Abenteuerfilm

Jäger des verlorenen Schatzes (1981)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: Raiders of the Lost Ark
Erscheinungsjahr: 1981
Genre: Abenteuerfilm
IMDB-Link: Raiders of the Lost Ark


Es kann so simpel sein: Man dreht einen Film über einen eigentlich ziemlich unsympathischen Macho, der selbst Null zur Story beiträgt, und dann wird das solch ein Erfolg, dass dieser unsympathische Macho zur popkulturellen Ikone aufsteigt, drei Fortsetzungen folgen und eine Zeit lang jedes Kind Schatzsucher von Beruf werden wollte. Dabei könnte „Jäger des verlorenen Schatzes“, der erste Teil der Indiana Jones-Filmreihe, gut und gerne auf Indiana Jones verzichten – die Geschichte würde deshalb nicht groß anders ablaufen. Der Hauptbeitrag von Indy besteht aus trockenen Sprüchen, während auf ihn geschossen oder er von grimmigen Gestalten gejagt wird. Die eigentliche Arbeit bei der Suche nach der verschollenen Bundeslade erledigen andere. Trotzdem funktioniert der Film, was nicht zuletzt an Harrison Ford liegt, der nach Han Solo als Indiana Jones die zweite Lebensrolle ausfüllte. Andere Schauspieler würden sich alle Finger danach ablecken, nur einmal in die Nähe einer solchen Kultrolle zu kommen, und Harrison Ford schüttelt die der Reihe nach aus dem Ärmel, als wäre er der einzige Schauspieler auf der Welt. Aber er ist halt auch eine coole Socke, und wirklich niemand hätte den verwegenen Archäologen mit der lockeren Moral so stimmig verkörpern können wie er. Da wird dann auch jede Story zur Nebensache. Im Grunde geht es bei allen Indiana Jones-Filmen nur darum, dabei zuzusehen, wie sich Harrison Ford aus brenzligen Situationen befreit, während er Rätsel löst, die ihn zu einem verwunschenen Schatz führen. „Jäger des verlorenen Schatzes“ als erster Teil der Reihe spricht das Kind in uns allen an, das davon geträumt hat, irgendwann einmal aufzubrechen, um nach dem roten X auf einer Schatzkarte zu suchen. Mehr will der Film nicht sein, mehr muss er auch nicht sein, mehr dürfte er eigentlich auch gar nicht sein. In seinem kindlichen Vergnügen liegt seine große Stärke.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1981 – Lucasfilm, Ltd., Quelle http://www.imdb.com)

Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 2 (2015)

Regie: Francis Lawrence
Original-Titel: The Hunger Games: Mockingjay – Part 2
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Hunger Games: Mockingjay – Part 2


Von den Titel gebenden Hunger Games sind wir im letzten Film der Reihe, „Mockingjay: Teil 2“, weit entfernt. Die ehemaligen Teilnehmer dieser Gladiatoren-Wettkämpfe sind zu Anführern einer Rebellion gegen das Kapitol und Präsident Snow (Donald Sutherland, immer noch gelangweilt und gedanklich beim Golfen) geworden, und im finalen Teil der Filmreihe geht es nun darum, das Regime zu stürzen und die zwölf Distrikte von Unterjochung und Ungerechtigkeit zu befreien. Eh ein hehres Motiv, und mit Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) kämpft auch eine der spannendsten weiblichen Actionfiguren der vergangenen Jahre an der Seite der Rebellen. Leider wirkt der Film dann aber doch phasenweise ein wenig unentschlossen und zaghaft, und vom zynischen Grundton der ersten beiden Filme ist nicht mehr viel übrig. Stattdessen befinden wir uns in einem altbekannten Topos der düsteren Rebellenfilme, in denen es zwischenzeitlich schlecht aussieht für die Helden, man aber dann doch das Schicksal auf seiner Seite hat. Immerhin gibt’s dann zum Ende hin doch ein paar Szenen, in denen die ganze Tragik der Unterwerfung durch das kaltherzige Regime spürbar werden. Da weist der Film die Konsequenz und auch den Zynismus auf, die man über weite Teile davor vermisst hat. Insgesamt sind die beiden Mockingjay-Filme aber etwas langatmig und zäh geraten. Der Abschluss der Tribute von Panem-Filmreihe (und vielleicht auch der Romantrilogie, aber ich habe die Bücher von Suzanne Collins nie gelesen, also traue ich mir auch nicht zu, das auf die Bücher bezogen zu beurteilen) zeigt vor allem eines: Wenn man eine gute, kleine Geschichte hat, dann ist es besser, dabei zu bleiben, als diese zu etwas Großem, Epischem aufzublasen und daran zu scheitern, indem man diese zu breit tritt und letztlich unter den eigenen Füßen zermantscht.


5,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 2015 – Lionsgate. Quelle http://www.imdb.com)

Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 1 (2014)

Regie: Francis Lawrence
Original-Titel: The Hunger Games: Mockingjay – Part 1
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Hunger Games: Mockingjay – Part 1


Wenn man es auf den Kern reduziert, ist der erste Teil der Romanverfilmung „Mockingjay“ eine interessante Studie über Propaganda und Propagandafilme, und wie man sich beliebte Symbole dafür zunutze machen kann. Nach Abbruch der Hunger Games, denen Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) nur knapp entronnen ist, soll sie nun als Symbol für den Widerstand herhalten, um die Menschen der zwölf Distrikte zur Revolution gegen das Kapitol zu bewegen. Eine Filmcrew begleitet sie daher bei Besuchen von Krankenlagern, in denen Opfer des Regimes versorgt werden, und ein sehr hatscherter Werbefilm soll sie als Gallionsfigur in den Mittelpunkt stellen. Der Feind schläft aber nicht und hat sich Katniss‘ Freund und Mit-Überlebenden Peeta (Josh Hutcherson) gekrallt, der in tränenreichen Fernsehinterviews Katniss bittet, den ganzen Revolutionsschmarren sein zu lassen. Währenddessen schaut Donald Sutherland als Präsident Snow so gelangweilt, als würde er schon exklusive Golfurlaube imaginieren, die ihm seine Tribute-Millionengage ermöglicht. Und damit ist der Inhalt des ersten Teils der Schlussfilme der Romantrilogie schon zusammengefasst. Viel mehr ist da wirklich nicht. Der Film zeigt dagegen eindrucksvoll auf, welch blöde Idee es mitunter sein kann, den Abschlussroman einer Trilogie auf zwei Teile aufzuteilen, nur um die Cash Cow noch etwas mehr zu melken. Beim Hobbit hat es ja auch nicht sonderlich gut funktioniert, aus einem schmalen Kinderbuch drei epische Herr der Ringe-Filme zu machen. Das Problem ist schlicht, dass sich „Mockingjay: Teil 1“ wie ein Prolog anfühlt, der umso unnötiger ist, als es mit „The Hunger Games“ und „Catching Fire“ schon zwei Prolog-Filme zur Tribute von Panem-Reihe gibt.


5,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Murray Close – © 2014 – Lionsgate. Quelle http://www.imdb.com)

Die Tribute von Panem – Catching Fire (2013)

Regie: Francis Lawrence
Original-Titel: The Hunger Games: Catching Fire
Erscheinungsjahr: 2013
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Hunger Games: Catching Fire


Im Grunde ist „Catching Fire“, der zweite Teil der Tribute von Panem-Reihe, ein Remake des ersten Teils. Wieder muss Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) in den Ring steigen und um ihr Überleben kämpfen, nur diesmal gegen hart gesottene Hunger Games-Überlebende aus dem Vorjahr. Währenddessen brodelt es in den ärmeren der zwölf Distrikte, und eine Revolution gegen das übermächtige Kapitol und dessen Präsidenten Snow (Donald Sutherland) scheint in der Luft zu liegen. Natürlich hat das Kapitol höchstes Interesse daran, Katniss über den Jordan gehen zu lassen, denn durch ihren Erfolg in den Hunger Games der Vorjahre ist sie zu einem Symbol des Widerstands geworden. Man kann nicht behaupten, dass der zweite Teil plötzlich sein eigenes Ding macht und die Geschichte nun unvorhergesehene Wendungen erfährt. Im Gegenteil. Man ruht sich ein bisschen auf dem Erfolgsmodell des ersten Teils aus, macht nur die Gegner älter und gefährlicher und lässt es im Hintergrund dramatisch köcheln, um anzudeuten, dass die Hunger Games nicht auf einer persönlichen Ebene lebensverändernd wirken, sondern auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Eine gut abgeschmeckte Zutat in dieser Melange aus Revolutions-Vorgekoche und Gladiatoren-Survival-Thriller bringt der selige Philip Seymour Hoffman ein, der als neuer Spieleleiter eine sehr undurchsichtige, windige Figur abgibt. Unterm Strich ist „Catching Fire“ so etwas wie ein unterhaltsames Zwischenspiel, währenddessen man sich noch mal gemütlich seine Popcorn machen kann, bevor zum großen Finale geblasen wird. Hat man es nicht gesehen, hat man nicht viel verpasst, aber dank der spannenden Inszenierung und der soliden Action lohnt sich der Film.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Murray Close – © 2013 – Lionsgate. Quelle http://www.imdb.com)

Die Tribute von Panem – The Hunger Games (2012)

Regie: Gary Ross
Original-Titel: The Hunger Games
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Hunger Games


Brot und Spiele. Dass diese beiden Komponenten ausreichen, um ein Volk ruhigzustellen, wussten schon die alten Römer. Im Sci-Fi-Setting von „The Hunger Games“ ist dieses Prinzip auf die Spitze getrieben. In einer dystopischen Welt werden die zwölf Distrikte, die einmal die Vereinigten Staaten von Amerika waren, von einem faschistisch anmutenden Regime unter Kontrolle gehalten. Damit die armen Bürger, die nicht wissen, wie sie ihre Bäuche füllen sollen, nicht aufmucken, lässt Präsident Snow (Donald Sutherland) alljährliche „Hunger Games“ durchführen. Aus jedem Bezirk werden ein Mädchen und ein Junge ausgewählt, die sogenannten „Tribute“, die gegeneinander in einer weitläufigen Arena gegeneinander kämpfen müssen, bis nur noch eine Person übrig bleibt. Das Kolosseum des alten Rom lässt grüßen. Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) tut sich das sogar freiwillig an und springt für ihre jüngere Schwester, die auserwählt wurde, ein. Eine gute Entscheidung, denn Katniss kann verflucht gut mit dem Bogen umgehen, während ihre jüngere Schwester schon vom Flügelschlag eines Schmetterlings aus den Latschen gehoben werden kann. Und so beginnt das Hauen und Stechen und Rennen und Flüchten, sehr zur Belustigung des Showmasters (Stanley Tucci) und des Publikums und gleichermaßen ängstlich beobachtet von Hunger Games-Überlebenden Haymitch (Woody Harrelson), der für die beiden Tribute aus dem zwölften Distrikt den Mentor gibt. Die Story nach den Erfolgsromanen von Suzanne Collins ist simpel, aber effektiv. Das alte „Jeder gegen jeden“ wird hier gekonnt pervertiert, indem die Gladiatoren aus Minderjährigen gewählt werden, denen man die Konfusion an den Augen ablesen kann. Man wird als Zuseher unweigerlich auf die Frage zurückgeworfen, wie weit man selbst gehen würde, um sein eigenes Leben zu retten. Leider können die folgenden Filme zur Roman-Trilogie, die in insgesamt vier Teilen verfilmt wurde, mit der Qualität des ersten Teils nicht mehr ganz mithalten, und der Fokus verschiebt sich von dieser zutiefst archaischen Überlebensgeschichte zu einem Revolutions-Sci-Fi-Drama, dem es am Ende an Kreativität mangelt, aber Teil 1 für sich ist in seiner grimmigen Konsequenz schon sehr sehenswert.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 2011 – Lionsgate. Quelle http://www.imdb.com)

The Christmas Chronicles (2018)

Regie: Clay Kaytis
Original-Titel: The Christmas Chronicles
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Komödie, Weihnachtsfilm, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Christmas Chronicles


Im Leben eines profilierten Schauspielers kommt unweigerlich der Punkt, an dem er sich einen Bart wachsen lässt und Santa Claus spielt. Nun ist Kurt Russell dran, und abgesehen von der fehlenden Wampe (die im Film auch exzessiv thematisiert wird) gibt er einen richtig guten Santa Claus ab. Ein bisschen grimmig, ein bisschen arg von sich überzeugt, aber auf der Höhe der Zeit und mit der Schnelllebigkeit des modernen Lebens vertraut. Und alles würde seinen gewohnten Gang nehmen wie jedes Jahr zu Weihnachten, würden nicht die beiden Kinder Teddy und Kate (Judah Lewis und Darby Camp) mit ihrem Versuch, den Weihnachtsmann auf Video zu bannen, dazwischenfunken. Kurze Zeit später liegt der Schlitten in Trümmern, die Rentiere sind über ganz Chicago verstreut und der Sack mit den Geschenken ist verloren. Um Weihnachten noch zu retten, müssen sich Santa und seine beiden unfreiwilligen Gefährten zu einem Team zusammenraufen. „The Christmas Chronicles“ beginnt vielversprechend, und die erste halbe Stunde ist tatsächlich sehr charmant und stellenweise witzig. Dann nimmt der Film aber eine Talfahrt auf, die selbst Franz Klammer vor Neid erblassen lassen würde. Spätestens in der Szene, als die Kinder zum ersten Mal auf die Weihnachtselfen stoßen, hat mich der Film komplett verloren. Diese Elfen sind der Stoff, aus dem Kinderalbträume sind. Zudem passen sie nicht im geringsten zum Rest des Films. Dazu kommt noch eine komplett entbehrliche Musikeinlage im Knast, und so gut wie jede Szene schreit förmlich: „Seht mich an, ich bin verdammt noch mal der Weihnachtszauber, ihr hirnlosen Zombies vor der Glotze!“ Und darauf antworte ich: „Danke, aber nein danke.“ Dann lieber doch Hans Gruber zuschauen, wie er vom Dach des Nakatomi Towers fällt.


4,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Michael Gibson, Quelle http://www.imdb.com)

Dante’s Peak (1997)

Regie: Roger Donaldson
Original-Titel: Dante’s Peak
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Thriller, Action, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Dante’s Peak


Die 90er waren eindeutig die Zeit von Pierce Brosnan und Katastrophenfilme. Die ultimative Kombination aus beidem stellt Roger Donaldson Vulkanfilm „Dante’s Peak“ dar. Mehr Brosnan geht nicht. Mehr Katastrophenfilm auch nicht. In diesem Film spielt Brosnan den Vulkanologen Dr. Harry Dalton, der – ein wenig panisch geworden nach einem Vulkanausbruch in Kolumbien, bei dem er seine Frau verloren hat – die Bevölkerung der zweitschönsten Kleinstadt der USA sowie seinen optimistischeren Kollegen vor einer drohenden Katastrophe zu warnen, während er der etwas überforderten Bürgermeisterin (Linda Hamilton, ausnahmsweise mal nicht Bad-Ass mit Pump-Gun in der Hand) schöne Augen macht. Das eine klappt weniger gut, das andere schon. Hätten sie bloß Dr. Ian Malcolm aus Vergessene Welt – Jurassic Park dabei gehabt. Der hätte auch gewusst, was auf die Einwohner von Dante’s Peak wartet: „Oh yeah. That’s how it always starts. Then later there’s running and screaming.“ Die Dinosaurier aus dem im gleichen Jahr erschienenen Film fehlen in „Dante’s Peak“ ein wenig. Menschen vor einer Staubwolke davonlaufen zu sehen ist nun mal nicht so spektakulär wie wenn sie vor einem T-Rex flüchten würden. Aber was soll’s. Mögen die Dialogzeilen noch so cheesy sein, manche Charaktere noch so fetzendeppert, irgendwie zündet der Film auch heute noch – und das noch vor der ersten Explosion. Im Gegensatz zu anderen Katastrophenfilmen Mitte der 90er wie „Twister“ und „Volcano“ hat sich „Dante’s Peak“ – wie auch Brosnan selbst – ganz gut gehalten.


6,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Everest (2015)

Regie: Baltasar Kormákur
Original-Titel: Everest
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Abenteuerfilm, Drama, Biopic
IMDB-Link: Everest


Das totale Desaster am Mt. Everest im Mai 1996, das später vom Journalisten Jon Krakauer, der selbst dabei war, aufgearbeitet wurde unter dem Titel „In eisige Höhen“, hat mich immer schon fasziniert, seit ich als Jugendlicher im GEO Magazin einen Bericht über eben jene gescheiterte Expedition gelesen habe. Nicht weniger als 8 Bergsteiger ließen am Gipfel der Welt ihr Leben – aufgrund von katastrophalen Fehlern in der Planung, mörderischen Fehleinschätzungen und Selbstüberschätzung. Baltasar Kormákurs Verfilmung der Ereignisse hält sich dabei recht nah an die Berichte der Überlebenden. Er macht nicht den Fehler, die Ereignisse allzu dramatisch zu überhöhen, um den Zusehern mehr Thrill zu bieten. Das, was damals geschehen ist, war dramatisch genug. Natürlich hilft es, wenn man eine gewisse Faszination fürs Bergsteigen mitbringt. Wenn dem nicht so ist, denkt man sich wohl zwei Stunden lang nur: „Ihr Trotteln! Das habt ihr davon, wenn ihr so deppert seid, auf einen Berg raufzukraxeln, wenn es unten doch viel schöner ist.“ Gut, das denkt man sich in jedem Fall irgendwann im Laufe dieser zwei Stunden – ganz gleich, ob man sich fürs Bergsteigen erwärmen kann oder nicht. Aber genießen kann man den Film mit seinen beeindruckenden Panoramaaufnahmen und dem gelungenen Transfer der Kälte und des Windes auf dem Berg in die Wohnzimmer und Kinosäle noch mehr, wenn man sich eben denkt: „Ja, Trotteln allesamt, aber irgendwie schon arg, was die leisten!“. Das macht den emotionalen Fall nur umso tiefer. Unsympathisch sind sie ja alle nicht, weder der von Jason Clarke gespielte Rob Hall noch der von Jake Gyllenhaal verkörperte Scott Fischer – die beiden Anführer der Expeditionen, auf deren Mist das folgende Chaos entstanden ist. Dazu gibt es noch viel Prominenz in den weiteren Rollen: Josh Brolin, John Hawkes, Emily Watson, Keira Knightley, Sam Worthington, Robin Wright – sie alle machen ihre Sache gut. Und ohne jetzt ein Meilenstein der Filmgeschichte zu sein, funktioniert der Film als Abenteuerdrama in klirrender Kälte auf eine perfide, mitreißende Weise. Vor allem in 3D. Nur Höhenangst sollte man dann keine haben.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 2015 – Universal Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Sieben Jahre in Tibet (1997)

Regie: Jean-Jacques Annaud
Original-Titel: Seven Years in Tibet
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Drama, Abenteuerfilm, Biopic
IMDB-Link: Seven Years in Tibet


Das Wandern ist des Harrers Lust … Und weil das so ist und weil die Nazis ein paar Erfolgsmeldungen brauchen können, wird eben jener (Brad Pitt) zusammen mit einigen anderen erfahrenen Bergsteigern, darunter Peter Aufschnaiter (David Thewlis), zum Nanga Parbat geschickt, um den „Schicksalsberg“ der Deutschen ein für alle Mal in die Knie zu zwingen. Nun kommt ihnen eine Kleinigkeit dazwischen, ein Weltkrieg nämlich. Und die Briten, die ebenfalls gerade in der Gegend der Welt herumturnen, sacken die deutsch-österreichische Expedition gleich mal fröhlich ein und kerkern sie in Britisch-Indien ein. Nach Jahren können Heinrich Harrer und Peter Aufschnaiter flüchten und schlagen sich über den Himalaya bis ins ferne Tibet durch. Dort wurde gerade ein junges Bürschli (Jamyang Jamtsho Wangchuk) zum neuen Dalai Lama erkoren – eben jener, dessen Lebensweisheiten heute auf allen Zitate-Kalendern zu finden sind. Und weil das Leben manchmal die besten Geschichten schreibt, erfährt der arrogante Pimpf Harrer dort am Dach der Welt seine Läuterung, die in einer tiefen Freundschaft zum Dalai Lama mündet, die bis ans Lebensende von Harrer gehalten hat. Doch das Leben ist eben nicht nur bunter Fernsehkitsch, und die Spannungen zwischen China und dem friedliebenden, buddhistischen Tibet nehmen zu. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt, und die zeigt Jean-Jacques Annaud in seinem Monumentalepos auch in aller Brutalität. Insgesamt kann man am Film durchaus seine Einseitigkeit und Parteinahme kritisieren, auch seine Verkürzung der komplexen Historie, aber wirkungsvoll ist er, keine Frage. Etwas schmerzhafter ist wohl eher der österreichische Akzent, um den sich Brad Pitt und David Thewlis bemühen. Ab dem Zeitpunkt, an dem sie nicht mehr versuchen, auf „Deutsch“ zu parlieren, wird’s besser. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass mit Harrers opportunistischer Einstellung zum NS-Regime etwas zu salopp umgegangen bzw. diese schlicht negiert wird. Und natürlich trieft zeitweise der Kitsch in diesem Film von den Bergwänden herunter. Aber gut, das waren halt die 90er, und damit ist Annaud ausreichend entschuldigt. Unterm Strich bleibt ein Film, der sein zentrales Thema, Freundschaft und Kameradschaft, mit eindrucksvollen Bildern zu untermalen weiß.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Archive Photos/Getty Images – © 2012 Getty Images, Quelle http://www.imdb.com)

Moonrise Kingdom (2012)

Regie: Wes Anderson
Original-Titel: Moonrise Kingdom
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Komödie, Liebesfilm, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Moonrise Kingdom


An Wes Anderson und seinen Filmen scheiden sich die Geister. Entweder man liebt den Stil und die lakonische, oft indirekte Erzählweise, die gerne mal Umwege nimmt, um die Geschichte von überraschenden Seiten aus zu beleuchten, oder man stört sich an den Manierismen und der scheinbaren Emotionslosigkeit der Erzählung. Ich gehöre mit Herz und Seele zu den Anderson-Fans. Ich liebe seine Filme und halte sie durchwegs für Meisterwerke. Und ja, auch andere Filmemacher/innen haben eine deutlich erkennbare Handschrift, aber um einen Wes Anderson-Film zu erkennen, braucht es nicht viel mehr als eine einzige Einstellung. Was mich aber vollends zum absoluten Groupie macht, ist die Tatsache, dass bei aller stringenten Komposition immer eine wunderschöne Geschichte mit liebevollen Charakteren im Zentrum steht. „Moonrise Kingdom“ ist dafür ein Paradebeispiel. Im Grunde geht es um nicht viel: Zwei Kinder reißen von zuhause aus, um gemeinsam durchzubrennen, kommen aber nicht sonderlich weit, da ihnen die gesamte Insel (darunter Edward Norton, Bruce Willis, Frances McDormand und Bill Murray) auf den Fersen ist. Eine kleine, süße Abenteuergeschichte, bei der man leicht die ernsteren Hintergründe übersehen kann. Denn viele Risse ziehen sich durch die familiären Beziehungen – die im Angesicht der Krise sichtbar werden. Dennoch legt Wes Anderson seinen Fokus nicht darauf, sondern vielmehr auf die Beziehung des jungen Liebespaares (Jared Gilman und Kara Hayward). Ihm gelingt es, diese erste Liebe völlig ernst zu nehmen und glaubhaft zu machen, so künstlich auch das Setting wirkt. „Moonrise Kingdom“ wird im Œuvre Andersons insgesamt ein kleinerer Film bleiben (mit dem neunfach Oscar-nominierten und vierfach ausgezeichneten „Grand Budapest Hotel“ und seinem Durchbruchs-Film „The Royal Tenenbaums“ als Flaggschiffe vorneweg), aber das heißt nicht, dass man auf eine Sichtung verzichten sollte. Wer sich auf Wes Andersons Stil einlassen möchte, wird mit diesem Film reich belohnt.


8,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Focus Features – © 2011 Focus Features, Quelle imdb.com)