1001 Filme

Halloween – Die Nacht des Grauens (1978)

Regie: John Carpenter
Original-Titel: Halloween
Erscheinungsjahr: 1978
Genre: Horror
IMDB-Link: Halloween


Für die Entwicklung der Einwohnerzahl idyllischer Kleinstädte, in denen niemand seine Vordertür absperrt, ist es eher suboptimal, wenn ein psychopathischer Killer aus der Irrenanstalt entflieht und es sich in der Stadt gemütlich macht. Wir präsentieren: Michael Myers in seinem Leben vor Austin Powers. Damals, Ende der 70er, ist er noch mit einem scharfen Messer und einer weißen Maske in Haddonfield, Illinois, unterwegs und schlitzt junge Damen lieber auf als mit ihnen ins Bett zu steigen. De gustibus non est disputandum. Naturgemäß finden die Opfer, allen voran die junge Laurie (die künftige Scream Queen Jamie Lee Curtis), eher weniger Gefallen an seinem Hobby – ein klassischer Interessenskonflikt also. Der wird aber nicht groß ausdiskutiert, sondern mit Klingen beseitigt. „Halloween“ von John Carpenter, zurecht einer der großen Horrorklassiker der letzten fünf Jahrzehnte, fackelt nicht lange herum, sondern konzentriert sich auf das Wesentliche. Wer ausgefeilte Charakterentwicklungen oder vertrackte Seitenwege in der Story erwartet, ist mit diesem Film schlecht beraten. Auch folgen die Handlungen der Figuren eher der klassischen Horrorfilmlogik, verhalten sich also immer, wenn’s brenzlig wird, erst einmal so dumm wie nur irgendwie vorstellbar, aber das macht nichts, wenn das Geschehen so spannend inszeniert ist wie hier. Vor allem die Kamerafahrten seien hervorgehoben, die den Zuseher Teil des Geschehens werden lassen. Das ist schon die große Kunst der Filmschule, die John Carpenter hier präsentiert. Natürlich hat aber der Zahn der Zeit auch an diesem Film genagt, und was unsere Elterngeneration noch Nägel beißend ganz tief in die Couch gedrückt hat, entfaltet beim abgestumpften Publikum von heute nicht mehr ganz seine Wirkung. Was für den Kürbis eures Vertrauens eine gute Sache ist, denn ihr wisst ja: Das ist ein Schisser, der sich viele der Horrorfilme von heute nicht einmal hinter vorgehaltener Hand ansehen kann. Im Buch „1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist“ erfährt „Halloween“ seine gerechte Würdigung, und ja, zumindest einmal sollte man den Film schon mal gesichtet haben, allein schon der filmhistorischen Bedeutung wegen. Und: Er ist halt auch sehr unterhaltsam.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1978 Compass International Pictures, Quelle: http://www.imdb.com)

Meine Nacht bei Maud (1969)

Regie: Éric Rohmer
Original-Titel: Ma nuit chez Maud
Erscheinungsjahr: 1969
Genre: Drama, Liebesfilm
IMDB-Link: Ma nuit chez Maud


Ein braver Kirchgänger, 34 Jahre alt, der gerade von einigen Auslandsjahren in die französische Provinz nach Clermont-Ferrand zurückgekommen ist, trifft auf seinen Jugendfreund, der ihn mit einer Freundin bekannt macht: der geschiedenen Ärztin Maud. Da sich draußen schon bald ein Schneetreiben entwickelt und Maud darauf besteht, dass Jean-Louis, der Katholik, bei ihr bleibt, wird dieser schon bald mit einem Zwiespalt konfrontiert, der ihn ihm tobt. Als gläubiger Christ schätzt er nichts höher als das Sakrament der Ehe, und sein Plan ist es auch, sich bald zu verheiraten – am besten in die hübsche Françoise, die er in der Kirche gesehen, die er sich aber noch nicht anzusprechen getraut hat – doch Maud, verführerisch, belesen und auch ein wenig vom Leben desillusioniert, fordert ihn heraus, sich diesem Konflikt zu stellen. „Meine Nacht bei Maud“ war der größte Kinoerfolg von Éric Rohmer, und man kann auch nachvollziehen, was diesen Erfolg gebracht hat. Denn zum einen ist der Film unglaublich gut gespielt, mit Jean-Louis Trintignant und Françoise Fabian, die sich wie in einem intensiven Tennismatch die Bälle zuschießen und zwischen denen es spürbar knistert. Auch Antoine Videz und Marie-Christine Barrault in Nebenrollen spielen sehr überzeugend. Schöne Menschen sind sie zudem alle. Zum anderen verarbeitet der Film, wenn auch in kühl vorgetragenen, sehr abstrakten Diskussionen, den gut nachvollziehbaren Konflikt zwischen Rollen, die uns zugetragen wurden (in diesem Fall jene des gläubigen Kirchgängers), und dem tief liegenden Begehren. Die Moral ist das, was dazwischen liegt. Dass Jean-Louis ausgerechnet Mathematiker ist und sich so die Welt fast formelhaft zurechtlegen möchte, letztlich aber daran scheitert, ist ein hübsches Detail. Kein einfacher Film, sondern einer, bei dem man konzentriert dabeibleiben muss, doch lohnt es sich, diesem intellektuellem Pingpong zuzuhören, regt es doch weitere Gedanken an, ohne allerdings intellektuell komplett zu überfordern. Zurecht einer der 1001 Filme, die man gesehen haben sollte, ehe das Leben vorbei ist.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.tobis.de)

Big (1988)

Regie: Penny Marshall
Original-Titel: Big
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Komödie, Fantasy
IMDB-Link: Big


Karrieregeile Nymphomanin vögelt 13-jährigen, der seine eigene Entführung vorgetäuscht und sich durch Betrug ein zweifelhaftes Einkommen erwirtschaftet hat. Zugegeben, „Big“ hat seine problematischen Seiten. Und doch gibt es kaum jemanden, der mit Penny Marshalls Fantasykomödie mit Tom Hanks und Elizabeth Perkins in den Hauptrollen aufgewachsen ist und der Erwähnung des Films keine leuchtenden Augen bekommt. Nie wurde die Zuschreibung „das Kind im Manne“ charmanter und humorvoller umgesetzt als mit diesem Film. Josh, noch 12 Jahre alt, wünscht sich nichts sehnsüchtiger, als endlich groß zu sein. Ein dubioser Spielautomat auf einem Jahrmarkt erfüllt ihm diesen Wunsch, und so schlägt sich das Kind fortan im Körper von Tom Hanks durch das Leben. Nach anfänglichen Schwierigkeiten beginnt Josh, bei einer Firma, die Spielzeug vertreibt, zu arbeiten – passender kann ein erster Job gar nicht sein. Dort behauptet er sich mit seinem eigenen, kindlichen Charme und viel Spieltrieb in der Welt der Erwachsenen, sodass sogar die attraktive Kollegin Susan auf ihn aufmerksam wird. Die größte Stärke von „Big“ ist seine kindliche Unschuld, die Tom Hanks, damals am Anfang seiner Weltkarriere, so gut transportiert, dass er dafür sogar seinen ersten von bislang vier Golden Globes nach Hause nehmen durfte. Selbst die bereits angesprochene romantische Beziehung wird von Naivität auf beiden Seiten getragen, was der an und für sich kritisch zu betrachtenden Storyline einiges an Schärfe nimmt. Dadurch wird diese zum Quell für einige sehr komische Szenen. Und dann wäre da noch die berühmte Piano-Szene. Will man erforschen, warum „Big“ so erfolgreich wurde und auch heute noch seine Fans hat, kommt man um diese nicht herum. Denn diese Szene, als der kindliche Josh beim Streifzug durch den Spielzeugladen auf ein Bodenklavier stößt und zusammen mit dem väterlichen CEO der Spielzeugfirma (Robert Loggia) ein vergnügliches Duett anstößt, ist sinnbildlich für den Spaß, für die Freude am Spieltrieb und am Jung-und-Ausgelassen-Sein, den der Film verkörpert und mit jeder Szene lebt.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Der Texaner (1976)

Regie: Clint Eastwood
Original-Titel: The Outlaw Josey Wales
Erscheinungsjahr: 1976
Genre: Western
IMDB-Link: The Outlaw Josey Wales


Clint Eastwood und Western: Das gehört zusammen wie Topfenstrudel und Vanillesauce, wie die Südosttangente und der Morgenverkehr, wie Texas und die NRA. Kaum jemand hat ein ganzes Genre so geprägt wie Clint Eastwood den Western. Gut, in diesem Fall hat John Wayne noch ein Wörtchen mitzureden, aber es lässt sich jedenfalls sagen, dass Eastwood der legitime Nachfolger von Wayne in diesem Genre ist. Doch geht Eastwood die Filme in „seinem“ Genre mit mehr Hirn an, auch das lässt sich sagen. Während sich John Wayne in der Rolle des heldenhaften Obermachos gefiel, sind Eastwoods Charaktere, so schweigsam sie auch sein mögen, mit mehr Tiefgang ausgestattet. „Der Texaner“, unter seiner Regie 1976 in die Kinos gekommen, ist in diesem Fall der Südstaatenfarmer Josey Wales, dessen Frau und Kind während des Bürgerkriegs von einer Gang von Nordstaaten-Guerillas ermordet wird. Wales schwört Rache und schließt sich seinerseits nun einer Bande von Südstaaten-Kämpfern an. Diese Guerilla-Truppen gab es tatsächlich auf beiden Seiten, und keine Bande war in ihrem Morden, Brandschatzen und Vergewaltigen besser als die andere. Irgendwann endet der Krieg, und Wales‘ Trupp wird in einen Hinterhalt gelockt. Als einziger, der sich den siegreichen Nordstaaten nicht ergibt, wird Josey Wales zum gejagten Outlaw. Seine Flucht wird zur Odyssey, die immer wieder zu neuen Begegnungen führt: Mit den Indianern Lone Watie (Chief Dan George mit einer grandiosen Darstellung) und Little Moonlight (Geraldine Keams), mit einer Familie von Siedlern (unter anderem Sondra Locke), und nach und nach rückt die Rachegeschichte in den Hintergrund. Doch das Schicksal bleibt Josey Wales auf den Fersen. Warum „Der Texaner“ heute als ein absoluter Genre-Klassiker gilt und in die Liste der 1001 Filme, die man gesehen haben sollte, ehe das Leben vorbei ist, aufgenommen wurde, erschließt sich mit jeder Szene, jeder Einstellung mehr: Statt einer geradlinigen, actionreichen Rachegeschichte erzählt Eastwood vom Miteinander und Gegeneinander in einem Land und einer Zeit, in der jedermann auf sich selbst gestellt war. Dabei werden Klischees angedeutet, um dann meisterhaft umschifft zu werden. Eine spürbare Charakterentwicklung ist Eastwood wichtig, und das gilt für all seine Figuren. Das zieht sich auch durch all seine Regiearbeiten: Es gibt in seinen Filmen kaum Schwarz-Weiß. Es sind die Grautöne, die ihn als Filmemacher faszinieren. „Der Texaner“ ist hiervon keine Ausnahme. Nicht verunsichern lassen durch den unten verlinkten Trailer, der führt diesbezüglich in die Irre. Daher lautet meine klare Empfehlung, sich den Film trotz des Trailers anzusehen.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1976 – Warner Bros. All rights reserved. Quelle http://www.imdb.com)

Muriels Hochzeit (1994)

Regie: P. J. Hogan
Original-Titel: Muriel’s Wedding
Erscheinungsjahr: 1994
Genre: Komödie, Drama
IMDB-Link: Muriel’s Wedding


„Muriels Hochzeit“ von Paul J. Hogan (nicht zu verwechseln mit seinem Landsmann „Crocodile Dundee“ Paul Hogan), die australische Überraschungstragikomödie aus dem Jahr 1994, ist einfach zu beschreiben: Jede Menge selbstgerechte und selbstsüchtige Arschlöcher tun ihren Mitmenschen kaltblütig Gemeinheiten an, bis die Situation eskaliert. Daran ändern nicht einmal die gut gelaunten ABBA-Songs, die den Soundtrack dominieren. Das Überraschende dabei ist, dass Hauptfigur Muriel zunächst einmal moralisch nicht über ihren Bully-Freundinnen oder dem egozentrischen Vater, ein schmieriger Stadtrat, steht. Sie stiehlt, sie lügt und vor allem: Sie lügt sich selbst etwas vor. Eine Traumhochzeit möchte sie feiern, doch hatte das schüchterne Mauerblümchen bislang noch nicht einmal einen Freund. Aber ein Lügengespinst ist schnell gesponnen, und mit Papas Kröten, die man sich einfach dank Blankoscheck einverleibt, scheint ein Neustart im fernen Sydney zusammen mit der besten Freundin möglich. Und als schließlich per Zeitungsannonce eine Braut für einen südafrikanischen Schwimmstar, der bei den nächsten olympischen Spielen für Australien antreten möchte, gesucht wird, scheint sich der Traum der Hochzeit in Weiß zu erfüllen. Wenn man allerdings hinter die scheinbar leichten, fluffigen Szenen blickt, die stets anzudeuten scheinen: „Lebe deinen Traum!“, dann tun sich die schon besagten Abgründe auf. Der Film macht es seinem Publikum nicht leicht, ihn zu mögen. Und wer eine amüsante Rom-Com erwartet, wird sich gegen Ende im falschen Film wähnen. Diese Ambivalenz muss man anerkennen, genauso wie die schauspielerische Leistung der damals noch blutjungen Toni Colette, eine der begnadetsten ihrer Zunft. Dennoch vermag nicht jede Szene oder jeder Einfall gleichermaßen mitzureißen. Viele Figuren bleiben zu klischeehaft gezeichnet und zeigen wenig bis gar keine Entwicklung. Es scheint manchmal fast, als würde der Film gelegentlich vergessen, dass sie überhaupt da sind. Dennoch ist „Muriels Hochzeit“ auch heute noch als sozialkritische Tragikomödie durchaus sehenswert und Teil der Liste der 1001 Filme, die man gesehen haben muss, ehe das Leben vorbei ist.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Die Ferien des Monsieur Hulot (1953)

Regie: Jacques Tati
Original-Titel: Les Vacances de Monsieur Hulot
Erscheinungsjahr: 1953
Genre: Komödie
IMDB-Link: Les Vacances des Monsieur Hulot


Unter den 1001 Filmen, die man gesehen haben sollte, ehe das Leben vorbei ist, befindet sich auch Jacques Tatis „Die Ferien des Monsieur Hulot“, sein erster Langfilm rund um den sympathischen, leicht schusseligen Gentleman. Meine erste Begegnung mit Tati, unter Filmkritikern und -historikern anerkanntermaßen eine Koryphäe seines Fachs, fällt ambivalent aus. Zunächst muss man sich von dem Gedanken verabschieden, einen Film mit einer durchgängigen Handlung zu sehen. Vielmehr ist „Die Ferien des Monsieur Hulot“ eine Aneinanderreihung von kurzen Sketches und visuell komischen Einfällen rund um den besagten Monsieur Hulot (Jacques Tati selbst) und weitere Feriengäste eines französischen Strandhotels. Dabei ist Monsieur Hulot, der im ganzen Film nur ein einziges Wort spricht, nämlich seinen Namen, nicht der Einzige, der für Chaos und Verwirrung sorgt, wenngleich er den Löwenanteil daran trägt. Wenn es um körperlichen Slapstick geht, fällt einem sofort Charlie Chaplin ein, und Jacques Tati bedient sich jedenfalls dieser komödiantischen Tradition. Sein Film könnte genauso gut ein Stummfilm sein und würde dennoch funktionieren. Viel Komik geht von der stoischen Figur des Monsieur Hulot aus, der im Grunde nur friedlich sein Ding machen will, aber aufgrund einer Verkettung unglücklicher Ereignisse ungewollt Chaos stiftet. Die Qualität des Films ist offensichtlich, auch wenn ich die sozialkritische Komponente, für die Tati immer wieder gelobt wird, (noch) nicht erkenne. Problematisch erscheint mir vielmehr die fehlende Struktur des Films, die Verweigerung einer Erzählung, und eben das Gefühl, diese körperliche Komik in früheren Filmen, speziell eben von Chaplin, schon besser gesehen zu haben, auch wenn Tati ein tolles Gespür für Timing hatte. Filmhistorisch ist Tati zweifellos relevant, und viele Szenen in „Die Ferien des Monsieur Hulot“ machen auch heute noch Spaß, aber so ganz ist der Funke nicht übergesprungen. Vielleicht dann beim nächsten Tati.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Aliens – Die Rückkehr (1986)

Regie: James Cameron
Original-Titel: Aliens
Erscheinungsjahr: 1986
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Aliens


Es ist ja schon mal recht ungut, wenn man als einzige Überlebende nach einem ungünstig verlaufendem Zusammenstoß mit einer fremden Lebensform auf die Erde zurückkehrt. Noch blöder ist es, wenn einem niemand Glauben schenken möchte. Und so richtig eklig wird es, wenn man erfährt, dass auf dem Mond, von dem man gerade mit knapper Not zurückgekommen ist, nun eine ganze Kolonie existiert – ein wortwörtlich gelungenes Fressen für außerirdische Xenomorphe, die auf dem Mond zurückgeblieben sind. Also muss sich Lt. Ripley (Sigourney Weaver) erneut dem Kampf stellen, diesmal aber in Begleitung schwerbewaffneter Marines, die ihr ganzes Hirn aber im Abzugsfinger geparkt zu haben scheinen. Es kommt, wie es kommen muss. Zunächst will niemand auf die Verrückte hören, die vor tödlichen Aliens warnt, dann kommt das große Gemetzel, und plötzlich hört man der Dame dann doch genau zu. Man hätte sich das Spritzen der Gedärme ja sparen können, hätte man von Anfang an auf die Frau gehört – ein Motiv, das sich durch die ersten Alien-Filme zieht. Den Xenomorphen, die im zweiten Teil im Rudel auftreten, ist das aber nur recht, also wird gemeuchelt, was das Zeug hält. James Cameron meinte zu „Aliens“, dass dieser Film seine Version des Vietnam-Kriegs sei. Wenn er seine testosterongesteuerten Soldaten wie wild um sich ballern lässt, diese aber dennoch der Reihe nach dezimiert werden, liegt die Analogie klar auf der Hand. Um es in Camerons eigenen Worten zu sagen: „Die Parallelen zur Kampfsituation in Vietnam sind klar: Volles Rohr und nichts im Kopf!“ In „Aliens“ zeigt sich, welch Horror der Krieg ist. Und dass die Gräuel auch nicht vor Unschuldigen Halt machen – in diesem Fall vor der kleinen Rebecca, genannt „Newt“, derer sich Lt. Ripley annimmt und die sie zu beschützen versucht. Doch wer einmal dem Grauen ins Auge geblickt hat, trägt dieses den Rest seines Lebens mit sich. Aufgrund der überzeichneten Dummheit der Marines ist für mich der zweite Teil der Alien-Saga nicht ganz auf dem (überirdischen) Niveau des ersten Films, dennoch mit Recht einer der 1001 Filme, die man gesehen haben sollte, ehe das Leben vorbei ist und ein eigenständiger Klassiker seines Genres.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979)

Regie: Ridley Scott
Original-Titel: Alien
Erscheinungsjahr: 1979
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Alien


Man muss Jennifer Lawrence ja unendlich dankbar sein, dass sie den Weg für Frauen als Actionheldinnen geebnet hat. Ursprünglich sollte die Hauptrolle in Ridley Scotts Science Fiction-Schocker „Alien“ ja an Paul Newman gehen, aber nachdem Scott die couragierte Leistung von Lawrence in „Die Tribute von Panem“ gesehen hatte, konnte er nicht anders, als der damals noch unbekannten Darstellerin Sigourney Weaver die Rolle anzubieten. Gerüchten zufolge wollte Scott eigentlich Jennifer Lawrence selbst als Ripley besetzen, doch die hatte aufgrund des Drehs zu „Silver Linings Playbook“ keine Zeit. Immerhin gelang Scott der Besetzungscoup, den höchsttalentierten Xenomorph aus fernen Welten zu seiner ersten Filmrolle zu bewegen, und auch wenn die Figur erst einmal nur als Nebenrolle angelegt war, so hinterließ der Nachwuchsdarsteller einen ordentlichen Eindruck. (Auch wenn die Gerüchteküche besagt, dass er am Set nicht allzu beliebt war, da er ständig das Essen seiner restlichen Cast-Mitglieder, darunter John Hurt, Ian Holms, Tom Skerritt und Harry Dean Stanton, ansabberte.) Man muss froh darüber sein, dass die ursprüngliche erste Besetzungswahl für den Außerirdischen mit den schlechten Manieren keine Zeit hatte, aber Elon Musk war gerade mit der Übernahme von Twitter beschäftigt. Der Schaden der Filmfans sollte es nicht gewesen sein. „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ ist der Monsterhorrorfilm schlechthin und einer der besten und atmosphärisch dichtesten Filme aller Zeiten. Dieser Film warf das unschuldige Science Fiction-Genre aus der Kinderstube direkt in den Dreck und Schlamm der dunklen Seitengässchen im gefährlichsten Viertel der Stadt. Phaser auf Betäubung? Nein, hier kommen die Flammenwerfer!


9,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Panzerkreuzer Potemkin (1925)

Regie: Sergei Eisenstein
Original-Titel: Bronenossez Potjomkin
Erscheinungsjahr: 1925
Genre: Historienfilm, Propagandafilm, Drama
IMDB-Link: Bronenossez Potjomkin


Sucht man nach dem besten Film aller Zeiten, gibt es viele Kandidaten: „Citizen Kane“. Satanstango. „The Shawshank Redemption“. Casablanca. „Der Pate“. „Der Pate 2“. The Room. In den 50er Jahren befand jedenfalls ein Gremium, „Panzerkreuzer Potemkin“ von Sergei Eisenstein wäre der bis dato beste Film aller Zeiten. Und diese Entscheidung ist durchaus nachvollziehbar. Denn der Propagandafilm, der das Hohelied auf die Russische Revolution und den Kommunismus singen sollte, entpuppt sich als bildgewaltiges, technisch bahnbrechendes und subversives Kino, das bis heute nichts von seiner Relevanz eingebüßt hat. Vordergründig zeichnet Eisenstein die (gescheiterte) Revolution von 1905 nach, im Konkreten die Meuterei der Matrosen auf dem Kriegsschiff Potemkin, die sich dagegen wehren, verfaultes Fleisch essen zu müssen. Nachdem sie das Schiff übernommen und Zuspruch durch die Bevölkerung erfahren haben, kommt es in Odessa zur blutigen Katastrophe. Für die Treppenszene ist der Film berühmt, doch wäre es falsch, ihn allein auf dieses beklemmend inszenierte Massaker zu reduzieren. Jedes Bild ist eine Komposition für sich. Mit ungewöhnlichen Kameraperspektiven und innovativen Schnitten reizte Eisenstein die Möglichkeiten des immer noch jungen Mediums Film aus und setzte neue Maßstäbe. Die Geschichte selbst ist dicht und in 70 Minuten kompakt erzählt. Es ist purer Perfektionismus in allen Details, der „Panzerkreuzer Potemkin“ auszeichnet. Perfektionismus allein reicht aber nicht für einen relevanten Film – frage nach bei Leni Riefenstahl. Ja, „Panzerkreuzer Potemkin“ wurde als Propagandafilm in Auftrag gegeben und man kann zur darin vertretenen Ideologie stehen, wie man will, doch bringt Eisenstein (da sind wir bei der oben angesprochenen Subversion) größere Fragen nach Menschlichkeit in diesem Film unter. Hier kämpfen Menschen gegen ein sie unterdrückendes System, und Eisensteins feinfühlige Regie führt zu einer Erzählung, die außerhalb politischer Wertungen steht und daher Allgemeingültigkeit für sich beanspruchen kann.


9,0 Kürbisse

(Bildzitat: © Walt Disney Studios, Quelle http://www.imdb.com)

Falsches Spiel mit Roger Rabbit (1988)

Regie: Robert Zemeckis
Original-Titel: Who Framed Roger Rabbit
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Animation, Komödie, Krimi
IMDB-Link: Who Framed Roger Rabbit


Sein Name ist Hase, und er weiß von nichts. Das ist ein Problem, denn er, Roger Rabbit, ist Hauptverdächtiger in einem Mordfall. Verzweifelt wendet sich der Cartoon-Hase an den Privatdetektiv Eddie Valiant (Bob Hoskins), doch der will von durchgeknallten Zeichentrickfiguren nichts mehr wissen, seit eine davon seinen Bruder auf dem Gewissen hat. Doch Roger Rabbit kann sehr überzeugend sein und schon bald geht es nicht drunter und drüber in Los Angeles und dem angrenzenden Toon Town. „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ ist ein zeitloser Klassiker, der auf unnachahmliche Weise und für seine Zeit visionär Zeichentrick und Spielfilm miteinander verbunden hat. Die Effekte zünden auch heute noch, hier existieren nicht zwei Kunstformen nebeneinander, sondern in einer unvergleichlichen Symbiose miteinander. So genial aber auch diese technische Machart des von Robert Zemeckis inszenierten und von Steven Spielberg produzierten Films ist, das Herzstück sind die spannende und temporeich erzählte Geschichte und die liebevoll in Szene gesetzten Figuren. „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ ist damit nicht nur einfach ein technisch großartiger Film, sondern schlicht ein großartiger Film – in allen Belangen. Und auch heute, 35 Jahre nach Erscheinen, ein schier endloser Schatz wundervoller Zitate, die längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind. „Ich bin nicht schlecht. Ich bin nur so gezeichnet.“ Ein Jahrhundert-Film, verdient aufgenommen auf die Liste der 1001 Filme, die man gesehen haben muss, ehe das Leben vorbei ist.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © Walt Disney Studios, Quelle http://www.imdb.com)