Komödie

Frühstück bei Tiffany (1961)

Regie: Blake Edwards
Original-Titel: Breakfast at Tiffany’s
Erscheinungsjahr: 1961
Genre: Drama, Komödie, Liebesfilm
IMDB-Link: Breakfast at Tiffany’s


„Breakfast at Tiffany’s“ von Blake Edwards nach einem Roman von Truman Capote ist die herzzerreißende Geschichte eines hübschen Katers (Orangey), der nach wilden Party-Exzessen von seinem Lebensmenschen bei strömendem Regen in der Gosse ausgesetzt wird. Kein Wunder, dass dieser Film auch heute noch als Klassiker gilt. Für Katzenfreunde ist diese tragische Geschichte schwer zu packen, aber – Spoiler! – anders als in Truman Capotes Buch gibt es im Film dann doch ein Happy End. Der Kater wird doch noch gefunden, erhält viel Liebe und schaut grimmig, aber doch mit Hoffnung in den Augen in die Zukunft. Das ist aber auch gleichzeitig der größte Kritikpunkt am Film. Auch Capote selbst war nicht einverstanden mit der Art und Weise, wie sein Stoff massentauglich bearbeitet wurde. Für den Kinozuseher der 60er-Jahre war aber eine größere Tragik, wie sie im Roman vorgesehen war, scheinbar nicht zumutbar. Trotzdem funktioniert der Film auch heute noch, was nicht zuletzt an der Besetzung liegt. Orangey spielt grandios und erhielt völlig zurecht für seine Rolle seinen insgesamt zweiten PATSY Award. Auch in den noch so kleinsten Nebenrollen findet sich Prominenz: George Peppard als mittelloser Schriftsteller Paul Varjak. Die damals gar nicht so unbekannte Audrey Hepburn als Partygirl Holly Golightly. Patricia Neal als Geliebte von Paul Varjak. Sie alle spielen dem Kater mit Leib und Seele zu, der so unterstützt sein ganzes Talent zur Entfaltung bringen kann. Allein über Mickey Rooney als Mr. Yunioshi müssen wir reden. Seine Darstellung ist grauenhaft und versaut fast den ganzen Film. Lieber also auf den Kater konzentrieren. Dann passt alles.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: (c) Paramount 1961, Quelle imdb.com)

Parasite (2019)

Regie: Bong Joon-ho
Original-Titel: Gisaengchung
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Drama, Komödie, Thriller
IMDB-Link: Gisaengchung


Der erste südkoreanische Film, der in Cannes die Goldene Palme für den besten Film gewinnen konnte. Begeisterte Kritiken. Golden Globe-Nominierungen. „Parasite“ von Bong Joon-ho, der schon mit früheren Werken wie „Snowpiercer“ und „Okja“ für Furore gesorgt hat, ist ein Film, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Gekonnt setzt sich Bong Joon-ho zwischen alle Stühle. Ohne zu viel von der Handlung verraten zu wollen, geht es um eine Familie (Vater, Mutter, Sohn, Tochter, beide schon erwachsen) in ärmlichen Verhältnissen, deren Schicksal sich zu wenden beginnt, als der Sohn eine Stelle als Nachhilfelehrer für ein Mädchen aus einer reichen Familie findet. Beziehungsweise fällt ihm diese Stelle eher in den Schoß. Aber schon bald zeigt sich, dass Chuzpe, ein bisschen Frechheit und Mut die eigenen Karten, die man vom Leben zugeteilt bekommen hat, deutlich verbessern können. Doch dann wendet sich das Blatt erneut – auf eine völlig überraschende Weise, die man so nicht kommen sieht. Bong Joon-ho gelingt mit dem Film Erstaunliches: Er schafft beinahe mühelos den Spagat zwischen Komödie, Sozialdrama und Thriller, ohne dass einer der Aspekte zu kurz kommt oder sich fehl am Platz anfühlt. „Parasite“ ist das pure Leben selbst: Mal witzig, mal tragisch, mal aufregend und immer voller Überraschungen. „Mein Plan ist der Nicht-Plan. Denn das ist der einzige Plan, der immer funktioniert. Bei allen anderen Plänen, die man macht, passieren dann doch unvorhergesehene Dinge, die den Plan vereiteln. Nur wenn man keinen Plan hat, kann man auch nicht überrascht werden“. So sinngemäß aus dem Gedächtnis zitiert eine der Schlüsselstellen des Films. Hier zeigt sich der Fatalismus, der einen befallen kann, wenn man nicht zu den wenigen Privilegierten gehört. Gleichzeitig liegt darin auch die ganze Komik des Films. „Parasite“ ist unterhaltsam, konsequent, voller schwarzem Humor und klug geschrieben. Zurecht einer der am meisten gefeierten Filme des Jahres 2019.


8,0
von 10 Kürbissen

(Foto: Filmladen Filmverleih)

Tatsächlich … Liebe (2003)

Regie: Richard Curtis
Original-Titel: Love, Actually
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Episodenfilm, Komödie, Liebesfilm, Weihnachtsfilm
IMDB-Link: Love, Actually


Da kommt er wieder durch, der Romantiker in mir. Der zweitschönste Weihnachtsfilm nach Stirb Langsam ist ein warmherziger und humorvoller Episodenfilm mit einer legendären Besetzung (Emma Thompson! Liam Neeson! Hugh Grant! Bill Nighy! Keira Knightley! Colin Firth! Alan Rickman! Laura Linney! Martine McCutcheon! Martin Freeman!) – da bleiben selbst Granden und Promis wie Billy Bob Thornton, Rowan Atkinson, Elisha Cuthbert, Claudia Schiffer, Denise Richards, Shannon Elizabeth und Chiwetel Ejiofor nur kleinste Nebenrollen und Cameo-Auftritte. Kurz gesagt: Alles, was kurz nach der Jahrtausendwende talentiert und angesagt war, wurde in diesen Film gepackt. Und die Rechnung geht auf. Zwar sind nicht alle Episoden zwingend oder wirklich überzeugend (den Handlungsstrang mit dem Vollidioten, der sein Glück in den USA versuchen möchte, fand ich immer doof, und was Alan Rickmans Charakter an Heike Makatsch fand, erschloss sich mir auch nie), aber in den besten Momenten ist „Tatsächlich … Liebe“ schlicht das Referenzwerk für romantische Komödien. Da steckt so viel Herzblut und Charme und Witz drinnen, und alle Darstellerinnen und Darsteller hatten sichtlich Spaß mit ihren Rollen. Ganz groß ist die Geschichte rund um den gehörnten Schriftsteller Jamie (Colin Firth), der in Frankreich sämtliche Sprachbarrieren überwindet. Und mein persönliches Traumpaar ist Hugh Grant als britischer Premierminister (den er so anlegt, wie er jede Figur anlegt: verpeilt, charmant und ein bisschen neben der Spur, aber genau so funktioniert die Figur auch wunderbar) und Martine McCutcheon als dessen unglaublich süße Assistentin, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Die Chemie zwischen den beiden ist überragend. Schade, dass es für McCutcheon mit der Rolle nicht zum großen Karrieresprung gereicht hat, aber dafür war sie vielleicht auch ein Stück zu speziell, zu britisch. Überhaupt ist „Tatsächlich … Liebe“ nach Monty Python vielleicht das Britischste seit der Erfindung von Baked Beans. Und seit über 15 Jahren gehört er zu Weihnachten wie ein schwitzender, blutender Bruce Willis im Aufzugschacht. Was soll ich sagen? Traditionen und Kulturgüter muss man pflegen.


8,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle imdb.com)

https://www.youtube.com/watch?v=g8M-wa9SEuw

The Purple Rose of Cairo (1985)

Regie: Woody Allen
Original-Titel: The Purple Rose of Cairo
Erscheinungsjahr: 1985
Genre: Komödie, Fantasy, Liebesfilm
IMDB-Link: The Purple Rose of Cairo


Wenn das Leben nicht so glatt läuft, flüchtet man gerne in die Welt der Filme und des Kinos. Aber was, wenn das Kino in die Realität flüchtet? Was John McTiernan in Last Action Hero als Actionkino genussvoll zelebriert hat, lotete Woody Allen auf seine unnachahmlich spleenige Weise schon acht Jahre zuvor in „The Purple Rose of Cairo“ aus. Hier flüchtet zunächst die ungeliebte Ehefrau und Kellnerin Cecilia (Mia Farrow) ins Kino, ehe die Nebenfigur, der Abenteurer Tom Baxter (ein junger Jeff Daniels), genug davon hat, immer die gleichen Zeilen aufzusagen und sich einfach von der Leinwand davonstiehlt ins reale Leben – sehr zur Überraschung seiner Mitfiguren (u.a. Edward Herrmann), die ohne ihn nicht weiterkommen im Plot. Und während Kinobesucher wie Leinwandfiguren fadisiert darauf warten, wie es nun endlich weitergeht, fangen Tom Baxter und Cecilia eine zarte und filmreife Romanze an. Blöd nur, dass das weder im Sinne der Studiobosse ist, die unrühmliche Klagen befürchten, noch in jenem von Tom Baxter-Darsteller Gil Shepherd (natürlich ebenfalls Jeff Daniels). Im darauf folgenden Tohuwabohu verschwimmen Fiktion und Realität – ein Thema, das Woody Allen immer wieder in seinen Filmen beschäftigt. „The Purple Rose of Cairo“ gehört definitiv zu den gelungenen Woody Allen-Filmen und macht trotz der tragischen Situation der Hauptfigur unheimlich viel Spaß. Zwar sieht man dem Film sein Alter mittlerweile an, aber ein guter Plot ist ein guter Plot, daran ist nicht zu rütteln. Und auch wenn der Film – wie für Woody Allen – von einer entspannten Leichtigkeit getragen wird, so geht er nie den einfachsten Weg, sondern hat immer auch ein Auge auf die Nöte der Realität, deren Wege in der Regel leider anders verlaufen als im Film.


7,5
von 10 Kürbissen

(Filmzitat: Quelle imdb.com)

Marriage Story (2019)

Regie: Noah Baumbach
Original-Titel: Marriage Story
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Drama, Komödie
IMDB-Link: Marriage Story


Adam Driver hat in der letzten Zeit ein bisschen Pech mit seinen Filmbeziehungen. Für Kylo Ren sieht es in Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers nicht so gut aus, und jetzt muss er sich in „Marriage Story“ von Noah Baumbach sogar von Scarlett Johansson scheiden lassen. Armer Teufel. Was die Sache verkompliziert: Nicole und Charlie verbrachten die letzten gemeinsamen Jahre mit ihrem Sohn Henry in New York, wo sie eine Theatergruppe leiteten. Im Zuge der Scheidung zieht Nicole nun mit Henry wieder nach Los Angeles zu ihrer Familie, und aus einer ursprünglich möglichst amikal gehaltenen Scheidung wird – dank gerissener Anwälte (Laura Dern und Ray Liotta) – eine sündteure Schlammschlacht um das Sorgerecht. Und alle Bemühungen des sich trennenden Paares, möglichst würdevoll und im Interesse des gemeinsamen Sohnes auseinanderzugehen, werden durch komplizierte Verwicklungen des Gesetzes unterlaufen. Dabei gelingt es Noah Baumbach immer wieder, trotz der Tragik auch Herz erwärmende Szenen oder gar Schmunzler unterzubringen. „Marriage Story“ kann zwei ganz große Qualitäten abrufen: Ein überragend gut geschriebenes Drehbuch, das nuanciert und subtil zwischenmenschliche Beziehungen auslotet. Und zwei Darsteller in Hochform. Sowohl Scarlett Johansson als auch Adam Driver wurden für ihre Leistungen für viele Preise, darunter den Golden Globe und die SAG-Awards, nominiert, und eine Oscarnominierung scheint der unausweichliche nächste Schritt zu sein. Während sich Adam Driver da wohl übermächtiger Konkurrenz stellen muss, schätze ich Scarlett Johanssons Chancen, den goldigen Glatzkopf mit nach Hause zu nehmen, recht gut ein. Verdient hätten es beide – denn sowohl Johansson als auch Driver spielen ihre Figuren mit Leib und Seele und einem tollen Gespür für die Qualen der zerrissenen Seele, die bei einer solchen Trennung tief drinnen zu spüren sind. Die eine oder andere Nebenfigur gerät zu sehr zur Karikatur – das verhindert eine noch bessere Bewertung des Films – aber insgesamt ist „Marriage Story“ Baumbachs bisheriges Meisterstück und einer der interessantesten und ehrlichsten Filme des Jahres.


8,0
von 10 Kürbissen

Jumanji: The Next Level (2019)

Regie: Jake Kasdan
Original-Titel: Jumanji: The Next Level
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Abenteuerfilm, Komödie
IMDB-Link: Jumanji: The Next Level


Dwayne Johnson ist ein hochgradig sympathischer Kerl, der nicht nur über massige Muskeln, sondern auch über massig viel Selbstironie verfügt. Oscar-Preisträger wird er in diesem Leben wohl eher nicht mehr, aber das dürfte auch kaum seine größte Ambition sein. Dwayne Johnson will einfach nur unterhalten. Und das gelingt ihm in den Fortsetzungen des Robin Williams-Klassiker „Jumanji“ gar nicht mal so schlecht. Den ersten Teil der beiden neuen Filme habe ich erst Stunden später nebenbei (beim Vorbereiten des weihnachtlichen Raclette-Essens) gesehen, aber auch ohne Vorwissen kann man sich getrost diesen humorvollen Abenteuerfilm geben. Statt eines Brettspiels werden die armen Spieler nun in eine Computerwelt gezogen und müssen dort mit ihren Avataren, die allesamt jeweils drei Leben besitzen, bis zum Ende durchhalten. Andernfalls war’s das. Und da der Teenie Spencer (Alex Wolff) erneut in die Welt von Jumanji eingestiegen ist, nachdem man im ersten Teil schon nur knapp davonkam, müssen nun seine Freunde (Morgan Turner, Madison Iseman und Ser’Darius Blain) ausrücken, um ihn zurückzuholen. Blöd nur, dass durch einen dummen Zufall auch Spencers Großvater Eddie (Danny DeVito) und dessen alter Partner Milo (Danny Glover) ins Spiel gezogen sind. Und die müssen sich nun in den Gestalten von Dwayne Johnson, Jack Black, Karen Gillan und Kevin Hart durch die gefährliche Welt von Jumanji kämpfen. Das allein ist ja schon schwer genug, aber wenn man zwei vergessliche alte Herren dabei haben, die keinen Plan von irgendwas haben, wird die Mission gleich noch mal anspruchsvoller. Von diesem Witz – die alten Säcke im Körper von Dwayne Johnson und Kevin Hart – lebt „Jumanji: The Next Level“. Das sorgt für ordentlich Situationskomik und viele Möglichkeiten, den glänzend aufgelegten Cast (darunter auch die grandiose Awkwafina und Nick Jonas) sich an Imitiationen anderer Darsteller zu versuchen. Die Story gerät dabei zur Nebensache – und die ist wirklich wurscht. Aber das Ding macht zwei Stunden lang Spaß auf simplem Niveau. Man hat schon Schlechteres von und mit Dwayne Johnson gesehen.


6,0
von 10 Kürbissen

A Rainy Day in New York (2019)

Regie: Woody Allen
Original-Titel: A Rainy Day in New York
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Komödie, Liebesfilm
IMDB-Link: A Rainy Day in New York


Zwei Dinge sind mittlerweile einfach fix. Erstens: Woody Allen bringt jedes Jahr einen neuen Film heraus. Zweitens: Mit jedem Film wird wieder aufgerollt, ob man sich Woody Allen-Filme überhaupt noch ansehen darf, da es ja da diese alten Vorwürfe gibt, die nie ganz ausgeräumt wurden etc. Es fällt manchmal schwer, die Grenze zu ziehen zwischen dem eigenen Anspruch, ein moralisch integerer Mensch zu sein, und der Gefahr, an der Klippe der Vorverurteilungen von Sachverhalten, zu denen man eigentlich keine Information hat außer jenen, die die Presse aufköchelt, abzurutschen. Fakt ist jedoch, dass Woody Allen gute Filme dreht. Die können mal besser sein, mal etwas mäßiger, aber wirklich Schlechtes ist da eigentlich nie dabei. „A Rainy Day in New York“ gehört aus meiner Sicht zu jenen gelungenen Filmen, die vielleicht keine großen Spuren hinterlassen werden, die man sich aber dennoch gerne ansieht. Denn mit eindrucksvoller Leichtfüßigkeit lässt Woody Allen seine Figuren durch ein verregnetes Wochenende in New York schlendern. Dabei machen sie neue Bekanntschaften und stellen sich alten Problemen. Auch wenn der Fokus auf Timothée Chalamets Gastby liegt, ein Bourgeois, der aus alten Zeiten gefallen zu sein scheint, so ist es doch dessen Freundin Ashleigh (Elle Fanning), eine naive Studentin und Möchtegern-Reporterin, die den Film interessant macht. Um sie kreisen Liev Schreiber als Regisseur in einer Schaffenskrise, Jude Law als nervöser und gehörnter Drehbuch-Autor und Diego Luna als Zorro für Arme. Elle Fanning dabei zuzusehen, wie sie tapsig und herzig von einer überfordernden Situation in die nächste stolpert, macht den Film allein schon sehenswert. Aber auch Chalamet macht seine Sache gut – er passt mit seiner verpeilten gutbürgerlichen und kultivierten Art einfach in einen Woody Allen-Film, anders als anno dazumals Jesse Eisenberg. Und so sieht man den melancholischen Figuren, die alle Woody Allen selbst reflektieren, gerne zu, wie sie im Regen Facetten ihrer Persönlichkeit herausfinden, die ihnen vielleicht noch nicht so ganz bewusst waren. Mehr ist „A Rainy Day in New York“ nicht. Weniger aber auch nicht.

Eine Sache noch: Auch wenn ich ihn hier poste, weil ich immer die Trailer poste, sei doch vor diesem Trailer gewarnt. Er erzählt nicht weniger als den ganzen Film. Lieber also selbst das Kino eures Vertrauens aufsuchen und die Geschichte mit eigenen Augen entdecken.


6,5
von 10 Kürbissen

The Meyerowitz Stories (New and Selected) (2017)

Regie: Noah Baumbach
Original-Titel: The Meyerowitz Stories (New and Selected)
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Komödie, Drama
IMDB-Link: The Meyerowitz Stories (New and Selected)


Adam Sandler kann schauspielen. Was man seit „Punch Drunk Love“ von Paul Thomas Anderson vielleicht schon ahnte, wurde mit „The Meyerowitz Stories (New and Selected)“ von Noah Baumbach 2017 Gewissheit. Gebt dem Mann einfach eine Rolle, in der er seinen Dackelblick zielbringend einsetzen kann – und das Ding läuft. Wenn auch noch ein fatalistischer Ben Stiller, ein stoisch-komischer Dustin Hoffman, eine überspannte Emma Thompson und eine depressive Elizabeth Marvel zur Seite stehen, ist erstens das Patchwork komplett und zweitens das Ergebnis komischer als es klingt. Eigentlich handelt „The Meyerowitz Stories“ von nicht viel. In einer jüdischen Familie, die vom dominanten Vater (Hoffman), einem Künstler, dem nie die Anerkennung zuteil wurde, die er sich selbst gewünscht hätte, dominiert wird, versuchen die beiden Söhne (Sandler und Stiller) sowie die Tochter (Marvel), ihren eigenen Weg zu finden – was angesichts der langen Schatten, die der Vater wirft, nicht so einfach ist. Eigentlich plätschert der Film so vor sich hin, ohne wirklich zu zünden. Gleichzeitig ist das Geschehen aufgrund der klug geschriebenen und gut gespielten Figuren zu jedem Zeitpunkt interessant. Was irgendwie auch die Quintessenz von Noah Baumbach-Filmen beschreibt. Vielleicht hätte man sich eine stringentere Geschichte gewünscht, eine festere Hand in der Figurenführung – aber ganz ehrlich: Das Leben ist nun mal ein zuweilen zäh fließendes Ding, das hauptsächlich durch unsere Neurosen aufgepeppt wird. Und diese Stimmung fängt Noah Baumbach – mal wieder – sehr gut ein. Fazit: Es lohnt sich definitiv, da mal einen Blick hineinzuwerfen, vor allem, wenn man Sandler bislang nur aus den halblustigen bis gar nicht lustigen überdrehten Komödien kennt, mit denen er hauptsächlich seine Kohle gescheffelt hat.


7,0
von 10 Kürbissen

Wine County (2019)

Regie: Amy Poehler
Original-Titel: Wine County
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Komödie
IMDB-Link: Wine County


Kinder, wie die Zeit vergeht. Da bleibt man mal ein bisschen weg vom seinem Blog – und schwupps lebt man in einer neuen Wohnung, trinkt zu viel Wein und erinnert sich nur noch vage an den letzten auf Netflix gesichteten Film: „Wine County“ von Amy Poehler. Zwei zentrale Elemente aus der Beschreibung der kürbis’schen Wochen treffen auch auf diesen Film zu: die Vergänglichkeit der Zeit und das mit dem Wein und dem vielleicht einen oder anderen Schluck zu viel. Der perfekte Film also für eine Art von Comeback-Rezension. In „Wine County“, dem Regiedebüt von Amy Poehler, einer von Grund auf sehr sympathischen und humorvollen Frau, unternimmt eine Runde reiferer Damen zu Ehren des 50. Geburtstages einer ihrer Freundinnen eine Reise nach Kalifornien, um dort in romantischer Hanglage Wein zu süffeln und die Bande der Freundschaft zu erneuern. Doch in vino veritas. Der Alkohol löst Zungen und Hemmungen, und schon bald steht die Freundschaft des Gespanns auf dem Prüfstand. Das alles ist hochgradig sympathisch und mit Zuneigung für die unterschiedlichen Charaktere und deren Lebensproblemen erzählt, aber so richtig zünden will der Film dennoch nicht. Zu vorhersehbar sind viele Situationen, und auch wenn Amy Poehler, die auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, versucht, manches Klischee aufzubrechen, so unterläuft sie ihr eigenes hehres Unterfangen dann doch immer wieder, indem sie die Frauen unter dem Einfluss des Traubensaftes hysterisch werden lässt. So kann man letztlich doch nicht so sehr mit den Frauen mitfiebern, wie man eigentlich möchte – da jede von ihnen dem geneigten Zuseher an einem bestimmten Punkt einfach mal auf die Nerven geht. Da können sich Amy Poehler, Rachel Dratch, Ana Gasteyer, Maya Rudolph, Paula Pell und Emily Spivey sowie Tina Fey und Jason Schwartzman in komischen Nebenrollen noch so sehr bemühen – am Ende ist das Ergebnis leider nicht von großer Relevanz. „Sideways“ von Alexander Payne bleibt der bessere Wir-saufen-aber-mit-Stil-Film.


5,5
von 10 Kürbissen

Booksmart (2019)

Regie: Olivia Wilde
Original-Titel: Booksmart
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Komödie
IMDB-Link: Booksmart


Zwei Streberinnen beschließen am Abend vor dem Abschluss, Versäumtes nachzuholen und noch auf eine fette Party zu gehen, um die Sau rauszulassen. Gähn. Willkommen in der Welt der Highschool-/College-Komödien. Plumper Partyhumor, Exzesse, ein bisserl Läuterung am Ende – eh schon wissen. Doch hoppla – irgendwas läuft hier anders als sonst. Die Story selbst nicht, denn die wird routiniert und vorhersehbar streng nach Klischee abgespult. Aber was Olivia Wilde mit ihrem Regiedebüt anstellt, ist schlicht und ergreifend genial. Denn so dünn die Storysuppe auch sein mag, so übertrieben nach Schablone die Charaktere auch gezeichnet sind, irgendwie wirkt jede Szene, jede Einstellung von „Booksmart“ erfrischend neu, originell und sympathisch. Die größte Stärke des Films ist es, unter dem Klischeeguss echte Menschen sichtbar zu machen und deren Unsicherheiten, die sich in Überkompensation manifestiert, deren Träume und Irrwege und das Stolpern des verfluchten Herzens, wenn der heimliche Schwarm den Raum betritt. Die Dialoge sind herrlich geschrieben und scharfzüngig, und auch wenn es um Oberflächlichkeiten geht, sind diese zumindest witzig und mit einem großen Gespür für unsere menschlichen Schwächen vorgetragen. Hier sind zwei herzensgute Jugendliche auf Abwegen – und sie wissen das auch. Aber was sein muss, muss sein, denn das Leben muss man schließlich spüren. Es reicht nicht aus, davon zu lesen. So geraten die von Beanie Feldstein und Kaitlyn Denver gespielten Streberinnen Molly und Amy zu wahrhaft denkwürdigen Charakteren – natürlich überzeichnet, aber in der Grundanlage zutiefst menschlich und nachvollziehbar. Was man bemängeln könnte, ist das Fehlen echter Konflikte. Aber „Booksmart“ möchte gar nicht die Lebenswelt amerikanischer Teenager zeigen. Es geht einfach nur darum, Spaß zu haben und ein Zeichen für Selbstbewusstsein und Empowerment setzen. Das gelingt dem Film hervorragend. Und Olivia Wilde als Regisseurin sollte man sich unbedingt fett auf einen Zettel schreiben. Das Debüt ist schon mal sehr gut gelungen.


8,5
von 10 Kürbissen

https://www.youtube.com/watch?v=Uhd3lo_IWJc