Animation

Pets 2 (2019)

Regie: Chris Renaud
Original-Titel: The Secret Life of Pets 2
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Animation
IMDB-Link: The Secret Life of Pets 2


Ich mochte den ersten „Pets“-Film sehr. Als Katzenbesitzer und Tierliebhaber kann ich die Dringlichkeit der Frage, was Haustiere so machen, wenn ihre Besitzer mal außer Haus sind, gut nachvollziehen. Sehr gut sogar. Was mich daran erinnert, dass ich unbedingt mal eine Nachtsichtkamera in meiner Wohnung installieren muss. Vielleicht bekomme ich dann mal eine Antwort auf meine Frage, wie es mein 4 Kilo zartes Kätzchen schafft, mich nächtens an den Rand des Betts zu drängen und mir meine Decke zu klauen. Aber zurück zum Film, genauer gesagt: zum Sequel. Denn wie es heutzutage so üblich ist: Wenn eine Kuh Milch gibt, wird sie gemolken bis zur Mumifizierung. Das kann ja durchaus sehr spaßige Erzeugnisse mit sich bringen. Aber es reicht halt nicht, wenn sich das more of the same ausschließlich darauf beschränkt, vom Publikum lieb gewonnene Charaktere noch mal in einer Parade aufmarschieren zu lassen. Für einen guten Film braucht es immer noch eine interessante und kohärente Handlung. Und genau daran scheitert „Pets 2“ so wie eine Katze, die versucht, den roten Punkt des Laserpointers zu fangen. Flauschige Tiere sind zwar süß anzusehen, aber für einen Film ist es nicht genug. Dass diese Ausrede von Handlung in drei Handlungsstränge zerfällt, die nichts miteinander zu tun haben und die jede für sich genommen auch völlig uninteressant sind, verschärft das Problem zusätzlich. So entdeckt der neurotische Hund Max das Leben auf dem Bauernhof, Hündin Gidget ihre innere Katze, um ein Spielzeug wiederzuerlangen, und Hündin Daisy und Kaninchen Snowball entdecken einen Kuscheltiger in einem Zirkus. Aber all das ist völlig (laser)pointless, und auch die Gags reichen aufgrund dieses Nichts von Handlung für nicht mehr als den einen oder anderen müden Schmunzler. Die Kleinsten unter den Kinobesuchern werden ihren Spaß an hysterischen Kaninchen, die sich als Superhelden verkleiden, haben, und das ist auch okay so. Aber die erwachsenen Begleitpersonen dürfen sich auf 1,5 eher mühsame, jedenfalls aber belanglose Stunden einstellen.


4,0
von 10 Kürbissen

Das gestohlene Herz (1934)

Regie: Lotte Reiniger
Original-Titel: Das gestohlene Herz
Erscheinungsjahr: 1934
Genre: Kurzfilm, Animation
IMDB-Link: Das gestohlene Herz


Wer hier regelmäßig mitliest, wird mitbekommen haben, dass ich ein Herz für alte Filmklassiker habe und vor allem von Lotte Reinigers Werk beeindruckt bin. Sie drehte 1926 mit Die Abenteuer des Prinzen Achmed einen der ersten abendfüllenden Animationsfilme überhaupt. Das Faszinierende an Lotte Reiniger: Sie arbeitete ausschließlich mit Scherenschnitten, die sie selbst anfertigte. In jedem Schnitt liegt ein solch unglaubliches Detailreichtum und so viel Seele, das man auch fast ein Jahrhundert später noch emotional mitgenommen wird in ihren Filmen. Auch inhaltlich versprühen ihre Filme Magie. Ihr Kurzfilm „Das gestohlene Herz“ von 1934 handelt von einem bösen Geist, der eines Nachts alle Musikinstrumente und damit die Musik aus einer Stadt stiehlt und diese in seiner Höhle gefangen hält. Doch eine widerspenstige Flöte kann sich und ihre Musikinstrumentenfreunde befreien, und gemeinsam flüchten sie zurück in die Stadt zu ihren Besitzern, die fortan wieder fröhlich musizieren können. Eindrucksvoll ist vor allem die Szene, als die Musikinstrumente in einem berauschenden Tanz durch den Himmel zurückfliegen in die Stadt. Im Vergleich zu anderen Filmen Lotte Reinigers, die durchaus Themen wie Liebe, Betrug und Sexualität in ihren Scherenschnitten verarbeitete, wirkt „Das gestohlene Herz“ fast ein wenig kindlich naiv. Gleichzeitig aber kann man in diesem Film eine politische Konnotation wahrnehmen. Der böse Geist, der den glücklichen Stadtbewohnern die Musik und damit die Lebensfreude raubt, kann durchaus verstanden werden als Geist des Nationalsozialismus, der 1933 die Macht in Deutschland übernahm. Mit diesem Wissen funktioniert der Film auch noch über eine intellektuelle Ebene, aber auch darüber hinaus zeugt „Das gestohlene Herz“ in jeder Einstellung von der Experimentierfreude und dem hintersinnigen Witz Lotte Reinigers, sodass man beim Ansehen einfach Spaß hat. Ich kann jedem Filminteressierten empfehlen, einen Blick (oder mehrere) auf ihre Scherenschnitt-Filme zu werfen. Diese strahlen auch heute noch eine ungebrochene Magie aus.


7,0
von 10 Kürbissen

Harlekin (1931)

Regie: Lotte Reiniger
Original-Titel: Harlekin
Erscheinungsjahr: 1931
Genre: Animation, Kurzfilm
IMDB-Link: Harlekin


In der Filmkunst Lotte Reinigers liegt eine besondere Magie. Mit einfachen Scherenschnitten erweckte sie fantastische Helden und Orte zum Leben. Sie gilt als Pionierin des Trickfilms und war, was Kreativität und liebevolle Detailgestaltung betrifft, ihrer Zeit wohl deutlich voraus. Ihr Kurzfilm „Harlekin“ von 1931 ist ein Meisterwerk, das nur übertroffen wird von ihrem fünf Jahre zuvor erschienenen Langfilm Die Abenteuer des Prinzen Ahmed. In „Harlekin“ erzählt sie die Geschichte eines gefallenen Narren, der zunächst durch die Gegend streicht und Unsinn anstellt, sich dann aber in eine Zofe verliebt, während deren Herrin selbst ein Auge auf den Harlekin geworfen hat. Das führt natürlich zu unangenehmen Verwicklungen. Großartig ist neben der vielschichtig aufgebauten Story auch die Umsetzung mit Landschaften, die aufgrund von mehreren Schichten eine außergewöhnliche Tiefenwirkung bekommen. Aber auch Details wie beispielsweise eine Nacktszene überraschen und unterstreichen das Visionäre in Reinigers Werk. Ich hätte kaum geglaubt, dass man dermaßen mit Papierfiguren, die noch dazu als Schatten auf dem Bildschirm tanzen, so mitfiebern kann. Aber dank ihrer Besessenheit und Detailverliebtheit gelang es Reiniger, diesen Papierschatten eine Seele einzuhauchen. Wer Filme liebt und Kreativität zu schätzen weiß, kommt an Lotte Reinigers Scherenschnitt-Filmen, die ausgezeichnet gealtert sind, nicht vorbei. Noch dazu ist ihr Werk größtenteils frei zugänglich über Plattformen wie Youtube und Co. Ausreden gibt es also nicht.


8,0
von 10 Kürbissen

Die Hexe und der Zauberer (1963)

Regie: Wolfgang Reitherman
Original-Titel: The Sword in the Stone
Erscheinungsjahr: 1963
Genre: Animation
IMDB-Link: The Sword in the Stone


Eintauchen in Kindheitserinnerungen. Ein Disney-Klassiker, den ich immer wieder sehen konnte, ist „Die Hexe und der Zauberer“, auch bekannt als „Merlin und Mim“. Über den kauzigen Kauz Archimedes konnte ich mich jedes Mal wegschießen. Der kleine Floh, der später zum großen König Arthur werden sollte, bot eine spannende Identifikationsfigur, Merlin war einfach der coole Onkel oder Opa, den jeder gerne gehabt hätte, und der hungrige Wolf stahl allen die Show. Doch oft entpuppen sich die Lieblinge der Kindheit zwanzig (na gut, dreißig) Jahre später als lahme Enten. Eines wird bei der Sichtung von „Die Hexe und der Zauberer“ drei Jahrzehnte später deutlich: Der Aufbau der Geschichte, die Szenenfolge, der Humor richten sich ganz klar an ein sehr junges Publikum. Allzu viele zusätzliche Ebenen, auf denen auch Erwachsene etwas aus der Story für sich herausziehen können, gibt es nicht. Dennoch gelingt es dem Film, auch mich als Erwachsenen mitzunehmen und königlich zu unterhalten. Wenn Archimedes seinen Lachflash bekommt und fast aus dem Turm fällt, kann ich auch heute noch von Herzen mitlachen. Merlins Zaubereien, die vielleicht nicht immer so glücklich enden, wie er sich das erhofft, sind auch jetzt noch liebevoll gestaltet und unterhaltsam anzusehen. Und was die Artus-Sage betrifft: Der Stoff geht bei mir immer, auch wenn am Ende ein kleiner Junge namens Floh, der zuvor ein Fisch, ein Eichhörnchen und ein Vogel gewesen ist, am Thron sitzt und von einem weißbärtigen Zauberer in Bermuda-Shorts beraten wird. Manch ein Zauber hält auch lange nach der Kindheit an.


7,5
von 10 Kürbissen

Laika (2017)

Regie: Aurel Klimt
Original-Titel: Lajka
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Animation, Musical
IMDB-Link: Lajka


Aurel Klimts „Laika“ ist der Film, auf den ich mich im Vorfeld des Crossing Europe Festivals am meisten gefreut habe: Ein Stop-Motion-Musicalfilm über die Hündin Laika, das erste Lebewesen im Weltall. Traurigerweise ist die reale Laika wenige Stunden nach dem Start der Rakete, die sie ins Weltall geschossen hat, verstorben – vermutlich aufgrund des Stresses. Aurel Klimt erzählt die Geschichte ein wenig anders. Denn in seinem Film wird Laika durch ein schwarzes Loch in eine fremde Galaxie gesogen, wo sie auf einem fantastisch anmutenden Planeten neue Freunde trifft – und sich alten Widersachern stellen muss. Aurel Klimt ist mit diesem Film ein kleines Wunderwerk gelungen. Ich habe ja ein Herz für Stop-Motion-Animationsfilme. Die sind so eine gewaltige Fitzelarbeit, und nur wenige Filmemacher tun sich das wirklich an. Im Ergebnis sieht man das Herzblut, das da hineingesteckt wurde, jedoch immer, ob nun in Wes Anderson großartigen Tier-Abenteuern oder bei Charlie Kaufmans „Anomalisa“, um nur zwei Regisseure zu nennen, die auf diesem Gebiet Meisterwerke geschaffen haben. Aurel Klimt muss sich dahinter aber nicht im geringsten verstecken. So bunt, so ideenreich, so herzerfrischend anders und mit so viel lakonischem Humor erzählt ist sein „Laika“, dass jede Minute Freude macht. Ich wünschte nur, ich wäre nicht in der Spätvorstellung um 23 Uhr gesessen, denn ausgeschlafen und fit hätte ich den Film noch mehr genießen können. Aber das wird hoffentlich noch nachgeholt. In der Zwischenzeit singe ich den Titelsong vor mich hin und schunkele dazu mit: „Lai lai lai lai lai Laika, lai lai Laika!“


8,0
von 10 Kürbissen

(Foto: CROSSING EUROPE Filmfestival)

Der fantastische Mr. Fox (2009)

Regie: Wes Anderson
Original-Titel: Fantastic Mr. Fox
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Animation
IMDB-Link: Fantastic Mr. Fox


Ich habe größten Respekt vor Stop Motion-Filmen. Diese Fitzelarbeit ist etwas für Fanatiker und Perfektionisten. Glücklicherweise zählt Wes Anderson in genau diese Kategorie. Weshalb er sich der Verfilmung des Buchs von Roald Dahl auf genau diese Weise angenommen hat. Und eines gleich vorweg: Die Qualitäten von Wes Anderson, diese symmetrisch durchkomponierte Bildsprache (die man im Übrigen aktuell noch im Kunsthistorischen Museum Wien bewundern kann, wo er zusammen mit seiner Lebenspartnerin Juman Malouf eine Ausstellung mit dem wunderschönen Titel „Spitzmaus Mummy in a Coffin and Other Treasures“ kuratiert hat), der Stoizismus seiner Charaktere, die pointierten, existentialistisch angehauchten Dialoge – all das geht überraschend gut zusammen mit dem Hühnerdieb Mr. Fox, der in Anbetracht der Schwangerschaft seiner Frau auf ein bürgerliches Leben umsattelt. Allerdings lässt sich die Natur nun mal nicht auf Dauer verleugnen, und die neuerlichen Beutezüge bringen nicht nur Mr. Fox, sondern auch seine ganze Familie und Freunde in Bedrängnis. Da ist Teamarbeit gefragt, um aus dem Schlamassel wieder rauszukommen. „Der fantastische Mr. Fox“ ist detailverliebt und liebevoll inszeniertes Animationsvergnügen für Erwachsene. Auch Kinder könnten ihre Freude damit haben, da die Tiere einfach sehr putzig animiert sind, aber die Geschichte selbst zündet eher beim ausgewachsenen Publikum, das sich mit Sicherheit an der einen oder anderen Stelle wiedererkennt. Wo sind sie geblieben, die Träume der Jugend, wo haben wir sie begraben, die wilde Seite, die Abenteurer und Pionierin werden wollte? „Der fantastische Mr. Fox“ spricht diese Themen fast nebenbei in herrlicher Lakonie an und bietet darüber hinaus eine rührige Familiengeschichte für Groß und Klein. Auch George Clooney als Synchronstimme für den listigen Fuchs muss man hervorheben – er versteht es, die Wes Anderson’sche Bildsprache im Dialog stimmlich zu unterstützen. So ist „Der fantastische Mr. Fox“ eine kleine Perle, die man immer wieder ansehen kann.


8,0
von 10 Kürbissen

Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt (2019)

Regie: Dean DeBlois
Original-Titel: How to Train Your Dragon: The Hidden World
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Animation, Fantasy
IMDB-Link: How to Train Your Dragon: The Hidden World


Mit der Liebe ist es so eine Sache. Da glaubt man, der letzte seiner Art zu sein und bis zum Sankt Nimmerleinstag übrig zu bleiben, und plötzlich blickt man tief in die Augen einer holden Schönen und weiß nicht, wie einem geschieht. Kein Wunder, dass man sich da nicht so gut auf andere Dinge konzentrieren kann. Diese allzu menschliche Erfahrung macht im dritten Teil der „Drachenzähmen leicht gemacht“-Reihe der putzige Drache Toothless (dt. Ohnezahn), der immer noch mehr an eine Katze erinnert als an einen Drachen. Er stolpert über ein weißes Weibchen, das deutlich besser in der Luft zurecht kommt als er selbst und sich zudem überaus unbeeindruckt zeigt von seinen patscherten Balzversuchen. Da kann auch Hiccup, sein menschlicher Freund, nur bedingt weiterhelfen. Der hat schließlich auch eigene Sorgen: Mit dem finsteren Drachentöter Grimmel an seinen Fersen stellt sich schon die Frage, ob man nicht die alte Heimat aufgeben sollte, um nach der sagenumwobenen geheimen Welt zu suchen, von der die Drachen stammen. Denn dort könnten Menschen und Drachen in friedlicher Eintracht zusammenleben. Dem Dorf schmeckt das Ansinnen des jungen Häuptlings weniger, aber wenn es denn sein muss, schwingt man sich halt auf den Rücken der Drachen in die Lüfte und zieht los. Doch Grimmel ist ihnen auf den Fersen. „Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt“ ist more of the same. Wieder ist Hiccup unentschlossen und zögerlich, wächst aber über sich hinaus. Wieder ist das Wikingerdorf in Gefahr. Wieder sind die liebevoll animierten Drachen die klaren Stars des Ensembles. Aber auch beim dritten Aufguss macht die familientaugliche Geschichte noch viel Spaß, und was die Qualität der Animation betrifft, so ist das neue Abenteuer auf einem noch höheren Level als die beiden Teile davor. So sieht man dann auch gerne über gröbere Storyschwächen und die Tatsache, dass man all das schon mal gesehen hat, hinweg. Immerhin das Ende ist konsequent und kann überzeugen – hier findet die Reihe einen  würdigen Abschluss.


6,5
von 10 Kürbissen

Teheran Tabu (2017)

Regie: Ali Soozandeh
Original-Titel: Tehran Taboo
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Drama, Animation
IMDB-Link: Tehran Taboo


Es ist schon eine Weile her, dass ich „Teheran Tabu“ gesehen habe. Trotzdem ist er noch sehr präsent, und immer wieder denke ich über den Film nach. Das ist schon mal ein untrügliches Qualitätsmerkmal, und so wird es auch Zeit, dem Film auch hier ein paar Zeilen zu widmen. „Teheran Tabu“ ist tatsächlich eine außergewöhnliche Erfahrung. So wurde er in einer Mischung aus Motion Capture und Rotoskopie gedreht. Rotoskopie ist das Nachzeichen/Nach-Animieren von real gedrehten Filmszenen. Auf diese Weise wird ein hoher Grad an Realismus erzielt bei gleichzeitiger Verfremdung durch die Animation. Aber das allein macht den Film nicht aus. Denn die interessanteste technische Umsetzung allein trägt einen Film nicht, wenn der Inhalt nicht überzeugen kann. Doch gerade damit kann „Teheran Tabu“ punkten. Ali Soozandeh zeigt auf, wie das repressive politisch-gesellschaftliche Leben im modernen Teheran ganze Leben zerstört. In lose miteinander verwobenen Episoden werden einzelne Schicksale aufgezeigt – sei es jenes der allein erziehenden Mutter, die mit Prostitution über die Runden kommen muss, sei es das Schicksal der jungen Frau, die sich scheiden lassen möchte, das aber nicht tun kann, weil der Mann, der im Gefängnis sitzt, nicht zustimmt, sei es die Erzählung vom überforderten Jugendlichen, der mit einem Mädchen geschlafen hat, das verheiratet werden soll, und der nun Geld zusammentreiben muss für eine Rückoperation des Jungfernhäutchens. Vor allem das bittere Los und die geringe Stellung der Frauen werden erbarmungslos aufgezeigt. „Teheran Tabu“ ist ein Film, den man sich nur mit einer gefestigten Psyche geben sollte, der aber auch lange nachhallt.

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 59 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


8,0
von 10 Kürbissen

(Foto: Filmladen)

Das wandelnde Schloss (2004)

Regie: Hayao Miyazaki
Original-Titel: Hauro no Ugoku Shiro
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Animation, Fantasy
IMDB-Link: Hauro no Ugoku Shiro


Kaum zu glauben, aber ich musste 36 Jahre und ein paar zerquetschte Monate alt werden, um meinen ersten Animationsfilm von Hayao Miyazaki zu sehen. Die Wahl fiel auf „Das wandelnde Schloss“, und ohne jetzt eine Einordnung vornehmen zu können, wie sich die Qualität dieses Films im Vergleich zu den anderen Miyazaki-Klassikern verhält, kann ich sagen: Es hat sich definitiv gelohnt. Kaum ein anderes Fantasy-Werk, das ich bislang gesehen habe, weist eine solche Liebe zum Detail auf, so eine überbordende Fantasie und visuelle Überzeugungskraft. Jedes Bild ist ein Meisterwerk für sich, und beim Anblick des mechanisch durch die eindrucksvolle Bergkulisse stampfenden Schlosses schlägt jedes Steampunk-Herz höher. Apropos Herz: Das ist nicht nur hinter den Kulissen der treibende Motor für diesen Film, sondern auch für die Handlung selbst. Denn Sophie, eine junge Hutmacherin, hat eben dieses an den Zauberer Hauro verloren. Die böse Hexe aus dem Niemandsland, die selbst an Hauro interessiert ist, belegt Sophie aus Eifersucht mit einem Fluch: Fortan muss sie im Körper einer alten Frau ihr Dasein fristen. Durch Zufall gelangt sie in die Dienste des angebeteten Hauro. Und schon nimmt eine fantastische, durchaus komplexe und nicht immer ganz schlüssige (aber geschenkt!) Geschichte ihren Lauf, während im Hintergrund ein schrecklicher Krieg ausbricht, der von den Protagonisten bald verlangt, Flagge zu zeigen. Wie gesagt, die Stärke des Films liegt ganz eindeutig in der fantasievollen Umsetzung. Man kommt aus dem Staunen gar nicht heraus. Die Welt, die Miyazaki hier aufbaut, ist gleichermaßen fremd wie auch vertraut. Und man möchte, wenn man sich einmal eingefunden hat, in ihr verbleiben, auch wenn man nicht alles versteht. Die kleine Schwäche des Films: Nicht immer kann man die Handlungen zu 100% nachvollziehen, vor allem die Einbettung des Krieges ist voller Andeutungen und – für mich jedenfalls – schwer in allen Details zu entschlüsseln. Auch ist das Ende selbst ein bisschen zu zuckersüß ausgefallen. Aber sei’s drum – mein erster Miyazaki hat richtig viel Freude bereitet.

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 30 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


7,5
von 10 Kürbissen

Have a Nice Day (2017)

Regie: Liu Jan
Original-Titel: Hao Ji Le
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Animation, Thriller, Komödie
IMDB-Link: Hao Ji Le


Man kennt das: Es ist spätabends, man ist schon müde (in diesem Fall von drei Filmen davor), aber da man schon beim Kino ist und das Ticket hat, setzt man sich halt doch noch in die 23-Uhr-Spätvorstellung, um das /slash-Festival zu einem würdigen Abschluss zu bringen. „Have a Nice Day“ heißt das Werk des chinesischen Animationsfilmers Liu Jian, und beginnt wie ein Coen Brothers-Plot: Indem der arme Bauarbeiter Xiao Zhang seinen Onkel um eine Tasche voller Geld erleichtert, was weder dem Onkel noch dem, für den das Geld bestimmt war, sonderlich schmeckt. Und da die Gestalten im Hintergrund kein einwandfreies Leumundszeugnis vorlegen können, beginnt die Jagd auf Zhang, der mit dem Geld seiner Freundin eine Schönheits-Operation bezahlen möchte. Das alles hätte sehr erbaulich und unterhaltsam werden können. Leider bleibt dieser Satz allerdings im Konjunktiv. Denn „Have a Nice Day“ ist zwar ambitioniert gemacht (so zeichnete Liu Jian im Alleingang drei Jahre lang an seinem Film), dem Resultat sieht man diese Ambition aber nicht mehr an. Der Film ist statisch, langsam, träge und eindimensional, was die Ausgestaltung der Figuren betrifft. Die Machart selbst, in der die Bewegungen von Figuren und Kulisse nur auf das Minimum beschränken (und ja, ich weiß, das wird in Animes generell gerne so gehandhabt), trägt dazu bei, dass sich keine Spannung aufbauen möchte. Auch der humoristische Aspekt des Films ist … nun ja, sehr subtil. Oder ist einfach meilenweit an meiner Art von Humor vorbeigeschossen. So tröpfelt der Film belanglos vor sich hin, und am Ende wundert man sich, wie lang sich 77 Minuten anfühlen können. Die internationale Filmkritik mochte den Film. Der österreichische Filmkürbis nicht.


3,0
von 10 Kürbissen

(Foto: /slash Filmfestival)