David Leitch

The Fall Guy (2024)

Regie: David Leitch
Original-Titel: The Fall Guy
Erscheinungsjahr: 2024
Genre: Action, Komödie
IMDB-Link: The Fall Guy


David Leitch kennt sich aus, hat er doch als Stuntman in Hollywood Fuß gefasst, ehe er dazu übergegangen ist, seine eigenen Filme zu drehen (zuletzt der unglaublich unterhaltsame Bullet Train). Ryan Gosling kennt sich, hat er doch in Drive schon den Archetypen des stoischen Stuntmans gespielt, den nichts aus der Ruhe bringt. Bei solchen Auskennern ist die Erwartungshaltung natürlich besonders hoch, dass die Actionkomödie rund um einen verliebten Stuntman, der sich, quasi aus Reuegefühlen und um seine Angebetete (Emily Blunt) zurückzugewinnen, in einen bizarren Kriminalfall hineinziehen lässt, bei dem es schon bald um Kopf und Kragen geht. Schon Brad Pitt in „Bullet Train“ war ziemlich ahnungslos und hübsch irritiert davon, was um ihn herum passiert ist, aber die stoische Mimik von Ryan Gosling kann nicht einmal im Ansatz verbergen, dass sein Colt Seavers wirklich keinen blassen Schimmer hat, was vor sich geht. Alles, was er will, ist den verschwundenen Actionschauspieler Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson), dessen Stuntdouble er bis zu einem tragischen Unfall am Set war, wieder zurück zum Drehort zu bringen, ehe das Studio Wind davon bekommt, dass der Star plötzlich von der Bildfläche verschwunden ist und folglich der angebeteten Regisseurin Jody Moreno das Licht, sprich: die Finanzierung abdreht. Was folgt, sind genreübliche Verfolgungsjagden, Prügeleien, Schießereien, Explosionen und trockene Sprüche, alles rasant und mit jenem augenzwinkernden Humor inszeniert, der schon „Bullet Train“ ausgezeichnet hat. „The Fall Guy“ ist eine mit Verve abgedrehte Actionkomödie, die versucht, beide Genres, die Action wie die Komödie, so ausbalanciert wie möglich zu bedienen. Und das klappt die meiste Zeit über auch recht gut. Warum der neueste Film von Leitch dennoch deutlich hinter „Bullet Train“ zurückbleibt, liegt an einigen sehr schablonenhaft skizzierten Figuren, die bis zur Karikatur verzerrt werden, und einem manchmal fehlenden Gespür für Timing wie auch für die richtige Songauswahl. Musik: So wichtig! Doch so bemüht der Film auch ist, sämtliche denkbare wie undenkbare Variationen des KISS-Klassikers „I Was Made For Lovin‘ You“ in die Gehörgänge zu bringen: Manchmal ist Wiederholung ein gutes Stilmittel und manchmal eben nicht. Das zu differenzieren ist zugegebenermaßen nicht leicht. Wie heißt es so schön: Der Ton macht die Musik.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Universal Pictures – © Universal Studios. All Rights Reserved. Quelle: http://www.imdb.com)

Bullet Train (2022)

Regie: David Leitch
Original-Titel: Bullet Train
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Komödie, Action
IMDB-Link: Bullet Train


Brad Pitt fährt Zug. Und weil er einen nicht ganz legalen Auftrag hat, nämlich in diesem Zug von Tokyo nach Kyoto (einer von diesen extrem schnellen japanischen Shinkansen-Zügen) ein Köfferchen zu entwenden, darf man sich als Zuseher schon darauf einstellen, dass diese Zugreise nicht viel gemein hat mit den üblichen Railjet-Fahrten von Wien nach Salzburg hierzulande. Nicht einmal Verspätung haben diese japanischen Geschosse. Gut, „Ladybug“, so der Codename des von Pitt gespielten Glücksritters, muss also ein Gepäckstück klauen und beim nächsten Bahnhof mit diesem abdampfen. Klingt eigentlich nicht so stressig. Allerdings muss er schon bald feststellen, dass er nicht der Einzige im Zug ist, der einen sinisteren Plan verfolgt. Da wären beispielsweise die dubiosen „Zwillinge“ (Brian Tyree Henry und Aaron Taylor-Johnson), die eine vormalig gekidnappte Mafia-Brut sicher nach Hause geleiten soll. Dann ist da ein liebes Mädel (Joey King), das ganz unladylike ordentlich austeilen kann. Ein verzweifelter Vater mit einer Waffe (Andrew Koji) treibt sich auch noch herum. Und das sind nicht mal alle seltsamen Gestalten, die diesen Zug noch betreten sollen. Schon bald findet sich Ladybug in einer recht verzweifelten Lage wieder, die, auch wenn er der Gewalt abschwören und nach friedlichen Auswegen suchen wollte, die Mortalitätsrate in seiner unmittelbaren Umgebung sprunghaft ansteigen lässt. „Bullet Train“ von David Leitch, der auch schon Deadpool in sein zweites Abenteuer gestürzt hat, ist ein vergnügliches und irrwitziges Action-Spektakel, in das sich Brad Pitt mit sichtlichem Genuss stürzt. Der Film lebt von seiner Performance, auch wenn der Rest des Casts ebenfalls für Brüller sorgt, doch die verwirrten Blicke von Brad Pitt angesichts der immer absurder werdenden Lage und seine verzweifelten Versuche, das Gespräch mit jenen zu suchen, die ihm an den Kragen wollen, sind einfach saukomisch. Die Action sitzt auch und ist immer einen kleinen Tick over the top, sodass man sich schon händereibend auf die nächste Keilerei freut. Ist das anspruchsvolles Kino? Nein. Aber extrem unterhaltsames.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Scott Garfield – © 2022 CTMG, Quelle http://www.imdb.com)

Deadpool 2 (2018)

Regie: David Leitch
Original-Titel: Deadpool 2
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Action, Fantasy, Komödie, Satire
IMDB-Link: Deadpool 2


Deadpool ist wieder da. Ganz klar: Wenn der mal stirbt, muss man das Mundwerk extra erschlagen. Nur ist das mit dem Sterben nicht so einfach. Nicht, dass er es nicht versuchen würde, aber irgendetwas hält ihn bzw. die nach Explosionen herumfliegenden Teile von ihm am Leben. Vielleicht hat das Schandmaul ohne Skrupel, das auf Verbrecherjagd geht, weil es cool ist, die Schurken zur Strecke zu bringen, ja doch noch eine höhere Aufgabe zu bewältigen. Gegenspieler Cable (der omnipräsente Josh Brolin) jedenfalls erweist sich als harte Nuss, und die Mission, einen 14jährigen Jungen vor diesem schwer bewaffneten Zeitreisenden aus der Zukunft zu beschützen, kostet Blut, Schweiß, Tränen und Gliedmaßen. Das alles ist aber nicht umsonst vergossen, denn wie der geschwätzige Rächer aus der Nachbarschaft schon im Prolog angekündigt hat, ist „Deadpool 2“ ein Familienfilm, und so lernt der Held eben auch, was eine Familie ausmacht. Kino mit pädagogischem Wert also. Die Methoden, dieses Wissen zu vermitteln, mögen vielleicht etwas ungewöhnlich erscheinen, denn es wird gemetzelt, was die Schaschlik-Spieße, die der großmäulige Superheld dekorativ am Rücken trägt, hergeben, aber ungewöhnliche Schüler erfordern eben auch ungewöhnliche Erziehungsmaßnahmen. Kurz gesagt lebt der Film von zwei elementaren Dingen: Vom subversiven und anarchischen Humor seines Titelhelden (brillant verkörpert von Ryan Reynolds, der sich diese Rolle dermaßen angeeignet hat, dass er wohl nie wieder etwas Anderes spielen kann) sowie von der brutalen, schnell geschnittenen Action, die keine Rücksicht nimmt auf Befindlichkeiten oder schwache Mägen. So gesehen führt „Deadpool 2“ den Weg des Vorgängers nahtlos fort. Da der Humor noch absurder ist und noch viel mehr Anspielungen zu entdecken sind, die der Held, der sich bewusst ist, nur eine Filmfigur zu sein, immer wieder einstreut, funktioniert der Film für mich noch besser als der erste Teil. Als Komödie ist „Deadpool 2“ eine echte Perle. Die Story selbst ist ein bisschen dünn und vorhersehbar („That’s just lazy writing“, wie Deadpool alias Ryan Reynolds, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat, mal selbst zugibt), aber Spaß macht das Ding von der ersten bis zur letzten Minute.


7,5
von 10 Kürbissen