Thriller

Zeuge gesucht (1944)

Regie: Robert Siodmak
Original-Titel: Phantom Lady
Erscheinungsjahr: 1944
Genre: Thriller, Krimi
IMDB-Link: Phantom Lady


Ein Thema zieht sich beim Film Noir durch: Die Handlung wird häufig durch Ehezwistigkeiten in Gang gesetzt – oft sehr zum Schaden der Ehepartnerin, die dann tot auf dem Diwan liegt, während der Gatte Hals über Kopf die Flucht ergreift. Das ist auch das Thema von „Zeuge gesucht“, dem ersten einer Reihe von Film Noirs, die Robert Siodmak für Universal drehte. In diesem Fall gelingt die Flucht nicht, und der Göttergatte (Alan Curtis) sitzt bald ein. Sein Alibi, dass er nach einem Ehestreit in einer Bar eine mysteriöse Frau aufgerissen hat, von der er nicht einmal mehr den Namen weiß, und den Abend mit ihr verbracht hat, glaubt ihm niemand – mit Ausnahme seiner Mitarbeiterin Carol „Kansas“ Richman (Ella Raines), die sich mit detektivischem Spürsinn an die Arbeit macht, ihren Chef zu entlasten und die unbekannte Dame, die als einzige das Alibi bezeugen kann, zu finden. Ihr zur Seite stehen ein Polizist und der Freund des Verdächtigen, der eigens seine Südamerika-Reise unterbrochen hat, um zu helfen. Etwas boshaft gesagt könnte man meinen, dass Alan Curtis am schwersten an seiner Rolle zu tragen hat, muss er doch in jeder Szene ungefähr 15 Kilogramm Pomade auf seinem Kopf stemmen. Aber es ist Ella Raines, die die Show rockt. Das ist dann auch der erfrischende Aspekt an „Zeuge gesucht“ – die Handlung wird von der jungen Dame mit eisernem Willen und Köpfchen in Gang gesetzt, und auch wenn sie sich gegen Ende hin wieder in klassischen Klischees verlieren muss, die man Frauen jener Zeit so zugedacht hat, behält sie zumindest für den größten Teil des Films die Hosen an. Was hier nicht mithalten kann, ist die Logik bzw. Unlogik der Handlung. Die ist mit Brachialgewalt auf schauderhafte Plot-Twists gebürstet. Allzu intensiv nachdenken sollte man darüber nicht. Wenn man sich aber darauf einlässt, dann kann man zumindest eine couragierte Leistung von Ella Raines sowie eine hintergründig kontrollierte Darbietung von Franchot Tone als Freund und einige hübsche Spannungsmomente genießen.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Universal Pictures/Photofest – © Universal Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Rächer der Unterwelt (1946)

Regie: Robert Siodmak
Original-Titel: The Killers
Erscheinungsjahr: 1946
Genre: Thriller, Krimi
IMDB-Link: The Killers


„Rächer der Unterwelt“, auch bekannt als „Die Killer“, begründete Robert Siodmaks Ruf als exzellenten Regisseur für dramatische Thriller. Und das zurecht. Denn der finstere Film Noir ist spannend und wendungsreich inszeniert, ohne aber die Geduld der Zuseher mit übertriebenen deus ex machina-Momenten zu sehr zu strapazieren. Der Film beginnt mit einer brillanten Szene, als zwei dubiose Gestalten, die sich schon bald höflich als Killer vorstellen, recht nonchalant ein Diner übernehmen, um hier auf „den Schweden“ zu warten, mit dem sie offensichtlich eine Rechnung offen haben. Diese Szene hätte ein Tarantino auch nicht viel besser hinbekommen beziehungsweise würde es mich nicht überraschen, wenn Tarantino ein Bewunderer dieser Szene wäre. Nun, der Schwede ist bald tatsächlich Geschichte, doch sein letzter Wille, mit dem er sein Erspartes einem Zimmermädchen eines Hotels vermacht, gibt dem Versicherungsdetektiv Jim Reardon (Edmond O’Brien) Rätsel auf. Er taucht tief ein in die Vergangenheit des Schwedens, seinen Anfängen als Boxer, seiner Liaison zur mysteriösen Barsängerin Kitty Collins und den Geheimnissen, die nach und nach an die Oberfläche kommen. Der Schwede und seine Kitty werden von niemand Geringerem gespielt als den (späteren) Weltstars Burt Lancaster und Ava Gardner, die damals an den Anfängen ihrer Karrieren standen. Und die mit „Rächer der Unterwelt“ ihren Filmographien schon früh ein Meisterwerk hinzufügen konnten. Wer nur einen einzigen Film Noir in seinem Leben gesehen haben möchte, der kann ruhig zu „Rächer der Unterwelt“ greifen. Die Herausgeber von „1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist“ sehen das ähnlich und haben den düsteren Krimi in ihre Liste mit aufgenommen.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Die blaue Dahlie (1946)

Regie: George Marshall
Original-Titel: The Blue Dahlia
Erscheinungsjahr: 1946
Genre: Thriller, Krimi
IMDB-Link: The Blue Dahlia


1946 einen Film über Kriegsheimkehrer herauszubringen, war schon eine mutige Entscheidung. In diesem Fall lassen sich die seelischen Verwundungen und das Gefühl der Abgeschiedenheit von der Welt aber gut mit den Stilmitteln des Film Noir kombinieren. Hier findet zusammen, was zusammengehört. Die Geschichte handelt von Johnny, der zusammen mit seinen Kameraden Buzz und George nach Hause zurückgekehrt ist, nur um seine Frau als versoffenes Partygirl mit einer heimlichen Affäre wiederzufinden, und der Sohn ist auch gestorben. Im Streit geht das Ehepaar auseinander, und kurze Zeit später ist die Ehefrau tot. Logisch, dass der Verdacht der Polizei auf den flüchtigen Ehemann fällt. Der hat nun alle Hände voll zu tun, den Fall selbst aufzuklären, ehe er geschnappt wird. Ihm zu Hilfe kommt eine mysteriöse Fremde, die irgendwie auch neben der Spur zu sein scheint. „Die blaue Dahlie“ ist Drama, Drama, Drama! Der Plot biegt vielleicht ein paar Mal zu oft ab, sodass einem mit der Zeit fast schwindlig von den vielen deus ex machina-Momenten und signifikanten Zufällen wird. Doch immerhin ist für Spannung und Unterhaltung gesorgt. Das Ende überrascht, wirkt aber nicht stimmig. Selbst M. Night Shyamalan wäre da wohl nicht mitgegangen. Unterm Strich ist „Die blaue Dahlie“ von George Marshall ein recht klassischer Vertreter des Genres. Wer ein Faible dafür hat, wird gut unterhalten, nur sollte man vorab jeglichen Anspruch an Logik aus seiner Erwartungshaltung streichen.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1946 Paramount Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Hinterland (2021)

Regie: Stefan Ruzowitzky
Original-Titel: Hinterland
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Krimi, Thriller, Historienfilm
IMDB-Link: Hinterland


Man will es sich als wohlstandsverwahrlostes, verhätscheltes Kind der 80er ja gar nicht vorstellen, was unsere Urgroßväter und -mütter mitmachen mussten. Vier Jahre lang Krieg, den man noch dazu verloren hat, der alte Kaiser ist tot, der neue im Exil, von den Fahnenmasten flattern so seltsame rot-weiß-rote Fahnen, und man versucht herauszufinden, was dieses seltsame Konstrukt der Republik nun bedeutet. In diese fremde Welt wird der Kriegsheimkehrer Peter Perg (Newcomer Murathan Muslu) hineingeworfen. „Für Gott, Kaiser und Vaterland“ war einmal. Heute ist er, der ehemalige Spitzeninspektor der Wiener Polizei, ein Niemand. Noch dazu werden alte Gefährten bestialisch gemeuchelt. Irgendjemand hat es auf Kriegsheimkehrer abgesehen, die er zunächst grausam foltert und dann schön drapiert zur Schau stellt. „Sieben“ lässt grüßen. Also muss sich Perg, seelische Verwundungen hin oder her, der Sache stellen. „Hinterland“ von Stefan Ruzowitzky ist ein expressionistischer Albtraum – die (computergenerierten) Wände der Stadt stehen schief und spiegeln die Schieflage, in der sich die ganze Gesellschaft befindet. Die Morde könnten grauslicher nicht sein, die Mienen sind verzerrt, die Blicke leer, und stinken wird’s auch, so ungewaschen, wie die Leute aussehen. Das alles verfehlt seine Wirkung nicht – selten zuvor habe ich Wohlstandskind drastischer nachempfinden können, was es heißt, in eine kriegsversehrte Welt hineingeworfen zu werden. Ein ganzes Land hat sich selbst verloren. Das wird in „Hinterland“ erlebbar. Allerdings ist Ruzowitzky halt auch jemand, der gerne dick aufträgt. Gerade das Ende versucht sich, in jeder Sekunde selbst zu übertreffen, was dazu führt, dass der Film von einer Klischeefalle in die nächste schlingert. Eine interessante und empfehlenswerte Seherfahrung bleibt „Hinterland“ dennoch. Man hätte sich nur gewünscht, dass die Story der außergewöhnlichen Qualität der Bilder folgen kann.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by freibeuter film – © freibeuter film, Quelle http://www.imdb.com)

James Bond 007: Keine Zeit zu sterben (2021)

Regie: Cary Joji Fukunaga
Original-Titel: No Time to Die
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: No Time to Die


Man versetze sich doch bitte mal in die Lage von Daniel Craig. Da sitzt du in einem Hotelzimmer beim Promo-Interview für deinen neuen Film, doch dessen Kinostart ist drölfzig Mal verschoben worden und du hast keinen Schimmer mehr, worum es eigentlich geht, weil du in der Zwischenzeit schon so viele andere Sachen gemacht hast. Aber gut, das gehört vermutlich zum Berufsrisiko. Jedenfalls ist es nun tatsächlich so weit und das letzte Bond-Abenteuer mit Daniel Craig in der Hauptrolle flimmert über unsere Leinwände. Und weil es ja wirklich der letzte Craig-Bond ist, genießt der erst mal seine wohlverdiente Pension mit seiner neuen Flamme unter tropischen Palmen. Der Film wäre allerdings ein bisserl arg fad geworden, wenn Fukunaga daraus nur eine 2,5 Stunden lange Traumschiff-Folge gemacht hätte, und so muss Bond auch bald wieder zurück nach Good Old England, um Schurken zu jagen und Gebäude in die Luft zu sprengen – eben das, was er eigentlich immer macht. Und weil den Drehbuchautoren nichts Besseres eingefallen ist, wiederholen sie das bewährte Schema: Die Vergangenheit holt die Helden des Films ein. War es in Skyfall noch M’s Vergangenheit und ging die Reise in Spectre in Bonds höchstpersönliche Geschichte, so wird nun ein dunkles Geheimnis der Liebsten ausgebuddelt. Never change a running system. Was aber in „Keine Zeit zu sterben“ wirklich neu ist: Der Mann mit der Lizenz zu töten entdeckt ganz tiefe Gefühle. Das ist vielleicht nicht ganz ideal für einen eiskalten Killer und Geheimagenten, aber es beschert den Zusehern einige nette Was-wäre-wenn-Momente – was wäre, wenn Bond einfach mit seiner Holden auf der tropischen Insel geblieben und dort eine Familie gegründet hätte mit drei Söhnen, die allesamt in Anzug und mit Sonnenbrille auf der Nase herumtollen und statt Sandburgen schussfeste Bunker bauen. Aber nein, so idyllisch wird es zu keinem Zeitpunkt. Stattdessen gibt’s wieder jede Menge Krachbumm. Die von mir hochgeschätzte Ana de Armas darf als Bond-Girl immerhin mal neue Wege bestreiten und in einem kurzen, aber denkwürdigen Auftritt dem steifen Engländer zeigen, wo der Bartl den Most herholt. Der Rest des Films hält dieses Niveau aber leider nicht, und vor allem in der zweiten Hälfte zerfällt er in seine Bestandteile. Und die Schurken? Christoph Waltz: verschenkt. Rami Malek: verschenkt. Daraus hätte man so viel mehr machen können. Vielleicht war es ja tatsächlich an der Zeit, Daniel Craig als Bond Lebwohl zu sagen. Er hat seine Sache gut gemacht, aber die Stories rund um seinen Bond sind immer größer und größer geworden und am Ende als Blase geplatzt. Immerhin war’s eine irre Reise bis dahin.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Nicole Dove – © 2019 DANJAQ, LLC AND MGM, Quelle http://www.imdb.com)

James Bond 007: Spectre (2015)

Regie: Sam Mendes
Original-Titel: Spectre
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Spectre


Alle Vorzeichen des vierten James Bond-Abenteuers mit Daniel Craig in der Titelrolle standen auf Grün: Mit Sam Mendes war der Regisseur des grandiosen Vorgängerfilms Skyfall wieder mit an Bord, Christoph Waltz war als Bösewicht gecastet, Monica Bellucci durfte mal den Altersschnitt der Bond-Girls etwas anheben und die reiferen Schönheiten repräsentieren, die Story sollte alle Fäden der vorigen Filme zusammenführen, kurz: „Spectre“ sollte ein Volksfest für Bond-Aficionados werden. Doch wie so oft im Leben halten die tatsächlichen Ereignisse der Erwartungshaltung nicht stand. Es verhält sich ungefähr wie beim Besuch des Louvre, um endlich mal die Mona Lisa zu sehen: Im Vorfeld denkt man schon voller Vorfreude daran, wie einen die mysteriöse Dame anlächeln wird, während man über man DaVincis Genie kontempliert, doch dann latscht du erst mal stundenlang durch Gemäldegalerien, bis die Füße schmerzen, stehst am Ende vor einer riesigen Menschentraube, und außer Selfie-Sticks siehst du nichts. Man wollte halt einfach zu viel. Und ganz ehrlich: Die anderen Gemälde, die man im Vorbeihasten nur flüchtig mit Blicken gestreift hat, wären eh interessanter gewesen. So ist das eben auch bei „Spectre“. Der Film möchte alles Dagewesene in Sachen James Bond toppen und wird von Sam Mendes als pompöses Eventkino aufgezogen, doch es ist von allem ein bisschen zu viel. Zu viel Action, zu viel Drama, zu viele Verwicklungen und Verstrickungen, die einem per deus ex machina anspringen – das alles ist nicht rund. Und Christoph Waltz? Der ist tatsächlich verschenkt. So ist „Spectre“ unter den ersten vier Daniel Craig-Bonds trotz Vorschusslorbeeren der schwächste Film. Natürlich ist er immer noch unterhaltsam, aber es fehlt ihm an eigenständigen Charakter, was die Vorgängerfilme allesamt noch aufwiesen – selbst der nicht gänzlich geglückte Ein Quantum Trost.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by jonathan olley – © SPECTRE2015 Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc., Danjaq, LLC and Columbia Pictures Industries, Inc., Quelle http://www.imdb.com)

James Bond 007: Skyfall (2012)

Regie: Sam Mendes
Original-Titel: Skyfall
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Skyfall


Da haben wir ihn nun: Den besten James Bond-Film, der jemals gedreht wurde. Meine völlig subjektive Meinung, und das voller Ehrfurcht vor Sir Sean Connery und den Klassikern wie „Liebesgrüße aus Moskau“ oder „Goldfinger“. Aber ganz ehrlich: „Skyfall“ ist ein perfekter Actionfilm mit einem Daniel Craig, der nun endgültig in seine epische Rolle als Geheimagent mit der Lizenz zu töten hineingefunden hat, und der sich einem großartigen Schurken entgegenstellen muss. Javier Bardem, der mit schlechtem Haarschnitt einfach unfassbar creepy wirkt (siehe „No Country for Old Men“ und nun auch wieder hier in „Skyfall“), spielt sich die Seele aus dem Leib und lässt einen damit sogar Mads Mikkelsen vergessen. Und Spoiler vorab: Selbst Christoph Waltz, der ja schon mehrfach bewiesen hat, wie gut ihm Oberschurken gelingen, sieht im nachfolgenden „Spectre“ blass gegen Bardem aus. Der Rest des Films ist exzellent inszenierte Action und eine Story, der man tatsächlich mal gebannt folgen kann (eine Ausnahme in der James Bond-Filmreihe). Denn hier wird’s ausnahmsweise persönlich – der Schurke möchte nicht bloß einfach die Welt ins Nirwana bomben, sondern hat eine nachvollziehbare Agenda und genug Charisma, um auch Verständnis beim Zuseher zu erzeugen. In mehreren Aspekten weicht „Skyfall“ von der üblichen Bond-Formel ab, und das tut dem Film sichtlich gut. Zum Beispiel wird das übliche Bond-Girl (Bérénice Marlohe) hier schon fast schmerzhaft beiläufig abgehandelt. James Bond hat in diesem Film nun mal andere Prioritäten, auch wenn sich ein Quickie unter der Dusche schon noch ausgeht. Stattdessen schlüpft Dame Judi Dench als M in die zentrale weibliche Rolle des Films und liefert einige wirklich denkwürdige Momente. „Skyfall“ ist ein harter Film mit Untiefen, der den eleganten Kuschel-Bond Pierce Brosnan endgültig in die Versenkung verschwinden lässt. Wie gesagt, für mich der beste Film der Reihe.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Francois Duhamel – © 2012 – Danjaq, LLC, United Artists Corporation, Columbia Pictures Industries, Inc., Quelle http://www.imdb.com)

James Bond 007: Ein Quantum Trost (2008)

Regie: Marc Forster
Original-Titel: Quantum of Solace
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Quantum of Solace


Die Erinnerung ist ein Hund. Da habe ich gedanklich „Ein Quantum Trost“, das zweite Abenteuer von Daniel Craig als James Bond, als total verhunzte Gurke abgespeichert und stelle nach neuerlicher Sichtung fest: Der ist eigentlich ganz gut. James Bond als Amok laufender Racheengel an der Seite von Olga Kurylenko, die eine ähnliche Agenda verfolgt, ist flott geschnitten und mit einer ökonomischen Laufzeit von ca. 1,5 Stunden auch recht kurzweilig. Mathieu Amalric als Nachfolger des Superschurken Mads Mikkelsen kann man auch keinen Vorwurf machen – der macht seine Sache schon ordentlich in dem Bewusstsein, dass du als Schauspieler immer abstinkst, wenn du an Mikkelsen gemessen wirst. Allein Gemma Arterton als Gspusi für zwischendurch ist komplett verschenkt. Aber gut, die stand auch noch ziemlich am Anfang ihrer Karriere, die dann trotz der Minirolle gehörig Fahrt aufnahm. Für die ging ihr kurzer Auftritt runter wie Öl (pun intended). Alles in allem ist dieses Abenteuer, das direkt an die Ereignisse von „Casino Royale“ anschließt und damit direkt in die etwas unorthodoxe Trauerbewältigung eines hochgezüchteten Geheimagenten mit der Lizenz zu töten einsteigt, gut gelungen, ohne jedoch auch nur annähernd das Niveau des Vorgängers zu erreichen. Dazu ist der Film zu actionlastig – das typische Bond-Feeling von früher stellt sich hier nicht mehr ein. Auch ist die Action zu hektisch geschnitten, da verliert man gerne auch mal den Überblick – ein handwerkliches Manko, das in dieser Oberliga der Hollywood-Unterhaltung eher ungut auffällt. Aber als Zwischengang zwischen „Casino Royale“ und dem ebenfalls exzellenten „Skyfall“ ist der Film schon in Ordnung.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

James Bond 007: Casino Royale (2006)

Regie: Martin Campbell
Original-Titel: Casino Royale
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Casino Royale


Ehe es in den neuen Bond-Film geht, den letzten mit Daniel Craig, ist es an der Zeit, die bisherigen Filme noch mal Revue passieren zu lassen. An Daniel Craig als Bond-Darsteller scheiden sich ja ein bisschen die Geister. Die Einen meinen, er wäre aufgrund der Härte und darunter durchschimmernden Verletzlichkeit der perfekte Bond, Andere meinen, er wäre aufgrund der Härte und der darunter durchschimmernden Verletzlichkeit der mieseste Bond. Gut, der selige Sir Sean Connery ist sakrosankt, aber wenn ich mir Craigs Leistung im Vergleich mit seinen Vorgängern mal genauer ansehe, tendiere ich jedenfalls mit gutem Gewissen zur ersten Fraktion. Dazu hatte er mit „Casino Royale“ einen sehr starken Auftakt, der mit Mads Mikkelsen wohl einen der besten Gegenspieler des Bond-Universums aufbietet und dank des damaligen Poker-Hypes auch noch einen Nerv traf. Dazu kam Eva Green in einer Paraderolle – jene der unterkühlten und mysteriösen Schönen. Ganz ehrlich: Für solche Rollen schuf der liebe Gott sie. Ansonsten ist „Casino Royale“ unter der Regie von Martin Campbell ein klassischer Bond-Film: Die Handlung ist verwirrend, aber wurscht, die Ladies ziehen sich für Bond immer noch schneller aus als ich nach der Arbeit von den Jeans in die Jogginghose schlüpfe, alle paar Minuten explodiert irgendwas, Verfolgungsjagden ziehen sich über Minuten, aber der Anzug sitzt immer perfekt. Im Unterschied zu seinen Vorgängern darf Daniel Craig als Bond diesmal aber nicht nur schwitzen, sondern auch bluten, und das tut der Reihe generell sehr gut. Und ob er seinen Martini geschüttelt oder gerührt trinkt, interessiert ihn einen Scheißdreck. Wie gesagt, ich mag diesen kernigen Bond. Von allen Bond-Filmen gehört „Casino Royale“ definitiv zu den gelungensten. Er erklärt die Figur James Bond endlich einmal und überführt sie in unsere Zeit. Dieses Niveau konnte die Reihe in den folgenden Filmen leider nicht halten, auch wenn es mit „Skyfall“ noch einen zweiten Höhepunkt gab.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2006 Danjaq, LLC, United Artists Corporation and Columbia Pictures Industries, Inc., Quelle http://www.imdb.com)

Wanted (2008)

Regie: Timur Bekmambetow
Original-Titel: Wanted
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Wanted


Timur Bekmambetow. Wir erinnern uns. Das ist der Typ, der die atemberaubende Karriere von Abraham Lincoln als Vampirjäger verfilmt hat. In „Wanted“ zeigt er uns ebenfalls etwas Neues, was wir bislang noch nicht wussten: Nämlich, dass Kugeln um die Ecke fliegen können. Physik ist, was man daraus macht. Und ganz eigene Physik ist für einen Actionfilm ja nicht unbedingt ein Knockout-Kriterium in Sachen Qualität – wenn der Film fetzt, dann verzeiht man ihm auch einen eher unwissenschaftlichen Zugang. Das ist ja okay. Aber, wie gesagt, dann muss der Film eben auch liefern – mit einer spannenden Story, guten Actionsequenzen und interessanten Figuren. Zumindest den Part mit den interessanten Figuren macht „Wanted“ zu Beginn auch erst mal richtig. Der ängstliche Buchhalter Wesley Gibson ist schon mal ein ambivalenter Charakter, den man gut nachvollziehen kann. So gehört die erste halbe Stunde von „Wanted“ auch einem groß aufspielenden, sympathischen James McAvoy, und auch wenn hier schon alles überzeichnet ist (der Film basiert schließlich auch auf einem Comic), so macht es Spaß, dabei zuzusehen, wie sich der junge Mann nach einer bleihaltigen Begegnung mit einer seltsamen Amazone (Angelina Jolie, die wieder mal sehr erfolgreich Angelina Jolie spielt) allmählich emanzipiert und die Zügel seines Lebens selbst in die Hand nimmt. Aber ab da geht’s rasant bergab. Denn die Story wird immer dünner und dümmer, und auch die Action ist einfach so dermaßen over the top, dass es auch nichts mehr nützt, bei der Physik alle Augen inklusive Hühneraugen zuzudrücken. Das wird mit der Zeit alles so fad und repetitiv, dass auch Morgan Freeman schließlich jegliche Ambition ablegt und mit einem dermaßen faden Auge durch den Film schleicht, dass man fast schon Mitleid mit ihm hat. Allein James McAvoy bleibt konzentriert bei der Sache und rettet, was zu retten ist. Wunder bewirken kann er aber trotzdem nicht, selbst wenn Kugeln um die Ecke fliegen.


4,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2008 – Universal Studios, Quelle http://www.imdb.com)