2003

Fluch der Karibik (2003)

Regie: Gore Verbinski
Original-Titel: Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl


Der erste Auftritt von Johnny Depp 2003 als Captain Jack Sparrow war eine Sensation. Mit einer entwaffnenden Mischung aus Durchtriebenheit, Exzentrik und Selbstironie erspielte er sich sogar eine Oscar-Nominierung. Irgendwie muss diese Rolle an ihm haften geblieben sein, denn seither greift er in vielen seiner Rollen, ob passend oder nicht, auf die Manierismen von Jack Sparrow zurück. Und dabei ist dieser Jack Sparrow, wenn man es genau betrachtet, gar nicht mal die Hauptfigur des Films. Vielmehr geht es um den Schmied Will Turner (Orlando Bloom, damals gerade am Durchstarten) und sein zähes Bemühen, die heimlich Angebetete, Gouverneurstochter Elizabeth Swan (Keira Knightley, ebenfalls auf dem Weg nach oben) aus den Klauen einer schrecklichen und verfluchten Piratenbande unter Captain Barbossa (Geoffrey Rush mit sichtlicher Freude am Overacting) zu retten. Ein edler Grund, sich in tiefe Gewässer zu wagen und Untoten zu trotzen. Jack Sparrow, nein, ich korrigiere: Captain Jack Sparrow ist für ihn unliebsames Mittel zum Zweck, weiß er doch, wo sich das verwunschene Piratenschiff Black Pearl befindet. Doch Captain Sparrow handelt nach seiner eigenen Agenda, und so wechselt das Schicksal der Helden öfter und schneller als Keira Knightley ihre Kleider. Warum „Fluch der Karibik“ trotz in die Jahre gekommener Special Effects (die aber immer noch ihres dazu beitragen, die Illusion aufrecht zu halten) auch heute noch funktioniert, liegt am rasanten Erzähltempo unter der Regie von Gore Verbinski, dem es gelingt, in 2,5 Stunden Laufzeit keine wirklich langweilige Minute unterzubringen. Jede Szene sitzt und ist entweder von Spannung, von Action oder von Humor – oder von allem gleichzeitig – getragen. Dazu kommt die schon erwähnte Leistung von Johnny Depp, der mit seiner Darstellung eine Ikone des Films geschaffen hat. Erst in den späteren Teilen übertrieb er es mit der Exzentrik, doch sein Piratenkapitän bietet in diesem ersten Abenteuer eine ausgewogene Mischung aus Hinterlist, Tollpatschigkeit und Dadaismus. Kein Wunder, dass der Film dermaßen erfolgreich war, dass es davon nun mehr Fortsetzungen gibt, als ich jemals sehen wollte.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2003 – Buena Vista Pictures, Quelle: http://www.imdb.com)

Der Appartement-Schreck (2003)

Regie: Danny DeVito
Original-Titel: Duplex
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Komödie
IMDB-Link: Duplex


Wie ich nun aus eigener Erfahrung heraus weiß, ist der Kauf eines Hauses immer mit einem gewissen Risiko verbunden und bringt so manche Überraschung mit sich. Mal ist es ein feuchter Keller, mal eine liebenswerte alte Untermieterin, die Wohnrecht auf Lebenszeit hat, wie im Fall von Alex und Nancy (Ben Stiller und Drew Barrymore). Es soll ja nichts Schlimmeres passieren – einen Keller kann man abdichten und die Dame im Obergeschoss wird es, so betagt wie sie mittlerweile ist, auch nicht ewig machen. Und entzückend ist sie ja, eine lebenslustige Irin, die auf Riverdance steht und einen Papagei besitzt. Also unterschreibt das junge Paar voller Begeisterung den Kaufvertrag für das schmucke Häuschen in Brooklyn, für das die gesamten Ersparnisse draufgehen. Doch Alex ist als Autor eh gut im Geschäft. Er muss lediglich die Deadline für seinen zweiten Roman halten, und schon ist alles in Butter. Doch – wenig überraschend für das Genre, in dem wir uns mit „Der Appartement-Schreck“ unter der Regie von Danny DeVito befinden – läuft das neue Leben im trauten Heim so gar nicht nach Plan an, und die alte Dame erweist sich als hochgradig schwerhörig und hat Schlafstörungen, sodass Alex und Nancy das nächtliche Fernsehprogramm in voller Lautstärke mithören können, und außerdem scheint für sie alles wichtiger zu sein als Alex‘ Abgabetermin: Der Müll muss rausgetragen werden, sie braucht Unterstützung beim Einkaufen und ein leckendes Rohr muss geflickt werden. Schon bald ahnen Alex und Nancy, dass sie sich da etwas eingetreten haben, was sich nicht so leicht herausziehen lässt. Und schon spitzt sich die Handlung zu, wird immer abstruser und abenteuerlicher. Von einem gepflegten Rechtsbeistand, der in Sachen Nachbarschaftsstreitigkeiten für Abhilfe sorgen kann, scheint das junge Paar noch nicht gehört zu haben. Wohl aber gibt es Verbindungen zu Auftragskillern. Und so läuft die Geschichte auf ihren erwartbaren Showdown hinaus. Ben Stiller, Drew Barrymore und Eileen Essell in der Rolle der widerspenstigen Nachbarin kann man nur wenig vorwerfen, dem hanebüchenen Drehbuch hingegen umso mehr. Die Pointe am Schluss wittert man quasi mit der ersten Szene des Films, und alle Katastrophen, die für Klamauk und Unterhaltung sorgen sollen, hat man in den Kevin-Filmen schon inspirierter gesehen. Das ist kein Glanzpunkt in den Karrieren aller Beteiligten.


3,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Chris Harris/Chris Harris, Quelle: http://www.imdb.com)

Master & Commander – Bis ans Ende der Welt (2003)

Regie: Peter Weir
Original-Titel: Master and Commander: The Far Side of the World
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Historienfilm, Kriegsfilm, Drama, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Master and Commander: The Far Side of the World


Ein in meinen Augen unterschätztes Kleinod ist Peter Weirs Abenteuerfilm „Master & Commander – Bis ans Ende der Welt“. Vielleicht liegt es daran, dass eine Verfolgungsjagd via Schiff halt weniger spektakulär und rasant ausfällt als mit aufgemotzten Sportwagen. Auf „Verfolgen Sie dieses Schiff!“ folgt halt erst einmal „Holt den Anker ein!“ – „Setzt die Segel!“ – „Zwölf Grad Backbord!“ Und so weiter. Bis man den verfolgten Kahn eingeholt hat, ist eine Galapagos-Schildkröte locker mal um die ganze Insel gelaufen. Apropos Galapagos: Die spielen hier eine nicht minder wichtige Rolle als Russell Crowe und Paul Bettany. Denn sie kommen den gegensätzlichen Plänen des Kapitäns des Kriegsschiffs HMS Surprise und dessen Freund und Schiffsarzt in die Quere. Der Schiffsarzt möchte verständlicherweise Inselurlaub machen, um unerforschte Arten zu entdecken. Der grimmige Kapitän aber hat den Auftrag, das französische Kriegsschiff Acheron zu kapern. Und weil es immer so ist, dass der Ober den Unter sticht, kann sich Bettany seine neuen Arten wortwörtlich aufzeichnen. Aber er ist ohnehin bald damit beschäftigt, von Kanonenkugeln zerfetzte Leiber wieder zusammenzuflicken. „Master & Commander“ ist ein ruhiger, handlungsarmer, aber dafür umso intensiverer Kriegsfilm. Gezeigt wird ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem britischen und dem französischen Schiff, wobei nicht immer klar ist, wer gerade die Katze und wer die Maus ist. Russell Crowe und Paul Bettany als befreundete Offiziere haben eine gute Chemie. Dazu kommt, dass das raue Leben an See so dreckig und ungeschönt gezeigt wird, wie es nun mal war. Es ist schade, dass Peter Weirs Film aus dem Jahr 2003 das einzige Abenteuer von Kapitän Aubrey und Schiffsarzt Dr. Maturin blieb. Die literarischen Vorlagen dazu hätten wohl noch so viel mehr hergegeben.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2003 Twentieth Century Fox Film Corporation and Universal Studios and Miramax Film Corp. All rights reserved, Quelle http://www.imdb.com)

The Room (2003)

Regie: Tommy Wiseau
Original-Titel: The Room
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Drama
IMDB-Link: The Room


Kommen wir zu einem ganz besonderen Schmankerl. In der Filmwelt wird ja trefflich darüber diskutiert, wer nun wirklich der schlechteste Regisseur aller Zeiten war – Ed Wood oder Tommy Wiseau. Nach Sichtung des Meisterwerks „The Room“ ist für mich die Antwort nun völlig klar: Tommy Wiseau. Während die Filme von Ed Wood lustiger Trash sind, ist „The Room“ ein Unfall, ein Totalschaden, auf seine Weise auch wieder enorm lustig, ja, viel lustiger, als es jeder Ed Wood-Film sein könnte, aber das liegt auch daran, dass man bei Ed Wood immerhin noch ernsthafte Ambitionen gemerkt hat, auch wenn diese schrecklich umgesetzt wurden. „The Room“ hingegen ist … unbeschreiblich. Fangen wir beim unfassbar dilettantischen Drehbuch an mit banalsten Dialogen, völlig zusammenhanglosen Szenen und Storylines, die währenddessen komplett fallengelassen werden. Dazu jede Menge Sexismus und ein Tommy Wiseau, dessen Narzissmus aus jeder Dialogzeile jeder Figur tropft. „The Room“ ist eine Tommy Wiseau-Ego-Show, in der sein Johnny der beste Mensch der Welt ist, der von seiner bösen Freundin betrogen wird (das ist dann auch schon die ganze Geschichte). Gehen wir dann zu den Darsteller:innen – vor allem den Hauptfiguren. Man hätte Dummys aus Holz und Stroh basteln können, die eine bessere Leistung abgeliefert hätten. Vor allem der größenwahnsinnige Tommy Wiseau schießt den Vogel ab. James Franco muss in The Disaster Artist einen Höllenspaß gehabt haben, diesen komplett talentfreien Exzentriker zu spielen. Und schließlich Ausstattung und Kostüme und Kameraführung, also die technischen Komponenten. Nichts, wirklich gar nichts passt hier bei diesem Film. Man kommt 1,5 Stunden aus dem Lachen nicht raus. Und dabei habe ich die auf Youtube kostenfreie unzensierte Version gesehen. Was für ein Glück, dass ich zumindest nicht die Sexszenen miterleben musste. Ich kann hier gar nicht anders, als voller Enthusiasmus und mit wärmster Empfehlung, sich das mal anzutun, meine niedrigste Wertung von 0,5 Kürbissen zu zücken. Die sind so was von verdient!


0,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Big Fish (2003)

Regie: Tim Burton
Original-Titel: Big Fish
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Drama, Fantasy, Abenteuerfilm, Liebesfilm
IMDB-Link: Big Fish


Für meine tausendste Filmreview hier darf es schon etwas Besonderes sein. Also stelle ich euch einen weiteren meiner absoluten Lieblingsfilme vor. 10 Kürbisse mit Sternderl und Herzchen. Und eine Beichte gibt’s dazu. Denn ich verrate euch hier exklusiv und anlässlich dieses Review-Jubiläums, dass ich wirklich jedes Mal beim Ende von „Big Fish“ wie ein Schlosshund heule. Jedes einzelne Mal. Diesen Effekt hat sonst kein anderer Film auf mich. Aber in dem Ende dieses zauberhaften Märchens liegt so viel Kraft und auch so viel Weisheit und Lebensbejahung bei aller Bitterkeit des Lebens selbst, dass es mich einfach packt. Am Ende ist alles, was zählt, der Glaube an sich selbst, und die Liebe, die man gibt und die man erfährt. Auf diese Erkenntnis steuert der Film, der von den wundersamen Abenteuern des Edward Bloom (jung: Ewan McGregor, alt: Albert Finney, in beiden Fällen perfekt besetzt) und seiner Liebe zu seiner Frau Sandra (Alison Lohman / Jessica Lange) erzählt, während gleichzeitig sein Sohn (Billy Crudup) versucht, seinem Vater näherzukommen und hinter die Geschichten und Märchen und Legenden zu tauchen, die dieser sein Leben lang erzählt hat. Der Film ist ein Manifest der Fantasie, ein Plädoyer für das Erzählen von Geschichten – nicht nur der Unterhaltung willen, sondern weil diese Geschichten unser Leben bereichern und erfüllen und unser Leben über die bloße Existenz emporheben. Niemandem gelingt es, diese Botschaft besser zu vermitteln als Tim Burton, dem vielleicht fantasievollsten aller zeitgenössischen Hollywood-Regisseure. Aber nun muss ich zu einem Ende kommen – sonst fange ich wieder zu heulen an.


10 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs (2003)

Regie: Peter Jackson
Original-Titel: The Lord of the Rings: The Return of the King
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: The Lord of the Rings: The Return of the King


Ausgezeichnet mit 11 Oscars (bei 11 Nominierungen), was die Gesamtzahl an Goldjungen für die Filmreihe auf 17 ansteigen ließ (nach 4 Oscars für Teil 1 und schändlichen 2 Oscars für Teil 2), ist der dritte Teil der Herr der Ringe-Saga, „Die Rückkehr des Königs“, nicht nur großes Finale der epischen Saga, sondern auch einer der erfolgreichsten Filme der Geschichte. Wobei man fairerweise sagen muss, dass „Die Rückkehr des Königs“ per se kein besserer Film ist als die beiden ersten Teile. Alle drei bewegen sich auf dem höchsten Niveau, sind handwerklich und inszenatorisch Meilensteine nicht nur ihres Genres, sondern ganz generell. Der Oscar-Regen für den dritten Teil war auch eine Verneigung vor Peter Jacksons Lebensprojekt im Ganzen. Und was ist das für ein Lebenswerk! Jedes Jahr fieberte man schon dem nächsten Teil entgegen, die Kinos waren rappelvoll, und auch heute noch, 20 Jahre nach Teil 1, sind diese Filme im Fernsehen absolute Straßenfeger und auf Streaming-Portalen eine sichere Bank. Im dritten Teil werden nun alle Chips auf den Tisch gelegt – es geht in gewaltigen Schlachten ums Ganze, und bei aller Opulenz der ersten beiden Filme packt Jackson im dritten Teil noch mal eine Schippe drauf. Epischer kann Kino nicht mehr werden, und Sauron bekommt den Endkampf, den ein Superbösewicht wie er ihn auch verdient. Endlich ist’s vorbei mit der Übeltäterei! Leider aber auch mit der großartigsten Filmreihe der Filmgeschichte. Der Abschied ist bittersüß.


9,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2003 – New Line Cinema, Quelle http://www.imdb.com)

Matrix Revolutions (2003)

Regie: Lana und Lilly Wachowski (als Andy und Larry Wachowski)
Original-Titel: The Matrix Revolutions
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Science Fiction, Action
IMDB-Link: The Matrix Revolutions


Alles hat ein Ende. In manchen Fällen ist dies bedauerlich, in anderen wiederum ein Segen. „Matrix Revolutions“, der dritte Teil der Matrix-Trilogie, liegt da irgendwo dazwischen. Denn auf der einen Seite atmet man mal befreit auf, wenn die Geschichte rund um den Erlöser Neo (Keanu Reeves) ihr Ende findet und man keine weiteren Filme ansehen muss (dass nun ein vierter Teil angekündigt wurde, der demnächst die Geschichte weitererzählen soll, ist ein bedauerlicher Umstand unserer Zeit, in der sogar tote Kühe gemolken werden), auf der anderen Seite aber schwingt auch Bedauern mit, wenn man an den grandiosen Anfang der Filmtrilogie und die Möglichkeiten denkt, die dieser angedeutet, aber letzten Endes nicht realisiert hat. Stattdessen wird aus Matrix im letzten Teil endgültig eine verschwurbelte Esoterik-Geschichte, die der Action wegen von völlig unlogischen Kriegsszenen unterbrochen wird, bei denen man die Plomben vieler Schauspieler besser kennenlernen kann als man möchte, weil die ständig den Mund weit aufgerissen haben und martialisch herumschreien. Ja, die Action sieht gut aus, auch nach heutigen Maßstäben. Und ja, es ist cool, dass es einige wirkliche Badass-Frauenrollen gibt, die den Maschinen ordentlich einheizen. Und dass Diversität in diesem Film so selbstverständlich ist, wie man es sich fast zwanzig Jahre später generell immer noch wünschen würde, aber selten verwirklicht sieht. Das sind absolute Pluspunkte für den Film, für den im Grunde ähnliches gilt wie für seinen Vorgänger Matrix Reloaded: Als Actionfilm ist er sehr brauchbar. Über die Story kann und muss man allerdings nur noch den Mantel des Schweigens hüllen. Und was den geplanten vierten Teil betrifft, so habe ich leider gar kein gutes Gefühl bei der Sache.


5,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat:  Quelle http://www.imdb.com)

Matrix Reloaded (2003)

Regie: Lana und Lilly Wachowski (als Andy und Larry Wachowski)
Original-Titel: The Matrix Reloaded
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Science Fiction, Action
IMDB-Link: The Matrix Reloaded


Zugegeben, beim Re-Watch von „Matrix Reloaded“, dem zweiten Teil der Matrix-Trilogie, stellte ich fest, dass der nicht so übel ist, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Zwar wird die Story aus dem ersten Teil so überhöht und damit an die Wand gefahren, dass man stellenweise schreien möchte, aber die Action ist sauber inszeniert und mitreißend und die Special Effects zünden auch heute noch. Als Actionfilm hat sich „Matrix Reloaded“ sehr gut in die heutige Zeit gerettet. Dennoch muss man ein Kerzerl anzünden in tiefer Trauer um das Potential, das mit den beiden Fortsetzungen des legendären ersten Matrix-Films liegengelassen wird. Während Teil 1 noch geschickt mit dem idealen Schein der Matrix und dem Kontrast zur trostlosen Wirklichkeit spielte und so den Zuseher auch bei der Frage mitnahm, welche Pille man denn selbst wählen würde, die blaue oder die rote, den Schein oder die Wirklichkeit, fokussiert Teil 2 mehr auf den Kampf Mensch gegen Maschine und zerfleddert sich da zwischen Kriegspropaganda und gehetzter Action. Dazu kommt eine unglaublich dämliche Party-Szene und der allzu billige Versuch der Wachowski-Geschwister, möglichst cool zu wirken. Wie gesagt, „Matrix Reloaded“ ist beileibe kein schlechter Film, als Actionkracher kann er überzeugen, aber gemessen an der Ausgangslage, die Teil 1 angeboten hat, muss man einfach sagen, dass der Film eine Enttäuschung ist. Auch wenn ich mittlerweile schon eine gewisse Altersmilde an den Tag legen und den Film mehr schätzen kann. Mein 21jähriges Ich hätte ihn damals noch komplett verrissen.


6,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat:  © 2003 WARNER BROS. – U.S., CANADA, BAHAMAS & BERMUDA.2003 VILLAGE ROADSHOW FILMS (BVI) LTD, Quelle http://www.imdb.com)

Terminator 3 – Rebellion der Maschinen (2003)

Regie: Jonathan Mostow
Original-Titel: Terminator 3: Rise of the Machines
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Action, Science Fiction, Thriller
IMDB-Link: Terminator 3: Rise of the Machines


Alles hat ein Ende? Na ja, darüber kann man streiten. Für die Terminator-Filmreihe scheint dies nicht zu gelten, auch wenn man meinen möchte, dass in Terminator 2 – Tag der Abrechnung die Geschichte sauber zu Ende erzählt worden wäre. James Cameron hatte jedenfalls keine Lust (oder keine Zeit), sich für die nächste Fortsetzung in den Regiestuhl zu setzen, also musste Jonathan Mostow ran. Worüber man erst mal groß die Nase rümpfte. Und tatsächlich, kaum ist James Cameron für das Ergebnis nicht mehr verantwortlich, geht ein gutes Stück der Genialität der ersten Filme verloren. „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ erscheint zunächst doch etwas uninspiriert. Böse Maschine (in diesem Fall Kristanna Loken als Terminatrix) wird in die Vergangenheit geschickt, um John Connor (ein sichtlich überforderter Nick Stahl) zu terminieren, gute Maschine (Arnold Schwarzenegger, schon nicht mehr ganz so taufrisch und mit einer herrlichen Anspielung auf eine kurz vor dem Film überlebte Herz-OP) muss eben dies wieder verhindern, ist dabei technisch klar unterlegen. Das hatten wir alles schon mal – und das hatten wir alles auch schon besser. Mit Claire Danes als ehemalige Bekannte von John Connor und Tochter eines wichtigen Generals kommt wieder ein bisschen Frauenpower dazu, auch wenn niemand Linda Hamilton als Sarah Connor ersetzen kann. Warum ich den Film aber dennoch mag, liegt an seiner bitteren Konsequenz am Ende. Hier hätte man mit einigen falschen Entscheidungen den Film komplett an die Wand fahren können. Stattdessen spielt der Film dort seine größten Stärken aus. Der Weg dahin ist halt sehr actionlastig und bietet nicht viel Neues. Zugegeben, nach dem grandiosen zweiten Teil ist Teil 3 eine Enttäuschung. Wenn man sich allerdings auf den Film einlässt, erhält man zumindest einen guten, spannend inszenierten Actionkracher, der für sich selbst schon ganz gut bestehen kann. Dass der Film mit dem neuen (und trotz Linda Hamilton schlechteren) Terminator – Dark Fate aus der Timeline gestrichen wurde, hat er nicht verdient.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 2003 IMF Internationale Medien und Film GmbH & Co. 3 Produktions KG, Quelle imdb.com)

Good Bye, Lenin! (2003)

Regie: Wolfgang Becker
Original-Titel: Good Bye, Lenin!
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Drama, Komödie, Politfilm
IMDB-Link: Good Bye, Lenin!


Die Leute, die vor zwei Monaten ins Koma gefallen sind und in den nächsten Wochen daraus erwachen, werden sich erst mal ziemlich wundern. So ähnlich ergeht es auch Alex‘ Mutter, die aufgrund eines Herzinfarktes, verursacht durch einen schweren Schock, an dem der Filius nicht unbeteiligt ist, die Wende und den Siegeszug des Kapitalismus durch die DDR verschläft. Als Muttern unverhofft nach Monaten wieder erwacht, ist die Freude zunächst groß bei ihrer Familie. Doch die Botschaft des Arztes lässt gleich wieder dunkle Wolken heranziehen: Jeglicher Schock ist zu vermeiden, denn einen zweiten Herzinfarkt würde die gerade Genesene nicht überleben. Doch was tun, wenn die Mutter glühende Kommunistin ist? Also muss die DDR nur wenige Monate nach ihrem Ende in einer kleinen Wohnung ist Ost-Berlin wieder auferstehen. Und schon beginnen die Schwierigkeiten. Wie die Coca-Cola-Reklame fernhalten, die gerade großflächig vom Haus gegenüber ausgerollt wird? Und wo kriegt man noch Spreewald-Gurken her, wenn die neuen Gurkerl allesamt aus Holland kommen? Und überhaupt: Was, wenn die im Moment noch ans Bett Gefesselte wieder teilnehmen möchte am Leben da draußen, auch wenn es vorerst nur durchs tägliche Schauen der Nachrichten im Fernsehen ist? Da sind gewitzte Ideen gefragt. Und Alex (Daniel Brühl) hat alle Hände voll zu tun, um die Illusion zu bewahren. Zu allererst ist „Good Bye, Lenin!“ natürlich mal eine politische Komödie über die Wende und gleichzeitig Seitenhieb auf den Kommunismus wie auf den Kapitalismus (und überhaupt jeden -Ismus, der vorstellbar ist). Allerdings versinkt der Film glücklicherweise nicht in Klamauk, sondern versteht es vor allem, die leisen Zwischentöne zu inszenieren. So ist der Film überraschend melancholisch – was ich so nicht erwartet hätte.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Conny Klein – © 2003 Sony Pictures Classics, Quelle: imdb.com)