Thriller

Jurassic Park III (2001)

Regie: Joe Johnston
Original-Titel: Jurassic Park III
Erscheinungsjahr: 2001
Genre: Horror, Thriller, Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Jurassic Park III


Wenn man den Plot von „Jurassic Park III“ in einem Satz zusammenfassen möchte, dann böte sich dieser an: „Fetzendepperte Leute treffen fetzendepperte Entscheidungen und werden von freilaufenden Dinos zerfetzt – Sam Neill ausgenommen, da Sam Neill über jeden Zweifel erhaben ist.“ Nach Jeff Goldblum darf nun also wieder mal der grantige Neuseeländer ran und die alte Garde aus Jurassic Park vertreten. Mit dabei sind diesmal auch William H. Macy und Téa Leoni, dazu Alessandro Nivola, dessen Filmographie an einen A-Lister erinnert, ohne aber dass man sich an sein Gesicht oder seinen Namen erinnern würde, da er für gewöhnlich den sechsten Zwerg von links spielt, dazu drei Kanonenfutter-Figuren (im Star Trek-Universum klassische Red Shirts – man vergisst ihre Namen und Funktionen, noch bevor überhaupt der erste von ihnen ins Gras gebissen hat), der für diese Reihe übliche klugscheißende Junge, Laura Dern mit einem Gastauftritt und ein ziemlich angepisster Spinosaurier, der diesmal die Rolle des Oberschurken geben darf. Gleich vorweg: Der T-Rex hat das schauspielerisch glaubwürdiger hinbekommen. Spino neigt zu sehr zu Overacting. Der Rest ist „alles rennet, rettet, flüchtet“. Ja, man kennt das schon aus den vorigen Teilen, aus denen man sich für den dritten Teil schamlos bedient. Und auch die Weitergabe des Regie-Szepters von Steven Spielberg an Joe Johnston hat nicht unbedingt neue Impulse gebracht. Joe Johnston spult das bekannte Programm wohl in Huldigung der Genialität des ersten Teils routiniert herunter. Aber was soll’s. Es sind immer noch Dinos, die Menschen fressen, und das reicht manchmal auch aus für einen unterhaltsamen Abend. Zudem bringt William H. Macy, ein gnadenlos unterschätzter Schauspieler, einen echten Mehrwert ein, da niemand auf dieser Welt so traurige Augen hat und diese so gekonnt einsetzen kann. Zudem sorgt der Gag mit dem Klingelton bei jeder Sichtung für echtes Vergnügen. Das Fazit also: Passt schon.


5,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 2001 – Universal Pictures, Quelle: imdb.com)

Im Schatten des Zweifels (1943)

Regie: Alfred Hitchcock
Original-Titel: Shadow of a Doubt
Erscheinungsjahr: 1943
Genre: Krimi, Thriller
IMDB-Link: Shadow of a Doubt


Gemäß des alten Spruchs „Besuch bereitet immer Freude – entweder beim Kommen oder beim Gehen“ wird das Kleinstadtleben der Familie Newton in Santa Rosa, Kalifornien, gründlich auf den Kopf gestellt, als sich der Bruder der Mutter, Charlie (Joseph Cotten), zu einem überraschenden Besuch einfindet. Dieser lebt eigentlich in New York, aber da ihm zwei finstere Gestalten auf den Fersen sind, richtet er es sich erst einmal bei seiner Schwester ein – sehr zur Freude der nach dem Onkel benannten ältesten Tochter (Teresa Wright). Die hat nämlich das Kleinstadtleben satt – und wenn dann so ein waschechter und manierlicher New Yorker Onkel vorbeischaut, tut sich endlich mal was. Aber sein nervöses und teils abweisendes Verhalten lässt bald erste Zweifel aufkochen. Was, wenn der nette Onkel ein paar Probleme von der Ostküste mitgebracht hat? „Im Schatten des Zweifels“ ist ein grundsolider Thriller, der davon lebt, wie Kleinstadtidylle und großstädtische Kriminalität aufeinanderprallen. Die heile Welt wird von Alfred Hitchcock nach und nach genüsslich demontiert, was der Zuseher durch die Augen der unglaublich naiven Charlie verfolgen kann. Dabei gibt es – wie für Hitchcock üblich – einige herausragende Kamerafahrten zu bewundern, vor allem gleich zu Beginn, als Charlie in New York vor seinen beiden Verfolgern flüchtet. Aus heutiger Sicht mag der Plot nicht mehr ganz so taufrisch wirken, da haben sich andere Klassiker von Hitchcock aus meiner Sicht besser gehalten, aber dennoch versteht es der Meister des Suspense, das Interesse am Film aufrecht zu halten. Ein Großteil der Ehre gebührt dabei auch Teresa Wright, deren Charisma jeden Film sehenswert machen kann. Wie gut für uns alle, dass sie in die Zeitmaschine gestiegen ist, um 1985 in „Zurück in die Zukunft“ Martys Mutter zu spielen.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)

Vergessene Welt – Jurassic Park (1997)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: The Lost World: Jurassic Park
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Horror, Thriller, Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Lost World: Jurassic Park


Mit Fortsetzungen ist das ja immer so eine Sache. Einerseits lechzt das Publikum danach, liebgewonnene Charaktere in neuen Abenteuern zu erleben. Andererseits ist aufgewärmt halt nur ein Gulasch besser. Ausnahmen bestätigen die Regel. „Vergessene Welt – Jurassic Park“, die Fortsetzung des Kult-Klassikers Jurassic Park, ist aber keine Ausnahme. Auch wenn mehr Jeff Goldblum besser ist als weniger Jeff Goldblum. Sein Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm, der schon im ersten Teil für die trockenen Sprüche und den Hauch Zynismus, den die Geschichte braucht, gesorgt hat, erhält nun im zweiten Teil an der Seite von Julianne Moore, Vince Vaughn und Pete Postlethwaite eine tragende Rolle und steht im Zentrum des Geschehens – sehr zu seinem eigenen Missfallen, denn wer schon einmal vom T-Rex angeknabbert wurde, möchte eine solche Begegnung kein zweites Mal machen. Aber was soll man tun, wenn die eigene Freundin einfach kommentarlos zu Forschungszwecken auf eine Dinosaurier-Insel abgerauscht ist? Also flugs hinterher – die eigene Tochter als blinder Passagier im Gepäck und eine Horde wildgewordener Kapitalisten, die den großen Reibach wittern, im Rückspiegel. „Vergessene Welt – Jurassic Park“ bietet im Grunde nichts Neues. Am Anfang sind alle verzückt von den anmutigen Dinosauriern, am Ende rennt alles durcheinander und versucht, seine Haut zu retten. Wer Dinosaurier mag (so wie ich), hat damit seine Freude. Allerdings ist der Film seltsam zweigeteilt. Während die ersten 1,5 Stunden im Grunde eine komplette, abgeschlossene Geschichte erzählen, nämlich den Überlebenskampf auf der entlegenen Insel, setzen Spielberg und sein Team in der letzten halben Stunde noch eins drauf, indem sie einen T-Rex nach San Diego schippern und von der entsetzten Stadtbevölkerung naschen lassen – die nicht so flink auf den Beinen ist wie das fachkundige Paläontologen-Team. Hätte es das sein müssen? Darüber kann man diskutieren, denn dieser „Epilog“ zerreißt den Film ziemlich. Aber man muss festhalten, dass ein wütender T-Rex, der durch die nächtliche Stadt stampft, durchaus Schauwert hat. Und dass man hier wunderbar viele Anspielungen auf Horrorklassiker wie Dracula, King Kong und Godzilla finden kann. Apropos Godzilla: Wenn man „Vergessene Welt: Jurassic Park“ noch mal genau betrachtet, sieht man deutlich, wieviel davon Roland Emmerich in seinem ein Jahr später erschienenen „Godzilla“ geklaut hat. Gegen diese Katastrophe von Film wirkt „Vergessene Welt: Jurassic Park“ wie ein Meilenstein der Filmgeschichte.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 1997 – Universal Pictures, Quelle: imdb.com)

Verblendung (2011)

Regie: David Fincher
Original-Titel: The Girl with the Dragon Tattoo
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Krimi, Thriller
IMDB-Link: The Girl with the Dragon Tattoo


David Fincher und Thriller, das passt wie Sachertorte und Schlagobers, wie Birkenstock-Schlapfen und Duftkerzen, wie blaue Spitzenpolitiker und Ibiza. A Match Made in Heaven. Und auch wenn der Meister der gepflegten Spannungsunterhaltung mal nicht auf der absoluten Höhe seiner Kunst ist, beweist der Mann zumindest eine solche Handfertigkeit, dass das Resultat seiner Bemühungen jedenfalls als gelungen zu bezeichnen ist. So auch bei dem Remake der Verfilmung des ersten Teils der Millennium-Thriller-Reihe des schwedischen Bestseller-Autors Stieg Larsson. Und nein, dafür gibt es keine Kreativitätspunkte, wenn man das Recycling vom Recycling in die Welt wirft, aber unter der wie immer konzentrierten Regie von David Fincher kann man sich auch so einen Film einmal gönnen, zumal er mit Daniel Craig, Rooney Mara, Christopher Plummer und Stellan Skarsgård eine illustre Besetzung aufweisen kann, die sich auch ordentlich ins Zeug legt. Wenn man dann, so wie ich, weder die Buchvorlagen noch die erste schwedische Verfilmung kennt, ist ohnehin alles wunderbar frisch und damit noch besser genießbar. Für alle Anderen ist der neuerliche Aufguss, der mit einer Laufzeit von über 2,5 Stunden auch recht viel Sitzfleisch abverlangt, zugegebenermaßen vielleicht irrelevant, aber die können dann immerhin nach Sichtung des Films trefflich darüber streiten, ob nun Rooney Mara oder Noomi Rapace die bessere Lisbeth Salander abgibt. Da ich nur Mara in der Rolle kenne, klinke ich mich aus dieser Diskussion aus und halte einfach fest: Die extrem wandelbare Rooney Mara ist auch in dieser Rolle gut aufgehoben. Ansonsten bleibt zu sagen: Der Film ist solide Thriller-Kost, die jetzt nicht unbedingt mit großen Überraschungen glänzt, aber mit einem klaren Fokus auf die Figuren (was ja sehr positiv hervorzuheben ist) inszeniert ist, was den Zuseher auch über einige Leerstellen in der Handlung gut hinweg hebt. Wie gesagt, Fincher und Thriller – da kann prinzipiell nicht viel schiefgehen.

 


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)

Der schwarze Diamant (2019)

Regie: Josh und Benny Safdie
Original-Titel: Uncut Gems
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Krimi, Thriller, Drama
IMDB-Link: Uncut Gems


Die Safdie-Brüder sind gerade der heißeste Scheiß in Hollywood. Mit ihrem Thriller „Uncut Gems“ haben sie Adam Sandler mal wieder die Möglichkeit geboten, abseits flacher Blödeleien als Schauspieler wahrgenommen zu werden – und eines muss man gleich festhalten: Sandler hat diese Steilvorlage dankbar verwertet und bietet eine großartige Leistung als windiger und spielsüchtiger Juwelier Howard Ratner, der für einen Tag einen gigantischen Opal an den Basketball-Star Kevin Garnett verleiht und damit eine bemerkenswerte Abwärtsspirale in Gang setzt. Fortan hechelt er von einem Ort zum nächsten auf der Suche nach Geld, einer Gelegenheit und dem verdammten Edelstein. Vor den Oscars 2020 munkelte mancher sogar, dass Sandler die höchste Anerkennung in Form einer Oscar-Nominierung hätte einfahren können, und es wäre nicht unverdient gewesen. Sein Howard Ratner ist eine denkwürdige Figur, ein Besessener und Getriebener, der Dinge zu kontrollieren versucht, die weit außerhalb seiner Möglichkeiten liegen, nur um nach der einen großen Gelegenheit im Leben zu suchen, mit deren Nutzung alles anders wird. Die Rastlosigkeit dieses Charakters wird von Sandler mühelos getragen. Generell wirkt der ganze Cast sehr authentisch und gut geführt. Dass der Thriller bei mir (anders als bei den meisten anderen Kritikern) dennoch nicht zündet, liegt vor allem am Stil der Safdie Brothers. Der Film ist ruhelos, laut und chaotisch. Jede Einstellung scheint in Bild und Ton zu vibrieren, es gibt keinen ruhigen Moment. Natürlich passt das prinzipiell sehr gut zur Geschichte, aber dieser extrem konsequent verfolgte Stil führt eben auch dazu, dass der Film rasch zu einer Belastung für die Nerven wird. Auf Verschnaufpausen wartet man vergebens. Und am Ende ist man einfach froh, wenn nach zwei langen Stunden der Abspann läuft. Ich glaube, von den Safdie-Brüdern werde ich kein Fan mehr, wenn sie diesem Stil treu bleiben, auch wenn ich ihr Können durchaus anzuerkennen weiß.


5,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)

Ohne Limit (2011)

Regie: Neil Burger
Original-Titel: Limitless
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Thriller
IMDB-Link: Limitless


Nein, in Neil Burgers Film geht es nicht um BMWs auf deutschen Autobahnen, die mit 220 km/h dahergeprescht kommen, bis auf zehn Zentimeter an die Stoßstange auffahren und dann wie wild die Lichthupe betätigen. Obwohl ein solches Szenario auch ein guter Stoff für einen Thriller wäre. Wenn dann der Vordermann nur mal kurz auf die Bremse steigen würde … frage nicht! Vielleicht machen Begrenzungen ja durchaus auch Sinn. Und vielleicht ist es ganz gut, dass nicht Einzelne von uns das komplette Potential unseres Gehirns nutzen können, das würde auch unfaire Vorteile mit sich bringen. Schlag nach bei „Lucy“ von Luc Besson. In „Limitless“ findet ein erfolgloser Schriftsteller jedenfalls eine Droge, die ihm genau diesen Vorteil bringt. Die Pille aktiviert das bislang ungenutzte Potential des Gehirns und macht Eddie zum klügsten Menschen auf dem Planeten. In wenigen Tagen ist sein Buch geschrieben, und neben lernt er mal ein paar Fremdsprachen, die er auf der Straße aufschnappt. Aber es ist klar, dass bald finstere Gestalten danach trachten, ihm die Monopolstellung für das Superbrain streitig zu machen. Außerdem treten alsbald unerwartete Nebenwirkungen auf, die das Leben zusätzlich verkomplizieren. Und für den klügsten Mann des Planeten trifft er bald einige echt saublöde Entscheidungen. „Limitless“ ist ein visuell absolut überzeugender und spannender Thriller, der gut zu unterhalten weiß, aber leider selbst nicht sein ganzes Potential ausschöpft. Was die neuen geistigen Möglichkeiten betrifft, die so eine komplette Nutzung des Gehirns mit sich bringt, ist „Lucy“, obwohl als Film insgesamt eher missraten, beispielsweise deutlich konsequenter. In „Limitless“ beschränkt sich die Wirkung der Droge darauf, dass man schnell rechnen und Fremdsprachen erlernen kann und als wandelnde Enzyklopädie durch die Geschichte stolpert. Wenn es der Plot verlangt, handelt Eddie aber manchmal so dämlich, dass man fast vermuten muss, die Droge hätte sein Gehirn verbrutzelt statt simuliert. Aber sei’s drum – wer an einem Sonntagabend einen spannenden Thriller sehen möchte, wird mit „Limitless“ gut unterhalten werden.


6,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)

Das Letzte, was er wollte (2020)

Regie: Dee Rees
Original-Titel: The Last Thing He Wanted
Erscheinungsjahr: 2020
Genre: Thriller, Drama, Politfilm
IMDB-Link: The Last Thing He Wanted


Dee Rees kann es. Das hat die Regisseurin 2017 mit Mudbound bewiesen. Nur leider hat sie auf ihr Können beim Dreh von „The Last Thing He Wanted“ wohl völlig vergessen. Denn dieser Film ist ihr trotz einer charismatischen Besetzung (Anne Hathaway in der Hauptrolle, dazu u.a. Ben Affleck und Willem Dafoe) zu einem chaotischen, unverständlichen Wirrwarr geraten. Der Stoff hätte eigentlich viel hergegeben. Mitte der 80er pfeift eine integere Polit-Journalistin, die von den gefährlichsten Orten der Welt berichtet, auf all ihre Integrität, um für ihren kranken Vater einen letzten Deal abzuschließen. Und schon sieht sie sich in ein lumpiges Waffengeschäft mit finsteren Typen verwickelt und auf der falschen Seite des Gesetzes stehen. Das bringt natürlich jede Menge Stress mit sich, und da kann auch eine hübsche Villa in Costa Rica, in der sie Unterschlupf findet, den Puls drastisch senken. „The Last Thing He Wanted“ marschiert mit fieberhafter Nervosität durch einen Plot, der für den Zuseher kaum Sinn ergibt. Das Hauptproblem ist, dass Dee Rees, die auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, zu viel voraussetzt – so als hätte jeder Zuseher diesen Prozess der Figuren- und Handlungsentwicklung gemeinsam mit ihr selbst schon längst durchgemacht. Man fühlt sich ein bisschen wie in einer Runde cooler Hipster gefangen, die einen Insider-Witz nach dem anderen loslassen. Man will mitlachen, aber man hat keinen Plan, worum es geht. Also nippt man verstimmt an seinem Gin Tonic und hofft, dass der Abend bald vorbei ist. Allein Anne Hathaway kann man keinen Vorwurf machen, sie trägt den Film gut und scheint als eine der wenigen auch das Drehbuch verstanden zu haben. Ben Affleck und Willem Dafoe hingegen sind völlig verschenkt. Bei Affleck passiert es sogar so, dass man sich jedes Mal aufs Neue wundert, wenn er auf dem Bildschirm erscheint, da man seit seinem letzten Auftritt bereits vergessen hat, dass er mitspielt. Und Dafoe ist einfach zu wenig zu sehen, um da noch was zu retten. Am Ende dieser gefühlt ewigen zwei Stunden bleibt das vage Gefühl zurück, dass unter der ganzen nervösen Schwurbelei irgendwo auch eine gute Geschichte versteckt lag, nur hat Dee Rees es leider nicht verstanden, diese ans Tageslicht zu bringen.


3,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)

Der Schacht (2019)

Regie: Galder Gaztelu-Urrutia
Original-Titel: El hoyo
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Thriller, Satire, Drama, Horror
IMDB-Link: El hoyo


Für einen guten Film braucht es nicht mehr als eine gute Idee. Dann reicht es auch, wenn man beispielsweise Tom Hardy in ein Auto setzt und telefonieren lässt (wie in No Turning Back) oder ein paar Nasen durch ein Labyrinth aus Würfeln laufen lässt (wie in „Cube“). Mit letzterem Film hat „Der Schacht“ des jungen spanischen Regisseurs Galder Gaztelu-Urrutia einiges gemein. Denn auch hier ist die Kulisse auf das Allernötigste zusammengedampft und gerade in seiner Repetition äußerst interessant. Es beginnt damit, dass Goreng (Iván Massagué), der sich freiwillig dafür gemeldet hat, auf der Plattform 48 des Schachtes erwacht. Der Schacht ist ein Konstrukt aus einer unbekannten Anzahl von Ebenen, auf der jeweils zwei Menschen zusammen eingesperrt sind. Die haben je einen persönlichen Gegenstand bei sich sowie die Kleidung, die sie am Körper tragen. In der Mitte dieser Ebenen befindet sich ein rechteckiges Loch. Dadurch fährt einmal pro Tag ein Tisch voller Essen herab. Das Perfide: Je weiter der Tisch nach unten kommt, desto weniger befindet sich logischerweise darauf. Wer also auf einer der oberen Ebenen sitzt, kann sich satt essen. Auf den unteren Ebenen hingegen sieht es hingegen trist aus. Noch perfider: Einmal im Monat werden alle Insassen betäubt und wachen auf einer neuen Ebene auf. Wer vorhin oben war, kann sich nun unten wiederfinden – und umgekehrt. Ebene 48 scheint dabei kein schlechter Start zu sein, wie Gorengs Mitbewohner, der zynische und opportunistische Trimagasi (Zorion Eguileor) versichert. Der ist schon seit zehn Monaten im Schacht und sitzt seine letzten beiden Ebenen ab. Als im nächsten Monat Goreng und Trimagasi auf Ebene 171 erwachen, geht der Spaß los – denn Essen kommt da unten keines mehr an. „Der Schacht“ ist eine düstere Parabel und unverhohlene Kapitalismus-Kritik. Als solche ist sie vielleicht ein wenig plump geraten, aber dennoch – oder vielleicht auch gerade deshalb – äußerst wirkungsvoll. Diese Netflix-Eigenproduktion entwickelt sich gerade zum viralen Renner, und das zurecht. Denn durch die Umsetzung mit minimalen Mitteln konzentriert sich der Film komplett auf seinen Inhalt, der politisch, religiös und vor allem natürlich gesellschaftskritisch interpretiert werden kann. Die von Gaztelu-Urrutia vorgeschlagene Lösung ist vielleicht zu einfach und naiv gestrickt, doch legt er unzweifelhaft den Finger in die Wunde unserer Gesellschaft, dass es nämlich schwierig bis unmöglich ist, das bestehende System von innen, also jenen, die Teil davon sind, zu ändern. In dieser Hinsicht ist die Dystopie keine mehr, sondern ein bitterer Realitäts-Check.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)

https://www.youtube.com/watch?v=CiXD5WFHOoc

Psycho (1960)

Regie: Alfred Hitchcock
Original-Titel: Psycho
Erscheinungsjahr: 1960
Genre: Thriller, Krimi
IMDB-Link: Psycho


Junger Motel-Besitzer mit guten Manieren stoppt eiskalte Verbrecherin auf der Flucht. Doch leider erfährt dieser nicht die verdiente Anerkennung, sondern wird aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände in einen Strudel sich gegenseitig misstrauender Hobby-Ermittlungen hineingezogen und verliert dabei nicht nur seine geliebte Mama, sondern auch den Verstand. Klar, Alfred Hitchcocks Thriller-Klassiker „Psycho“ ist inhaltlich gut bekannt. Und so ziemlich jeder Mensch auf dieser Erde, ganz gleich, ob er den Film jemals gesehen hat oder nicht, kennt die berühmte Dusch-Szene, in der Janet Leigh den bislang von Fay Wray in „King Kong und die weiße Frau“ gehaltenen Dezibel-Rekord für Filmschreie eindrucksvoll pulverisiert. Aber kann der Film darüber hinaus auch heute noch spannende Unterhaltung bieten? Die klare Antwort lautet: Ja! Es ist wenig verwunderlich, dass Hitchcock als Meister des Suspense gefeiert wurde, denn auf diesem Gebiet war er seiner Zeit ganz einfach weit voraus. Mit seinem Gespür für Spannungsbögen und Dramaturgie und seinem Auge für interessante Settings (das Herrenhaus hinter dem Bates-Motel gehört zu den gruseligsten Häusern der Filmgeschichte) und von inneren Dämonen gequälten Charakteren hat er zeitlose Meisterwerke geschaffen, die auch heute noch für kurzweilige Filmabende sorgen. Für mich kommt „Psycho“ nicht ganz an andere seiner Meisterwerke, allen voran „Das Fenster zum Hof“, heran, dazu ist mir die Hauptfigur Marion Crane schlicht zu unsympathisch, und ich gebe der im Biopic „Hitchcock“ von Helen Mirren gespielten Ehefrau Alma Recht, als sie Hitchcocks Zweifel, ob er seine Hauptfigur nach der Hälfte des Films einfach sterben lassen könne, mit einem trockenen „Kill the bitch earlier“ ausräumte. Aber sei’s drum, der Rest – und vor allem Anthony Perkins‘ grandiose Darstellung als Norman Bates – ist gemacht für die Ewigkeit.


8,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)

Trance – Gefährliche Erinnerung (2013)

Regie: Danny Boyle
Original-Titel: Trance
Erscheinungsjahr: 2013
Genre: Krimi, Thriller
IMDB-Link: Trance


Ich mag Filme von Danny Boyle. Er pflegt einen vibrierenden, energiegeladenen, optisch sehr einzigartigen Stil. Dieser kann manchen Zuseher auch schnell mal nerven, das ist klar. Ultrarealistische Bilder sind nicht so das Ding des Briten, der für „Slumdog Millionär“ 2009 mit einem Oscar prämiert wurde. Aber dafür erkennt man Boyles Filme an fast jeder einzelnen Kameraeinstellung. „Trance“ aus dem Jahr 2013 ist einer seiner unbekannteren Filme. Qualitativ braucht sich dieser aber nicht zu verstecken. Gleich die Eingangssequenz weiß zu packen: Simon Newton (James McAvoy), ein Auktionator für ein großes Kunstauktionshaus, erklärt die Sicherheitsmaßnahmen, die bei solch großen Auktionen gelten, um die teuren Kunstwerke vor Raub und Diebstahl zu schützen. Auftritt Franck (Vincent Cassel), der mit seinem Team genau die gerade vorgestellten Maßnahmen genüsslich zunichte macht und in einem dreisten Coup ein Gemälde von Goya inmitten der Versteigerung klaut. Nur blöd, dass sich der Koffer, in dem sich das teure Bild befinden soll, als leer herausstellt. Und noch blöder, dass Franck Simon vor der Flucht noch eins übergebraten hat, sodass sich dieser nicht daran erinnert, wohin er das Gemälde in Sicherheit gebracht hat. Aber vielleicht kann die hübsche Hypnotiseurin Elizabeth Lamb (Rosario Dawson) ja die Erinnerung auffrischen. An sich ist in dem Plot schon genug Zündstoff für einen packenden Thriller enthalten. Aber damit gibt sich das Drehbuch nicht zufrieden. Es werden nicht nur doppelte Böden gelegt, sondern gleich drei- bis vierfache. Das Katz-und-Maus-Spiel aller Beteiligten sorgt für Kurzweil, aber mitunter, wenn man nicht aufpasst, auch für Konfusion. Das alles ist enorm stylish in Szene gesetzt. „Trance“ weiß von der ersten bis zur letzten Minute zu packen, und auch wenn dann manchmal die Handlung etwas arg unrealistisch und teils auch wirr wird, so kann man sich dennoch darauf verlassen, von den WTF-Momenten, die einander die Klinke in die Hand geben, über die ganze Laufzeit bei Laune gehalten zu werden.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 2013 – Fox Searchlight Pictures, Quelle: imdb.com)