Wes Anderson

Ich sehe was, was du nicht siehst (2023)

Regie: Wes Anderson
Original-Titel: The Wonderful Story of Henry Sugar
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Kurzfilm
IMDB-Link: The Wonderful Story of Henry Sugar


In Zusammenarbeit mit Netflix hat Wes Anderson in diesem Jahr vier Kurzfilme zu Geschichten von Roald Dahl herausgebracht. „The Wonderful Story of Henry Sugar“ mit Benedict Cumberbatch, Ralph Fiennes, Ben Kingsley, Dev Patel und Richard Ayoade in den Hauptrollen ist der erste und mit etwa 40 Minuten Laufzeit der längste dieser vier Filme. Erzählt wird – sehr verschachtelt – vom Millionär Henry Sugar, der eines Tages auf eine Erzählung über einen Mann, der ohne die Augen zu öffnen, sehen konnte, stößt. Gelangweilt von seinem mondänen Leben beschließt Sugar, diese Fähigkeit ebenfalls zu erlernen. Zugegeben, es braucht ein wenig, um sich von der obersten Ebene der Erzählung bis zum Kern vorzuarbeiten – die Erzählung in der Erzählung in der Erzählung erinnert zuweilen ein wenig an Christopher Nolans „Inception“, doch übertreibt es Wes Anderson nicht und führt die Geschichten zusammen, ehe die Struktur ermüdend wirkt. Benedict Cumberbatch erweist sich hierbei als Glücksgriff und echte Bereicherung des Anderson’schen Universums – seine oft sehr britisch-steife Art, die er in „Sherlock“ perfektioniert hat, passt wie angegossen zu dem eigenwilligen Stil von Wes Anderson, der sich längst von jeglichem Realitätsanspruch verabschiedet hat und lieber seine liebevoll-detaillierten Miniaturen baut, vor denen er seine stoischen Figuren die größeren und kleineren Dramen des Lebens durchlaufen lässt. Es ist ein Stil, der sich zwar prinzipiell aufgrund seiner strikten Struktur leicht kopieren lässt, und doch kann ihn nur Wes Anderson selbst meistern, da die Kopien oft das wesentlichste Element in Andersons Schaffen vergessen: Nicht der Stil ist entscheidend, sondern die Figuren selbst auf der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben sind es. Das wird in „The Wonderful Story of Henry Sugar“ einmal mehr deutlich. Wes Anderson und Roald Dahl? Das passt jedenfalls.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Die Royal Tenenbaums (2001)

Regie: Wes Anderson
Original-Titel: The Royal Tenenbaums
Erscheinungsjahr: 2001
Genre: Drama, Komödie
IMDB-Link: The Royal Tenenbaums


Mit „Bottle Rocket“ und „Rushmore“ hatte Wes Anderson schon zwei vielbeachtete Langfilme in die Kinos gebracht, doch „The Royal Tenenbaums“ aus 2001 war sein endgültiger Durchbruch, der Andersons ganz eigenen, persönlichen Stil in Hollywood einzementierte. Dabei lässt sich sagen, dass „The Royal Tenenbaums“ viel zugänglicher ist als seine jüngeren Werke, in denen er seine visuelle Vision bis zum Exzess durchspielt. In „The Royal Tenenbaums“ liegt der Fokus noch mehr auf der Geschichte selbst. Und diese verpackt schwerste Melancholie in leichte Töne. Eine dysfunktionale Familie mit drei hochbegabten Kindern: ein angenehmes Finanzgenie, ein Tennis-Ass und eine vielversprechende Dramatikerin. Ein schlitzohriger Lebemann als Vater (Gene Hackman). Eine schmerzhafte Scheidung. Und 22 Jahre später steht plötzlich der lange verschollene Vater wieder vor der Haustüre und begehrt Einlass, da er nur noch sechs Wochen zu leben habe. Was zwischenzeitlich in den 22 Jahren passiert ist: Das ehemalige Finanzgenie (Ben Stiller) hat selbst zwei Söhne und ist nach dem Unfalltod seiner Frau zu einem paranoiden Sicherheitsfanatiker geworden. Der Tennis-Champion (Luke Wilson) hatte bei einem der wichtigsten Matches seiner Karriere einen Zusammenbruch und gondelt seither in der Weltgeschichte umher. Und die Dramatikerin (Gwyneth Paltrow) verbringt ihr Leben in der Badewanne und verbirgt vor ihrem besorgten Ehemann (Bill Murray), dass sie Kettenraucherin ist – und ihm mit dem besten Freund der Familie (Owen Wilson) Hörner aufsetzt. Kurz gesagt: Es ist nicht viel geblieben außer schwere Verwundungen und tiefe Gräben. Die Ankunft des Vaters fördert diese allesamt zu Tage. Und nun kommt der unwahrscheinlich schöne, der so lebensnahe und gelungene Aspekt des Films zum Tragen: Wes Anderson und Owen Wilson, die gemeinsam das oscarnominierte Drehbuch geschrieben haben, negieren diese Wunden nicht und tun nicht so, als ob ein paar schöne, gemeinsame Tage alles verheilen lassen könnten. Aber sie geben dem Zuseher dennoch eine Hoffnung mit: Dass selbst kleine Schritte ein großer Erfolg sein können, dass es mehr darauf ankommt, wie sehr man sich wirklich und aufrichtig bemüht, als auf das Ergebnis dieser Bemühungen selbst. „The Royal Tenenbaums“ ist einer der traurigsten Filme, die ich kenne, und gleichzeitig einer der hoffnungsvollsten. Es sind die leisen Zwischentöne, auf die es ankommt. Ein Film, der die gesamte Aufmerksamkeit beansprucht, diese aber reich entlohnt.


9,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Asteroid City (2023)

Regie: Wes Anderson
Original-Titel: Asteroid City
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama, Komödie, Science Fiction
IMDB-Link: Asteroid City


Es gibt ja zwei Arten von Menschen: Jene, die im Sommer bei über 30 Grad bevorzugt im Freien herumturnen (vorzugsweise natürlich im Freibad), und es gibt herbstliche Gewächse wie Kürbisse beispielsweise, die sich bei solchen Temperaturen lieber in einen dunklen, klimatisierten Kinosaal verkriechen, da sich der Aggregatszustand draußen rasend schnell von fest in flüssig ändert. Das Wüstensetting von Wes Anderson neustem Film „Asteroid City“ passt immerhin zu den Außentemperaturen, auch wenn man fairerweise dazu erwähnen muss, dass just an jenem Nachmittag, an dem es den Kürbis samt Kürbisin ins Kino verschlagen hat, ein frühlingshafter Regen über die Stadt niederging. Apropos Regen: Von einem „Besetzungsregen“ kann man durchaus sprechen, wenn man auf die Liste der Beteiligten schaut. Wes Anderson hat den Punkt in seiner Karriere erreicht, an dem er a) für jeden Film mehr Anfragen von renommierten Darsteller:innen reinbekommt, die mit ihm zusammenarbeiten wollen, als er sinnvollerweise ins Drehbuch schreiben kann, und b) einen Zustand der kompletten Selbstreferenz erreicht hat, was aber wurscht ist, weil a). Wenn beispielsweise eine Margot Robbie als Neuzugang im Anderson’schen Universum gerade mal auf einem Foto und ca. eine Minute am Ende zu sehen ist, dann ist es fast schon egal, ob man etwas zu erzählen hat oder nicht. Wobei ich Wes Anderson nicht absprechen möchte, gute Geschichten erzählen zu können. Ich bin ja ein großer Fan seiner Arbeit, doch muss ich auch zugeben, dass die Casts immer größer, die Sets immer geometrischer und die Nebenstränge immer zahlreicher werden, und das geht zulasten der Story. In „Asteroid City“ treffen sich unterschiedliche Charaktere in den 50ern bei einem Meteroidenkrater, um der Verleihung eines Wissenschaftspreises an Jugendliche beizuwohnen, als sie unverhofft Zeugen eines außergewöhnlichen ersten Kontakts mit Außerirdischen werden. (Sehr schön an dieser Stelle ist die akustische Verbeugung vor Tim Burtons Trash-Meisterwerk Mars Attacks! – Wes Anderson kann also auch andere zitieren als sich selbst.) Gleichzeitig wird aber als zweiter Strang die Entstehung dieser Geschichte des Erstkontakts erzählt – in Form von Vorbereitungen auf ein Theaterstück. Ob diese Verschachtelung der Ebenen nun einfach nur dazu gedacht ist, auch alle Schauspieler:innen wirklich unterbringen zu können (Edward Norton als Dramatiker, Bryan Cranston als Erzähler, Adrien Brody als Regisseur, Hong Chau in einer Minirolle als dessen Exfrau, Jeff Goldblum in einer noch kleineren Minirolle als Alien-Darsteller), sei mal dahingestellt. Eine zweite These ist natürlich, dass Wes Anderson mit dieser Ebene selbst Einblick in seinen kreativen Schaffensprozess gewähren wollte, der so wahnwitzig und anders ist, dass kein Anderer jemals so arbeiten kann, ohne des Plagiats beschuldigt zu werden. Wie auch immer: Allein diese bunten, durchkomponierten Tableaus und die witzigen Details machen einen Wes Anderson-Film immer zum Ereignis, und in „Asteroid City“ treibt er diese auf die Spitze. Wenn man das mag: Nur rein ins Kino, auch wenn man vielleicht eher dem Typus „Freibad-Aficionado“ angehört. Wenn man mit Wes Anderson und seinem ganz eigenen Stil allerdings nichts anfangen kann, sollte man um diesen Film lieber einen großen Bogen machen, denn mehr Wes Anderson als hier geht eigentlich nicht. (Wobei mir auffällt, dass ich mir das mittlerweile bei jedem neuen Wes Anderson-Film denke, und dann setzt er dem Ganzen doch noch mal eine neue Krone auf.)


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Pop. 87 Productions//Courtesy of Pop. 87 Productions – © 2022 Pop. 87 Productions LLC, Quelle http://www.imdb.com)

The French Dispatch (2021)

Regie: Wes Anderson
Original-Titel: The French Dispatch
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Komödie, Drama
IMDB-Link: The French Dispatch


Es kommt sehr selten vor, dass mein hochgeschätzter Kollege vom Filmgenuss und ich nicht einer Meinung sind, aber bei Wes Andersons neuestem Werk „The French Dispatch“ haben wir tatsächlich unterschiedliche Auffassungen. Vielleicht liegt es daran, dass ich einer der größten Wes Anderson-Fanboys unter dieser Sonne bin und ich einfach ein besonderes Faible für seine liebevoll arrangierten und absurden Tableaus habe. Seine Filme weisen immer eine ganz eigene Magie auf, die im weltweiten Kino wohl ein Alleinstellungsmerkmal besitzen. In „The French Dispatch“ treibt er seinen Stil noch mal auf die Spitze, und so scheiden sich daran wohl auch die Geister, denn die eigentliche Geschichte rund um den exzentrischen Verlagsleiter eines französischen Ablegers einer amerikanischen Zeitschrift (Bill Murray) rückt hier in den Hintergrund. Vielmehr ist „The French Dispatch“ wie eine Magazinausgabe konstruiert, mit einer kleineren und drei größeren Geschichten aus dem Magazin, die von Geschichte, Kunst, Politik und einem Kriminalfall erzählen. Die Qualität der drei Hauptgeschichten ist dabei uneinheitlich. Während die erste Geschichte rund um einen verurteilten Mörder und Maler vielleicht einer der ganz großen Höhepunkte in Wes Andersons Œuvre ist, fällt die zweite Geschichte zu einer Studentenrevolte doch deutlich ab, wohingegen die finale Story rund um einen Polizeikommissariatskoch und einem überraschenden Entführungsfall wieder mehr Schwung aufnimmt. Doch sind diese Geschichten eben fast schon nebensächlich. Denn im Kern geht es Wes Anderson um das geschriebene Wort. „The French Dispatch“ ist eine Liebeserklärung an Printmedien und beschwört einmal mehr eine Vergangenheit herauf, die in unserer schnelllebigen, technokratischen Zeit nicht mehr reproduzierbar scheint. In diesem Sinne sind Wes Andersons Filme fast schon als museal zu bezeichnen. Auch wenn „The French Dispatch“ nicht der Höhepunkt in Andersons Schaffen darstellt, so ist er für Liebhaber seines melancholisch-absurden Stils ein weiterer Augenschmaus, den man nicht verpassen sollte. Für all jene, die nicht ganz so leicht in seine durchkomponierten Welten hineinfinden, bedeutet der Film hingegen wohl eine Überdosis dieses Stils.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Moonrise Kingdom (2012)

Regie: Wes Anderson
Original-Titel: Moonrise Kingdom
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Komödie, Liebesfilm, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Moonrise Kingdom


An Wes Anderson und seinen Filmen scheiden sich die Geister. Entweder man liebt den Stil und die lakonische, oft indirekte Erzählweise, die gerne mal Umwege nimmt, um die Geschichte von überraschenden Seiten aus zu beleuchten, oder man stört sich an den Manierismen und der scheinbaren Emotionslosigkeit der Erzählung. Ich gehöre mit Herz und Seele zu den Anderson-Fans. Ich liebe seine Filme und halte sie durchwegs für Meisterwerke. Und ja, auch andere Filmemacher/innen haben eine deutlich erkennbare Handschrift, aber um einen Wes Anderson-Film zu erkennen, braucht es nicht viel mehr als eine einzige Einstellung. Was mich aber vollends zum absoluten Groupie macht, ist die Tatsache, dass bei aller stringenten Komposition immer eine wunderschöne Geschichte mit liebevollen Charakteren im Zentrum steht. „Moonrise Kingdom“ ist dafür ein Paradebeispiel. Im Grunde geht es um nicht viel: Zwei Kinder reißen von zuhause aus, um gemeinsam durchzubrennen, kommen aber nicht sonderlich weit, da ihnen die gesamte Insel (darunter Edward Norton, Bruce Willis, Frances McDormand und Bill Murray) auf den Fersen ist. Eine kleine, süße Abenteuergeschichte, bei der man leicht die ernsteren Hintergründe übersehen kann. Denn viele Risse ziehen sich durch die familiären Beziehungen – die im Angesicht der Krise sichtbar werden. Dennoch legt Wes Anderson seinen Fokus nicht darauf, sondern vielmehr auf die Beziehung des jungen Liebespaares (Jared Gilman und Kara Hayward). Ihm gelingt es, diese erste Liebe völlig ernst zu nehmen und glaubhaft zu machen, so künstlich auch das Setting wirkt. „Moonrise Kingdom“ wird im Œuvre Andersons insgesamt ein kleinerer Film bleiben (mit dem neunfach Oscar-nominierten und vierfach ausgezeichneten „Grand Budapest Hotel“ und seinem Durchbruchs-Film „The Royal Tenenbaums“ als Flaggschiffe vorneweg), aber das heißt nicht, dass man auf eine Sichtung verzichten sollte. Wer sich auf Wes Andersons Stil einlassen möchte, wird mit diesem Film reich belohnt.


8,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Focus Features – © 2011 Focus Features, Quelle imdb.com)

Der fantastische Mr. Fox (2009)

Regie: Wes Anderson
Original-Titel: Fantastic Mr. Fox
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Animation
IMDB-Link: Fantastic Mr. Fox


Ich habe größten Respekt vor Stop Motion-Filmen. Diese Fitzelarbeit ist etwas für Fanatiker und Perfektionisten. Glücklicherweise zählt Wes Anderson in genau diese Kategorie. Weshalb er sich der Verfilmung des Buchs von Roald Dahl auf genau diese Weise angenommen hat. Und eines gleich vorweg: Die Qualitäten von Wes Anderson, diese symmetrisch durchkomponierte Bildsprache (die man im Übrigen aktuell noch im Kunsthistorischen Museum Wien bewundern kann, wo er zusammen mit seiner Lebenspartnerin Juman Malouf eine Ausstellung mit dem wunderschönen Titel „Spitzmaus Mummy in a Coffin and Other Treasures“ kuratiert hat), der Stoizismus seiner Charaktere, die pointierten, existentialistisch angehauchten Dialoge – all das geht überraschend gut zusammen mit dem Hühnerdieb Mr. Fox, der in Anbetracht der Schwangerschaft seiner Frau auf ein bürgerliches Leben umsattelt. Allerdings lässt sich die Natur nun mal nicht auf Dauer verleugnen, und die neuerlichen Beutezüge bringen nicht nur Mr. Fox, sondern auch seine ganze Familie und Freunde in Bedrängnis. Da ist Teamarbeit gefragt, um aus dem Schlamassel wieder rauszukommen. „Der fantastische Mr. Fox“ ist detailverliebt und liebevoll inszeniertes Animationsvergnügen für Erwachsene. Auch Kinder könnten ihre Freude damit haben, da die Tiere einfach sehr putzig animiert sind, aber die Geschichte selbst zündet eher beim ausgewachsenen Publikum, das sich mit Sicherheit an der einen oder anderen Stelle wiedererkennt. Wo sind sie geblieben, die Träume der Jugend, wo haben wir sie begraben, die wilde Seite, die Abenteurer und Pionierin werden wollte? „Der fantastische Mr. Fox“ spricht diese Themen fast nebenbei in herrlicher Lakonie an und bietet darüber hinaus eine rührige Familiengeschichte für Groß und Klein. Auch George Clooney als Synchronstimme für den listigen Fuchs muss man hervorheben – er versteht es, die Wes Anderson’sche Bildsprache im Dialog stimmlich zu unterstützen. So ist „Der fantastische Mr. Fox“ eine kleine Perle, die man immer wieder ansehen kann.


8,0
von 10 Kürbissen

Isle of Dogs – Ataris Reise (2018)

Regie: Wes Anderson
Original-Titel: Isle of Dogs
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Animation, Drama, Komödie
IMDB-Link: Isle of Dogs


Mit Wes Anderson ist es so eine Sache. Entweder man liebt seine Filme, oder man kann mit seiner Überstilisierung und seiner Lakonie gar nichts anfangen. Ich gehöre definitiv zur ersten Gruppe. Und so gibt es kaum einen Film, auf den ich mich in der letzten Zeit mehr gefreut habe als auf „Isle of Dogs“, den neuen Stop Motion-Animationsfilm von Wes Anderson, der in diesem Genre schon mit „Der fantastische Mr. Fox“ zu begeistern wusste. „Isle of Dogs“ erzählt die sehr japanische Geschichte der Verbannung aller Hunde auf eine Müllinsel, da der diktatorisch agierende Bürgermeister Kobayashi Hunde hasst. Auch der Hund seines Mündels Atari wird deportiert. Das lässt nun eben jener 12jähriger Atari nicht auf sich sitzen, also kapert er kurzerhand ein Flugzeug, um auf die Müllinsel zu fliegen und nach seinem Hund zu suchen. Dort macht er schnell die Bekanntschaft eines Rudels, vom Streuner Chief angeführt, das ihm fortan bei der Suche zur Seite steht. „Isle of Dogs“ ist ein warmherziges Plädoyer für Außenseiter und Ausgestoßene. Es geht um Treue, um Loyalität, um Freundschaft. Es ist einfach, Parallelen zu heutigen Problemen und politischen Entwicklungen zu ziehen, und doch funktioniert der Film gleichermaßen für sich selbst, auch wenn man die politische Agenda ausblendet. Auch das Handwerkliche ist wieder mal auf eine für Wes Anderson typische Weise brillant – diese unglaubliche Liebe zum Detail, die Figurenzeichnung, die Musik von Alexandre Desplat, das alles trägt dazu bei, dass „Isle of Dogs“ fantastisch aussieht. Selten hat Andersons geometrisch durchkomponierter Stil so gut gepasst wie bei diesem Film. Ein weiteres Meisterwerk von Wes Anderson, das bei mir sofortige Liebesgefühle erweckt hat, und die Erstbewertung von 9,5 könnte nach mehrmaliger Sichtung auch noch zur 10 werden und „Isle of Dogs“ damit in die Riege der absoluten Lieblingsfilme aufsteigen.


9,5
von 10 Kürbissen

(Foto: (c) 2017 Twentieth Century Fox)