Action

Deadpool & Wolverine (2024)

Regie: Shawn Levy
Original-Titel: Deadpool & Wolverine
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Action, Fantasy, Komödie
IMDB-Link: Deadpool & Wolverine


Deadpool nimmt im Marvel Universum eine Sonderstellung ein. Anders als seine Idole Captain America, Iron Man & Co. ist er sich nur allzu bewusst, eine fiktive Figur zu sein, was immer wieder zu komischen Durchbrechungen der vierten Wand führt. Und noch etwas hebt ihn von anderen Marvel-Figuren ab: Er kann nicht sterben. So gesehen dürften wir uns auf eine schier unendliche Anzahl an Deadpool-Filmen einstellen, wäre nicht Ryan Reynolds, der den sarkastischen Helden mit dem Hang zum Blutbad kongenial verkörpert, selbst sterblich. Insofern geben wir dem Franchise noch zwanzig gute Jahre, doch der nächste Deadpool wird dann womöglich schon in den Startlöchern stehen. Wolverine, zentrale Figur der X-Men und eine Lebensrolle für Hugh Jackman, hat hingegen im genialen Logan das Zeitliche gesegnet. Diese Erkenntnis trifft auch Deadpool, als er versucht, seine alte Nemesis wieder auszubuddeln. Denn er hat ein Problem: In einem Gewirr schier unendlicher Parallelwelten droht ausgerechnet seiner ein schnelles und unerquickliches Ende, weil mit The Wolverine die Ankerfigur dieser Welt abgenippelt ist. Und wenn eine solche Ankerfigur aus einem Universum scheidet, reißt sie dieses mit sich. Zwar dauert es auf natürlichem Wege noch 8.000 Jahre, bis dieses Ende eintritt, doch der sehr britische Zeitagent Mr. Paradox (Matthew Macfadyen) möchte ebendies in einem Anflug göttlichen Erbarmens drastisch beschleunigen. Also muss Deadpool versuchen, einen neuen Wolverine aus einem Paralleluniversum aufzutreiben, bevor seines in die Binsen geht. Dabei treffen er und der ziemlich unwillige Wolverine, den er auf dem Weg aufgegabelt hat, in einer Welt, die nur die Leere genannt wird und in die vergessene Helden aller Universen abgeladen werden, auf Cassandra Nova (Emma Corrin), die sich als die Zwillingsschwester von Professor Charles Xavier vorstellt, über unheimliche und unbesiegbare Superkräfte verfügt und mächtig einen an der Waffel hat. Das wäre dann in etwa auch schon die ganze Story. „Deadpool & Wolverine“ verzichtet auf eine kohärente und interessante Storyline und bedient stattdessen schamlos den Faktor des Crowdpleasings und Nerdtums. Wer tief drinnen steckt im Marvel-Universum, wird sich über Gastauftritte vieler vergessener Heldinnen und Helden freuen. Dazu gibt es jede Menge blutige Gemetzel, wie man sie von einem Deadpool-Film erwarten darf. Allerdings liegt darin auch eine große Schwäche des Films: Deadpool ist unsterblich. Wolverine ist so gut wie unsterblich (auch wenn wir diesbezüglich schon eines Besseren belehrt wurden). Die Bedrohungen, denen sie sich ausgesetzt sehen, sind also eher theoretischer Natur. Echte Spannung kommt nur selten auf. Und auch die blutigen Auseinandersetzungen werden irgendwann repetitiv. Man weiß ja eh, wer am Ende stehenbleibt. Für Fans ist „Deadpool & Wolverine“ also eine launige Angelegenheit, die den schwarzen und unkorrekten Humor der ersten Deadpool-Filme konsequent fortführt. Neue Fans wird der Film aber nur schwer gewinnen, denn dazu ist er zu sehr more of the same.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von 20th Century Studios/Marvel Stud/Courtesy of 20th Century Studio – © 2024 20th Century Studios / © and ™ 2024 MARVEL. Quelle: http://www.imdb.com)

Twisters (2024)

Regie: Lee Isaac Chung
Original-Titel: Twisters
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Twisters


Hier geht’s rund! Bereits 1996 durften sich Bill Paxton und Helen Hunt im Katastrophenfilm-Blockbuster „Twister“ schon ordentlich durchwirbeln lassen, und nun sind Daisy Edgar-Jones, Glen Powell und Anthony Ramos dran. Wieder möchten Meteorolog:innen ein Tänzchen mit dem Schicksal wagen und im Sinne der Wissenschaft mit Tornados auf Tuchfühlung gehen. Dass so etwas ein waghalsiges Unterfangen ist, weiß man zwar, dennoch ist die junge Forscherin Kate Cooper erst einmal ordentlich geschockt, als es nach einer Fehleinschätzung ihren Freund und zwei Kollegen verbläst. Fünf Jahre später hat sie das Trauma verständlicherweise noch nicht ganz überwunden und stellt sich den Tornados nur noch via Computerscreen entgegen. Auftritt Ex-Kollege, der damals das Glück hatte, das Desaster aus der Entfernung betrachtet zu haben. Mittels neuer Technik soll den Wirbelstürmen nun endgültig auf den Zahn gefühlt werden – man muss dafür nur nah genug herankommen an diese. Das ist natürlich nun nicht im Geschmack der Traumatisierten, doch der Forscherdrang setzt sich durch, und so jagt sie bald mit ihrem ehemaligen Kollegen Tornados. Damit ist sie jedoch nicht allein. Auftritt Cowboy und „Tornado-Wrangler“ Tyler Owens, der seine treue Youtube-Fangemeinde ganz nah an die gefährlichen Wirbelstürme heranbringt. Und schon hat man den gewohnten Konkurrenzkampf um die besten Plätze beim Tänzchen mit dem Tornado, wie man es auch schon aus dem Film von 1996 kannte – doch diesmal mit einem hübschen Twist (pun intended). Aber der aufmerksame Leser wird schon zu dem (richtigen) Schluss gekommen sein: Storymäßig ist auch „Twisters“, ähnlich wie sein Vorgänger, eine eher dünne Suppe. Doch darum geht es auch nicht, wenn die Natur auf der Leinwand ihre zerstörerische Kraft entfaltet und ganze Städte dem Erdboden gleichmacht. Die Bedrohung, die von diesen Tornados ausgeht, überträgt sich auf das Publikum. Ohne es mit der Dramatik durch physikalisch unmögliche Kapriolen zu übertreiben (ein Schicksal, das dem alten Film widerfahren ist) baut Lee Isaac Chung in „Twisters“ eine hübsche Suspense auf, die den Film über seine ganze Laufzeit von zwei Stunden trägt. Eine etwas originellere Story und eine konzentriertere Figurenentwicklung hätte dem Film dennoch gutgetan.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von [Melinda Sue Gordon/Universal Pic, Warner Bros. Pictures & Ambli – © Universal Pictures, Warner Bros. Pictures & Amblin Entertainment. Quelle: http://www.imdb.com)

Godzilla x Kong: The New Empire (2024)

Regie: Adam Wingard
Original-Titel: Godzilla x Kong: The New Empire
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Fantasy, Action
IMDB-Link: Godzilla x Kong: The New Empire


Da glaubt man, eine Benchmark definiert zu haben, mit Godzilla II: King of the Monsters nämlich jene für den schlechtesten Monsterfilm ever, und dann kommt „Godzilla x Kong: The New Empire“ daher und unterbietet dieses Machwerk im Niveaulimbo noch weiter. Dabei war der Vorgänger Godzilla vs. Kong, ebenfalls unter der Regie von Adam Wingard, ja gar nicht mal so übel und eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Rohrkrepierer von 2019. Der wollte nämlich gar nicht mehr sein, als er war: Einfach eine epische Keilerei zwischen zwei Supermonstern. In „Godzilla x Kong: The New Empire“ ist aber nun die sogenannte Hohlerde im MonsterVerse etabliert: Eine Erde unter der Erde, in die sich Kong am Ende von „Godzilla vs. Kong“ zurückgezogen haben, um dort in Frieden zu leben und nach Familienangehörigen zu suchen, während Godzilla seine ozeanischen Nickerchen an der Oberfläche hält. Nervige Verwandtschaft findet er dort unten tatsächlich, nämlich eine schlecht gelaunte Affenbande unter der Führung des sogenannten Skull King. Der will sein Unwesen auf der Erdoberfläche treiben, warum auch immer, und um ihn zu stoppen, bleibt Kong nichts anderes übrig, als sich mit seinem Erzfeind, der verstrahlten Echse, zusammenzutun. Adam Wingard und die Schaffer des Films dachten sich wohl: Wenn schon Buddy-Movie, dann größer und spektakulärer, als es jemals dagewesen ist! Doch der Film hat eine Menge Probleme. Die größten davon: Das menschliche Personal. Nicht nur, dass es komplett wurscht ist, was diese debilen Abenteurer rund um Rebecca Hall (ihre Figur trifft eine debile Entscheidung nach der anderen), Brian Tyree Henry (mit der undankbaren Aufgabe, einen debilen Spruch nach dem anderen loszulassen), Dan Stevens (debil grinsend) und Kaylee Hottle (debil gestikulierend) machen – sie entstammen einem Drehbuch direkt aus der Hölle. Manchmal beschleicht einen das Gefühl, man hätte einfach die Horde Affen aus der Hohlerde an Schreibmaschinen gesetzt und diese wie wild tippen lassen, in der Hoffnung, irgendwann würden sie schon was Shakespeare-eskes schreiben, doch dann lief ihnen die Zeit davon. Nächstes Grundproblem: Die CGI. Jedes Computerspiel kann heutzutage mit imposanteren und glaubwürdigeren Grafiken aufwarten. Wenn man sich vor Augen hält, was die Japaner mit deutlich geringeren Mitteln in Godzilla Minus One auf die Beine gestellt haben, kommen einem die Tränen. Problematisch ist auch der uninspiriert eingesetzte 80er-Jahre-Soundtrack, der so deplatziert wirkt wie Godzilla in einer Porzellanfabrik. Und das vielleicht größte Problem: Aufgrund des (unverständlichen) finanziellen Erfolgs werden die Affen demnächst erneut an die Schreibmaschinen gesetzt und sollen an einer Fortsetzung schreiben. Mag sein, dass ich „Godzilla vs. Kong“ im Nachhinein etwas zu positiv und diesen Film nun etwas zu negativ bewerte, aber der Ärger über zwei vergeudete Stunden ist größer als Kong, der huckepack von Godzilla getragen wird.


2,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Godzilla Minus One (2023)

Regie: Takashi Yamazaki
Original-Titel: Gojira Mainasu Wan
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Action, Drama, Science Fiction
IMDB-Link: Gojira Mainasu Wan


Was den Österreichern die volkstümliche Schlagermusik ist, ist den Japanern Godzilla: Seit Jahrzehnten bringen gruselige Kreaturen unermessliches Leid über die Bevölkerung und zerstören die Zivilisation, und doch sind sie Teil des kulturellen Erbes. Im nun 37. Godzilla-Film (US-Produktionen wie die verunglückte Gurke von Roland Emmerich eingerechnet) erfindet Takashi Yamazaki, der für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnet, das Rad bzw. die Echse nicht neu, bettet aber seine Zerstörungsorgien in interessante menschliche Dramen ein. In erster Linie geht es um den Kamikaze-Pilot Koichi Shikishima (Ryonusuke Kamiki), der gleich doppelt Schuld auf sich geladen hat: Nachdem er in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs desertiert, findet er kurz darauf nicht den Mut, mit der Bordkanone seines Flugzeugs den die auf einer Nebeninsel stationierten Mechaniker angreifenden Godzilla zu attackieren. Ob es was gebracht hätte, sei dahingestellt, aber so wird jedenfalls mit Ausnahme von Shikishima und des Chefmechanikers Tachibana die ganze Gruppe von der Riesenechse mit dem schlechten Wutmanagement ausgelöscht. Zurück in Tokio stellt Shikishima fest, dass seine Eltern in den Bombenruinen gestorben sind. Zudem nistet sich die junge Noriko samt Kind, das nicht ihres ist, bei ihm ein. Doch findet Shikishima keine Ruhe, und als Godzilla einige Jahre später erneut gesichtet wird und sich auf den Weg nach Tokio macht, muss sich Shikishima erneut seinen Ängsten stellen. „Godzilla Minus One“ ist in mehrerer Hinsicht bemerkenswert: Zum Einen wäre da eben das fast schon stille Post-Trauma-Bewältigungsdrama rund um Shikishima, auf dem der Fokus in der ersten Hälfte des Films liegt. Zum Anderen ist „Godzilla Minus One“ der erste fremdsprachige Film, der jemals den Oscar für die besten Spezialeffekte einheimsen konnte. Und das durchaus verdient. Zwar bewegt sich Godzilla etwas klobig (das liegt wohl in der Natur der Echse), doch die Inszenierung der Zerstörung wirkt brutal, roh und mitreißend. Ohne ein richtiger Godzilla-Kenner zu sein (neben dem schon genannten Emmerich-Verbrechen kenne ich noch den Ur-Godzilla, die US-Neuinterpretation von Gareth Edwards aus 2014 sowie dessen Nachfolgewerke Godzilla II: King of the Monsters und Godzilla vs. Kong), doch reiht sich „Godzilla Minus One“ hinter dem Gareth Edwards-Film als meine persönliche Nummer 2 unter den Monsterechsenfilmen ein.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

The Fall Guy (2024)

Regie: David Leitch
Original-Titel: The Fall Guy
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Action, Komödie
IMDB-Link: The Fall Guy


David Leitch kennt sich aus, hat er doch als Stuntman in Hollywood Fuß gefasst, ehe er dazu übergegangen ist, seine eigenen Filme zu drehen (zuletzt der unglaublich unterhaltsame Bullet Train). Ryan Gosling kennt sich, hat er doch in Drive schon den Archetypen des stoischen Stuntmans gespielt, den nichts aus der Ruhe bringt. Bei solchen Auskennern ist die Erwartungshaltung natürlich besonders hoch, dass die Actionkomödie rund um einen verliebten Stuntman, der sich, quasi aus Reuegefühlen und um seine Angebetete (Emily Blunt) zurückzugewinnen, in einen bizarren Kriminalfall hineinziehen lässt, bei dem es schon bald um Kopf und Kragen geht. Schon Brad Pitt in „Bullet Train“ war ziemlich ahnungslos und hübsch irritiert davon, was um ihn herum passiert ist, aber die stoische Mimik von Ryan Gosling kann nicht einmal im Ansatz verbergen, dass sein Colt Seavers wirklich keinen blassen Schimmer hat, was vor sich geht. Alles, was er will, ist den verschwundenen Actionschauspieler Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson), dessen Stuntdouble er bis zu einem tragischen Unfall am Set war, wieder zurück zum Drehort zu bringen, ehe das Studio Wind davon bekommt, dass der Star plötzlich von der Bildfläche verschwunden ist und folglich der angebeteten Regisseurin Jody Moreno das Licht, sprich: die Finanzierung abdreht. Was folgt, sind genreübliche Verfolgungsjagden, Prügeleien, Schießereien, Explosionen und trockene Sprüche, alles rasant und mit jenem augenzwinkernden Humor inszeniert, der schon „Bullet Train“ ausgezeichnet hat. „The Fall Guy“ ist eine mit Verve abgedrehte Actionkomödie, die versucht, beide Genres, die Action wie die Komödie, so ausbalanciert wie möglich zu bedienen. Und das klappt die meiste Zeit über auch recht gut. Warum der neueste Film von Leitch dennoch deutlich hinter „Bullet Train“ zurückbleibt, liegt an einigen sehr schablonenhaft skizzierten Figuren, die bis zur Karikatur verzerrt werden, und einem manchmal fehlenden Gespür für Timing wie auch für die richtige Songauswahl. Musik: So wichtig! Doch so bemüht der Film auch ist, sämtliche denkbare wie undenkbare Variationen des KISS-Klassikers „I Was Made For Lovin‘ You“ in die Gehörgänge zu bringen: Manchmal ist Wiederholung ein gutes Stilmittel und manchmal eben nicht. Das zu differenzieren ist zugegebenermaßen nicht leicht. Wie heißt es so schön: Der Ton macht die Musik.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Universal Pictures – © Universal Studios. All Rights Reserved. Quelle: http://www.imdb.com)

Furiosa: A Mad Max Saga (2024)

Regie: George Miller
Original-Titel: Furiosa: A Mad Max Saga
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Action, Science Fiction
IMDB-Link: Furiosa: A Mad Max Saga


Von Tempo 100 und E-Autos hält George Miller in seiner Mad Max-Saga nicht viel. Da gurgeln die aufgemotzten Benziner mit 200 Sachen und mehr über Sandpisten, weil’s eh schon wurscht ist. Die Menschheit hat’s verkackt, die Zivilisation ist im Anus, die Natur auch – man weiß: Der Planet Erde wird das Desaster schon irgendwann abschütteln und auf Reset drücken, wenn sich die letzten vor Testosteron triefenden Exemplare endlich gegenseitig abgemurkst haben. Da wären so Figuren wie der schon aus Mad Max: Fury Road bekannte Immortan Joe, ein ziemlich degenerierter Möchtegern-Imperator, der trotz Wüstensetting eindeutig zu wenig Sonne abbekommen hat, oder als neuer Fiesling der von Chris Hemsworth mit viel Freude gespielte Dementus. Dieser hat als Anführer seines Biker-Clans ebenfalls Machtgelüste, die sich zunächst spießen mit den Absichten von Immortan Joe. Mittendrin in diesem pseudo-politischem Chaos, das nicht an Verhandlungstischen, sondern mit Flammenwerfern und kamikaze-artigen War Boys bereinigt werden will, befindet sich Furiosa, die als Kind von Dementus entführt wurde, ansehen musste, wie ihre Mutter beim Versuch ihrer Rettung einen grausamen Tod fand und dann von Dementus an Immortan Joe verhökert wurde. Das nenne ich mal Trauma! Das scheint Furiosa aber mit viel Wut im Bauch zu überwinden und in zwei Lebensziele zu kanalisieren: 1. Dementus den Garaus zu machen und 2. wieder nach Hause ins grüne Land zu finden. Thema 2 hat George Miller in „Mad Max: Fury Road“ abgehakt, also kümmert er sich nun in der Vorgeschichte zu seinem Kassenschlager von 2015 nun um Thema 1. Für die titelgebende Furiosa, deren Geschichte nun erzählt wird, ist Charlize Theron nun etwas zu alt geworden, aber Anya Taylor-Joy (und Alyla Brown als jüngste Version von Furiosa) machen einen guten Job und verleihen dieser stillen, wütenden Figur eine Glaubwürdigkeit, die die Geschichte zugänglicher macht als „Mad Max: Fury Road“. Was „Mad Max“ gefehlt hat, nämlich eine emotionale Bindung zu den Hauptfiguren, macht „Furiosa“ also besser. Ein shakespeare’sches Drama sollte man sich dennoch nicht erwarten. Auch in „Furiosa“ geht es vor allem um eines: Gut gemachte Action, Hausmarke Miller. Also Flammen, Explosionen, High-Speed-Verfolgungsjagden und ganz viel Blechschrott. Das ist beeindruckend in Szene gesetzt, und mit seinen beiden letzten Filmen aus dem Mad Max-Universum zementiert George Miller wohl seinen Status als Meister der analogen Effekte ein. Aber ein wenig repetitiv werden diese endlosen Materialschlachten dann halt doch irgendwann.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Warner Bros. Picture – © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved, Quelle: http://www.imdb.com)

The Marvels (2023)

Regie: Nia DaCosta
Original-Titel: The Marvels
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: The Marvels


Das MCU, das Marvel Cinematic Universe, hat mittlerweile Ausmaße erreicht, die an Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ erinnern, nur dass Proust wahrscheinlich einfacher zu verstehen ist. Denn ein Problem ist nicht mehr von der Hand zu weisen: Kennt man nicht alle Filme, alle Serien und weiß der Kuckuck noch, was alles zum Universum gehört, hat man so gut wie keine Chance, sich in den selbstreferenziellen Werken zurechtzufinden. Eine Erleichterung immerhin ist, dass diese Filme und Serie trotz dieses offensichtlichen Problems immer noch recht einfach gestrickt sind: Bösewicht will Böses tun, die Guten haben lustige Fähigkeiten, die dabei helfen, die Schurken zu besiegen und am Ende ist die Welt, das Universum und der ganze Rest gerettet. Auf dem Weg dahin gibt es Schlägereien und Laserwaffen. Und im Falle des viel gescholtenen „The Marvels“ von Nia DaCosta jede Menge Cat Content, der zur Unterhaltung beiträgt, und eine Bollywood’sche Gesangseinlage, die das nicht tut. Ist die massive Kritik, die immer wieder über das neueste Abenteuer aus der Marvel-Schmiede zu lesen ist, gerechtfertigt? Nun, die ist wohl in vielen Fällen zu harsch. Zwar scheitert auch „The Marvels“ daran, die hohe Messlatte, die die Russo-Brüder mit den Avengers-Filmen oder James Gunn mit der Guardians of the Galaxy-Reihe gelegt haben, auch nur annähernd zu erreichen, doch sind die interstellaren Keilereien der drei toughen Damen, die sich aufgrund einer schicksalshaften physikalischen Verschränkung zusammentun müssen (Brie Larson als Captain Marvel, die sich allmählich mit dem Schicksal angefreundet hat, eben diese spielen zu müssen, Teyonah Parris als Monica Rambeau und Iman Vellani als Fangirl Ms. Marvel, die allen die Show stiehlt) immerhin kurzweilig in Szene gesetzt. Die ökonomische Laufzeit von 105 Minuten erlaubt auch keine Seitenschlenker, die die Story noch unverständlicher machen würden. Für einen gemütlichen Abend im Patschenkino passt das schon.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Marvel Studios/Courtesy of Marvel Studios – © 2023 MARVEL., Quelle: http://www.imdb.com)

Surrogates – Mein zweites Ich (2009)

Regie: Jonathan Mostow
Original-Titel: Surrogates
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Science Fiction, Action, Thriller
IMDB-Link: Surrogates


Gäbe es einen Oscar für die schrecklichste Perücke in einem Film, hätte wohl kein Weg an „Surrogates – Mein zweites Ich“ vorbeigeführt. Zugegeben, zu Beginn ist es schwierig, der Handlung zu folgen, weil man wie gebannt auf Bruce Willis‘ Pepi starrt. Hat man dieses Trauma aber erst einmal überwunden, entfaltet sich ein in seiner Grundprämisse durchaus interessanter Science Fiction-Thriller. In nicht allzu ferner Zukunft gibt es nämlich sogenannte „Surrogates“, persönliche Roboter, die über eine gedankliche Verbindung zu ihrem Besitzer gesteuert werden. Dadurch ist es möglich, völlig gefahrlos sein Leben von der Couch zuhause aus zu leben, da über diese mentale Verbindung diese Surrogates wie eine zweite Haut wirken. All das, was sie sehen, fühlen, riechen, schmecken, hören, erlebt der Benutzer über diese mentale Verbindung. Eigentlich recht leiwand, gäbe es da nicht diesen Vorfall, bei dem Benutzer von Surrogates über diese mentale Verbindung getötet werden, wenn ihre Surrogates ins Gras beißen. Das sollte eigentlich unmöglich sein und wirft natürlich ungute Fragen auf, denen sich Polizist Tom Greer (Bruce Willis) stellen muss. Er selbst hat sein Haus schon seit Ewigkeiten nicht mehr verlassen, sondern ausschließlich sein Surrogate mit der kessen Schmalzlocke benutzt, doch das ist nun gefährlich geworden. Und schon entfaltet sich ein klassischer Ermittlungsthriller, bei dem bald das Leben des Ermittlers selbst auf dem Spiel steht. Jonathan Mostow gelingt eine temporeiche Inszenierung – hier merkt man seine Wurzeln im Actionkino. Allerdings biegt das Drehbuch nach gelungenem Start dann leider falsch ab, und so erleidet „Surrogates – Mein zweites Ich“ ein Schicksal vieler dystopischer Thriller: Anstatt sich auf die spannenden moralischen und ethischen Fragen zu konzentrieren und daraus Spannung zu beziehen, wird „Surrogates“ mit der Zeit zu einer Art Jump & Run, dessen Plot ins Lächerliche abdriftet. Für einen kurzweiligen Filmabend reicht es dennoch, doch bedauert man am Ende die vergebenen Möglichkeiten mehr, als man Unterhaltungswert aus dem Gesehenen ziehen konnte.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle: http://www.imdb.com)

Men in Black 3 (2012)

Regie: Barry Sonnenfeld
Original-Titel: Men in Black 3
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Action, Science Fiction, Komödie
IMDB-Link: Men in Black 3


10 Jahre sind seit dem letzten Abenteuer der Men in Black vergangen, und J (Will Smith) und K (Tommy Lee Jones) sind immer noch Partner. Allerdings kriselt es etwas in ihrer Beziehung, da K recht verschlossen wirkt. Und dann verschwindet er plötzlich auch noch. Als J nach ihm sucht, scheinen alle zu glauben, dass K seit vierzig Jahren tot ist. Und rasch wird klar. Da hat jemand, nämlich der frisch aus dem Mondgefängnis entlaufene Boris die Bestie, mit der Zeit herumgespielt. Es gibt also nur einen Weg für J, seinen Partner zu retten: Zurück! Ganz wichtig ist allerdings bei einer solchen Zeitreise, ja nicht dem jüngeren K zu begegnen. Und natürlich kann man sich darauf verlassen, dass das so ziemlich die erste Sache ist, die J in der Vergangenheit anstellt. Aber weil es ohnehin keinen anderen Weg zu geben scheint, haut er sich mit dem jüngeren K (Josh Brolin) auf ein Packl, und die beiden Agenten gehen gemeinsam auf Bestien-Jagd. Dabei haben sie auch noch das außerirdische Wesen Griffin (Michael Stuhlbarg) an der Backe, der sämtliche Dimensionen und mögliche Zukünfte gleichzeitig sehen kann – was unglaublich anstrengend klingt. „Men in Black 3“ hat einige offenkundige Schwächen, aber auch Stärken. Auf der positiven Seite steht das amüsante Spiel mit der Zeit. Wer solche Zeitreise-Geschichten mag (so wie ich), wird bei „Men in Black 3“ auf seine Kosten kommen. Auch ist Josh Brolin als jüngere Version von Tommy Lee Jones gut gecastet. Zu guter Letzt ist die Figur des Griffin ein wunderbarer Sidekick, der wirklich Spaß macht. Allerdings weist der Film auch ein paar gröbere Mängel auf: Boris ist der uninteressanteste Bösewicht der gesamten Filmreihe und eher nervig als Furcht einflößend. Auch weist der Film, anders als seine beiden Vorgänger, gelegentliche Längen auf, das Tempo ist nicht ganz so rasant wie in den vorigen Filmen. Und Smith hat mit Brolin bei weitem keine so gute Chemie wie mit Tommy Lee Jones. Das alles führt dazu, dass der dritte Film der Men in Black-Reihe zwar immer noch gut unterhält, aber nicht mehr so wie aus einem Guss wirkt, sondern eher Stückwerk ist, dessen einzelne Teile vielleicht höheren Genuss bringen als der zweite Film, man dafür als Kompensation aber auch durch einige Stellen durch muss, die den Unterhaltungswert der ersten beiden Filme nicht aufweisen. Insgesamt also eine ambivalente Sache. Zum Glück überwiegen aber die positiven Aspekte.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Wilson Webb – © 2011 Columbia Pictures Industries, Inc. All rights reserved., Quelle http://www.imdb.com)

Men in Black 2 (2002)

Regie: Barry Sonnenfeld
Original-Titel: Men in Black II
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Action, Science Fiction, Komödie
IMDB-Link: Men in Black II


Nach dem großen Erfolg des ersten „Men in Black“-Films war klar, dass es eine Fortsetzung geben musste. Doch wie, wenn doch eine der Hauptfiguren am Ende des ersten Films geblitzdingst wurde? Nun, nichts ins unmöglich in good old Hollywood, und so liegt natürlich irgendwo eine Maschine herum, die das Blitzdingsen rückgängig machen kann. Und so greift der eigentlich schon als Agent pensionierte und nun ein gemütliches Postlerleben führende K (Tommy Lee Jones) wieder ins Geschehen ein, und das ist auch gut so. Denn so erfahren Agent J (Will Smith) in der Alienjagd mittlerweile auch ist, aber hier geht es um etwas Persönliches aus Ks Vergangenheit, als das Alien Serleena (Lara Flynn Boyle) in Gestalt eines Victoria’s Secret-Model auf die Erde herabsteigt. Die MiB-Zentrale ist auch rasch in ihrer Hand, und so liegt es einmal mehr an dem ungleichen Partner-Duo J und K, die Welt und nebenher die hübsche Pizzeria-Angestellte Laura Vasquez (Rosario Dawson) zu retten. Zugegeben, Originalitätspunkte für den Plot erhält der zweite Teil des Franchises nicht. Und die Fallhöhe nach der überbordenden Kreativität von Teil 1 war auch zugegebenermaßen recht hoch. Und doch schlägt sich der zweite Film recht tapfer, auch wenn er bei weitem nicht die übergroßen Fußstapfen des ersten Films auszufüllen vermag. Aber die Chemie zwischen Will Smith und Tommy Lee Jones stimmt, die Drehbuchautoren haben genug flotte Sprüche eingebaut, um den komödiantischen Aspekt der Reihe weiterhin zu betonen, und alle Beteiligten scheinen Spaß an der Sache gehabt zu haben. Fazit: Kein Meisterwerk, aber passt schon.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)