteht immer in uns selbst. So trägt der Schriftsteller Mort Rainey möglicherweise Züge des Bestsellerautors. Man muss aber festhalten: Johnny Depp sieht eindeutig besser aus als Stephen King. Und Maria Bello, die die Exfrau des gepeinigten Schriftstellers spielt, ist ohnehin ein Hingucker, auch wenn sie in dem Film nicht allzu viel zu tun hat. Womit wir auch schon bei den Schwächen von „Das geheime Fenster“ wären. Denn der Plot entfaltet sich allzu routiniert, was sich auch auf das Spiel der Darsteller:innen überträgt, und David Koepps Inszenierung trägt nicht unbedingt dazu bei, dass die Daumenschrauben angesetzt werden und der Pulsschlag hochfährt. Dazu ist das Tempo einfach zu gemütlich. So ein bisschen wie eine Straßenbahnfahrt mit dem 71er zum Zentralfriedhof. Immerhin hat Johnny Depp die Haare schön.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Das Vermächtnis der Tempelritter (2004)

Regie: Jon Turteltaub
Original-Titel: National Treasure
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: National Treasure


Nicolas Cage ist selbst ein „National Treasure“. Ganz ehrlich: Es gibt sonst keinen Schauspieler, der einen derartigen Enthusiasmus gepaart mit brutalstem Overacting selbst in den miesesten Filmen und kleinsten Rollen ins Feld wirft. Wenn man sich seine Glanzleistungen wie zB in Prisoners of the Ghostland ansieht, dann ist sein Spiel in „Das Vermächtnis der Tempelritter“ (original eben „National Treasure“) fast schon als subtil, ja beinahe lethargisch zu bezeichnen. Natürlich fehlt es nicht an weit aufgerissenen Augen und bedeutungsvollen Blicken, auch Diane Kruger wird hinreichend angeschmachtet, aber man hat das alles schon expressiver gesehen. Vielleicht hat sich der gute Cage ein Vorbild an Harrison Fords Indiana Jones genommen, der ja eher den Typus „sarkastischer Stoiker“ verkörpert. Insgesamt ist „Das Vermächtnis der Tempelritter“ ganz klar der Versuch, die erfolgreichen Indiana Jones-Filme zu imitieren und dabei eine Prise „Da Vinci Code“ reinzubringen, und phasenweise geht das auch ganz gut auf. Es macht Spaß, Cage, Kruger und Justin Bartha als humorvollem Sidekick beim Lösen alter Rätsel zuzuschauen. Es gibt Särge, Skelette, Kirchen, alte Schriften mit geheimen Karten darauf, es gibt Codes zu knacken und etwas zu stehlen, was man eigentlich gar nicht stehlen kann (hier kommt ein bisschen „Ocean’s Eleven“ dazu), das Tempo ist gut, Sean Bean darf mal wieder den Bösen spielen (eine Routineübung für den Herrn), Jon Voight wie immer finster schauen, auch Christopher Plummer sagt zu Beginn zwei Sätze, die Action ist solide inszeniert, das Setting geheimnisvoll und voller morscher Holzbretter, beleuchtet wird durch Fackeln und man spürt förmlich den Hauch der Geschichte, der eben diese Fackeln zum Zucken bringt. Nichts davon ist irgendwie auch nur ansatzweise originell oder neuartig, aber dank Jon Turteltaubs routinierter Regie ist der Film kurzweilig und in seinem offensichtlichen Versuch, den ausgetretenen Pfaden abenteuerlicher Filmklassiker zu folgen, durchaus sympathisch.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: © Disney Enterprises, Inc./Jerry Bruckheimer, Inc, Quelle http://www.imdb.com)

Harry Potter und der Gefangene von Askaban (2004)

Regie: Alfonso Cuarón
Original-Titel: Harry Potter and the Prisoner of Azkaban
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Fantasy, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Harry Potter and the Prisoner of Azkaban


Warum ist „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“, der dritte Teil von Filmreihe, so gelungen? Ganz einfach, weil sich hier die Genialität von Joanne K. Rowling, der Autorin der Harry Potter-Buchreihe, erstmals so richtig entfaltet. Boten die ersten beiden Teile schon spannende und komplexe Geschichten, die über sich selbst hinaus auf ein noch größeres Ganzes verwiesen, zeigt sich im dritten Teil nun so richtig, mit wieviel Sorgfalt diese hochkomplexe Story gewebt wurde. Vergangenheit und Gegenwart greifen ineinander, und das auf mehreren Ebenen – auf der Ebene der grundliegenden Geschichte rund um den Tod von Harrys Eltern durch Lord Voldemort, aber auch auf der Ebene der Geschichte rund um den Gefangenen von Askaban selbst – mit viel Verve verkörpert von Gary Oldman. Dieser kommt erst sehr spät zu seinem (denkwürdigen) Einsatz – davor gehört die Bühne vor allem Remus Lupin (David Thewlis), der als neuer Defense against the Dark Arts-Lehrer Harry Potter beibringen muss, wie man sich vor Angriffen finsterer Dementoren schützen muss. Diese Furcht einflößenden Wächter des Gefängnisses Askaban werden nämlich nach Hogwarts abkommandiert, als der irre Mörder Sirius Black aus dem Gefängnis entflieht und man vermutet, dass er nach dem Leben von Harry Potter trachtet. Doch das größere Problem sind erst einmal die Dementoren selbst, die Harry mehr zusetzen als es sein Erzfeind an der Schule, Draco Malfoy, jemals könnte. In „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ zeigt sich Alfonso Cuaróns Handschrift, der die Regie von Chris Columbus übernahm. Der dritte Teil der Filmreihe wirkt düsterer, bedrohlicher, erwachsener. Die Dementoren hätten Platz in jedem Horrorfilm, und auch die Geschichte selbst ist noch mal komplexer und erfordert vollste Aufmerksamkeit. Ein Highlight der Filmreihe.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2004 Warner Bros. Ent. Harry Potter Publishing RightsJ.K.R., Quelle http://www.imdb.com)

Collateral (2004)

Regie: Michael Mann
Original-Titel: Collateral
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Thriller, Action
IMDB-Link: Collateral


Taxifahren kann ganz schön gefährlich sein, wie Max (Jamie Foxx) feststellen muss. Kaum hat er die charmante Staatsanwältin (Jada Pinkett Smith) abgeladen, steigen mit dem neuen Fahrgast Vincent (Tom Cruise) jede Menge Probleme ein. Zwar zahlt der graumelierte Herr im Anzug sehr gut für die fünf Zwischenstationen, zu denen ihn Max kutschieren soll, doch bereits beim ersten Halt landet eine Leiche auf dem Taxi, und Max dämmert, dass sein spendabler Fahrgast vielleicht eine etwas unethische Agenda hat. Aber: Mitgefangen, mitgehangen, vor allem, wenn man plötzlich eine Knarre an der Schläfe hat. Da bleiben nicht mehr viele Handlungsoptionen. Und so geht es für die beiden durch die Nacht, und überall, wo man hält, hinterlässt man ein Blutbad. „Collateral“ ist zunächst mal ein typischer Michael Mann-Film. Finstere, aber irgendwie auch hoffnungslose Gestalten bewegen sich für einer nüchternen, kalten Atmosphäre und steuern unentwegt ihrem Schicksal entgegen. Das ist ein Thema, das Mann schon des Öfteren beschäftigt hat. Und wie so oft findet man als Zuseher sehr schnell Zugang zu seinen Figuren, selbst zum eiskalten Profikiller Vincent, den Tom Cruise vielschichtig und mysteriös anlegt: Auf der einen Seite ist Vincent in seiner gefühllosen, kontrollierten Art fast schon eine Art Blaupause für einen Profikiller, auf der anderen Seite schimmert immer wieder überraschend Tiefgang und Empathie durch. Sein Vincent ist eine ambivalente Figur und vielleicht eine der besten Karriereleistungen von Tom Cruise. Der Anker in dem Film ist allerdings Jamie Foxx als Max. Auch für Jamie Foxx kann man nur den Hut ziehen, hier stolpert eine in jeder Hinsicht glaubwürdige und überforderte Figur durch das Geschehen. „Collateral“ macht also sehr viel richtig. Allerdings verhindern die Längen zwischendurch, die den Film zuweilen recht zäh werden lassen, am Ende dann doch noch eine noch bessere Bewertung.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2003 Dreamworks Productions, LLC, Quelle http://www.imdb.com)

Girls Club – Vorsicht bissig! (2004)

Regie: Mark Waters
Original-Titel: Mean Girls
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Komödie
IMDB-Link: Mean Girls


Es gibt Filme, die sind perfekt für ihr Zielpublikum und lassen einen Filmkürbis eher ratlos zurück. „Mean Girls“ von Mark Waters nach einem Drehbuch von Tina Fey, die auch einen Auftritt im Film hat, ist so ein Fall. Wenn man den Film im richtigen Alter gesehen hat, funktioniert er wohl bestens, wie mir meine bessere Hälfte bestätigte. Aber wenn du als bald 40jähriger Kerl zum ersten Mal siehst, wie sich Lindsay Lohan und Rachel McAdams in der High School beharken, bewunderst du maximal die langen Beine in kurzen Röcken, aber eigentlich denkst du dir: „Mädels, chillt mal ein bisschen, eure Endgegner kommen doch alle erst viel später, und sie heißen 5:30-Uhr-Wecker, Finanzamt, Naschereien-vor-dem-Fernseher und Am-24.-Dezember-Geschenke-Einkaufen-Weil-Ihr-Davor-Keine-Zeit-Hattet.“ Aber gut, jeder Generation ihre eigenen Kämpfe. In diesem Fall versucht die Neue an der Schule, die Südafrikanerin Cady (Lindsay Lohan), die Clique der Plastics (Rachel McAdams, Amanda Seyfried und Lacey Chabert) zu infiltrieren und wird letztlich von ihr absorbiert – sehr zum Missfallen ihrer Freunde. Man fühlt sich an die Borgs aus Star Trek erinnert, nur tragen die Borgs in diesem Film Gucci-Handtaschen und Armani-Kleider. Dem Thema „Zugehörigkeit“ wird in „Mean Girls“ viel Raum geboten, doch statt sich ernsthaft an das Thema anzunähern, wird daraus ein Zickenkrieg inszeniert, der ein bisschen an der möglichen Gesellschaftskritik vorbeisegelt und lieber den Pfad des Klamauks nimmt. Das ist ja in Ordnung, und das kann auch sehr erfrischend und lustig sein, aber halt nicht für grumpy Filmkürbisse in den Spätdreißigern. Objektiv betrachtet ist der Film vermutlich besser, aber subjektiv gibt’s 4,5 pinke Kürbisse.


4,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Verrückte Weihnachten (2004)

Regie: Joe Roth
Original-Titel: Christmas with the Kranks
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Komödie, Weihnachtsfilm
IMDB-Link: Christmas with the Kranks


Lasst uns mal über Antagonisten reden. Ja, diese Schurken, die alles Leben aushauchen und Tod bringen möchten, die stets Dunkelheit bevorzugen und das Licht meiden, die bösen Russen mit ihren Kalaschnikows und unverständlichem Akzent, die im Stechschritt marschierenden Nazis, die Männer mordenden Femme Fatales und die genialen Blofelds, die immer ein bisschen zu viel quatschen und deshalb ihre sinisteren Pläne nicht zu Ende bringen können. All diese Bösewichte sind harmlos im Vergleich zur fiesesten Film-Antagonistin ever: dem verwöhnten, selbstsüchtigen Töchterchen der Kranks (Tim Allen und Jamie Lee Curtis): Satansbraten Blair (Julie Gonzalo). Diese egoistische Bitch dampft kurz vor Weihnachten nach Peru ab, um sich selbst zu finden, was die Eltern schon mal per se ratlos und emotional zerstört zurücklässt, sodass sie Weihnachten komplett spritzen möchten, findet dort aber nach wenigen Wochen heraus, dass ihr das ganze Blingbling dann doch fehlt (aber ehrlich: die ist ja nur auf die Geschenke scharf), und schneit nun komplett unverhofft doch wieder zuhause ein – samt Latin Lover im Gepäck und der Erwartungshaltung, dass innerhalb weniger Stunden ein Weihnachtsfest organisiert werden kann, wie es sich der verzogene Fratz wünscht. Hätte ich dank des magischen Tickets aus Last Action Hero in den Film einsteigen können, ich wäre zum Flughafen gefahren und hätte da erst mal einen Drogenspürhund auf sie angesetzt, um sie nach Guantanamo verfrachten zu lassen. Dort hätte sie sich für den Rest ihres Lebens „Verrückte Weihnachten“ ansehen müssen, die Augen per Zahnstocher aufgezwungen und bei voller Lautstärke, sodass jeder von Jamie Lee Curtis‘ irrer Kreischanfälle bis ins Knochenmark fährt. Und selbst das wäre noch zu nett für diese Ausgeburt der Hölle gewesen, die nun bei mir einzementiert ist als fiesester Filmbösewicht aller Zeiten.


4,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Super Size Me (2004)

Regie: Morgan Spurlock
Original-Titel: Super Size Me
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Dokumentation
IMDB-Link: Super Size Me


Die Geschichte ist voller mutiger Forscher, die Leib und Leben für ihre Forschung riskiert haben. Morgan Spurlock ist ein vielleicht eher überraschender Name auf dieser Liste. Aber wenn man sieht, welchen Effekt eine Ernährung, die einen Monat lang nur aus dem Angebot von McDonald’s besteht, auf seinen Körper hat, wird man gleich ein bisschen blass um die Nase und denkt mit großer Scham an den letzten Maci-Besuch zurück, als man noch partout die Käse-Ecken zu seinem Menü haben musste. Die gute Nachricht ist: So gut wie niemand isst alle Mahlzeiten bei McDonald’s. Die schlechte Nachricht ist: Auch wenn man es nicht ganz so exzessiv betreibt, fährt das Zeug so richtig rein. Dass Fast Food nicht unbedingt den Anspruch erhebt, gesund zu sein, ist ja keine neue Erkenntnis, aber das Ausmaß der Katastrophe, die man durch regelmäßigen Burgerkonsum seinem Leib zumutet, wurde 2004 durch Spurlocks Film erstmals so richtig sichtbar. Man muss Spurlock hoch anrechnen, dass er (zumindest zu Beginn) mit großem Enthusiasmus in seine Big Macs beißt und McDonald’s bzw. die Fast Food-Industrie nicht verteufelt – das Zeug schmeckt ja. Gleichzeitig aber legt er gnadenlos offen, welch gefährliche Auswirkungen diese Art der Ernährung tatsächlich mit sich bringt. Schuldbewusst blickt man danach runter auf seinen Ranzen, der zumindest zum Teil von Fast Food und Tiefkühlkost geformt wurde, und gelobt Besserung in Form vom gedünsteten Gemüse und Low Carb-Ernährung – bis halt die nächste Schokoladetafel lockt. Was sind wir doch für armselige Kreaturen! „Super Size Me“ konfrontiert uns somit mit unseren eigenen Schwächen und den möglichen Auswirkungen davon. Der Film hat zwar mittlerweile einige Jahre auf dem Buckel, aber die Qualität der Nährstoffe von McDonald’s & Co. wird seither nicht signifikant angestiegen sein, also hat der Film immer noch seine Relevanz.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle imdb.com)