Action

Spider-Man: Homecoming (2017)

Regie: Jon Watts
Original-Titel: Spider-Man: Homecoming
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Action, Fantasy, Komödie, Science Fiction
IMDB-Link: Spider-Man: Homecoming


Tobey Maguire war Spider-Man. Andrew Garfield war Spider-Man (und diese Filme habe ich schon gar nicht mehr gesehen, weil mich dieser Aufguss – ob berechtigter- oder unberechtigerweise – nicht interessiert hat. Und nun ist Tom Holland Spider-Man. Schon in „The First Avenger: Civil War“ wurde diese Figur wieder neu ins aktuelle Marvel Cinematic Universe eingeführt, und da dachte ich mir schon: Jep, das könnte tatsächlich funktionieren. Und so gab ich auch dem neuen, neuen Spider-Man eine Chance und wurde nicht enttäuscht. Denn eigentlich ist „Spider-Man: Homecoming“ gar kein Action-Kracher. Vielmehr ist es eine wirklich witzige und von Tom Holland sehr gut getragene Teenager-Komödie, die ihren Schwerpunkt auf das Biotop „High School“ legt. Peter Parker muss sich zunächst einmal den üblichen Kämpfen eines Teenagers stellen. Er ist ein bisschen ein Außenseiter in der Schule, nicht unbeliebt, aber von Manchen doch gemobbt, er hat sich in das hübscheste Mädchen der Schule verknallt und hadert nun mit dem Zwiespalt, ihr imponieren zu wollen und sich gleichzeitig nicht trauen, sie anzusprechen, er hat schulische Verpflichtungen, die ein bisschen gegen seinen eigenen Zeitplan gehen (denn hey, er ist ja Spider-Man und als freundliche Spinne aus der Nachbarschaft wird er eben auch dort gebraucht), und er will endlich etwas bewegen, ernst genommen werden, erwachsen werden. Er will nicht mehr als Kind behandelt werden. Gerade dieser Wunsch bringt ihn auf Konfrontationskurs mit dem Schurken Vulture (Michael Keaton in einer selbstironischen Adaption seiner selbstironischen Rolle in „Birdman“). Was schön ist an dem Film: Bei aller Situationskomik nimmt er seine Figuren ernst. Die Probleme eines Teenagers werden greifbar dargestellt, und der Schurke ist nicht einfach ein Oberbösewicht mit einer oberschurkischen Agenda, sondern einfach ein Mann, der seine Familie ernähren will und dafür recht unkonventionelle Wege findet und natürlich angepisst ist, wenn ihm so eine kleine, rotzfreche Spinne in die Suppe spucken möchte. (Ganz groß ist hierbei die erste End-Credit-Szene – hier sieht man noch einmal sehr deutlich, dass sich die Autoren und Macher sehr wohl intensiv Gedanken über ihre Figuren gemacht haben.) Im Grunde geht es aber nicht um den Kampf Gut gegen Böse, den man so oft schon gesehen hat, sondern eben um die Frage: Wer bin ich, wer kann ich sein, wer will ich sein, und wie erreiche ich, dass mich meine Umwelt auch so wahrnimmt, auch wenn ich das, was ich sein will, aktuell noch nicht nach außen darstellen kann? Dabei werden keine dramatischen Verrenkungen der Figuren in Kauf genommen, es gibt keine Epiphanie, keine große Erleuchtung – alles wirkt sehr organisch und aus den Figuren selbst herauskommend. Hier macht „Spider-Man: Homecoming“ fast alles richtig, ist jedenfalls besser und glaubwürdiger als der erste Spider-Man-Film mit Tobey Maguire. Ein bisschen Probleme hat der Film vielleicht mit der Story selbst, die zuweilen etwas gar beiläufig erzählt wird. Aber das ist okay – der Fokus lag bei diesem Spider-Man eben woanders. Und so sehe ich den Film auch als Coming-of-Age-Komödie, bei dem der Held halt zufälligerweise auch Superkräfte besitzt. Seine Probleme kann er damit aber auch nicht lösen, was „Spider-Man: Homecoming“ sehr sympathisch macht.


7,5
von 10 Kürbissen

Baby Driver (2017)

Regie: Edgar Wright
Original-Titel: Baby Driver
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Baby Driver


Edgar Wright ist einer meiner cineastischen Helden. Seine Blood-and-Ice-Cream-Trilogie („Shaun of the Dead“, „Hot Fuzz“ und „The World’s End“) sind großartige, augenzwinkernde Genre-Parodien mit trockenem britischem Humor, und auch „Scott Pilgrim vs. the World“ habe ich sehr gefeiert – das ist ein Film, den ich mir jederzeit ansehen kann, danach habe ich einfach gute Laune. „Baby Driver“ ist das neueste … nun ja … Baby von Edgar Wright. Zwei filmische Assoziationen werden beim Ansehen sofort geweckt: „Drive“ von Nicolas Winding Refn (einer meiner Lieblingsfilme der letzten Jahre) und „Kingsman“ von Matthew Vaughn, auch ein toller mit wunderbar selbstironischem Humor. So gesehen waren die Erwartungen, die ich an „Baby Driver“ hatte, sehr hoch. Nur wurden die leider nicht ganz erfüllt. Der Film macht durchaus Spaß, ist unterhaltsam und actionreich und damit auch sehr kurzweilig, und doch entpuppt sich – jedenfalls für mich – gerade die Besonderheit des Films, die ihn hervorheben soll aus der Masse der Standard-08/15-Actionkracher als größte Schwäche: nämlich der Kniff, dass Baby, der jugendliche Fluchtfahrer, aufgrund eines Unfalls in seiner Kindheit an Tinnitus leidet und daher stets Musik hören muss – die Musik ist dann auch der Soundtrack zum Geschehen und zum Teil sehr asynchron zur Handlung. Da fetzt dann durchaus einmal Queens ausgelassener „Brighton Rock“ beim dramatischen Showdown in die Ohren und das nervenzerfetzende nächtliche Treffen mit gefährlichen Schurken in einer Lagerhalle wird fröhlich mit „Tequila“ eingeleitet. Das ist alles ganz witzig, wird aber an manchen Stellen einfach too much. Im Grunde degradiert der permanente Soundtrack „Baby Driver“ zu einem actionreichen, zwei Stunden dauernden Musikvideo. Das ist durchaus sehens- und hörenswert, aber „Baby Driver“ zeigt auch unfreiwillig auf, wie wichtig klug und sparsam eingesetzter Soundtrack für das Gelingen eines Films ist. Permanente Beschallung kratzt einfach am Spannungsbogen.


6,0
von 10 Kürbissen

Wonder Woman (2017)

Regie: Patty Jenkins
Original-Titel: Wonder Woman
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Abenteuerfilm, Action, Fantasy, Kriegsfilm
IMDB-Link: Wonder Woman


Nach der Dark Knight-Trilogie von Christopher Nolan ging es qualitativ mit den DC-Comic-Verfilmungen eher bergab. Doch nun sorgt „Wonder Woman“ für Furore. Der erfolgreichste Film einer Regisseurin ever tritt den Cape-bewehrten Macho-Muskelprotzen, die sonst die Leinwand bevölkern, kräftig in den Hintern. Gefeiert wird der Film als feministisches Action-Kino. Das ist schon mal gut – ein breiter Diskurs in dieser Sache ist wichtig. Aber funktioniert der Film auch als solcher, wenn man sich nicht allein auf die Tatsache stützt, dass er eine sehr starke, Ärsche tretende weibliche Hauptfigur hat? Funktioniert er als Sommer-Blockbuster-Action-Kracher? Da fällt mein Urteil ein bisschen differenzierter aus. Zwar unterhält der Film über seine Spielzeit sehr gut und bietet wirklich gute Unterhaltung mit soliden Action-Szenen, aber die Neu-Erfindung der Comic-Verfilmung, als die ihn manche Kritiker gerne sehen würden, ist „Wonder Woman“ nicht. Die Story ist dann doch recht vorhersehbar, die CGI hat auch schon mal besser ausgesehen und Nebenfiguren wie Schurken sind im Grunde recht eindimensional. Was das betrifft, so bleibt die Dark Knight-Trilogie weiterhin der Maßstab für die Branche. Aber geschenkt. „Wonder Woman“ ist gutes Action-Kino mit einer wichtigen Botschaft – nämlich, dass es heutzutage wirklich wurscht sein soll, ob die Welt von einem Mann oder einer Frau gerettet wird, denn Letztere kann das mindestens genauso gut.


7,0
von 10 Kürbissen

Guardians of the Galaxy Vol. 2 (2017)

Regie: James Gunn
Original-Titel: Guardians of the Galaxy Vol. 2
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm, Action, Komödie
IMDB-Link: Guardians of the Galaxy Vol. 2


Nach dem gefeierten „Guardians of the Galaxy“ aus dem Jahr 2014 folgt nun der zweite Streich, und wie immer bei Fortsetzungen darf man gespannt, aber auch ein wenig skeptisch sein. Wird nur noch die Cashcow gemolken oder tatsächlich wieder ein feines Filetsteak serviert? Nach der Sichtung von „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ kann ich nun sagen: Es hat wieder geschmeckt. Der zweite Film, wieder mitgeschrieben und inszeniert von James Gunn, bietet feinstes Popcornkino. „Guardians of the Galaxy“ ist die Packung Smarties, das fröhlich zwischen all den Lindt-Schokoladetafeln der anderen Marvel-Filme hervorgrinst. Und meiner Meinung nach hat der zweite Teil der Filmreihe von vielen entscheidenden Dingen noch etwas mehr als Teil 1: Mehr (liebevoll nerdiger) Humor, mehr Figurentiefe, mehr Emotion. Vor allem das Ende ist ein echter Tränendrücker. Bis man dahin kommt, ist „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ wieder ein sehr buntes Abenteuerkino, ein fast schon psychedelischer Trip – man sieht Farben, die man eigentlich gar nicht sehen kann. Und was den schon angesprochenen Humor betrifft: Ja, am Humor scheiden sich oft die Geister. Vielen wird die kindlich-ausgelassene Art von Humor, die hier zelebriert wird, wohl auf den Zeiger gehen, aber mein inneres Kind hat sich dabei wunderbar amüsiert, ohne dass meine Intelligenz beleidigt worden wäre. Denn diesen Spagat schafft „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ wirklich gut: Auch wenn das alles ein augenzwinkernder Spaß ist, so steckt doch Niveau und Anspruch dahinter. Die Themen, die den Film zusammenhalten, wie Zugehörigkeit, Familie, Verbundenheit, werden durchaus ernst genommen und bieten den emotional aufgeladenen Grundanstrich des Films. In all diesen Belangen halte ich „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ sogar für noch einen Tick besser als den gefeierten Erstling (und ich weiß, dass ich mit dieser Ansicht eher einer Minderheit angehöre, auch wenn der Film grundsätzlich viel Zustimmung erfährt). Nur die Story selbst ist schon eine recht dünne Suppe. Diesen von vielen Fans und Kritikern geäußerte Kritikpunkt kann ich nachvollziehen, dem muss ich zustimmen. Aber egal: Wie Teil 1 bietet auch der zweite Teil allerbeste und kurzweilige Abendunterhaltung mit sehr hohem Spaßfaktor und einer Achterbahnfahrt durch alle Emotionen.


8,0
von 10 Kürbissen

Guardians of the Galaxy (2014)

Regie: James Gunn
Original-Titel: Guardians of the Galaxy
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Guardians of the Galaxy


And now for something completely different. Von Godards belesenen Nichtschwimmern zu gutherzigen Schurken im Weltall. „Guardians of the Galaxy“ war 2014, als er in den Kinos anlief, ein frischer neuer Anstrich für das Marvel-Superhelden-Universum, das sich zeitweise zu ernst nimmt. Die Guardians of the Galaxy sind da anders, unkonventioneller – eine Truppe zusammengewürfelter Antihelden, angeführt natürlich vom einzigen Menschen der Runde, Space Lord Motherfucker!, äh nein, Starlord natürlich (sympathisch verkörpert von Chris Pratt), dazu kommen ein sarkastisch-depressiver sprechender Waschbär, ein Baum, ein einfältiges Muskelpaket und eine grünhäutige Schönheit (ich glaube, allmählich entwickle ich einen kleinen Crush auf Zoe Saldana, auch wenn ich bei ihrem Anblick immer noch den Impuls verspüre, sie zum Essen einzuladen – und zwar zu irgendwas Kalorienreichem). Die Mischung funktioniert. Das Universum der Guardians of the Galaxy ist kaugummibunt und quietschvergnügt. Neben all den Schießereien und Explosionen, die es für ein zeitgemäßes Sci-Fi-Actionfeuerwerk braucht, bleibt genügend Zeit für lockere Sprüche und ein bisschen Backstory, um die Figuren auch fest zu verankern. Nach der zweiten Sichtung stellt man fest, dass „Guardians of the Galaxy“ ein schöner Genrebeitrag sind, aber trotz des eher unkonventionellen Anstriches dann doch nichts neu erfindet und sehr gut gemachtes, sympathisches Standard-Hollywood-Kino bleibt. Aber das passt. Der Film macht Spaß, und man kann ihn sich immer wieder ansehen – am besten an einem grauen, verregneten Nachmittag, denn die Welt ist nach dem Ansehen definitiv ein bisschen bunter.


7,5
von 10 Kürbissen

Kong: Skull Island (2017)

Regie: Jordan Vogt-Roberts
Original-Titel: Kong: Skull Island
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Abenteuerfilm, Action, Fantasy
IMDB-Link: Kong: Skull Island


Da ist er wieder, der große, grimmige Affe. Und während sich der Originalfilm aus den 30ern sowie Peter Jacksons Neuverfilmung Zeit nehmen, ehe sie den haarigen Burschen in all seiner Pracht enthüllen, geht Jordan Vogt-Roberts in „Kong: Skull Island“ von Anfang an drauf. Schon in der Eingangssequenz wird klar: Hier kommt Großes auf uns zu! Und so dauert es auch nicht lang, und schon sind wir mitten im schönsten Gemetzel Mensch gegen Affe, wobei die Soldaten, die gerade aus dem verlorenen Vietnam-Krieg in die Heimat aufbrechen wollten und noch eine letzte Mission zu erfüllen haben, weil irgendein verrückter Wissenschaftler partout auf einer bislang unerforschten Insel herumspazieren möchte, bald feststellen, dass ihr eigentlicher Krieg gerade erst begonnen hat – und diesmal ist sogar der Kampf ums nackte Überleben fast aussichtslos. Allerdings vollzieht der Film ab etwa der Hälfte und mit dem Auftauchen eines gut gelaunten John C. Reilly eine interessante Wendung. „Kong: Skull Island“ fügt der Geschichte von King Kong ein nicht unwesentliches Kapitel hinzu, das von ökologischer Verantwortung und der Bestie Mensch berichtet. Nicht unbedingt etwas bahnbrechend Neues, aber im Zusammenhang mit King Kong, dem König der Insel, durchaus interessant. Natürlich bleibt „Kong: Skull Island“ in erster Linie ein Actionfeuerwerk – und als solches funktioniert der Film herausragend gut. Die CGI lässt den Zuseher staunen – hier wird wirklich alles rausgeholt, was die heutigen Rechner hergeben. Die Kameraarbeit ist exzellent und fängt die wilde Schönheit der Insel genauso wie die dynamischen Actionszenen ästhetisch ein. Die (kleineren) Probleme von „Kong: Skull Island“ liegen woanders. So wartet der Film zwar mit einem tollen Cast auf (allen voran Tom Hiddleston, Brie Larsen, John Goodman und der für einen solchen Film unausweichliche Samuel L. Jackson), aber der Fokus liegt eindeutig nicht auf den Charakteren. Deren Motivationen sind oftmals sehr simpel gehalten, sie sind Stereotype, die für gewisse Ausprägungen der Menschheitsgeschichte stehen. Das ist schon okay in diesem Zusammenhang, aber glänzen können die ansonsten großartigen Schauspieler auf diese Weise halt nicht. Wie schon so oft bei King Kong gesehen: Die interessanteste Persönlichkeit hat der Affe. Unterm Strich ist „Kong: Skull Island“ keine Neuerfindung des Kinos, aber ein schön anzusehender Action-Kracher, der Spaß macht, und dem Publikum noch eine Botschaft mitgibt. Passt.


7,0
von 10 Kürbissen

Logan – The Wolverine (2017)

Regie: James Mangold
Original-Titel: Logan
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Action, Science Fiction, Thriller
IMDB-Link: Logan


Mittwochabend. 20:15 Uhr. Es ist angerichtet, die Sitze sind bezogen, das Popcorn ist bereit. Jetzt noch eine halbe Stunde Werbung, dann geht es los. Man ist durchaus skeptisch angesichts der Berichte aus den Vorwochen. Noch nie hat eine Mannschaft ein 0:4 in der Champions League-K.O.-Phase umgedreht.

Und los. Keine drei Minuten sind durch, schon liegen die ersten zerfetzten Leichen rund um den Luxus-Schlitten, mit dem sich Logan, ehemals Wolverine, seine Brötchen als Chauffeur verdient. Luis Suarez trifft zum 1:0 für Barcelona gegen eine indisponierte Pariser Abwehr. Nach diesem Auftakt ist alles angerichtet, die Geschichte entwickelt sich, Barcelona drückt an, Logan auch. Düstere Zeiten drohen: Barcelona vernebelt eine Chance nach der anderen, Professor Xavier ist ein uralter, seniler, tablettensüchtiger Mann, die Mutanten wie ausgelöscht von der Erde. Kurz vor Halbzeit: Dramatisches geschieht. Ein Eigentor zum 2:0. Logan und Xavier treffen auf ein junges Mädchen, das interessante Fähigkeiten besitzt. Ein schönes Gemetzel vor der Pause. Zur Halbzeit wissen wir: Hier wird mehr geboten als erwartet.

Kurz nach der Pause: Elfmeter. Messi verwandelt sicher zum 3:0. Hoffnung kommt auf, dass das Superhelden-Genre mit „Logan“ einen unerwarteten und erfrischenden Beitrag erhält. Dann aber der Schock: Im zweiten Drittel des Films wird es richtig düster und emotional heftig. Cavani schießt das 1:3. Barcelona müsste jetzt schon 6:1 gewinnen. Aber gehen die Lichter tatsächlich aus? Nein! Logan und Barcelona halten dagegen und in einem dramatischen, herzerweichenden Finish scoren zweimal Neymar und einmal Sergi Roberto zum unmöglich gehaltenen 6:1 und Logan macht das für unmöglich Gehaltene war: Die X-Men werden erwachsen und erhalten ein brutales, blutiges und unfassbar trauriges Requiem. Am Ende feiert Barcelona das Wunder, die Spieler fallen sich in die Arme, während auf einem anderen Schauplatz ein hölzernes Kreuz in der Erde steckt und man weiß, dass man Zeuge eines historischen Ereignisses wurde. Nein, nicht vom Aufstieg Barcelonas, sondern vom Abgesang der Superhelden-Filme. Ganz groß. Ich war froh, im Kino gewesen zu sein und nicht vor dem Fernseher.


8,0
von 10 Kürbissen

Snow White and the Huntsman (2012)

Regie: Rupert Sanders
Original-Titel: Snow White and the Huntsman
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Abenteuerfilm, Action, Fantasy
IMDB-Link: Snow White and the Huntsman


„Spieglein, Spieglein an der Wand, was ist die beste Schneewittchen-Verfilmung im Land?“. Leider nicht „Snow White and the Huntsman“, das eine alternative Version der Schneewittchen-Geschichte erzählt, obwohl es durchaus interessante Ansätze aufweist. Hier ist Schneewittchen keine singende und mit den Vögeln zwitschernde Märchenprinzessin, sondern ein toughes Mädel, das sich zur Not selbst auch in den Harnisch schmeißt. Die Zwerge haben keine putzigen großen Nasen, sondern sind zynische Ganoven, die auch in der Schlacht um Helms Klamm in „Der Herr der Ringe“ eine gute Figur abgegeben hätten. Und der Jäger bekommt seine eigene, tragische Geschichte und weicht dem wehrhaften Schneewittchen nicht mehr von der Seite. Zwar ist der Versuch, dem angestaubten Märchenstoff ein bisschen Feuer unterm Hintern zu machen, durchaus als ehrenwert zu bezeichnen, und die Schauwerte des Films fallen nicht zuletzt durch die geballte Starpower von Kristen Stewart, Charlize Theron und Chris Hemsworth ganz ordentlich aus, aber das Werk zündet dennoch nicht. Zu bierernst wird das ganze Spektakel abgespult. Ein bisschen mehr Selbstironie hätte dem Film gut getan. Aber so bleibt er halt Hollywood-Blockbuster-Dutzendware. Viel Äktschn. Wenig Hirn. Kann man sich an einem faden Sonntagabend ansehen (so wie ich gestern). Muss man aber nicht.


4,5
von 10 Kürbissen

Abraham Lincoln Vampirjäger (2012)

Regie: Timur Bekmambetow
Original-Titel: Abraham Lincoln: Vampire Hunter
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Action, Abenteuerfilm, Fantasy, Horror, Thriller
IMDB-Link: Abraham Lincoln: Vampire Hunter


In Timur Bekmambetows Historien-Drama wird das Leben und Wirken des wohl legendärsten US-amerikanischen Präsidenten nachgezeichnet. In weichen Sepia-Tönen erzählt der Film die bislang in den Geschichtsbüchern aus unerfindlichen Gründen verschwiegene Jugendzeit Abraham Lincolns, der, bevor er die Nation den Klauen eines fürchterlichen Bürgerkrieges zu entreißen und die Sklaven zu befreien versuchte, selbst tatkräftig anpackte, um das Land vor dem Bösen zu bewahren. Es ist eine Schande, dass der Geschichtsunterricht diese Episode aus dem Leben des Präsidenten übergeht, denn ich bin davon überzeugt, dass die Jagd auf Untote den Charakter Lincolns nachhaltig geprägt hat und ihn zu dem großen Staatsmann, der er später wurde, reifen ließ. Auch dass Lincoln in seinen Jugendjahren äußerst sportlich war und eine erstaunliche Begabung für den Umgang mit der Axt bewies, habe ich bis dato noch in keinem Geschichtsbuch gelesen. Ich bin Bekmambetow daher sehr dankbar, dass er diesen wunderbaren Historienfilm gedreht hat und mein Bild von Lincoln vielleicht nicht unbedingt geradegerückt, aber doch zumindest entscheidend ergänzt hat. Ich persönlich bin der Meinung, dass Daniel Day-Lewis für seine Verkörperung von Lincoln in diesem Film noch wichtige Anregungen erhalten hat. Der Oscar für Day-Lewis‘ Darstellerleistung gehört damit zumindest auch ein bisschen Bekmambetow und den Machern von „Abraham Lincoln Vampirjäger“. Nun bin ich gespannt auf die Verfilmung der wahren Geschichte von John F. Kennedy, der, wie ich gehört habe, die 87. Reinkarnation Buddhas gewesen sein soll. (Die 88. ist angeblich Donald Trump, aber so einen Blödsinn muss man wirklich nicht glauben.)


3,0
von 10 Kürbissen

https://www.youtube.com/watch?v=34x6m-ahGIo

Rogue One: A Star Wars Story (2016)

Regie: Gareth Edwards
Original-Titel: Rogue One: A Star Wars Story
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Science Fiction, Kriegsfilm, Abenteuerfilm, Action, Fantasy
IMDB-Link: Rogue One: A Star Wars Story


Als ich hörte, dass Gareth Edwards einen Star Wars-Film mit Felicity Jones dreht, bekam ich Schnappatmung. Gareth Edwards ist für mich einer der interessantesten Regisseure derzeit („Monsters“ halte ich für einen der intelligentesten Science Fiction-Streifen der letzten Jahre, und er hat nach dem Emmerich-Desaster auch Godzilla wieder ein würdevolles zweites Leben eingehaucht), und in Felicity Jones bin ich seit „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ ein bisserl verliebt. Dazu kommen solche Kapazunder wie der stets überragende Mads Mikkelsen oder Oscar-Preisträger Forest Whitaker (kleiner Vorgriff: da ist er mal wieder verschenkt – by the way, ich kenne kaum einen zweiten Schauspieler, der so sehr zwischen „grandiose Performance“ und „völliger Griff ins Klo“ schwankt wie Whitaker), der sympathische Diego Luna und das eine oder andere Wiedersehen mit alten Bekannten. Herzliche Grüße an die CGI-Abteilung an dieser Stelle – Jungs, I’ve noticed! Dazu soll „Rogue One“ düsterer sein als es die bisherigen Star Wars-Filme waren. Alles war also angerichtet für den Film des Jahres. Aber ist er das auch?

*trommelwirbel*

Nein. Denn obwohl der Film verdammt viel richtig macht, vor allem in der zweiten Hälfte, hat er auch seine Schwächen, die dazu führen, dass ich zwar einen wirklich guten Film gesehen habe, einen düsteren (ohmeingottmeingottdasende!), einen dem Star Wars-Universum auf jeden Fall gerecht werdenden und es bereichernden, aber, ganz ehrlich, von Perfektion sind wir noch ein gutes Stückerl entfernt. Für einen perfekten Film hätte „Rogue One“ am Anfang weniger zwischen Schauplätzen und Figuren herumhüpfen dürfen (man könnte die erste halbe Stunde auch wunderbar als „Star Wars-Reiseführer“ verkaufen – jeder Ort kompakt in fünf Minuten beschrieben, und auf zur nächsten Sehenswürdigkeit), für einen perfekten Film hätten die Figuren, die an sich toll und vielfältig zusammengestellt wurden, mehr Tiefe gebraucht, aber was „Rogue One“ dafür am Ende richtig gut macht: Es wird konsequent aufgeräumt. Aktionen haben Folgen. So ist es nun mal im Leben – und wenn auch viel zu selten im Film, so diesmal in Star Wars. Macht euch gefasst auf eine letzte halbe Stunde, die euch in den Sessel kleben wird, auch weit nach dem Abspann hinaus. Dafür applaudiere ich Gareth Edwards und den Leuten, die am Drehbuch mitgewirkt haben. So bleibt als Fazit: Man hätte zwar einiges besser machen können und ein 100%ig runder Film wollte das Ding einfach nicht werden, aber ein Kinobesuch lohnt sich allemal.


8,0
von 10 Kürbissen