Gus Van Sant

Good Will Hunting – Der gute Will Hunting (1997)

Regie: Gus Van Sant
Original-Titel: Good Will Hunting
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Drama, Liebesfilm
IMDB-Link: Good Will Hunting


Zwei Anfang 20jährige Schauspielschüler setzen sich gemeinsam hin und schreiben das Drehbuch für ihren ersten Film, der Jahre später von Gus Van Sant kongenial umgesetzt wird. Diese Ausgangslage muss man sich vor Augen halten, wenn man den Monolog von Robin Williams als Psychiater Sean Maguire anhört – vielleicht eine der besten Szenen der Filmgeschichte überhaupt (und hier anstelle des sonst üblichen Trailers verlinkt). Man kann es nicht anders sagen: Ben Affleck und Matt Damon haben mit „Good Will Hunting“ Geniales (und auch Oscar-prämiertes) geleistet. Ihre Geschichte über einen vorbestraften Dockarbeiter ohne akademischer Ausbildung, der als mathematisches Wunderkind sogar Fields-Medaillen-Träger (Stellan Skarsgård) in die Tasche steckt, aber an normalen Beziehungen scheitert, entfaltet nicht zuletzt dank des außergewöhnlichen Schauspiels (Oscar für Robin Williams, Oscarnominierungen für Matt Damon und Minnie Driver) eine unglaubliche Wucht, der man sich nicht entziehen kann. „Good Will Hunting“ ist eine emotionale Achterbahnfahrt, eine Außenseitergeschichte, die, wie manche Kritiken attestieren, gelegentlich zu dick aufzutragen scheint, aber für mich dennoch immer den richtigen Ton trifft. Es ist ein Film mit Tiefgang, der aber dennoch fast leichtfüßig wirkt, was er der Authentizität seiner Figuren verdankt. Die Gang rund um Will, der empathische Psychiater, der seine eigenen Dämonen mit sich schleppt, der ehrgeizige Mathematikprofessor, der erkennt, dass eine andere Sonne heller leuchtet als er selbst und sich nun ihrem Glanz baden möchte, der Love Interest mit Charakter, der nicht nur hübsch sein darf, sondern auch humorvoll – es ist schon erstaunlich, dass es Damon und Affleck in so jungen Jahren gelungen ist, ein derart breit aufgestelltes, vielschichtiges Personal für ihre Geschichte aufzubauen. „Good Will Hunting“ ist ein Klassiker und gehört in meinen Augen auf die Liste der besten Filme in einem an grandiosen Filmen wahrlich nicht armen Jahrzehnt.


9,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1997 Miramax Pictures- all rights reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Don’t worry, weglaufen geht nicht (2018)

Regie: Gus Van Sant
Original-Titel: Don’t Worry, He Won’t Get Far On Foot
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Drama, Komödie, Biopic
IMDB-Link: Don’t Worry, He Won’t Get Far On Foot


An Gus Van Sants neuesten Film vergebe ich gleich mal einen Preis: Jenen für den dämlichsten deutschen Verleihtitel seit „Vergiss mein nicht!“ für „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“. Ehrlich: Wer zum Geier ist auf die Idee gekommen, aus dem herrlich-zynischen „Don’t Worry, He Won’t Get Far On Foot“ ein englisch-deutsch-verhatschtes „Don’t worry, weglaufen geht nicht“ zu machen? Wer auch immer dafür verantwortlich zeichnet, sollte lebenslang mit einem Berufsverbot belegt werden. Der wirklich dumme Titel wird dem Film in keiner Weise gerecht. Gus Van Sant hat ja schon öfter gezeigt, dass er ein Herz für Außenseitern mit Problemen hat. „Good Will Hunting“ ist ein Paradebeispiel dafür. In „Don’t Worry, He Won’t Get Far On Foot“ erzählt Van Sant nun die (wahre) Geschichte von John Callahan (der grandiose Joaquin Phoenix), der ein schweres Alkoholproblem hat, das nicht unbedingt besser wird, als er in einen folgenschweren Autounfall verwickelt wird und seitdem querschnittgelähmt ist. Nach einigen Tiefpunkten und Selbstmitleidstouren landet er schließlich bei den Anonymen Alkoholikern unter der Leitung von Donnie (Jonah Hill). Er stellt sich seinen Dämonen, vor allem jenem seiner abwesenden Mutter, die ihn als Kind weggegeben hat. Was John dabei hilft: Sein humoristisches Talent, das ihn Cartoons zeichnen lässt, die – nun ja – aufgrund ihres derben, offensiven Humors nicht von allen Mitmenschen gleichermaßen wohlwollend aufgenommen werden. Doch im Zeichnen findet John allmählich zu sich und zu einer Möglichkeit, mit seinem Schicksal umzugehen. Auch die Schwedin Annu (bitte verratet mir: Wie ist es möglich, sich nicht in Rooney Maras strahlende Augen zu verlieben?) ist ihm dabei eine Stütze. „Don’t Worry, He Won’t Get Far On Foot“ ist klassisches Feelgood-Kino über einen Mann, der seine Schwierigkeiten bekämpft und trotz aller Rückschläge schließlich zu sich selbst findet. Das kann schnell mal zu erbaulichem No-na-net-Kino werden – fad und vorhersehbar. Dass „Don’t Worry, He Won’t Get Far On Foot“ nicht in diese Falle tappt, ist auf zwei Gründe zurückzuführen: Zum Einen auf die nicht-lineare Erzählung, die mehr um die Figur des John Callahan kreist als darum bemüht ist, chronologisch die Fakten aufzutischen. Zum Anderen auf den durch die Bank überragenden Cast, angeführt von Joaquin Phoenix, der einmal mehr eine oscarreife Leistung abliefert – so wie auch Jonah Hill, dessen Vielseitigkeit immer wieder positiv überrascht. So geht man tatsächlich mit einem richtig guten Gefühl aus dem Kino heraus.

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 55 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


8,0
von 10 Kürbissen

(Foto: (c) 2018 AMAZON CONTENT SERVICES LLC / Scott Patrick Green)