Komödie

Santa Clause – Eine schöne Bescherung (1994)

Regie: John Pasquin
Original-Titel: The Santa Clause
Erscheinungsjahr: 1994
Genre: Weihnachtsfilm, Fantasy, Komödie
IMDB-Link: The Santa Clause


Wir betreten mal wieder das Land der Guilty Pleasures. Objektiv betrachtet ist „Sante Clause – Eine schöne Bescherung“ von John Pasquin ein Weihnachtsfilm von der Stange und somit qualitativ nicht besonders hochwertig. Allerdings ist der Film einer meiner persönlichen Weihnachtsklassiker der Kindheit, und so lasse ich mich immer noch gerne in diese Feelgood-Weihnachtswelt entführen, die eigentlich ganz unweihnachtlich mit dem Abnippeln von Santa Clause während der Weihnachtsnacht beginnt. Denn der fällt vom Dach des geschiedenen Marketingfachmanns Scott Calvin (Tim Allen) – als ob Scott nicht ohnehin schon ein desaströses Fest gehabt hätte mit der Obhut seines geliebten Sohnes, der von seinen Versuchen, unfreiwillig einen Truthahn zum flambieren, gänzlich unbeeindruckt bleibt, und auch mit dem ganzen Weihnachtsmann-Kram nicht viel anfangen kann. Als aber Santa tot im Vorgarten liegt und die Rentiere oben am Dach warten, ändert sich alles. Nicht nur wird der kleine Charlie zum glühenden Weihnachtsfanatiker, nein, Scott erwischt es noch heftiger, denn ab sofort ist er der neue Weihnachtsmann. Die erste Nacht bringen die beiden noch irgendwie über die Bühne, aber es kommt ja auch wieder die Zeit nach Weihnachten, und da scheinen sich Büroalltag und Santa Clause-Pflichten erst einmal zu spießen, und bei Charlie, der überall herumerzählt, dass sein Vater der Weihnachtsmann sei, wird eine ordentliche Psychose diagnostiziert. So etwas wirkt sich natürlich negativ auf allfällige Besuchsrechte aus, wenn der eigene Vater seinem Kind solche Flausen in den Kopf setzt. Das nächste Weihnachtsfest wird für Scott dementsprechend stressig, denn einerseits hat er ein paar Millionen Geschenke zu verteilen, andererseits möchte er Zeit mit seinem Sohn verbringen. Das alles ist zwar nicht besonders originell, aber die Gags sitzen, und der Film hat das Herz am rechten Fleck. Also – Kakao warm machen, Kekse auf den Tisch stellen, sich in die Lieblingsplüschdecke mümmeln, und Film ab!


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1994 – Walt Disney Studios, Quelle http://www.imdb.com)

Scott & Huutsch (1989)

Regie: Roger Spottiswoode
Original-Titel: Turner & Hooch
Erscheinungsjahr: 1989
Genre: Komödie, Krimi
IMDB-Link: Turner & Hooch


Eine Frage vorab: Hat Reginal VelJohnson jemals etwas anderes als einen Polizisten gespielt? Ich bin mir da nicht sicher. Jedenfalls ist er auch in Roger Spottiswoodes Buddie-Movie „Scott & Huutsch“ in seiner Paraderolle als gemütlicher Polizist zu sehen, der sich das Geschehen aus der zweiten Reihe unbehelligt ansehen darf. Die erste Reihe gehört natürlich dem titelgebenden Gespann aus überkorrektem Cop mit Monk-Zügen (Tom Hanks) und einer monströsen, sabbernden und auf Chaos gebürsteten Dogge, der einzige Zeuge im Mordfall an seinem Herrchen. (Warum der Hund von Hooch auf Huutsch übersetzt werden musste, ist mir nicht ganz klar.) Wovon „Scott & Huutsch“, ein Klassiker meiner Kindheit, reichlich hat, ist Hundespeichel und ein gewisses Wohlgefühl, dass man auf vertrauten Pfaden wandelt und jede Wendung, selbst wenn man den Film zum ersten Mal sieht, einigermaßen trittsicher vorhersehen kann. Bis zum Ende, das dann in seiner Konsequenz doch überrascht. Insgesamt ist „Scott & Huutsch“ ein vergnügliches Cop-Movie mit Wohlfühlfaktor und einigen wirklich witzigen Szenen. Tom Hanks muss sich nicht überanstrengen und kann einfach er selbst sein, Mr. Nice Guy, und wenn er nicht so fürchterlich gesabbert hätte, dann hätte ich mir als Kind wohl einen Hund wie Huutsch gewünscht. Meine Eltern sind froh, dass es nicht so weit gekommen ist.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Der Grinch (2000)

Regie: Ron Howard
Original-Titel: How the Grinch Stole Christmas
Erscheinungsjahr: 2000
Genre: Weihnachtsfilm, Fantasy, Komödie
IMDB-Link: How the Grinch Stole Christmas


Mit seinen 21 Jahren auf dem Buckel zählt „Der Grinch“ von Ron Howard mittlerweile schon zu den Weihnachtsfilmklassikern, auch wenn Jim Carrey hier arg grün hinter den Ohren scheint. Aber ja, man sehe sich nur an, in welchen Outfits Taylor Momsen als Frontfrau von The Pretty Reckless mittlerweile umherrennt – mit den seltsamen Hochsteckfrisuren des braven Mädchens Cindy Lou Who hat das nichts mehr zu tun. Kinder, wie die Zeit vergeht! Aber gut, wir waren bei diesem kunterbunten und von Anthony Hopkins stoisch gereimten Weihnachtsmärchen. Der Grinch ist natürlich eine dankbare Rolle für Jim Carrey, denn er ist dank seines Gummigesichts vermutlich der einzige Mensch weltweit, der unter dieser eindrucksvollen Maske überhaupt noch Grimassen schneiden kann. Und das tut er mit Leib und Seele. Der Grinch ist eine Ganzkörperperformance. Und da sind wir auch schon an dem Punkt angekommen, wo man sagen muss: So etwas mag man, oder man kann damit gar nichts anfangen. Wer Jim Carreys Grimassen lustig findet, der bekommt mit „Der Grinch“ so etwas wie das Sahnehäubchen auf dem Kirschkuchen serviert. Alle anderen müssen eineinhalb Stunden lang ihre innere Mitte finden, um den Film ertragen zu können. Dabei hat er seine wirklich guten Momente. Die Episode, wie der Grinch zum weihnachtshassenden Außenseiter wurde, ist hübsch erzählt. Und auch sein nächtlicher Feldzug gegen Weihnachten hat Witz und Tempo. Dazu kommen ein im Schauspiel hochbegabter Hund und die schon genannte Taylor Momsen, die einfach zuckersüß spielt. Das allein reicht aber nicht aus, um Nicht-Jim-Carrey-Fans restlos vom Film zu überzeugen. Ich persönlich sehe mich da ziemlich in der Mitte. Ich bin zwar auch kein Fan übertriebener Grimassen, zumal Jim Carrey in vielen anderen Filmen schon bewiesen hat, welch feiner Schauspieler er eigentlich ist, wenn er das Grimassenschneiden mal sein lässt, aber für eine einmalige Sichtung vor Weihnachten passt das schon. Man muss das ja nicht jedes Jahr wiederholen.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat:Foto von Getty Images, Quelle http://www.imdb.com)

Happy-Go-Lucky (2008)

Regie: Mike Leigh
Original-Titel: Happy-Go-Lucky
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Komödie
IMDB-Link: Happy-Go-Lucky


Wozu braucht man eine Geschichte, eine sich aufbauende Handlung, wenn man eine Sally Hawkins hat? Das dachte sich wohl Mike Leigh, als er sie für die Hauptrolle von „Happy-Go-Lucky“ besetzte. Und wisst ihr was? Er hatte absolut recht! Denn Sally Hawkins spielt nicht nur die stets gut gelaunte, vielleicht etwas naive, aber unglaublich großherzige Lehrerin Poppy – sie ist Poppy. Und das reicht aus für einen warmherzigen Film, der einfach jedem gute Laune bringt, ohne dass die Schwierigkeiten des Lebens negiert werden. Im Gegenteil. Gerade dadurch, dass Poppy so ein positiver, glücklicher Mensch ist, werden die Nöte der Menschen in ihrem Umfeld noch mal deutlich sichtbarer. Da gibt es den griesgrämigen Fahrlehrer Scott (ein großartiger Eddie Marsan), der komplett missverstanden wird, da gibt es die Flamenco-Lehrerin, die mitten in der Stunde einen emotionalen Meltdown erleidet, da gibt es Poppys Schwester Helen, die alles unter Kontrolle haben möchte, und viele mehr. Diese Begegnungen mit der fröhlichen Poppy machen den Film aus. Und Mike Leigh erreicht damit viel mehr als er es wohl mit jedem schwermütigem, episch angelegten Drama könnte: Er lässt uns über unseren eigenen Zugang zu den kleinen und größeren Tragödien in unserem Leben nachdenken – ohne uns allerdings mehr mitzugeben als eben diesen einen Satz „Denk mal darüber nach, wie relevant dein Problem gerade wirklich ist.“ Schlüsselstelle des Films ist für mich die Begegnung Poppys mit dem der Realität entrückten Obdachlosen. Das ist wirklich großes Kino. Poppy tänzelt mit einem breiten Lächeln völlig unverkrampft in unser Gedächtnis, wo sie auch lange bleiben wird.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2008 – Miramax, Quelle http://www.imdb.com)

Arthur Weihnachtsmann (2011)

Regie: Barry Cook und Sarah Smith
Original-Titel: Arthur Christmas
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Animation, Weihnachtsfilm, Komödie
IMDB-Link: Arthur Christmas


Ho Ho Ho. Nächste Woche ist der erste Advent, und allmählich muss man sich vorbereiten auf das große Fest. Sprich: Ab sofort wird jede Woche mindestens ein Weihnachtsfilm geschaut, besser noch zwei oder drei. Nicht, dass dann Weihnachten vor der Tür steht und vor lauter Lockdowns hat man es gar verpasst, in die richtige Stimmung zu kommen. Hier nun also ein Blick auf den vor zehn Jahre erschienenen Animationsfilm „Arthur Christmas“. Die Grundidee ist wunderbar simpel, sodass auch die Kleinsten mitkommen: In all der Hektik der fast schon generalstabsmäßig durchgeplanten Geschenkeauslieferung in der Weihnachtsnacht ist dem Weihnachtsmann doch glatt ein Fauxpas unterlaufen: Ein Geschenk ist zurückgeblieben, ein Kind wird also in wenigen Stunden erwachen und nichts unter dem Christbaum finden. Das geht Arthur, dem tollpatschigen Sohn von Santa Claus, gehörig gegen den Strich, und weil sich weder Paps noch sein Bruder Steve, der die Operation Weihnachten leitet, um das Problem kümmern wollen, rückt er mit Großvater Santa aus, um rechtzeitig vor dem Morgengrauen das fehlende Geschenk auszuliefern. Dass dabei alles schief geht, was schief gehen kann, versteht sich von selbst. „Arthur Christmas“ ist ein kindlicher Animationsfilm, nicht zu vergleichen mit der Vielschichtigkeit und auch Ernsthaftigkeit der Pixar-Filme oder des vielleicht besten Weihnachts-Animationsfilms überhaupt, der grandiose Klaus, aber das heißt nicht, dass Erwachsene keinen Spaß dabei haben können. Im Gegenteil. Der Film ist herrlich überdreht, fast alle Gags zünden, und das Tempo stimmt. „Arthur Christmas“ ist Weihnachten auf Speed. Und das ist ja nicht unbedingt etwas Schlechtes, denn er ist genau der richtige Film, um einfach mal 1,5 Stunden abzuschalten und Spaß zu haben.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2011 CTMG, Inc, Quelle http://www.imdb.com)

The French Dispatch (2021)

Regie: Wes Anderson
Original-Titel: The French Dispatch
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Komödie, Drama
IMDB-Link: The French Dispatch


Es kommt sehr selten vor, dass mein hochgeschätzter Kollege vom Filmgenuss und ich nicht einer Meinung sind, aber bei Wes Andersons neuestem Werk „The French Dispatch“ haben wir tatsächlich unterschiedliche Auffassungen. Vielleicht liegt es daran, dass ich einer der größten Wes Anderson-Fanboys unter dieser Sonne bin und ich einfach ein besonderes Faible für seine liebevoll arrangierten und absurden Tableaus habe. Seine Filme weisen immer eine ganz eigene Magie auf, die im weltweiten Kino wohl ein Alleinstellungsmerkmal besitzen. In „The French Dispatch“ treibt er seinen Stil noch mal auf die Spitze, und so scheiden sich daran wohl auch die Geister, denn die eigentliche Geschichte rund um den exzentrischen Verlagsleiter eines französischen Ablegers einer amerikanischen Zeitschrift (Bill Murray) rückt hier in den Hintergrund. Vielmehr ist „The French Dispatch“ wie eine Magazinausgabe konstruiert, mit einer kleineren und drei größeren Geschichten aus dem Magazin, die von Geschichte, Kunst, Politik und einem Kriminalfall erzählen. Die Qualität der drei Hauptgeschichten ist dabei uneinheitlich. Während die erste Geschichte rund um einen verurteilten Mörder und Maler vielleicht einer der ganz großen Höhepunkte in Wes Andersons Œuvre ist, fällt die zweite Geschichte zu einer Studentenrevolte doch deutlich ab, wohingegen die finale Story rund um einen Polizeikommissariatskoch und einem überraschenden Entführungsfall wieder mehr Schwung aufnimmt. Doch sind diese Geschichten eben fast schon nebensächlich. Denn im Kern geht es Wes Anderson um das geschriebene Wort. „The French Dispatch“ ist eine Liebeserklärung an Printmedien und beschwört einmal mehr eine Vergangenheit herauf, die in unserer schnelllebigen, technokratischen Zeit nicht mehr reproduzierbar scheint. In diesem Sinne sind Wes Andersons Filme fast schon als museal zu bezeichnen. Auch wenn „The French Dispatch“ nicht der Höhepunkt in Andersons Schaffen darstellt, so ist er für Liebhaber seines melancholisch-absurden Stils ein weiterer Augenschmaus, den man nicht verpassen sollte. Für all jene, die nicht ganz so leicht in seine durchkomponierten Welten hineinfinden, bedeutet der Film hingegen wohl eine Überdosis dieses Stils.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Red Rocket (2021)

Regie: Sean Baker
Original-Titel: Red Rocket
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Drama, Komödie
IMDB-Link: Red Rocket


The Florida Project von Sean Baker war eines meiner absoluten Kino-Highlights der letzten Jahre. Ich war dementsprechend gespannt auf Bakers neuen Film „Red Rocket“. Darin kehrt ein ehemaliger Pornodarsteller (ein großartiger Simon Rex) in das kleine Kaff in Texas zurück, aus dem er einst mit seiner damaligen Frau die große Karriere gestartet hat. Nun, die Frau ist nach einem kleinen Absturz in den Abgrund der Drogen wieder hier, sie wohnt bei ihrer Mutter und hat wenig Interesse, den abgebrannten Taugenichts wieder zu sich aufzunehmen. Aber Mikey kann vor allem eines gut: Leute bequatschen. Und so schläft er schon bald auf dem Sofa seiner Exfrau, bringt eine 17jährigen Donut-Verkäuferin dazu, ihn zu daten, und vertickt nebenbei das Gras seiner alten Bekannten an die Arbeiter der Ölraffinerie nebenan – die Jungs können nach Feierabend etwas Entspannung gebrauchen. So scheint alles gut für ihn zu laufen, Mikey strotzt vor Energie und Selbstbewusstsein. Aber Typen wie Mikey haben halt auch ein Problem: Das sind sie selbst. Denn jede Hürde, die sich aufbaut, ist fremdverursacht, alle Fehler sind unglückliche Schicksalsschläge, man kann ja nichts dafür, man will immer nur das Beste und erntet das Schlechteste. Mal die Fehler bei sich selbst suchen? Ach was! Und so wird „Red Rocket“ neben einem unglaublich komischen Porträt eines windigen Schelms ohne Selbstreflexionsfähigkeit gleichzeitig zu einem Blick auf das Trump’sche Amerika. Sean Baker seziert aber nicht genüsslich die Schwächen seiner Figuren, sondern begegnet ihnen mit Liebe und Respekt. Das prekäre Amerika ist einfach sein Thema, da steckt viel Herzblut und auch Ehrfurcht in den Filmen, die gerade dadurch so unterhaltsam werden. Ganz an die Klasse von „The Florida Project“ kommt „Red Rocket“ nicht heran, aber der Film reiht sich nur knapp dahinter ein und ist erneut ein großer Wurf.


8,0 Kürbisse

(Foto: (c) Viennale)

Werewolves Within (2021)

Regie: Josh Ruben
Original-Titel: Werewolves Within
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Komödie, Horror
IMDB-Link: Werewolves Within


Ein Film, der auf einem Videospiel beruht, das auf einem Gesellschaftsspiel basiert. Was soll da schon schiefgehen? Theoretisch müsste man damit ja mindestens die halbe Weltbevölkerung ansprechen. Das dachten sich jedenfalls die Produzenten von „Werewolves Within“ und ließen Josh Ruben von der Leine. Die Grundidee ist ja eine vielversprechende: Der neue Ranger in der Kleinstadt darf sich gleich mal mit den seltsamen, leicht neurotischen Dorfbewohnern herumplagen, von denen einer wohl – wie schon bald vermutet wird – ein Werwolf sein könnte. Fortan regieren Misstrauen, Angst und Hysterie. Das Ganze ist gespickt mit viel Humor, mit dem das Werwolf-Genre auch gerne mal parodiert wird. Nur leider hat man auf eine entscheidende Zutat vergessen: Sympathische Charaktere. Gut, Ranger Finn (Sam Richardson) taugt als Identifikationsfigur und ist als netter Kerl natürlich derjenige, von dem man sich wünscht, dass er nicht als Abendessen endet, und auch Postlerin Cecily (Milana Vayntrub) als Love Interest hat ihre Momente, aber der gesamte Rest der Dorfgemeinschaft geht einem binnen weniger Minuten schon so auf den Keks, dass man fest dem Lykanthropen die Daumen drückt. Eine solche geballte Vielzahl an überzeichneten Charakteren gab’s am Slash Festival nicht mal bei First Date zu bewundern, und dort war es schon grenzwertig. Insofern plagt einem am Ende der Gedanke, dass „Werewolves Within“ noch viel cooler hätte sein können, wenn man sich ein bisschen beim Drehbuch und der Auswahl der Darsteller:innen bemüht hätte. Für den persönlichen Abschlussfilm des Festivals war’s schon in Ordnung, da der Film Tempo hat und auch nicht schlecht unterhält, aber viel bleiben wird davon wohl nicht.


5,5 Kürbisse

Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Prisoners of the Ghostland (2021)

Regie: Sion Sono
Original-Titel: Prisoners of the Ghostland
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Action, Komödie, Eastern, Western, Fantasy
IMDB-Link: Prisoners of the Ghostland


Da haben sich die richtigen beiden gefunden: Der komplett wahnsinnige Filmmacher Sion Sono und Nicolas Cage, unumstrittener König des Slash-Filmfestivals. Viele meinen ja, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die beiden zueinander finden würden. In „Prisoners of the Ghostland“ ist es nun endlich soweit, und komplett irre Film- und Szenenideen treffen auf gnadenlos durchexerziertes Overacting. A match made in heaven. Die Story ist dabei schon komplett nebensächlich. Ex-Bankräuber (Cage) wird von einem selbsternannten Gangster-Boss in Samurai City, wo Eastern und Western aufeinanderprallen, auf die Suche nach seinem Mädel (Sofia Boutella) ins mystische, fantastische Ghostland geschickt. Zur Motivation trägt der Held einen Lederanzug, an dem kleine Bomben an Hals, Armen und … nun ja … den Eiern befestigt sind. Scheitert er, gehen die Bomben an seinem Hals los. Betatscht er die Gerettete, müssen die Arme dran glauben. Und wann die Bomben an seinen Genitalien losgehen, muss ich wohl nicht extra erklären. Und so absurd diese Idee schon ist – Sion Sono zögert keinen Moment, diese so richtig auszukosten. Der Rest des Films sind wilde Settings, die zum Teil an Mad Max erinnern, komplett irre choreographierte Schießereien und Komparsen, die komplett gaga irgendwelche Chants singen dürfen. Ach ja, und atomare Explosionen natürlich. Das alles ist so over the top, dass man nur den Hut ziehen kann. Gleichzeitig ist der Film aber auch fürchterlich anstrengend – und aufgrund der fehlenden Story dann zwischenzeitlich sogar ein bisschen fad, wenn man sich an den ganzen visuellen Wahnsinn mal gewöhnt hat. Da stellt man dann nämlich fest, dass „Prisoners of the Ghostland“ zwar ein Gore-Fest der Sonderklasse ist, aber leider wenig Substanz hat. Im Übrigen: Arme Filmhistoriker, die irgendwann mal Nicolas Cages Karriere studieren müssen. Ab einem gewissen Punkt ist die einfach nicht mehr erklärbar.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

First Date (2021)

Regie: Manuel Crosby und Darren Knapp
Original-Titel: First Date
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Krimi, Komödie
IMDB-Link: First Date


Amerikanische Teenager und ihr Auto-Fetisch. Unserereins hat das Mädel seiner Wahl stilecht mit den Öffis ausgeführt, und wenn du aus dem Waldviertel gekommen bist, hast du die Holde im Postbus zum McDonald’s nach Krems kutschiert und musstest vor 8 Uhr abends wieder zurück sein, da dann der letzte Bus ging. Aber nein, der amerikanische Teenager, auch wenn notorisch pleite, braucht natürlich sein eigenes Automobil – und da beginnen die Probleme auch schon. Zwar hat sich Mike das Date mit der resoluten Kelsey gesichert, doch genau an diesem Wochenende düsen die Eltern nach Vegas ab. Der Plan, das Date in der Familienkutsche abzuholen, ist somit schon mal glorios gescheitert. Dank des Ersparten und ein wenig „geborgtem“ Geld aus der Schublade der Eltern macht Mike aber doch noch kurzfristig ein Auto klar, das ihm der windige Dennis zwischen Tür und Angel verkauft. Blöd nur, dass dieses Auto eine Vorgeschichte hat – und schon bald kleben Mike die Polizei und eine Gang geschwätziger (und bewaffneter) Kleinstadtgangster auf den Fersen. „First Date“ ist eine rasante Komödie, die den Bogen einfach immer einen Tick weit überspannt, was in den besten Momenten zum Brüllen komisch, auf Dauer aber auch nicht unanstrengend ist. Wirklich jede Nebenfigur ist eine Karikatur und die Handlung wird immer absurder, allerdings ist das alles so hemmungslos entspannt und sympathisch dargebracht, dass man dem Film das alles nicht übelnehmen kann. Man könnte sagen: „First Date“ ist ein knuffiges Kaninchen, das versehentlich am Koks geschnüffelt hat und nun rabiat durch die Wohnung fetzt. Tyson Brown in der Rolle des überforderten Mike macht seine Sache gut – denn er transportiert die ungläubigen Blicke, mit denen seine Figur die aus dem Ruder laufenden Handlungsstränge quittiert, herrlich nachvollziehbar – uns im Publikum geht’s ja auch nicht anders. Shelby Duclos als Kelsey hat zu Beginn nicht viel zu tun, bringt aber dann in der zweiten Hälfte ein bisschen Bad-Ass-Attitüde mit ein, die ihrer Figur gut zu Gesicht steht. Der Rest des Casts ist hauptsächlich für die komödiantischen Momente zuständig. Dass dennoch eine permanente Atmosphäre der Bedrohung über Mike und seinen Schwarm schwebt, ist ihnen und den Regisseuren aber hoch anzurechnen. Fazit: Sicherlich nicht einer der besten Filme des Jahres, aber er macht Spaß.


6,0 Kürbisse

(Foto: Slash Filmfestival)