Action

Avengers: Endgame (2019)

Regie: Anthony und Joe Russo
Original-Titel: Avengers: Endgame
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Action, Fantasy, Science Fiction
IMDB-Link: Avengers: Endgame


Thanos hat es nicht leicht. Da arbeitet er sein Leben lang hin auf die Erfüllung seines Lebenssinns, dann kann er sich endlich in die wohlverdiente Pension begeben und  sich an hübschen Pflanzen erfreuen – doch was geschieht? Kaum hat er sich zur Ruhe gesetzt, stehen diese Avengers-Grätzen von der Erde wieder auf der Matte. So wird aus dem Ruhestand ein Unruhestand, und drei Stunden lang dürfen wir nun zusehen, wie sich Gut und Böse oder das, was wir dafür halten, in einem Endspiel um die Goldene Ananas verhauen. Denn dass man mit einem Fingerschnippen einfach die Hälfte aller Lebewesen ausradiert und danach Radieschen züchtet, das kann nicht sein, das darf nicht sein. „Avengers: Endgame“ ist das große, epische Finale von nicht weniger als 22 Filmen des Marvel Cinematic Universe. Dass man einem solch hohen Anspruch, den das sich hysterisch um Kinokarten prügelnde Publikum stellt, gerecht wird, ist schon eine schwierige Aufgabe. Für viele, darunter auch mich, hat diese Reise vor über 10 Jahren begonnen. Und nun geht man den letzten Weg mit den Heldinnen und Helden, die einem im Laufe der Jahre unweigerlich ans Herz gewachsen ist. Es ist so wie damals auf den letzten Metern, ehe ein verdammter Goldring in einen Feuerschlund im Schicksalsberg geworfen wurde. Nur dass man dieses Mal nicht nach drei Filmen an diesen Punkt gekommen ist, sondern nach fast zwei Dutzend. Das Involvement ist also bei dem Einen oder Anderen noch höher. Und wie viel hätte man hier falsch machen können. Wenn sich Filmemacher hinsetzen und am Reißbrett etwas entwerfen, das noch epischer, noch großartiger, noch actionreicher, noch erhabener werden soll als alles bisher Gedrehte, dann kommt dabei oft ein grandioser Murks heraus. Denn größer ist nicht immer besser. Doch genau das muss man nun den Machern der letzten beiden Avengers-Filme anrechnen: Natürlich wussten sie um die übergroße Erwartungshaltung. Und natürlich bedienen sie in ihrem Film die Gelüste des nach einer letzten großen Schlacht gierenden Publikums. Aber sie verlieren dabei nie die Charaktere und die Entwicklung, die diese über die besagten 22 Filme hinweg nehmen, aus den Augen. Und sie entfernen sich manches Mal ein gutes Stück von dem Erwartbaren. Man kann sich nie sicher sein, was in „Avengers: Endgame“ passiert. Und das tut dem Film sehr gut. Diese drei Stunden sind gewinnbringend investiert. Diese große Fantasy-Saga unserer Zeit findet mit diesem Film einen würdigen, kurzweiligen und spannenden Abschluss. Am Ende darf Zeit für Wehmut und die eine oder andere Träne sein. Denn eine lange Reise geht hier wirklich zu Ende.


8,5
von 10 Kürbissen

Shazam! (2019)

Regie: David F. Sandberg
Original-Titel: Shazam!
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Action, Abenteuerfilm, Fantasy, Komödie
IMDB-Link: Shazam!


Wenn man David Sandberg heißt, dreht man offenkundig gerne amüsante Actionfilme. Um Verwechslungen mit dem schwedischen Kollegen, der für den viralen Kickstarter-Hit Kung Fury verantwortlich zeichnete, zu vermeiden, packte sich der Regisseur der DC-Comicverfilmung „Shazam!“ noch die Initiale F. in seinen Namen. Trotzdem ein wenig verwirrend, diese ganze Sandbergerei. Allerdings hat DC gut getan, den bislang hauptsächlich durch Kurzfilme aufgefallenen David F. Sandberg in den Regiestuhl zu hieven. Im ewigen Beef DC gegen Marvel hat ja in den letzten Jahren DC deutlich den Kürzeren gezogen. Vor allem die martialistisch durchstilisierten Filme von Zack Snyder konnten sich gegen das verspielt Lockere von Marvel nicht durchsetzen. Comics leben eben auch vom Humor. (Außer man heißt Christopher Nolan, dann kann man auch die humorlosesten Filme aller Zeiten drehen – und trotzdem Großartiges und Stilbildendes leisten.) Jedenfalls wirft DC nun mit „Shazam!“ einen Kollegen ins Rennen, der ausschließlich mit Humor punktet. Der 14jährige Billy Batson wird zum Superhelden Shazam, wenn er diesen magischen Namen ausspricht. Er ist damit kugelsicher, kann Energieblitze abfeuern, und das mit dem Fliegen kriegt er auch noch hin. Und damit ist alles über den Film gesagt. „Shazam!“ ist quasi „Big“ (man beachte die kleine Verneigung vor dem Tom Hanks-Klassiker in der Szene mit dem Fußpiano) mit Superheldenkräften. Ein Junge im Körper eines Erwachsenen, nur mit ein paar Extra-Features ausgestattet. Und das führt zu saukomischen und herrlich überdrehten Szenen. Auch sind die Sidekicks (in diesem Fall: einige sehr nerdige Kinder, die von Pflegeeltern aufgenommen wurden) wunderbar sympathisch. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt. Einzig Mark Strong als Superbösewicht wirkt im Vergleich zu den anderen Comic-Schurken der letzten Jahre eher blass. Aber das ist fast egal, denn „Shazam!“ braucht keine breit angelegte Story-Line oder das Gefühl einer allumfassenden Weltenbedrohung. „Shazam!“ ist ein einfach konstruierter, aber effektiver Crowdpleaser. Vielleicht bleibt der Film nicht ewig im Gedächtnis haften, und vielleicht ist er auch ein wenig zu sympathisch-jugendlich angelegt (auch bei den Gags), aber für zwei kurzweilige Kinostunden taugt er allemal.


6,5
von 10 Kürbissen

Captain Marvel (2019)

Regie: Anna Boden und Ryan Fleck
Original-Titel: Captain Marvel
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Action, Fantasy, Science Fiction
IMDB-Link: Captain Marvel


Was gibt es Passenderes, als am Weltfrauentag einer starken Frau wie Brie Larsen dabei zuzusehen, wie sie mit Hilfe von Superkräften böse Jungs aufmischt? Und man weiß ja seit der End Credits-Szene von Avengers: Infinity War, dass im zweiten Teil „Avengers: Endgame“ höchstwahrscheinlich die junge Dame den Karren aus dem Dreck ziehen muss, wenn die alte Macho-Garde, bestehend aus Iron Man, Captain America, Hulk & Co. es versemmelt hat, den Oberbösewicht Thanos von seinem Schmuck zu befreien. Dabei ist aber Captain Marvel zu Beginn noch gar nicht so übermächtig. Der Zuseher wird gleich mitten hineingeworfen in den Film, und die Konfusion, die auch die junge Vers, eben später Captain Marvel, in Anbetracht seltsamer Träume verspürt, überträgt sich auch auf das Publikum. Was ist da los, was wird da gespielt? Auch Jude Laws Grinsen trägt nicht zur Erhellung bei. Dass die beiden Regieführenden Anna Boden und Ryan Fleck („Captain Marvel“ ist im Übrigen der erste MCU-Film, bei dem eine Frau beteiligt ist an der Regie) die Zügel dennoch fest in der Hand haben, zeigt sich mit Fortdauer des Films. Denn die Konfusion weicht schon bald dem Sehvergnügen. Man darf sich von „Captain Marvel“ keine Revolution des Superhelden-Genres erwarten – im Gegenteil: Der Film arbeitet recht brav die stereotypischen Handlungsverläufe ab. Aber das gelingt ihm dafür sehr gut, kurzweilig und mit dem für Marvel üblichen Augenzwinkern zwischendurch. Man merkt, dass Brie Larsen selbst Spaß an der Sache hatte. Und da sie eine Batzen Schauspielerin ist, hält sie auch das Publikum bei Laune. Sie passt einfach für diese Rolle, auch wenn ihr dabei nicht ihr ganzes Können abverlangt wird. Samuel L. Motherfucking Jackson ist mal wieder die coole Sau, die er immer ist, allerdings diesmal mit Haaren und einem CGI-Peeling und einem Herz für Katzen, das sein Macho-Image ein bisschen auflockert. Es steckt dann doch in jedem von uns ein Freund der Fellnasen. Jedenfalls unterhält „Captain Marvel“ zwei Stunden lang sehr gut, bietet starke Frauenrollen und saubere Action, und wenn am Ende die Superheldin mal wirklich zeigt, was in ihr steckt, bekommt man fast ein bisschen Mitleid mit Thanos, der noch nicht weiß, was ihm blüht. Oh Captain, my Captain …


7,5
von 10 Kürbissen

Alita: Battle Angel (2019)

Regie: Robert Rodriguez
Original-Titel: Alita: Battle Angel
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Science Fiction, Action
IMDB-Link: Alita: Battle Angel


Mit Teenagern hat man es schwer. Sie halten sich einfach nicht an die Hausregeln, sind nach Einbruch der Dunkelheit noch unterwegs, verknallen sich in windige Typen und zerlegen gelegentlich mal eine Bar voller grimmiger Kopfgeldjäger. Zumindest, wenn man es sich bei dem Teenager um einen Cyborg mit Gedächtnislücken und einigen spannenden Special Effects in der Programmierung handelt. Dem Schöpfer Dr. Ido (Christoph Waltz), der das intakte Hirn auf einer Müllhalde gefunden hat und ihm einen neuen Körper geschenkt hat, gefällt es natürlich weniger, dass seine Alita (Rosa Salazar + viel CGI) in der Vergangenheit, an die sie sich eben nicht erinnert, offenbar auf den Schlachtfeldern ordentlich aufgeräumt hat. Aber das liegt ja weit zurück, und erst einmal ist sie wirklich entzückend am Flirten mit dem Draufgänger Hugo (Keean Johnson). Die Welt, in der sie leben, ist nicht unbedingt freundlich. Das liegt vor allem daran, dass während des „Großen Falls“ alle Himmelsstädte mit einer Ausnahme abgestürzt sind. Die eine Ausnahme hängt nun über der vermüllten Stahlstadt, in der das Geschehen rund um den Cyborg Alita stattfindet – und ist eine klar verbotene Zone. Während unten die Gesetzlosigkeit regiert, scheinen oben Milch und Honig zu fließen, aber Genaues weiß man nicht. Klar weckt das Begehrlichkeiten auf allen Seiten. Und bald schon ist einiges los, und Alita macht nicht nur große Augen, sondern ist auch mittendrin im Geschehen. Das ist durchaus erbaulich und nett anzusehen. Die Steampunk-Welt ist detailreich gestaltet, wirkt aber manchmal wie ein Best Of der großen Science Fiction-Klassiker. Eine echt dünne Suppe ist die Story selbst, aber gut – wie es aussieht, handelt es sich dabei um den ersten Teil von mehreren. Da kann man also über Storyschwächen und eine gewisse Ratlosigkeit, die sich manchmal breit macht, getrost hinwegsehen mit der Hoffnung, dass diese im folgenden Film aufgelöst und mit Fleisch auf den Knochen versehen werden. Was allerdings echt ärgerlich ist, sind die vielen Klischees, die vor allem in den Dialogen bedient werden. So bleibt selbst ein Christoph Waltz farblos, und das ist schade. Trotzdem: Optik und Action machen diese Schwächen zu einem großen Teil wieder wett. Kann man sich ansehen, ist aber nicht der große Wurf, den ich mir im Vorfeld von einem Regisseur wie Robert Rodriguez erhofft hätte – dafür war der Film teils dann doch zu simpel gestrickt.


6,0
von 10 Kürbissen

Marighella (2019)

Regie: Wagner Moura
Original-Titel: Marighella
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Action, Thriller, Politfilm, Biopic, Drama
IMDB-Link: Marighella


Eines sei gleich vorweg gesagt: „Marighella“ von Wagner Moura verlangt dem Zuseher einiges ab. Denn der Film über den brasilianischen Dichter, Essayist und Revolutionär Carlos Marighella (Seu Jorge mit einer Wahnsinnspräsenz), der ab 1964 nach dem Militärputsch in Brasilien zum bewaffneten Widerstand aufgerufen hat, bis er 1969 getötet wurde, nimmt sich 155 Minuten Zeit. Und apropos Zeit: Gerade zu Anfang wird da gerne auch mal zwischen den Zeiten umher gesprungen, was sich aber nach einer Weile legt zu Gunsten einer chronologischen Erzählung. Um die Figuren einzuführen, Carlos Marighella selbst und seine Mitstreiter, erfüllt dieses Hüpfen seinen Zweck allerdings. Man muss allerdings in der richtigen Stimmung sein, um zweieinhalb Stunden lang einem Widerstandskämpfer und seinen Kumpanen dabei zuzusehen, wie sie sich organisieren, wie sie immer größere Coups planen und dann doch langsam, aber unerbittlich von der Staatsgewalt (verkörpert von Bruno Gagliasso, der seinen Bösen etwas zu böse anlegt) auseinandergenommen werden. Das geht mitunter auch sehr gewalttätig vonstatten, und mehr als einmal dachte ich mir beim Sichten: ‚Puh, also das hat jetzt wirklich weh getan, selbst wenn es nur gespielt war‘. Worüber man auch hinwegsehen muss, ist die Tatsache, dass Wagner Moura mit diesem Film so etwas wie Heldenverehrung betreibt. Und ohne die historische Figur des Carlos Marighella wirklich einschätzen zu können (dafür bin ich einfach nicht brasilianisch genug, auch wenn meine Arbeitskollegen fest die These vertreten, dass ich während meines Brasilien-Urlaubs 2017 in Rio eine Sambaschule gegründet habe), so bleibt doch ein eher unguter Beigeschmack haften, wenn ein bewaffneter Widerstandskämpfer, so gerecht sein Kampf auch gewesen sein mag, so unkritisch betrachtet wird. Aber gut, da geht es mir bei Che Guevara nicht anders. Was mir allerdings hier eindeutig fehlte, waren mehr Hintergründe, wie Carlos Marighella zu dem Mann geworden ist, als der er gezeigt wird. Vielleicht wäre dann das Bauchgrummeln etwas leiser gewesen. Dennoch lohnt sich „Marighella“, denn der Film ist spannend erzählt (und kann die Spannung tatsächlich über die ganze Laufzeit hoch halten), handwerklich gut gemacht und mit exzellenten Schauspielern besetzt.


7,0
von 10 Kürbissen

(Foto: O2 Filmes)

Robin Hood (2018)

Regie: Otto Bathurst
Original-Titel: Robin Hood
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Action, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Robin Hood


Otto Bathurst: Das ist ein Name, den man sich merken muss. Um ihm nämlich künftig weiträumig aus dem Weg zu gehen. Wenn eine weitere Verfilmung des Robin Hood-Themas schon etwas ist, was die Welt nicht braucht, so ist der Film dieses bis dato unbekannten Regisseurs als Verbrechen an den arglosen Kinobesuchern zu betrachten, die in Erwartung eines modern inszenierten Actionkrachers Geld ausgegeben haben. Bei diesem Totalschaden von Film „findet nicht zusammen, was nicht zusammen gehört“, um den grandiosen Restaurantkritiker Severin Corti zu zitieren, der einmal im Auftrag des investigativen Extremjournalismus vom Standard in die „Gräfin vom Naschmarkt“ geschickt wurde und wohl nur knapp mit dem Leben davonkam, wie man der Rezension, die von diesem Abenteuer berichtet, entnehmen kann. Jedenfalls weiß ich nun wirklich nicht, was ich weniger empfehlen kann: Ein Abendessen in der „Gräfin“ oder den Kinobesuch von Robin Hood. Für beides braucht man einen ausgesprochenen Saumagen. Beginnen wir bei der Besetzung: Taron Egerton ist zwar ganz sympathisch, aber von einem Robin Hood so weit weg wie ein McDonald’s-Laden von der Gourmetküche. Eve Hewson hat immerhin unwahrscheinlich blaue Augen (und so unwahrscheinlich, wie sie wirken, dürften sie auch sein dank guter Kontaktlinsen), ist aber sonst von Maid Marian so weit weg wie Taron Egerton von Robin Hood – und das kann man im vorigen Satz nachlesen (als Tipp für alle Goldfische mit ultrakurzem Kurzzeitgedächtnis, die meinem Blog folgen). Ben Mendelssohn ist mal wieder der arme Hund, der nur finster schauen und sich in etwas, was an eine SS-Uniform erinnert, schmeißen darf. Und Jamie Foxx wird bitte gebeten, seinen Oscar zurückzugeben. Die Story ist völlig konfus und voller Logiklöcher, die Action lahm inszeniert, die Effekte sehen so aus, als wäre der Produktion mittendrin das Geld ausgegangen, und das Schlimmste habe ich dabei noch gar nicht erwähnt: Der Versuch, dem Stoff einen modernen Anstrich zu verpassen, ist so etwas von kläglich gescheitert, dass man fast Mitleid mit den Machern haben muss. Alte Helden in neue Kleider zu stecken und die Kulissen in einem pseudo-modernen Historizismus zu verkleiden, kann sich vielleicht ein Guy Ritchie erlauben (und selbst der wird dafür abgestraft), aber kein Otto Bathurst. Ein Film zum Vergessen. Und zwar möglichst schnell, ehe dauerhafte Schäden zurückbleiben.


2,0
von 10 Kürbissen

Kung Fury (2015)

Regie: David Sandberg
Original-Titel: Kung Fury
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Kurzfilm, Action, Fantasy, Komödie
IMDB-Link: Kung Fury


Ich bin der festen Überzeugung, dass es genau zwei Arten von Reaktionen auf die Sichtung von „Kung Fury“ gibt: Begeisterung, begleitet von hysterischem Lachen, oder völlige Ratlosigkeit. Ich oute mich als Zugehöriger zur ersten Gruppe. Schon als damals der Teaser-Trailer herauskam, mit dem David Sandberg via Kickstarter um die Finanzierung seines feucht gewordenen Bubentraums warb, war es um mich geschehen. 2015 konnte dann dank 600.000 US-Dollar Kickstarter-Spenden der ganze Film vorgestellt werden. Mit einer halben Stunde Laufzeit fiel das Werk dann doch etwas kürzer aus als ein normaler Spielfilm, aber andererseits: Wer in 30 Minuten so viel Irrsinn (und David Hasselhoff) hineinpacken kann, der braucht auch nicht mehr Zeit. Und das ist „Kung Fury“: Eine halbe Stunde völliger Wahnsinn. Sowohl Hommage als gleichzeitig Persiflage auf das Trash-Kino der 80er inklusive Störungen im Bild und einer Handlung, die diesen Namen nicht verdient. Aber das ist egal. Wenn ein von einer Kobra gebissener und vom Blitz getroffener Kung Fu-Supercop, nachdem er einen Amok laufenden Spielautomaten in seine Einzelteile zerlegt hat, in die Vergangenheit reist, um Adolf Hitler, den „Kung Führer“, zu töten, aber dabei versehentlich in die Zeit der Wikinger katapultiert wird, wo er zunächst von Laser-Raptoren beschossen wird, ehe ihn eine Walküre mit einer gezielten Salve aus ihrem Maschinengewehr rettet, und es dann doch zum Showdown in Nazi-Deutschland kommt, wo er Unterstützung von Thor, seinem Partner Triceracop, der Maschinengewehr-Wikingerbraut und einem sprechenden T-Rex bekommt, braucht man sich über kongruente Handlung wirklich keine Gedanken mehr machen. Aber damit ist auch alles über den Film gesagt, den man kostenlos auf Youtube bestaunen kann. Ein Trash-Fest, das absolut nichts ernst nimmt und eigentlich nur ein einziges Ziel hat: Immer dann, wenn der Zuseher glaubt, es geht nicht mehr absurder, noch mal einen Gang höher zu schalten.


8,0
von 10 Kürbissen

Aquaman (2018)

Regie: James Wan
Original-Titel: Aquaman
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Fantasy, Action, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Aquaman


Aquaman – das ist doch der Typ, der im Aquarium gehalten wird, von einer Putzfrau mit Eiern gefüttert wird, sich in sie verknallt und dann die Katze frisst, oder? Diese Frage stellte ich mir gerade, als plötzlich Jason Momoa auf dem Bildschirm auftauchte und in einem U-Boot böse Jungs verprügelte. Und ganz ehrlich: Von so einem Typen wie Jason Momoa möchte man nicht verprügelt werden, denn die Gefahr ist groß, dass man danach nicht mehr aufsteht. Gegen ihn wirkt unser Arnie wie ein Spargeltarzan. Dadurch, dass bei all der Muskelmasse auch noch genug Platz ist für augenzwinkernde Selbstironie, kann man dem Typen sein Aussehen aber nicht einmal übel nehmen. Man muss einfach zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, dass der menschliche Körper in unterschiedlichen Größen und Formen kommt – eben auch in dieser. Aber Ladies, es sei euch eines gesagt: Wenn ihr neben Jason Momoa schlaft und der träumend versehentlich mal den Arm zur Seite schmeißt, dann seid ihr Matsch. Wenn ihr neben mir liegt, kriegt ihr dadurch höchstens einen zärtlichen Nasenstüber. Also, überlegt es euch! Aber zurück zum Lachs im Zweifel. Wenn er gerade nicht mal Selfies mit Fan-Boys schießen muss (die eine wirklich zum Schreien komische Szene des Films), versucht er widerwillig, eine goldene Gabel zu finden, mit der er dem größenwahnsinnigen Halbbruder und Atlantis-König Orm (Patrick Wilson als echter Ormleuchter) mal Tischmanieren beibringen und nebenbei den Thron von Atlantis für sich beanspruchen kann. Orm will genau dieses verhindern, da er schon eifrig am Krieg bastelt gegen die Oberwelt, die Menschen, die ihm sein schönes Meer mit Plastik versauen. Und eigentlich will Aquaman gar kein König sein, sieht sich selbst nicht als königlich an. Damit wiederum macht er Mera (Amber Heard) schöne Augen, die ihm fortan hilfreich zur Seite steht. Und irgendwie macht das alles keinen Sinn und dient nur dazu als Vehikel, Jason Momoa von einer Prügelei in die nächste zu schicken. Der Fisch fängt am Kopf zu stinken an, sagt man, und hier beginnt es beim Drehbuch. Die Dialoge sind strunzdumm, und die Figuren handeln völlig planlos. Darüber hinaus ist zwar die Action gut inszeniert, aber fantasielos, und irgendwie sieht das alles so aus, als hätte jemand, der sich davor entschieden zu viel LSD hineingepfiffen hat, aus Avatar, Star Wars Episode II, Jurassic Park und den schlechteren der Marvel-Verfilmungen einen fröhlichen Zusammenschnitt gebastelt. Immerhin weiß ich nun, dass Amber Heard mit feuerroten Haaren ein echter Eyecatcher und Jason Momoa ein cooler Hund ist. Aber aufgrund des wirren Drehbuchs geht dieser Film baden.


4,0
von 10 Kürbissen

Ong-Bak (2003)

Regie: Prachya Pinkaew
Original-Titel: Ong-Bak
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Eastern, Action
IMDB-Link: Ong-Bak


Manchmal braucht es einfach den richtigen Anschub, um ein Land auf der cineastischen Weltkarte zu verankern. 2003 war für Thailand der Martial Arts-Film „Ong-Bak“ dieser Anschub. Dieser Film gilt mittlerweile als Klassiker der Haudrauf-Filme, und ganz ehrlich: Gegen Tony Jaa hätte sogar Bud Spencer (selig) seine liebe Not gehabt. Er hätte das schlaksige Springginkerl einfach nicht zwischen die Oberarme bekommen. Und im Grunde ist damit alles über den Film gesagt. Tony Jaa hüpft und läuft und springt und prügelt sich durch die Gegend. Von seinem Dorf wurde er beauftragt, den gestohlenen Kopf der heiligen Buddha-Statue des Ortes zurückzuholen aus Bangkok. Dabei helfen ihm seine Kenntnisse des Muay Thai, ein ehemaliger Dorfbewohner, der unter die Kleinkriminellen gegangen ist, sowie seine zierliche Kumpanin, die gut Motorrad fahren kann, aber ansonsten wenig zur Geschichte beiträgt. Am meisten hilft natürlich das Muay Thai. Damit machen Schurken, Drogenbosse, verrückte Amerikaner und jede Menge Tuk-Tuks unliebsame Bekanntschaft. Und die Kampfszenen und Stunts können wirklich beeindrucken. Denn hier werden keine halben Sachen gemacht: Wenn der Bösewicht eines zwischen die Rippen bekommt, hat es dem armen Kerl, der in dieses Kostüm gesteckt worden ist, mit Sicherheit weh getan. Denn hier wird tatsächlich auf den Körper gezielt und nicht einen halben Meter daneben geschlagen, sodass man noch den Luftzug hören kann. Und auch mit unsichtbaren Seilen und dergleichen ist nichts – die hüpfen tatsächlich wie Flummis durch die Gegend. Ich frage mich, was für einen Verschleiß an Schauspielern das Produktionsteam hatte. Immerhin hat Tony Jaa den ganzen Wahnsinn überlebt. Und war danach in Asien der neue Superstar. Als Fazit für den Film kann man gerne die Ärzte zitieren: „Immer mitten in die Fresse rein!“

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 36 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


6,5
von 10 Kürbissen

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen (2018)

Regie: David Yates
Original-Titel: Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Action, Fantasy, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald


Kaum ein anderer Film wurde dieses Jahr so sehnsüchtig erwartet wie der zweite Teil der Fantastic Beasts-Filmreihe. Auch von mir, da ich den ersten Teil wirklich sehr mochte, was man hier nachlesen kann. Die Erwartungshaltung an den neuen Film war dementsprechend hoch. Auch war ich gespannt darauf, wie sich Jude Law als junger Albus Dumbledore schlagen würde, eine ikonische Figur, die untrennbar mit weißem Rauschebart und gütiger Gelassenheit verbunden wird. Gleich mal vorweg: Jude Law funktioniert als Albus Dumbledore. Er ist charismatisch genug und legt ihn auch mit vielen Facetten an, die der Figur des Oberzauberers eine neue Tiefe verleiht. Da macht „Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald“ alles richtig. Und auch der Gegenspieler, der von Johnny Depp verkörperte Grindelwald, weiß zu überzeugen. Vorbei ist es mit der Hampelei, für die Depp die letzten Jahre bekannt war. Sein Grindelwald ist eine finstere und hochseriöse Angelegenheit, und man weiß nach diesem zweiten Film, dass sich der Bursche nicht so schnell in die Knie zwingen lässt. Wer Rowlings konsequenten Zugang zum Geschichtenerzählen kennt, weiß, dass dafür in späteren Filmen Opfer nötig sein werden. All das macht aus dem zweiten Teil der Saga schon mal einen gelungenen, spannenden und unterhaltsamen Film. Dazu kommen die bewährten Kräfte aus Teil eins, die auch hier wieder durch die Geschichte führen. Eddie Redmaynes Newt Scamander ist nach wie vor herrlich verpeilt, Katherine Waterstons Tina Goldstein wundervoll neurotisch – die beiden geben das wohl komplizierteste Paar der jüngeren Leinwandgeschichte ab. Auch Dan Fogler darf wieder aufspielen, wenngleich er im Vergleich zu Teil 1 eher zurückbleibt. Etwas mehr Screentime bekommt Alison Sudol als Queenie, für die der Film die eine oder andere Überraschung bereithält. Dennoch bleibt der zweite Teil als Ganzes für mich recht klar hinter dem grandiosen ersten Teil zurück. Denn was ich am ersten Teil so mochte, dass eine wundervolle, kleine Geschichte mit großen Implikationen erzählt wurde, und das mit Herz und Liebe zum Detail, wuchert im zweiten Teil nun zur großen epischen Geschichte mit heftigem (und leider übermäßigem) CGI-Gewitter aus. Das war zwar im Grunde zu erwarten, aber irgendwie passen die vier Haupthelden nicht so recht in dieses Larger-Than-Life-Setting CGI-Gewitter. So also heißt es für den dritten Teil: Albus Dumbledore, das ist etwas für Sie!


7,0
von 10 Kürbissen